Die Sprache steht der Wirklichkeit nicht gegenüber, sondern sie ist in sie verflochten und verstrickt. Wenn die Wirklichkeit außerhalb der Sprache und gegen sie sich zu behaupten scheint, so fällt dieses „außerhalb“ noch in die Sprache: als Objekt und Korrelat des richtenden Urteils. Die Totalitätsbegriffe Wissen, Natur und Welt sind die Statthalter des richtenden Urteils.
Wenn die Sprachgeschichte ein Teil der Herrschaftsgeschichte ist, dann ein subversiver.
Das Huygens’sche Relativitätsprinzip ist ein Grenzfall des Einstein’schen, gültig im Bereich von (im Verhältnis zur Lichtgeschwindigkeit) niedrigen Geschwindigkeiten. Entspricht hier nicht die Grenze, die die beiden Relativitätsprinzipien trennt und unterscheidet, der Grenze, die zwei Dimensionen des Raumes von einander trennt und unterscheidet? Sie bezeichnet einen zweiten Akt des Objektivationsprozesses. Nicht das selbe, sondern nur das gleiche Inertialsystem verbindet die Mechanik mit der Elektrodynamik und der Mikrophysik. – Oder ist es nicht schon das dritte: ist das zweite das des Gravitationsgesetzes?
Ist der Begriff des Falls im ersten Satz des Wittgenstein’schen Tractatus logico-philosophicus ein Produkt dieser dreifachen Objektivation? Das physikalische Äquivalent des Wittgenstein’schen Satzes ist die Einstein’sche Identität von träger und schwerer Masse.
Urteile werden gefällt: Was gefällt wird, wird zu Fall gebracht.
Sind nicht alle Begriffe, mit deren Hilfe mikrophysikalischen Erscheinungen und Prozesse beschrieben werden, metaphorische Begriffe?
In dem Vergleich der Nachkommenschaft Abrahams mit den Sternen des Himmels und dem Sand am Meer steckt ein logisches Problem: das der Pluralität.
Wie hängt Adornos „Eingedenken der Natur im Subjekt“ mit der Weizsäckerschen „Explosion von Genie“ zusammen (nach Kant ist die Natur im Subjekt die Produktivkraft des Genies)?
Wer das Problem der deutschen Fraktion der Kopenhagener Schule nur unter dem Gesichtswinkel schuldig/nicht schuldig sieht, verfehlt die Sache. Beginnt die wirkliche Schuld nicht erst in der Unfähigkeit, post festum die eigene Verstrickung (die in actu unsichtbar war) zu reflektieren: in der Geschichte der Verdrängung?
Blochs Satz „Der Anfang wird am Ende sein“ rührt an einen zentralen Sachverhalt: Die Geschichte der Aufklärung hat den Anfang ins Ende transformiert, und das über einen Akt, der die Wahrnehmung dieses Vorgangs zugleich verhindert hat, weil er im Kern des Objektivierungsprozesses selber sich vollzogen hat, in der Bildung der subjektiven Form der inneren Anschauung, der Vorstellung des Zeitkontinuums (der Idee des „Überzeitlichen“). Hierin gründet der Tatbestand, auf den der Satz sich bezieht: Alle tun ihre Pflicht, aber keiner weiß, was er tut. Deshalb ist die bloße Verurteilung des Faschismus ein Instrument der Umkehrverhinderung.
Der Ursprung der Umkehrverhinderung liegt in der kopernikanischen Wende: Seit der Konstituierung der Raumvorstellung (die die Vorstellung des Zeitkontinuums begründet und stabilisiert) führt jede Umkehr in die gleiche Scheiße zurück; seitdem ist die Zukunft wie die Vergangenheit. Die kopernikanische Wende hat das Ungleichnamige gleichnamig gemacht: den Begriff vom Namen getrennt und den Namen vernichtet (die Zerstörung des Tempels, bei der kein Stein auf dem andern geblieben ist).
Wo war in der Zeit der Richter die Bundeslade?
Der Nachkriegs-Atheismus gründet in der Zwangslogik des Sich-tot-Stellens. Er kündigte sich an in Heideggers „Vorlaufen in den Tod“. Die Religion, von der der Fundamentalismus nicht lassen will, ist eine Religion für andere.
Gehört nicht Weizsäcker zu den Protagonisten eines Diskurses über „Religion und Naturwissenschaft“, der es in erster Linie darum geht, ähnlich wie einmal die „spekulative Physik“ Einsteins, so jetzt auch die Religion so kurz und klein zu diskutieren, daß sie praktisch nicht mehr vorkommt, daß mit der Religion die Kraft des Eingedenkens, der Erinnerung, verschwindet. Dieser Diskurs steckt so im Bann der Rechtfertigungszwänge, die sehr konkrete Ursachen haben, daß er als Beleg für die Traditionszerstörung durch den Antisemitismus genutzt werden kann. Die deutsche Fraktion der Kopenhagener Schule war eine „deutsche Physik“, die Kreide gefressen hat.
Heute breitet das Täter-Opfer-Paradigma sich aus: Die Deutschen, die Christen, die Männer, die Väter, die „Besserverdiener“, sie alle haben allen Grund, dieses Paradigma zu reflektieren. Haben nicht die Exkulpationslogiken, die diese Täter-Opfer-Paradigmen erzeugen, etwas mit dem Stand der „Aufklärung“, die seit je auf „klare Fronten“ abzielte: mit dem Stand der Geschichte der Herrschaftslogik, etwas zu tun?
Wenn Hitler im Atheismus überlebt, dann gibt es zur Reflexion der Naturwissenschaften keine Alternative mehr. Hier werden die „Wege des Irrtums“ erstmals lesbar.
