Gibt es einen sprachlichen Zusammenhang zwischen dem Fall, dem Falschen und dem Fälschen, dem fallere und dem falsus? Das würde den Wittgensteinschen Satz „Die Welt ist alles, was der Fall ist“ zusammenbringen mit der Bemerkung Rosenzweigs über das „hintertückische, verandernde Wissen des Denkens“. Ist die Orthogonalität, die den Raum aufspannt, die Kraft der Scheidung, der Trennung, und gewinnt nicht mit der Orthogonalität das Trennende Gewalt über das Getrennte (die Vergangenheit Macht über die Zukunft: der Ankläger und das Inertialsystem)? Hat die Schlange (das klügste aller Tiere), die auch als das Symbol des Neutrums sich begreifen läßt, etwas mit der Macht der Orthogonalität zu tun? Die Unfähigkeit zur Reflexion des Urteils ist der Grund des Glaubens an die magische Kraft des Urteils. Immanenz: Das Richtige steht unter der Macht des Falschen; es verbleibt innerhalb seiner Logik. Der Gegensatz zum Wahren, dessen Begriff die Idee der Versöhnung mit einschließt, ist nicht das Falsche, sondern die Unbarmherzigkeit, das steinerne Herz. Bethseba: Was hat der Schwur mit der Orthogonalität zu tun (Stichwort: Selbstbindung)? Gründet hier, in dieser Beziehung zur Orthogonalität, der sprachliche Zusammenhang des Schwurs mit der Zahl Sieben im Hebräischen? Hängt der aufrechte Gang damit zusammen, daß die Primaten zusammen mit den Bäumen entstanden sind? Die Sünde wider den Heiligen Geist wird weder in dieser noch in der zukünftigen Welt vergeben: Was heißt in diesem Satz Vergebung? Bezieht sie sich nur auf den einzelnen Sünder, oder auch auf den Zustand der Welt insgesamt? Kann es sein, daß diese Sünde das Kommen der zukünftigen Welt verhindert, und daß auf das Subjekt diese Sünde der Satz von der Freude im Himmel über den einen Sünder, der sich bekehrt, sich bezieht (wie auch der letzte Satz des Jakobusbriefs)? Haben wir überhaupt schon begriffen, was Vergebung heißt? Die Sündenvergebung sollte nicht verwechselt werden mit der Befreiung von Schuldgefühlen. Sie ist ein Teil der Umkehr. Gründet nicht der katholische Mythos (die Religion der 99 Gerechten), aus dessen Bann auch die folgenden christlichen Denominationen sich nicht haben befreien können, darin, daß er den Himmel von der zukünftigen Welt getrennt, daß er ihn verräumlicht, die zeitliche Differenz zu „dieser Welt“ aus ihm entfernt, verdrängt hat? Der Himmel, der eigentlich die logische Gewalt des Inertialsystems zu sprengen vermöchte, ist (durch die kopernikanische Wende, durch die Unfähigkeit, das Überzeitliche vom Ewigen zu unterscheiden) zu einem Objekt des Inertialsystems geworden.
Bäume
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28.5.96
Aus der Logik der Urteilsmagie: Je ohnmächtiger die Staaten sind, desto nationalistischer werden sie.
Kontrafaktische Urteile sind ein konstitutives Element des Geredes; hier wie in ihrer historischen Anwendung schließen sie die Verweigerung des Hörens mit ein. Sie machen ihr Objekt stumm, zu etwas, über das man gefahrlos reden kann, reine Manifestation ihrer Ohnmacht. Kontrafaktische Urteile sind nicht nur die Rache der Objektivierung, sondern eine ihrer konstitutiven Voraussetzungen.
Das kontrafaktische Urteil verweigert die Identifikation, es instrumentalisiert und verdinglicht das Objekt. Das kontrafaktische Urteil ist die umgekehrte, in die Vergangenheit projizierte und instrumentalisierte Prophetie. Der Historismus ist eine totalisierte Konstruktion aus kontrafaktischen Urteilen: Das Weltgericht oder das Gericht über die Vergangenheit (die Annihilierung der Prophetie).
Rührt die deutsche Version der Romantik, die mit einer einzigartigen Verehrung des Waldes einhergeht („Wer hat dich, du schöner Wald …“), nicht daher, daß Bäume Verkörperungen der Urteilsform und der Urteilsmagie (der in der Logik des Urteils gründenden „Verstockung“) sind? – Gibt es einen Zusammenhang mit der „Feste des Himmels“, dem Werk des zweiten Tages?
Welche Bewandnis hat es mit den Palmen (mit den 70 Palmen in Elim), den Zedern des Libanon, mit den Bäumen in der Jotham-Fabel, mit dem Dornbusch, mit dem Apfelgarten im Lied der Lieder?
Gibt es eigentlich ein schwachsinnigeres Lied als das „O Tannenbaum“; und das war ein Weihnachtslied?
Verhält sich die Empfindlichkeit zur Barmherzigkeit wie die Bekehrung zur Umkehr? Ist die Empfindlichkeit ein Attribut der Bekehrten, und die Bekehrung das Medium der drei Leugnungen?
Zum Problem der raf (oder insgesamt zur 68er Bewegungen): Gilt nicht die alte Fahrlehrerregel auch in der Politik und in der Bewußtseinsgeschichte: Dreimal rechts ist einmal links? Diese Regel gilt nicht für das Verhältnis von oben und unten. – Gründet nicht die Bekehrung in einer Verwechslung der Dimensionen (des Oben/Unten mit dem Rechts/Links)?
Die Fallbeschleunigung wurde vor dem Gravitationsgesetz entdeckt. Und ist das newtonsche Gravitationsgesetz nicht nur eine Extrapolation der Fallgesetze auf der Basis der subjektiven Formen der Anschauung? Das Dilemma dieser Extrapolation, dessen Newton sich noch bewußt war, hat er durch das Konstrukt des absoluten Raumes zu neutralisieren versucht. War dieses Konstrukt des absoluten Raumes das naturphilosophische Äquivalent des politischen Absolutismus?
Die Verwerfung der Barmherzigkeit führt direkt in die Paranoia.
Kritik der All-Attribute: Gott ist nicht allwissend, nicht allmächtig und nicht allgegenwärtig. Er sieht nicht alles, wohl ins Herz der Menschen; und das ist mehr. Das Sehen Gottes hat zur Grundlage nicht den Raum, sondern die Sprache. Der Begriff des Wissens, der im Gesehen-Haben gründet, ist auf Gott nicht anwendbar.
Liegt das Werk des zweiten Tages, die Feste, die die oberen von den unteren Wassern scheidet, für Gott im „blinden Fleck“? Hierzu fehlt der Satz „Und Gott sah, was er gemacht hatte, und siehe es war gut“. Diese Feste nannte er Himmel, und an diese Feste heftete er die zwei Leuchten und die Sterne des Himmels.
Ein jüdischer Autor hat einmal – unter Hinweis auf die „Halsstarrigkeit“ der Juden – den Nacken das „metaphysische Organ der Juden“ genannt. Hat dieser Nacken etwas mit der Feste des Himmels zu tun?
Zum Begriff der Verwüstung: Entspricht die materielle Verelendung unten nicht der moralischen Verelendung oben? Himmel und Erde werden zu Eisen und Erz: Hängt der kombinatorische Wechsel (Eisen und Erz zu Erz und Eisen) mit der Beziehung von Ökonomie und Naturwissenschaft zusammen? Die Ökonomie beutet den Himmel aus und verdinglicht die Erde, während die Naturwissenschaften die Erde ausbeuten und den Himmel verdinglichen.
Das Inertialsystem ist das Kuckucksei im Nest der Sprache.
Motive im NT:
– Die Geschichte der Kirche und die drei Leugnungen Petri,
– Joh 129 und die Sünde der Welt,
– Herschaft und Tod: der Kelch in Getsemane,
– die Väter im NT (Josef, Zacharias, Zebedäus, Lk 117: der halbierte Malachias, „wußtet ihr nicht, daß ich in dem sein mußte, was meines Vaters ist“, „laßt die Toten ihre Toten begraben“),
– Maria Magdalena, die von den sieben unreinen Geister befreit wurde, die erste Zeugin der Auferstehung. -
19.12.95
Jede Wunde ist eine Widerlegung der Geometrie.
