5.4.1995

Wie verhält sich die Geschichte von Simon von Cyrene, der das Kreuz Jesu auf sich nimmt, zum Nachfolgegebot, in dem es heißt, daß, wer sein Jünger sein will, „sein Kreuz“ auf sich nehmen und ihm nachfolgen soll. Ist das Kreuz (das eigene wie das Kreuz Jesu) das Kreuz aller (vgl. die „Sünde der Welt“)?
Simon von Zyrene war der Vater des Alexander (in Ephesus?, vgl. Apg 1933, 1 Tim 120, 2 Tim 414) und Rufus (in Rom, mit seiner Mutter, Röm 1613).
Zyrene war die Hauptstadt der Cyrenaika, des heutigen Libyen (seit 67 v.Chr. Teil der röm. Provinz Kreta, Sitz einer starken jüdischen Bevölkerungsgruppe, mit einer eigenen Synagoge in Jerusalem).
Ist die Philosophie der Schlaf der Welt und das Dogma der Traum des Nebukadnezar? (Gibt es nicht auch eine inhaltliche Beziehung des Traums zum Dogma und seiner Geschichte? Vgl. die Materialien des Standbilds, das N. in seinem Traumgesicht schaute: Gold, Silber, Erz, Eisen, Eisen/Ton, die die Phasen der Aufklärungsgeschichte symbolisieren. Am Ende hat N. Gras gefressen wie das Rind.)
„Laß leuchten, Herr, Dein Angesicht“: Gilt der Satz, daß die Attribute Gottes im Imperativ stehen, nicht auch für diesen Vers?
Paranoia: Kann es sein, daß (spätestens seit Stammheim) auch in der SPD nur noch Leute etwas werden können, die den Geruch der Komplizenschaft an sich tragen (nach Hans Jochen Vogel jetzt Scharping, dessen Behörden den V-Mann Steinmetz betreuten)?
Staatsräson: Denn also schloß er messerscharf, daß nicht sein kann, was nicht sein darf.
Weder rechtfertigen die Taten der raf die Mittel, mit denen sie verfolgt wurde, noch rechtfertigen diese Mittel nachträglich die Taten. Hätte die raf die Nazizeit begriffen, hätte sie auch die Phantasie gehabt, die Folgen ihrer Taten sich vorzustellen. Selbst wenn die raf geglaubt hat, durch den Hinweis auf die Reaktionen des Staates den sinnlichen Beweis seines faschistischen Wesens führen zu können: Wer die Nazizeit erfahren hat, weiß, daß dieser Beweis nicht genügt. Es muß auch eine Öffentlichkeit geben, die bereit und fähig ist, diesen Beweis wahrzunehmen. Wer die Wahrheit nur alleine kennt, kennt sie nicht. An den Gemeinheitskern politischer Gewalt reichen terroristische Aktionen nicht heran (vgl. Lyotards Rekonstruktion des perfekten Verbrechens: das ungeheure politische Gewicht des „falschen Zeugen“, Erbe der „List der Vernunft“).
Binden und Lösen: Die Rekonstruktion der benennenden Kraft der Sprache setzt die Kritik der Raumvorstellung voraus. Hierauf bezieht sich das Symbol der Befreiung von den sieben unreinen Geistern und der Lösung der sieben Siegel. Zwischen Name und Begriff steht der Raum, der Namen in Begriffe verwandelt, während seine Reflexion den Bann des Begriffs löst und den Namen freisetzt. Der Raum domestiziert den Fremden, indem er ihn zum Anderen macht (das individuelle Korrelat des Namens zum allgemeinen Nicht-Ich).
Nackte Tatsachen: Wer (wie der Staat) hinter dem Rücken der andern handelt, stellt sie vor vollendete Tatsachen. Alle Tatsachen haben ihre Urheber, und dazu gibt es zwei Verhaltensweisen:
– Sich mit den Tatsachen abfinden, sie (wie Kant die Empfindungen) unterm Gesetz des Eigeninteresses als schicksalhaft „gegeben“ ansehen, oder
– sie (im Licht des emanzipatorischen Interesses) als Gegenstand der Reflexion und als Grundlage der Selbstaufklärung und des verändernden, eingreifenden Handelns begreifen .
Was haben die „vollendeten Tatsachen“ mit der Sünde der Welt zu tun? (Hegels Logik ist die Selbstreflexion der Sünde der Welt.)


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