Ein Situation beenden, in der die Menschen nur Zuschauer oder Opfer der Welt und ihrer eigenen Geschichte sind (die Opfer sind das Gericht über die Zuschauenden).
Die Forderung, daß Denken, Handeln und Fühlen mit einander übereinstimmen müssen, daß glaubwürdig nur ist, wer selbst so handelt, wie er es als allgemeinverbindlich in Diskussionen und Gesprächen vertritt, ist nicht zu halten.
Das Argument Max Schelers, daß auch der Wegweiser den Weg nicht geht, den er weist, greift sicher zu kurz und ist zynisch. Umgekehrt ist’s richtig: Die absolute Forderung ist zumindest im Bewußtsein zu halten. Wenn man sie nicht erfüllt und sogar in wesentlichen Punkten nicht erfüllen kann, so ist das selbstverständlich Grund des schlechten Gewissens, und das darf man nicht verdrängen; mit diesem schlechten Gewissen, mit dieser Schuld muß man leben; das Unvermögen, das Nicht-Können ist keine Entschuldigung: Das ist der Realgrund dessen, was in der Bibel Gottesfurcht heißt.
Die andere Möglichkeit, die absolute Forderung zu ermäßigen, da man sie doch nicht erfüllen und mit dem daraus folgenden schlechten Gewissen nicht leben kann, führt mit Sicherheit in die Katastrophe. Sie ist keine. Wer das Bewußtsein von Schuld nicht erträgt, dem bleibt nur das des pathologisch gute Gewissen.
Kosmologie, Angelologie und Eschatologie (Apokalyptik) sind Teile eines Ganzen, aus dem man kein Stück herausbrechen kann, ohne das Ganze zu zerstören; nach der kopernikanischen Wende wäre schon aus diesem Grunde eine Überarbeitung und Revision der christlichen Theologie notwendig gewesen. So tun, als ob man alles übrige beibehalten könnte, wenn die Elemente des eschatologisch-apokalyptischen Konstrukts nicht mehr zu halten sind, verrät nur, wie wenig ernst man die eigene Tradition, von der man zu leben vorgibt, nimmt. Die Kirchen verdanken ihr Überleben nur der von den Oberen geschickt genutzten Massenträgheit ihrer Anhänger, deren Bremsweg länger ist als die Bremskraft der Kritik, der Gewissensprüfung, der theologischen Selbstverständigung.
Das Bekenntnis der andern fordert der, der den Bekenntnisinhalt selbst nicht glaubt, aber zur eigenen Absicherung (um es selbst glauben zu können) die Zustimmung möglichst aller fordert. Der Nichtzustimmende gilt als Ketzer, ihn trifft die volle Wut, die eigentlich dem eigenen Verrat an der Wahrheit, der Selbstvergewaltigung dessen gilt, der zur Absicherung des eigenen Unglaubens das Bekenntnis fordert.
Der Rosenkranz als Bekenntnis-Gebet; nur in rein katholischen Gegenden (nur hier funktioniert der kollektive Zwang); Wiederholung notwendig; Meditation als kollektiver Kitt, politischer Rosenkranz; Rosenkranz und Ontologie (Om Om, Gebetsmühle: Hegels Logik!); Fundamentalontologie und die Rosenkranz-Geheimnisse; Rosenkranz als Medium des Tauschs (Gelübde, Wallfahrten, Wunder). Rückführung auf Dominikus (Ketzer-Abgrenzung, Inquisition, Hexenverfolgung, Marienverehrung), realer Ursprung im 14. Jhdt., Zusammenhang mit Monstranz und Fronleichnam (Ursprung der Demonstration).
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