Wichtig die Hinweise le Goffs auf den Zusammenhang der Fegefeuer-Theologie mit mit dem Ursprung der Buchführung, das Problem der „Verrechnung“ des „Gewichts“ der Sünden mit dem Zeitmaß der Sündenstrafen – mit deutlicher Erinnerung an das Marxsche Mehrwert-Problem (Geburt des Fegefeuers, S. 276ff). Hängt nicht überhaupt das Konzept des Gewichts der Sünde („schwere Sünden“) zusammen mit dem Ursprung der Mechanik, der Definition der schweren und trägen Masse? Ist das Fegefeuer das theologische Modell des Inertialsystems?
„Ohne Ansehen der Person“. Kann das nicht auch heißen: Ohne Personalisierung der Schuld? – Und läßt sich hieran nicht die Bedeutung der Geschichte von dem einem und den sieben unreinen Geistern demonstrieren?
Steckt nicht im Jogging etwas vom Orgasmus, ist das nicht ein Art von Unzucht? Die Vergewaltigung ist der Versuch der Befriedigung der Wutlust (Entladung der Wut). Und war nicht die Mechanik, symbolisiert im Stoßprozeß, der Beginn der Vergewaltigung (der Penetration) der Natur zur Natur (hat die intentio recta etwas mit der Erektion zu tun)? War nicht das Tabu über die Sexualität, daß dann ihre projektive Verarbeitung erzwungen hat, die Voraussetzung für den Ursprung und die Entwicklung der naturwissenschaftlichen Aufklärung?
Gibt es eine Geschichte des Turms? Wie hängen Stadt, Turm und Schrift (die Logik der Schrift) zusammen?
Das Geschwätz ist die Hölle (nicht für die Objekte des Geschwätzes, sondern für seine Urheber), und die Zunge der Entzünder des Feuers der Hölle. Die Theologie ist durch die Bekenntnislogik zum Geschwätz geworden (zum Kelch des göttlichen Zorns). Das ist darin begründet, daß die Bekenntnislogik, die zu den Elementen des Weltbegriffs gehört, den Weltbegriff mit einer automatisierten Feindbeziehung versieht (die im Naturbegriff sich vergegenständlicht, verkörpert). Deshalb sind Weltanschauungen austauschbar (alle weltanschaulich Gebundenen sind potentielle Wendehälse) und mit einem untilgbaren Vernichtungstrieb versehen (alle Weltanschauungskriege sind Vernichtungskriege).
Durch die Übersetzung des ho airon mit qui tollit (mit Hinwegnehmen) ist das Christentum antisemitisch geworden. Die Hereinnahme von Joh 129 in das Nachfolgegebot gründet in der Beziehung des Auf-sich-Nehmens (der Sünde der Welt) zum Gebot der Feindesliebe.
Die Ontologie, die darin der Logik der Schrift gehorcht, hat den Trägheitskeim ins Denken eingepflanzt.
6.8.1994
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