Die Logik des Traums des Nebukadnezar läßt sich an der Beziehung der Astrologie zur Astronomie demonstrieren: Die Astronomie ist das Instrument des Vergessens; vergessen wurde die Astrologie, die den Traum bezeichnet, der zu deuten wäre.
Astrologie und Astronomie lassen sich durch ihre Beziehung zur traditionellen Wahrheitsdefinition bestimmen: Die Astrologie hat die „adäquatio intellectus ad rem“ eröffnet, die Astronomie die „Übereinstimmung von Begriff und Gegenstand“.
Das Urteil im Hogefeld-Prozeß hat im Umkreis der RAF eine ähnliche Wirkung ausgelöst wie die „Schüsse an der Startbahn“ auf die Anti-Startbahn-Bewegung. In beiden Fällen gab es den aufgescheuchten Hühnerhaufen. Verweist das nicht sehr deutlich auf die Beziehung von Urteil und Mord? In jedem Urteil, auch nach der Abschaffung der Todesstrafe, steckt ein Todesurteil. Deshalb gehört der Mord als Täterdelikt zu den Grundlagen des Strafrechts, zu den Säulen des Strafrechts.
Der Rechtsstaat ist der säkularisierte Faschismus.
Was hat Paulus gemeint, als er die drei Apostel in Jerusalem, Petrus, Jakobus und Johannes, die „drei Säulen“ nannte? Und was bedeuten eigentlich die Verdoppelungen und Verschiebungen in der Urgeschichte des Christentums:
– beim Jakobus (Zebedäussohn, Sohn des Alphäus, Herrenbruder – wer ist der Autor des Jakobusbriefs?)
– Simon (S. Petrus, Kananäus -> Nathanael?)
– Johannes (der Täufer, Zebedäussohn)
– Judas (Thaddäus, Sohn/Bruder des Jakobus, Herrenbruder, J. Iskarioth – sind Thaddäus, der des Jakobus und der Herrenbruder eins, wer ist der Autor des Judasbriefs)
– Philippus (Apostel, einer der Diakone)
– was ist mit Levi/Matthäus?
Ist es möglich, aus den vier Evangelien und der Apostelgeschichte eine einheitliche Apostelliste aufzustellen?
In der Nacht sind alle Katzen grau: Hat dieses Grau etwas mit dem „Grauen um und um“ bei Jeremias zu tun?
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21.3.1997
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20.3.1997
Doppelsinn des Worts „erhalten“: Erst durchs Erhalten wird etwas zum Eigentum. Verweist dieser Doppelsinn nicht auch auf die Bedeutung der „Erhaltungssätze“, die die Verfügbarkeit der Erkenntnisse, die sie begründen, sicherstellen. Sind die mikrophysikalischen „Naturkonstanten“ (wie der Wert der Lichtgeschwindigkeit, das Plancksche Wirkungsquantum und die elektrische Elementarladung) nicht eigentlich „Erhaltungssätze“, haben sie nicht für die Sphäre der Elektrodynamik und der Mikrophysik, die sie erschließen, eine den den Erhaltungssätzen der Mechanik vergleichbare Funktion?
Die theologische Trennung von Schöpfung und Erhaltung (der Welt durch Gott) gilt nur für uns, nicht für Gott. Nur ist die islamische Lösung, wonach Gott die Welt in jedem Augenblick neu erschafft, sicherlich falsch: Das „in jedem Augenblick“ ist das islamische Pendant dessen, was seit den Anfängen der naturwissenschaftlichen Aufklärung in Europa Empfindung heißt. Beides gehorcht der gleichen Logik, der der Punktualität, der positivistischen Sprengung und Chaotisierung des Objekts (des „Staubes“). Die Auflösung der Zeit in ein Ensemble von Augenblicken ist der Grund des Allbegriffs, der dann in Namen wie Allwissenheit, Allmacht oder Allbarmherzigkeit auf Gott übertragen wird.
Die Empfindungen sind der Bodensatz der logischen Verrottung des Namens.
Nicht wie im Gehirn die elektromagnetischen Prozesse in Empfindungen umgewandelt werden, die Transformation der sinnlichen Erfahrung in physikalische Prozesse ist das Reflexions- und Erklärungsbedürftige. Es ist die gleiche Logik, die die Erkenntniskraft des Namens zerstört.
Der Blick, der sich auf etwas richtet, ist ein richtender Blick.
Der Bekenntnisbegriff stößt auf seinen Grund in Joh 129. Das Bekenntnis des Namens ist die „Auf-sich-Nahme“ der Sünde der Welt, während die „Hinwegnahme“ die Bekenntnislogik begründet, die Einbeziehung des Bekenntnisbegriffs ins Schuldverschubsystem. In Joh 129 wird das Glaubens- zum Schuldbekenntnis: ich muß die Schuld nicht auf mich nehmen, sie lastet auf meinen Schultern.
Ist nicht in die Bekenntnislogik, die das Bekenntnis universalisiert, die Heuchelei mit eingebaut, spricht nicht die Bekenntnislogik die Sprache, hinter der die Schuld sich verbergen kann?
Ding und Sache: Die Naturwissenschaften haben die Sache durch das Ding ersetzt, das Was durch das namenlose Subjekt des Wie. Zwischen Ding und Sache steht die kopernikanische Wende, die einen neuen Naturbegriff begründet. Das Ding ist das Produkt der Objektivierung der richtenden Gewalt. Hängt nicht die Bedeutung der Eucharistieverehrung für die Konstituierung des Dingbegriffs mit der Entfaltung der richtenden Logik zusammen?
Die Neofaschisten, die sich durch bewußtes und gewolltes Nichtwissen heiß machen, widerlegen insoweit den Satz: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
Nebukadnezars Traum: der Mythos, die Kunst, die Naturwissenschaft.
