Ist die analogia entis, dieses Kernstück der thomistischen Theologie (ein Begriff übrigens, der heute sein fundamentum in re verloren zu haben scheint), der katholische Ersatzbegriff für die Umkehr?
Wenn der Ursprung der Philosophie sich aus der Verinnerlichung des Schicksalsbegriffs begreifen läßt, repräsentieren dann nicht Islam und Christentum die beiden verschiedenen Seiten des Schicksals (das Christentum die Subjektseite, der Islam die Objektseite)? Lassen sich daraus nicht sogar die Differenzen in der Theologie ableiten (z.B. die islamische Vorstellung, daß Gott in jedem Augenblick die Welt neu erschafft, auch daß es neben dem Koran weder eine besondere Philosophie noch einen kritischen Wissenschaftsbegriff geben kann)? Bedeutet das aber nicht umgekehrt, daß das Problem Islam sich nur mit der Selbstaufklärung des Christentums (mit der Selbstaufklärung der Philosophie) lösen läßt, weil anders der Islam als Projektionsfolie für das unbekehrte Christentum ebenso notwendig bleibt wie der Terrorismus für den Staat?
Wenn Franz Rosenzweig Mohammed den großen Plagiator nennt, so erinnert das daran, daß auch der Muslim unmittelbar bei Allah sein möchte, aber beim Schicksal sich wiederfindet. Der Islam repräsentiert die mythische Gestalt der Monotheismus-Rezeption.
Im Begriff des Ewigen ist auch das Vergangene gegenwärtig: als das noch unversühnte Gericht.
06.12.91
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