Die Beantwortung der Frage, ob Raum und Zeit unendlich ausgedehnt sind, oder ob die Materie unendlich teilbar ist, hängt ab von der logischen Gewichtung des Andersseins (von der Bedeutung des Weltbegriffs): sie hängt von der Fähigkeit zur Schuldreflexion: von der Vorentscheidung ab, ob die Ontologie oder die Ethik als prima philosophia begriffen wird. Die exkulpierende Kraft des Wissens (und das Bedürfnis, davon Gebrauch zu machen) begründet die These der unendlichen Ausdehnung von Raum und Zeit und bedarf ihrer zu ihrer eigenen Absicherung und Rechtfertigung; sie ist zugleich der Grund, aus dem die Idee des Absoluten (der Schatten Gottes, der ihn verdeckt) sich speist. Hier ist die „Sünde der Welt“, die am Zusammenhang des Begriffs der Totalität mit dem des Absoluten sich demonstrieren läßt, mit Händen zu greifen.
Das Zwischenglied zwischen den Begriffen der Totalität und des Absoluten ist das Ich: Die Totalität definiert sich unter Ausschluß des Ich, das Absolute durch Einbeziehung des Ich; jene ist das An sich des Absoluten, dieses das Für sich der Totalität, beide stehen in dieser Hegelschen Reflexionsbeziehung und sind als Unterschiedene unmittelbar identisch. Hat nicht unter den Totalitätsbegriffen der der Welt ein gewisses prius, während der des Wissens an den Absolutheitsbegriff sich anschließt? Beide stehen unter dem Vorzeichen der Säkularisation, deren Geschichte mit dem Absolutismus (und der Geschichte der Hexenverfolgung) anhebt und im Totalitarismus (in Auschwitz) endet.
Am zweiten Tag schuf Elohim die Feste (den Staat), die die oberen von den unteren Wassern scheidet, und nannte sie Himmel; am fünften Tag die großen Meerestiere (die Nationen).
Stämme, Sprachen, Völker und Nationen:
– Die Stämme gründen in den Genealogien,
– die Sprachen im Turmbau zu Babel (in der Folge der Sintflut),
– Völker sind Schicksalsgemeinschaften, deshalb mythisch organisiert: in Selbstabsperrung von der Offenbarung; sie gründen im Kontext des Privateigentums und in der beginnenden Geldwirtschaft,
– Nationen sind staatlich organisierte Völker.
Stämme und Sprachen liegen vor, Völker und Nationen nach der durch den Weltbegriff bezeichneten Zivilisationsschwelle.
Gehört die Erfindung der Sumerer zur dritten und die Erfindung der Karolinger zur zweiten Leugnung?
Gründet Habermas‘ „neue Unübersichtlickeit“ in dem Zweifel an der These, daß die technischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen für eine Gesellschaft ohne Hunger und Krieg schon gegeben seien?
25.02.94
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie
Schreibe einen Kommentar