14.03.93

Worin liegt die Differenz zwischen den logisch-grammatischen Konstruktionen der alten Sprachen und der Nutzung der Hilfszeitverben (sein, haben, werden) im Deutschen heute? Ist das nicht Ausdruck der vollendeten Verdinglichung, die in der griechischen und lateinischen Sprache noch gleichsam in statu nascendi zu beobachten ist.
Die Leviten galten als Abgeltung der Erstgeburt (Num 312), nur blieb da ein Rest von 273 Erstgeborenen, die nicht abgegolten waren (346; 273 ist die dreifache Summe aller Zahlen bis 13).
Ist der Hund, der domestizierte Wolf, das Realsymbol der Welt? Ist das Tier vom Lande ein Hund?
Die Person, der Träger des Namens, ist das objektive Korrelat des Polizeistaats, mit dem Personalausweis, dem vergesellschafteten Fahndungsplakat, an die Ermittlungsbehörden, als deren Inbegriff der Staat in Deutschland, dem Land der Staatsanwälte, sich versteht, unentrinnbar angebunden. Die Persönlichkeit steht auf der anderen Seite: sie hat das Personsein verinnerlicht und beherrscht es, kann damit umgehen.
Ist nicht der Rechtsstaat ein Polizeistaat: Jeder trägt sein eigenes Fahndungsfoto in der Tasche (und ist dazu gesetzlich verpflichtet). Gilt in Staaten ohne Staatsanwalt auch die Ausweispflicht?
Oculi omnium in te sperant. (Ps 14515)
Hat Habermas nicht mit der Verdrängung der Idee, daß auch die Natur sich ändert, wenn die Gesellschaft sich ändert, auch die Idee der Güte verdrängt, den Wunsch, endlich gut sein zu können?
Requiem aeternam: das kann das Ausruhen von der Last, von der Arbeit sein; es kann aber auch das sabbatliche Ausruhen in einer Verfassung sein, in der man endlich gut sein darf, in der Friede und Gerechtigkeit sich küssen.
Die Trägheit oder der Tod: Die Trägheit ist das Ausruhen von der Last der Moral, das Telos des Rousseauschen „Zurück zur Natur“. Ist nicht der Jesus der Opfertheologie, der vergöttlichte Jesus der, der uns die Last abnimmt: der uns von der Pflicht zur Nachfolge entbindet, indem er die Welt entsühnt, die Trägheit rechtfertigt? Ist diese Verkehrung der Dinge nicht das Werk der Kirche (der Kelch von Getsemane)? So verdankt sich zwar nicht der Begriff der Materie, wohl aber das Trägheitsprinzip der Theologie: es ist das Produkt der opfertheologischen Verarbeitung des philosophischen Materiebegriffs.
Der Raum (das System reversibler Richtungen) als das Opfer der Umkehr an den Schein der Unschuld der Natur.
Die Kirche hat den Himmel theologisch vergesellschaftet und insoweit der Physik vorgearbeitet.
Gegenstand der kirchlichen Eucharistieverehrung ist das vergöttlichte Ding, das vergöttlichte Objekt: reine Blasphemie.
Die Liturgiereform wäre erst dann eine geworden, wenn sie den Mut gehabt hätte, von der blasphemischen Eucharistiefrömmigkeit endlich zu lassen, und wenn das Brotbrechen die Form der gemeinsamen Speisung der Armen angenommen hätte: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer.
Inneres Telos der (weltlichen und kirchlichen) Verwaltungsmoral: Selbstzerstörung der Verantwortung durch Delegation. Administrative Verantwortung übernimmt die Schuld (nicht die Sünde) der Welt (und die Bezahlung entspricht der „Last der Verantwortung“: Schuld ist der innere Wertmaßstab des Geldes, Arbeit die Abgeltung der Erbschuld, arm zu sein).


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