Zu dem Grimm’schen Märchen vom Herrn Korbes: Ist es nicht heute durch die Realität überholt, ist es nicht dem Herrn Korbes gelungen, den Virus auf Hähnchen und Hühnchen etc. zu übertragen, die, seitdem sie es dem Herrn Korbes alle gleichtun möchten, sich gegenseitig ausgrenzen, stechen, erschlagen, den Herrn Korbes in Ruhe lassen? -
19.3.1997
Wie hängt die Verdrängung des Vergangenen mit der Exkulpationsautomatik der subjektiven Formen der Anschauung (des Inertialsystems) zusammen? Die Leugnung der Asymmetrie begründet die Gewalt des Todes, definiert die Todesgrenze. Die Verführungskraft der Sprache steckt u.a. in den Adjektiven.
Zum letzten Abschnitt in „Heisenbergs Krieg“: Liegt nicht das Problem Heisenberg auf einer anderen Ebene, kommen nicht Goudsmit und Bush der Sache näher, wenn sie auf das „Stümperhafte“, auf das deutsche Organisationsgesetz, auf die Struktur des ganzen Apparats verweisen? Liegt das Problem nicht einer Struktur, die heute auf anderer Stufe wiederkehrt: in den in dieser Struktur liegenden Verführungen zur Verantwortungslosigkeit, die vom deutschen Nationalismus (der heute auch formell „die Welt“, „das Ausland“, zum Vorbild und zum Maß seines Handelns nimmt) nicht zu trennen zu sein scheint. Wichtig sind nicht die Ziele, die man anstrebt, sondern wichtig allein ist der Schein, den das Handeln nach außen erzeugt, sind die Exkulpations- und Rechtfertigungsmechanismen, die das Handeln beherrschen; wichtig ist in einer Welt, in der alle ihre Pflicht tun, aber keiner mehr weiß, was er tut, die Entlastung, das Streben, nicht verantwortlich gemacht werden zu können, ein, wie es scheint, insbesondere in Deutschland zentrales handlungslogisches System (Habermas‘ Begriff des „kommunikativen Handelns“ zielt auf die Explikation dieser Handlungslogik). Diese Entlastung ist eines der seine Verführungsgewalt begründenden Effekte des Nationalismus. Wichtig sind die Rechtfertigungs- und Exkulpationsmechanismen, die der Nationalismus (wie die Bekenntnislogik, die ihm zugrundeliegt) bereitstellt. Der Nationalismus macht die Welt zum Subjekt, das Subjekt zum (tendentiell paranoiden) Objekt dieser Welt. Das „reinste Gewissen der Welt“ (Heisenberg) ist das gewissenlose Gewissen. Es gehört in den gleichen logischen Zusammenhang wie das „Am deutschen Wesen muß die Welt genesen“ und der wilhelminische Begriff der „Weltgeltung“ (der übrigens auch der Name einer deutschen Zündholzmarke war). Die Fixierung aufs Ausland nach dem Kriege, deren Angelpunkt der Begriff der Kollektivscham war, war eigentlich nur die genaue Umkehrung der nationalsozialistischen Feindbild-orientierten Eroberungspolitik, die seit je das dem Feind unterstellte Handeln zur Norm des eigenen Handelns gemacht hat, den Feind als Alibi für die eigene politisch-moralische Enthemmung gebraucht hat.
Rekonstruktion der Logik des Geldes: Wie hängt die „Globalisierung“ (das Ende der Nationalökonomie und die Vorherrschaft der Betriebswirtschaft) mit dem Ursprung – des Handels im Fernhandel (gemeinsamer Ursprung von Ware und Sklaven), – der Geld- und Tempelwirtschaft in der den unterworfenen Völkern auferlegten Tributzahlung und – des Instituts der Schuldknechtschaft zusammen? Die Freisetzung der Marktgesetze vollendet die Geschichte der Gewalt, die mit dem Ursprung des Staates sich entfaltet und am Ende den Staat von innen zerstört. Das Geld hat die Vorstellung des unendlichen Raumes, in dem seine Logik sich spiegelt, begründet und stabilisiert. -
18.3.1997
Das Modell der Beziehung von Gattung und Exemplar ist das der Beziehung von Geld und Ware.
Ist es nicht eigentlich konsequent, wenn erst nach der Sintflut der „Bogen in den Wolken“ erscheint, wenn erst, nachdem der Begriff die Welt überflutet hat, der Begriff der Farbe in den Wolken sichtbar wird?
Das Horn ist das Symbol einer Gewalt, die aus der Bedrängnis erwächst.
Der Atheismus heute leugnet den Imperativ, das Gebot.
Das, was Ferdinand Ebner den Traum nannte, die Logik der Ich-Einsamkeit, ist der Traum des Nebukadnezar. Diesen Traum, den der, der ihn träumt, zwangsläufig vergißt, rekonstruiert und deutet Daniel.
Die Schlange oder das Neutrum ist ein Instrument zur Vermeidung der Gottesfurcht.
Ismaeliten waren es (Midianiter), die Joseph nach Ägypten verbrachten, wo er als Sklave verkauft wurde. Midianiter waren es, die Moses, als er aus Ägypten floh, aufnahmen (die Frau des Moses war eine Tochter des Midianiter-Fürsten, der Moses aufgenommen hatte).
Den Namen geändert haben Abram/Abraham und Sarai/Sara, Jakob/Israel. Danach erst wieder Simon/Petrus und Saulus/Paulus?
Trägt von den Aposteln nur Johannes, der „Lieblingsjünger“ (und Nathanael, „ein wahrer Israelit“) einen theophoren Namen?
Wer klare Fronten haben will, will wissen, wofür und wogegen einer ist. Will nicht die „Aufklärung“ klare Fronten, wie die subjektiven Formen der Anschauung sie dann schaffen (Aufklärung ist auch Verbrechens- oder Feindaufklärung)? Aber: Die Sonne bescheint Gerechte und Ungerechte; die Sonne Homers bescheint auch uns; und: Es gibt nichts Neues unter der Sonne.
