7.11.1994

Der Satz aus der DdA, daß die Distanz zum Objekt vermittelt ist durch die Distanz, die der Herr durch den Beherrschten gewinnt, wäre zu ergänzen: Die Distanz zum Objekt (die Urteilsform, die Trennung des Natur- und Weltbegriffs) ist ebensosehr vermittelt durch die Distanz, die mit den Außenbeziehungen der Staaten sich konstituiert. Der Staat als Organisationsform einer Gesellschaft von Privateigentümern entspringt erst im Verhältnis zu und in der Natur-Gemeinschaft mit anderen Staaten. Es ist deshalb nicht unwichtig, darauf hinzuweisen, daß die Bibel die Trennung von Welt und Natur nicht kennt, daß im Namen der Hebräer auch der Begriff der Barbaren (der Fremden) reflexionsfähig gehalten wird, daß mit einem Wort jedes nationalistische Verständnis des hebräischen Gottesnamens und der Geschichte Israels sich vom Ansatz her verbietet.
Hegels Begriff des Absoluten ist eine Folge seiner Einbeziehung der Ästhetik in die Logik. Nur so war es ihm möglich, die Idee des Absoluten vom Staat zu trennen (durch die Logik der Schrift das hic et nunc des realen Staates in der Idee des Absoluten „aufzuheben“). Die Natur, die die Idee Hegel zufolge „frei aus sich entläßt“, ist eigentlich die dem eigenen Staat äußerliche Staatenwelt, in deren Struktur das reine Naturverhältnis sich wiederherstellt: als Krieg. Der Begriff ist die Form des einzelnen Staates, der sich selbst, kraft seiner eigenen Logik, zum Absoluten wird: In dieser Logik ist die Xenophobie (und deren teleologische Urform: der Antisemitismus) vorgezeichnet; das gegenständliche Korrelat dieser Xenophobie ist die Natur im Lichte des naturwissenschaftlichen Herrschaftsdenkens. Alle Natur, auch die erste, ist zweite Natur. Natur ist der Bann, unter dem Natur steht.
Das Inertialsystem ist Produkt und Ausdruck des Gewaltmonopol des Staates (die Astrologie war ein erster Versuch der Rekonstruktion der Struktur der staatlichen Gewalt und seiner Naturbasis).


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