27.4.1995

Der Raum definiert sich durch seine Beziehung zur Sprache: Als subjektive Form der äußeren Anschauung trennt er die Sprache von der „Wirklichkeit“ (trennt er das Ding von seinen Eigenschaften, den Begriff vom Objekt), begründet er die Urteilsform. Die Form des Raumes geht als ein konstitutives Moment in den Begriff (in die für den Begriff konstitutive Beziehung zum Objekt) mit ein, begründet er sowohl die Distanz zu den Dingen als auch (in dieser Distanz) die Asymmetrie zwischen mir und dem Andern (deren Modell die Beziehung des Herrn zum Beherrschten ist). Der Raum macht die Welt zur Wolfswelt, zu der es heißt: „Seht, ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe; darum seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben“.
Durch die Vorstellung des unendlichen Raumes (das naturwissenschaftliche Äquivalent des „freien Marktes“) ist die Welt endgültig dem Kommerz und der Ausbeutung preisgegeben worden; die Vorstellung des unendlichen Raumes hat insbesondere die in seiner Logik installierten Herrschaftsstrukturen unkenntlich gemacht. So hat die kopernikanische Wende der Entdeckung der Welt in einer Weise den Weg freigemacht, in der die Barbarei der kolonialistischen Unterwerfung der Welt, des Raubs der eroberten Reichtümer und der Versklavung und Ausbeutung der unterworfenen Völker schon angelegt und vorgezeichnet war. Kopernikus und Newton waren beide auch Geldtheoretiker; es wäre eine zweifellos interessante (die wechselseitige Erhellung beider Bereiche fördernde) Aufgabe, die Logik ihrer naturwissenschaftlichen Konzepte mit der ihrer Geldtheorien zu vergleichen.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie