Burkitt

  • 27.1.1997

    Schrecken und Verurteilung: Die Verurteilung soll den Schrecken bannen, den ich erfahre, wenn ich im Andern mich selbst erkenne. Selbsterkenntnis aber gibt es nur, wenn ich in den Andern mich hineinversetze. War nicht der Terrorismus der RAF ein Versuch, diesen Schrecken zu bannen, indem man das Urteil an denen, mit denen man um keinen Preis verwechselt werden wollte, gleich vollstreckt?
    Der Universalismus (der Moral wie überhaupt des Urteilens, das den Anspruch erhebt, für alle zu gelten) gründet im Gesetz: in der Errichtung der Norm. Aber es gibt kein Gesetz ohne die Verdrängung (Leugnung) der Vergangenheit: seiner subjektiven und objektiven Ursprungsgeschichte, der Geschichte seines Ursprungs im Subjekt wie in der Geschichte.
    Die Geschichte der drei Leugnungen ist eine Verdrängungsgeschichte.
    Ist nicht der Begriff der Anschauung der Inbegriff dieser Verdrängungsgeschichte?
    Es gibt einen Begriff der Kommunikation, in dem nur noch die Kapitulation vor den versteinerten Verhältnissen sich ausdrückt. Ist es nicht dieser Kommunikationsbegriff, der der Habermas’schen Kommunikationstheorie zugrunde liegt? Und war nicht der Verzicht darauf, die Natur zum Gegenstand der Reflexion zu machen, der Einstieg in die Kommunikationstheorie?
    Verkehrte Welt: Heute werden die arrogant gescholten, die nicht mit den Wölfen heulen, die, weil sie gegen die verbreitete Herzlosigkeit den Gedanken an die Opfer nicht loswerden, mit der allgemeinen Niedertracht nicht sich gemein machen können. In der Welt der Wölfe sind die Lämmer arrogant.
    „Es ist sehr schwer, im Einzelfall zu entscheiden, inwieweit der Gebrauch eines Pseudonyms (bei den Autoren der Apokalypsen, H.H.) eine literarische Mode war oder ob dahinter wirklich eine betrügerische Absicht stand.“ (F. Crawford Burkitt: Jüdische und christliche Apokalypsen, 1914, in: Klaus Koch und Johann Michael Schmidt, Hrsg.: Apokalyptik, Darmstadt 1982, S. 152) Die Alternative Mode oder Betrug greift zu kurz; der Wahrheit näher kommt wahrscheinlich die Vermutung, daß der Gebrauch des Pseudonyms in den Ursprungsbedingungen der Apokalyptik selber liegt (Stichworte: Ende der Prophetie, Hellenismus, Ursprung des Weltbegriffs und des „Bewußtseins“, Prophetie und Reflexion der Prophetie: der „Schriftgelehrte“, Pseudonymität und Logik der Schrift, Pseudonyme und das Problem der Fälschungen im Mittelalter, vgl. die Konstantinischen Schenkungen und Pseudo-Dionysius/Dionysius Areopagita).

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