5.5.96

Sind die sieben Köpfe des Drachen, wie auch die des Tieres aus dem Meere, nicht sieben Anfänge, sieben Ursprünge?
Haben die sieben Köpfe (des Drachen wie des Tieres aus dem Meer) etwas mit Joseph und den sieben fetten und mageren Kühen oder den sieben schweren und leeren Ähren zu tun und die zehn Hörner etwas mit den zehn Verstockungen (der Antwort auf die zehn Plagen) des Pharao?
Beschreiben die zehn Verstockungen (die zehn Verhärtungen des Herzens) nicht die Ursprungsgeschichte des steinernen Herzens? Und bezieht sich darauf das Wort von der Bekehrung der Herzen der Väter zu ihren Kindern?
Das Entscheidende an der Geschichte der zehn ägyptischen Plagen sind nicht die Plagen (die „Schläge“), es ist die Verhärtung des Herzens des Pharao: das Modell jeder Verhärtung des Herzens, hier erkennbar als Teil eines objektiven, gesellschaftlichen Prozesses.
Auch der Begriff des Bestehenden ist ein mit dem Präfix be- gebildeter Begriff (wie Bekenntnis, Bekehrung, Besitz). Bezeichnet er nicht ein subjektlos auf einem andern Stehenden: Der Fuß auf unserem Nacken? Gilt für diesen Begriff nicht Joh 129 und das Rind-Esel-Paradigma? Ist das Bestehende nicht die Sünde der Welt, die wir, wenn wir sie nicht als Last auf uns nehmen, anderen als Joch auferlegen? Ist das Bestehende nicht die Sünde wider den Heiligen Geist?
Zwei Arten des Gebets: Wir erwarten, daß Gott uns erhört; wann erhören wir Ihn?
Orientiert sich die herrschende Auffassung der altorientalischen Geschichte nicht allein an den Nationen, den Dynastien, den Kriegen und wechselnden Schicksalen der Nationen, während die materielle Grundlage dieser Geschichte, die Geschichte der Ökonomie und der Technik (die der Chronologie der altorientalischen Geschichte den Rahmen und Halt geben könnte), nicht nur im Dunkeln bleibt, sondern, wie es scheint, wie unter einem Rechtfertigungszwang bewußt verwirrt wird. Das Referenzsystem ist der dynastische Rahmen, in den sich alles einzuordnen hat.
Das Inertialsystem ist ein säkularisiertes Opfer, das das Erbarmen ins Gericht verkehrt, ein Opfer des Subjekts an sich selbst: Sein telos ist die Hybris des Subjekts.
Die subjektiven Formen der Anschauung, der mathematische Raum und die Vorstellung des Zeitkontinuums, sind das Referenzsystem der transzendentalen Logik.
Ist die Kopenhagener Schule am Ende der Aufklärung das, was in ihrem Anfang die Astrologie war: das Konzentrat des Irrtums, der im Namen der Planeten erinnert wird. (Bezieht sich hierauf der letzte Satz des Jakobusbriefs?)
Ist nicht die ekklesia (die Versammlung, die Gemeinde im Tor) der Ort des Gerichts, die gleiche Institution, die im Germanischen Thing hieß: Die gleiche Institution, die dann sprach- und begriffsgeschichtlich zum Ding kontrahiert wurde?
Ist der babylonische Turm eine Metamorphose der Schlange?
Die Beziehung von Tauschprinzip und Schuldknechtschaft ist das Bindeglied zwischen Unmittelbarkeit und Vergegenständlichung, zwischen der Vorn-hinten-Beziehung und der Rechts-links-Beziehung, das Paradigma von Vergegenständlichung überhaupt.
Wird nicht durch den Neoliberalismus, durch die Privatisierung von öffentlichen und staatlichen Diensten der Staat (die letzte Verkörperung des Rechts der Armen) zur Plünderung freigegeben? In der Ökonomie ist der Urknall nicht am Anfang, sondern am Ende, wobei mit der Zeitstruktur auch die dynamische Struktur sich umkehrt: Die Explosion erweist sich als Implosion, als Einsturz und Zusammenbruch aller moralischen Bindungen.
Die gegenwärtige Phase der Privatisierung: die Reorganisation der Sternenwelt, die bewußte und konsequente Installation schwarzer Löcher.


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