Die Bekenntnislogik usurpiert die Definitionsmacht über die Unterscheidung von Licht und Finsternis. Wer diese Deifinitionsmacht verliert, fürchtet, in die Finsternis zurückzusinken.
Heute will niemand mehr ein Gerechter sein, aber alle wollen unschuldig sein, an der Unschuld der Kollektive, die sie durch die Bekenntnislogik zu gewinnen glauben, teilhaben. Darin gründet die logische Attraktionskraft der Nationen, der Kirchen, der Parteien.
Welche Rolle spielen in der Logik der RAF-Unterstützer die Geschichte der RAF und die Gefangenen? Ist es nicht die Sprengkraft dieser Logik, die heute so drastisch sich manifestiert?
Die RAF fällt, gemessen an den Feuerbach-Thesen Marx‘, unter die Philosophien, die die Welt nur verschieden interpretieren. Zur Änderung der Welt reichen die bloße Absicht und der bloße Wille nicht aus. Es hilft nicht, der anderen Interpretation nur eine dezisionistische Praxis anzuhängen.
Schrumpft das Handeln der RAF nicht auf Reflexe des Verfolgungsdrucks zusammen? Und wie schützt sie sich vor der Gefahr, diesen Verfolgungsdruck zu verinnerlichen und zu reproduzieren?
Nur Gott sieht ins Herz der Menschen: Das Herz der Menschen, ist das nicht die Barmherzigkeit? Und wartet Gott nicht darauf, daß er endlich in den Herzen der Menschen sich selbst erkennt? Bezieht sich nicht das Wort vom Binden und Lösen und das von dem einen Sünder, über dessen Bekehrung mehr Freude im Himmel herrschen wird als über 99 Gerechte, auf diesen Sachverhalt?
Zentral ist nicht die Frage Luthers: Wie bekomme ich einen gnädigen Gott, sondern die Frage Gottes: Wann werden die Menschen barmherzig, wann wird das steinerne Herz der Welt in ein fleischernes Herz verwandelt.
Der Kapitalismus, die Naturwissenschaften und die Bekenntnislogik sind Instrumente der Versteinerung des Herzens.
„Und er ging hinaus und weinte bitterlich“: Dieses Weinen löst die Wut. Ist das das Lösen?
Das vor der Schlange erstarrende Kaninchen erstarrt aufgrund seiner fehlenden Reflexionsfähigkeit. – Jonas war nicht „im Angesicht“, sondern im Bauch des großen Fisches.
Die Bekenntnislogik gründet in der Unfähigkeit zur Selbstreflexion der Beweislogik.
Der Dezisionismus ist falsch; aber gibt es zu ihm eine Alternative? Das gleiche gilt für die nachkopernikanische Naturerkenntnis. -
17.3.1997
Die Natur ist der blinde Fleck der Theologie, das Wissen ihre Versuchung, die Welt ihr Gefängnis. Ist dieser Naturbegriff der Schlüssel zu Rosenzweigs Stern der Erlösung?
Das Wissen kommt von Gesehenhaben. Ist das Licht der dritte Brennpunkt der elliptischen Planetenbewegungen?
Die kopernikanische Wendung hat die astrologische Welttheorie (das „mathematische Ganze“) der Planetenbewegungen in eine Naturtheorie (das „dynamische Ganze“) transformiert. Die theologische Planetentheorie wäre eine Theorie der Wege des Irrtums.
Die Welt ist der Inbegriff der Herrschaft, die Natur der Inbegriff ihrer Objekte. Beide sind in die Herrschaftsgeschichte verstrickt. Der aristotelische „unbewegte Beweger“ ist der, der andere für sich arbeiten läßt und nur zusieht. Das Symbol des unbewegten Bewegers der Welt ist der Buddha, dessen letzte Verkörperungen sind die Teilnehmer der „Elefantenrunde“, als Einzelverkörprung Kohl, der alle Probleme nur noch aussitzt.
Ist der Raum, die subjektive Form der Anschauung, der Erbe der noesis noeseos?
Ist das Licht der Quellgrund jener Beziehung zu den Anderen, die in der Theologie Gnade heißt (vgl. den Titel Simone Weils „Schwerkraft und Gnade“)? Die Welt, die alles ist, was der Fall ist, ist ohne Licht.
Die Geschichte vom Sündenfall ist kein Mythos, sondern der Beginn der Auflösung des mythischen Banns: die Hilfe zur Reflexion der Schicksalsidee.
Die Schicksalsidee war ein Versuch, den Sündenfall durch Übersetzung in Statische, ins Welthafte, zu exkulpieren, den Schuldzusammenhang zu neutralisieren.
Der Raum ist in sich selber beides: statisch und dynamisch zugleich. Das drückt in der Physik im Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit, das die starren Strukturen des Raumes verflüssigt, sich aus.
Ist das Problem des Prinzips der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ein Problem des Maßes? Jedes Maß wird von außen an eine Sache (auch an eine Gerade im Raum) herangetragen. Es gibt insbesondere kein inneres Längenmaß einer Strecke. Aber wie konstituiert sich die Äußerlichkeit des Maßes gegenüber dem Gemessenen anders als durch die Form der Äußerlichkeit selber?
Das Tauschprinzip ist das Relativitätsprinzip der politischen Ökonomie. Hier reproduziert sich das Problem des Maßes im Geld.
Gegen Weizsäckers Bemerkung über die „Explosion von Genie“ hat Adorno schon das befreiende Stichwort geliefert: Eingedenken der Natur im Subjekt.