Das Absterben des Staates, der Organisation einer Gesellschaft von Privateigentümern, ist konkret das Absterben des Nationalstaates. Das aber verweist auf einen Vorgang, der identisch ist mit einem Prozeß im Kern der Erkenntnis, der Vernunft, des Wissens. Der Fokus, in dem das Bewußtsein und die Wirklichkeit auf einander sich beziehen, ist der Staat, der nur als Nationalstaat sich begreifen läßt, und auf den Hegels Wort von der Natur, die den Begriff nicht halten kann, sich beziehen läßt, wenn es nicht überhaupt hier seinen Ursprung hat. Die anorganische Natur, auf die der Staat als organische Lebensform, als Organismus, sich bezieht, ist die Ökonomie.
Das Absterben des Staates ist der Grund des Absterbens der Vernunft. So hängt die Fundamentalontologie mit dem Faschismus zusammen.
Der biblische Schöpfungsbericht läßt auch als Ursprungsgeschichte der der staatlich organisierten Objektivität sich begreifen (ist nicht die erste Natur durch die zweite vermittelt?). Zum dritten Schöpfungstag: Das Land (auch ein Synonym für den Staat), der feste Boden unter den Füßen, hängt mit dem Grund der Ökonomie, der Währungshoheit und dem Gewaltmonopol des Staates zusammen. Blut und Boden war nicht zufällig eine faschistische Parole. Das Land ist die Nation, das Meer der Inbegriff dessen, was draußen ist, des Fremden. Was bedeuten in diesem Kontext die biblischen Hinweise auf die „Inseln“ (im Kontext der Genealogie Japhets), und hängt hiermit das apokalyptische Wort, daß das Meer am Ende nicht mehr sein wird, zusammen?
Das „Gegebene“ und das „Es gibt“: Ist nicht der Gebende, das Subjekt des Gebens, der Staat: der Staat, der die Welt eigentumsfähig macht (vgl. die Beziehung von Sein und Meinen)?
Zur Kritik der Deutschlehrer-Frage „Was hat der Dichter damit gemeint?“: Die Objektivität der Wahrheit ist eine durch die Reflexion der Sprache vermittelte; deshalb ist sie niemals Gegenstand des Meinens.
Wenn die Ökonomie das Meer ist (vgl. Apk), hat dann das Recht etwas sowohl mit dem Sand am Meer als auch mit den Sternen des Himmels zu tun?
Während die Bäume die Erkenntnis repräsentieren, repräsentieren die Tiere die Stämme, Völker, Sprachen und Nationen.
Was passiert in einer Welt, in der die Nation ihre identitätskonstituierende Kraft verliert (vgl. Bosnien)?
Herrschaftskritik und Fähigkeit zur Schuldreflexion gehören zusammen; ihre Trennung begründet das Schuldverschubsystem, den (nationalen ebenso wie den individuellen) Egozentrismuis. Nur in diesem Kontext läßt der Verblendungszusammenhang, der im Rechtfertigungszwang gründet, sich auflösen.
Das Bekenntnis ist die durch den Rechtfertigungszwang vermittelter (und entstellte) Gestalt der Wahrheit.
Turmbau zu Babel: Die Sprachen wurden verwirrt, als die Nation als Exkulpationsagentur sich konstituierte. Diese Exkulpationsagentur (und ihre Logik, die Bekenntnislogik) trägt patriarchale (phallische) Züge; ihr Bild ist der Turm.
Rohe Natur: Daß die Natur den Begriff nicht halten kann, heißt u.a., daß sie im Kontext des Begriffs als verurteilte erscheint, daß sie ähnlich wie der Verbrecher, der in den Knast gesteckt wird, aus der Herrschaftsordnung des Begriffs herausfällt, zum reinen Objekt der Gewalt wird.
Die Empfindlichkeit, mit der Politiker heute auf den Satz „Soldaten sind Mörder“ (oder auch, was damit zusammenhängt, auf das Kruzifix-Urteil des BVG) reagieren, rührt daher, daß nicht die „Ehre der Soldaten“ angegriffen wird, sondern der Staat als die das Tun der Soldaten (oder auch der Staatsanwälte, der Richter) exkulpierende Macht. Der Staat ist eine Mordmaschine.
Geld macht sinnlich: Diese Sinnlichkeit ist das den Organismus des Staates belebende und dirigierende Prinzip. Dem Bilde der „rohen Natur“ liegt die Logik des Geldes zugrunde.
Die Konstellation „Völker, Stämme, Sprachen und Nationen“ taucht in der Johannes-Apokalypse auf; sie zitiert eine Stelle aus den toledot, den Genealogien Japhets, Hams und Sems (Gen 10). Im Falle Japhets, mit dem Hinweis auf die „Inseln“, in abweichender Reihenfolge. Bei Daniel (und an einigen Stellen in der Apk) fehlen die Stämme? Wie sieht das bei den Apokryphen aus?
Das Gelächter Pharaos: Der ungeheuerliche, blasphemische Zynismus des antisemitischen Liedverses „die Wellen schlagen zu, die Welt hat Ruh“. Hier wird der Exodus widerrufen; den Beweis des Widerrufs hat Auschwitz geführt.
„Der Mensch“ (der Jude, der Asylant, der Ausländer): Der Kollektivsingular ist ein Produkt des Schuldverschubsystems. Indem es die Gattung schuldig spricht, sie in Kollektivhaft nimmt, meint sie den Inbegriff des Andersseins, der alle anderen mit einschließt, den Sprechenden aber ausnimmt; die gleiche Logik liegt dem Massenbegriff zugrunde.
Das Geld als Instrument der Vergesellschaftung von Herrschaft und sein genetischer Zusammenhang mit dem Phänomen der Schuldknechtschaft.
Das Gefühl, daß die Theologie mit den Naturwissenschaften nicht koexistieren kann, findet eine Bestätigung in dem „tu es Petrus, et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam“, das mit der Verheißung verknüpft ist: „und die Pforten der Unterwelt werden sie (sc. die ecclesia) nicht überwältigen“ (Mt 1618). Die Unterwelt, das Totenreich, das wäre die vollendete Vergangenheit, der Grund einer Gegenwart, die als Präsens auf der Grundlage der verdrängten Vergangenheit sich konstituiert. In den Naturwissenschaften nimmt der Prozeß dieser Verdrängung (die Hegelsche Arbeit des Begriffs) den Schein einer bestehenden Welt an. Dieser Schein ist das Produkt einer unvermeidbaren kollektiven Verdrängung, deren Agent in den Subjekten die Bekenntnislogik ist (und erst daraus abgeleitet die subjektiven Formen der Anschauung, mit der Form des Raumes im Kern: die Bekenntnislogik geht der Ausbildung und Entfaltung der subjektiven Formen der Anschauung voraus, sie bleibt in ihnen erhalten, wird durch sie automatisiert und ist in ihnen bewußtlos wirksam und tätig). Die Konstituierung des Inertialsystems, in dem die subjektiven Formen der Anschauung sich vergegenständlichen, ist der Versuch, die Pforten der Unterwelt zu schließen.
„Was bedeutet dieses Leid der Unschuldigen? Zeugt es nicht von einer Welt ohne Gott, von einer Erde, auf der allein der Mensch das Gute und das Böse mißt? Die einfachste Reaktion wäre, auf Atheismus zu erkennen. … Doch mit welch borniertem Dämon, welch merkwürdigem Zauberer habt ihr denn euren Himmel bevölkert, ihr, die ihr ihn heute für verödet erklärt? Und weshalb sucht ihr unter einem leeren Himmel noch eine vernünftige und gute Welt?“ (Levinas: Die Thora mehr lieben als Gott, in Schwierige Freiheit, S. 110) -
15.4.1995
Wenn die Attribute Gottes Attribute des Handelns und nicht des Seins sind, liegt dann nicht die „entsühnende“ Kraft des „Opfers“ in der Identifikation mit einem Gott, der seinen Sohn straft, um die Welt zu entsühnen? Wird hier nicht der eigene Sado-Masochismus durch Vergöttlichung legitimiert? Die Opfertheologie enthält in der Tat eine Schuldgefühle-Neutralisierungs-Automatik; aber deren Resultat ist nicht identisch mit der Befreiung von Schuld. Ist das nicht ein Teil der gleichen Desensibilisierung, der die gesamte Natur durch die Naturwissenschaften unterworfen wurde, durchs Inertialsystem. So verweist der Ursprung des Inertialsystems auf die Geschichte der Opfertheologie.
