Erbsünde: Der Begriff bedeutet nicht, daß man sich diese Sünde zurechnen lassen muß, sondern daß man sie begeht, wenn man sich nicht ihrem Zwang (durch Übernahme der Schuld der Welt: durch Gottesfurcht) entzieht. Bekennt sich Jesus nicht in dem Satz „Ehe Abraham ward, bin ich“ als Täter der Sünde Adams?
In dem kantischen „Ich denke, das alle meine Vorstellungen muß begleiten können“ klingt jene Sponateität an, die in dem Ich=Ich des deutschen Idealismus dann abgeschnitten und verdrängt, in das System „meiner Vorstellungen“ mit einbezogen wird. Dieses Ich=Ich ist die Identifikation mit dem Aggressor: das Anderssein des Ich, das Ich des andern, dem ich unter Verdrängung der Spontaneität mich angleiche, ein Stück Welt.
Wie sind die Pyramiden orientiert: sind die Flächen oder die Ecken den Himmelsrichtungen zugeordnet? Gibt es eine Beziehung zu dem Richtungssystem im Sohar, in dem den vier Himmelsrichtungen die acht oberen und unteren Zwischenrichtungen zugeordnet sind (während oben und unten fehlen)?
Die drei evangelischen Räte richten sich gegen die Logik der Instrumentalisierung:
– der Gehorsam gegen das Inertialsystem,
– die Armut gegen das Tauschprinzip und
– die Keuschheit gegen die Bekenntnislogik.
Zum Inzestproblem bei Jean-Jacques Rousseau: Die Geschichte des Natur- und des Weltbegriffs ist die Geschichte zweier ineinander verflochtener Begriffe: der Grund der Geschichte der Sexualität. Vgl. die Beziehung von physis und kosmos, natura und mundus, Natur und Welt (Umkehrung von „leer, gereinigt und geschmückt“).
Die neuplatonischen Emanationslehren, die unterm Bann der Verhältnisse im Römischen Reich stehen, erinnern nicht zufällig an eine Dynamik, bei der sich nicht mehr entscheiden läßt, ist sie das Bild der Onanie oder das einer Sturzgeburt. Es ist das in patriarchalem Kontext entstehende Problem der Beziehung von physis und natura, von Zeugung und Geborenwerden, bei gleichzeitiger Diskriminierung des Weiblichen: der Materie (Verteufelung der Produkte der eigenen projektiven Phantasien, die die ganze mittelalterliche Geschichte beherrscht und manifest wird in den Teufels- und Höllenphantasien und in der Geschichte der Juden-, Ketzer- und Hexenverfolgungen).
Zum et und atah im Sohar: wie steht es mit der Beziehung von et und at (2. Pers. fem.) in dem et haschamajim we’et haarez?
War die Biologie (und mit ihr der Rassismus, insbesondere der sprachgeschichtliche, der heute die gesamte Sprachreflexion verhext) nicht erst möglich, nachdem die Erde und das Lebendige durch die modernen Naturwissenschaften (durch Kopernikus und Newton, letztlich durchs Inertialsystem) begrifflich geschieden waren? Beziehung der Nazi-Parole „Blut und Boden“ zum hakeldama, genetische Ableitung der Nazi-Parole? Ist nicht in dieser Nazi-Mythologie das Konzept der Gräberschändungen angelegt (Vergangenheitsvernichtung Folge der christlichen Vergangenheits-„Überwindungen“, Grund: Instrumentalisierung des Kreuzestodes)?
Gibt es nicht einen Aspekt des Kreuzessymbols, der unters achte Gebot fällt, ist das Kreuzessymbol nicht vom Ursprung und von der ebenso realen und unbewußten Bedeutung her ein antisemitisches Symbol? Würden wir ein Bild aus Auschwitz in unseren Schlaf- und Wohnzimmern (ohne projektive Verarbeitung) ertragen, und mit welchen Folgen für unsere Kinder und für uns? Das Bild des Gekreuzigten ständig vor Augen zu haben, muten wir uns zu?
Die Darstellung der Theologie im neuen Katechismus: Positivismus in Watte gepackt (was fehlt: Antisemitismus und die Auseinandersetzung mit der antijudaistischen Tradition der kirchlichen Theologie; die Unfähigkeit zur Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit: Ketzer, Hexen, Geschichte der „Bekehrungen“, „Autorität“ und Befreiung; Demokratie; Befreiungstheologie und feministische Theologie; der kirchliche Wahrheitsbegriff, Verzicht auf Schuldreflexion und die Konfliktunfähigkeit der Kirche).
14.05.93
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