1.9.1994

Die Bekenntnislogik war das Instrument der falschen Säkularisation der theologischen Gehalte, ihrer Subsumtion unter die Logik der Schrift.
Mit der Verschuldenskrise (der Krise der Dritten Welt, die jetzt ins Innere der Metropole zurückgreift) reift eine Situation heran, deren Erkenntnis erleichtert wird, wenn Ursprung und Tendenz der hebräischen Geschichte (der Geschichte der Offenbarung) in der altorientalischen Welt begriffen werden.
Ist nicht die Negativität, in der Hegel zufolge das Selbst und das Allgemeine gründen, der Quellpunkt der Verblendung?
Die Dinge an sich: das ist der Name Gottes, dem Salomo ein Haus gebaut hat.
In der subjektiven Form der äußeren Anschauung, in der Raumvorstellung, ist die Erinnerung ihres Ursprungs, ihrer Vorgeschichte, gelöscht, neutralisiert. Zu dieser Vorgeschichte gehören die Geschichte des Tauschprinzips und die Geschichte der Bekenntnislogik. Der Orthogonalität in der Konstruktion der Raumvorstellung entspricht im Bereich des Tauschprinzips die (Schuld-)Knechtschaft und ihre Rationalisierung zur Lohnarbeit, und im Bereich der Bekenntnislogik die Trinitätslehre und die Opfertheologie. Auch die Theologie steht unter einem Bann (war nicht die homousia die Besiegelung der Bekenntnislogik, des Dogmas. der Orthodoxie?).
Der griechische Mythos gründete in der Vergegenständlichung der Zeit, im Sieg über den Kronos; der Preis war die Schicksalsidee. Der katholische Mythos gründet in der Vergegenständlichung des Raumes, der Verräumlichung des Himmelreichs; sein Preis war die Lehre von der Hölle und vom Fegefeuer (beide vermittelt durch die Logik der Schrift). Der katholische Mythos hat das Herrendenken, das autoritäre Syndrom (symbolisiert in der Unfähigkeit zur Reflexion der Schrift) begründet, gegen deren Vergesellschaftung er hilflos und ohnmächtig ist: Heute ist schon jeder Katholik so schlau wie früher bloß ein Kardinal.
Die Differenz zwischen dem gesprochenen und dem geschriebenen Wort gleicht der von Spontaneität und Reflexion. Ein geschriebener Text unterliegt sehr viel stärkeren Kontrollmechanismen (er ist das eigentliche Objekt des Hasses der Welt, gegen den er als geschriebener Text sich konstituiert), er entspringt dem Trieb, sich unangreifbar zu machen. Davon dispensiert das gesprochene Wort, insoweit es im Gespräch reflektiert, variiert, auch korrigiert werden kann.
Steckt nicht im Symbol des Drachen, der war, nicht ist und wieder sein wird, eine Beziehung zum Staub, aus dem Adam ward und zu dem er wieder werden wird, und den die Schlange (auf dem Bauche so sie kriechen) frißt?
Zur Geschichte der Landnahme: Zweimal werden Kundschafter ins Land Kanaan geschickt. Die ersten haben die Riesen gesehen und sind erschrocken (und den Schrecken ans Volk weitergebend) zurückgekehrt; den zweiten, die nach der vierzigjährigen Wüstenwanderung erneut ins verheißene Land gehen, hat die Rahab geholfen, die dann im Stammbaum Jesu erscheint.
Gibt es eine Formel für die Summe der
– Quadratzahlen: 1, 5, 14, 30, 55, 91, 140, 204, 285, 385, … (= (Summe n x (2n + 1))/3 = n x (n + 1)/2 x (2n + 1)/3)
– Kubikzahlen: 1, 9, 36, 100, 225, 441, 784, 1296, 2025, 3025, … (= Quadrate der einfachen Summenzahlen 1, 3, 6, 10, 15, 21, 28, 36, 45, 55, …: Summe n3 = (Summe n)2 = (n x (n + 1)/2)2)
Für den Nationalismus ist das ganze Ausland, da es nicht unter das eigene Recht fällt, herrenloses Gut (noch nicht angeeignetes Eigentum). Gehört diese Konstellation nicht zur Logik der Ontologie?
NB: Hegel hat die Außenbeziehungen der Staaten als Naturbeziehungen (die Kriege als Naturereignisse) verstanden: Wirft das nicht ein Licht auf das darwinistische Verständnis der Tierwelt (die Hegel für unschuldig hielt)?
Zum Problem des „Verfassungspatriotismus“: Wichtiger als die Suche nach einer „richtigen“ Verfassung (der Fata morgana der politischen Philosophie) wäre die Bereitschaft und die Fähigkeit zur Reflexion der Verfassung (zur Staatskritik).


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