30.04.92

Das Wasser ist eine realmythische Substanz (Repräsentant der Schuld und der Reinigung von Schuld). Dieser Satz ist ähnlich real zu verstehen wie der Hinweis Franz Rosenzweigs auf den sinnlich-übersinnlichen Charakter der Liebe. Und diese realmythische Substanz (der entdinglichten Masse, der reinen Trägheit, des reinen, raumfüllenden Gewichts, Realobjekt des Massebegriffs – vgl. die ökonomischen „Massengüter“ -, das sich selbst Äußere oder der Auschluß jedes Inneren) erinnert nicht zufällig an den Grundbegriff des Mythos, an den des Schicksals. Die verandernde Kraft des Seins, in der seine Beziehung (und die Beziehung der Philosophie überhaupt) zum Schicksal gründet, wird erstmals angesprochen im Satz des Thales: „Alles ist Wasser“ (erster Begriff einer toten Materie). In welcher Beziehung dazu (und zum Problem der Sünde der Welt) steht
– das Wasser in der Schöpfungsgeschichte (der Geist schwebte über den Wassern; Trennung der Wasser oberhalb und unterhalb der Feste und Benennung der Feste, nicht der Wasser, am zweiten Tag, Erschaffung der großen Seetiere am fünften Tag),
– die Sintflut, die Meeres-, Fisch- und Schiffahrtsgeschichten (Jonas),
– das erste Wunder Jesu: die Verwandlung von Wasser in Wein, sowie überhaupt die auf das Wasser sich beziehenden Handlungen und Gleichnisse Jesu (das Wandeln auf dem Meere, der Sturm, die Schiffe, der Fischfang) und
– das Tier aus dem Wasser, der Sturz Babylons, das Verhältnis von Völkern, Nationen und Sprachen zum Meer sowie das Nichtmehrsein des Meeres am Ende in der Apokalypse?
Hängt die Identifikation der Barbaren mit den Bärtigen auch mit dem technischen Aspekt zusammen, daß erst nach Abnahme des Bartes das Gesicht zur Maske paßt, daß eine Maske nur tragen konnte, wer rasiert war? Gab es Königsmasken? Gibt es Masken mit Bart? Zusammenhang mit dem Personbegriff: Wer einen Bart trägt, weigert sich, dem Gesetz der Zivilisation sich zu unterwerfen und Person zu sein.
Geschichte der Banken als Geschichte der Vergesellschaftung der Schuldknechtschaft; Kredite (als Schulden Dritter) gründen in den Schulden, die die Banken bei ihren Einlegern machen; diese Schulden sind die Grundlagen der Bankengewinne.


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