Banken

  • 9.5.1995

    Steckt nicht in dem Satz aus der Dialektik der Aufklärung: „Die Distanz des Subjekts zum Objekt, Voraussetzung der Abstraktion, gründet in der Distanz, die der Herr durch den Beherrschten gewinnt“ (Neupublikation 1969, S. 19), die ganze Kritik des Inertialsystems und der Raumvorstellung? Die Distanz zum Objekt und die Beziehung des Herrn zum Beherrschten gründen in der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit. Ist nicht, was bei Kant Erinnerung heißt, eine in die Vergangenheit zurückprojizierte Planung?
    Sind die Planeten Instrumente zur Austarierung des Zeitkontinuums (und damit auch des Inertialsystems: des dreidimensionalen Raumes)?
    Das Menetekel: Gezählt, gewogen und zu leicht befunden, ist ein frühes Symbol des Inertialsystems (und jeder Ästhetik): der Abstraktion von der Schwerkraft.
    Was haben Rind und Esel mit der Gravitation zu tun? Gibt es nicht auch eine astronomische Anwendung des Satzes vom Rind und Esel (auch ihrer Beziehung zum Opfer, zur Auslösung der Erstgeburt)? Sind nicht Sünde und Schuld die moralischen Äquivalente der Gravitation (und Objekt und Begriff Reflexe der Abstraktion von der Gravitation)?
    Ist die Technik der Esel und die Ökonomie das Rind? Und ist nicht die Beziehung von Technik und Ökonomie (von äußerer und innergesellschaftlicher Naturbeherrschung) ein Schlüssel zur Lösung des Rätsels der Beziehung von Astronomie und Banken? Verweist nicht die Unterscheidung der Zentralbanken von den Geschäftsbanken und innerhalb der Geschäftsbanken die Unterscheidung von Depositen- und Kreditbanken auf den Grund der Dreidimensionalität des Raumes?
    Was bedeutet eigentlich der Spruch „quod licet Jovi non licet bovi“?
    War nicht die Astrologie so etwas wie das frühe Modell einer Regierung: mit Jupiter (Baal?) als Regierungschef, Mars (Nebu?) als Verteidigungsminister, Venus (Ischtar?) als Familienminister und Merkur als Handels- und Wirtschaftsminister; Saturn wäre dann der Finanzminister? Von den klassischen Ressorts fehlen (aus rekonstruierbaren Gründen) insbesondere der Außen- und der Justizminister.
    Und ist nicht die Musik das Echo des Seufzens der Kreatur, das am Ende seinen Wiederhall in den Posaunen des Gerichts und den sieben Donnern finden wird? (Haben die sieben Donner etwas mit dem Brüllen JHWHs zu tun, oder auch damit, daß der Himmel am Ende wie eine Buchrolle sich aufrollen wird, und hängt es damit zusammen, daß ihre Botschaft nicht niedergeschrieben werden durfte?)
    Der übermächtige Rachetrieb im Nachkriegsdeutschland, der die Politik, das Recht, aber auch die privaten Verhältnisse durchsetzt, gründet in den Racheängsten nach Auschwitz. Die Kollektivscham hat die Kollektivschuld nicht aufgelöst, sondern stabilisiert und zugleich verdrängt. Durch Transformation in die Kollektivscham ist die Kollektivschuld unauflösbar geworden.
    Läßt sich nicht an dem Thalesschen „Alles ist Wasser“ die Beziehung von Selbstreflektion und Vergegenständlichung sich demonstrieren. Was bei Aristoteles aus diesem Satz geworden ist, ist bereits ein Produkt der Veranderung der Thalesschen Intention.
    Den Positivismus aus dem Gesetz der doppelten Negation ableiten.
    Im Begriff des Notwendigen bezeichnet die Not eher das Subjekt als das Objekt des Wendens.
    Drückt nicht das Moment der Abwehr in der Habermasschen Philosophie aufs deutlichste in der Irrationalisierung der Mimesis (im Nachwort zur Neupublikation der Dialektik der Aufklärung) sich aus (hier prallt der Habermassche Gedanke von der Härte des unreflektierbar gewordenen Raumes ab)?
    Newtons Theorie des absoluten Raumes war darin begründet, daß die Drehung des Raumes um eine seiner Achsen zwar die Form des Raumes, nicht aber die Bewegungen in ihm, unberührt läßt. Das Relativitätsprinzip gilt nur für Translationsbewegungen (für geradlinig gleichförmige Bewegungen), nicht für Rotationen. Ein ruhender Körper in einem um eine seiner Achse rotierenden Raum läßt sich von der Kreisbewegung eines Objekts in einem ruhenden Raum durch das Auftreten von Zentrifugalkräften (in denen die Inertialkräfte sich manifestieren) unterscheiden. Reale kreisförmige Bewegung (wie die Planetenbewegungen im kopernikanischen System) sind in einem Inertialsystem nur möglich, wenn die Zentrifugalkräfte durch Gegenkräfte aufgehoben werden, die nicht auf Inertialkräfte sich zurückführen lassen (wie z.B. die Gravitationskräfte). Noch verwickelter werden die Probleme im Falle der Anwendung des Inertialsystems auf das Licht: Die Erscheinung der Fortpflanzung des Lichts im Raume zieht zwangsläufig (und keineswegs nur empirisch) den ganzen Formalismus der Elektrodynamik und der Mikrophysik (einschließlich des Prinzips der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit und der Paradoxien der Mikrophysik) nach sich: Das Inertialsystem verwandelt die Welt in die Totalität dessen, was der Fall ist.