Der Heilige Geist: Das ist das Leuchten Seines Angesichts; und dieses Licht wird das Antlitz der Erde erneuern.
Persönlichkeit in der Verwaltung: Wer „persönlich“ angesprochen wird, wird als einer angesprochen, der am Mana der Macht teilhat. In der Regel werden Chefs „persönlich“ angesprochen; „Mitarbeiter“, die „persönlich“ angesprochen werden, setzen sich dem Verdacht aus, bestechlich zu sein.
Hat nicht die Einführung des Personbegriffs der Theologie eine Wendung gegeben, durch die sie insgesamt ins Maskuline verhext worden ist. Das drückt bei Tertullian in der Vorstellung sich aus, daß Frauen, wenn sie in den Himmel kommen, dort zu Männern werden. Zum Personbegriff gehört der Bekenntnisbegriff: Confessor aber ist ein dem männlichen Heiligen vorbehaltenes Attribut. Diese Verhexung betrifft insbesondere die Lehre vom Heiligen Geist, dessen Personalisierung die Neutralisierung der prophetischen Tradition zwangsläufig nach sich gezogen hat. Nur so konnte der Heilige Geist zum Garanten kirchlicher Machtansprüche werden. Die Vorstellung, daß der Geist am Ende die Erde erfüllen wird, wie die Wasser den Meeresboden bedecken, ist im Kontext der verdinglichten Trinitätslehre nicht mehr nachvollziehbar. Und das „Emitte spiritum tuum, et renovabis faciem terrae“ ist gegenstandslos geworden, ebenso wie die Vorstellung, daß in dem Neuen Bund keiner den andern mehr belehren wird, weil alle Gott erkennen. Die Personalisierung des Heiligen Geistes ist ein Reflex des steinernen Herzens.
Ist nicht die ecclesia triumphans eine Zwangsvorstellung, ein Produkt wirrer theologischer Machtphantasien?
Gehört nicht auch zur Ursprungsgeschichte des Neutrums und zur Geschichte der Vergegenständlichung der Zeit der Ursprung des reflexiven Moments (der reflexiven Formen der Konjugation) in der Sprache? Zu den Manifestationen der Reflexion gehört das apologetische Moment, die Rechtfertigung, das Bewußtsein des Selbst, auch der Personbegriff, der Ursprung des Objektbegriffs, in dem die Reflexion sich vergegenständlicht. (Gehören in diesen Zusammenhang im Griechischen der Aorist und das Medium?) Dieses reflexive Moment ist der sprachliche Grund der Verräumlichung der Dinge (der Sprachgrund des Inertialsystems), es hat mit der Neutralisierung der Kraft des Namens die Sprache insgesamt verhext. Die reflexiven Strukturen im Bereich der Verben sind die Grundlage der Begriffsbildung und ein Reflex der Herrschaftsgeschichte. Man begreift die hebräische Sprache und Grammatik erst dann, wenn man ihre Differenz zum Griechischen (zu den indoeuropäischen Sprachen) begreift. Das Subjekt dieser Grammatik ist nicht die Einzelperson (das Subjekt der Psalmen ist nicht die historische Person David, sondern Israel); die Bildung theophorer Personennamen in der israelischen Geschichte hängt damit zusammen (und der blasphemische Charakter des „Ich bin’s“).
Die reflexiven Formen der Sprache lassen sich vom projektiven Begriff der Erkenntnis (vom Vorrang des Sehens und von der Konstituierung des Wissens) nicht trennen, sie vergegenständlichen die Natur und begründen die Welt (während Gott die Erde gründet und den Himmel aufspannt). Die Sprachlogik des Hebräischen ist dagegen eine Logik des Hörens (und dessen Subjekt ist Israel: Höre Israel).
Wie verhält sich das reflexive zum symbolische Denken?
Wenn die Vision mit dem Traum verglichen wird, so darf die Differenz nicht vergessen werden: Die Vision ist ein Taggesicht, der Traum ein Nachtgesicht. Es ist nicht unwichtig zu unterscheiden, wer Visionen und wer Träume hat. Der Prophet hat ein Gesicht, Träume haben die Herrscher. Wie zeigt sich die Beziehung von Gesicht und Traum in der Apokalypse? Und was hat es zu bedeuten, wenn im NT über Träume Weisungen erteilt werden (an Joseph und Petrus)? Wie verhält sich das Gleichnis zum Gesicht, gibt es in der hebräischen Bibel Gleichnisse?
Bei Gott ist kein Ding unmöglich: Der Satz, daß die Attribute Gottes im Imperativ stehen, ist eine Anleitung zur Gotteserkenntnis. Das Gebot, das ich im Kontext der Gotteserkenntnis erkenne, wird durch die Frage, ob es erfüllbar ist oder nicht, nicht berührt. Ob die Erfüllung des Gebots möglich ist oder nicht, ist für seinen Anspruch unerheblich. Nicht unerheblich aber ist die Erkenntnis der Kluft, die das Gebot von seiner Erfüllung trennt; sie heißt Gottesfurcht und ist in der Tat der Anfang der Weisheit.
Ist nicht die Geschichtsschreibung die Finsternis über dem Abgrund (der Vergangenheit): die Austreibung der Gottesfurcht aus der Erkenntnis der Vergangenheit?
Alles Lebendige strebt nach dem Licht: Aber wenn das an den Blumen sich manifestiert, ist dann nicht unser Auge, das ihre Farben wahrnimmt, ein Teil dieses Lichts, schließt dann nicht das Streben nach dem Licht auch das Streben, von einem Auge gesehen zu werden, mit ein? Die Blume: der Beweis, daß das Aufdecken der Blöße auch mit dem Schein der Unschuld zusammengehen kann. Und verweist nicht das gleichzeitige Auftreten der Blüten und der Säugetiere in der Evolutionsgeschichte auf einen hochsymbolischen Zusammenhang (ähnlich wie das gleichzeitige Auftreten der Bäume und der Primaten)?
Die darwinsche Evolutionstheorie war sowohl eine Bestätigung als auch eine Widerlegung der Hegelschen Philosophie: die Bestätigung des „organischen“ (am Prinzip der Selbsterhaltung sich orientierenden) Geschichtsverständnisses und die Widerlegung des Satzes, daß die Natur den Begriff nicht halten kann (nach Hegel dürfte es eigentlich keine verschiedenen Arten geben).
Haben nicht Horkheimer und Adorno durch ihr Wirken in Frankfurt der Nachkriegsgeschichte in Deutschland nur eine Atempause verschafft? -
26.3.1995
Der Name der Erbsünde ist sehr wörtlich zu nehmen: Die Menschen verhalten sich in der Tat so, als hätten sie eine Sünde geerbt, zu der niemand sich zu bekennen wagt. Anders sind die Paranoia und der Rachetrieb, die in Institutionen wie Zucht- und Irrenhäusern (die heute zwar nicht mehr so heißen, es der Funktion nach aber immer noch sind) und Kasernen sich manifestieren, nicht zu erklären. Aber auch der Ursprung der „romantischen“ Liebe, des im Begriff des Subjekt selber verankerten Triebs geliebt zu werden (die Erwartung, durch den Andern erlöst, von der Erbsünde freigesprochen zu werden: eines der Signa der Moderne, struktureller Kern des modernen Dramas), verweist auf diesen Sachverhalt. Die unmittelbaren Repräsentanten dieser Erbsünde sind die subjektiven Formen der Anschauung, die der Barmherzigkeit den Weg zum Objekt versperren: Grund der „kommunikativen“ Selbstbeschränkung (und Selbstzerstörung) der Sprache in der folgenlosen Rede (der folgenlosen „Rede von Gott“). Die Welt ist das Medium, in dem diese Erbsünde sich fortpflanzt (der „Unzuchtsbecher“). Die „Sünde der Welt“ ist nicht „hinweggenommen“, und nur wer sie auf sich nimmt, befreit sich von dieser Last.
