Es ist das Anschauen, das das Angesicht verdrängt und es durch Vorstellungen ersetzt. Das Anschauen als die reine Abstraktion vom Blick des andern, vom Gesehenwerden (der Ursache der Scham), ist zugleich die vollständige Identifikation mit dem Blick der anderen; darin gründen die Formen der Anschauung, die das Anschauen endgültig taktlos und voyeuristisch machen: zum Anblick der Blöße, die die Selbstverdammung zur Knechtschaft nach sich zieht. Die Idee einer „Anschauung Gottes“ ist die Kurzform der Theologie hinter dem Rücken Gottes, Grund der Idee des Absoluten, der Logik des autistischen Gottes. Die Neutralisierung und Verdrängung der Asymmetrie zwischen mir und den andern (die Subsumtion des Ich unter das Alle) geht nur über die Identifikation mit dem Anderssein (den Ursprung des Weltbegriffs) und die Leugnung des Selbst. Die Selbstverleugnung ist keine theologische Kategorie. Die Funktion und Bedeutung des Begriffs des Falls („die Welt ist alles, was der Fall ist“) läßt sich an dem ärztlichen „Wir“, das dem Patienten die Ehre des Subjektseins verweigert, das Ich des Patienten auslöscht („wie geht es uns denn heute“), ablesen. Emanationen der subjektiven Formen der Anschauung sind das Geld und die Bekenntnislogik. Die Bekenntnislogik (die Logik der „Weltanschauungen“) ist gleichsam die Innenseite der transzendentalen Logik: der entfaltete logische Sinn der Formen der Anschauung (die Logik des Herrschafts-, Schuld- und Verblendungszusammenhangs, als welche die Form des Raumes wie auch die Zeit am Ende sich enthüllt). Ist das Verhältnis des Geldes zu den Waren das Modell der Beziehung des Dings zu seinen Eigenschaften: das Geld das wahre hypokeimenon, oder auch die Wasser, die den Meeresboden bedecken? Die Idee der Seligkeit wird durch die Unsterblichkeitslehre nur abgelenkt und verwirrt, nicht erfüllt. Ist der grasfressende Behemoth (der Erstling der göttlichen Schöpfung) ein Monster (Hiob nachlesen)? Haben nicht die Kirchen den Teufel mit dem Satan ausgetrieben (war das die Verführung, der sie erlegen sind)? Und haben die Kirchen etwas mit dem Widersacher im Buch Hiob zu tun? Haben die sieben Köpfe des Drachen und des Tieres in der Apokalypse etwas mit den Planeten (mit der Astrologie) zu tun? Aber was bedeuten dann die zehn Hörner (und die sieben/ zehn Diademe des Drachen/ des Tieres)? Ist das archaische Lächeln (und das Lächeln der Seligen in Bamberg) ein Lächeln im Angesicht der Katastrophe; hat es nicht etwas mit dem Lächeln der Auguren zu tun? Und ist die Isaak-Geschichte die Ursprungsgeschichte dieses Lächelns? Die meisten Faschismus-Theorien tragen die Züge der Abwehr; deshalb erreichen sie ihren Gegenstand nicht. Gibt es überhaupt eine Chance, die Erfahrung, aus der der Faschismus erstanden ist, an sich herankommen zu lassen? Aber gründet darin nicht die Gefahr einer Transformation des Faschismus, der mit Sicherheit nicht in der gleichen Gestalt wiederkommen wird, in der er einmal da gewesen ist. Kontrafaktische Urteile haben eine Ähnlichkeit mit der Frage, ob es Leben auf anderen Planeten gibt. Sie lenken ab von den realen Problemen dieser Geschichte (dieses Planeten). Sie sind ein Element ideologischer Geschichtsschreibung; eine ihrer Brutstätten war der Marxismus, eine andere die nationalistische Geschichtsschreibung. Liegen nicht Auschwitz, aber auch die „Auschwitzlüge“ und die Friedhofschändungen von heute in der Konsequenz kontrafaktischer Urteile, sind sie nicht zu verstehen als der Versuch, die Geschichte zu korrigieren, ein einmal Versäumtes nachträglich doch noch in die Tat umzusetzen? Gehört nicht zum Schuldverschubsystem (dem Relativitätsprinzip wissenschaftlicher Erkenntnis) die Exkulpations- und Verteufelungslogik? Theologie im Angesicht Gottes ist der Versuch, in die Theologie die Idee der Auferstehung und das Bewußtsein des Jüngsten Gerichts mit hereinzunehmen. Die, die da sagen, daß die Deutschen nicht ewig im Büßerhemd herumlaufen können, wissen nicht, wovon sie reden: Was sie das Büßerhemd nennen, ist das weiße Kleid der Umkehr. Was sind das eigentlich für Christen, die das Wort Buße nur noch mit einem pejorativen Klang hören und aussprechen können (wie bei der „Büßerin“ Maria Magdalena, von der man sich nur noch hat vorstellen können, sie müsse es aber schlimm getrieben haben)? Ist der Menschensohn (der bar enasch) der Sohn des Enosch, in dessen Lebenszeit man anfing, den Namen des Herrn anzurufen? Mit der Sprengung des All hat Rosenzweig die Form des Raumes gesprengt, die drei „Freiheitsgrade“ des Raumes aus ihrer orthogonalen Verklammerung (aus ihrer Beziehung zum All, zum totalisierenden Weltbegriff) gelöst und als Freiheitsgrade in einen neuen Zusammenhang gerückt, in dem sie als Umkehr, als Name und am Ende als Angesicht sich enthüllen? Problem des Schreibens: Das Ganze ist durchsichtig und klar, aber immer, wenn ich es niederschreiben will, wird es chaotisch und undurchsichtig. Kann es sein, daß das Schreiben die Sache der gleichen Logik unterwirft, deren Destruktion die Voraussetzung dafür ist, daß sie klar und durchsichtig wird? Dann wäre der Knoten gelöst, wenn es gelänge, die Logik des Schreibens mit in die Reflexion und Kritik einzubeziehen (dem Bücherschreiben ein Ende zu machen)? Wie hängt die Logik der Schrift mit der Logik der Welt zusammen? Ist die Logik der Schrift die Logik der Veranderung (das Äquivalent des Inertialsystems in der Sprache): der Objektbindung? Ist die Schrift die das finstere Geheimnis abschirmende Außenseite des Dings? (Liegt hier der Grund der Pseudepigraphie im apokalyptischen Schrifttum, in der mittelalterlichen Philosophie und Mystik und der geschichtswirksamen Fälschungen im Mittelalter, sowie nicht zuletzt die Lösung der Rätsel der Chronologie – der „Sumerer“ und Karls des Großen, aber auch der chronologischen Beziehungen zwischen der Abraham-, Moses-/Exodus-/Landnahme- und der Königsgeschichte Israels, der Zuordnung zu der Geschichte Chaldäas, Kanaans, Ägyptens, der Philister, Assurs und Babylons?)
