17.03.93

Zum aufrechten Gang: Die dritte Dimension (der Phallus, die Erektion, der Turm) stabilisiert nicht nur die Fläche, sondern den Raum insgesamt. Aber ist diese dritte Dimension, ihre orthogonale Beziehung zur Fläche, nicht das Produkt der Abstraktion vom Licht, die am Ende wieder eingeholt wird vom Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit?
Paßt nicht die Bemerkung von Edgar Morin, daß die Musik dem Flächenbild im Film die Tiefe gibt, die eigentlich räumliche Dimension, zu dem Hinweis Spenglers, daß in der modernen Welt (in der „faustischen Kultur“) die Musik die Stelle einnimmt, die in der alten Welt die Skulptur, die Statue, innehatte?
Das Bekenntnis zur Göttlichkeit Jesu hat deshalb diese ungeheure emotionale Bedeutung, weil es insgeheim als Akt der Wiedergutmachung an der Instrumentalisierung des Kreuzestodes in der Opfertheologie verstanden wird. Es ist Ausdruck des schlechten Gewissens der Gläubigen. Diese Instrumentalisierung begründet und sanktioniert die Verräumlichung der Dinge; sie gehört zu den Fundamenten der „christlichen Zivilisation“. Seine Geschichte ist Teil der Geschichte des Ursprungs und der Entwicklung des Bekenntnisbegriffs überhaupt. Bezieht sich hierauf nicht der Satz vom Binden und Lösen: Nicht Opfer, sondern Barmherzigkeit?
Keine Empörung ohne Projektion.
Die Sünden der Welt: Bezieht sich dieser Plural nicht auf eine genau bestimmbare Anzahl, nämlich sieben? War nicht die Astrologie die Instrumentalisierung dieser Sünden, und war nicht die Sakramentenlehre das kirchliche Erbe der Astrologie?
Die Scheidung der Wasser oberhalb von den Wassern unterhalb ist die Scheidung des Segens von der Schuld. Die Erkenntnis des Guten und Bösen ist das im Interesse der Selbsterhaltung und Selbstrechtfertigung instrumentalisierende und verdinglichende Denken; das befreiende Denken ist das verteidigende Denken.
Vergleiche die Geist-Rede des Petrus mit der Märtyrer-Rede des Stephanus.
Das Trägheitsgesetz, die Hochsicherheitstrakte des Inertialsystems und die Isolationshaft der Materie.
Rechtsstaat: Muß man nicht die kleinen Verbrechen verfolgen, um die großen decken zu können?
Gibt es eigentlich Privateigentum ohne den Staat, ohne Geld und ohne Banken (die Banken verwalten das Nichts, aus dem der Staat die Welt erschafft)?


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