Die Bewußtseinsgeschichte ist in die politische Geschichte eingebunden: Bezieht sich nicht die große Prophetie auf die Geschichte des Ursprungs der (assyrischen und babylonischen) Großreiche? Die Verinnerlichung des Opfers (und das Ende der Prophetie) ist ein Teil des politisch determinierten Ursprungs des Weltbegriffs.
Bekenntnisfragen sind Machtfragen. Deshalb ist Überzeugen unfruchtbar.
Doppelbedeutung des Seins (und Doppelbedeutung des Sinns, die in der des Seins begründet ist): Die verandernde Kraft des Wörtchens „ist“ gründet darin, daß es das An-sich zu einem Für-mich macht; und das läuft über das Prädikat und den Begriff: seine Eigenschaften machen das Ding (so wie der Begriff das Objekt) verfügbar.
Wenn der speziellen Relativitätstheorie zufolge die Zeit richtungsbezogen ist, wären dann nicht drei (sich wechselseitig durchdringende) Chronologien anzusetzen: durchsetzt mit katastrophischen Zeitbrüchen? Bezieht sich nicht die Geschichte der drei Leugnungen auf diese Zeitbrüche?
Die subjektiven Formen der Anschauung sind Formen der Selbstzerstörung ihrer eigenen Grundlagen: die Form der äußeren Anschauung zerstört das Licht und das Sehen, die der inneren Anschauung die Erinnerung. Beide sind Produkte der Instrumentalisierung des Todes (der Opfertheologie).
Ist nicht die Opfertheologie der Greuel am heiligen Ort (und das Substantiv ein Produkt der Opfertheologie)?
Hängt nicht der Begriff der Allseitigkeit in der marxistischen Tradition mit der Herrschaft des Tauschparadigmas zusammen?
Es gibt keine Verwaltung ohne Kollektivschuld. Die Kollektivschuld ist das Subjekt-Objekt der Verwaltung.
Der Unterschied zwischen Himmel und Erde und der Welt drückt sich auch in ihrer Beziehung zur Schöpfungsvorstellung aus: „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde“. Der Schöpfungstheologie zufolge aber „hat Gott die Welt erschaffen“. Es ist der Unterschied zwischen Imperfekt und Perfekt.
Ziel des „Rechtsstaats“ ist nicht die Gerechtigkeit, sondern die Entsühnung der Welt: die Exkulpation der Bürger.
Wenn nicht Ham, sondern Kanaan vom Fluch wegen der Sünde Hams getroffen wird, ist das nicht das Urteil über die „freie Marktwirtschaft“, aber auf keinen Fall eine Begründung der Apartheid, des Rassismus? Hängt Kanaan mit Merkur und Hermes zusammen?
Der jüdische Tempel war das Haus des Namens Gottes: Rührt nicht die Idee des Heiligen an den Grund der Sprache, an den Grund ihrer Beziehung zur Logik der Schrift? In welcher Beziehung stehen die Ideen des Heiligen und des Ewigen?
Die Vertauschung von Genitiv und Dativ ist an bestimmte Konstellationen, insbesondere an ihre Verknüpfung mit bestimmten Präpositionen gebunden. Kann es sein, daß es hierbei um die Gewinnung eines Begriffs der Objektivität geht, die gegen Begründungsforderungen als immun sich erweist? Für die Medien spaltet die Sprache sich auf in das bloß feststellende, konstatierende Sein und die Meinung dazu. Die Meinung wird aber erst zur Meinung, wenn sie den Anspruch auf eingreifende Kraft leugnet. Die Meinung läßt die Dinge, wie sie sind. Die feststellende Gewalt der kommunikativen Wahrnehmung hebt die Veränderbarkeit (das Flüssige) nicht auf, sondern verdrängt sie bloß. Der Indikativ (die durch die ästhetische Grenze von den Dingen getrennte Sprache des Zuschauers) stabilisiert das Herrendenken, entzieht der Kritik den Boden. Die Trinitätslehre macht Gott zu einem ästhetischen Objekt.
Wenn die Sprache im Namen Gottes gründet, dann hat Gott in der Sprache uns sich selbst offenbart.
Die Ontologie ist die Leugnung der Idee des Heiligen und der des Ewigen zugleich.
9.8.1995
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