Ist das Wissen der Taumelbecher, die Natur der Kelch des göttlichen Zorns und die Welt der Unzuchtsbecher (und alle drei zusammengehalten durch die „subjektiven Formen der Anschauung“, den Kelch)?
Hat sich die Frage Rosenzweigs, ob Künstler selig werden können, angesichts einer völlig durchästhetisierten Welt nicht schlicht auf alle ausgedehnt? Aber hat Rosenzweig mit seiner Kritik des All nicht bereits den Grund der Lösung dieser Problems bezeichnet?
Waldspaziergang (Kritik der deutschen Ideologie): Wenn einer „vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht“, wäre zu fragen, ob es nicht in der Tat wichtiger ist, die Bäume anstatt den Wald zu sehen.
Gott ist auf keine Weise gegenständlich zu machen. Das drückt sich aus in der Idee des Ewigen, die den Grund der Gegenständlichkeit, die Vergangenheit, von sich ausschließt. Die Objektivation Gottes gehört zu den Ursachen des Kreuzestodes, sie macht die Objektivierenden nachträglich noch zu Tätern. (Der Preis für die Göttlichkeit Jesu war die Vorstellung vom Gottesmord, der dann projektiv auf die Juden verschoben wurde.)
Wenn die Idee des Absoluten der Schatten ist, den das Subjekt auf Gott wirft, dann hat die Theologie seit den Kirchenvätern in diesem Schatten gestanden. Dieser Schatten wird in den Fundamentalismen heute handgreiflich.
Verhält sich nicht der Name der Hebräer zu der Logik, zu der der Name der Barbaren gehört, wie das verteidigende zum apologetischen Denken?
Auch für die Opfertheologie gilt: Barmherzigkeit, nicht Opfer, oder auch: verteidigendes, nicht apologetisches Denken. Die Resultate des apologetisches Denkens gelten ein für allemal (sie gehören zur Logik der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit), die des verteidigenden Denkens sind immer neu (sie eröffnen die Zukunft, die jeden Tag neu beginnt).
Das katastrophische Moment in der Apokalypse ist als Realsymbol der Kritik des Scheins selber Schein, es ist ein Produkt der Logik der Schrift, die in ihm zugleich sich auflöst (nachzuweisen an der Funktion des Traums und des Engels in der Apokalypse).
Warum kommt am Ende des Ezechiel nur der Osten und der Norden vor (und zwar beide als Orte des Erscheinens der göttlichen Herrlichkeit)? Und worauf beziehen sich hier der Thron und der Schemel (verbinden sie den Osten mit dem Himmel und den Norden mit der Erde)?
Die „Buße“ Ninives beginnt beim Volk, geht von da zum König, der dann das Vieh mit einbezieht. Aber im Buch Tobias (das die katholische Kirche in den Kanon mit aufgenommen hat) wird Ninive am Ende doch zerstört. – Ist es nicht der gleiche Fisch, der den Jonas verschlingt und wieder ausspeit, der dann im Buch Tobias gefangen und geschlachtet wird, und aus dem die Mittel gewonnen werden, mit denen Sara vom Dämon Asmodei befreit und Tobias von seiner Blindheit geheilt wird? Zugleich wird das Symbolum eingelöst, und zwar durch den Engel Raphael (nicht Gabriel, der nach islamischer Tradition – und nach der Verkündigungsgeschichte – den Heiligen Geist repräsentiert). War das Vermögen des Tobias nicht in Susa deponiert, dem Ort der Esther-Geschichte? – Kann es sein, daß der apokryphe Teil des Buches Daniel (mit der Susanna-Geschichte) dem gleichen symbollogischen Zusammenhang angehört?
Haben Sara und Asmodei etwas mit der Maria Magdalena und ihrer Befreiung von den sieben unreinen Geistern zu tun?
Welche Anspielungen und Bezüge stecken in den Namen der Apostel? Gibt es ebenso wie den hellenistischen (Andreas und Philippus) auch einen makkabäischen Bezug (Simon, Judas)? Worauf verweisen Jakobus und Johannes? Welche Väter werden genannt (Simon Barjona, Bartholomäus, Jakobus und Levi, Söhne des Alphäus), welche Mütter (die Mutter der Zebedäussöhne) und welche Schwiegermütter (die des Simon Petrus)?
War Johannes Scottus Eriugena ein Laie (trägt seine Theologie nicht die Züge einer Laientheologie)?
Die Theologie hinter dem Rücken Gottes ist durch die Apokalypse auf die Theologie im Angesicht Gottes bezogen.
„Als Mann und Weib schuf er sie“: Ist das nicht die Besiegelung des vorhergehenden „Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn“? Hat die Geschlechtertrennung etwas mit der Beziehung des Nomen zum Personalpronomen zu tun?
„Im Schweiße deines Angesichts“: Bezieht sich das auf Gethsemane? Und haben die Dornen und Disteln etwas mit dem brennenden Dornbusch zu tun?
Unterm Bann der indoeuropäischen Sprachlogik, die das Inertialsystem antizipiert, ist das Symbolum zum Bekenntnis geworden, hat die Bekenntnislogik sich gebildet.
In welcher Beziehung stehen die Sünde Adams, die Sünde der Welt und die Sünde wider den Heiligen Geist?
Die Figur des Kleinbürgers, in der nach Walter Benjamin Teufel und arme Seele konvergieren, ist nicht vergangen, sondern mit dem Faschismus universal geworden. Das war der Modernisierungsschub, der ökonomisch abzuleiten wäre. Wäre nicht aus der Logik des Kapitals, aus der gegenwärtigen Entwicklung ihrer Strukturen, sowohl die gegenwärtige Renaissance der Bekenntniskriege (der Weltanschauungs- und Vernichtungskriege) wie auch die eklatante Unfähigkeit der politischen Institutionen, das was hier vor sich geht, zu begreifen und konstruktiv zu bearbeiten, abzuleiten? Hinweis: Ist nicht alle Ökonomie (aufgrund der Währungshoheit der Staaten) Nationalökonomie, die im Außernationalen ihre „Natur“ vor sich hat, die Hegel zufolge den Begriff nicht halten kann, d.h. der staatlichen Herrschaftslogik sich entzieht? Dringen über die Internationalisierung des Marktes Naturverhältnisse in die Ökonomie ein, die zur Machtanarchie keine Alternative mehr zuläßt? (Paradigma: Hat sich nicht das Militär im Golfkrieg und jetzt in der Jugoslawienkrise als ohnmächtig und hilflos erwiesen, und zwar aus strukturellen, mit institutionellen Mitteln nicht zu behebenden Ursachen?)
In einer Welt, die ohne Rest von den Marktmechanismen, vom Wertgesetz, so durchdrungen wird, daß sie auch die Politik (und ihre Grundlage: eine funktionierende Öffentlichkeit), wie das schwarze Loch jegliche Strahlung, in sich aufsaugen, wird auch die Sprache in den Strudel mit hereingerissen, die allein fähig wäre, das, was hier sich zuträgt, zu begreifen.
Privatfernsehen: Wenn Information zur Unterhaltung wird, übernimmt Unterhaltung die Rolle der Information (Politiker wissen das; die Konsequenz, die sie daraus ziehen, heißt Imagepflege).
Kritik der Wissenschaft ist Kritik der Verwaltungswissenschaft, der Versuch, Erkenntnis hinter dem Rücken in eine im Angesicht zu transformieren.
Unsterblichkeitslehre: Das Präsens ist die Gegenwart unterm Primat der Selbsterhaltung.
