Zum Begriff der Frage (Seinsfrage, Judenfrage, deutsche Frage) vgl. die Abfolge der Situationen in den drei Verleugnungen Petri:
– die Magd fragt den Petrus (der leugnet),
– dann spricht sie mit den Umstehenden über Petrus (hinter seinem Rücken; der leugnet wieder),
– dann dringen die Umstehenden auf ihn ein (er verflucht sich selbst und leugnet nochmals).
Die erste Frage wird aufgrund der Situation als Anklage erfahren, deshalb (als Rechtfertigung, als Apologie) die Leugnung. In der ersten antwortlosen Frage ist die weitere Entwicklung, die in der Selbstverfluchung endet, bereits enthalten. Das ist präzise die Fragestruktur in der Fundamentalontologie, in der Seinsfrage, in der Judenfrage etc. Die Frage ist objektlos, sie treibt über die gesellschaftliche Gewalt, die sie auslöst, zur Selbstverfluchung des Objekts. Sie ist objektlos, weil sie diese Selbstverfluchung antezipiert und bereits in sich enthält.
„Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht.“ (Joh 19f) Er kam in die Welt wie Schafe unter die Wölfe. Die johanneische Welt ist die Wolfswelt (die gefallene Welt), geschaffen, aber nicht die Schöpfung. Vgl. auch Joh 129: „Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt auf sich nimmt.“ Für diese Welt gilt: Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben.
30.04.91
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