Polis und Imperium Romanum: Die Griechen waren in erster Linie Naturphilosophen, die Lateiner Historiker; die Differenz zwischen kosmos und mundus sowie physis und natura scheint damit zusammenzuhängen.
Worauf bezieht sich der Satz „Wehe aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen“ (Mt 2419)? Geht es nicht eher um einen geschichtslogischen als um einen biologischen Sachverhalt?
Strukturwandel der Öffentlichkeit: Das Lebenselement der Medien (und in steigendem Maße auch das der Hilfs-, Menschenrechts- und Naturschutzorganisationen, der heute so genannten NGO’s) ist die Skandalisierung, die Vermarktung der Empörung.
„Privatweg“, oder der Blick ins Schlafzimmer des Staates: Können die Wege in einem Wald, der öffentliches Eigentum ist, als Privatwege deklariert werden? Wird hier nicht unterstellt, daß es auch im öffentlichen Bereich so etwas wie eine Privatsphäre gibt, der vor fremden Blicken zu schützen ist? Die gleiche Logik liegt der Vorstellung zugrunde, daß es auch für den Staat einen Geheimbereich gibt, der wie die Privatsphäre vor der zudringlichen Öffentlichkeit zu schützen ist. Auch für den Staat scheint es den Sündenfall zu geben, in dessen Folge ihm „die Augen aufgehen, und der erkennt, daß er nackt ist“. Der Geheimbereich galt ursprünglich für den Blick anderer Staaten; vor der Konstituierung eines Geheimbereichs mußte der Staat lernen, sich in den Augen anderer Staaten zu sehen, vor denen er seine Blöße verbergen mußte. Inzwischen bedient sich der Staat des Instruments der Geheimhaltung auch im Hinblick auf die eigenen Bürger, das souveräne Volk. Damit aber entsteht eine der Beziehung des Bewußtseins zum Unbewußten korrespondierende logische Konstellation im Kern der res publica, im politischen Zentrum dessen, was einmal Öffentlichkeit hieß. Der Begriff des falschen Bewußtseins emanzipiert sich von seinem individualpsychologischen Gebrauch; er wird zu einer die Struktur der Öffentlichkeit selber charakterisierenden Kategorie. Gewinnt damit nicht der politische Gebrauch der Sexualethik seinen präzisen Sinn, damit aber auch die Beziehung von (prophetischem) Taumelkelch und (apokalyptischem) Unzuchtsbecher; läßt sich hier nicht erstmals das politische Äquivalent der Sexualität aufs genaueste bestimmen? War nicht die Freudsche Libido seit dem Ursprung dieses Begriffs eine Kategorie, in der symbolisch ein politisch-ökonomischer Sachverhalt sich widerspiegelte, und verdankte diese Kategorie vielleicht damals schon dieser Konstellation seine logische Kraft?
Das logische Äquivalent der Unzucht ist die kantisch-hegelsche Definition der Wahrheit: „die Übereinstimmung von Begriff und Objekt“, die dem Hegelschen Satz vom Wahren als dem „bacchantischen Taumel, in dem kein Glied nicht trunken ist“, zugrundeliegt.
30.5.96
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