10.10.92

Gibt es einen Zusammenhang zwischen den drei Versuchungen Jesu und den drei Verleugnungen Petri?
Kann es sein, daß die Zahl der nach dem Schiffbruch bei Malta Geretteten (nach der Apostelgeschichte „etwa 276“, d.i. die Summe aller Zahlen von 1 bis 23) etwas mit dem Alphabet zu tun hat? Hat das Bilderverbot etwas mit dem Ursprung und der Rettung der Schrift zu tun? Sind die Buchstaben Projektionen (von was?) auf die Bildebene des Blattes, die Fläche? Hat die Schrift etwas mit dem Antlitz der Erde zu tun (für das wir ebenso verantwortlich gehalten werden wie für das eigene Antlitz), und die Erneuerung des Antlitzes der Erde mit dem Aufrollen des Himmels („wie eine Buchrolle“): das dann eins wäre mit der Aussendung des Geistes?
Nur die Trauer könnte Anteil gewinnen an der Kraft, die einmal die Toten erwecken wird.
Ist die Grunderfahrung dessen, der einmal wünschte, „wieder Boden unter die Füße zu bekommen“, die des Schwimmens? Und hat sie etwas mit Jonas zu tun und mit dem fünften Schöpfungstag?
Die Schlange soll auf dem Bauche kriechen: sie hat den Boden nicht unter den Füßen, sondern unter dem Bauch. Ist die Käfer-Erfahrung Kafkas eine Vorerfahrung dieses Auf-dem-Bauche-Kriechens, eine Erfahrung, die zweifellos auch mit dem derzeitigen Zustand der Naturwissenschaften zusammenhängt: wer auf dem Bauche kriecht, sieht nur „das Nächstliegende“ und verliert den Überblick? Es ist dieser positivistische Objektbezug, an den die desorientierte Forschung sich heute überall anklammert, unfähig zur Reflexion, die die positivistische Verblendung allein auflösen könnte. Sind die subjektiven Formen der Anschauung das Element, aus und in dem die Schlange, die großen Meeresungeheuer und der Drache sich bilden? Vgl. dazu in der Apokalypse die Geschichte von den Tieren: vom Lande, aus dem Wasser und dem dritten Tier, bei dem es Weisheit und Verstand braucht (das Tier vom Lande: die Physik, das Tier aus dem Wasser: die Ökonomie und die Herrschaftsgeschichte, das dritte Tier: der Antichrist).
Der Satz: „Was du auf Erden binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, wird auch im Himmel gelöst sein“, bezieht sich auf den Weltbegriff. Hier liegt der Knoten, den Alexander, der Aristoteles-Schüler, (und alles Herrendenken seitdem, bis in die Theologie hinein) nur durchschlagen hat.


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