11.03.92

Spiegelt das Buch der Richter nicht auch noch die von Heinsohn dargestellten Verhältnisse beim Übergang zum Privateigentum (vaterlose Männer, Leben als „Fremder im Lande“, Frauen aus anderen Stämmen/Völkern), von der Simson-Geschichte mit Dalila bis hin zum Frauenraub der Benjaminiten? Vgl. auch das Buch Ruth.
Die Schuldknechtschaft begründet den Weltbegriff (wie die Lohnarbeit den Kapitalismus; zum Weltbegriff gehört die freie Verkaufbarkeit des Bodens und der Arbeitskraft). Und der Welt- und der Naturbegriff sind als zirkuläre Begriffe Totalitätsbegriffe (redundante, sich durch Selbstreferenz selbstbegründende Begriffe).
Es ist bezeichnend für die Gesamttendenz der Arbeit Gunnar Heinsohns, daß er, während er korrekt das Tabu der Stammesgesellschaft und die Schuldknechtschaft dem bürgerlichen Privateigentum zuordnet, den Aufruhr, die Rebellion, der Feudalordnung zuweist. Historisch gehört der Aufruhr zur restituierten, durchs Privateigentum vermittelten Feudalherrschaft. Aufstände von Leibeigenen oder Sklaven hat es erst gegeben, nachdem sie im Herrn die institutionalisierte Aufruhr des „Eigentümers“ vor Augen hatten, die dann die Empörung und die Aufruhr in ihnen entzündete. Erst wo es Recht gibt, kann Unrecht wahrgenommen werden.
Der biblische Schöpfungsbericht ist keine Kosmogonie (er ist keine Grundlage für eine Staatsmetaphysik).
Kriege waren offensichtlich für die Generation, die die Arbeit der Bibelkritik geleistet hat, etwas so Selbstverständliches, daß sie z.B. nach dem Grund und nach der Notwendigkeit der fürchterlichen assyrischen Kriegsmaschine nicht glaubten fragen zu müssen.


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