Die Pforten der Hölle (Mt 1618): Der Faschismus hat hat eine atomisierte Selbsterhaltungsgesellschaft hinterlassen, in der alle in der Isolationshaft ihrer Eigentlichkeit sitzen (die Eigentlichkeit ist die unterm universalen, ausweglosen Rechtfertigungszwang allein noch mögliche Gestalt des Selbstbewußtseins, die Keimzelle der neuen Bilder-Religion, der Drache, dessen unendlichen Hunger die Medien zu stillen vergeblich sich abmühen). Jeder sitzt im Hochsicherheitstrakt seines Verdrängungsapparats, als dessen objektives Modell die Naturwissenschaften sich erweisen (die objektivierten Naturwissenschaften, die die Phantasie, aus der sie einmal hervorgegangen sind, absorbiert und stillgestellt haben: die ganze Physik ist zu einer grandiosen, alles ergreifenden „Form der Anschauung“, zu einem unversalen synthetischen Urteil apriori, geworden). Nur durch Schuldreflexion ist der Bann zu brechen. Das Absolute als Schuldverschubsystem, oder der Staat als subjektive Form der Anschauung: Ist die Stillstellung der Phantasie nicht eines der Hauptziele des im Bereich des Staatsschutzes tätigen Ermittlungsapparats? Und ist der Verdacht so unbegründet, daß diese Intention in den Objekten dieses Apparats sich reproduziert? Bewegen sich die Ermittlungen nicht einem Bereich, in dem die Objektivität der Schuld nur durch Abstraktion vom gesellschaftlichen Schuldzusammenhang, durch Projektion, und d.h. auf der Basis des Schuldverschubsystems (im wörtlichen Sinne) sich „bestimmen“ läßt: durch das Verfahren der Konstruktion synthetischer Urteile apriori?
4.7.96
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