05.03.93

Ist nicht die Bundesbank auch eine Marktordnungsstelle, und hat nicht die Verwaltung des Getreidemarktes auch Bankfunktionen?
War nicht die Rehabilitierung der Nazis nach dem Krieg, ihre Rückkehr in Ämter und Funktionen, ein Teil der politisch-ökonomischen Kontinuität, die durch den „Zusammenbruch“ 1945 nur scheinbar unterbrochen worden ist? Und wenn es keine Inflationskatastrophe wie nach dem ersten Weltkrieg gegeben hat, sondern nur eine Währungsreform, die auch nicht annähernd den Kosten des Krieges angemessen war, dann u.a. auch deshalb, weil die Finanzierung des Krieges über einen Raub erfolgt ist, der nicht zurückgegeben werden brauchte (durch Nutzung ausländischer, jüdischer und dann im Krieg eroberter Vermögen und durch Auspressung der Gefangenen in den KZs, der Kriegsgefangenen und der Zwangsarbeiter).
Eine nationale kopernikanische Geldpolitik (Bundesbank) erzwingt eine ptolemäische Regelung der anderen, insbesondere der Agrar-Märkte in der EG.
Ist die Tiefendimension der Zeit nicht ein Schein, der solange nicht durchschaut wird, wie die Menschen Rechts und Links nicht unterscheiden können.
Christologie und Inertialsystem stützen sich auf verhängnisvolle Weise gegenseitig. Und das creatio-mundi-Konzept ist eine Grundlage und Folge der Opfertheologie.
Der Hinweis auf die Verinnerlichung des Opfers (aus der Dialektik der Aufklärung) hängt mit, was Rosenzweig die Verdrängung des Todes nennt, zusammen. Hier hilft nur noch die Erinnerung an Getsemane und an das Wort „Wachet und betet“.
Was mich an unseren Theologen so irritiert, ist der dogmatische Gebrauch der Wissenschaft. Es ist ein durchaus fachidiotischer Gebrauch („Heute wissen wir …“), der nicht zufällig an die gleichsam kolonialistische Form der Beziehung zur Vergangenheit erinnert, die das Christentum seit seinem Ursprung charakterisiert. Die Kirchen haben seit je Vergangenes nur überwunden.
Rühren die Antinomien der reinen Vernunft nicht daher, daß man die Dinge sowohl als Objekt (Natur) wie auch als Begriff (Welt) fassen kann, ohne daß der Bruch sich auflösen ließe. Ist nicht die Materie das durchs Inertialsystem vermittelte Anderssein der Dinge?
Adornos Satz „Das Ganze ist das Unwahre“ trifft den Kern der Kritik des Weltbegriffs, seine abschließende Funktion, seine Macht, die Dinge ins Vergangene zu projizieren. Das Ganze ist das Vergangene, und weder die Welt noch die Dinge sind heil („Heil Hitler“ oder der falsche Messianismus).
Heideggers „Vorlaufen in den Tod“ ist insofern konsequent, als sein Begriff des In-der-Welt-Seins genau das impliziert: Die Welt weiht alles dem Tod. Und Heidegger setzt die Ehre des Daseins darein, daß es (in der „Entschlossenheit“) diesen Tod bewußt auf sich nimmt . Aber damit hängt es auch zusammen, daß die Eigentlichkeit bei Heidegger sich durch nichts inhaltlich von der Uneigentlichkeit unterscheidet, nur durch das Bewußtsein. Das Verhängnis liegt allein darin, daß dieses Bewußtsein durch seinen affirmativen Charakter uneigentlich bleibt. Eigentlich ist das Bewußtsein nur für sich, der Versuch, es auch für andere zu werden, ist die Quelle der faschistischen Gewalt. Heidegger steht in der Tradition der christlichen Subjekt- und Leidensmystik, aber er erliegt dem Genuß dieses Leidens, dem Schein seiner privilegierenden Kraft (Grund der Eigentlichkeit).
Unterscheiden sich Physik und Naturphilosophie nicht wie Zeugung und Geburt (vgl. den prophetisch-apokalyptischen Gebrauch des Begriffs der Hurerei)?


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