6.5.1997

Der Übergang von den subjektiven Formen der Anschauung zum Inertialsystem entspricht dem Akt der Verurteilung, in dem die Natur der Naturwissenschaften sich konstituiert, er entspricht zugleich dem Prozeß, über den der Faschismus sich reproduziert, in dem er aus einer bloßen „Weltanschauung“ zu einem Strukturelement der Realität und damit unkenntlich wird.

Gen-Forschung: Wenn der Begriff der Rasse heute aus dem öffentlichen Diskurs verschwunden ist, dann nicht, ohne durch Metastasenbildung auf neue Weise in der Realität selber sich auszubreiten. Vgl. auch die Metaphern, die heute an den Stellen erscheinen, an denen früher einmal der Name des Geistes seine Sprachheimat hatte.

Im Übergang des Faschismus von der Seite des Begriffs auf die des Objekts drückt ein sehr tiefreichender Sachverhalt sich aus: Er ist nicht mehr als isolierte Erscheinung dingfest zu machen und verliert (mit Unterstützung der politischen Öffentlichkeitsarbeit) seinen Namen.

Theologie heute: Natur, den Inbegriff des Stummen, Namenlosen, zum Sprechen bringen. Verurteilung (insbesondere die des Faschismus) ist die Verführung zur Stummheit. Deshalb sind Tiere stumm. An dieser sprachlogischen Stelle hat der Begriff der Kollektivscham einen sehr präzisen politischen Auftrag.

Zur Urgeschichte der transzendentalen Logik: In der Astrologie drückt erstmals die herr­schaftsgeschichtliche und sprachlogische Konstellation der Objektbildung, der Urteilsform, der subjektiven Formen der Anschauung und des Objektbegriffs, sich aus.

Ursprungsgeschichte des Substantivs (vgl. auch Etymologisches Wörterbuch, dtv, S. 1391f): Mit dem Ursprung des Neutrum wurden Nominativ und Akkusativ, in der Konsequenz des Übergangs von den subjektiven Formen der Anschauung zum Inertialsystem, die in der Sprache der Medien sich manifestiert, wird die sprachlogische Funktion und Bedeutung von Dativ und Genitiv vertauscht. – Haben die Schlange (der Drache), das Tier aus dem Meer und das Tier vom Lande etwas mit diesen sprachlogischen Veränderungen zu tun?

Es ist die zweite Vertauschung (die von Dativ und Genitiv), in der die transzendentale Logik ins Vorurteil abstürzt, hier liegt die Wurzel der Logik, die die Geschichte der Naturwissen­schaften mit der Hexenverfolgung und mit Auschwitz verbindet.

Negative Engellehre: Mit der Vertauschung von Dativ und Genitiv, die (wie die Elektrodyna­mik und in ihrer Konsequenz die Mikrophysik in der Physik) das Kausalitätsprinzip affiziert, verwandeln sich die Medien in unschuldige Boten, die nur informieren, die fähig und ver­pflichtet sind, Information und Meinung zu trennen und wertfrei über Ereignisse in der Welt zu berichten, die deshalb alles meiden, was sie zum Eingreifen nötigen könnte.

Die Angleichung von Akkusativ und Nominativ im Neutrum (die das Neutrum begründet und die Sprachlogik insgesamt verändert hat) war ein Mittel der Konstituierung des Objekts, der sprachlogischen Begründung von Herrschaft; die Verwechslung von Genitiv und Dativ ist Ausdruck der Verwirrung der herrschaftslogischen Strukturen der Sprache, der Verlagerung der Herrschaft in die Dingwelt, das Tor der moralischen Enthemmung der Sprache.


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