  • 8.4.1995

    Waren die Tempel nicht schon in ihrem Ursprung Währungszentralen (Zentralbanken), und damit Institute des Mythos ebenso wie der Aufklärung, oder genauer: der Einheit von Mythos und Aufklärung?
    Barmherzigkeit, nicht Opfer. Dieser Satz ist der genaueste Ausdruck des Bewußtseins, daß die Opfer das nicht leisten konnten, was sie der Intention nach leisten sollten: die Schuld aufzuheben, deren Zentrum die Tempel selber waren. (Nach welchen Kriterien wurden die Opfertiere bestimmt; welche Bedeutung hatte die Auslösung der Erstgeburt?)
    Skylla und Charybdis: Wenn die EU als Währungsunion sich konstituiert, wird sie zum Schwarzen Loch, das das All in sich aufsaugt; wenn es ihr jedoch nicht gelingt, werden sich die destruktiven Kräfte nach innen wenden, wird sie zum Zentrum eines Urknalls.
    Bezieht sich nicht das Anschauen seit der aristotelischen theoria auf den männlichen, den urteilenden Blick (und hat nicht Fichte das reine Sein als das reine Anschauen begriffen)?
    Das kantische Konzept vom ewigen Frieden enthält einen Fehler, der innerhalb der kantischen Philosophie nicht zu beheben ist. Dieser Fehler ist vergleichbar mit dem in den Prämissen der Kant-Laplaceschen Kosmologie. In beiden Fällen wird das bürgerliche Prinzip der Selbsterhaltung (des Selbstinteresses) zugrunde gelegt, dessen Logik sowohl das politische Konzept als auch den Naturbegriff beherrscht, in dem sie durch die transzendentale Ästhetik, durch die subjektiven Formen der Anschauung repräsentiert wird. Raum und Zeit rücken die gesamte Natur in das Licht der Selbsterhaltung, während es erst beginnt interessant zu werden, wenn man fragt, wovon abstrahiert werden muß, um diesen Blick zu etablieren. Eine (in der Gesellschaft wie in der Natur) auf Verfassung und Gesetz gründende Form der Herrschaft hat Herrschaft nicht überwunden, sondern nur ins Unkenntliche (in den blinden Fleck der Subjektivität) verschoben.
    Die der kantischen Philosophie zugrunde liegende Verknüpfung von Selbsterhaltung und Autonomie ist insofern bloßer Schein, als unterm Gesetz des Kapitalismus auch die Selbsterhaltung (durch das Instrument der Lohnarbeit) noch instrumentalisiert worden ist und Autonomie im kantischen Sinne nicht mehr mit einschließt. Übriggeblieben sind von der Autonomie nur noch die Geldwertstabilität und die Sicherung des Standorts Deutschland, die materiellen Grundlagen des Nationalismus.
    Wo liegt das Natur-Äquivalent der Produktivitätssteigerung (der Steigerung der Ausbeutung und Intensivierung der Zwänge), ohne die die Geldwertstabilität nicht zu haben ist? (Welche Bedeutung hat die Gravitationstheorie für die Mechanik? Was verbirgt sich hinter den Erhaltungssätzen der Physik?)
    Waren nicht die Tempel Instrumente zur Etablierung des Tauschprinzips?
    Wäre der naturwissenschaftliche Erkenntnisprozeß nicht so weit vorzutreiben, daß er wieder in sinnliche Erfahrung umschlägt: so daß er erneut die Fähigkeit freisetzt, die Zeichen des Himmels zu erkennen? (Vgl. den Zusammenhang der Wolken des Himmels mit den Vögeln des Himmels, den Sternen des Himmels und den Himmelsheeren. Der Turm von Babel sollte bis an den Himmel reichen.)
    Zur Vision des Ezechiel gehören neben dem Antlitz des Menschen das des Stiers, des Löwen und des Adlers. Hiervon war nur der Stier ein Opfertier, sein Korrelat war der Löwe (zum Bilde des Tierfriedens gehört der Löwe mit dem Rind). Woher stammt das Motiv, das Josef Pieper einmal über eine Sammlung von Thomas-Sätzen gesetzt hatte: Das Auge des Adlers?
    Das noachidische Nahrungsgebot unterscheidet sich vom adamitischen auch dadurch, daß die Tiere (zusammen mit dem Institut des Opfers?) von Adressaten zu Objekten des Nahrungsgebots geworden sind; die Erinnerung daran, daß sie einmal zu den Adressaten gehörten, erscheint nur noch im Verbot des Blutgenusses (das in der frühen Kirche noch erinnert wird, zusammen mit dem Verbot, Opferfleisch oder Fleisch von Ersticktem zu essen). Wann und von wem wurde die vom Apostelkonzil in Jerusalem für die Heiden getroffene Regelung durchbrochen oder aufgehoben?
    Das ungeheure Bild, daß Nebukadnezar am Ende wie ein Tier wird und Gras frißt wie ein Rind, d.h. daß er nicht mehr die Früchte genießt. Hat das nicht mit der Säkularisationsgeschichte, mit der Geschichte der Verweltlichung der Welt, mit dem historischen Objektivationsprozeß, zu tun? Das Rind symbolisiert das Joch, das im Weltbegriff universal wird.
    Das Verbot, mit Rind und Esel gemeinsam zu pflügen, bezieht sich auch auf die paradigmatische Herrschaftssituation, auf das Verhältnis von Hinter dem Rücken und vollendeten Tatsachen. Diese vollendeten Tatsachen sind das Joch, das andern auferlegt wird, durchsichtig zu machen nur, wenn man dieses Joch als Sünde der Welt (als Last) auf sich nimmt, sich selbst als ihren Urheber begreift. Bezieht sich hierauf das Verhältnis der „Welt, die euch haßt“ zum Parakleten, der euch alles sagen wird? Vgl. die Konstellation Rind/Esel und die sie ergänzende Esel/Lamm: Erst im Lamm (das für die Erstgeburt des Esels eintritt und dann würdig ist, die sieben Siegel zu lösen) wird die Stummheit sprachfähig. Ist nicht Joh 129 die Grundlage sowohl des johanneischen Logos als auch des Parakleten?
    Die Vergöttlichung Jesu, das homousia, hat der Nachfolge den Boden entzogen. Nach Hermann Cohen sind die Attribute Gottes keine Attribute des Seins, sondern Attribute des Handelns. Unter diesem Motto steht der Titel Gottessohn.
    Die ganze Schrift ist Prophetie: Prophetie in symbolischem Gewande. Das Symbolische ist hierbei nur ein anderer Ausdruck dafür, daß der Indikativ der biblischen Texte (das Gegenständliche, Historische) zugleich ein Imperativ ist, dessen Erfüllung noch aussteht. Hieraus ergibt sich zwanglos die Bedeutung von Jer 3134, daß unter dem neuen Bund keiner mehr den andern belehren wird, da alle Gott erkennen. Voraussetzung wäre, daß die Gotteserkenntnis von jeder Apolegetik, von allen Rechtfertigungszwängen sich befreit hat (die Arglosigkeit der Tauben).
    Dogma und Inertialsystem: Schulen sind generell der Verführung durch die Bekenntnislogik ausgesetzt. Das gründet darin, daß der originäre Erkenntnisprozeß selber nicht vermittelbar, nicht übertragbar ist. Das gilt insbesondere auch schon für den Erkenntnisfortschritt der Naturwissenschaften (der insoweit mit dem Dogmenbildungsprozeß vergleichbar ist). Der Lichtpunkt in der Entdeckung einer neuen Erkenntnis wird mit seiner mathematischen Formulierung in das Feuer zurückgenommen und hinterläßt die Asche des Ergebnisses, das dann (wie eine Ansteckung) übertragbar ist. Mit dem Dogma, mit der Formel, scheidet sich die Asche vom Licht: Der Objektbegriff ist der Inbegriff dieser Asche (und seine historische Wurzel: die Opfertheologie, das Feuer).
    Die Antinomien der reinen Vernunft bezeichnen genau den Punkt, an dem die Herkunft der Asche aus dem Feuer erkennbar wird (Hegel hat auch dieses Feuer noch instrumentalisiert). – Memento homo, quia pulvis es et in pulverem reverteris.
    Vision: Hat nicht das Gesicht etwas mit dem Angesicht zu tun? Wenn Friede und Gerechtigkeit sich küssen, dann wird das Angesicht zum Gegenstand des Gesichts, dann wird das Angesicht leuchten über uns.
    Das Wissen, das auch aus dem Sehen hervorgeht, terminiert in den subjektiven Formen der Anschauung; das Gesicht (die Vision) terminiert im Angesicht.
    Erinnerungsarbeit, die Errettung der vergangenen Zukunft oder das sprachliche Wesen der Dinge.
    Negative Trinitätslehre:
    – Der Antisemitismus (das Feindbild-orientierte Denken) leugnet den Vater,
    – die Ketzerfeindschaft (die Paranoia, der Verfolgungswahn) leugnet den Sohn,
    – der Hexenwahn (die Frauenfeindschaft) leugnet den Heiligen Geist; aber nur von der Sünde wider den Heiligen Geist heißt es, daß sie weder in dieser noch in der zukünftigen Welt vergeben wird.
    Die negative Trinitätslehre ist der einzige Schutz gegen die Verführung durch projektives Denken und seine Logik, die Bekenntnislogik.

