Die Rede von der „Überwindung der Mechanik“, überhaupt von den „Überwindungen“ (des 19. Jahrhunderts o.ä.), ähnelt dem Verhalten von Newcomern, die sich ihrer Herkunft schämen und sich falsche Ahnenbilder ins Wohnzimmer hängen. Das Christentum heute scheint zu einer Galerie falscher Ahnenbilder zu werden.
Der Begriff der „rohen Natur“ ist ambivalent. In ihm wird der vorzivilisatorische Zustand mit einem durch den Zivilisationsprozeß erst vermittelten: mit dem, was im Verwertungsprozeß als dessen materielle Grundlage (als Rohstoff- und als menschliche und „natürliche“ Rohenergiebasis) selbst erst produziert worden ist, in eins gesetzt. Was im Verwertungsprozeß als das Erste gesetzt wird, muß es nicht auch an sich sein. Ist es so undenkbar, daß das sogenannte Primitive auch als Endstufe eines Verfallsprozesses sich fassen läßt? – Adornos Kritik des „Ersten“ (in seiner Metakritik der Erkenntnistheorie) scheint nicht ganz frei von dieser Verwechslung zu sein, die selber wiederum (mit Konsequenzen bis in seine Ästhetik hinein) mit dem unaufgeklärten Weltbegriff zusammenhängt: mit dem Problem der gegenständlichen Entsprechung seiner Erkenntniskritik, seines Begriffs der negativen Dialektik. Der Begriff der „rohen Natur“ macht Ungleichnamiges gleichnamig. Dieses Ungleichnamige ist der „Eckstein, den die Bauleute (bei dem Turmbau von Babel, der heute seiner Vollendung entgegen zu gehen scheint) verworfen haben“. (Zum Zusammenhang von Geschichte der Architektur und Ontologie: Die Fundamentalontologie als Betonbunker.)
01.01.91
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