Waren die Tempel die Brutstätten der semitische Sprachen, und das Königtum die der indogermanischen? Und haben in Ägypten die Pyramiden die Tempel abgelöst?
Der Schrecken Isaaks: Hängt das Lachen mit dem Fressen zusammen, und der Schrecken Isaaks mit der Erinnerung an das Menschenopfer, das Opfer der Erstgeburt?
Heute prallt die Idee der Güte, einer göttlichen Gerechtigkeit, am Zustand der Welt und an der Unaufhebbarkeit der Vergangenheit ab. Die Opfertheologie ist eine Kompromißbildung, die dem Eingedenken und der Güte den Grund entzieht.
Wird der letzte Satz des Geists der Utopie vielleicht wahr, wenn man in ihm den Namen Gottes durch den des Staates ersetzt? -Zumindest führt das in die Nähe der Lösung.
Was man von Rosenzweig lernen kann: Umkehr, Name und Antlitz: Aber Umkehr, Name und Angesicht: sind das nicht die eigentlich gemeinten Objekte der evangelischen Räte: der Armut, des Gehorsams und der Keuschheit?
Erst wenn man begreift, daß das Antlitz des andern die Epiphanie (das reale Ebenbild Gottes) ist, begreift man was Tod und Trauerarbeit heißt.
In Kafkas Strafkolonie wird der Name in den Rücken des Delinquenten eintätowiert. Liegt hier der Grund des Satzes: Es gibt unendlich viel Hoffnung, nur nicht für uns.
Wann und wo hat Jesus eine Priesterkirche und eine Priesterreligion gestiftet?
Als die Jünger nach ihrer ersten Aussendung zurückkehrten, berichteten sie, daß sie in seinem Namen Dämonen ausgetrieben hatten. Darauf antwortete Jesus, nicht das Dämonenaustreiben sei das Entscheidende, sondern daß ihr Name im Himmel verzeichnet sei. Und er fügt hinzu: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. (Luk 1018) Aber vom Menschensohn heißt es dann (1724): Denn wie der Blitz leuchtet von einem Ende unter dem Himmel bis zum andern Ende unter dem Himmel, so wird der Sohn des Menschen sein an seinem Tag.
Ähnlich wie die Richtungen im Raum sind auch der Raum, das Geld und die Bekenntnisform austauschbare und gleichwohl deutlich unterschiedene Kategorien, zusammengehalten nur durch den Weltbegriff.
Dem Naturbegriff, der die Auferstehung der Toten leugnet, wäre die Trauerarbeit allein angemessen, während dem affirmativen Naturbegriff der Begriff einer Versöhnung über Gräbern (des blasphemischen Kerns der deutschen Staatsmetaphysik) entspricht.
Welt ist der Inbegriff der Sünden der Welt, Natur die Schuld, die auf der Natur lastet.
Sind an Stammheim nicht beide Varianten erschreckend: sowohl der als Selbstmord getarnte Mord (das perfekte Verbrechen des Staates), als auch der als Mord getarnte Selbstmord (der vorgetäuschte Opfertod). Aber hat nicht das perfekte Verbrechen des Staates doch eine andere Qualität als der instrumentalisierte Selbstmord? Und sind nicht beide Formen der Säkularisation der Opfertheologie und des Bekenntnisses, einer zweiten Säkularisation?
Zum Bild vom Zug, der auf den Abgrund zurast: Sind nicht die Geschwindigkeit des Zuges und die Tiefe des Abgrunds von einander abhängige Variable? Ist die Energiequelle nicht die Zukunft, die hier verheizt wird; erzeugen wir nicht mit dem Reichtum auch die Armut, und erreichen wir nicht heute die Grenze, an der es nicht mehr möglich ist, sie nach draußen zu exportieren? – Die Ableitung des Geldes aus dem Tauschverhältnis setzt voraus, was eigentlich zu beweisen wäre (und macht es so unsichtbar): die Beziehung des Geldes zur Schuld; mit dem Privateigentum (mit der Privatisierung der Selbsterhaltung) entspringt auch die Schuldknechtschaft, die Versklavung durch Verschuldung, nicht mehr nur durch Gefangene aus Kriegen.
Wenn es stimmt, daß die Geschichte der Aufklärung die Geschichte der Verinnerlichung des Opfers ist, wäre es dann nicht notwendig, die Geschichte des Opfers genauer in Augenschein zu nehmen?
Ist nicht das Angesicht die Form der Auflösung (das Produkt der Inversion) der Form der Anschauung: des Raumes?
Glück ist eine nicht auf die Sexualität, sondern aufs Angesicht bezogene Kategorie (zum Begriff der Sinnlichkeit).
Geben nicht die Schelerschen/Hartmannschen Schichtentheorien (vom Anorganischen, Pflanzlichen, Tierischen bis zum Geist) einen Hinweis auf den Ursprung und die Bedeutung der geologischen Schichten? So wie ja dann auch in der Tat die Evolutionsstufen des Lebens bestimmten geologischen Schichten zugeordnet werden können.
Die babylonische Sprachverwirrung hat die benennende Kraft der Sprache nur eingeschränkt, nicht aufgehoben.
16.03.93
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie
Schreibe einen Kommentar