Astrologie
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5.5.1994
Die gesamte augustinische Philosophie, von der Erbsünden- und Gnadenlehre bis zum entfalteten katholischen Mythos, wird durchsichtig, wenn man das ohnmächtige Aufbegehren gegen die Verstrickung in den Weltbegriff darin erkennt. Ist nicht die „Kultur“ in der modernen Welt (in deren Licht die Kultur der alten Welt erst zur abgehobenen Kultur geworden ist) der Astrologie und dem Mythos (und ihrer Stellung in der Realität der alten Welt) vergleichbar. Logos wird ins Lateinische mit Verbum übersetzt (ins Deutsche mit Wort). Dem Lateinischen zufolge wäre der Logos das Substrat der Konjugationen, im Deutschen der Konjugationen und Deklinationen (Grund des Dingbegriffs, der Trennung von Ding und Sache). In welchen Kontext gehört der Logos-Begriff selber (der nicht mit dem Namen identisch ist)? Ist der Logos der „Sohn“ des göttlichen Namens? Ist die Differenz zwischen Logos und Verbum ein Reflex der Differenz zwischen den Flexionssystemen, den Grammatiken des Lateinischen und Griechischen, und zugleich der Grund der Differenz zwischen der lateinischen und griechischen Theologie (Bedeutung Tertullians)? Ist nicht das Lateinische überhaupt ein sehr viel tiefer und sehr viel mehr vom Zeitlichen (vom Verbalen) tingiertes Griechisch? Gibt es eine lateinische Entsprechung zur griechischen theoria, und gibt es ein griechisches Modell für die lateinische scientia? Wird die Gesamtgeschichte nicht durch zwei Totalitätsurteile bestimmt: durch die Trennung von Welt und Natur in der alten Welt, und durch die Trennung des Dings von der Sache in der modernen Welt? Die Geschichte der christlichen Theologie ist die Geschichte der Transformation von der ersten zur zweiten Trennung: Zwischen beiden liegen die Trinitätslehre, die Opfertheologie und die Vergöttlichung Jesu, und das Resultat dieser Transformationsgeschichte ist die Bekenntnislogik, die von der verdinglichten Welt nicht mehr zu trennen ist. Während alle Kosmologien sonst Reflexe und Rechtsfertigungsprodukte der Staatenbildung (des Ursprungs der Organisation einer vom Privateigentum beherrschten Gesellschaft) sind, ist nur der biblische Schöpfungsbericht herrschaftskritisch, prophetisch, messianisch (antikanaanäisch). Die Redundanz oder die Reflexivität der Systeme ist der Grund ihrer Verselbständigung gegen die Sache, der Grund und der Ausdruck der Lähmung und Blendung (der Verknüpfung von Trägheit und Finsternis, die ihre gemeinsame Wurzel im Inertialsystem haben, wie auch das Inertialsystem erst nach der Begründung des Gravitationsgesetzes und der physikalischen Optik sich konstituiert hat). Modell dieser Redundanz und Reflexivität ist die mathematisch entfaltete Raumvorstellung (die Konstituierung des Raumes als subjektiver Form der äußeren Anschauung). Zum Ursprung der Philosophie: Das Wasser ist „teuflisch“, der Begriff „satanisch“. Sind so nicht beide Symbole (wie in ihrer Folge die Begriffe Natur und Welt) aufeinander bezogen? Die durch die subjektiven Formen der Anschauung hindurch konstituierte und begriffene Welt ist die gerichtete Welt. Deshalb gehören die subjektiven Formen der Anschauung zu den Grundlagen der Urteilstheorie. Als Morgenstern und Abendstern ist die Venus die Einheit von Osten und Westen, von vorn und hinten: Hat das etwas mit der Venus-Katastrophe zu tun? Die Erkenntnis, daß Morgenstern und Abendstern identisch sind, hat die Erde zur Totalität (zum Vorbegriff der Welt) zusammengeschlossen. Hängt diese Erkenntnis mit der der Vaterschaft (und dem Ursprung des Patriarchats) zusammen?
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30.4.1994
Auch der Extremismus des Rechts ist ein Rechtsextremismus, und das, weil Gemeinheit kein strafrechtlicher Tatbestand ist (es aus Systemgründen: aus Gründen der Beweislogik, auch nicht sein kann).
Gibt es nicht eine Beziehung des Matriarchats zum Ursprung der Geldwirtschaft? Liegt nicht im Geld der Ursprung des Materiebegriffs (auch das Geld wurde im Anfang nicht gezählt, sondern gewogen)? Und ist das Geld das verdinglichte und entfremdete Matriarchat? Hat der Moloch, dem Menschen geopfert wurden, etwas mit dem Mammon zu tun? Und haben nicht der Baal und die Idee des Absoluten eine gemeinsame Wurzel?
Der Begriff des Absoluten ist eine mit dem Begriff des Wissens gemeinsam, zu seiner Begründung und Absicherung, entsprungene Kategorie. – Gibt es einen sprachlichen Zusammenhang des Wissens mit dem Wasser (und einen sachlichen Zusammenhang des Wissens mit der Sintflut)?
Die Ursprungsprobleme im Kontext des Weltbegriffs (die Probleme des Ursprungs der Schrift, des Geldes, der Astronomie, des Staates, der Philosophie) weisen allesamt auf katastrophische Ereignisse.
Sind nicht die klassischen Sprachen der Antike allesamt Schriftsprachen (die „sumerisch“-chaldäische als Keilschriftsprache die erste); läßt ihre Ausbildung und Entfaltung nicht erst im Kontext ihrer Beziehung zur Schrift sich begreifen? Die modernen europäischen Sprachen, die durch die klassischen Sprachen hindurchgegangen sind, haben diese Schriftbindung vergegenständlicht, in die Objektivität eingesenkt und verinnerlicht zugleich. Darin liegt das Geheimnis ihres innersten Bildungsprinzips verborgen. Hier vor allem liegt der Ursprung des Dingbegriffs (und des Substantivs, das das Nomen ersetzt hat). Ein Bindeglied in dieser Geschichte bildet die arabische Sprache, der Koran, der Islam, die eine Vermittlerfunktion hatten. Eines der vermittelnden Elemente war zweifellos die Kanonbildung, die Etablierung Heiliger Schriften.
Das „Quod non est in actis, non est in mundo“ gilt nicht nur für die Akten, sondern für die Schrift insgesamt, für ihre Beziehung zum Ursprung und zur Geschichte des Weltbegriffs. In diesen Kontext gehört die Kanonbildung (als Weltstabilisator).
Das rückt das Problem der Deklination („die Welt ist alles, was der Fall ist“) in ein neues Licht: Verweist es nicht zurück auf die „chaldäische“ Astrologie? Und hat nicht der Satz der Magier „Wir haben seinen Stern gesehen“ hiermit zu tun, ähnlich der „Kampf der Sterne“ im Debora-Lied sowie das Bild von dem wie eine Buchrolle sich aufrollenden Himmel?
Die Geldwirtschaft erzeugt mit der eingebauten Todesdrohung den Unschuldstrieb (als autoritär instrumentalisierten Auswegersatz).
Das Rätsel der Drittel-Ladungen bei den Quarks (-1/3, +2/3) scheint auf den Korpuskel-Welle-Dualismus zurückzuweisen (auf die darin sich manifestierende Beziehung zu den beiden komplementären Aspekten des Inertialsystems: der linearen Bewegung des Strahls und der Flächen-Ausbreitung der Welle). Begründet ist dieser Dualismus in der Struktur der Minkowskyschen vierdimensionalen Raumzeit (mit der Wurzel aus -(ct)2 als imaginärer vierter Dimension).
Steht nicht die Vorstellung, daß, wenn ich ein Ding mit Gewalt aufbreche, ich auf sein Inneres stoße, in der Tradition der Opfertheologie (vgl. auch Hegels Bemerkung über das sein Spielzeug zerstörende Kind; Hinweis auf die opfertheologische Tradition der Hegelschen Philosophie: Ursprung des Konzepts der List der Vernunft).
Gegen die „Elementarteilchen“: Wenn aus Schweinen Wurst gemacht wird, heißt das, daß Schweine aus Wurst bestehen?
In der Feste, die die oberen von den unteren Wassern trennt, im Bilde des Himmels, ist die Scham- und Todesgrenze, die uns das Angesicht und den Namen Gottes verstellt, für die Wahrnehmung präsent. Ist das nicht der Grund, weshalb Hunde den Mond anbellen und Schimpansen mit Drohgesten den Himmel bedrohen? Kann es sein, daß hinter dem Sothis-/Sirius-Problem das Orion-Problem steht (das Problem nicht des chronologischen Ursprungs der ägyptischen Geschichte, sondern des Ursprungs der Zeit überhaupt)?
Gehören die drei Gürtel-Stellen zusammen:
– beim Jeremias (Kap. 13),
– bei Hiob („oder lösest du den Gürtel des Orion“, 3831) und
– bei Petrus („Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst, …“, Joh 2118)? -
29.4.1994
Im Sklavenhaus des Begriffs wird das Nomen zum Substantiv.
Ham sieht die Blöße seines Vaters, aber Kanaan wird verflucht.
An der Ham-Geschichte läßt sich der Ursprung des Rassismus demonstrieren: Beschrieben wird der Zusammenhang zwischen der aufgedeckten Blöße des Vaters und der Knechtschaft. Wird dieser einsichtige Zusammenhang ausgeblendet und verdrängt, weil man sich selbst getroffen fühlt, bleibt ein Text, aus dem dann die Apartheid herauslesen zu können glaubt, daß alle Hamiten dazu bestimmt sind, Sklaven zu sein.
Scheitert nicht die Hegelsche Dialektik im Kern, in der Dialektik von Herr und Knecht, an der Ham-Geschichte? Der Knecht wird nicht zum Herrn, sondern in die Geldwirtschaft integriert: er wird zum Kanaanäer.
Das Objekt der speziellen Relativitätstheorie ist das Nichts, das die Naturwissenschaft insgesamt aufs Tote fixiert.
