Als die Morgengabe des Schöpfers an die Schöpfung ist die Sprache zugleich die Verheißung der Auferstehung.
Als zentrales Moment der Konstituierung des Objekts gehört die Scham zur Urteilsform. „Sie waren nackt, aber sie schämten sich nicht“: Diese Freiheit von Scham ist der genaueste Ausdruck des seligen Sprachgeistes im Paradies. „Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren“: Mit der Einbeziehung des Blicks des andern in die eigene Wahrnehmung entspringt die urteilende Erkenntnis. Die Scham – und mit ihr die Urteilsform – entspringt im Sündenfall: Sie ist wie der Sündenfall ein sprachliches Phänomen. Deshalb ist auch das Keuschheitsgebot ein Sprachgebot, vielleicht das wichtigste. Zentraler Einwand gegen Hegel: Die Scham beherrscht seine Logik, wird jedoch selbst nicht reflektiert.
Keuschheit, Armut und das Hören (nicht der „Gehorsam“) sind die Konstituentien der Arglosigkeit.
Man sollte die Sprache nicht mit der „Rede“ verwechseln: Es gibt keine „Rede von Gott“ (das ist eine Professoren- und Predigerübersetzung von Theologie, schamloses Geschwätz: ihr Modell ist die monologisierende Vorlesung oder Predigt, die die Schamgrenze zum Andern nicht mehr kennt).
Nur Gott sieht ins Herz der Menschen. Wer über andere urteilt, verflucht Gott, fällt ihm in den Arm.
Weltuntergang: Der Weltbegriff gründet im Exkulpationstrieb, er wird mit dem Exkulpationstrieb untergehen.
Das Schuldverschubsystem ist die Grundlage und der Reflex eines paranoiden Verschwörungskonzepts, das im Kern des Weltbegriffs steckt. Was bedeutet der Schwur im Begriff der Verschwörung (und damit im Weltbegriff)? Eine verschworene Gemeinschaft ist eine Bekenntnisgemeinschaft (deshalb hat die SS sich als Orden verstanden). Auf diesen Zusammenhang bezieht sich der Satz: Du sollst nicht schwören.
Der Schwur ist der Dampf in der Empörung (kein besserer Gemeinschaftskitt als die gemeinsame Empörung über einen gemeinsamen Feind).
Beerscheba: Was hat die Sieben mit dem Schwur zu tun?
Zu den Prämissen der Konstruktion des Raumes gehörte die Erfindung der Null (die über den Islam aus Indien nach Europa gekommen ist). Ist der Raum ein Schamkonstrukt (das Medium der Konstruktion des Objektbegriffs und der Verinnerlichung der Scham)?
Die Apologetik oder der Rechtfertigungszwang ist der steinerne Grund, aus dem das steinerne Herz erwächst.
Bezeichnet nicht der Begriff der concupiscentia das Selbsterhaltungsprinzip, das dann, weil es sich selbst im blinden Fleck stand, auf die sexuelle Begierde verschoben wurde? Mit dieser Verschiebung auf die Sexualität, ein entscheidender Schritt auf dem Weg der Begründung und Konsolidierung des Schuldverschubsystems, wurden die Schleusen geöffnet für die Überschwemmung der Erkenntnis insgesamt durchs Selbsterhaltungsprinzip: zur Durchsetzung des Weltbegriffs, zur Materialisierung der Welt. Hier wurde der Schöpfer zum Demiurgen, wovor ihn auch das ex nihilo nicht mehr hat retten können.
Die Ontologie ist die hypostasierte Killerphrase.
Zum Gürtel des Petrus (Joh 2118): Hat das etwas mit dem Gürtel des Jeremias in der Felsspalte am Euphrat (Jer 13) zu tun, und hat das wieder etwas mit Off 914 und 1612 zu tun?
Bei den Kirchenvätern war das Bild vom Kreuz als Teufelsfalle beliebt: Ist das Kreuz (als Bekehrungs- und zugleich Umkehrverhinderungs-Mittel) nicht zur Heidenfalle geworden?
7.7.1994
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie
Schreibe einen Kommentar