15.10.1995

Die Instinktbindung der Tiere gründet in ihrem Objektivismus, den Adam, als er sie benannte, an sie delegiert hat. Adam hat die Tiere benannt, das hat sie verstummen gemacht; es käme heute darauf an, sie von ihrer Stummheit zu befreien, sie zum sprechen zu bringen.
Gegen die Ankläger hat es die Verteidung immer schwerer. Aber das nicht deshalb, weil die Verteidung die Dinge nicht beim Namen nennt; wenn das tun würde, müßte sie sich auf eine Macht berufen, die sie nicht hat. Die einzige Chance der Verteidigung liegt darin, das, was der Ankläger beim Namen zu nennen versucht, zum Sprechen zu bringen.
„Mein Gott!“ Gibt es nicht einen gottesfürchtigen Atheismus, einen Atheismus, der das Nichtsein Gottes als Teil der Heiligung Seines Namens begreift, als Unmöglichkeit, Gott in einem Possessivverhältnis zu fassen, als Versuch, Gott von dem dem Sein immanenten Eigentumsanspruch freizuhalten? Die Gottesfurcht beginnt, wenn man begreift, daß der Ausdruck „mein Gott“ blasphemisch ist. Gilt das Gleiche nicht für jede Art von Gottesbeweis?
Sanctificetur nomen tuum: Welcher Name ist hier gemeint, der des Vaters oder der Gottesname, den auszusprechen verboten ist?
Der Weltbegriff leugnet die Schöpfung, der Naturbegriff die Auferstehung; leugnet nicht die Bekenntnisreligion die Offenbarung?
Das Dogma ist die Narbe an der Stelle, an der Alexander den Knoten, der eigentlich hätte gelöst werden müssen, durchschlagen hat, War der Knoten (der Joch und Deichsel des Ochsenkarrens mit einander verband) der Knoten, der die Objektivierung mit der Instrumentalisierung verknüpfte? Seitdem ist es möglich, das Bewußtsein der mit der Objektivierung verknüpften Instrumentalisierung zu verdrängen. Diese Verdrängung, die die Reflexion des Herrschaftszusammenhangs der Objektivierung verhindert (im Objekt die Spuren des herrschaftsgeschichtlichen Ursprungs seines Begriffs tilgt), ist die Grundlage des Begriffs. Der Inbegriff aller Begriffe ist der Weltbegriff. Deshalb mußte das Dogma (zusammen mit der den Objektbegriff begründenden Opfertheologie) eine Lehre von der Erschaffung der Welt (die von der Schöpfung des Himmels und der Erde unterschieden werden muß) enthalten.
Der Faschismus ist die Rache des Objekts: Deshalb gibt es keine Kritik des Faschismus, die nicht die Kritik des Konkretismus und der Personalisierung mit einschließt. Der Faschismus ist eine Frage der Logik. Zur Faschismus-Kritik gehört heute die Kritik der Naturwissenschaften (Kritik des Weltbegriffs, Reflexion der Beziehung von Philosophie und Prophetie). Alles andere wird heute zusehends ohnmächtiger und hilfloser und am Ende selbst vom Faschismus eingeholt.
Urknall: Handelt es sich hier nicht um das Produkt einer Verschiebung von der formalen auf die materielle Ebene; wäre der Urknall nicht genauer auf die Konstituierung des Inertialsystems durch Sprengung des Lichts zu beziehen? Die Unterscheidung der primären und sekundären Sinnesqualitäten (die Subjektivierung der Empfindungen, die in der Sprache die Personalpronomina hervorgetrieben hat) ist eine Folge dieser Sprengung.
Wenn der Urknall auf die „Sprengung des Lichts“, den Ursprung der naturwissenschaftlichen Lichttheorien, sich bezieht, ist dann das „schwarze Loch“, das alle Strahlungen in sich aufsaugt, aber keine mehr herausläßt, nicht das Realsymbol der Gravitationstheorie?
In welcher Beziehung stehen Verdacht, Unterstellung und Behauptung zur Geschichte der drei Leugnungen?


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