Steckt nicht in all den Worten wie nicht, Licht, Gericht, Gewicht, Gesicht, Gedicht das Ich? Hängt machen, Macht mit mich zusammen, und kommt beichten von berichten?
Den Staub hat die Kirche auf alle, auf Männer und Frauen, bezogen, aber die Wehen der Geburt hat sie den Frauen vorbehalten: sie hat die Frauen mit den Wehen alleingelassen. Glaubt sie sich so vor den messianischen Wehen schützen zu können?
Seid barmherzig wie euer Vater im Himmel barmherzig ist. Ist diese Barmherzigkeit nicht das Subjekt der messianischen Wehen? Wie hängt das mit dem Binden und Lösen zusammen?
Haben die sieben Völker Kanaans etwas mit den sieben Planeten zu tun? Im Lied der Debora, im Buch der Richter, kämpfen auch die Sterne.
Wenn die Perser die ersten waren, die Münzen geprägt haben (jedenfalls die ersten Münzen in Israel persische Münzen waren), ist das nicht ein zusätzlicher Hinweis darauf, daß Darius der erste große Gesetzgeber (Hammurabi) war? Gehören nicht die Münzprägung und die Öffentlichkeit des Gesetzes (die Gesetzesstele Hammurabis) zusammen, ist nicht die Öffentlichkeit des Rechts eine Funktion der Geldwirtschaft? Seit Darius tragen die Münzen das Bild des Kaisers. Das vorpersische Geld war Gewichtsgeld, es wurde gewogen, nicht gezählt (Schekel). Bezieht sich darauf das danielsche Menetekel (gezählt, gewogen und zu leicht befunden): Ist die Schrift an der Wand ein Hinweis auf die Münzprägung?
Wer den Zinsgewinn aus dem Risiko des Geldverleihens ableitet und damit begründet, rechtfertigt das Schuldverschubsystem und die Schuldknechtschaft.
„Die Erde ist der Schemel seiner Füße.“ Mose soll vor dem brennenden Dornbusch seine Schuhe ausziehen (denn „Du stehst auf heiligem Boden“). Und die Armen werden (laut Amos) für ein Paar Schuhe verkauft. Waren nicht die Schuhe das Instrument der Inbesitznahme?
Durch die Instrumentalisierung bezieht das Subjekt das Opfer auf sich: Die Instrumentalisierung des Opfers ist ein Instrument der Selbstvergöttlichung.
Der Zorn bahnt der Liebe den Weg, während der Wütende geliebt sein möchte; Wut ist instrumentalisierter Zorn, Äußerung des Gekränktseins, Grund der Beleidigungsfähigkeit und des Selbstmitleids.
Vom Absoluten ist nicht vorstellbar, daß es zornig, barmherzig oder der Liebe fähig ist, weil es im Kontext der Idee des Absoluten die Idee der Auferstehung nicht gibt. Das Absolute ist das steinerne Herz der Welt.
Die Kritik des Absoluten fällt mit der Lösung der sieben Siegel zusammen, sie ist Teil einer Konstellation (oder Konfiguration) kritischer Motive; sie ist kein Mittel der Widerlegung, sondern eines der Erkenntnis. Maria Magdalena, die von den sieben unreinen Geistern befreit wurde, wurde der erste apostolische Auftrag zuteil, die Auferstehungsbotschaft zu verkünden.
Gott hat die Erde gegründet und den Himmel aufgespannt: Verhalten sich nicht das Gründen und das Aufspannen zueinander wie Kausalität und Finalität (oder wie Begriff und Name)? Durch das sinnlose Kreisen der Planeten wurde das Aufspannen ins Gründen zurückgenommen; deshalb ist die kopernikanische Theorie zur Grundurkunde der Mechanik geworden.
Die Geschichte der Entwicklung von der Astrologie zur Astronomie ließe sich unter dem Titel „Vom Nomen zum Substantiv“ beschreiben. Diese Konstellation gründet in der Beziehung der astrologischen Planetentheorie zur Deklination. Auf diesen Zusammenhang bezieht sich das Wort vom Binden und Lösen (Hi 3831). Und in diesen Kontext gehören die paulinischen Archonten.
Zur Dynamik der Scham (oder der Schlüssel zur Bestimmung der Beziehung der Bekenntnislogik zum Weltbegriff): Der Hund greift den an, der ihn anblickt, und den, auf den er gehetzt wird. -
28.4.1994
Besteht nicht ein Zusammenhang zwischen dem Mißverständnis der Gewaltstellen im Alten Testament (z.B. Num 3117f) und der sexualmoralischen Interpretation der Prophetie? Auflösung durch prophetisches Text- (und Geschichts-) Verständnis? Gründen nicht beide Mißverständnisse in der Bekenntnislogik, die die moralische Nutzanwendung von der (vergangenen) historischen Realität trennt und durch diese Form der Beziehung zur Vergangenheit (deren logisches Zentrum das Inertialsystem ist), durch die Verwerfung der Idee der Auferstehung, das Symbolische zur Urteils- und Bekenntnismoral (zum Feigenblatt) depotenziert. Zu untersuchen wäre, in welcher Beziehung die Referenzstellen des Vorurteils zur Ursprungsgeschichte des Inertialsystems stehen, und ob nicht gerade hier die Gründe liegen, die das vom Inertialsystem beherrschte Bewußtsein zu jener Empörung und Wut reizen, die dann mit Hilfe der Bekenntnislogik als Moral sich verkleiden. Fühlen wir uns von den Stellen, die wir so abwehren, in Erinnerung an die Vergangenheit (und durch diese Vergangenheit) bedroht? Sind die zugrundeliegende Ängste apokalyptische Ängste? Jeder Exkulpationstrieb braucht seine Opfertheologie, deren Objekte er nach draußen projiziert. Und ist das nicht der Mechanismus, der heute die christliche Tradition sprengt, sie in einem allgemeinen Religionsbrei untergehen, verschwinden läßt? Auch die 68er haben die Generation ihrer Eltern nur als Projektionsfolie benutzt (und das mit großem empirischen Recht). Es gibt Adjektive, die gleichsam automatisch bestimmte Substantive nach sich ziehen: so scheint das Adjektiv „altorientalisch“ ohne das Substantiv Rachegesänge kaum lebensfähig zu sein. Ist nicht altorientalisch eine Art Steigerung von orientalisch, zu welchem Adjektiv Assoziationen wie Basar und Harem und die Verschleierung der Frauen, mit deren Hilfe die Männer vor dem eigenen unkontrollierbaren Naturtrieb geschützt werden sollen, gehören? Gibt es nicht einen Zusammenhang zwischen den logischen Exkulpationsmechanismen und dem projektiven Erkenntnisbegriff, der durchs Inertialsystem abgesichert wird? Wie verhält sich das zu dem Satz, daß nichts Vergangenes nur vergangen ist? Und welche historische und genetische Bedeutung hat in diesem Kontext die Astrologie: Läßt sie sich als eine frühe Schicht in der Verdrängungsgeschichte, auf der das zivilisierte Bewußtsein aufruht, bestimmen? Werden nicht die empirischen und die projektiven Anteile am Erkenntnisprozeß erstmals unentwirrbar? Es ist der gleiche Prozeß, in dem die Kategorien der Normalität und des Psychotischen ineinander übergehen, ihre Grenzen nicht mehr eindeutig sich bestimmen lassen. Er hängt zusammen mit der gegenwärtigen Phase der Geschichte des Weltbegriffs. Hat dieser Weltbegriff nicht eine astrologische Grundstruktur, die mit der modernen Astronomie nur verdrängt, nicht begriffen worden (eine Grundstruktur, die in einer Struktur der Sprache sich niedergeschlagen hat, die heute ebenfalls unter dem Namen der Linguistik verdrängt wird: in der Logik der Grammatik)? Und ist nicht diese zweite Verdrängung die gefährlichste (und die Reflexion der Geschichte, Struktur und Funktion des Weltbegriffs das einzige Mittel dagegen)? Die gesamte mathematische Naturwissenschaft ist ein Produkt der Projektion des Selbsterhaltungstriebs. Notwendig wäre mit der Kritik des Weltbegriffs eine negative Kosmologie. Wenn es eine Korrespondenz der ersten drei Schöpfungstage zum vierten bis sechsten Schöpfungstag gibt, sind dann nicht die großen Seetiere, die Fische und die Vögel des Himmels der Feste, die dann Himmel genannt wird, und den Wassern oberhalb und unterhalb dieser Feste zuzuordnen? Der Gottesname, die Vergangenheit und die Barmherzigkeit: Sind die Schmerzen der Wehen im Fluch über Eva die Schmerzen der Barmherzigkeit (der unversöhnten Vergangenheit)? Und ist der Staub, aus dem Adam gemacht ist und zu dem er wieder werden wird, der Staub der verratenen Zukunft?
