Wenn den Regierungen die politischen Argumente ausgehen, berufen sie sich auf das Gewaltmonopol des Staates (vgl. hiermit den Gesamtzusammenhang der Konzepte Standort Deutschland, Stabilität der DM und die Neuorientierung der deutschen Außenpolitik an den wirtschaftlichen Interessen des Landes: wer definiert diese wirtschaftlichen Interessen?).
Wodurch unterscheiden sich die Ergebnisse des Ersten von denen des Zweiten Weltkrieges? Liegt nicht der Unterschied darin, daß nach dem Ersten Krieg der Terrorismus in der Metropole als Staatsterrorismus sich etablierte, während er nach dem Zweiten Krieg zu einem Instrument gegen den Staat geworden ist (vielleicht, weil der Staat gelernt hat, seinen eigenen Terrorismus hinter einer legitimierenden Rechtsfassade zu verbergen)?
War nicht der Elternbann, in den die Kindheit nach dem Krieg geraten ist, eine qualitativ neue Form der Verdrängung (in der sich die neue Funktion des nachfaschistischen Staates, seine veränderte Selbstdefinition, widerspiegelte: hat nicht die Logik der väterlichen Gewalt etwas mit der Logik des staatlichen Gewaltmonopols – und mit der Gewalt in der Logik generell – zu tun)?
Zu Jer 3134: Ist nicht die Bekenntnislogik die Logik der wechselseitigen Belehrung aller durch alle und die Verhinderung der Gotteserkenntnis aller? Hat nicht die Kirche, als sie das göttliche Gebot zur Grundlage der kirchlichen Jurisdiktion machte, die Theologie verhext?
Auch die Inquisition ist nicht vergangen, sondern nur formalisiert und neutralisiert worden und so in den Forschungsbetrieb mit eingegangen. Seitdem ist jedes Schuldurteil ein synthetisches Urteil apriori.
Das Apostolat gründet nicht in einem Bekehrungsauftrag, sondern in dem Auftrag, Zeugnis abzulegen für die Auferstehung. Das war das Evangelium, die frohe Botschaft. Dieses Zeugnis ist von Paulus formalisiert und in einen Bekehrungsauftrag umgefälscht worden. Die Zukunft öffnet sich erst, wenn auch die Gräber sich öffnen.
Ist das Englische nicht eine Neutrums-Sprache, erkennbar sowohl an dem to be, der Verwendung des Praefix be- als Infinitiv des Seins, als auch daran, daß die Futur-Bildungen über das Hilfsverb will laufen, mit der doppelten Pointe, daß das Werden in den Willen eines anonymen Subjekts zurückverlegt wird und zugleich das im Deutschen ontologisierte Werden auf einen (Subjekt-)Willen bezogen wird?
26.4.1995
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie
Schreibe einen Kommentar