Gerechter Preis/gerechter Lohn: Woher kommt es, daß Europäer die festgelegten Preise in Schaufenstern, Warenlisten, auf Werbeprospekten nicht nur als vorgegeben und feststehend, sondern auch als „gerecht“ anzusehen geneigt sind, während sie in „orientalischen“ Bazaren, in den gehandelt und gefeilscht wird, das Gefühl nicht loswerden, belogen und betrogen zu werden? Liegt nicht in der kapitalistischen Preisgestaltung (entgegen der Theorie, die außer denen, die sie anwenden, niemand ernst zu nehmen scheint, und deren katastrophische Folgen, nämlich im Falle des Konkurses, genau die trifft, denen man sie permanent ausredet: daß der Preis auf dem Markt, durch Angebot und Nachfrage, sich bestimmt) die Suggestion, die Preise seien kalkulatorisch begründbar: Ausdruck der Erstellungskosten? Darin steckt das Bewußtsein, daß erst mit der Subsumtion der Arbeit unters Tauschprinzip (der differentia specifica des Kapitalismus) für den Preis ein Maß gefunden worden ist, das einer objektiven Überprüfung offensteht. Der Preis entspricht dem „Wert“, und der ist gleiche Weise „objektiv“ wie das Gewicht eines materiellen Dings (dessen Logik in ihm sich reproduziert: Liegt hier, in der Beziehung des Wertgesetzes zur Gravitation, der Grund der logischen Affinität des Staates zur Astronomie?). -
5.9.1994
Es ist ein Unterschied ums Ganze, ob Religion sich an der Rechtfertigung, der Idee Sündenvergebung, oder an der Verwirklichung der Gerechtigkeit, der Beseitigung der Not, orientiert.
Gewaltverhältnisse sind von einzelnen Akten der Gewalt, die grundsätzlich darauf abzielen, Gewaltverhältnisse zu schaffen, zu unterscheiden. Gewaltverhältnisse sind die Innenseite des Begriffs, mit der Erinnerung ihres eigenen Ursprungs enthalten sie ins sich die verdrängten Erinnerungen an den Ursprung des Begriffs.
Die Logik der Schrift (als Logik der Sprache des Staates) ist die Voraussetzung und die Verhinderung der Utopie zugleich. Die Logik der Schrift terminiert im Kreuzestod, und dessen Instrumentalisierung (in der Opfertheologie) geht einher mit der Instrumentalisierung der Schrift, deren Erbe und Opfer zugleich der Fundamentalismus ist.
Sind nicht die Deklinationen, die das Substantiv konstituieren, Deklinationen des Begriffs: Ausdruck der Herrschafts- und Gewaltbeziehungen? In welcher Beziehung stehen die Deklinationen zu den Konjugationen? Ist nicht die Satzkonstruktion, die Regelung der Stellung der Satzelemente (Subjekt, Verb, Objekt, Nebensätze) im Satz, auch Ausdruck der Sprachlogik? Und weist nicht die deutsche Gewohnheit, zusammengesetzte Verben auseinander zu reißen, und den präfigierten Teil ans Ende des Satzes zu setzen, auf die besondere Affinität der deutschen Sprache zur Herrschaftslogik hin („Und weist nicht … hin?“ anstatt „Und hinweist nicht …?“)? Hier wird das Verb zum Käfig, zur Isolationszelle, in die der Satz – wie ein Tier im Zoo oder ein Terrorist im Hochsicherheitstrakt – eingesperrt wird. Genau das aber ist insbesondere der Grund, aus dem die grammatisch-logische Konstruktion des „Substantivs“ sich herleitet. Ist das deutsche Lehrer-Ideal (das Deutschlehrer-Ideal) des „vollständigen Satzes“ nicht ein Herrschaftsmittel; es wird von den gleichen Leuten gefordert, die selber nicht in der Lage sind, einen Sachverhalt korrekt ausdrücken, die ihren Schülern das Lesen verleiden, die sich aber für befähigt halten, Aufsätze zu zensieren. Ist nicht die Aversion gegen Literatur, die Unfähigkeit zur Sprachreflexion, diese besondere Art des Analphabetismus, ein Produkt des Deutschunterrichts in den Schulen?
Kritische Kommunikationsfähigkeit lebt von der Fähigkeit zu Sprachreflexion, der Grund die Fähigkeit zur Schuldreflexion ist. Ist sie nicht im Katholizismus durch die Eucharistie (durch die Verdinglichung des Worts in der Sakramentenlehre insgesamt) ausgetrieben worden? – Auch eine Konsequenz aus der falschen Übersetzung von Joh 129.
Die Tatsache, daß unsere Verwaltungen nicht mehr in der Lage sind, präzise und zugleich verständliche Texte herauszugeben, steht in einer logischen Korrespondenz zur Unfähigkeit von Informatikern („Software“-Herstellern), zu den Produkten, die sie herstellen, verständliche Produkt-Informationen (Handbücher, Gebrauchsanleitungen) zu liefern.
Ein Staat, der sich nicht mehr verständlich machen kann, der nur noch funktioniert, kann nur als Gewaltstaat funktionieren.
Zur Jotam-Fabel: Was haben Bäume und Könige – außer daß beide Kronen tragen – gemeinsam? Sind nicht die Kronen die Luftwurzeln der Bäume, und ist vielleicht der Baum der Erkenntnis der auf den Kopf getellte Baum des Lebens (und sind beide durch Umkehr aufeinander bezogen)?
Steckt nicht in der Geschichte von den Feigenblättern und dem Tierfell schon die Geschichte der Opfer von Abel und Kain, gehört die eine nicht als Vorgeschichte zur anderen? Und ist nicht das Feigenblatt ein Symbol der Logik der Schrift (vgl. hierzu auch Johannes Scotus Eriugena)? Die Logik der Schrift ist die Logik der Trennung von Sprache und Realität. Kehrt nicht generell in den Brüderpaaren (Ismael und Isaak, Esau und Jakob, Moses und Aaron, aber auch Petrus und Andreas, Jakobus und Johannes, Jesus und Jakobus) das Brüderpaar Kain und Abel wieder?
Das kopernikanische System und seine dynamische Begründung durch Newton sind grandiose Konstrukte zur Begründung und Stabilisierung des Inertialsystems. -
11.01.94
Das Präteritum bezeichnet eine abgeschlossene, das Imperfekt eine noch nicht abgeschlossene Handlung. Wann wurde das Imperfekt zum Präteritum? Nach dem Verschwinden des Aorist (beim Übergang vom Griechischen zum Lateinischen)? Zusammenhang mit dem Ursprung des Futur II und der Geschichte des Ursprungs des Weltbegriffs (vom kosmos zum mundus; Voraussetzung des Inertialsystems)? Die Philosophie und als ihr logischer Ausdruck der Weltbegriff, und in der Praxis dann der Staat, schließt die Vergangenheit ab, macht die Natur zur Natur.
Nach Hans Krahe (Indogermanische Sprachwissenschaft, II S. 83) geht das „Präteritum“ der starken Verben des Germanischen auf das indogermanische Perfekt zurück (Abstufung im Vokalismus der Wurzelsilben).
Interessant (S. 86), daß das Futur eine spätere Bildung und vorrangig aus dem Konjunktiv hervorgegangen ist (das Futur II ist eine altlateinische Bildung). – Hängt der Zerfall des Konjunktivs im modernen Deutsch damit zusammen (das Futur läßt keinen Raum mehr zum Wünschen)?
Zum sanskritischen Infinitiv auf -tum im Zusammenhang mit dem lateinischen Supinum I (i-tum, da-tum, S. 86): Hängt das mit dem deutschen Suffix -tum (Heiden-, Christen-, Juden-, Eigen-, Reich- und Deutschtum) zusammen: bilden die „-tümer“ das genetische Material, aus dem die apokalyptischen Tiere (die Ungetüme) hervorgehen? – Auch ein Beitrag zur Kritik der Gen-Technologie.
Wie kommen die modernen semitischen Sprachen (auch das moderne Hebräisch) ohne das Neutrum aus (liegt hier nicht der Grund des Fundamentalismus in den islamischen und jüdichen Orthodoxien)?
Zur Beziehung der grammatischen Strukturen zum Raum: Analyse der Präpositionen, der Prä- und Suffixe, der Deklination, Zusammenhang mit dem Ursprung der Urteilsform und der Trennung von Raum und Zeit (Sprache und Materie: die Materie ist das Grab der Sprache; auch hier erweist sich die Bedeutung der Idee der Auferstehung).
Hängt nicht die Geschichte der Sprache (insbesondere ihre grammatische Durchbildung) mit der Geschichte der Scham zusammen: Ursprung der indogermanischen Sprache, Entwicklung der Deklinationen und Konjugationen, Ursprung des Neutrum, des Futur, der Casus? In der Sprache wird der Blick des andern antizipiert und in den grammatischen Formen reflektiert: der Bruch zwischen der benennenden Kraft und der mitteilenden Funktion der Sprache ist hier begründet.
