Die double-bind-Theorie ist eigentlich eine Theorie des Faschismus.
Die Rache Goldhagens: Die auf den Begriff des „double bind“ gründende Schizophrenie-Theorie (Bateson et al.: Schizophrenie und Familie) ist Teil einer Kommunikationstheorie, die auch als Produkt der Verschiebung der kritischen Theorie von der politischen Ökonomie auf die Familie sich begreifen läßt. In diesem Schizophrenie-Begriff spiegelt sich die politische Situation in Amerika nach dem Kriege, zu Beginn des kalten Krieges, eine Situation, die aus dem gleichen Grunde, aus dem dem Schizophrenen die Einsicht in seine Situation versperrt ist, der Reflexion entzogen zu sein schien; die schizophrenogene Familienstruktur war der Spiegel, in dem die entstellte Realität zugleich als analysierbar sich erwies (in der Rolle der schizophrenogenen Mutter kündigte sich die Wende in eine neoliberale, der politischen Verantwortung sich entziehende und politisch nicht mehr korrigierbare Wirtschaftspolitik an). Dieser Verschiebungs- und Verdrängungsprozeß hat sich auf die deutsche Rezeption der Kommunikationstheorie durch die Antipoden Luhmann und Habermas verhängnisvoll ausgewirkt: Hier mußte auch der Rest des kritischen Potentials noch verdrängt werden, die Reflexion der double-bind-Erfahrung, in der die Schrecken des Faschismus sich spiegelten, gegen die allein die Urteilsmagie noch zu helfen schien; übrig blieb ein technisches Konstrukt, das außerhalb der Sphäre des innertheoretischen Exkulpationstriebs unverständlich werden mußte: mit der double-bind-Erfahrung ist auch die sprachlogische Wurzel der Kommunikationstheorie verdrängt worden. Das Verdrängte ist dann in der Erinnerung, die Goldhagens Hinweis auf „Hitlers willige Vollstrecker“ (die wirklichen Objekte der double-bind-Theorie) wachgerufen hat, wiedergekehrt.
Bedeutung der double-bind-Theorie für die Subjektivierungsgeschichte (für die Rekonstruktion der „Schuldgefühle“). Hat nicht die Schizophrenie-Theorie dazu beigetragen, die „Schuldgefühle“ durch Pathologisierung der Reflexion zu entziehen? Kommt nicht der Identitäts-Mythos aus der gleichen Ecke (wie auch das Konstrukt des „Verrats der eigenen Geschichte“)?
Gründet nicht das Plancksche Wirkungsquantum in der Individualisierung der Entropie, und ist diese Individualisierung nicht durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit vermittelt?
Es gibt immer noch nationale Eigentümlichkeiten der Philosophie wie auch der Wissenschaften, die
a. in den nationalen Sprachlogiken und
b. in den durch den Säkularisationsprozeß erzwungenen nationalen Denominationen der transzendentalen Logik (in den nationalen Kristallisationen der politischen Ökonomie)
begründet sind.
Ist das Tier aus dem Meer die Ökonomie und das Tier vom Lande die Verwaltung?
30.12.1996
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