  • 3.2.1995

    Das Präsens bezieht sich nicht auf die Gegenwart, sondern auf die erinnerte Vergangenheit. Diese erinnerte Vergangenheit ist der Boden, aus dem das Neutrum erwächst. Das tode ti ist das philosophische Äquivalent des Präsens: der Vorhang vor der Erkenntnis der Gegenwart.
    Die Geistverlassenheit der Kirche läßt sich an der wachsenden Konfliktunfähigkeit in der Kirche demonstrieren und nachweisen. Damit hängt es zusammen, wenn es – von einem bestimmbaren Zeitpunkt an – keine erkennbare Freiheitsperspektive in der Kirche mehr gibt.
    Die Welt ist der institutionalisierte Rechtfertigungszwang, als deren Subjekt der Staat sich begreift. Nur durch die Auf-sich-Nahme der Sünde der Welt kann man sich daraus befreien.
    Der naturwissenschaftliche Massenbegriff steht in einer dreifachen Reflexions- und Äquivalenzbeziehung:
    – als träge Masse (bezogen auf den mechanischen Stoß),
    – als schwere Masse (in der Beziehung äußerlich getrennter, wechselseitig sich attrahierender Massen, im Bereich des Gravitationsgesetzes) und
    – als Energie (durch die relativistische Äquivalenz von Masse und Energie).
    Verweist nicht die Äquivalenzbeziehung von Masse und Energie auf den gesellschaftlichen Zusammenhang von Reichtum und Armut („Energie“-Erzeugung durch Proletarisierung) und deren Institutionalisierung in der Geschichte der Banken (der Arbeitsstätte des Geldes)?
    Hat Hegels „Arbeit des Begriffs“ etwas mit der Geschichte der Banken zu tun?
    War nicht der „ungerechte Verwalter“ aus dem jesuanischen Gleichnis ein frühes Modell des späteren Managers, spätkapitalistisches Realsymbol der vergesellschafteten (und proletarisierten) Herrschaft? Auch der Manager ist heute ein proletarisierter Lohnabhängiger. Herrschaft gründet heute nicht mehr in gleichsam substantiellen Eigentumsverhältnissen, sondern in funktionalisierten Organisations- und Verwaltungsstrukturen, denen zwar immer noch Eigentumsverhältnisse zugrunde liegen, die aber weitestgehend polarisierten und atomisierten Eigentumsverhältnissen geworden sind (zusammengehalten nur durchs Finanzsystem der Banken).
    Krankt der Vulgärmaterialismus (neben dem es einen andern nicht mehr zu geben scheint) nicht daran, daß er immer noch von einem längst obsolet gewordenen Eigentumsbegriff ausgeht (und von einem personalistischen Begriff des Klassenkampfs)?
    Erst wer im Problem des Eigentums das Problem der Materie wiedererkennt, wird den Zusammenhang von Ökonomie und Physik begreifen. Im Materiebegriff der traditionellen Metaphysik spiegelt sich deren Abhängigkeit von den Strukturen der Eigentumsgesellschaft. Die Durchdringung der Objektivität mit dem Tauschprinzip (oder die Entfaltung der Herrschaft des Tauschprinzips) hängt mit der Durchdringung der Objektivität mit dem Trägheitsgesetz (mit der Entfaltung der Herrschaft des Inertialsystems) zusammen.
    Arbeiten nicht die Förderung der Weltraumforschung und der Kernforschung (der kapitalintensivsten Forschungsbereiche) nur gleichsam aus Alibigründen an sachlichen, inhaltlichen Problemen, während ihr Hauptaufgabe die der Legitimation des Bestehenden ist?
    Enthält nicht die Bibel selber den Hinweis, daß die Frage, weshalb Jesus sterben mußte, erst beantwortet werden wird, wenn die Bedeutung der Austreibung der Händler und Geldwechsler aus dem Tempel begriffen wird (was erst möglich ist im Kontext der Erkenntnis der Bedeutung der Geschichte der Banken)?
    Die Befreiung des Erkennens vom Bann des Wissens: Gründen nicht die prophetischen und die apokalyptischen Visionen darin, daß sie den Zusammenhang von Sehen, Wissen und Erkennen aufsprengen (das Wort: da gingen ihnen die Augen auf, rückgängig machen)? Bleibt von den drei eschatologischen Motiven (Unsterblichkeit der Seele, selige Anschauung Gottes und Auferstehung der Toten) am Ende nicht doch nur die Auferstehung der Toten? Die selige Anschauung Gottes liegt jenseits (in der „Gegenrichtung“) dessen, was sonst Anschauung heißt: nach dem Lösen der sieben Siegel.
    Läßt sich aus der Befreiung der Maria Magdalena von den sieben unreinen Geistern schließen, daß sie die einzige gewesen ist, die Jesus von Angesicht zu Angesicht gesehen hat, während der Kirche die dreifache Leugnung, und mit der dritten Leugnung die Selbstverfluchung, vorhergesagt ist? Die Idee der Erfüllung der Schrift ist von der der Erfüllung des Wortes in der Tat durch eine Todesgrenze getrennt (so wie das Angesicht vom Angesicht.
    Beschreibt nicht der Satz vom Stein, den die Bauleute verworfen haben (und der dann zum Eckstein geworden ist), im Nachhinein einen objektiven, gegen jedes moralische Urteil abgeschirmten Sachverhalt?
    Die memoria passionis gewinnt ihre theologische Bedeutung durch ihre das Herrendenken auflösende Kraft. Aber hat nicht die Theologie auch die memoria passionis noch im Interesse der Selbstlegitimation von Herrschaft instrumentalisiert: als Opfertheologie, die dann ihre logische Begründung in der Bekenntnislogik gefunden hat? Die Opfertheologie war in der Zeit vor der Bekenntnislogik, diese jedoch logisch vor der Opfertheologie. Die Opfertheologie war gleichsam der Quellpunkt der Bekenntnislogik, und diese der Quellpunkt der modernen Naturwissenschaften. Der naturwissenschaftliche Objektbegriff gründet in der Opfertheologie; für beide gilt: Barmherzigkeit, nicht Opfer.
    Ist nicht das Inertialsystem der „Witwenschleier der Natur“, der Materie, die die Mutter von allem ist?
    Die Sexualmoral ist die Unzucht, deren Bewußtsein sie durch projektive Verarbeitung zu verdrängen, zu tilgen versucht. Deshalb ist sie zum Generator des Fundamentalismus (den es nur in den drei Buchreligionen gibt) geworden.
    Die Rosenzweigsche Sprengung des All läßt sich daran demonstrieren, daß in der Moral zwischen der Richtschnur des Handelns und des Maßstab des Urteils unterschieden werden muß. Beide lassen sich nicht auf einen Nenner bringen. Das hat seinen Grund in der Nichtobjektivierbarkeit des Subjekts, in der Asymmetrie von Ich und Du. Die Leugnung (oder Verkennung) dieser Asymmetrie macht das befreiende Gebot zum verknechtenden Gesetz.
    Ist nicht das Nichtwissen, das dann als das Nichtwissen der drei getrennten Elemente Gott Mensch Welt sich erweist, selber noch begründbar und ableitbar? Und zwar ableitbar aus einer Logik, die zugleich als die Logik eines der drei Elemente sich erweist: als Logik der Welt?
    Sind nicht die drei kantischen Totalitätsbegriffe Wissen, Natur und Welt durch die subjektive Form der inneren Anschauung, durch die Zeit, an die Vergangenheit gebunden? Ist das nicht die Fessel, von der unser Erkenntnisvermögen sich nicht befreien kann? Und ist der Ursprungspunkt dieser Fessel nicht aufs genaueste bezeichnet in dem biblischen Wort: Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren?
    Wer die Moral nur aufs Handeln, und nicht schon aufs Erkennen bezieht, wer an einem neutralen Erkenntnisbegriff glaubt festhalten zu können, wird den Ursprungspunkt der Moral nie begreifen. Die Ontologie ist eine Moralvernichtungsmaschine.
    Haben die vier Grundfarben etwas mit den vier Himmelrichtungen zu tun: Weiß (Gelb) und Schwarz (Blau), Rot und Grün? Und ist nicht der Bogen in den Wolken die Bestandsgarantie der Welt?
    Hat die Finsternis über dem Abgrund etwas mit der Tier aus dem Abgrund zu tun?
    Ist nicht das Blau die Rückseite des Lichts, und sind Rot und Grün das Innen und Außen der Dinge? Gibt es eine biblische Farbenlehre?
    Hängt die Farbenblindheit, die Unfähigkeit, Rot und Grün zu unterscheiden, mit der Unfähgigkeit, das Innere und Äußere der Dinge zu unterscheiden, zusammen?

  • 30.1.1995

    Haben das unreflektierte Anschauen und die Reflexion des Gegenblicks etwas mit der Unterscheidung von kurzem und langem Gesicht (se’ir anpin und arich anpin, der Ungeduldige und der Langmütige, der streng Richtende und der Barmherzige, vgl. Scholem, Hauptströmungen, S. 296) in der Kabbala zu tun? Dann wären die Formen der Anschauung Instrument und Symbol der Ungeduld und des strengen Gerichts.
    Die subjektiven Formen der Anschauung sind das Äquivalent der Logik der Schrift im Subjekt. Die transzendentale Logik ist die logische Entfaltung dieser Formen.
    Zur Ursprungsgeschichte des Neutrums: Das Neutrum (zusammen mit den es absichernden Formen der Konjugation) ist der Boden, aus dem der Objektbegriff erwächst (die erste sprachliche Gestalt der subjektiven Formen der Anschauung). Die am Präsens orientierten Formen der Konjugation sind das Modell und die Ursprungsgestalt der transzendentalen Logik.
    In den sogenannten Staatsschutzprozessen wird der Grundsatz „in dubio pro reo“ so angewandt, als wäre der Staat der Angeklagte, von dessen Unschuld im Zweifelsfalle auszugehen ist. Alle Verfahren laufen so, als ob im Grunde alle wüßten, daß der Staat schuldig ist, während jedoch zugleich das Recht als Instrument eingesetzt wird, dieses Wissen in sich selbst und in den Andern zu unterdrücken. Nur in diesem Zusammenhang macht der Titel „Staatsanwalt“ Sinn. Zugleich wird der Zweck der Robe deutlich: Die Robe, das sind die Bäume, unter denen Adam, nachdem er erkannt hatte, daß er nackt war, sich versteckte; ohne Robe wären Ankläger und Richter nackt.
    Auf die Frage, ob sie bei der Eidesleistung von der religiösen Eidesformel Gebrauch machen wolle, fragte heute eine Zeugin den Richter: „Wie ist es denn hier üblich?“
    Daß die Justiz auf dem rechten Auge blind ist, ist nicht (personalisierend) als Gesinnung zu kritisieren, sondern aus ihrer Wurzel abzuleiten: aus der Bindung der Justiz an eine Staatsmetaphysik, in der am Ende die Gewalt des anklagenden Prinzips auf ihren Urheber zurückschlägt. Der zugrunde liegende Sachverhalt drückt sich in dem Titel Staatsanwalt aus. Ist nicht der Staatsanwalt der Verteidiger des Staats, und gehört nicht zur Vorgeschichte des Staatsanwalts das kirchliche Institut der Inquisition, deren Aufgabe es war, die Kirche gegen die Angriffe der Ketzer zu verteidigen?
    Wenn die Generalbundesanwaltschaft die objektivste Behörde der Welt ist, dann ist die Deutsche Bundesbank die vom Eigeninteresse freieste. Die Geschichte des Rechts und des Staates ist in der Tat von der Geschichte des Geldes und der Banken nicht zu trennen.
    Je weniger die Politik in der Lage ist, Konflikte zu lösen, umso mehr muß sie nach außen den Eindruck erwecken, sie allein täte es. Das Gewaltmonopol des Staates löscht die benennende Kraft der politischen Sprache: Es ersetzt die Notwendigkeit der konkreten Begründung politischen Handelns durch Reklame, Geschwätz.

  • 25.12.1994

    Ableitung der Bedeutung der Banken!
    Ist nicht das Wissen das Geld (der Mehrwert) der Erkenntnis; gründet es nicht im gleichen Schuldzusammenhang, der beim Geld anhand der ökonomischen Funktion der Banken zu bestimmen wäre (die Banken: das Realsymbol des Absoluten)?
    Waren die Probleme, die nach dem Übergang von der nationalen zur europäischen Getreidemarktordnung entstanden sind (nach dem Übergang von der Importabhängigkeit zur Überschußproduktion, verstärkt durch das Währungsproblem), ein Hinweis auf die Probleme, die bei der Realisierung einer der „Währungseinheit“ (einer „einheitlichen Geldmarktordnung“ im Kontext der Gründung einer europäischen Zentralbank) zu erwarten sind? War nicht die Bundesbank eine „Einfuhr- und Vorratsstelle“ der nationalen Währung?
    Nicht das Gewinnstreben ist das Problem des Kapitalismus, sondern das Tausch- und das Rentabilitätsprinzip.
    Versperrt die Kirche nicht den Weg zum Himmel, indem sie die Leiden Jesu und der Märtyrer ausbeutet (Funktion des Titels der Heiligen, die im Christentum den Gerechten ersetzen)?
    Die Lichtgeschwindigkeit ist ein Teil der Entropie.
    Löst sich das Problem der Mikrophysik (das Problem der Objektsphäre jenseits der Lichtgeschwindigkeit) im Kontext einer kritischen Theorie der Bank?
    Die Irreversibilität der Zeit setzt drei getrennte Reversibilitäten im Raum voraus. Das Rätsel der Zeit löst sich mit dem Rätsel des Herrendenkens.
    Ist nicht die Allgemeine Relativitätstheorie das Opfer ihrer eigenen Spezifizierung? Die Relativitätstheorie ist nicht zu verallgemeinern, sondern an ihr wäre der Bruch zu bestimmen.
    Der Umschlag von Quantität in Qualität hat sein frühestes Beispiel in der Geschichte des Ursprungs des Neutrums; in seiner Umkehrung: als Umschlag von Qualität in Quantität, holt er sich selbst wieder ein in den Objekten jenseits der Lichtgeschwindigkeit: in der Mikrophysik und im Faschismus. Die Objekte jenseits der Lichtgeschwindigkeit sind „unanschaulich“: sie ertragen es nicht, angeblickt zu werden (vgl. die Beziehung von dorkas zu drakon im Griechischen, und die sprachliche Beziehung beider zum Blick: derkomai, ich blicke; Fink, S. 91).
    Hängen dorkas, drakon und derkomai mit Drehen zusammen?
    Die Anschauung (Weltanschauung) und der Hund.
    Zur Funktion des bestimmten Artikels: Wörter aus fremden Sprachen wurden vielfach allein mit Hilfe des Artikels dekliniert (Fink, S. 153).
    Hat das griechische hals, halos, das im Maskulinum Salz, im Femininum Meer bedeutet, etwas mit Lots Weib zu tun?
    Daß mit dem Kelch in der Gethsemane-Geschichte der Taumelbecher, der Kelch des göttlichen Zorns und der Unzuchtsbecher gemeint ist, wäre heute anhand einer Kritik der Naturwissenschaften zu demonstrieren.

