Die Orthodoxie und das Dogma sind die Waffen der Selbstgerechtigkeit. Sie sind Produkte jenes Schuldverschubsystems, das dem Gebot der Nachfolge und dem der Feindesliebe im Kern widerspricht.
Wie hängt die sprachliche Geschlechtertrennung, die Trennung in Masculinum, Femininum und Neutrum, mit der Struktur des Raumes und mit der Bildung des Futur II zusammen? Ist sie nicht ein Reflex des Inertialsystems in der Sprache? Und was bedeutet dann der Hinweis am Ende des Buches Jona auf die 120000, die Rechts und Links nicht unterscheiden können? Vgl. auch die Erschaffung des Menschen im ersten Schöpfungsbericht: Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Weib schuf er sie. (Gen 127)
Was bedeutet die kantische Unterscheidung des Mathematischen und Dynamischen?
Das Wort von der falschen Zärtlichkeit für die Welt bezeichnet präzise den projektiven Kristallisationskern der Hegelschen Philosophie, des Hegelschen Systems.
Ist der Begriff des Bekenntnisses ist nicht eine Konsequenz der falschen Beziehung von Sünde und Schuld in der Wurzel von Philosophie und Recht? Spiegelt sich in der Beziehung von Philosophie und Recht die kantische Unterscheidung des Mathematischen und Dynamischen? Gründet hierin die unvermeidbare Zweideutigkeit des Bekenntnisbegriffs, der sowohl das Schuldbekenntnis als auch das „Glaubensbekenntnis“ bezeichnet? Das griechische homologein, das dann mit confiteri, bekennen, übersetzt wurde, liegt näher am Nachfolgegebot. Im Schuldbekenntnis bekenne ich: Ich war’s, das bin ich gewesen. Hier unterwerfe ich mich meiner Vergangenheit; die Vergangenheitsbeziehung ist fürs (lateinisch-deutsche) Bekenntnis konstitutiv.
Welche Bedeutung hat die Geschichte vom Sündenfall in den drei großen Weltreligionen?
Der Habermassche Konsensbegriff schließt die Neutralisierung des Adornoschen Versöhnungsbegriffs mit ein; das aber geht nur durch Stillstellung und Leugnung des Konfliktmoments in der Erkenntnis (der Differenz von Natur und Welt): die Anerkennung des Primats des Weltbegriffs.
Wenn der Ursprung der Philosophie aus der Verinnerlichung der Schicksalsidee sich ableiten läßt, dann braucht die hier entstehende, durch die Philosophie konstituierte neue Gestalt des Bewußtseins, die dann in der Objektivität mit dem Weltbegriff sich verankert, als Projektionsfolie, um die Selbstbetroffenheit als Objekt des Schicksals nach draußen ableiten zu können und so loszuwerden, und als Mittel der Selbstbestätigung Begriffe wie Barbaren, Natur und Materie. Hier bilden sich jene Strukturen, die dann übers Christentum in die Geschichte des Objektivationsprozesses eingegangen sind, und die der Grund dafür sind, daß im Naturbegriff die Struktur der Christologie sich widerspiegelt (die Hypostasierung, Vergöttlichung des Opfers, die exkulpierende Kraft der „Natur“: insgesamt die falsche Bestätigung, die falsche Verständlichkeit der Theologie, ihre Irrationalität heute).
17.11.92
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