Hat nicht die deutsche Fraktion der „Kopenhagener Schule“ eine ähnliche Beziehung zu Niels Bohr wie die Habermas’sche Fraktion der Frankfurter Schule zu Horkheimer und Adorno? Beides sind Beispiele des konstitutiven Mißbrauchs.
Die Philosophie ist die Taschenlampe (oder der Scheinwerfer), die Licht in einen an sich dunklen Raum bringen soll, die Theologie lebt in Erwartung des Morgensterns, des aufgehenden Lichts.
Aufklärung bezieht ihre Energien aus dem Potential der Wut.
Welche Implikationen hat das nationale Votum für die „Härte“ der DM, was verhärtet sich mit der DM?
Die subjektiven Formen der Anschauung sind Balken und Splitter im Auge.
Das Selbsterhaltungsprinzip begründet eine doppelte Grenze der Barmherzigkeit. Die eine liegt im Subjekt, das für andere Ziele als die der Selbsterhaltung keine Luft mehr hat, die andere im Objekt, das das Mitleid der Anderen nicht mehr erträgt und jeden Versuch zu helfen als Angriff und als Demütigung erfährt.
Wie das Inertialsystem die Dinge zur Trägheit verurteilt, so das Geld die Menschen zur Selbsterhaltung (und die Bekenntnislogik zu einer Unsterblichkeitsvorstellung, die am Zustand der Welt nicht mehr sich interessiert).
Seit es keine unzweideutige Sprache mehr gibt, gibt es zur Personalisierung (zur Empfindlichkeit und zur Ausgrenzung anderer) keine Alternative mehr. Deshalb ist Reklame nicht unpolitisch. -
16.3.1997
Das Private und das Öffentliche sind die beiden Brennpunkte der elliptischen Wege des Irrtums.
Meint Thomas Powers wirklich, es handle sich um bloß mangelnde Sensibilität, wenn Heisenberg niederländische Physiker nach seinem Besuch in den Niederlanden im Oktober 1943 in einem offiziellen Bericht an den damaligen Reichserziehungsminister und wenige Monate später zusätzlich bei den deutschen Besatzungsbehörden in Holland denunziert (Heisenbergs Krieg, S. 452)?
Macht diese „Unsensibilität“ nicht, was Goldhagen den eliminatorischen Antisemitismus der Deutschen nannte, verständlich: den Rachetrieb der Empfindlichen? Bei Thomas Powers kann man die Verstrickungen der Physik (paradigmatisch der „Kopenhagener Schule“) in die Katastrophen dieses Jahrhunderts studieren. Die SS hatte Nils Bohr liquidieren lassen wollen, die amerikanischen Geheimdienste Heisenberg.
Der Dingbegriff ist das Produkt der Instrumentalisierung (die der Ziele anderer als Mittel sich bedient). Das Feuer ist ein Reflex (die Rückseite?) der Instrumentalisierung (als Werkzeuge erfunden wurden, wurde auch das Feuer entdeckt).
In die RAF kann ich mich insoweit hineinversetzen, als sie von der Erfahrung geprägt war und davon ausgehen mußte, daß das, was sie tat, nur Wut provozieren konnte. Allein die Präventivwut der RAF ist mir unverständlich (daß sie mit dem Kollektiv der Wütenden sich gemein gemacht hat, in das Kontinuum der Wut sich hat hereinziehen lassen). Diese Präventivwut hat dazu beigetragen, die Wut der anderen Seite zu legitimieren. So ist heute die Wut zum alles beherrschenden Klima geworden. Es gibt keine Wut, die nicht kollektive Züge trägt, die nicht der Absicherung durch andere bedarf. Wut ist die Substanz der Bekenntnislogik. Empörung ist ein Wutventil, in der sie sich selbst genießt; Empörung verstärkt die Wut.
Der Ansatz zur Lösung des Problems des Lichts liegt in der Feststellung, daß die physikalische Richtung des Lichts seiner sinnlichen Richtung (der Richtung des Blicks) exakt entgegengesetzt ist. Ist das Auge des Polyphem die erste Gestalt der subjektiven Form der äußeren Anschauung? Blick und Gegenblick bedürfen zweier Augen, der Blick des Einäugigen (der Blick Polyphems) ist seelenlos. Das wirkliche Sehen ist reflektierendes Sehen, es hat die Sprache in sich; die subjektive Form der äußeren Anschauung abstrahiert von dieser Reflexion, sie abstrahiert von der Sprache. (Was ist mit den Augen von Sabine Christiansen und Ulrich Wickert?)
Neoliberalismus: Was hat es mit den noctium phantasmata, den Schreckbildern der Nacht (Vesper-Hymnus), auf sich. Sind nicht die schlimmsten Schreckbilder der Nacht die, deren Urheber sie selber nicht mehr wahrnehmen, weil sie sie auf die Andern verschieben? -
15.3.1997
Gezählt, gewogen und zu leicht befunden: Entlastung durch Schuldverschiebung (Rechtfertigung, Abwehr und Projektion). Sind Hörner ein Symbol für Rechtfertigung, Abwehr und Projektion?
Der Sündenfall des Christentums war die Urteilsmagie, die dann zwangsläufig des Staats zur eigenen Legitimation bedurfte. Die magische Gewalt, die der Urteilsmagie zugrundeliegt (die dem Urteil Realität verschafft und den Weltbegriff konstituiert), ist das Gewaltmonopol des Staates.
Die Vorstellung, daß die Wahrheit eine Qualität des Urteils ist, ist mit der Philosophie (mit der Subjektivierung der Schicksalsidee) entsprungen. – Damit kam die Wahrheit von Anfang an in Deubels Küche.
Sind nicht die beiden aristotelischen Definitionen des Menschen, das zoon nous echon und das zoon politikon, identisch, ist nicht diese Vernunft die instrumentelle Vernunft?
Das urteilende Wesen ist ein sehr empfindliches Wesen. Erst die Fähigkeit zur Reflexion des Urteils transformiert die Empfindlichkeit in Sensibilität.
Der Begriff des „Überzeitlichen“, der die Urteilssphäre konstituiert, ist die Pforte der Hölle.
Urteilslust: Die „unbedingte Verurteilung“ des Faschismus ist der Zeugungsakt, über den der Faschismus sich reproduziert.
Hat Schieferstein vielleicht tatsächlich seine politischen Grundüberzeugungen durch sein Hobby: als Bienenzüchter, gewonnen?
Die allseitige Reflexionsunfähigkeit ist der Grund der Wahrnehmungsunfähigkeit, der Blindheit.
Die These, Heisenberg sei während des Krieges in Deutschland geblieben, um die Wissenschaft für die Nachkriegszeit zu retten, ist abenteuerlich, sie ist wirklich eine Legende. Eine Legende, die unter Berücksichtigung der Umstände schwer nachvollziehbar ist. Die Version Nils Bohrs über seine Begegnung mit Heisenberg im Jahre 1941 (im Jahr der Siegeseuphorie in Deutschland) ist zweifellos plausibler als die Version, die Heisenberg dieser Begegnung nachträglich zu geben versucht hat.
Es gibt Erfahrungen, die einen wie ein Hammer treffen, wie ein betäubender Schlag, von dem man sich erst erholt, wenn es einem gelingt, diesen Schlag durch Reflexion aufzuarbeiten.
Ist der Engel, mit dem Jakob gerungen hat, der gleiche Engel, der Abraham daran gehindert hat, seinen Sohn zu opfern, und ist das der Engel, der anderen später im Traum erscheint? Und ist es der Engel, der in den Apokalypsen als angelus interpres auftritt?
Werden heute Engel nicht mit Kuscheltieren verwechselt? Und sind die Kuscheltiere die Nachfahren der Schutzengel?
Bergleute gehören zu den Mythen meiner Kindheit. (Die Vorstellung, daß Menschen, die ich kannte, in Bergwerken arbeiten mußten, war für mich schrecklich, aber die Tatsache, daß „unter Tage“ gearbeitet wurde, hat mein Weltverständnis geprägt.) -
14.3.1997
Ding und Sache: Die Sache ist der Inbegriff aller Ziele, während das Ding die ins Bestehende zurückgestaute Teleologie repräsentiert. Das Ding ist die privatisierte res, die die res publica zum Geschwätz gemacht hat. Das Ding ist die gegenständliche Verkörperung der Subjektivierung der Zwecke (der Träger von Eigenschaften).
Die Ware ist das Ding im Geldraum.
Die Mechanik (das Inertialsystem, die subjektiven Formen der Anschauung) hat mit der Verdrängung des Lichts die Sphäre zerstört, in der Theologie allein sich entfalten kann. Aber es geht nicht um die Rettung und Erhaltung des Kulturguts Theologie, sondern um die Erhaltung dessen, wofür Theologie steht. Auch an der Kirche und an der Theologie läßt sich die Selbstzerstörung der Zwecke durch Hypostasierung der Mittel, mit denen man sie zu verwirklichen trachtet, demonstrieren, die Selbstzerstürung der Theologie durch Apologetik.
Der Kurzschluß des Dings ist durchs Gericht vermittelt: durch die kopernikanische Wende.
Gehören Jupiter und Merkur, Venus und Mars jeweils auf ähnliche Weise zusammen wie Sonne und Mond (Sonne und Mond umkreisen die Erde, die anderen Planeten die Sonne)?
Die Verurteilung zerstört die Sensibilität, die Barmherzigkeit hebt die Empfindlichkeit auf. Darin gründet der Satz, daß die Verurteilung den Schrecken nicht auflöst: sie macht ihn nur unsichtbar.
Ist die Physik der Traum des Nebukadnezar, den Daniel erst finden muß, ehe er ihn deuten kann?
Gezählt, gewogen und zu leicht befunden: Ist das nicht das Urteil über Kopernikus und die Folgen?
Das Inertialsystem destruiert (durch die konstitutive Rolle des Seitenblicks) die Unterscheidung von Vorn und Hinten, das Geld die Unterscheidung von Rechts und Links, die Bekenntnislogik die von Oben und Unten (sie neutralisiert die Schwere, den Fall). Der Dingbegriff ist der Kristallisationskern der Bekenntnislogik.
Der Herrscher, der seiner nicht spotten läßt (die Empfindlichkeit des Herrendenkens), verkörpert die Macht, sich zu rächen. Diese Macht macht ihn verletzlich (pathologisch). Das „Mein ist die Rache, spricht der Herr“ ist der Anfang der Transsubstantiation der Rache in eine befreiende Kraft, in die Kraft der Reflexion.
Mit der transzendentalen Ästhetik, mit den subjektiven Formen der Anschauung (dem subjektiven Reflex der kopernikanischen Wende), ist die logische Vorentscheidung zugunsten des Herrendenkens (der Empfindlichkeit und des Rachetriebs) getroffen.
Inertialsystem als Referenzsystem; Bedeutung des Prinzips der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit: logischer Grund des Korpuskel-Welle-Dualismus; Modell der Beziehung von Unmittelbarkeit und Vermittlung.
Der Versuch, den Rechtfertigungs- und Exkulpationstrieb zu befriedigen, zieht den Zwang zur Befriedigung des Rachetriebs nach sich: Keine Schuldverschiebung ohne Eskalierung des Feindbilddenkens, ohne negative Totalitätsbegriffe (Barbaren, Juden, Heiden, Ausländer), ohne Ausgrenzung und Vernichtung des „Sündenbocks“.
Die Empfindlichkeit ist ein Maß der Intensität des Rechtfertigungstriebs. -
13.3.1997
Heute erzwingen die vom Herrendenken und von der Bekenntnislogik beherrschten Kirchen selber die Enttheologisierung der Theologie, die Gestalt einer atheistischen Theologie (Leugnung der Auferstehung: Problem der Naturwissenschaft; Sprengung des Namens durch den Naturbegriff).
Gilt das Adorno’sche Wort „Das Ganze ist das Unwahre“ nicht schon für die kantischen Totalitätsbegriffe? Weder die Welt, noch die Natur und erst recht nicht das Wissen bezeichnen ein Ganzes. Alle drei Begriffe setzen den Begriff des Ganzen voraus, den sie gleichwohl nicht zu erfüllen vermögen. Das Ganze verkörpert einen unendlichen, grundsätzlich unerfüllbaren Trieb. Unbezweifelbar ist nur seine Unendlichkeit, ähnlich der Unendlichkeit der räumlichen Ausdehnung oder der des Zeitkontinuums. Ist nicht die Unaufhebbarkeit des Todes das Modell dieser Unendlichkeit?
War die kirchliche Höllenvorstellung nicht immer schon nur eine ästhetische Verdoppelung dieser Welt? Das Wort von den Pforten der Hölle (die die Kirche nicht „überwältigen“ werden) setzt voraus, daß die Kirche in dieser Hölle ist; es gibt nur die Verheißung, daß die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden, daß diese Hölle nicht das Ganze ist.
Ist der Brief ein säkularisierter, in Schrift transsubstantiierter (und eingefangener) Engel?
Ihr laßt den Armen schuldig werden; Unkenntnis schützt nicht vor Strafe: Die Anwendung dieses Grundsatzes, die am Asylrecht leicht sich demonstrieren läßt, beweist die Goethe’sche Einsicht, deren Geltungsbereich heute gleichsam explodiert.
Herrschaft als Stellvertretung: Haben nicht alle Revolutionen dazu geführt, daß nicht die, für die die Revolutionen gedacht waren, sondern am Ende allein die neuen Herrscher die Früchte der Revolution genießen konnten? Die Instrumente der revolutionären Umwälzungen sind im revolutionären Prozeß zwangsläufig zu Zwecken geworden, die die Zwecke, denen sie dienen sollten, aufgefressen haben. So ist jedesmal der alte Scheiß wiedergekehrt.
Die Beziehung von Herrschaft und Stellvertretung ist eine Folge der Beziehung von Objektivierung und Instrumentalisierung.
Was passiert, wenn eine „Bewegung“ apologetisch wird, wenn sie nur noch ihre vergangenen Ziele rechtfertigt (wenn sie im Anblick ihres Scheiterns zu beweisen sucht, daß sie doch immer schon recht gehabt hat)? Stehen nicht alle Bewegungen unter dem Bann der Logik des Rechtfertigungszwangs, sind sie nicht apologetisch, schon wenn sie entstehen?
Beton ist die Schale, die (wie das Substantiv das Nomen) den Kern aus sich herausgequetscht hat, die Schale, die nur noch Schale ist: die Schale des Nichts.
Die Frage an den Theologen, was hat Jesus davon, wenn wir uns dazu bekennen, daß er der Sohn Gottes ist, hat eine Prämisse, die mit zu reflektieren ist: Nicht auf das Bekenntnis kommt es an, sondern auf das Lösen, das dann das Lösen im Himmel bewirkt. Das Bekenntnis bindet nur.
Sind nicht Adjektive Stigmata? Ist nicht das Substantiv durchs Adjektiv vermittelt, und ist diese Vermittlung nicht der Grund der Tilgung des Namens? Die Grundadjektive sind Gut und Böse.
Gehört nicht zum grammatischen Problem der Suffixe das gemeinsame Problem der Bildung der Abstrakta (des Neutrums) und der Flexionen (der Deklination und Konjugation)? Beziehen sich im Hebräischen die Suffixe nur aufs Geschlecht und den Numerus, während sie erst in den flektierenden Sprache ins System der Deklination und der Konjugation mit einbezogen werden?
Weshalb schreibt Johannes (in der Apokalypse) an die Engel der Gemeinden, nachdem er zuvor an die Gemeinden einen allgemeinen Gruß gesandt hat? Haben diese Engel etwas mit den Engeln zu tun, die vor dem Thron Gottes stehen?
Wer das Ende berechnen will, will andern Angst machen (instrumentalisiert die Angst).
Ist der Begriff der Zeit in dem Ausdruck „eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit“ eigentlich immer ein und derselbe Begriff? Hängen diese Zeiten mit den räumlichen Dimensionen: die „eine Zeit“ mit dem Angesicht, die „zwei Zeiten“ mit der Unterscheidung von Rechts und Links (von Gericht und Barmherzigkeit) und die „halbe Zeit“ mit der Beziehung von Oben und Unten (der Trennung der oberen von den unteren Wassern), zusammen?
Rüsselsheim, Uniklinik und Rotes Kreuz-Krankenhaus in Frankfurt, dreimal die gleiche Erfahrung: Kliniken nehmen Krankheiten nur noch zum Anlaß, alle begründbaren abrechnungsfähigen Untersuchungen vorzunehmen, während sie an einer Diagnose nicht mehr interessiert zu sein scheinen. -
12.3.1997
Die Heilsgeschichte endet im faschistischen Gruß und in der Apparatemedizin.
Das Modell der Logik der Ausgrenzung ist die subjektive Form der äußeren Anschauung: die Abstraktion vom Blick des Andern.
Das Inertialsystem ist das Prinzip und das Gesetz der Veranderung, und das nicht nur für die Dinge/Ereignisse in ihm, sondern vor allem für es selbst. Darin gründet der Schein, es sei das gleiche Inertialsystem, das sowohl auf die mechanischen Objekte, auf die Welt der Planeten als auch auf die Objektwelt der Elektrodynamik sich bezieht.