  • 4.12.1994

    Zur Kritik des Sollens: Wer sieht, daß ein Kind in einen Brunnen fällt, handelt, ohne sich in einer Ethik (in einer „Gewissensentscheidung“) rückzuversichern. Sein Handeln ist spontan, weil notwendig: Er holt das Kind heraus. Ein Sollen würde erst entstehen, wenn dieses Handeln (unterm Rechtfertigungszwang) nicht mehr das Normale, sondern durch Reflexion erst zu begründen wäre: Aber ist dieses Nicht-mehr-Normale, wenn man heute auf die Knäste, die Asylpraxis, den Zustand der sogenannten Dritten Welt sieht, nicht mittlerweile das Normale: Brennt nicht die Welt, während wir den Schrei der Verbrennenden als Unterhaltung genießen? Das ist gemeint, wenn nach Levinas die Attribute Gottes im Imperativ und nicht im Indikativ stehen. Die prima philosophia ist nicht die Ontologie, sondern die Ethik (und nur so, nicht als zweite Disziplin der Philosophie ist die Ethik noch zu begründen).
    Die Form des Raumes (die sich in den grammatischen Strukturen der indoeuropäische Sprachen vorbereitet und ankündigt) trennt die Logik der Schrift von der Sprache. Deshalb wurde das Licht durchs Wort erschaffen.
    Mit dem Präfix be- gebildete Verben haben im Passiv und im Perfekt die gleiche Form; die Perfektbildung mit ge- entfällt. Begründet das be- den passivisch-perfektiven Objektstatus, ein durchs Haben (durch den im Haben begründeten Zwang) bestimmtes Sein, und seine Vorform das griechischen sym-/syn bzw. des lateinischen con-/cum (vgl. symbolum, confessio, Bekenntnis)? Ist das be- der sprachliche Reflex eines durchs Tauschprinzip definierten Eigentumsverhältnisses (des Staates)?
    Zur Geschichte der Banken wäre der Hinweis wichtig, daß
    – der Modernisierungsschub in der politischen Ökonomie, aus dem auch der Faschismus abzuleiten wäre, sich auf eine merkwürdige Weise widerspiegelt in der Geschichte des Positivismus (von Mach zum Wiener Kreis) und ihrer Affinität zum Ursprung des Neoliberalismus (Hinkelammert, Popper);
    – es ist die gleiche Geschichte, in der der Staat immer mehr seiner Funktionen abgibt an politisch nicht mehr zu kontrollierende Instanzen (Bundesbank, Bundesverfassungsgericht, Europäische Gemeinschaft), parallel dazu immer größere Teile seiner Aufgaben privatisiert;
    – mit der Ausweitung der Funktionen des Marktes (mit den Banken als Clearingstellen) degeneriert Politik zusehends zum Wechselspiel von Privatwirtschaft und Verwaltung, während die Regierung immer deutlicher auf die auf die immer weniger zu erfüllende Funktion der Erhaltung und Garantie des Privateigentums zusammenschrumpft (mit einem Militärapparat, der die einfachsten Funktionen nicht mehr zu erfüllen in der Lage ist – vgl. den Golfkrieg, den Somalia-Einsatz und den Jugoslawien-Krieg mit dem Vietnam-Krieg -, und einer zusehends von innen sich kriminalisierenden Polizei).
    Hat der Abbau der Sozialleistungen (die „Verschlankung des Staates“ im Kontext der Privatisierung seiner Aufgaben und der Delegation von Regierungsaufgaben an „autonome“, d.h. nur dem Gesetz der Eigentumserhaltung, dem Wertgesetz des Marktes, verpflichtete Institutionen) etwas mit dem Problem der Energieerzeugung zu tun, mit der Senkung der Lohnkosten und der Steigerung der Energieausbeute (Ausbeute und Ausbeutung)?
    Poppers Konzept der wissenschaftlichen Erkenntnis, die aus Hypothesen hervorgeht, die sich im strengen Sinne nicht verifizieren lassen und nur so lange gelten, wie sie nicht falsifiziert (empirisch widerlegt) worden sind, orientiert sich am Modell der freien Marktwirtschaft, in der das Ergebnis des wirtschaftlichen Handelns sich auch nicht antizipieren (höchstens durch begleitende Strategien bis zu einem gewissen Grade absichern) läßt: Über das Ergebnis entscheidet letztendlich – wie in der empirischen Naturwissenschaft das Experiment – der Erfolg oder Mißerfolg am Markt. Der Neoliberalismus ist der Versuch, das Äquivalenzsystem der Naturwissenschaften auf die Ökonomie zu übertragen.

  • 2.12.1994

    Zum Begriff der Energie:
    – Das Gesetz der Erhaltung der Energie ist kein empirisches, sondern ein apriorisches Gesetz: Stabilisator des Inertialsystems (Beziehung von Quadrat und Orthogonalität);
    – in Wellenbewegungen bewegt sich keine Materie, sondern Energie (physikalischer Begriff der Fortpflanzung, Zusammenhang dieses Begriffs mit dem Relativitätsprinzip; wird hier nicht die potentielle Energie kinetisch?); gilt das Prinzip der Geschwindigkeitskonstanz für jede Fortpflanzungsgeschwindigkeit (ist es der logische Grund jeder Wellenbewegung)? – Gibt es ebenso wie einen Lichtraum auch einen Schallraum (mit einem veränderten Begriff der Gleichzeitigkeit)?
    – die Einsteinsche Äquivalenz von Materie und Energie, Folge des Prinzips der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit, transponiert den Energiebegriff in eine veränderte Konstellation; das Plancksche Wirkungsquantum und die elektrische Elemantarladung konstituieren sich in dieser veränderten Konstellation (in dem durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit korrigierten Inertialsystem).
    – Beziehung zum Statistik-Problem: Kann es sein, daß statistische Phänomene nicht nur wegen der Undefinierbarkeit des Anfangsbedingungen, sondern in erster Linie wegen der Unanwendbarkeit des mechanischen Modells dem mechanischen Kausalitätsbild (nicht -begriff!) sich entziehen: Unterliegen vielleicht schon in der kinetischen Gastheorie die Richtungen der bewegten „Atome“ einer Feldsteuerung durch ein vorgelagertes „Wellenfeld“ (Elastizität, bei Gasen adiabatische Kompressibilität: Zustandsänderungen ohne thermischen Austausch; Problem der Interpretation der Planckschen Strahlungstheorie)? Ist die Energie (ähnlich dem Kapital in der Ökonomie, das erst mit der Subsumtion der Lohnarbeit unters Tauschprinzip sich konstituiert – vgl. das Bankenproblem) ein Systemproblem?
    – Entspricht dem Begriff der Energie (Energie ist „gespeicherte Arbeit“) der des Kapitals (nicht des Geldes) in der Ökonomie? Wie der Energiebegriff mit der Orthogonalität des Inertialsystems (mit der Gleichnamigmachung des Ungleichnamigen) zusammenhängt, so der des Kapitals mit der Anwendung des Tauschprinzips auf die Lohnarbeit, mit dem Schuldzusammenhang (dem Fortleben der Schuldknechtschaft im Lohnarbeitsverhältnis). Wenn das Kapital „arbeitet“, so gründet das in einer Logik, zu deren logischen Konstituentien der Energiebegriff gehört. Auch das Kapital ist „gespeicherte Arbeit“. Hat der Energiebegriff in der Physik etwas mit den Banken in der Ökonomie zu tun (vgl. die Unterscheidung von potentieller und kinetischer Energie, die nach der Allgemeinen Relativitätstheorie gegenstandslos geworden sein müßten).
    Das Plancksche Wirkungsquantum ist ein Produkt der Atomisierung der Energie in der Zeit (in der Minkowskischen Raumzeit wird die Zeit in eine Äquivalenzbeziehung zum Raum gerückt). Wie hängt die Energie mit der Orthogonalität (der Dimensionalität) des Raumes zusammen?
    Sind das Plancksche Wirkungsquantum und die elektrische Elementarladung Konsequenzen aus dem durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit korrigierten Satz von der Erhaltung der Energie?

  • 10.11.1994

    Ist nicht die Redundanz, die Einstein mit dem Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit aufdeckt, der Grund der Gravitationstheorie, der Grund der Kraft des Systems, das Ungleichnamige gleichnamig zu machen?
    Das Buch Hiob ist ein Beleg dafür, daß Alexander den gordischen Knoten nur durchschlagen, nicht gelöst hat. Behemoth und Leviathan (das Tier vom Lande und das Tier aus dem Meer) symbolisieren das Ergebnis der Durchschlagung des Knotens: das symbolische Äquivalent der Begriffe Welt und Natur.
    Hegels Logik als die bewußtlose Beschreibung der Geschichte einer Katastrophe lesen, sie aus dem Schlaf erwecken: das wäre die Aufgabe des Hahns. Aufgabe der Theologie wäre es, das Feuer in diesem brennenden Dornbusch (das Gericht der Barmherzigkeit über das gnadenlose Weltgericht) begreifen.
    Ist nicht der „real existierende Sozialismus“ als Resultat des Konzepts vom Sozialismus in einem Land durch die Rückwirkung seiner außenpolitischen Naturbeziehungen zwangsläufig zum Staatskapitalismus entartet? Und lag darin nicht die Reflexionsbarriere und Erkenntnishemmung begründet, die es ihm verwehrt hat, die Kapitalismuskritik auf ihren jeweils aktuellen Stand zu bringen, insbesondere das Desiderat einer Theorie des Finanzkapitals, mit der Theorie der Banken im Kern, endlich zu erfüllen?
    Die Vertreibung der Händler und Geldwechsler aus dem Tempel (Konkretisierung des Wortes „Barmherzigkeit, nicht Opfer“) verweist genau auf diesen Punkt.
    Ist nicht Eli Wiesel der Martin Buber zu einem Franz Rosenzweig, der heute Primo Levi heißt?
    Zum Turmbau zu Babel: Wenn die Architektur etwas mit der Geschichte der Philosophie (mit der Geschichte der Logik der Schrift) zu tun hat, dann bezieht sich der Turmbau zu Babel auf ein Ereignis, das mit dem Ursprung der Grammatik (dem Eindringen der Logik der Schrift in die Sprache) zu tun hat.
    Dialektik ist die instrumentalisierte Umkehr; sie steht unterm Bann des Inertialsystems.

  • 28.9.1994

    Gegen Aristoteles: Nicht die erste Bewegung ist das Problem, sondern die Trägheit. In der Trägheit ist die Zukunft von der Vergangenheit (die Geburt vom Tod: Ursprung des Naturbegriffs) verschlungen. Ist die Trägheit (das Inertialsystem) der Inbegriff des Lahmen und Blinden (Raum und Materie)? – Vgl. hierzu nochmal die Antwort Jesu auf die Anfrage des Täufers und die Rolle der Lahmen und Blinden bei der Eroberung Jerusalems durch David.
    Ziel der Kritik des Inertialsystems wäre es, daß die Blinden wieder sehen und die Lahmen wieder gehen.
    Was bedeutet eigentlich die Wortgruppe „Völker, Stämme, Sprachen und Nationen“ (waren es in der hebräischen Bibel nur drei Namen, und welcher fehlte)?
    Das „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ bezeichnet das genaue Gegenbild zu einem Zustand, in dem alle wissen, was sie tun: in dem alle Gott erkennen und zu Propheten geworden sind.
    War nicht schon in dem Marx-Wort von der resurrectio naturae die Katastrophe vorbeschrieben: quia resurrectio est finis naturae? Die Auferstehung wäre das Ende des Verblendungszusammenhangs, den der Naturbegriff bezeichnet und besiegelt.
    Wichtig die Unterscheidung zwischen Theorie und Lehre: Die „Trinitätslehre“ ist keine Lehre, sondern Produkt und Opfer der Logik der Theorie, und ihr Kern, die homousia, der Katalysator der Selbstzerstörung der Lehre.
    Ist nicht die Mikrophysik insgesamt das Ensemble, aus dem die Theorie des Feuers (der apokalyptische Aspekt der Naturwissenschaft) zu gewinnen wäre. Der Schlüssel dazu liegt im Planckschen Strahlungsgesetz und im Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit (die in ähnlicher Weise aufeinander bezogen sind wie Radius und Umfang eines Kreises).
    Werden wir Kohl solange wählen müssen, wie wir die als Adler verkleidete fette Henne an der Stirnwand des Bundestages haben werden?
    Die Taubenhändler und die Geldwechsler: sind das nicht die Opfertheologen (die an die Bekenntnislogik gefesselten Kirchen) und die Banken?
    Das Lamm und der Drache, mit denen das Tier vom Lande verglichen wird, werden hierbei nur als Gattungen zitiert (ohne bestimmten Artikel).
    Die Heiligung des Gottesnamens ist seine Befreiung aus den Verstrickungen des Begriffs: der Anfang einer Theologie im Angesicht Gottes. Die Befreiung ist eine Befreiung wie durch Feuer.

  • 19.9.1994

    Das Lachen ist die Finsternis über dem Abgrund wie auch die dem Feind zugewandte Seite der Bekenntnislogik, die mit dem Feindbild zugleich den Inhalt des Bekenntnisses stabilisiert (Beziehung zur Opfertheologie). Das Lachen gehört ebenso wie die hierarchische Grundordnung, zu der es gehört, zu den Konstituentien einer durch Gewalt bestimmten Welt. Das Lachen steht in einem Systemzusammenhang mit dem Problem der Souveränität (Carl Schmitt); es definiert die Grenze zwischen dem Eigentlichen und dem Uneigentlichen, die Bei Heidegger als Produkt einer reinen Dezision („Entschlossenheit“) sich erweist. Das Stück Irrationalität, die Lücke, die das Lachen (der Dezisionismus) überbrücken soll, ist die systemische Lücke der Beweislogik. Nicht zwar überbrückt, wohl aber ausgelotet wird diese Lücke durch die theologische Idee der Barmherzigkeit, ohne die es eine Schöpfungslehre und die Lehre von die Lehre von der Auferstehung nicht gibt: sie sprengt den Natur- und Weltbegriff, indem sie die Trennung beider, die der eigentliche Grund des Lachens ist, aus dem Bann des Absoluten erlöst. Während im Schrecken (im „Grauen um und um“) die Schrift sich erfüllt, erfüllt sich das Wort in der Erlösung von diesem Bann. Die gesamte christliche Tradition hat die Erfüllung des Wortes mit der Erfüllung der Schrift verwechselt: Diese Verwechslung war der Kelch, von dem Jesus wünschte, er möge an ihm vorübergehen.
    Man kann Carl Schmitt nicht widerlegen, wenn man die Lücke, die er mit seinem Begriff der Souveränität zu schließen versucht, bloß leugnet (vgl. Krockow).
    Der Paulinismus hat mit dem Namen des Gesetzes (der in der Logik der Schrift gründet), die Erinnerung an die Lehre (die Voraussetzung der Erfüllung des Worts) gelöscht und nur deren Leichnam, das Dogma und die Eucharistie, übrigbehalten.
    Hat Joachim Ritter nicht recht, wenn er das Lachen als ein Ingrediens des Weltbegriffs begreift? Das Lachen ist das Instrument der Trennung von Welt und Natur: Mit dem Lachen hält die Welt sich die Natur vom Leibe. Die Sprache bewegt sich nur noch in der zweiten Natur der Subjektivität, sie reicht an die erste nicht mehr heran (wie in Habermas‘ Kommunikationstheorie).
    Aber Ritters Begriff der Subjektivität ist das Zeichen der Kapitulation vor der sprachfremden Objektivität, des Verzichts darauf, diese Objektivität mit der Vernunft zu durchdringen.
    Joachim Ritter übersieht den blutigen Ernst des Lachens, seine doppelte Beziehung zum Mord, in dem es sowohl gründet als auch endet.
    War nicht das homerische Lachen der Götter Ausdruck der Auseinandersetzung mit dem Schicksal: die Subjektivierung des Lachens war ein Nebeneffekt der Verinnerlichung des Schicksals (und des Ursprungs einer Gottesidee, zu der die Vorstellung gehört, daß Gott seiner nicht spotten läßt: Modell des heute vergesellschafteten Instituts der „Majestätsbeleidung“).
    Ist der Mond die astronomische Verkörperung des Lachens? Das würde begründen, weshalb Hunde den Mond anbellen. (Und der Zyklus der Frauen hängt mit dem Mondzyklus zusammen.)
    Gibt es innersprachliches Äquivalent jener Engel-Kosmologie, die die Paulus-Briefe auszeichnet (und u.a. in der kirchlichen Liturgie, in der Präfation, erscheint)? Ist das kreisende Flammenschwert des Kerubs vorm Eingang des Paradieses die Verkörperung des Lachens (JHWH thront auf den Kerubim)?
    Wenn Jesus nicht gelacht, dafür aber die Dämonen ausgetrieben hat, so ist das das genaueste Symbol der Erfüllung des Wortes.
    In ihrer mystischen Tradition haben die Juden versucht, das Wort aus seiner Verstrickung in die Logik der Schrift zu befreien, während die christliche Tradition das Wort erneut der Logik der Schrift unterworfen hat.
    Ist nicht das Deutsche die vollendete Entfaltung der Logik der Schrift? Und sind davon nicht die deutsche Klassik, die deutsche Musik und die deutsche Philosophie der vollendetste Ausdruck? Daß bei Schelling die Zukunft „geahndet“ wird (und nicht, wie es nach der Entfaltung des Weltbegriffs allein noch möglich ist, erinnert), ist hierzu ein Schlüsselwort: Spökenkieker mögen die Zukunft „ahnen“, geahndet wird nur die Schuld, in deren Zusammenhang die Zukunft mit dem entfalteten Weltbegriff irreversibel sich verstrickt.
    Vgl. die Vermutung Gunnar Heinsohns, daß Darius (der Erfinder des gemünzten Geldes) der biblische Hammurabi ist (der erste, der das Recht der Logik der Schrift subsumiert, es zum Gesetz gemacht hat). Gegen das persischen Reich waren in der Tat das assyrische und das babylonische nur Vorstufen.
    Hat der Ursprung und die Geschichte der Beichte etwas mit dem Ursprung und der Geschichte des Geldes (Heinsohn) zu tun? Auch hier wurde die Schuld in kleine Münze umgeformt, die am Ende als ganze eingefordert werden wird (Ursprung und Geschichte der Schuldknechtschaft, Geschichte der Banken).
    (Liegt „meiner“ Interpretation der Geschichte der drei Leugnungen die matthäische Version zugrunde?)
    Das typologische Schriftverständnis müßte im Kontext einer Kritik der Philosophie (einer Kritik der Geschichte der Logik der Schrift) sich sprachlogisch begründen lassen.
    Nur die Schriftreligionen sind Weltreligionen.
    Heute machen sich die Bücher mit dem Weltgericht gemein (mit wenigen Ausnahmen). Der Hegelsche Weltgeist ist das durch die Logik der Schrift gekreuzigte, gestorbene und begrabene Wort.
    Mit dem Übergang vom Märtyrer zum Confessor, der dann die Geschlechtertrennung der Heiligen (den Ursprung der „Virgo“) nach sich gezogen hat, ist das Zeugnis der Wahrheit, das vorher das des Martyriums war, vergeistigt worden zur confessio: Hierdurch ist die Wahrheit in die Logik der Schrift zurückgenommen, in ein Herrschaftsmittelt umgeformt (und patriarchalisiert) worden. Die Logik der Schrift ist die Logik der Instrumentalisierung (oder auch die Logik der Vergegenständlichung, des Weltbegriffs).
    Reflektieren nicht die Grammatiken allesamt den Punkt, an dem die Sprachen zu Schriftsprachen geworden sind?
    Das Substantiv ist der Verdunkelungspunkt der Grammatik, das schwarze Loch, das alle Erkenntniskraft der Sprache in sich aufsaugt und nicht mehr herausläßt.
    Wie kommt es, daß in den modernen romanischen Sprachen (mit Ausnahme des Rumänischen) tendentiell das Neutrum wieder entfällt?
    Gründet das Neutrum in der Angleichung von Ja und Nein (Ursprung der Reflexionsbegriffe).
    Gehört nicht zur Bekenntnislogik als ihr Kern das Opfer der Vernunft? Der Ausgleich ist das Feindbild (Ursprung des Weltbegriffs).
    Korruption und Verschwendung der Regierenden steigen mit der Not des Volkes.
    Ist nicht jeder Staatskapitalismus zum Untergang verurteilt, sobald er beginnt, die agrarische Produktion zu vergesellschaften; liegt nicht hier die Quelle der Paranoia aller „sozialistischen“ Diktaturen, und gründet nicht hier der Mechanismus, der sie zwingt, am Ende von der eigenen Substanz zu leben? Und sind das nicht zugleich drastische Beispiele für die Folgen der Bekenntnislogik, die unvermeidbar waren, nachdem Kritik in ein Herrschaftsmittel verwandelt (der historische Materialismus zur Ideologie) wurde: für die Folgen Instrumentalisierung der Sprache, der Trennung einer sprachfreien Realität von der subjektivierten Sprache?
    Der Wohlgesonnene ist für den Nationalgesinnten ein Sympathisant.
    Der Staat gründet im Urteil, und das Gewaltmonopol des Staates ist das Prinzip der Selbstzerstörung der Sprache.
    Der Grund, aus dem jede Ästhetik erwächst, ist die Reflexion. Auf diesem Boden von „realer Gegenwart“ zu sprechen (George Steiner) heißt: den Schein hypostasieren.
    Der Satz „Das Eine ist das Andere des Andern“ fixiert mit der Konsequenz, die Hegel daraus zieht, den Blick des Anklägers und treibt die Barmherzigkeit aus (die jeder Ankläger mit den Dämonen verwechselt). Die Welt ist der Inbegriff der verandernden Kraft, und deren Repräsentanten im Subjekt sind die subjektiven Formen der Anschauung (und deren objektiver Grund wiederum ist die Logik der Schrift).
    Zu Begriff der Spekulation: Das Subjekt, das sich in der entfalteten Reflexion zu verlieren droht, bedarf des Absoluten als eines Spiegels, in dem es sein Selbst entdeckt und wiedergewinnt. Dieses Absolute ist Subjekt, Gegenstand und Produkt der Spekulation. Der Grund, aus dem es hervorgeht und erwächst, ist der Schein. Bezieht sich hierauf nicht das Bild von der Konstellation Schlange, Adam und Staub (die Schlange frißt den Staub, den Adam produziert)? Der Dezisionismus, der nicht zufällig in der Lehre von der Souveränität gründet, ist das unfreiwillige Schuldeingeständnis des Absoluten. Und die Idee des Absoluten ist das Denkmals des philosophischen Erbes der Theologie. Durch die Idee des Absoluten ist die Theologie auf eine höchst ironische Weise zur Magd der Philosophie geworden.
    Kopernikanisches System und Fernsehen: Das Inertialsystem ist die Schaubühne, auf der wir Autor, Regisseur und Schauspieler in einem sind, nur daß wir es am Ende als Zuschauer nicht mehr merken.
    Verkehrte Welt: Der Weltbegriff ist die Einheit der Gegenständlichkeit des Wissens mit der Subjektivität der Natur.