Dei Neutralisierung der Grammatik als Folge ihrer zweiten Verräumlichung (Begriffe als Markenzeichen, Löschung der Reflexionsbeziehungen, gleichgültiges Nebeneinander der Regeln und Vorschriften). Kritik der Naturwissenschaften, Kritik des Inertialsystems, als Voraussetzung einer Erneuerung einer zugleich historischen und spekulativen Grammatik (Befreiung der Grammatik vom Bann des Inertialsystems).
Merkwürdige Funktion des Dativ, das sowohl den Adressaten des Schenkens bezeichnet als auch den eines Befehls, eines Handlungszwangs (das „Müssen“: er muß, es obliegt ihm). Auch die Unfreiheit steht im Dativ. Auflösung in der Idee der Liebe („Heute fühlen sich alle ungeliebt, weil keiner zu lieben fähig ist“)? Das „Lasse Dein Angesicht leuchten über uns“ erfüllt sich nur für die Liebenden.
Fragen werden beantwortet, Probleme gelöst: Heideggers Begriff einer „absoluten“ Frage: einer antwortlosen Frage, ist das nicht die Abrogation der Sprache (Konsequenz des Vorlaufens in den Tod: der Kapitulation vor der nicht mehr benennbaren Natur)? Für absolute Fragen, für Fragen, die ins Problem zurückgestaut werden (wie die Seins- oder Judenfrage), gibt es keine Antworten mehr, sondern nur noch Endlösungen. Heideggers Philosophie, die die Asymmetrie im Verhältnis zum andern (Grund der Asymmetrie in der Sprache) durch das „Mitsein“ neutralisiert, darf keine Antwort mehr kennen.
Die synthetischen Urteile apriori Kants beantworten keine Fragen, sondern lösen Problem: Im Bereich der Erscheinungen gibt es keine Fragen mehr, sondern nur noch (lösbare?) Probleme.
Ehrt nicht die Majestätsbeleidung den König mehr als ihr Verbot?
Im Angesicht Gottes ist nichts Vergangenes nur vergangen (deshalb gehört die Idee der Auferstehung zum Begriff des Angesichts).
Gott hat nicht die Welt erschaffen, die Jesus dann entsühnt hat, sondern Gott hat Himmel und Erde erschaffen, die durch Verweltlichung (durch die Sünde der Welt) entstellt worden sind, während Jesus die Sünde der Welt auf sich genommen hat.
Zu den neuen Vorschlägen zur Gesundheitsreform: Wird jetzt neben dem Wohnen auch die Gesundheit dem Punkt der Unbezahlbarkeit immer näher gebracht? Auch dies ein Nebeneffekt des Siegs der „freien Marktwirtschaft“ (die das Epitheton ornans „sozial“ längst aufgegeben hat).
Gehört nicht zur Geschichte des Ursprungs der Schrift und des Geldes auch die des Ursprungs der Medizin (die Geschichte der Naturalisierung der physis)?
Wie verhalten sich die sieben Siegel zu den sieben Plagen?
Halsstarrigkeit, das steinerne Herz und die eherne Stirn, wie verhalten die drei sich zueinander (wie Orthogonalität, Verdinglichung und Stoß)? Grundlage ist die Trennung von Sprache, das Gesetz der Gleichnamigkeit des Ungleichnamigen, der Ursprung des Nominalismus. Entspricht der Gleichnamigmachung des Ungleichnamigen nicht das Gesetz von Projektion und Verschiebung, das Schuldverschubsystem: mit dem Selbstmitleid, das dem realen Mitleid, der parakletischen, empathischen Erfahrung, keinen Raum mehr läßt, im Kern (mit den eigenen Problemen können für uns die der anderen nicht konkurrieren; wegen der eigenen Leiden haben wir im Krieg die Leiden, die wir anderen zugefügt haben, nicht mehr gesehen). Gründet nicht der Konfessionalismus der Kirchen, der an die Stelle des Votums für die Armen das für die Kirche setzt, im Schuldverschubsystem, in der Logik der Identifikation mit dem Kollektiv und des kollektiven Selbstmitleids (der Logik der Vergöttlichung des Opfers)?
Wird nicht unter dem Begriff der Blasphemie nur noch die eigene Empfindlichkeit (die pathologische Struktur des religiösen Subjekts) zwangshaft verteidigt und kultiviert, die wirkliche Blasphemie hingegen, die im Zustand der Welt liegt, und die Sensibilität hierfür verdrängt?
Sensibilität ist eine intellektuelle Qualität.
Zur Struktur des Konfessionalismus: Instrument der Exkulpationsautomatik, der Abwehr der „Schuldgefühle“, die ihren Ursprung in der Existenz der Armen und in dem Bewußtsein, daß diese Armut systemlogisch mit der Selbsterhaltung im Kapitalismus verknüpft ist, hat (Abwehr der Gottesfurcht). Der Faschismus ist die Orgie der Siege über die eigenen Schuldgefühle; nicht zufällig sind die apriorischen Objekte der faschistischen Wut, des faschistischen Vernichtungstriebs, die Armen, die Schwächsten, die Behinderten, die Fremden, die Toten, die Frauen, die Juden.
Ist das Gravitationsgesetz (Grund der Gleichnamigmachung des Ungleichnamigen: der Verdinglichung der Sternenwelt, das naturale Äquivalent der Schuldknechtschaft in der Ökonomie) das steinerne Herz der Unendlichkeit?
Solange wir versuchen, uns in den Trümmern, die die Katastrophen dieses Jahrhunderts hinterlassen haben, häuslich einzurichten, fördern wir nur die bevorstehenden, neuen Katastrophen, bei denen noch offen ist, ob sie mit den alten vergleichbar sein werden.
Die Zusammenbruchstheorie von Rosa Luxemburg ist nicht widerlegt, sie ist durch den Faschismus bestätigt worden; nur daß dieser Zusammenbruch nicht zum Sozialismus geführt hat, sondern zu einem Modernisierungsschub, zu einer neuen Stabilisierung, deren theoretische Entschlüsselung bis heute nicht gelungen ist.
Zusammenhang der Kronen der Könige mit den Kronen der Bäume: Als Kränze der Heroen (Lorbeer- und Dornenkranz), als Kapitäle der Säulen, die aus den Kronen der Bäume hervorgegangen sind. Sind die Kronen der Bäume die Luft-Wurzeln des Baums der Erkenntnis?
Was ist der Unterschied zwischen
– Krone und Diadem und
– einem gekrönten und einem gehörnten Haupt?
Ist nicht der zweite Schöpfungsbericht eine Ergänzung und Erläuterung des ersten? Sind Paradies und Sündenfall, und hier insbesondere die Erschaffung Adams, seine Benennung der Tiere und dann die Erschaffung der Eva, nicht ein Echo auf das „Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, als sein Bild schuf er ihn, als Mann und Weib schuf er sie“?
Hat es (im Schöpfungsprozeß) „eine Zeit“ gegeben, in der die Trennung von Vergangenheit und Zukunft noch nicht abgeschlossen war, und auf die das Kriterium der eindeutigen Zeitfolge deshalb nicht anwendbar ist? Wann wurde Hören und Sehen (Rechts und Links, Vergangenheit und Zukunft) getrennt: Wann sind aus den Pflanzen die Tiere – und mit ihnen die Welten – entstanden (am fünften Schöpfungstag: mit der Erschaffung der Seeungeheuer)? -
06.01.94
Verhalten sich der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis zueinander wie Sprache und Mathematik? Und läßt die Frage der Schlange nicht den Schluß zu, daß sie (verstrickt in die Gesetze der transzendentalen Logik) den Baum des Lebens nicht sieht?
Der corpus Christi mysticum ist ein Sprachleib. Dieser Satz erläutert und widerlegt die Transsubstantiationslehre zugleich.
Ist die Lehre von der Gewaltenteilung ein Säkularisat der Trinitätslehre (und wie diese durch den Caesarismus vermittelt)? Und ist (mit dem Caesarismus) nicht die Zeit beider abgelaufen?
„Gezeugt, nicht geschaffen“: Als (mit der Trennung von Schöpfung und Zeugung) die politische Dimension der Sexualmoral ausgeklammert wurde, ist die Theologie sexistisch und frauenfeindlich geworden. Aber genau das war die logische Folge der theologischen Rezeption des Weltbegriffs (und einer Opfertheologie, die die Vorstellung mit einschließt, die Welt sei durch den Kreuzestod Jesu entsühnt worden).
Zur Geschichte der drei Leugnungen: Die erste Leugnung endete in der Pornokratie, die zweite in der Pornographie; und worin wird die dritte enden?
Gibt es nicht schon zu viele Dinge, über die man in der Theologie heute nicht mehr nachdenken darf; dazu gehören:
– die Zeugung des Sohnes durch den Vater,
– die Bedeutung der Eucharistie („dies ist mein Fleisch; esset alle davon“),
– die Entsühnung der Welt durch den Kreuzestod,
– das „Kruzifix“ (schon dieser entsetzliche Begriff).
Ist nicht die Sexualmoral selber ein Produkt des Sexismus? -
24.12.93
Ist nicht die ganze Geschichte im Sternenhimmel aufbewahrt, und wird diese Geschichte wie ein Buchrolle sich aufrollen, wenn diese Geschichte sich selber durchsichtig geworden ist?
Sartres Wort: Die Hölle sind die anderen, läßt sich präzisieren: Die Hölle ist die Welt.
Das griechische Äquivalent der lateinischen persona war die hypostasis. D.h., wenn das Absolute gedacht wird, kann es nur in drei Hypostasen gedacht werden.
Die Deutschen assoziieren zur Natur primär den Wald. Hat dieser Wald noch etwas mit den Bäumen zu tun, oder sehen die Deutschen den Wald nur, weil sie die Bäume nicht mehr sehen? Den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen: Dieses Wort ist antisemitisch (und Himmler hat es kommentiert). Und ist dieser Wald nicht eine Steigerung der Bäume, unter denen Adam nach dem Sündenfall sich versteckt (ähnlich wie die Grabschändungen der Rechten eine Steigerung der verweigerten Trauerarbeit, der Unfähigkeit zu trauern)?
Ist das Objekt der Lust, die nach Nietzsche Ewigkeit will, die „Waldeslust“? Was ist die „Waldeslust“?
Bäume leben von der Beziehung zur Vergangenheit: der Baum der Erkenntnis als Gedächtnisbaum (mit Verdrängung und Wiederholungszwang), der Baum des Lebens als Erinnerungsbaum.
Hat die Krone über ihre Beziehung zum Kranz etwas mit der Krone der Bäume zu tun? Und zitiert die Dornenkrone Jesu nicht die Jotam-Fabel?
Wir Deutschen: Ist diese Konstruktion nicht das grammatische Äquivalent des Waldes? – An der „Schutzgemeinschaft deutscher Wald“ stört mich das Adjektiv „deutsch“ (im deutschen Walde schallt das deutsche Lied, zu dem der deutsche Wein und die deutschen Frauen gehören).
Gibt es eine brauchbare Geschichte der Grammatik oder eine gute vergleichende Grammatik?
Wann wurde die Uhr erfunden, gab es in der Antike Uhren (Wasser-, Sonnenuhren)? Wie wurde die Zeit gemessen, ab wann war es notwendig, die Zeit zu messen (Zusammenhang mit dem Ursprung des Staates und des Weltbegriffs)?
Der Schöpfungsbericht verbindet die Wiederkehr von Tag und Nacht mit dem Fortschritt der Schöpfung, der über den Begriff der toledot mit den Genealogien, dem Generationenwechsel gleichgesetzt wird.
Es gibt Propheten, von denen nur berichtet wird, und zu ihnen gehören, Samuel, Nathan, Jona ben Amittai, auch Elias und Elisa. Daneben (oder danach) gibt es die Schriftpropheten, die sich von den ersten durch ihre Beziehung zur hereinbrechenden Staatenbildung, zur Bildung der Weltreiche, unterscheiden.
Bezeichnet die Paulus-Stelle, wonach am Ende Gott alles in allem sein wird, und die mit dem Hinweis, daß der Sohn ihm alles unterwerfen wird, beginnt, nicht die Hausaufgabe der Kirche heute? -
22.12.93
Interessant und wahrscheinlich auch aufschlußreich wäre es, das Konstruktionsgesetz der Phantasie Manfred Dimdes und seiner Nostradamus-Interpretation zu entschlüsseln. Mir scheint, die Tatsache, daß er zum Management der Hoechst AG gehört, dürfte hierbei nicht unerheblich sein (der Zusanmmenhang ist mit Händen zu greifen, wenn er die Erbsünde auf einen Fehler in der DNS-Kette bezieht: sie zum Gegenstand der Gen-Forschung macht).
Wird nicht das Bedürfnis nach „Prophetien“ dieser Art durch das Fernsehzeitalter mit geprägt: Man möchte Zuschauer beim Weltuntergang sein. Die Welt von außen sehen (sie aus dem technisch-naturwissenschaftlichen Blickwinkel sehen) und selber nur ohnmächtiges, passives Objekt des Weltgeschehens zu sein, das sind zwei Seiten des gleichen Sachverhalts. Die Wirkung, die Gewalt dieses Sachverhalts wird verstärkt durch den eingebauten Exkulpationsmechanismus. Nur als Zuschauer und als passives Objekt des „Geschehens“ bin ich „unschuldig“: für das, was ohne mein Zutun abläuft, nicht mehr verantwortlich.
Ist nicht die Sexuallust Urteilslust, und läßt sich nicht das Problem der Nietzscheschen Philosophie aus dem Satz, daß „alle Lust Ewigkeit (will)“, ableiten?
Der Faschismus als projektive Verarbeitung des eigenen Strafbedürfnisses. Deshalb macht das Vorurteil und das Foltern ebenso süchtig wie der Alkohol und das Rauchen (weshalb rauchen die entscheidungsunfähigen Politiker, die alle intellektuelle Kraft auf die eigene Machterhaltung und auf die Rechtfertigung ihres Nichtstuns verwenden müssen, so gern Pfeife (nicht Zigaretten und keine Zigarren)?
Elemente einer prophetischen Erkenntnistheorie: Prophetie ist nicht Weissagung, sondern ein Weg zur Gotteserkenntnis, wobei diese Gotteserkenntnis das Wissen als Erkenntnis von Vergangenem ausschließt: Darin gründet ihre Beziehung zur Zukunft, aber einer nicht verdinglichten, einer, die anders ist als die Vergangenheit.
Zur Ideologie des deutschen Waldes: Sind nicht alle Bäume Bäume der Erkenntnis, Bäume, die ins Vergangene wachsen (und Hegels Logik ein Pendant des Waldes)?
Zum Gebrauch des Imperativs „siehe, seht“ im NT vgl. Joh 129 und das „Seht, ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe“ (Mt 1016); gehört auch das Ecce homo (Joh 195) dazu (sh. noch Lk 1831. 1 Joh 31)? Sind das nicht allesamt Belegstellen für die Heilung der Blinden? Ist hier nicht der realsymbolische Anknüpfungspunkt für die prophetische und apokalyptische Vision, ist dieses Sehen nicht eine sprachlicher Tatbestand: der Hinweis auf das gegenständliche Korrelat des Namens (vgl. Mk 424: blepete ti akouete, Lk 818: blepete oun pos akouete)?
Zum Angesicht gehören das Lachen und das Weinen; ist die Person als Maske (die mit dem Neutrum entspringt) nicht das neutralisierte Lachen und Weinen (das dann in den subjektiven Formen der Anschauung sich desensibilisiert und vergegenständlicht)? Arglos ist, wer hinter dem Lachen und Weinen keinen Hintersinn vermutet, erwartet, befürchtet (wer dem Bann der subjektiven Formen der Anschauung nicht verfällt: dem Bann der erinnerungslosen Vergegenständlichung). Der Personbegriff ist (zusammen mit dem der Natur und der Materie) das geschichtsphilosophisches Indiz für die Vergesellschaftung der Paranoia.
Off 1316: Die Zeichen an der rechten Hand und an der Stirn: sind das nicht der Begriff und die Person (der Charakter), die Ersatzprodukte des Namens und des Angesichts? Gehört der Begriff zur rechten Hand?
Stirn und rechte Hand: Grundbeziehung der Orthogonalität (entspricht die Form des Raumes: oben, vorn und rechts, der Beziehung des Tiers zu Stirn und Hand, oder des Staats zum Recht und zur Philosophie)?
Ist die Person die „harte Stirn“ (Korrelat des „verstockten Herzens“, Ez 37ff), der Begriff die „rechte Hand“? Und hat das „Malzeichen“ des Tieres etwas mit dem „Kainszeichen“ (Gen 415) zu tun? -
06.12.93
Das metanoein, das Umdenken, bezeichnet nicht den Austausch des Inhalts eines Bekenntnisses, eine Änderung der Gesinnung, sondern einen eminent sprachlichen Sachverhalt, genauer: einen sprachbegründenden Sachverhalt: die Umkehr als Erkenntnisbegriff.
Der Objektbegriff ist der Inbegriff der aufgedeckten Blöße; das ihm korrespondierende Subjekt ist das vergesellschaftete Subjekt, die Welt (Intersubjektivität) als Ursprung der Scham.
Zur raf: Handelt es sich hier nicht um einen generationenübergreifenden Schuldzusammenhang, in den beide Seiten verstrickt sind, und aus dem keiner herauskommt, der diesen Schuldzusammenhang nicht begreift? Die Personalisierung gehört nicht zu den Folgen, sondern zu den Ursachen des Konflikts.
Kommen wir dem Punkt nicht immer näher, an dem sich die Prophetie auf den einen Satz zusammenzieht: In vierzig Tagen wird Ninive zerstört?
Sind die beiden biblischen Nahrungsgebote, das paradiesische und das noachidische, nur Nahrungsgebote (und damit in die Gegenwart übertragbar)? Liegt nicht zwischen den beiden Nahrungsgeboten die Trennung des Baumes der Erkenntnis vom Baum des Lebens und das kreisende Flammenschwert des Kerubs? Hat die dem Fleischessen korrespondierende Herrschaftsgeschichte nicht auch einen sprachgeschichtlichen und einen kosmologischen Aspekt? Gehört nicht das Problem des Ursprungs der Mathematik und der Astronomie (zusammen mit dem Beginn des Weinanbaus, der Trunkenheit und dem Aufdecken der Blöße) sowie des Tieropfers in diese Geschichte mit herein? Hängt damit der Mythos vom Orion und den Plejaden zusammen?
Wenn die Pferde die Nachfahren der Helden sind, sind dann nicht die emblematischen und die Tiere in der Astronomie (die Tiere des Tierkreises) die Vorfahren der Helden? Ist nicht die Benennung der Tiere durch Adam das Modell der Apotheose, und sind die Namen der Tiere real in den Tierkreis einbeschrieben? Kann das als Hinweis verstanden werden, daß der Tierkreis (und die Benennung der Tiere) vor dem Sündenfall, die Planeten (und das kreisende Flammenschwert) nach dem Sündenfall anzusiedeln sind?
Das erste der drei Gestalten des Nichtwissens, das Nichtwissen von Gott, behandelt Rosenzweig unter dem Titel „Metaphysik“. Heißt das, daß sich das Nichtwissen von Gott den Schein des Wissens im Begriff der Natur gibt? – Grund der Ästhetik, Anwendung auf Ethik und Logik? -
28.11.93
Was bedeutet das Täuferwort: „Schon ist die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt“ (Mt 310, Lk 39, beidemale nach dem Wort, daß Gott dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken kann); auf welche Bäume bezieht es sich: Ölbaum, Feigenbaum, Weinstock, Dornstrauch, Baum der Erkenntnis?
Jenseits des Todes heißt nicht nach dem Tod. Jenseits des Todes ist die Liebe, die stark ist wie der Tod. Und jenseits des Todes (aber nicht nach dem Tod) ist das Himmelreich, das Reich Gottes, das etwas durchaus Diesseitiges ist.
Ist der Einsatzpunkt zur Kritik des Weltbegriffs nicht das Motiv aus der Dialektik der Aufklärung über die wechselseitige Verschränkung von Mythos und Aufklärung, die anhand der Beziehung zu den Fremden im Namen der Barbaren und der Hebräer und im Kontext der Geschichte des Ursprungs des Weltbegriffs (und der Begriffe Natur und Materie) sich bestimmen läßt?
Ist die hebräische Schrift nicht auch in dem Sinne eine hebräische, daß sie das Moment der Fremdheit in sich enthält? Wurde die Schrift nicht von den Phöniziern, den Kanaanäern: von „welterfahrenen“ Seefahrern und Händlern, übernommen?
Sind nicht die Werke der Barmherzigkeit und die evangelischen Räte unwiderlegbare Einsprüche gegen die Philosophie?
Das Absolute ist nicht Gott, so wie das Weltgericht nicht das Jüngste Gericht ist. Das Absolute ist der Taumelkelch, auf den die Bitte Jesus in Getsemane sich bezieht, er möge an ihm vorübergehen.
In Mt 16, an einer zentralen Stelle, wird neben Elias auch Jeremias von den Jüngern benannt als einer, für den die Menschen ihn (Jesus) halten. Bezieht sich das nicht auf
– das Verhältnis Babylon/Rom,
– das Gotteswort an Jeremias: Bete nicht mehr für dieses Volk,
– das Wort vom „Grauen um und um“ und auf
– das Wort an das Volk: Betet für das Wohl der Stadt?
Das „Grauen um und um“: Ist das nicht die Innenerfahrung des Taumelkelchs, des Absoluten?
Der kostbare Begriff bei Leonhard Ragaz vom „heiligen Materialismus“.
Diese Welt ist nicht durch den Kreuzestod entsühnt, sondern durch die Übernahme der Sünde der Welt ist nur der Bann gebrochen, in dessen Konsequenz der Kreuzestod als immer noch gültiges Realsymbol der unversöhnten Welt liegt. Die Opfertheologie garantiert als Ideologie einer „entsühnten Welt“ den Fortbestand der unversöhnten Welt.
Das Tier, die Welt und die benennende Kraft der Sprache (Adam hat nur die Tiere benannt): Die Entsühnung der Welt macht den Menschen zum Tier, die Menschwerdung beginnt mit der Übernahme der Sünde der Welt. Das Absolute ist der Behemoth: die Selbstzerstörung der benennenden Kraft der Sprache (der Taumelkelch).
Erst dem spätkapitalistischen Blick verwandeln sich die vergangenen Religionen in Religionen (in ihr Anderssein): in Bekenntnissysteme mit zugehörigen Vorstellungsmassen. Da diese Vorstellungsmassen sich als beziehungslos zu unseren Erfahrungen erweisen, halten wir die vergangene Menschheit für dumm (und werden unfähig, die Erfahrungen und ihre Verarbeitung, die in diesen Vorstellungsmassen enthalten sind, und damit die Genesis unserer eigenen Gestalt der Erfahrung zu begreifen: machen wir uns selber dumm).
Zum Begriff des Lösens: Probleme und Fesseln werden gelöst. Sind Probleme Fesseln (oder werden erst Problemlösungen zu Fesseln)?
Das Gericht der Barmherzigkeit über das gnadenlose Weltgericht ist ein strenges Gericht.
Verweist das apokalyptische Bild, wonach am Ende der Himmel wie eine Buchrolle sich aufrollt, nicht auch auf den Zusammenhang des Ursprungs der Schrift mit den Anfängen der Astronomie (und hat die kopernikanische Wendung und ihre dynamische Begründung durch die Gravitationstheorie diese Schrift ins Buch zurückgestaut)?
Ist die hebräische Schrift nicht notwendig eine Konsonantenschrift, und sind die Konsonanten in der Schrift nicht das Äquivalent der Statuen in den Tempeln (und wie diese Denkmale von Opfern)? Die Vokale haben sich erst mit dem Gesang in der Sprache entfaltet.
Wenn das Recht die staatlich-nationale Organisationsform einer Gesellschaft von Privateigentümern ist (und der Grundbegriff jeden Rechts der des Eigentums ist), was bedeutet dann das Kirchenrecht?
– Deduktion seiner Form und seiner Inhalte;
– Zusammenhang mit dem Bekenntnisbegriff (durch den der Gläubige zum Eigentum der Kirche wird);
– Funktion der Sexualmoral (Verweltlichung der Kirche durch Ausblendung der Welt und Privatisierung der Moral: das versteinerte Herz).
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie