07.05.93

In der Einheitsübersetzung wird, was im Buch Bahir als Tohu bezeichnet (und an anderer Stelle als Materie verstanden) wird, als Götzen übersetzt (Bahir, 113, S. 120 zu 1 Sam 1221). Ist der Materiebegriff der Erbe des Götzendienstes?
Zivilisiert sind die, die sich gegenseitig als Eigentümer anerkennen (aber erst nachdem sie das Eigentum durch Raub erworben und die Erinnerung daran verdrängt haben). Die Nichtzivilisierten (die Barbaren, die Sklaven, dann die Wilden, jetzt die Ausländer) werden als Nichteigentümer angesehen (die der „Schicksalsgemeinschaft“ des Volkes nicht angehören). Ist nicht der Kampf um die Anerkennung in der Phänomenologie des Geistes der Kampf um die Anerkennung als Eigentümer?
Ist die dogmatische Begründung auch nur eines der sieben Sakramente wirklich überzeugend? Steckt nicht in der gesamten Argumentation ein Stück Willkür, das nur mit Hilfe der imgrunde autoritären Bekenntnislogik unkenntlich gemacht werden kann?
Zum Ursprung der Bekenntnislogik: War nicht die sogenannte religiöse Erneuerung im Mittelalter, der Ursprung der religiösen Bewegungen des Mittelalters (paradigmatisch der devotio moderna), auch ein Stück projektiver Schuldverarbeitung, die seitdem ununterbrochen die Geschichte des Geistes beherrscht? Und ist nicht die Geschichte der „Fälschungen“ im Mittelalter eine der Voraussetzungen der europäischen Geschichte der Aufklärung (wie die Geschichte des Vorurteils ihr Schatten)? Gehört sie nicht zu den Ursprüngen dessen, was man heute das Projekt Moderne nennt, in dem auch die Vergangenheit so zurechtgelogen wird, daß sie als Einspruch gegen die verstockte Subjektivität nicht mehr verwandt werden kann. Gehören nicht die Fälschungen des Mittelalters zu den Gründen der unlösbar gewordenen Probleme der Chronologie und der Astronomie?
Die Barbaren waren eine Erfindung der Griechen; sind nicht die Wilden eine Erfindung der Moderne, ohne die die projektive Gestalt der Erkenntnis nicht zu halten gewesen wäre?
Zum Begriff der Wilden im Kontext der projektiven Verarbeitung der Vergangenheit vgl. den merkwürdigen Zusammenhang des Untergangs der Tasmanier mit dem Ursprung der Darwinschen Evolutionstheorie.
Wenn Habermas die „Dialektik der Aufklärung“ für „überholt“ hält, verwechselt er dann nicht die Geschichte des Geistes mit einer sportlichen Wettkampf, vielleicht einem Marathonlauf?
Liegt nicht das Modell des Kohlschen Argumentationstricks in der Polemik der Kopenhagener Schule gegen die sogenannte „klassische Physik“? In beiden Fällen werden Spuren verwischt, wird das, was man selbst tut, an anderen diskriminiert. Vorbereitet wurde dieses Argumentationsschema in der kirchlichen Apologetik, die das Fortwirken der Vergangenheit dadurch aus dem Blickfeld rückt, daß sie mit den eigenen vergangenen Untaten die Vergangenheit insgesamt für überholt erklärt.
Der Antisemitismus war seit je ein Werkzeug der Verdrängung. Mit der Diskriminierung und Verfolgung der Juden war die Erinnerung an die fortwirkende eigene Vergangenheit gemeint, die auf diese Weise projektiv verdrängt werden sollte.
Die Lehre von der creatio mundi ex nihilo ist ein Alexander-Erbe in dem Sinne, daß sie den Knoten, den es zu lösen gilt, nur durchschlagen hat.
Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer: In welcher Beziehung stehen die sieben Werke der Barmherzigkeit zu den sieben Sakramenten?
Sind nicht die subjektiven Formen der Anschauung und die durch sie generierten Totalitätsbegriffe Natur und Welt Produkte einer Empörungs-Dynamik, deren Objekt die unaufgearbeitete Vergangenheit ist?
In welcher Beziehung stehen die Umläufe des Mondes und der Planeten zum Gesamtumlauf des Tierkreises?
Gibt es einen genetischen Zusammenhang zwischen den Anschauungen der sogenannten Lebensschützer und der Empörungslust derer, die sich die Illustrierten kaufen, um sich über die Bilder darin zu empören?


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