  • 21.8.1994

    Liegt nicht zwischen physis und natura, zwischen Zeugung und Geburt (in der man „das Licht der Welt erblickt“), die Gebärmutter: die Barmherzigkeit, die Hysterie?
    Im Endeffekt hat das Christentum die Unsterblichkeit von der Auferstehung: das Wort von seiner Erfüllung getrennt.
    Ist es nicht das Selbst, das in der Hegelschen Philosophie überall seine Duftmarken setzt (und darin nicht die Sache, sondern – wie das Geld in den Waren – nur sich selbst wiedererkennt)?
    „Es (das Allgemeine in seiner Besonderung, in dem Urteile und der Realität) erhebt auf jeder Stufe weiterer Bestimmung die ganze Masse seines vorhergehenden Inhalts und verliert durch sein dialektisches Vorgehen nicht nur nichts, noch läßt es etwas dahinten, sondern trägt alles Erworbene mit sich und bereichert und verdichtet sich in sich.“ (Logik II, S. 502, Hervorhebungen H.H.) Wird hier nicht der Erkenntnisprozeß als einer der Ausbeutung beschrieben, und erinnert die Beschreibung nicht zugleich an die „Arbeit“ des Geldes und der Banken?
    Ist nicht der euklidische Beweis das Modell und das Paradigma jeglichen Beweises, und worauf gründet er: Entspricht die Orthogonalität im geometrischen Beweis den Zeugen im Gerichtsbeweis, repräsentiert sie die Andern, die Gesellschaft, die Welt im Subjekt (und was haben die Märtyrer, die Blutzeugen, mit der Orthodoxie zu tun)?
    Unmittelbarkeit und Reflexion (oder Vergegenständlichung und Instrumentalisierung) sind durch die Orthogonalität (durch die Hereinnahme des Blicks des andern) auf einander bezogen.
    Wodurch unterscheidet sich die demonstratio von der monstratio? Was hat die Demonstration (und insbesondere sein historischer Ursprung: der Sieges-/Triumphzug und die Fronleichnams-Prozession) mit dem Beweis zu tun?

  • 15.7.1994

    „Spruch des Herrn“: Die Prophetie ist der Blitz aus den Wolken der Logik der Schrift (wenn die Erde das Realsymbol der Sprache ist, ist dann der Himmel das der Schrift: die Feste, die die oberen von den unteren Wassern: die Prophetie von der Philosophie, trennt?).
    Keuschheitsgebot: Sind Himmel und Schrift durch die Logik der Scham verbunden?
    Die Schrift trennt die Erinnerung von der Gegenwart (legt sie in Büchern ab), während der Himmel die Gegenwart von der Erinnerung trennt (das kreisende Flammenschwert des Kerubs vorm Eingang des Paradieses). Wird deshalb am Ende der Himmel wie eine Buchrolle sich zusammenrollen?
    Es gibt keine Ur-Sprache, keine „vollkommene“ Sprache, aus der alle anderen Sprachen (durch Degeneration oder Verfall) hervorgegangen sind, sondern auch für die Geschichte der Sprache gilt das Gesetz von Katastrophe und Errettung (die „Ur-Sprache“ war „wüst und leer“). Beschreibt nicht der Schöpfungsbericht im Text zwischen der Erschaffung von Himmel und Erde und dem ersten Schöpfungstag den katastrophischen Zustand der Sprache vor der Sprache und das Sechstagewerk den Weg zur Errettung der zerstörten Sprache?
    Die vier Reiter, sind das nicht Verkörperungen der vier Enden der Erde (der Deklinationen)?
    Das Immobiliengeschäft (die Subsumtion des Ackers unters Tauschprinzip) und die (Tempel-)Banken haben einen gemeinsamen Ursprung und sind Teil einer Geschichte.
    Die Bindung der Wahrheit an die Urteilsform (an die Logik der Schrift oder an den Weltbegriff), Grund und Formgesetz der Dogmenentwicklung, hat den Vorteil des Scheins der Objektivität erkauft mit dem Verzicht auf Schuldreflexion. Hier liegt der Grund der Opfertheologie (sowie des Konzepts der Entsühnung der Welt und der Vergöttlichung Jesu). Hegels Definition des Wahren („der bacchantische Taumel, in dem kein Glied nicht trunken ist“) liegt in der genauen Konsequenz der Logik dieses Verzichts; durch die Abstraktion von der Schuldreflexion (die die Wahrheit ans Konkrete, an ihren Zeitkern, an die Gegenwart, verweist) wird das Wahre in den Schuldzusammenhang des Herrendenkens hereingezogen, verliert es seine Sprachkraft, die erkennende Kraft des Namens, wird es zum Taumelbecher, zum Kelch des göttlichen Zorns (den nach prophetischer Tradition die Herrschenden trinken).
    Wer begriffen hat, daß es zur Prophetie die Position des Zuschauers nicht gibt (daß der Zuschauer sich nicht heraushalten kann: daß er Objekt der Prophetie ist), hat nur noch die Alternative, selber Prophet zu werden, indem er sich als Objekt der Prophetie begreift.

Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie