In den kontrafaktischen Urteilen (und in der Vorstellung, daß die Geschichte auch anders hätte verlaufen können) rächt sich die Vergangenheit an ihrer Vergegenständlichung. Sie sind nicht nur das Gegenteil der Erinnerungsarbeit (Ausdruck der versäumten Erinnerungsarbeit), sie blockieren und verhindern sie zugleich. Erinnerungsarbeit zielt auf eine Beziehung zur Vergangenheit, die der durch die subjektive Form der inneren Anschauung definierten in allen Stücken widerspricht, Sie geht davon aus, daß die Vergangenheit nicht abgeschlossen ist, daß nichts Vergangenes nur vergangen ist. Findet nicht in diesem Kontext die memoria passionis ihre theologische Begründung?
Zur Theologie im Angesicht Gottes gehört auch das Bewußtsein, daß Gott nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden ist (Mt 2232). Das rückt vor allem seine Beziehung zur Zeit ins Licht, die Idee des Ewigen, die jede Vergangenheit a limine von sich ausschließt. Das Reich der Erscheinungen aber steht unter dem Vorrang des Vergangenen, es ist das Totenreich, wie auch der Begriff der Erscheinung seinen Ursprung und seine erste Anwendung in der „Erscheinung“ von Toten hatte. Erscheinung und Beschwörung sind zusammengehörige Begriffe: Raum und Zeit sind als subjektive Formen der Anschauung Emanationen dieser Beschwörung (die sprachliche Beziehung des Schwurs zur Zahl Sieben im Hebräischen hängt hiermit zusammen). – Was drückt in der deutschen Übersetzung von Epiphanie, im Namen des Festes der „Erscheinung des Herrn“, sich aus?
Doppelte Bezeugung der Geburt Jesu:
– zur Weihnacht durch die Engeln vor den Hirten auf dem Felde und
– zur Epiphanie durch die „drei Weisen“, die „seinen Stern gesehen“ haben, vor Herodes; hier ist die Geburt zu einem öffentlichen Ereignis geworden.
5.5.1995
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