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27.4.1994
Sünde als Voraussetzung der Erkenntnis: Diese Erkenntnis wird durchs moralische Urteil (durch die Exkulpations-Logik des Schuldverschubsystems) zum Geschwätz neutralisiert.
Die grammatischen Begriffe sind insgesamt geronnene Handlungen, Verbalabstrakta; deshalb die Suffixe -ativ/-itiv (nominare: Nominativ, accusare: Akkusativ).
Woher stammt der Genetiv/Genitiv (oder der Infinitiv)? Hat er etwas mit dem generare (erzeugen) zu tun, und ist der Genitiv Repräsentant des Zeugungs- und Adoptionsverhältnisses in der Sprache (Ableitung von Herrschaft und Besitz aus der Hurerei)? Im Griechischen wird das bar (Sohn des) durch den Genitiv wiedergegeben. Und hat nicht in der Tat jedes Herrschafts- und Besitzverhältnis eine sehr tief reichende libidinöse Komponente? Liegt hier der Ursprung der biblischen Schwurpraxis (mit der Berührung der Lenden des Vaters, des Herrn), oder auch die Lösung des Problems der Beziehung des Schwurs zur Zahl Sieben (Beerscheba): Zusammenhang des Schwurs mit den Siegeln?
Im Hebräischen ist der Genitiv ein Nominalobjekt, der Akkusativ ein Verbalobjekt. Ist die Entfaltung des Deklinationssystems in den indogermanischen Sprachen eine Konsequenz der Neutrumsbildung und durch diese mit dem veränderten System der Konjugationen (der veränderten Beziehung der Verben zur Zeit) verbunden? Und verweist die Ursprungsgeschichte dieses Deklinationssystems auf die Geschichte Israels mit Kanaan (ist die Sprache wie das Land Kanaan Privateigentum und Gegenstand des Wertgesetzes, oder ist sie Gottes Eigentum)?
Ist der Baal die Urgestalt des Absoluten?
Die grammatischen Begriffe sind hypostasierte Adjektive, ihre Hypostasierung eine Folge der Trennung von Ding und Sache.
Die grammatischen Begriffe der indogermanischen Sprache sind Funktionsbegriffe, die der hebräischen Sprache, soweit sie nicht aus analoger Anwendung der indogermanischen Grammatik sich herleiten, haben die materiellen sprachlichen Bildungselemente als Grundlage (daher der Name der „hebräischen“ Schrift und Sprache?).
Bezeichnet das „Filius meus es tu, hodie genui te“ den Ursprung des Genitiv?
Definition der Ellipse: Geometrischer Ort aller Punkte, bei denen die Summe der Abstände zu den beiden Brennpunkten sich gleichbleibt. In der Konstruktion der Ellipse wird gleichsam der Radius des Kreis in seine zwei Richtungskomponenten (in das Sehen und Gesehenwerden) aufgespalten: Schlüssel zum Verständnis der elliptischen Planetenbahnen?
Zu den griechischen Sternensagen: Sind vielleicht die griechischen Mythen insgesamt Sternensagen (und historische Sagen zugleich)? Und haben wir nicht durch das Tabu über die Astrologie (über das Problem ihrer logischen Konstitution) den Schlüssel zu den Mythen verloren? Ist die Astrologie der Turm, der bis an den Himmel reicht (Turmbau zu Babel, Ursprung des Mythos und der Herrensprache)? Und sind Spuren davon nicht noch in den divinatorischen Traditionen (die der Römische Imperialismus dann als Gefahr wahrgenommen und verboten hat) enthalten (Haruspizien, Auguren: Leberschau und Vogelflug)?
Wäre es nach Erfindung des Fernsehens nicht an der Zeit, zu Platons Höhlengleichnis endlich die Konstruktion der Höhle zu entschlüsseln? Ist die platonische Höhle ein Bild der Hölle, von der es in der Bibel heißt, daß ihre Pforten sie (die Kirche) nicht überwältigen werden?
Ist nicht der technische Fortschritt eingebunden in ein System von Entsprechungen; sind nicht die Gestalten der Naturbeherrschung ebenso Formen der Herrschaft in der Gesellschaft und Gestalten der Selbstverblendung in der Theologie im Kontext des Herrendenkens?
In Küng und Drewermanns Ägyptophilie ist die Sehnsucht nach den Fleischtöpfen Ägyptens aufgebrochen, der Wunsch nach Wiederherstellung des Sklavenhauses.
Kontrafaktische Urteile gehorchen der Logik des Stammtischs; sie leben von der fatalen Gnade der späten Geburt (dem Privileg des Besserwissens). Sie sind die ohnmächtigen Erben der Magie, die, wenn sie ihrer Ohnmacht bewußt wird (und den Drang zu handeln in sich verspürt), faschistisch wird.
Wenn Kohl das Urteil der Geschichte reklamiert, dann gründet das in seinem Glauben an die Kraft der kontrafaktischen Urteile.
Die historische Bibelkritik wird zwangsläufig antisemitisch, wenn sie das Problem der prophetischen Geschichtsschreibung, der Beziehung von Prophetie und Geschichte, oder auch das Problem der Grenzen der objektivierenden Erkenntnis in der Geschichte, verdrängt (vgl. Nietzsche, Rosenzweig, Benjamin).
Wenn sich Biblische Texte des „Alten“ wie des „Neuen“ Testaments) dem historisch-kritischen Blick in verschiedene Quellen auflösen, so gründet das in dem gleichen Gesetz, nach dem im Stern der Erlösung das All nach seiner Konfrontation mit der Todesfurcht in seine Elemente auflöst. Die Quellentheorie ist das Opfer der gleichen Logik, die Franz Rosenzweig durch Reflexion zu durchdringen und zu begreifen versucht hat. Die Rosenzweigsche Reflexion der Todesfurcht ist die Antwort auf ihre philosophische Instrumentalisierung, deren direkte Produkte die Opfertheologie, das Dogma und die Bekenntnislogik sind: Seit ihrem Ursprung hat sich die Theologie geweigert, den Kelch zu trinken, auf den die Getsemane-Geschichte sie so deutlich verweist. So ist sie zur Theologie hinter dem Rücken des lieben Gottes geworden.
Am Brotbrechen haben ihn die Jünger in Emmaus erkannt, aber den Kelch wird er erst im zukünftigen Gottesreich mit ihnen trinken. -
25.4.1994
Eine Kritik der politischen Ökonomie heute müßte auch die Astronomie durchsichtig machen.
Zur Geschichte des naturwissenschaftlichen Freiheitsbegriffs: Sie beginnt mit dem liberum arbitrium, Reflex der Freiheitsgrade des Raumes und Produkt der Neutralisierung der Richtungen im Raum, und sie endet mit dem Freiheitsbegriff der Quantenphysiker, der an die Unbestimmtheitsrelation und das Komplementaritätsprinzip sich anlehnt (als falsches Bewußtsein der Freiheit vom Zwang des Inertialsystems).
Im Begriff der Weltanschauung enthüllt sich die Bekenntnislogik als (patriarchale und sexistische) eine subjektive Form der Anschauung: Der Krieg Hitlers gegen die Sowjet-Union war als Weltanschauungskrieg ein Vernichtungskrieg (wie jetzt wieder der Bürgerkrieg in Jugoslawien). Weltanschauungen gibt es nur unter der Voraussetzung des „naturwissenschaftlichen Weltbildes“; der Begriff der Weltanschauung rückt die logische Beziehung der Bekenntnislogik zur subjektiven Form der äußeren Anschauung, zum Raum, ins Licht.
Daß die transzendentale Ästhetik in dreifacher Gestalt sich präsentiert: als Form des Raumes, in der Logik des Geldes und als Bekenntnislogik, ist selbst wieder in der Form des Raumes begründet, im Problem der „drei Abmessungen“ des Raumes, in seiner Dreidimensionalität, darin, daß diese drei Dimensionen entgegen der Form ihrer mathematischen Beziehung im Raum nicht gleichwertig, nicht äquivalent, sind. Ihre mathematische Äquivalenz ist selber bereits Produkt der dreifachen, selbstreferentiellen Abstraktion. Das „von allen Seiten hinter dem Rücken“ konstituiert sich in der Abstraktion
– von der Umkehr,
– vom Namen (von der benennenden Kraft der Sprache) und
– vom Angesicht,
wobei
– der Raum primär die Differenz zwischen vorn und hinten,
– das Geld die zwischen Rechts und Links und
– das Bekenntnis die zwischen Oben und Unten
neutralisiert und in dieser Neutralisierung sich konstituiert.
