Kirchenkritik als Papstkritik (zu Peter de Rosa: Gottes erste Diener): PdR bleibt im Bannkreis des autoritären kirchlichen Denkens, wenn er Papstkritik auf der Grundlage der Kriterien des moralischen Urteils (für deren Begründung und Erhaltung die Institution des Papsttums – Inbegriff des kirchlichen Personalismus – unerläßlich ist) betreibt, anstatt den geschichtsphilosophischen (und theologischen) Stellenwert dieses Moralbegriffs zu untersuchen. Zu den historischen Gründen dieses kirchlichen Selbstverständnisses gehört jene Phase der Papstgeschichte so notwendig dazu wie das Fegefeuer zur Hölle. Die Funktion dieser Kritik ist stabilisierend (sie gehört zum kirchlichen double-bind-Syndrom; nur wenige Theologie-Studenten, bei denen die erste Kenntnisnahme dieser Dinge nicht systemerhaltend gewirkt hätte). Ein Nebeneffekt: Die Darstellung dieser Geschichte nach den Kriterien ihrer moralischen Beurteilung (die mit hämischen Nebenbemerkungen nicht spart) unterstellt, daß die heutigen Verhältnisse, unter denen die System-Voraussetzungen dieser Moral als säkularisierte fast unangreifbar geworden sind, als Naturverhältnisse auch in die Vergangenheit projiziert werden können: So wird der blinde Fleck verewigt, der dann die historische Erkenntnis verhindert (der Nachgeborene als Richter der Vergangenheit: das ist die Wahrheit der Gnade der späten Geburt; die Toten haben die Drecksarbeit für uns erledigt, zum Dank werden sie von uns verurteilt).
Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Geschichte der „Ver-leugnungen“ (der Herrschaftsgeschichte des Christentums – die u.a. in der Fortsetzung des Caesarismus in der Papstgeschichte sich manifestiert) und dem Ursprung und der Geschichte des Islam?
de Rosa
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23.03.91
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17.03.91
Liegt der Unterschied zwischen Judentum und Islam an der gleichen Stelle, an der auch der Unterschied zwischen Namen- und Begriffslehre begründet und zu suchen ist, und ist die „Islamisierung“ des Christentums nicht schon vor der Entstehung des Islam eingetreten, vom Islam dann nur auf „reinere“ Weise rezipiert und danach ans Christentum wieder zurückgegeben worden? Drückt sich diese Beziehung auch im Gottesbegriff aus: Allah wird immer nur in der dritten Person bestimmt, bleibt immer gegenständlich; er spricht nicht selbst, sondern spricht durch den Heiligen Geist, der ein Engel ist. Bezeichnend auch die adjektivische Struktur der Namen Gottes, die hier zu Eigenschaften werden und aus diesem Grunde im Islam immer mit dem Zusatz All- gebildet sind: der Allbarmherzige, der Allverzeihende, der Allmächtige, der Allwissende etc (insgesamt 99 Gottesnamen).
Islam ist die Ergebenheit in den Willen Gottes, und der Wille Gottes ist das, was geschieht. Ein letztes Echo davon ist Hegels „die Vernunft ist wirklich, das Wirkliche ist das Vernünftige“ (Rechtsphilosophie).
Die Opfertheologie als Ursprung des Idealismus: Vgl. hierzu die Bemerkung in der DdA.
Das islamische Opfer ist eigentlich nur die Erinnerung an das Opfer Abrahams, die Abgeltung des Menschenopfers. Damit hängt es möglicherweise zusammen, daß nach dem Koran Jesus nicht selbst am Kreuz gestorben ist.
Das Bilderverbot ist das Verbot, Gott und die Welt hinter ihrem Rücken zu begreifen.
Für mich war die massive, konzentrierte und brutale Wut auf die Taten der raf schlimmer als die raf und ihre Taten. Und hierin ist etwas, was ich nicht vergessen kann.
Der Zwang, die Probleme nur noch auszusitzen, der in den noch unabsehbaren Folgen der deutschen Einigung möglicherweise noch einmal verhängnisvoll sich auswirken wird, rührt her von dem unaufgearbeiteten „deutschen Herbst“.
Peter de Rosas „Gottes erste Diener“ bleibt selbst in den Folgekategorien dessen, was er kritisiert, befangen. Die Darstellung der Dinge im 7. bis 9. Jahrhundert urteilt nach den gleichen moralischen Kriterien, an denen die Kirche selber leidet, aus denen auch der Zustand der Dinge in jener Zeit sich ableiten läßt. Auch hier gilt: der Ankläger hat immer Unrecht.
Der real existierende Sozialismus ist daran gescheitert, daß er den „dialektischen und historischen Materialismus“ gleichsam glaubte als naturwissenschaftlich-technische Lehre nutzen zu können, daraus politisch anwendbare Gesetze ableiten zu können. Aufgrund dieser Voraussetzung war er gezwungen, seine eigene Basis nochmals zu verraten. Sein Fehler war zu glauben, es gebe einen Standpunkt außerhalb, und dieser Standpunkt außerhalb (hinter dem Rücken der Gesellschaft) sei durch die „Ideologie“, die er dann auch noch so nannte, definiert. So hat er sich dann durch sein Macht- und Politikverständnis unter Rechtfertigungszwänge gesetzt, die zwangsläufig dazu führten, daß er die eigene Basis verraten hat und verraten mußte.
Die Naturwissenschaften produzieren heute so viele dem Weltzustand angemessene, ihn aufschlüsselnde Bilder, daß es eher der Erklärung bedarf, wieso niemand darauf anspricht, als wenn heute jemand sie wahrnimmt. Zu diesen Bildern gehört
– das „schwarze Loch“, dessen Gravitationskräfte so groß sind, daß es alles in sich aufsaugt, aber nichts mehr, auch keine Strahlung, nach außen herausläßt, und
– die sogenannten Teilchenbeschleuniger: dieses Bild des unablässig gegen eine Wand Anrennens und darin soviel Energie, Intelligenz und materielle Ressourcen hineinzustecken, ohne daß dabei die Lösung der Fragen, mit denen Aufwand begründet wird, im Ernst weitergebracht wird (Heideggers Begriff der Frage gewinnt hier gegenständliche Realität).
Das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit (und seine Bedeutung für die Mikrophysik und für die Erkenntnisbasis der Naturwissenschaften insgesamt, das Inertialsystem) läßt sich erst lösen, wenn es gelingt, die Struktur des Raumes in seiner Beziehung zur naturwissenschaftlichen Begriffsbildung aufzuschlüsseln.
Diese unendliche Last der Faschismus-Erfahrung, dieses unendliche Gravitationsfeld, das alles in sich aufsaugt und nicht mehr nach außen strahlt.
Parakletisches Denken und das Antlitz der Erde: Emitte spiritum tuum et renovabis faciem terrae.
Vgl. Gen 11: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ und Gen. 24b: „Zur Zeit, als Gott, der Herr, Erde und Himmel machte, …“ Was bedeutet die unterschiedliche Reihenfolge (Himmel und Erde bzw. Erde und Himmel) im Kontext von „schuf“ und „machte“ sowie von Jahwe und Elohim?
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