3.5.1995

Sind die subjektiven Formen der Anschauung nicht der konsequenteste Ausdruck der Verdrängung des Schreckens?
– Der Drache ist das Subjekt der Natur, das es nicht gibt: der Inbegriff des Scheins und der Verblendung (die Verkörperung des Naturgrundes von Herrschaft),
– das Tier aus dem Meer: der Inbegriff der politisch-ökonomischen Herrschaft (das Telos ihrer historischen Entfaltung) und
– das Tier vom Lande (der falsche Prophet): Symbol der Bekenntnislogik (oder auch des Fundamentalismus).
Max Horkheimer hat einmal darauf hingewiesen, daß die Ethik, insbesondere das Liebesgebot, außerhalb der Theologie sich nicht begründen lasse. Es wäre in der Tat streng nachweisbar, daß eine Welt, die endgültig vom theologischen Gedanken sich emanzipiert hat, eine Welt wäre, in der es nicht mehr aufs Handeln, sondern nur noch darauf ankommt, sich nicht erwischen zu lassen.
Buße ohne Umkehr oder der Ursprung des steinernen Herzens: Ist nicht die Rechtfertigungslehre ein Versuch, die Gnade so zu definieren, daß die Barmherzigkeit vom realen Leiden in der Welt auf die Sündenvergebung verschoben und diese Sündenvergebung auch für die offengehalten wird, die selber nicht bereit sind zu vergeben?
Sünde und Schuld verhalten sich wie Objekt und Begriff (oder auch wie Volk und Staat). Die Beziehung des Begriffs zum Objekt ist die eines Herrschafts-, Schuld- und Verblendungszusammenhangs (Schuld macht die Sünde, indem sie sie vor aller Augen stellt, unsichtbar).


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