– Das Bekenntnis ist der Quellpunkt des autoritären Charakters,
– das Geld der Quellpunkt der verdinglichten Welt und
– der Raum der Quellpunkt des Absoluten und der Verblendung.
Sind die subjektiven Formen der Anschauung die Pforten der Hölle; und ist nicht der Abstieg zur Hölle die Vorstufe der Auferstehung?
Das Substantiv ist das durch die Kasus, die Formen der Deklination (der Veranderung) hindurch sich bestimmende Nomen; der Staub und die Asche in einer Welt, in der der Name zu Schall und Rauch geworden ist. Zu den Konstituentien des Substantivs gehört die Neutralisierung der differierenden Bestimmungen der Kasus (Akkusativ, Genitiv, Dativ, Ablativ, Instrumentalis, Lokativ): Indem das Substantiv die Objektbeziehung ins Nomen mit hereinnimmt, unterdrückt und verdrängt sie die Reflexion auf den Objektivationsprozeß, der in den Formen der Deklination sich entfaltet. Damit hängt es zusammen, wenn in dem Ausdruck „Wir Deutschen“ der Name der Deutschen zum reinen Ausdruck und zugleich zum Alibi der Gemeinheit und Brutalität geworden ist.
Der Begriff des Substantiv ist Ausdruck der Trennung von Ding und Sache, Geburtsname der Verdinglichung, dem auf der Subjektseite der Personbegriff entspricht (Dinge gibt es, seit es juristische Personen gibt). Er ist der reinste Ausdruck einer Welt, in der alles nur noch das ist, was der Fall ist.
Welche grammatische Bedeutung und welche logische Funktion hat das Suffix -iv in den grammatischen Begriffen (vom Substantiv bis zum Infinitiv)?
Ist der griechisch-lateinische Gottesname Produkt einer Verschmelzung des -ivum mit dem deiktischen Affix d- (und damit der genaueste Ausdruck der Geburt des Absoluten)? Woher kommt dann der germanische Name „Gott“ (nach Ferdinand Ebner soll er aus einer Wurzel stammen, die das Anrufen, das Objekt der Anrufung, ausdrückt)?
Hat die Venus-Katastrophe die Voraussetzungen für die Staatenbildung geschaffen:
– Privateigentum und Geldwirtschaft,
– Tempel, Opfer und Schrift,
– Monogamie und Inzestverbot?
Die Venus-Katastrophe hat das Planetensystem nicht nur ergänzt und vervollständigt, sondern es in Konstellationen eingerückt, die dann in die internen Voraussetzungen der Staatenbildung mit eingegangen sind.
Gehört die chaldäische Astrologie zur Ursprungsgeschichte der indogermanischen Sprachen (insbesondere zur Ausgestaltung der Deklinationsformen, die selber vermittelt sind durch die Umgestaltung der Konjugationen)?
Welcher Kasus und welcher Planet repräsentiert das Selbsterhaltungsprinzip? Die Logik des Selbsterhaltungsprinzips ist eine männliche Logik, es ist die Logik der vom Privateigentum beherrschten Welt. Klingt ihr Geheimnis nicht im Namen des Jupiter an (des Divus-Pater, des Erzeugers des Merkur, der Venus und des Mars, gleichsam seiner Emanationen, der aber der Macht des Kronos, des Saturn, auch wenn er ihn besiegt, nicht entgeht: der der Gefahr der Paranoia ausgesetzt bleibt)?
Ist die Paranoia die patriarchalische Erscheinung der Melancholie (der messianischen Wehen)?
Vgl. die Antwort Jesu auf die Frage der Pharisäer (der Schriftgelehrten, der Sadduzäer?) nach dem jenseitigen Schicksal der Frau und ihrer sieben Männer?
Ist Heideggers Fundamentalontologie nicht gleichsam eine interne Erläuterung des Thalesschen Satzes: Alles ist Wasser? War nicht die Sintflut die Überschwemmung mit dem Was?
Turmbau zu Babel: Der Turm, der bis zum Himmel reicht, und der herniederfahrende Gott bezeichnen präzise den Ursprung des Mythos.
Die Bekenntnislogik ist eine reine Exkulpationslogik, Produkt der Weigerung, die Sünde der Welt auf sich zu nehmen; deshalb gehören die Opfertheologie und das Konzept der Entsühnung der Welt durchs Kreuzesopfer als deren innerster Kern zur Bekenntnislogik.
Die Confessiones des Augustinus sind (als Dokument seiner Bekehrungsgeschichte) Sündenbekenntnisse (z.B. in den Kindheitsgeschichten, aber auch in der Geschichte der namenlosen Mutter seines Sohnes Adeodatus), aber Sündenbekenntnisse, die vom Instrumentarium des mythischen Schuldverschubsystems: von den Formen projektiver Schuldverschiebung, sich nicht lösen können: Darin stellt sich die Beziehung zum Glaubensbekenntnis her, die durchs Schuldverschubsystem (die Opfertheologie und das Konstrukt der Entsühnung der Welt) vermittelt ist. Vermutlich gehört die Geschichte über das mit der Erbsünde belasteten Kind Augustinus zu den geschichtlichen Ursachen der Einführung der Kindertaufe. Hier wurde der Trieb in die Seelen eingesenkt, der antstatt an der Herstellung gerechter Zustände nur noch an der eigenen Unschuld interessiert ist.
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24.4.1994
Welche Symbole wurden im Mittelalter den vier Evangelisten zugeordnet? Hat diese Zuordnung etwas mit den vier Himmelsrichtungen, den vier Enden der Erde (und den vier Reitern) zu tun? Sind das die Stichworte der vier Evangelien: Himmelreich, Sohn Gottes, Sündenvergebung und Logos? Ist nicht der Geist auf die vier Himmelswinde bezogen? Die Sieben hat mit dem Schwur zu tun (vgl. die Beerseba-Stellen in der Genesis). Der Schwur gründet in der Anrufung des göttlichen Namens, sein Ort war der Tempel. Mit dem Schwur wurden Versträge besiegelt (Schwur und Siegel waren Äquivalente); das Symbolum ist ein Schwur (und für es gilt das Wort: Du sollst nicht schwören). Die Bekenntnislogik gründet im Schwur. Das Planetensystem war ein Bild des Gattungslebens (die Namen und astrologischen Bedeutungen der Planeten hängen damit zusammen). Hat nicht das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ein empirisches Moment zu einem Konstruktionselement des Systems gemacht: Hinweis auf die inneren Grenzen der Astronomie? Einen weiteren Hinweis (jedoch noch nicht die Lösung) liefert das der Allgemeinen Relativitätstheorie zugrunde liegende Theorem der Identität von träger und schwerer Masse. Die moderne Astronomie seit der kopernikanischen Wende verhält sich zur Astrologie wie die Philosophie zum Mythos (wobei der Raum, die subjektive Form der äußeren Anschauung, an die Stelle des Begriffs getreten ist). Wie die Philosophie aus dem Mythos, durch Verinnerlichung des Schicksals, ist die Astronomie aus der Astrologie durch Verinnerlichung ihres zentralen Moments: des Opfers, hervorgegangen. Die sieben unreinen Geister sind die „Erfüllung“ des jeremianischen „Grauens um und um“. Hegels Idee des Absoluten, die u.a. in der Verwerfung des Sollens gründet, ist das Produkt der Ontologisierung der Theologie. Und die Ontologie ist der Statthalter der Paranoia in der Philosophie. Die Klugheit der Schlangen wäre durch „Arglosigkeit“, durch Herausnahme der Paranoia der Wahrheit zuzuführen: zum Sprechen zu bringen. Die Idee des Absoluten ist ein Produkt der Apologetik (die Ontologie ein Exkulpationsprojekt): die Besiegelung des Unversöhnten. Ursprung der Naturwissenschaften in der Apologetik: Zu den gnoseologischen Grundlagen der Naturwissenschaften gehört der Satz: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Die erste Gestalt des Absoluten war der newtonsche absolute Raum. Die subjektiven Formen der Anschauung Kants sind der Beleg dafür, daß die absolute Entschuldung in die absolute Verschuldung hineinführt. Wir lassen („Im Namen des Volkes“) die Richter für uns richten, so wie wir die Metzger für uns schlachten lassen. Und wir lassen die Welt von den Banken von einer Schuldenkrise in die andere hineintreiben: Ist nicht die Schuldenkrise der Dritten Welt der Vorbote und das Symptom einer ganz anderen, die erst erkennbar wird, wenn auch der Zusammenhang des Bankenwachstums mit dem Ursprung und Wachstum der Krise erkennbar wird (Metallgesellschaft und Jürgen Schneider: nachdem das Anlagengeschäft in der Dritten Welt seine Grenzen überschritten hat, kehrt es als Devisen- und Immobilien-Spekulation in die Metropolen zurück). Wie haben Geldwirtschaft und Astrologie in die Struktur der Sprachen hineingewirkt (der bestimmte Artikel und die Deklination)?
