In der Talkshow am Freitag (19.02.) Diskussion u.a. mit Frau Noelle-Neumann über ihr neues Buch: Die verletzte Nation.
Die wesentlichen Kritikpunkte wurden angesprochen:
– Die „verletzte Nation“ ist in Wahrheit die verletzende: Selbst das Leiden der Deutschen ist sinnvoll nur zu begreifen als Folge ihrer (Un-)Taten;
– insbesondere das Leiden in den vierziger Jahren hat (als Grund des Selbstmitleids) dazu beigetragen, das Grauen, das man selbst verursacht hatte und das in der täglichen Zeitung ebenso wie in jedermanns Nachbarschaft sichtbar war, auszublenden, unsichtbar zu machen, es in den blinden Fleck zu rücken; nur so ist es verständlich, wenn nach dem Kriege alle – subjektiv ehrlich – sich auf das Nicht-Gewußt-Haben herausreden konnten;
– Stolz ist – soweit überhaupt – begründbar nur durch Leistungen; Stolz auf Goethe, Beethoven und das deutsche Land ist irrational, pathologisch;
– zum „Autoritätsverlust“:
. wer „untergräbt“ denn permanent die Autorität von Eltern, Kirche und Staat?
. wie kann man nach den Studien über den autoritären Charakter noch so unreflektiert die Wiederherstellung von Autorität und Vertrauen in die Autorität als Ausweg aus der Krise anpreisen?
. wie kann man – nachdem Instrumentarien zur Analyse von Meinungen entwickelt, erprobt und bekannt sind – so auf „Forschungsergebnisse“ sich berufen und dann noch Folgerungen daraus ableiten, die aller bisherigen Forschung Hohn sprechen?