Babylon will einen Turm bauen, dessen Spitze „bis an den Himmel reicht“ (Gen 114), Jakob träumt von einer Leiter, dessen Spitze „bis an den Himmel reicht“ (Gen 2812). Zum Himmel schreit das Blut Abels (Gen 410), an den Himmel reicht die Wut des Königs von Israel (2 Chr 289), die Schuld des Volkes (Esr 96), das Gericht über Babel (Jer 519), der Wipfel des Baums im Traum des Nebukadnezar (Dan 48), die Größe des Königs (ebd. 419).
Die Sprache unterscheidet sich von der Sache durch das eingeschobene -pr-. Stecken in dieser Einschiebung die Barbaren, die Hebräer, die Hapiru?
Das Neutrum läßt sich aus dem Maskulinum herleiten, wenn man den Akkusativ als Nominativ nimmt (z.B. bei Kollektivbegriffen wie Gehölz, Gebirge: durch innere Pluralisierung des Individuellen). Das Neutrum gründet in der logischen Nichtunterscheidbarkeit des Einzelnen und Allgemeinen: Deshalb bezeichnen die Begriffe Objekt und Person Hypostasen oder Verkörperungen des Schuldverschubsystems (Konkretismus und Personalisierung). Erst die moderne Aufklärung hat – im Kontext der Entfaltung des Inertialsystems und mit der Ablösung der Sklaverei und der Leibeigenschaft durch das Institut der Lohnarbeit (im Kontext von Naturwissenschaft und Kapitalismus) – das Objekt zum Subjekt synthetischer Urteile apriori gemacht.
Kritik des Gattungsbegriffs: Der Begriff der Gattung ist der Ursprungsbegriff der Philosophie: Er ist das Realsymbol der Leugnung der Asymmetrie, der Verletzung des Verbots, mit Rind und Esel gemeinsam zu pflügen. Im Begriff der Gattung (und in seiner Folge in jeglichem Universalismus) werden Zeugung und Tod (Last und Joch) zusammengedacht: Christologie, Opfertheologie und Trinitätslehre, und mit ihnen das Dogma insgesamt, konstituieren und legitimieren den Begriff der Gattung wie sie zugleich im Kontext ihrer Reflexion als Schlüssel sich erweisen, der diesen Begriff und seine geschichtliche Funktion (seine Beziehung zum apokalyptischen Realsymbol des Tieres, das war, nicht ist und wieder sein wird) aufzuschlüsseln vermag. Man könnte sagen: Gegenstand der apokalyptischen Lösung der sieben Siegel ist der Gattungsbegriff. Hiermit hängt es zusammen, wenn der Bekenntnisbegriff (wie er im männlichen Heiligentypos des Confessor sich spiegelt) seit je ein männlicher Begriff gewesen ist: In ihm, in seiner Beziehung zum Gattungsbegriff, spiegelt sich die konstitutive Beziehung des Gattungsbegriffs (und seiner Momente Zeugung und Tod) zum Naturbegriff (und zwar sowohl zur griechischen physis wie zur lateinischen natura, die aus der unterschiedlichen Akzentuierung der Beziehung von Zeugung und Tod im Gattungsbegriff sich herleiten) wie auch zum Begriff und zur Logik des Bekenntnisses. Rosenzweigs Reflexion der Todesangst bezieht sich ebensowenig wie das Kelch-Symbol in der Getsemane-Geschichte in den Evangelien auf die private Todesangst; beide gründen vielmehr in dieser Konstellation; daraus gewinnt der Stern die argumentative Kraft, die mit dem Begriff der Gattung (der dann im zweiten Buch des ersten Teils des Stern, in der „Metalogik“, seinen „logischen Ort“ findet) den Begriff des Alls und mit ihm den Universalismus der Philosophie sprengt: die Verletzung des Verbots, mit Rind und Esel gemeinsam zu pflügen, aufhebt. Darin gründet das „Neue Denken“, die Reflexion der verandernden Kraft des Indikativs, die Wiedergewinnung einer Theologie, in der Gebet und Erkenntnis eins werden, die Begründung einer Theologie im Angesicht Gottes, in der die Mystik rational wird.
20.8.1995
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