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14.4.1994
Drei Dinge stehen der Theologie heute im Wege:
– Auschwitz und die antijudaistische Tradition,
– die Naturwissenschaften und der Stand der Aufklärung und
– in der Theologie selber der parvus error in principio: die Rezeption des Weltbegriffs, das Dogma und die Opfertheologie.
Weltlose Welt: Mit der Rezeption des Weltbegriffs hat sich die Theologie selber liquidiert.
Wenn die Sprache die Morgengabe des Schöpfers an die Schöpfung ist, und der Weltbegriff die Leugnung der Sprache mit einschließt, dann bezeichnet der Naturbegriff, der den Weltbegriff begründet, die aktive Leugnung der Sprache (Ursprung des Begriffs): Der Naturbegriff als Leugnung der Auferstehung ist die Leugnung der Sprache: macht den Namen zu Schall und Rauch.
Der iranisch-zoroastrische Aspekt der Astrologie ist dem babylonisch-chaldäischen genau entgegengesetzt: Hat das sprachliche Gründe (Turmbau zu Babel, Ursprung der indogermanischen Sprache)?
Die drei Umkehrbeziehungen:
– im Angesicht und hinter dem Rücken,
– rechts und links,
– oben und unten,
(die drei Dimensionen des Raumes) sind drei verschiedene Formen der Beziehung zur Vergangenheit. Darin gründet Rosenzweigs Konstruktion des Stern der Erlösung: die Sprengung des All durch die Todesfurcht und die Konstituierung der drei Elemente des Stern der Erlösung.
Zur Kritik der Ästhetik: Hängen nicht die transzendentale Ästhetik, die Kunst und der Staat ineinander wie die drei Dimensionen des Raumes (der blinde Fleck der politischen Theologie). Kant brauchte die Lehre von den subjektiven Formen der Anschauung, um die Subjektivität des Objektbegriffs begründen und so das Objekt in die apriorische Form des Urteils mit hereinnehmen zu können?
Wie hängen der Ursprung des Geldes, die Astrologie, die Erfindung der Schrift (durch die Sprachen sich verändert haben) und die Schicksalsidee mit einander und mit der Ursprungsgeschichte des Staates und des Weltbegriffs zusammen?
Dareios I. hat erstmals mit Einführung einer reichseinheitlichen Münze die Währungseinheit hergestellt (Donner, S. 398): Damit hat er den Schuldzusammenhang, für den das Geld einsteht, in die Struktur des Staates mit hereingenommen und die Grundlage für Rechtseinheit geschaffen, die Dareios II. (der Hammurabi der Orientalisten) als Gesetzgeber dann realisiert hat.
Die Geschichte mit den sieben unreinen Geistern steht (im wesentlichen textgleich) bei Mt (1243ff) und bei Lk (1124ff); nur bei Mt wird sie ergänzt durch den Hinweis: So wird es auch mit diesem bösen Geschlecht sein.
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben: Steckt darin nicht der Hinweis, daß die Wahrheit nicht absolut ist, sondern nur eine Zwischenstufe zum Leben?
Die Orthodoxie wie die Orthogonalität fixiert eine Beziehung zur Zeit, die in der Vorstellung einer homogenen Zeit sich niederschlägt. War das der Zweck von Orthodoxie und Orthogonalität?
Durch die Orthogonalität ist der Raum zur Form der Gleichzeitigkeit geworden, was er nicht an sich ist.
Historisch gründet die (Entdeckung der) Orthogonalität in der Geldwirtschaft; sie hat dann in der Bekenntnislogik Macht übers Christentum gewonnen.
Die Christen, für die Jesus zur Rechten des Vaters sitzt, können seitdem rechts und links nicht mehr unterscheiden (ist das Buch Jona postapokalyptisch und prächristlich zugleich?).
Eine Theologie im Angesicht Gottes setzt die Kritik der Naturwissenschaften voraus; der Naturwissenschaften, deren Geschichte in die Geschichte der Herrschaft und des Staates verflochten ist. Das Gewaltmonopol des Staates ist ein Konstituens der Naturwissenschaften; es gründet in der Opfertheologie und verweist auf den Realitätsgrund jeglicher Abstraktion.
Das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit bezeichnet den Grund des Idealismus der Physik: Wurde nicht die Nabelschnur längst durchschnitten, die die Physik einmal an die gegenständliche Natur gebunden hat? Ist die Physik nicht zu einem monströsen, tief in die Natur hinein getriebenen Herrschaftsapparat geworden, der die Objektivität nicht mehr abbildet, sondern nur noch unterminiert und aushöhlt? Die Mikrophysik ist die am tiefsten in Feindesland vorgetriebene Bastion, vergleichbar nur dem Eindringen der Strukturen des Marktes in alle Lebensverhältnisse.
Ist nicht der in kirchlichen Kreisen derzeit so beliebte Slogan „Erhaltung der Schöpfung“ antiapokalyptisch?
Der Weg der Kirche war seit je der Weg der Bekehrung, nicht der der Umkehr.
Was hat es mit Magdala auf sich; hat Magdala etwas mit Migdol, Grenzfestung im östlichen Nildelta, Zufluchtsort der z.Z. des Jeremias nach Ägypten ausgewanderten Judäer, zu tun (vgl. auch Ex 142)?
Zitieren nicht alle Mariennamen (die gehäuft in der Passionsgeschichte erscheinen) den Namen der Prophetin Mirjam (welche Marien gibt es, und hat die Befreiung der Maria aus Magdala von den sieben unreinen Geistern etwas mit dem Aussatz der Mirjam zu tun)?
Das etablierte Christentum hat den prophetischen Satz „Barmherzigkeit, nicht Opfer“ (und damit den Namen sowie die Idee der Auferstehung) widerrufen. -
25.3.1994
Die Vorstellung einer homogenen Zeit gründet in der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit (deren erste Gestalt war die Schicksalsidee: das Formgesetz des Mythos und der Grund, aus dem der Begriff, das Medium der Philosophie, hervorgegangen ist); sie ist vermittelt durch die Form des Raumes (Ableitung der Tatsache, daß der Raum drei Dimensionen hat). Durch die Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit (und d.h. durchs Inertialsystem) ändert sich auch die wirkliche Vergangenheit, wird sie überhaupt erst vergangen, unwiederholbar, entzieht sie sich dem ändernden Eingriff (Ursprung des Naturbegriffs). Der Raum begründet die Notwendigkeit der Erinnerungsarbeit und verhindert sie zugleich; er verhindert die der Prophetie zugrunde liegende Einsicht, daß nichts Vergangenes nur vergangen ist.
Die Pforten der Hölle: das sind die Pforten der Unterwelt, des Totenreiches, der Vergangenheit, der Natur. Aber stark wie der Tod ist die Liebe.
Aus dem Konstrukt der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit müßte sich eigentlich die Beziehung des Ursprungs des Weltbegriffs (der Philosophie und des Staats) zur Astronomie ableiten lassen. Zugleich müßte durchsichtig werden, was es mit den sieben Siegeln (und ihrer Beziehung zur Form des Raumes) auf sich hat, die allein das Lamm zu lösen vermag; ebenso das rationale Element in der Astrologie (Beziehung des Sternkreises zum Planetensystem) sowie die Bedeutung der biblischen Stellen über den Orion und die Plejaden, das Siebengestirn (das nach anderer Tradition auch auf die Planeten bezogen ist). Waren nicht die Plejaden die Tauben?
Der Mond, der die irdische von der himmlischen Welt trennt, ist die Hölle vor dem Angesicht (heulen deshalb Hunde den Mond an?).
Hat die Geschichte von dem einen unreinen Geist, der in die Wüste geht und mit sieben weiteren unreinen Geistern zurückkehrt, etwas mit Orion und den Plejaden zu tun?
