Dies dominica: Wer dieses Fleisch unwürdig ißt und dieses Blut unwürdig trinkt, der ißt und trinkt sich das Gericht.
Unterscheidet sich nicht der Feuerofen (des Nebukadnezar) von der Löwengrube (des Darius) dadurch, daß, während die Knechte schon während der Tat im Feuerofen verbrennen, die Hierarchen post festum in die Löwengrube geworfen werden?
Das Römische Reich hat die Löwengrube öffentlich gemacht, während das andere Rom, die Kirche, den Feuerofen als Scheiterhaufen in ihre Tradition mit aufgenommen hat. War nicht Auschwitz Löwengrube und Feuerofen zugleich?
Wir sind gewohnt, die Geschichten der Bibel immer im Hinblick auf eine Lehre, die wir daraus ziehen, zu lesen, auf eine moralische Nutzanwendung, während es in Wahrheit darauf ankommt, die Dramaturgie der Erzählung zu begreifen, die Erzählung aus der Perspektive des Produzenten, nicht des Konsumenten zu verstehen. Nur für den Konsumenten ist die Bibel „erbaulich“, nur dem Konsumenten (dem Zuschauer) rückt sie zwangsläufig in die Logik des Rechtfertigungszwangs, in den Bann der Objektivität des Trägheitsgesetzes, dem der Zuschauer unterliegt (unter diesem Bann wird Gnade zur Ideologie, sein Apriori ist das Nicht-Vergeben: die Verhärtung des Herzens). Der „Autor“ eines biblischen Textes – und das drückt im Begriff der „Inspiration“ sich aus – hat seinen Text nicht geschrieben, um „anderen etwas zu sagen“, sondern weil er selbst glaubte, etwas begriffen zu haben; von diesem Begreifen hoffte er, daß es vielleicht auch für andere wichtig sein könnte. Information und Unterhaltung sind der Tod der Offenbarung. Theologie als „Rede von Gott“ ist eine trübe Mischung aus Information und Unterhaltung, ist Blasphemie.
Erbauliche Erzählungen sind Erzählungen, in die man nicht mehr selber hineingeht, in denen man sich nicht mehr selbst erkennt. Erbauliche Erzählungen sind Erzählungen für andere. Das drückt dann in der „Moral der Geschichte“ sich aus. Die Bibel ist erbaulich geworden, als sie zum Objekt der Naturbeherrschung geworden ist. Was ist dann ein Roman, und was ist ein Film (welche Phase der Naturbeherrschung drückt in ihnen sich aus)?
Dem Erbaulichen liegt die Leugnung der Auferstehung zugrunde (die Rezeption der sadduzäischen Tradition).
Weshalb spricht Jesus, wenn er von sich als Menschensohn spricht, in der dritten Person? Und weshalb kommt dieser Titel nur in den Evangelien (und – anders als die Titel „Sohn Gottes“ oder „Sohn Davids“ – nur im Munde Jesu) vor?
Welches sind die Flüsse Babylons, und welche Bedeutung haben sie? Sind sie nicht die Orte der prophetisch-apokalyptischen Visionen?
Steckt im Namen Haman, der ein Agagiter war, der Name Hams? Und wer sind die Amalekiter? Wird nicht das Königtum in Israel (insbesondere das Davids) durch den Sieg über Amalek legitimiert?
Die RAF scheint in eine Entwicklungsphase zu kommen, in der sie beginnt, autistisch zu werden.
Eingedenken der Natur im Subjekt: Ist die Natur im Subjekt das Es (das Traumsubjekt) des Nebukadnezar und Adorno der moderne Daniel?
4.2.1997
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