Ware ist fremdes Gut, der Handel im Ursprung Fernhandel: Wenn Lohnarbeit unters Tauschprinzip fällt, wenn sie eine Form des Handels ist, und wenn das, was der Lohnarbeiter anbietet und verkauft: seine Arbeitskraft, eine Ware ist, dann ist der Lohnarbeiter in der Tat ein vaterlandsloser Geselle, ein Ausländer, vielleicht ein Gastarbeiter. Und diesen Makel kann er nur durch Nationalismus wieder gut machen.
Erinnerungsarbeit ist der Versuch, die Es-Logik, die in allen am Werk ist, aber von allen zugleich verdrängt wird, zu entschlüsseln. Das Bewußtsein ist selber ein historisches Produkt, das Produkt einer kollektiven Verdrängung. Konstituenten und Stabilisatoren dieser Verdrängungsleistung sind die drei kantischen Totalitätsbegriffe.
Wenn einer mit bedeutender Miene einem andern etwas anvertraut, ist es in der Regel ein Versuch, den Andern hereinzulegen, ihn „hinters Licht zu führen“, ihn zu etwas zu bewegen, was er sonst nicht tun würde. Eine Mutter zu ihrem Kind: Wer nicht die Nase putzt, den besucht nicht der Osterhase.
Hat nicht Kopernikus die Welt hinters Licht geführt (die Welt konstituiert, indem er sie hinters Licht führte)? Und ist nicht im Namen der Aufklärung das Hinters-Licht-Führen zur Methode geworden?
Lachen und Weinen sind Zeitaffekte (so wie Kant zufolge Begriffe Schemata der Zeitanschauung sind). Steckt nicht im Lachen und Weinen der Schlüssel zur Lösung der Hegel’schen Frage, weshalb die Natur den Begriff nicht halten kann und warum es verschiedene Gattungen und Arten der Tiere gibt?
Begriffe sind als Begriffe Ausdruck des Gelächters über das Objekt (das in diesem Gelächter zum Objekt wird). Wären Objekte fähig, in Affekten sich auszudrücken, sie würden weinen. Was steckt in dem Wort, daß am Ende jede Träne abgewischt wird? -
11.3.1997
Heute führen alle Auswege aus dem System mitten ins System hinein.
Hat der „Schrecken der Tiere“ (Noah, nicht Adam) die Tiere aufgeteilt in Angriffs- (bzw. Raub-) und Fluchtgattungen, die sich durch ihre Füße unterscheiden: Angriffstiere haben greiffähige Pfoten, Fluchttiere Hufe. In der Schrift sind nur gehörnte Tiere Opfertiere. Gehörnte Tiere sind nicht Fluchttiere, Hörner sind Verteidigungs-, nicht Angriffswaffen.
Ist der „Schrecken der Tiere“ der Grund ihrer Selbstinstrumentalisierung (der Ausbildung der Gattungen und Arten), und welche Bedeutung haben hierbei die Sintflut und die Arche?
Der Fürst dieser Welt ist der Hinderer: Er steht der Erlösung dieser Welt. ihrer Vollendung in der zukünftigen Welt im Wege. Wann wurde er vom Himmel auf die Erde gestürzt?
Schuldverschubsystem: „Ihr laßt die Armen schuldig werden“. Der Weltbegriff, Inbegriff des Imperativs der Selbsterhaltung, hat die Verteidiger der Armen stumm gemacht. Seitdem ziehen sie auch den Haß auf sich, werden sie verfolgt.
Im Staatsanwalt ist der Staat Partei. In den Staatsschutz-Senaten ist er zugleich Richter. Nicht zufällig werden hier Ankläger und Richter ununterscheidbar. Die Staatsschutz-Prozesse instrumentalisieren den Ausnahmezustand. Wird nicht heute der „Rechtsstaat“ zum als Schaf verkleideten Wolf?
Waren nicht die 68er, die vorgaben, die Konsequenzen aus der Reflexion des Faschismus zu ziehen, die, die diese Reflexion abgebrochen und verdrängt haben: Sie zogen das kurze Urteil vor, das der Reflexion nicht mehr bedurfte.
Die Kollektivscham, die die Beziehung zum Nationalsozialismus auf die „unbedingte Verurteilung“ (die dann folgenlos geblieben ist) reduziert hat, war ein Instrument der endgültigen Ratifizierung der subjektiven Formen der Anschauung. -
10.3.1997
Nochmals: Ist der Streit in der Prozeßgruppe nicht ein nachträglicher Sieg Hembergers und Schiefersteins, eine Folge der Unfähigkeit, das, was im Prozeß passiert ist, zu reflektieren und den Ohnmachtsschock, den das Urteil erzeugt hat, anders als durch Projektion zu verarbeiten? Und macht uns nicht unsere Empfindlichkeit zu Marionetten des Systems, zu willigen Vollstreckern der BANK, DIE IMMER GEWINNT? – Ist das Ganze nicht eine naturwissenschaftliche und metaphysische Erfahrung zugleich (Empörung und Verurteilung als Ich-Prothese; Kettenreaktion: Ausgrenzungen in der Linken als atomare Spaltprozesse; welche Halbwertzeiten haben linke Gruppenbildungen heute; sind die Halbwertzeiten ein Gradmesser der Reflexionsunfähigkeit)? Was bedeutet es eigentlich, wenn die Linke sich als Massenpartei versteht?
Ist das nihil in dem Satz von der creatio mundi es nihilo nicht sinnlich anschaubar: Sieht es nicht aus wie Kohl oder Kanter?
Verhalten sich Akkusativ und Genitiv zum Dativ wie die Welt zur Natur?
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