Auschwitz und die Astronomie (ist meine Lähmung nicht eine Lähmung durch Auschwitz, die ich an den Naturwissenschaften abarbeiten mußte?).
Es gibt die Vögel des Himmels, das Königreich der Himmel und die Wolken des Himmels, auf denen der Menschensohn wiederkommen wird.
Hat Jesus nicht die Taubenhändler und die Geldwechsler aus dem Tempel vertrieben? Wenn die Geldwechsler die Banken sind, wer sind dann die Taubenhändler? (Die Naturwissenschaften?)
„Was du auf Erden lösen/binden wirst, …“: Auf Erden, dafür steht im Griechischen epi täs gäs (epi mit Gen.), „wird auch in den Himmeln gebunden/gelöst sein.“ Ist der Himmel im Singular ein Reflex der Idee des Absoluten, und käme es nicht darauf an, endlich den Plural wiederzuentdecken (im Kontext der Kritik des Begriffs einer absoluten Wahrheit, der Kritik des Dogmas und der Bekenntnislogik)?
Sind die deutschen Präfixe Abkömmlinge der Präpositionen, und sind diese wiederum Erweiterungen und Abkömmlinge der Deklination; ist weiterhin diese Genealogie der Präfixe nicht in der Struktur des Neutrums vorgebildet (vgl. die Schlange, die den Staub frißt, den Adam produziert)? Und hängt das am Ende mit der Geschichte der drei Leugnungen zusammen?
Wie steht das Haus zum Ding (der Raum zur Materie, die Ontologie zur Existenz)? Ist die Beziehung beider vorgebildet in der Beziehung von Ägypten und Babylon (Pharao und das Sklavenhaus Ägypten, der Turmbau von Babel und die Verwirrung der Sprachen)?
Bedeutung des Namens „Haus“: Ägypten (Pharao und das Sklavenhaus; die Häuser der Juden in Ägypten, deren Pfosten vorm Exodus mit dem Blut der Pessachopfer bestrichen wurden, um den Racheengel abzuhalten, auch die Erstgeborenen der Juden zu töten; vgl. hierzu die Bindung Isaaks und die Opfer der Erstgeborenen für den Moloch), die mit Aussatz befallenen Häuser in der Thora, Häuser in der Astrologie, genealogischer Begriff „Haus“ (Haus Israel, Haus David), oikos (der Hausvater und der Verwalter).
Die Orthodoxie ist das Bindeglied zwischen Mathematik und Sprache.
Der Raum als die Form der Gleichzeitigkeit ist ein Reflex der inneren Struktur der Zeit.
Die Vergangenheit ist endgültig nur dann vergangen, wenn die Zeit unendlich ist (wenn es eine ursprüngliche Vergangenheit, eine Vergangenheit vor jeder Gegenwart, gibt und kein Ende der Zeit).
Auch das Lachen und Weinen ist in der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit begründet (während das Lachen die Subsumtion bestätigt, ist Erinnerungsarbeit Trauerarbeit: „Und er ging hinaus und weinte bitterlich“).
Wer überleben will, muß an der Macht der Vergangenheit über die Zukunft partizipieren, er sollte aber dabei die drei evangelischen Räte nicht vergessen. -
23.03.94
Der Weltbegriff ist der Inbegriff der Katastrophe, aber bei gleichzeitiger Abstraktion von der Katastrophe. Prophetie ist keine umgekehrte Geschichtsschreibung, sie ist vielmehr der Einspruch gegen die Vorstellung, nach der die Zukunft wie die Vergangenheit sein wird. Deshalb gehört zur Rekonstruktion des prophetischen Denkens die Kritik sowohl der Natur- wie der Geschichtswissenschaft, die beide davon ausgehen, daß die Zukunft wie die Vergangenheit sein wird. Jeglicher Fundamentalismus – und auch der Stalinismus war ein (marxistischer) Fundamentalismus – steht unter dem Bann des eigenen Feindbildes. Ist die „Schwerkraft“ die Besiegelung der Leugnung des Angesichts? Hat nicht das newtonsche Gravitationsgesetz die Form des Lichts ursurpiert: die Reflexionsbeziehung der „Anziehungskräfte“ spiegelt die zugleich verdrängte innere Form des Lichts, die Einheit des Sehens und Gesehenwerdens, wider. Merkwürdige Wahrnehmung: die Masse wird immer gesichtslos genannt; aber beim Vorbeimarsch der Massen beim Führer hat jeder sich als vom Führer „persönlich angeblickt“ gefühlt. War das ein Schameffekt (und ist nicht auch die Gravitation ein Schameffekt, Produkt der Universalisierung der Scham)? Wer die Astrologie als die Wissenschaft der Chaldäer (der Sumerer?) begreift, begreift den Turmbau zu Babel. Bilden nicht die Schöpfungsgeschichte, die Geschichte vom Sündenfall und die jahwistische Urgeschichte eine Konstellation, in der die Teile nur begriffen werden können, wenn das Ganze begriffen wird (in gewisser Hinsicht vergleichbar dem Zusammenhang von Logik, Naturphilosophie und Philosophie des Geistes im Hegelschen System)? Sie werden völlig verkannt, wenn sie historisiert und nur als vergangen angesehen werden, wenn das prophetische Moment darin, das, was die Aktualität, die Gegenwart, berührt, verdrängt wird. Wenn man einen Handschuh umstülpt, wird aus dem rechten ein linker. Ist das ein Bild der Beziehung von Barmherzigkeit und Gericht? In den alten Sprachen waren die Suffixe in erster Linie Determinanten, dann Grund und Mittel der Flexion, in den neuen Sprachen sind sie Mittel der Substantivierung (die die flektierende Sprache voraussetzt, aus ihr zusammen mit dem Inertialsystem hervorgeht). Welches ist die Bedeutung der Präfixe; wie ist ihre Beziehung zu den Präpositionen? Daß Joh 129 unters Nachfolgegebot fällt, ergibt sich aus dem Satz vom Binden und Lösen. Ist nicht die Mathematik, die alles erstarren macht (und damit alles verfügbar macht, instrumentalisiert), das steinerne Herz (Grund der Objektivierung, Verhältnis des Dogmas zur Mathematik)? Es gibt keine absolute Wahrheit, was jedoch nicht heißt, daß es keine Wahrheit gibt. Hat Hegel beim Übergang vom Sein zum Werden nicht das Haben vergessen? Und beschreibt der Satz „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ nicht einen sprachlogischen Sachverhalt: Die Würde hängt in der Tat zusammen mit dem konjunktivischen Hilfsverb „würde“ und drückt das Nichtverdinglichte, und deshalb nicht Antastbare, aus. Damit hängt u.a. auch die heute so beliebte Sprachwendung „ich würde sagen“ zusammen. Was ich nur sagen würde (ich habe es ja nicht gesagt), entzieht sich der Anklage, der Kritik; die Wendung erfüllt eine exkulpatorische Funktion. Wie hängen die die Fremdbestimmung reflektierenden Hilfsverben des Handelns „müssen“, „sollen“, „dürfen“ zusammen? Die Gottesfurcht ist der Grund der Weisheit, weil sie der Grund der Fähigkeit zur Sprachreflexion ist. Am Begriff des Glücks läßt sich das alles durchkonjugieren: Glück haben ist etwas anderes als glücklich sein, und das wiederum ist zu unterscheiden vom würdig sein, glücklich zu werden (ist nicht dieses „würdig“ das Verbindungsglied zwischen der Würde und dem Hilfsverb „würde“?). Das Wort von der rechten und linken Wange in der Bergpredigt ruft nur deshalb einen solchen Widerstand (schon gegen das Verständnis des Wortes) hervor, weil heute fast alle ihr Ich an die Fähigkeit, sich rächen zu können, knüpfen. Wer auf Rache Verzicht leistet, entsagt dem Recht, Person zu sein. Hier liegt der wichtigste Grund des Rechtsstaats, der auch dort, wo ich selbst mich nicht rächen kann, für mich einsteht, die Rache stellvertretend für mich leistet. Deshalb brauchen wir Gefängnisse (und totalitäre Staaten Konzentrationslager). Wenn das Stichwort „Terrorismus“ fällt, setzt heute im öffentlichen Gebrauch der Verstand aus. Das beginnt in den Medien mit der geheuchelten Anteilnahme („die Kurden erweisen sich selber einen schlechten Dienst“) und endet mit der öffentlichen Präsentation der Mordlust („alle ins Flugzeug, und dann überm Meer: Klappe auf“). Und der deutsche Innenminister sagt’s dann auch nicht viel anders und hat offensichtlich große Mühe, die Wut, die seine Gesichtszüge und seine Sprache entgleisen läßt, noch zu beherrschen.
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3.3.1995
Ist nicht Gunnar Heinsohn Opfer seines eigenen historischen Objektivitätsbegriffs geworden? Seine These, daß Hitler die Judenvernichtung angeordnet habe, um mit den Juden die Erinnerung an das Tötungsverbot zu tilgen, ist von der Motivation her wahr; nur gilt diese Motivation für den Antisemitismus insgesamt, und Hitler unterscheidet sich von den Antisemiten sonst durch durch das Maß an Konsequenz, durch den pseudomessianischen Akt: Er legitimiert sich als Führer dadurch, daß er in vollem Bewußtsein der Konsequenzen die Verantwortung für diesen Antisemitismus übernimmt; er nimmt „die Sünde der Welt“ auf sich (er nimmt den Tätern die Schuld ab, in die er sie doch zugleich verstrickt). Es geht in der Tat nicht um die Juden; eine Erinnerung tilgt man nicht, indem man die Träger dieser Erinnerung vernichtet. Zur beabsichtigten Wirkung der „Endlösung“ gehört sowohl die Binnenwirkung der Komplizenschaft (der „Treue“: wer in diese Taten verstrickt ist, kommt davon nicht mehr los) als auch die Außenwirkung des Terrors („wat denn, icke mir uffhängen lassen, lieber gloob ick an’n Sieg“) mit dazu: die irrationale Kommunikation der Gewalt als Verdrängungshilfe, ohne die das Tötungsverbot nicht aufzuheben ist. Ohne den gesamtgesellschaftlichen Resonanzboden, der selber zu dechiffrieren wäre, allein durch den Rekurs auf die Absicht und den Willen Hitlers wäre diese Tat nicht möglich gewesen. Dieser „Resonanzboden“-Effekt hat am Ende des Krieges, als das Konstrukt in der Niederlage implodierte, den ungeheuren Rechtfertigungsdruck erzeugt, der die Nachkriegsgeschichte in Deutschland beherrscht (und alle Voraussetzungen des Wiederholungszwangs in sich birgt). Selbst der Erklärungsbedarf steht unter diesem Rechtfertigungszwang und müßte ihn in die Reflexion mit aufnehmen, wenn er wirklich zur Befreiung beitragen soll. Ich habe das Gefühl, daß die heinsohnsche Form der Verarbeitung des apokalyptischen Aspekts dieser Geschichte (Entschärfung der Apokalypse durch Neutralisierung, durch Reduktion auf die Erinnerung an eine längst vergangene Naturkatastrophe, als hätten wir nicht das Objekt für das Studium der Apokalypse in der jüngstvergangenen gesellschaftlichen Naturkatastrophe vor Augen).
Gunnar Heinsohn scheint alle bisherigen „Auschwitz-Theorien“ nur als Konkurrenz zum eigenen Konzept wahrzunehmen; und es gehört schon einiges dazu, allen bisherigen Reflexionen über Auschwitz (so u.a. den Studies in Prejudice, der Dialektik der Aufklärung, oder etwa dem Werk Hannah Arendts) bloß „Ratlosigkeit“ zu attestieren, um dann sein eigenes Werk als die gleichsam endgültige Lösung des Problems zu empfehlen. Wäre nicht eher von einer gemeinsamen Anstrengung zur Aufklärung des wahrhaft Unbegreiflichen ausgehen. Denn unbegreiflich bleibt diese Tat (wie auch die Welt, in der sie möglich war) für jeden, für den die Moral das sich von selbst Verstehende ist. Das Problem ist eher: Wie müßte die Welt aussehen, wenn man sie unter der Voraussetzung dieses Prinzips zu verstehen versucht; eine Welt, die dem Bann der Ontologie entronnen ist, und deren prima philosophia die Ethik wäre?
Durch seinen Beitrag zur Chronologie-Revision („Die Sumerer gab es nicht“), zur Ursprungsgeschichte des Geldes („Privateigentum, Patriarchat, Geldwirtschaft“), und jetzt zur Erforschung des Antisemitismus („Was ist Antisemitismus“ und „Warum Auschwitz“) hat Gunnar Heinsohn Wesentliches zur Selbstaufklärung der Gegenwart beigetragen. Kann es sein, daß es nur noch einer kleinen Korrektur seines Konzepts bedarf?
Zu Heinsohns Bemerkungen über den Totenkopf wäre an Benjamin zu erinnern, der im Totenkopf die Urallegorie erkannt hat. (Gibt es nicht Gesichter, in denen dieses leere Grinsen des Totenkopfs geronnen, als Charaktermaske eingezeichnet ist? Sind es nicht die „schneidigen“ Profile, die unter Offizieren verbreitet waren, und dann in der SS zum Züchtungsziel der nordischen Rasse geworden sind?)
Tucholskys Satz „Alle Soldaten sind Mörder“ ist zweifellos eine Übertreibung; aber gibt es nicht im Bereich des Soldatischen ein Magnetfeld, das seine Anziehungskräfte vor allem auf einen disziplinierten Mordtrieb ausübt, auf die, die zur Ausübung dieses Triebs die institutionelle Deckung (den „Befehl“) brauchen? Und ist es nicht gerade dieser disziplinierte Mordtrieb, der so empfindlich auf den Vorwurf in dem Satz Tucholskys reagiert?
Die Geschichte der naturwissenschaftlichen Aufklärung, die nicht zufällig mit der Astronomie beginnt (sowohl in der Antike, als auch in der modernen Welt), ist ein Teil des Gattungsprozesses der Menschheit.
Das Angesicht steht für die Fähigkeit, sich mit anderen zu identifizieren, für die Empathie und Barmherzigkeit, dafür daß niemand weiß, ob er selbst anders wäre als einer, den er zu verurteilen geneigt ist, wenn er ernsthaft in seine Situation sich hineinversetzt. So hängt das Angesicht mit Urteil zusammen: Es ist nicht nur die Tötungshemmung, die Emanuel Levinas in ihm erkennt, sondern vielmehr und vor allem eine Urteilshemmung, die zugleich deutlich macht, daß es eine Erkenntnis gibt, die den Rahmen des Urteils sprengt. Auf diesen Sachverhalt bezieht sich das Prophetenwort vom Rind und vom Esel: Diese Urteilshemmung macht die Unterscheidung von Last und Joch erfahrbar.
Die homousia ist das neutralisierte homologein, Produkt der Hellenisierung der Theologie, Anfang der Theologie hinter dem Rücken Gottes. Dieser Neutralisierung verdankt sich der Begriff des Bekenntnisses.
Gründet das Neutrum im Menschenopfer?
Waren nicht die Astrologie und die Alchimie gleichsam Häresien zu einer naturwissenschaftlichen Orthodoxie, die aus ihnen (durch symbolischen Elternmord) sich entwickelt hat? Wie alle Häresien sind sie nur verurteilt, verdrängt und verfolgt, nicht aber aufgearbeitet worden. Während die Astrologie gleichsam die politische Außenseite der Naturwissenschaft repräsentiert, repräsentiert die Alchimie ihre mystische Innenseite. Beide bezeichnen Knotenpunkte der Begriffsgeschichte von Schicksal und Scham.
Der Begriff der Kollektivscham hat den Rechtfertigungszwang, der im Kern der modernen Aufklärung enthalten ist, nur verstärkt, anstatt ihn zu reflektieren.
Der Objektbegriff ist der Pflug, vor den Rind und Esel gespannt sind.
Hodie, si vocem eius audieritis: Dieses Heute tritt ein, wenn der Bann der Natur gelöst ist (mit der Einung des Gottesnamens): Wenn aus den Blinden und Lahmen die, die tun und hören, geworden sind.
Definition der Kommunikationstheorie: Theorie der Signale, mit denen Isolationshäftlinge sich untereinander verständigen (oder auch, nur getrennt davon, ihre Wächter).
Dauer, Folge und Zugleichsein: Gründet nicht die Dauer in der Beziehung von Vorn und Hinten, die Folge in der von Rechts und Links und das Zugleichsein in dem von Oben und Unten (im Verhältnis der Fläche zu der zu ihr gehörenden Normalen)? Ist nicht die Orthogonalität zweier Geraden in einer Fläche zu unterscheiden von der Orthogonalität der Normalen zur Fläche? Kann es sein, daß diese beiden Formen der Orthogonalität sich zueinander verhalten wie die Orthodoxie des Symbolums zu dem der Konfession?
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie