Ebach

  • 12.11.1996

    Ähnlich wie die Staatsschutzsenate die Grenzen des Rechtsstaats, testen die „Sparprogramme“ der Regierungen in der Europäischen Union unter dem Zwang des Maastricht-Vertrags die Schmerzgrenzen derer, die unten sind. Beide Grenzen, die der Gemeinheit wie auch die der Armut, sind dehnbar: die letzten dehnbaren Grenzen in der versteinerten Welt. Die versteinerte Welt ist die von den Gesetzen der Verwaltung beherrschten Welt.
    Gemeinheit ist kein moralischer, sondern ein logischer Tatbestand. Ihre Grenzen sind die Grenzen der Beweisbarkeit, auf die es in der Verwaltung allein noch ankommt (Tatsachen werden erst durch ihre Beweisbarkeit zu Tatsachen; Akten sind potentielle Beweise: Tatsachen werden erst durch Akten zu Tatsachen. Der Augenschein macht Tatsachen gerichtskundig: zu Akten).
    Eigentlich ist es ein archaisches Relikt, wenn in Staatsschutzprozessen überhaupt noch Zeugen benötigt werden. Verwertbare Zeugen sind insbesondere „Kronzeugen“, oder Zeugen, die entweder selber unter Anklagedruck stehen (erpreßte Zeugenaussagen) oder aus anderen Gründen eine Gewähr dafür bieten, daß ihre Aussagen dem Verurteilungswillen nicht im Wege stehen werden (z.B. Staatsbedienstete mit eingeschränkter Aussagegenehmigung). Der vollkommene Staatsschutzprozeß wäre einer, in dem die Beweiserhebung gleichsam nur behördenintern erfolgt (über Akten, eigene Ermittlungsergebnisse, behördeneigene Gutachten und „gerichtsbekannte Tatsachen“, die über Urteile aus früheren Prozesse ins Verfahren eingeführt werden; nicht im Sinne des Verurteilungswillens verwertbare Akten können durch verwaltungsmäßiges Anbringen von Geheimvermerken der prozessualen Beweiserhebung entzogen werden). M.a.W. der ideale Staatsschutzprozeß wäre ein reiner Verwaltungsakt, der von diesem nur durch das Öffentlichkeitsgebot, dessen Wirksamkeit auf anderem Wege neutralisiert werden muß, sich unterscheidet. Es ist dieser – objektiv bereits abgeschlossene – Verwaltungsakt der federführenden BAW, der im Prozeß unter der Moderation des Staatsschutzsenats der desinteressierten Öffentlichkeit vorgeführt wird und in der Regel dann auch mit dem in der Anklage bereits begründeten Urteil endet (bezeichnend ist selbst noch die Ausnahme von dieser Regel im Urteil im Hogefeld-Prozeß: der Freispruch im Falle Bad Kleinen ist nicht durch den Verhandlungsverlauf begründet; die Gründe dieses Freispruchs hätten schon zu Beginn des Prozesses zur Zurückweisung dieses Anklagepunktes führen müssen, was nur deshalb nicht erfolgt ist, weil nur so ein revisionssicheres gerichtliches Urteil über den „Mord an dem GSG-9-Beamten Newrzella“ durch den toten Wolfgang Grams gefällt werden konnte; der Nebeneffekt, daß in der Öffentlichkeit der Eindruck eines „objektiven Verfahrens“, in dem das Gericht vom Antrag der BAW abweichen konnte, entstanden ist, war sicher nicht unerwünscht; den Prozeßbesuchern ist das hierzu passende Grinsen aus dem Prozeß bekannt).
    Der Feindbild-Clinch ist der Dynamo, der den in den Abgrund rasenden Zug beschleunigt.
    Das Kapital beherrscht heute nicht mehr nur die Kapitalisten, sondern auch ihre Feinde: Während die einen Charaktermasken des Kapitals sind, sind die anderen seine Marionetten, die, ohne es zu wissen, an den Fäden seiner Logik hängen, die längst zur Logik der Welt geworden ist.
    Links und Rechts unterscheiden: Der „Seitenblick“, in dem wir nicht nur die andern und die Welt, sondern auch uns selbst nur noch von außen sehen, ist die gemeinsame logische Basis sowohl des kopernikanischen Systems als auch der kapitalistischen Revolution in Europa. Im Hinblick auf diesen Blick allerdings gibt es kein Außen mehr, gibt es die „Seite“ nicht mehr, von der aus er selber „objektiv“ zu bestimmen wäre, sondern nur noch das Mittel der Reflexion, dessen Kraft am Andern, an der Fähigkeit, in den Andern sich hineinzuversetzen, allein sich entfaltet. In der Ausschaltung und Unterdrückung dieser Reflexion konstituiert sich DIE BANK, DIE IMMER GEWINNT.
    Jürgen Ebach weist darauf hin, daß die „großen Meeresdrachen“ insofern „eine Sonderstellung unter den Lebewesen haben …, als von ihnen nicht eindeutig gesagt wird, sie seien ’nach ihren Arten‘ erschaffen, Auf diese Weise sind sie als ‚Un-Tiere‘ gekennzeichnet“ (Hiob II, S. 151). Vgl. hierzu die Bemerkung Hegels zur „Ohnmacht der Natur, die Strenge des Begriffs nicht festhalten und darstellen zu können und in diese blinde Mannigfaltigkeit sich zu verlaufen“. Diese „Ohnmacht der Natur“ begründet Hegel mit dem Hinweis, daß „in der Natur … in einer Gattung mehr als zwei Arten“ sich finden (Logik II, Felix Meiner Leipzig 1951 <Nachdruck der Ausgabe von 1934>, S. 247). Nach Hegel dürfte es nur zwei Arten in einer Gattung geben, die wie Allgemeines und Besonderes zueinander sich verhalten: Allgemeines und Besonderes ist für ihn nicht Ausdruck der (Subsumtions-)Beziehung, durch die Gattung und Art in der traditionellen Logik aufeinander sich beziehen, er begreift beide als getrennte, reversible, ineinander sich spiegelnde Reflexionsbestimmungen, zu denen sie jedoch erst durch die idealistische Prämisse werden (die unter dem logischen Zwang der subjektiven Formen der Anschauung die Umkehr säkularisiert, die Irreversibilität der Beziehung von Objekt und Begriff, damit aber am Ende die Idee der Barmherzigkeit leugnet). Zu fragen wäre überdies, ob nicht Allgemeines und Besonderes im Kontext des Gattungsbegriffs nichts weniger repräsentieren als die „Arten“, die in der Tat allein in theologischem Zusammenhang (als Werk der sie hervorbringenden „Erde“) sich begreifen lassen, ob sie nicht vielmehr die im Gattungsbegriff selber mit benannte Geschlechtertrennung bezeichnen, die erst unter idealistischem Vorzeichen am Ende zu getrennten Arten sich verselbständigen. Die „Ohnmacht des Begriffs“ ist ein offener Hinweis auf den „Triumph der Barmherzigkeit über das Gericht“.
    „Nach ihrer Art“ (Gen 1):
    – Die Erde lasse sprossen … Die Erde ließ sprossen junges Grün: Kraut, das Samen trägt nach seiner Art, und Bäume, die Früchte tragen, in denen ihr Same ist, je nach ihrer Art,
    – Es wimmle das Wasser … Gott schuf die großen Meerestiere und alles, was da lebt und webt, wovon das Wasser wimmelt, und alle geflügelten Tiere, ein jegliches nach seiner Art,
    – die Erde bringe hervor … Gott machte alle die verschiedenen Arten des Wildes und des Viehs und alles dessen, was auf dem Erdboden kriecht.

  • 7.11.1996

    Gründen nicht Wortbildungen wie Judenfrage, Seinsfrage und deutsche Frage in einem Begriff der Frage, die keinen Adressaten mehr hat: Ausdruck eines gleichsam heroischen Atheismus, der ein faschistischer ist, Bodensatz einer Sprache, die – bis weit in die Theologie hinein – das Gebet nicht mehr kennt? – Diese Fragen sind eigentlich rhetorische Fragen (in „Sein und Zeit“ finden sich ganze Kaskaden solcher rhetorischer Fragen, in deren Produktion Heidegger – wie nach Paul Celan der Tod – ein Meister aus Deutschland ist). Sie haben keine Adressaten und erwarten keine Antwort. Sie erinnern an das, was Ulrich Sonnemann einmal den „folgenlosen Protest“ genannt hat. In diesen Fragen spiegelt sich die Gewalt wider, die inzwischen in die Sprache selber eingedrungen ist und ihr den Weg zu Adressat und Antwort abschneidet, und es bleibt der Eindruck, daß diese Fragen mit dieser Gewalt, die sie so eindrucksvoll bezeugen, sich längst gemein gemacht haben. Diese Fragen gehören in den gleichen Kontext wie das Aussitzen oder auch das Durchsetzen politischer Entscheidungen mit den Mitteln der Gewalt anstatt mit den eigentlich politischen Mitteln der Sprache, sie sind Ausdruck eines „Strukturwandels der Öffentlichkeit“, den Habermas nicht einmal gesehen hat. Ist nicht die RAF ein Ausdruck dieser sprachlogischen Situtation: einer Welt, in der die Moral, nachdem sie mit der Macht sich gemein gemacht hat, solange sie aus dieser Symbiose nicht sich befreit, zur rhetorischen Frage verkommt? Im Imperativ stehen nicht mehr die Attribute Gottes, sondern allein das nackte „Seyn“.
    Hängt der Unterschied zwischen den Worten Volk und Leute (dem im Hebräischen, dann aber auch in den Apokalypsen, der zwischen Stamm und Volk zu entsprechen scheint) mit dem zwischen „wir“ und „ihr“ zusammen (der ersten und zweiten Person Plural)? Und sind die „Nationen“, die Heiden, auch die Barbaren und am Ende die Wilden, Verkörperung des pluralen „sie“, der dritten Person Plural, die im Deutschen in einer merkwürdigen Beziehung zum Femininum steht: Hitler hat die „Masse“, die dieses „sie“ in genauer Verkehrung des Namens der Hebräer mit der ersten Person Plural amalgamiert, als ein Femininum erfahren: Ist das der Unzuchtsbecher? Und ist hieraus nicht die Funktion des Antisemitismus als Instrument der Massenbildung abzuleiten?
    Die transzendentale Logik, die mit den subjektiven Formen der Anschauung den Feindbild-Mechanismus zur Grundlage hat, erzeugt ihr eigenes Reich der Erscheinungen. Ins Recht lassen sich die Bedingungen der Konstruktion synthetischer Urteile apriori über die Feindbildlogik (die hierbei die Rolle der „subjektiven Formen der Anschauung“, des Vorurteils, übernehmen) hereinbringen.
    Wer unfähig wird zu sehen, daß die Attribute Gottes im Imperativ stehen, und sie indikativisch versteht, macht den Indikativ zum Imperativ, er erzwingt die Anpassung ans Bestehende und die Unterwerfung unter die je herrschenden Mächte. Das ist die fatale Wendung einer Theologie, die sich selbst nicht begreift, zur Theologie hinter dem Rücken Gottes. Der Kern des zum Imperativ gewordenen Indikativs ist der Staat. Der Staat ist auch ein sprachlogisches Konstrukt. Das macht die Beziehung der Schlange in der Geschichte vom Sündenfall zum Neutrum durchsichtig und zwingend.
    Ist nicht die Feindbildlogik die Grundlage des Indikativs (und des Urteils)?
    Ist die Beziehung Hiobs zu seinen Freunden nicht ein Paradigma der Beziehung einer Theologie im Angesicht Gottes zu einer Theologie hinter seinem Rücken?
    Der „Jäger und Fallensteller, der sich in den von ihnen selbst ausgelegten Fallen verfängt“, (Ebach I, S. 155, zu Hi 19). Unterschätzt Ebach nicht die Reichweite dieses Bildes, das in die Ursprungsgeschichte des Weltbegriffs und die jesuanische Antwort darauf gehört? Ist nicht dieses Bild eines in seinem eigenen Netz gefangenen Jägers das Modell einer Interpretation des Kreuzestodes bei den Kirchenvätern, ist nicht das Kreuz diese Falle und Rom (der „Teufel“) der Jäger? Läßt die Logik dieses Bildes auf die Gegenwart (z.B. auf das Selbstverständnis des Staates, auf die Beziehung von Anklage und Gericht, auf den feindbildlogischen Kern in den Staatsschutzprozessen) übertragen?
    Welche Rollen spielen Frauen in der Feindbildlogik (warum kann man sich Bordellbesuche der Bundesanwälte so gut vorstellen)? Wäre nicht – nach den ersten erhellenden Reflexionen hierzu bei Ulrich Sonnemann – das Problem der Art, wie angeklagte Frauen in Mord- und insbesondere in „Terroristenprozessen“ von den Gerichten erfahren werden, erneut zu thematisieren? Material hierzu liefern die Prozesse gegen Birgit Hogefeld und Monika Haas übergenug.
    Hängt die Feindbildlogik in der Justiz nicht mit dem Eigentumsanspruch des Staates an seinem Volk zusammen? Feind ist, wer sich diesem Eigentumsanspruch widersetzt (die feindliche Bevölkerung im Krieg ebenso wie das Proletariat im Klassenkampf). Demokratie ist der Versuch, die Politik von der Eigentums- und damit von der Feindlogik zu befreien. Deshalb ist der Versuch, Demokratie mit freier Marktwirtschaft in eins zu setzen, so gefährlich.
    Justitielles Denken steht unter dem Bann des Schuldbegriffs, der in ihm sich nicht auflöst, sondern durch es instrumentalisiert wird. Genau darin aber reproduziert sich der Bann.
    Der Staatsschutz ist ein Instrument der Staatsrache, die BAW und die Senate sind deren willige Vollstrecker.
    Wichtig der Hinweis, daß auch die Blutrache in den Themenbereich des Lösens, Auslösens, Erlösens gehört (Ebach I, S. 163ff). Ist nicht der Kreuzestod die Auslösung der Blutrache, auch der Blutrache in ihrer verstaatlichten Form, im Recht? Wird von hierher nicht allein die Blutsymbolik, die die Opfertheologie staatsmetaphysisch verfälscht hat, verständlich? Diese Blutsymbolik eignet sich dann nicht mehr, das Strafrecht und die Todesstrafe zu begründen.
    Die theologische Enteignung der Juden (vgl. die Ausführungen Ebachs zu Hi 1925-27 in Hiob I, S. 161ff) war die Selbstenteignung der Christen durch den Staat.
    Gibt es nicht so etwas wie ein in der Sprache selber verborgenes Subjekt der Sprache, eines, das erfahrbar wird, wenn die Sprache den Bann ihrer Instrumentalisierung sprengt? Gibt es nicht in der Sprache sprachlogische Verkörperungen des Anklägers, des Angeklagten, des Verteidigers, der Herrschaft, der Eigentumsbeziehungen, des Objekts? Deshalb sind sprachlogische Probleme nicht nur sprachlogische Probleme, deshalb ist die Sprachreflexion ein Medium theologischer Erfahrung. Und mir scheint, allein in diesem Kontext, und nicht in dem seiner griechischen Verfremdung, die es schon in der Stunde seiner literarischen Geburt erfahren hat, ist der Name des Logos theologisch verstehbar.
    Max Horkheimers Satz, daß ein Richter, der nicht fähig sei, in einen Angeklagten sich hineinzuversetzen, auch kein gerechtes Urteil mehr sprechen könne, gründet in der Beziehung des Richtens zur Gottesfurcht. Richter, die nicht in den Angeklagten sich hineinversetzen können, müssen zwangsläufig den Satz verdrängen, daß Gott, vor dem sie ihr Urteil einmal werden vertreten müssen, ins Herz der Menschen sieht (wenn es überhaupt so etwas gibt, ist dieser Satz ebenso wie der andere, daß die Attribute Gottes im Imperativ, nicht im Indikativ stehen, eine Definition Gottes).
    Theologische Anfrage ans Gericht: Seid ihr sicher, daß diese Urteil nicht ein Akt der Selbstverfluchung ist?
    Wer außer der geheuchelten keine Wahrheit mehr kennt, für den ist natürlich ein Pfarrer nur einer, der sich selbst Pfarrer nennt, und für den sind Erklärungen einer Angeklagten apriori Ausflüchte, Schutzbehauptungen, eigentlich nur Mittel der Prozeßverzögerung. Und die Prozesse würden in der Tat schneller (und vielleicht sogar mit günstigerem Ergebnis) ablaufen, wenn die Verteidiger zusammen mit dem Angeklagten – wie vor ihnen schon das Gericht – sich zu Hilfsorganen der Anklage machen würden. Das Ansinnen, sich der Bundesanwaltschaft als Kronzeuge zur Verfügung zu stellen, ist dann nur logisch und konsequent. Im Kontext der Feindbildlogik gibt es zur Alternative Kronzeuge oder Feind keine weitere Alternative. Und gibt es nicht von der anderen Seite inzwischen die gleichen Erpressungsversuche, die Drohung, dem Genossen die Solidarität zu entziehen, wenn er aus der korrespondierenden Feindbildlogik der RAF durch Reflexion (die von der Anklage und vom Gericht ohnehin nicht verstanden werden) auszubrechen.
    Es ist die Beziehung zur Gegenwart, die die bloße Verurteilung des Faschismus so hilflos und verhängnisvoll zugleich macht. Befreiend und hilfreich ist nur der Gegenwartsbezug, der durch die Erinnerung des Schreckens hindurch sich herstellt. Wer meint, es könne nicht mehr um die „Konservierung des Schreckens“ gehen, plädiert für die Verdrängung; er vergißt, daß er damit nicht nur denen, die den Schrecken nicht loswerden – wie z.B. den Nachfahren der Opfer -, nochmals Gewalt antut, sondern auch sich selber. Denn das Entsetzen konserviert sich real in der Konstruktion der Gesellschaft und in den Verhältnissen. Und wer „das Entsetzen nicht konservieren“ will, will sich hiergegen unempfindlich machen.
    Die Verdrängung des Schreckens hat ihre christliche Vorgeschichte: in der Urteilsmagie, mit deren Hilfe der Kreuzestod opfertheologisch instrumentalisiert worden ist.
    Zum griechischen Naturbegriff wie auch zum Idee der Zivilisation, die gemeinsam mit dem Naturbegriff entspringt, gehört auch der Name der Barbaren: als Projektionsfolie für die Verdrängungen, mit denen der Naturbegriff erkauft worden ist.
    Nietzsches Abwehr des Mitleids war motiviert durch das Bewußtsein, daß in dem, was wir Mitleid nennen, das Selbstmitleid (die Sentimentalität) sich maskiert und versteckt. Dieses Mitleid gründet in einem gleichsam passiven Akt der Identifikation, so wie man sich mit dem Helden eines Romans identifiziert, eine Identifizierung, die u.a. das begründet, was Max Weber Charisma genannt hat, und die der Fundus jeglicher Ästhetisierung ist. Diesen ästhetischen Bann vermag allein das aktive sich Hineinversetzen in den Andern, die Barmherzigkeit, zu sprengen, der Grund jeder realen Erfahrung. Adornos und auch Rosenzweigs Votum für denm Vorrang des Objekts bezieht sich auf das Produkt der Vergegenständlichung, das Resultat des historischen Objektivationsprozesses, sondern auf dessen Sprengung, auf die im Objekt verborgene, aus ihm aktiv herauszuhörende Sprache. Diese Sprache ist das Medium, in dem Theologie als Theologie im Angesicht Gottes sich zu entfalten vermag. Diese Sprache ist die parakletische Sprache, die sich zum Anwalt der auf die Erlösung harrenden Schöpfung macht, sie der Gewalt des Anklägers entreißt, und die dem Ankläger den Anspruch, Herr der Dinge zu sein, weil er der Herr der Sprache ist, die sie verstummen läßt, streitig macht.
    Der Faschismus und alle Fundamentalismen nach ihm sind Selbstwiderlegungen der Sprache des Absoluten, uns fehlt nur die Sensibilität, das wahrzunehmen. Diese Sensibilität ist allein über die Idee einer Theologie im Angesicht Gottes wiederzugewinnen.
    Der Satz: Wenn du zum Opfer gehst und du weißt, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so gehe zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann bringe das Opfer dar, dieser Satz sprengt den Absolutheitsanspruch des Indikativs, des Urteils.
    Das Problem der „Sünden der Väter“ verbindet Ezechiel mit den Evangelien (vgl. Ebach I, S. 172, sowie dazu Lk 117, 248f und Mt 822). Ist diese väterkritische Tradition nicht dann zum Gefangenen und zur Beute der „Vätertheologie“ geworden?
    Der Begriff einer „verkehrten Welt“ legt den Gedanken nahe, es gäbe eine richtige. Aber ist nicht die Welt das Prinzip der Verkehrung jeder Gestalt einer möglichen richtigen Welt?
    Der Diamat hat Merkur und Mars verwechselt. Der Klassenkampf ist kein Krieg, und er kann nicht wie ein Krieg geführt werden.
    Die Schlange ist zwar das klügste der Tiere, aber hat sie nicht Anteil an der Dummheit aller Tiere, denen die Fähigkeit fehlt, sich frei durch die Kraft, in den Andern sich hineinzuversetzen, selber zu verstehen? Diese Dummheit ist der Grund, auf dem die Klugheit der Schlangen erwächst. Und es kommt alles darauf an, sich von dieser Dummheit, die die Dummheit der Herrschenden ist, nicht anstecken zu lassen. Nicht zufällig sind Tiere Herrschaftssymbole. Deshalb: Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben. Diese Dummheit im Kern der Klugheit ist nur durch Sprachreflexion und durch die Kraft der Barmherzigkeit aufzulösen. Die Kraft der Sprache ist die Kraft der Barmherzigkeit. Die Sprache des Gerichts ist stumm.
    Inzwischen bleibt nur der Satz: In vierzig Tagen wird Ninive zerstört.
    Erst die doppelte Buße, die auch den König erreicht und dann die Tiere mit einbezieht, sprengt den Bann des Privaten, der seit ihrer Instrumentalisierung durch Herrschaft die Buße verhext und der Umkehr den Weg verlegt.
    Der blinde Fleck der Philosophie, in den die Prophetie Licht bringt („Ihr seid das Licht der Welt“), ist nicht ein blinder Fleck, sondern eine Konstallation von sieben blinden Flecken.

  • 6.11.1996

    Nach diesem Urteil wäre es nur noch zynisch, wenn das Angehörigen-Info immer noch nicht bereit wäre, sich zur Ausgrenzung Birgit Hogefelds, zur Aufkündigung der Solidaritat, zu erklären.
    Bezeichnend, daß dieses Urteil die mehrfachen selbstkritischen Erklärungen Birgit Hogefelds völlig verschweigt, umgekehrt Teile ihrer Erklärungen, in denen sie sich selbstkritisch auf die Handlungen sich bezieht, deretwegen sie verurteilt worden ist, gegen sie wendet, als habe sie genau das Gegenteil gesagt. Ein ein solcher Zitatenklau ist so etwas wie „einem das Wort im Munde umdrehen“.
    Der Freispruch zu dem Anklagepunkt „Beteiligung an einem Mord“ (in Bad Kleinen) beruft sich insgesamt auf Fakten und Beweise, die auch zur Zeit der Anklage schon bekannt waren und, wenn man diesen Freispruch ernst nimmt, eigentlich schon damals zur Zurückweisung dieses Anklagepunkts hätten führen müssen. Heißt das nicht, daß der Verdacht nicht unbegründet ist, dieser Anklagepunkt habe von vornherein nur instrumentelle Bedeutung gehabt, nämlich einen Sachverhalt juristisch festzuschreiben, was nur mit Hilfe dieses Anklagepunktes möglich war? Und ergreift dieser Verdacht dann nicht das Verfahren insgesamt?
    Wenn Birgit Hogefeld die Taten, deretwegen sie verurteilt worden ist, nicht begangen hat, wenn sie aber gleichzeitig auch grundsätzlich nicht denunzieren wollte, ist dann die Erklärung, die sie dafür gegeben hat, daß sie keine Unschuldserklärung abgibt, nicht verständlich? Und gewinnen dann ihre öffentlichen selbstkritischen Reflexionen zur RAF nicht eine noch größere Überzeugungskraft (nur eben nicht für die Komplizenschaft aus BAW und Senat)?
    Dieses Urteil hat mit der Angeklagten fast nichts mehr zu tun, sein Adressat sind die Sympathisanten und Unterstützer der BAW.
    Wer diesen Prozeß mit Bewußtsein verfolgt hat, hat in einen Abgrund geschaut (allerdings nicht in den, den Anklage und Urteil sich bemüht haben zu auszumalen). Merkwürdigerweise haben u.a. die das Bild von dem in den Abgrund rasenden Zug nicht verstanden, die glaubten, von den Prozeß-Erklärungen Birgit Hogefelds (mit dem Hinweis auf „politische Differenzen“) sich distanzieren zu müssen.
    War nicht Schreber, der Verfasser der „Denkwürdigkeiten“, auch ein Senatspräsident?
    Soll mich das seit einigen Tagen regelmäßige Aufwachen und Nicht-wieder-Einschlafen etwa um 5.30 Uhr morgens an den Hahn erinnern, an seine Pflicht zu krähen?
    Verweist nicht die Halbierung des Malachias-Wortes, den Lukas dem Engel Gabriel in den Mund legt, auf die Grenze, die das Christentum von der Prophetie trennt, und auf den wirklichen Sinn des Wortes von der Erfüllung der Prophetie?
    Ist nicht das „Kinder in die Welt Setzen“ etwas ähnliches wie „Kinder aussetzen“? Das wirft ein Licht auf die Abtreibungskampagnen der Kirchen: Käme es nicht vielmehr darauf an, die Welt, in die wir die Kinder „setzen“, menschlicher zu machen, als die Kinder dieser Welt in der sie keine Chance auf ein menschenwürdiges Leben mehr haben, auszusetzen?
    Was sich gegenüber Hiob verändert hat: Heute sind die Christen die Ankläger, die alle Hiobs weltweit auf die Probe stellen. Deshalb ist die Anwendung des Hiobbildes nur noch auf andere zulässig, jede Selbstanwendung führt in die Versuchungen des Selbstmitleids und damit in Verstrickungen, in denen ein anderes als fundamentalistisches Religionsverständnis (das das Religionsverständnis der Ankläger ist) nicht mehr möglich ist. Dieses Religionsverständnis ist es, das heute die Besten aus dem Christentum vertreibt.
    Die Versuchungen des Selbstmitleids: Sind sie nicht der Grund des kaum noch zu entwirrenden erbaulichen Schriftverständnisses, dem in den Kirchen fast keiner mehr sich entziehen kann?
    Gibt es nicht einen Zusammenhang zwischen diesen Versuchungen des Selbstmitleids und der Gewalt der subjektiven Formen der Anschauung, die der Barmherzigkeit den Weg verstellen: der Unfähigkeit, rechts und links zu unterscheiden, von der am Ende des Buches Jona die Rede ist?
    Die Unfähigkeit, rechts und links zu unterscheiden, ist die Unfähigkeit, sich in sie hineinversetzen, die Unfähigkeit, zu begreifen, daß es für auch die Andern ein Angesicht und und ein Hinter dem Rücken, das für mich (für den „Seitenblick“) ein Rechts und Links ist, gibt. Und diese Unfähigkeit wird durch die Hypostasierung der subjektiven Formen der Anschauung dogmatisiert.
    Erscheint die Unfähigkeit, rechts und links zu unterscheiden, nicht bei Jürgen Ebach wieder, wenn er den hebräischen Namen der Barmherzigkeit auf den „Unterleib“ bezieht, ihn geschlechtslos macht: Ist sie nicht auf den weiblichen „Unterleib“, auf den Mutterschoß, die Gebärmutter bezogen (das gleiche Organ übrigens, das auch dem Namen der Hysterie und in ihm dem ersten erfolgreichen Versuch, die Barmherzigkeit zu neutralisieren, zugrundeliegt – vgl. die Reflexionen zur Hysterie in Christina von Braun: Nicht-Ich)?
    Anmerkung dazu: Ist der Versuch so abwegig, im (männlichen) Sexismus wie auch in allen Erektionsphantasien ein Bild der Hypertrophie des „strengen Gerichts“ zu erkennen? Und hängt hiermit nicht auch die merkwürdige Rolle der Väter in den Evangelien wie auch das Bild der Jungfrauengeburt (und das der Berufung der Propheten im Mutterschoß) zusammen?
    Kann es sein, daß der messianische Titel Gottessohn ein Titel ist, der nur im Munde der Männer (und der Dämonen) zu finden ist, kommt er im Munde von Frauen überhaupt vor? Maria Magdalena nennt ihn bei der Begegnung im Garten nach der Auferstehung Rabbuni, und eine andere Frau preist den Schoß, der ihn geboren, und die Brust, die genährt hat. Und dann sind da die klagenden und weinenden Frauen in Jerusalem, denen er sagt: Weint nicht um mich, sondern um euch und eure Kinder.
    Das Selbstmitleid ist der Greuel am heiligen Ort: Es erstickt die Barmherzigkeit.
    November: Die Bäume verlieren ihre Farbe, der Wald wird grau wie der Himmel.
    Auch ein Beitrag zur Kritik der Naturwissenschaften: Wer immer schon im Voraus weiß, daß etwas schief ausgehen wird, und dabei auf seine „Erfahrung“ sich beruft, wendet damit eigentlich nur das Prinzip an, das dem Inertialsystem zugrundeliegt: Er subsumiert die Zukunft unter die Vergangenheit, er macht sie zu etwas „Perfektem“, schon Abgeschlossenen, weil er das Offensein der Zukunft nicht erträgt. Außerdem hat der den Vorteil, wenn die Sache tatsächlich so ausgeht, es schon im Voraus gewußt zu haben; wenn es dagegen gut ausgeht, ist seine „Prophetie“ ohnehin vergessen.
    Aber haben sich für ihn die „Pforten der Hölle“ (die die Pforten der Unterwelt, des Totenreichs, sind) damit nicht schon geschlossen, wird ihm nicht die Welt zu einer, in der es ein Glück, das anderes als der Zufall wäre, nicht mehr gibt?
    Das Adjektiv „politisch“ scheint heute nur noch das Prinzip Beelzebub zu bezeichnen: die Vorstellung einer Gemeinschaft, die auf keinen Fall in sich uneins sein darf. Was aber „schweißt“ eine Gemeinschaft mehr „zusammen“ als ein gemeinsamer Feind?
    Hat der Insektenstaat etwas mit den Mücken, dem Geziefer und den Heuschrecken zu tun?
    Zum Bild des fallenden Fahrstuhls: Der fahrende Zug, an dem das spezielle Relativitätsprinzip sich demonstrieren läßt, abstrahiert von der Realität der (durch äußere Bedingungen wie Gravitationsfeld und Luftwiderstand beeinflußten) Bewegung, während der fallende Fahrstuhl, das Demonstrationsobjekt der Allgemeinen Relativitätstheorie, zusätzlich auch von der Schwere abstrahiert. (Ist der dunkle Hohlraum, auf den das Plancksche Strahlungsgesetz sich bezieht, das Innere dieses Fahrstuhls ?) Leicht und schwerelos aber ist nur die Kunst. Deshalb gehören die subjektiven Formen der Anschauung zur transzendentalen Ästhetik; die Formen der Anschauung machen Erfahrungen reproduzierbar, indem sie sie in Vorstellungen transformieren, sie zu Gegenständen unserer Vorstellungskraft machen. Die Vorstellung eines materiellen Objekts aber ist selber kein materielles Objekt. Das reine Inertialsystem, das erst im Innern des fallenden Fahrstuhls sich herstellt, ist die Bühne der zum Schauspiel vergegenständlichten Natur. Die Objekte der Naturwissenschaften sind ästhetische Objekte, für die die Theologie nicht gilt: Sie sind weder geschaffen, noch Empfänger der Offenbarung, und sie haben (nach ihrer Trennung von der Sprache, die sie nicht erreicht) keinen Anteil an der Erlösung.
    Was passiert, wenn man einen Schacht durchs Zentrum der Erde baut, in den der fallende Fahrstuhl dann fällt; was geschieht im Innern des fallenden Fahrstuhls, wenn der Fahrstuhl das Zentrum passiert, an dem die Richtung der Schwerkraft sich umkehrt? Der Fahrstuhl selbst würde (wie die Planeten auf ihrer elliptischen Bahn, wenn sie von der Sonne sich entfernen) den retardierenden Kräften eines seiner Bewegungsrichtung entgegengesetzten Gravitationsfeldes ausgesetzt und in der weiteren Folge in eine Art Pendelbewegung übergehen. Würden diese retardierenden Kräften im Innern des Fahrstuhls nicht wie ein plötzlich mit Gewalt auf alle Bewegungszustände im Innern einwirkendes neues Gravitationsfeld, und d.h. als gewaltiger Aufprall erfahren? Die Rhythmik der Pendelbewegung des Fahrstuhls würde nicht nur in den äußeren Bewegungsabläufen, sondern auch in den Zuständen im Innern des Fahrstuhls sich ausdrücken.
    Ist die Situation in dem fallenden Fahrstuhl in dem Augenblick, in dem er das Erdzentrum passiert, nicht vergleichbar der Situation, in der die Juden am Ende des Krieges sich vorfanden, oder auch der Situation, die entsteht, wenn das Urteil am Ende eines Prozesses den Hoffnungen, die vorher noch bestanden haben mögen, ein Ende macht? Diese Erfahrung, so scheint es, war nicht mitteilbar, und sieht es nicht so aus, als hätten die Schüler der Frankfurter Schule diese Ursprungssituation der Philosophie, die sie „zu vertreten“ glauben, nie begriffen, als stünden sie unter einem Zwang, diese Erfahrung zu harmonisieren.
    Heute ist es die Verweigerung der Reflexion, die die Beschleunigungskräfte, denen der fallende Fahrstuhl sich ausgesetzt sieht, verstärkt. Oder anders: Die Kräfte des freien Marktes sind die Beschleunigungskräfte des Falls.
    Der Faschismus insgesamt beschreibt genau die Effekte an dem Punkt, an dem der Fahrstuhl das Zentrum durchläuft. War nicht 68 die Peripherie der Pendelbewegung erreicht, und bewegen wir uns im Augenblick nicht erneut aufs Zentrum zu?
    Haben die besonderen Haftbedingungen der Gefangenen der RAF nicht auch das Ziel, den Gefangenen jede Chance der Reflexion, jede Möglichkeit, über ihre Situation sich Klarheit zu veschaffen, zu nehmen? Und gehört nicht das Angehörigen-Info inzwischen zu den Kräften, die diese Absperrung, ohne es zu wissen oder gar zu wollen, auf eine schreckliche Weise fördern? Und das, weil sie einem Politikbegriff verfallen sind, der dem Bann der Feindbild-Logik nicht mehr sich zu entziehen vermag. Diese Feindbildlogik ist wahr, weil sie die Logik ihrer realen Situation ist; sie ist unwahr, weil sie die Distanzierung dieser Situation durch Reflexion und damit ihre Erkenntnis unmöglich macht.

  • 2.11.1996

    „Ich allein bin entronnen …“: Dieser Refrain der „Hiobsbotschaften“ (vgl. Ebach, Hiob, S. 20ff) gilt nicht nur fürs Erzählen (wozu auch an Primo Levi und Jean Amery zu erinnern wäre), sondern auch für die Philosophie: Ohne dieses Motiv sind die Minima Moralia und die Dialektik der Aufklärung nicht zu verstehen. Und Metz Wort, daß man nach Auschwitz nicht mehr Theologie treiben könne, als habe es Auschwitz nicht gegeben, ist ein bis heute uneingelöstes Programm.
    Gemeinheit ist kein strafrechtlicher Tatbestand: Gemeinheit ist präventive Rache (und deshalb ein spezielles Polizei- und Knastdelikt). Strafe aber wird zur Rache, wenn der, über den sie verhängt wird, keine Chance hat, in ihr sich wiederzuerkennen.
    Die Vorstellung, es könne, wenn alle nett zueinander wären, eine harmonische, konfliktfreie Welt geben, wurzelt in der Privatsphäre, wo sie auch schon illusionär ist. Sie wird zu einer Quelle der Gewalt, wenn sie übergangslos auf die Politik angewandt wird.
    In reflektierenden Urteil hat das „ist“ keine feststellende Funktion; reflektierende Urteile sind nicht ontologisch, sie sind keine verurteilenden Urteile: Sie widerstehen dem Tod und leben von der Weigerung, seiner Gewalt sich zu unterwerfen. Nur zu Heideggers Fundamentalontologie gehört das „Vorlaufen in den Tod“.
    Ist eigentlich an dem Eindruck etwas dran, daß irgendwann bei Ebach wie auch bei Metz etwas umgekippt ist? Und vorher schon und geradezu paradigmatisch bei Habermas: Führt nicht die Habermas’sche Kommunikationstheorie, zu der sein „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ eine Vorstufe war, in den Insektenstaat hinein, in dem Kritik zum folgenlosen Raisonnement wird, das an den versteinerten Verhältnissen abprallt?
    Wenn Weizsäckers Begriff der Philosophie (zusammen mit den Konstruktionen der Kopenhagener Schule in der Physik, aus denen sie hervorgegangen ist) aus der Verdrängung der speziellen Relativitätstheorie sich herleiten läßt, dann der Habermas’sche aus der Verdrängung des Allgemeinen Relativitätsprinzips.
    Ein Beitrag zur Reflexion der Gravitationstheorie: Der vom Objektivierungsprozeß untrennbare Prozeß der Subjektivierung (zunächst der sinnlichen Erfahrung, dann der Kritik und am Ende der Schuld) wird irreversibel, wenn die Kritik des Naturbegriffs aus der Philosophie ausgeschieden wird; jetzt gibt es kein Halten mehr: Dieser Prozeß geht (ähnlich wie die Idee des Rechststaats in den Staatsschutzprozessen) über in den freien Fall, dessen Bahn vorgezeichnet ist durch das Gravitationsfeld der Rechtfertigungszwänge, die mit der Subjektivierung der Schuldgefühle, mit dem Schwinden der Kräfte der Schuldreflexion, unüberwindlich werden.
    In den Staatsschutzprozessen gegen die RAF setzen Anklage und richtender Senat dadurch, daß sie die Identifikation mit den Angeklagten grundsätzlich ausschließen und verwerfen, sich selbst dem Rechtfertigungszwang aus, dem Zwang, das Prinzip „in dubio pro reo“ nur noch auf sich selbst statt auf die Angeklagten anzuwenden. Die Logik dieser Bewegung ist die des freien, von keinen moralischen Hemmungen mehr behinderten Falls. Wenn das Urteil, das am Ende herauskommt, nur noch ein Instrument der Selbstverteidigung der Ankläger und der Richter ist, wenn es den Angeklagten nur noch physisch trifft, wie der Hammer den Nagel, nämlich auf den Kopf, dann gibt’s für den Rechtsstaat keinen Halt mehr.
    Das Urteil, das hier herauskommen wird, ist noch auf eine ganz andere Weise ein Symptom der bewußten und gewollten Reflexionsunfähigkeit dieses Gerichts, das sich zum Hilfsorgan der Bundesanwaltschaft hat machen lassen: Der Satz, daß Gemeinheit kein strafrechtlicher Tatbestand, das sie juristisch nicht zu fassen ist, gewinnt seine volle Bedeutung erst im Zusammenhang mit der weiteren Bemerkung, daß es im Ernstfall diese Gemeinheit ist, die die Grenzen des Rechtsstaats definiert, indem sie sie elastisch macht. Die Aufforderung des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidts, „bis an die Grenzen des Rechtsstaats zu gehen“, der man nur zugute halten kann, daß sie von einem Nichtjuristen kam, war eigentlich die Aufforderung, diese Grenzen wenn nicht zu überschreiten, so doch bis Grenze ihrer Belastbarkeit auszudehnen (diese Belastbarkeit des Rechtsstaats ist in den letzten RAF-Prozessen, insbesondere aber im Hogefeld-Prozeß, der einige besondere Anforderungen an dieses Testverfahren gestellt hat, einem Materialtest unterworfen worden: Es waren Versuche, auszutesten, wie weit man gehen kann). Dem entsprach die Prozeßführung im Hogefeld-Prozeß, die Birgit Hogefeld in ihrer Schlußerklärung durchaus zutreffend beschrieben hat. Dieser Prozeß war kein Angriff mehr auf den Rechtsstaat, in diesem Prozeß hat der Rechtsstaat Harakiri begangen.
    Wird man nicht in dem gleichen Maße, in dem man dabei ist, den Sozialstaat abzubauen, die Instrumentarien der Verbrechensbekämpfung und der Vorurteilsproduktion ausweiten müssen? Und wird dieser „Rechtsstaat“ dann nicht fürchterlich sein?
    Während die Reflexionsunfähigkeit auf Seiten der RAF bisher darauf hinauslief, durch blindes Reagieren auf das Unverständliche der Prozesse deren Irrationalität für die Öffentlichkeit zu rechtfertigen, hat im Falle des Hogefeld-Prozesses die Reflexionsfähigkeit der Angeklagten das Gericht gleichsam auf dem linken Bein erwischt; Anklage und Senat waren hierauf nicht vorbereitet und haben stellenweise geradezu hilflos darauf reagiert. Nur, die Öffentlichkeit hat’s unterm dem Bann des Tabus „RAF-Prozeß“, des Trägheitsgesetzes der eigenen Vorurteile, nicht bemerkt.
    Wenn der Bundesanwalt, ohne daß der Senat dazu etwas sagt, in seiner letzten Erklärung der Angeklagten noch einmal das Kronzeugenangebot unterbreitet hat, dann wird man davon ausgehen müssen, daß er dieses Angebot im Einvernehmen mit dem Senat gemacht hat. Und man wird schließlich davon ausgehen müssen, daß die Weigerung der Angeklagten, auf dieses Angebot einzugehen, in die Urteilsfindung mit eingehen wird: Das Urteil, nachdem es als Instrument der Erpressung nicht brauchbar war, wird zu einem Instrument der Rache.
    In den RAF-Prozessen ist der Rechtsstaat zu einem Produkt der Verstaatlichung des gesunden Volksempfindens gemacht worden. Hat nicht der Staat selber in der Geschichte seiner Auseinandersetzung mit der RAF durch eine Reihe von Spezialgesetzen die Instrumente der Reflexionsverweigerung, die der Begriff des „gesunden Volksempfindens“ einmal bezeichnete, so geschmiedet, daß sie beginnen, wirksam zu werden? – Das wäre eines der Themen, die dem Titel „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ wirklich angemessen wären.
    Die Gemeinheit produziert selber die Blenden, die sie davor schützen, gesehen, wahrgenommen zu werden.
    Im Gegensatz zur den Vertretern der Bundesanwaltschaft, die wissen, was sie tun, ist der Vertreter der Nebenklage nur dumm; er ist nur ein apokalyptischer Wadenbeißer.
    Das beweislogische Problem, das dem Satz „Gemeinheit ist kein strafrechtlicher Tatbestand“ zugrundeliegt, weist zurück auf den gleichen Sachverhalt, aus dem auch die Feindbildlogik sich herleitet: Jeder Satz läßt sich sowohl inhaltlich verstehen als auch danach abhören, welcher Zweck damit erreicht werden soll. Die Feindbildlogik, die die Sprache vom Verstehen trennt (das dialogische, kommunikative Element aus ihr entfernt), sie auf ihre instrumentalisierte Form reduziert, ist gleichsam die transzendentale Ästhetik zu einer transzendentalen Logik, die auch in der Justiz synthetische Urteile apriori möglich macht, indem sie die Paranoia instrumentalisiert; das Modell und der genaueste Ausdruck dieser Instrumentalisierung, gleicham ihre naturwüchsige Variante, ist der Antisemitismus.
    Die Unfähigkeit, das Selbstverständnis des Angeklagten in die Beweiserhebung mit hereinzunehmen, macht den Angeklagten zum Objekt (was in diesem Kontext heißt: zum Feind) im strengen transzendentallogischen Sinne. In den bisherigen Prozessen hat dieses Verfahren im Verhalten der Angeklagten aus der RAF, die dieser Rolle aufgrund ihres eigenen, von der gleichen Feindbildlogik determinierten Selbstverständnis allzu willig sich überließen, seine „objektive“ Begründung gefunden. Das Verhalten der Angeklagten paßte zur Verhandlungsführung wie das Verhalten von Billardkugeln zu den Gleichungen der Mechanik, die es erklären, nur daß es hier keine Billardkugeln waren, sondern Menschen, die, weil sie nicht als Menschen wahrgenommen wurden, sich wie Objekte verhielten. Es gab gleichsam eine prästabilisierte Harmonie zwischen Prozeßführung und Angeklagten, die ihren Grund in einer beiden Seiten gemeinsamen Logik hatte, einen Feindbild-Clinch, dem keine Seite sich zu entziehen vermochte, weil keiner die Gewalt der Logik, die sie aneinander fesselte, durchschaute. Hierbei stand von vornherein fest, wer gewinnen und wer das Opfer sein würde.
    Was man der RAF politisch vorwerfen kann und muß, ist, daß sie zu den Kräften gehört, die die Gesetze und die Beschleunigungsmechanismen, deren Opfer sie dann selber geworden ist, mit hervorgerufen hat.
    Der Hogefeld-Prozeß unterscheidet sich von allen bisherigen Prozessen eigentlich nur durch das Verhalten der Angeklagten (und durch das ihrer VerteigerInnen), die erstmals versucht, der Objektrolle sich zu entziehen, den Kopf oben zu behalten, indem sie über beides, die Geschichte und das Selbstverständnis der RAF, aber auch die Mechanik der Prozeßführung und des Prozeßverlaufs, durch Reflexion sich Rechenschaft zu geben versucht. Ihre Erklärungen sprechen eine ebenso deutliche wie mutige Sprache. BAW und Gericht haben sich davon nicht beirren lassen, sie führen ihren Krieg weiter gegen einen „Feind“, von dem sie nicht wahrhaben wollen, daß er keiner ist. Sie scheinen die Reflexionskraft der Angeklagten als eine besonders infame Angriffswaffe zu erfahren, die sie zu besonders harten Abwehrmaßnahmen zwingt (die Erklärungen der Angeklagten mußten in pure Heuchelei umdefiniert werden; ein Pfarrer, der auf Wunsch der Angeklagten um Genehmigung eines seelsorglichen Gesprächs gebeten hatte, wurde per Senatsbeschluß zu einem, „der sich selbst als Pfarrer bezeichnet“, in Wahrheit aber nicht nur Sympathisant, sondern Unterstützer der RAF ist). Und es ist zu befürchten, daß das Urteil danach ausfallen wird.
    Kann es sein, daß Birgit Hogefeld dafür jetzt wird büßen müssen, daß sie versucht hat, den Bann durch Reflexion aufzulösen, unter dem beide Seiten stehen? Dieses Gericht erträgt es nicht, daß ausgerechnet die Angeklagte das zu benennen versucht, was es (das Gericht) hier tut. Wenn die „Belastungen“, denen ein Gericht, das zum Instrument der Rache sich machen läßt, ausgesetzt ist, ohnehin schon so groß sind, dann sollen sie nicht auch noch durch Schuldgefühle vermehrt und verstärkt werden. Das logische Gesetz der Rache, einmal enthemmt, ist nicht mehr aufzuhalten.
    Parvus error in principio magnus est in fine: Ist nicht der Ursprung der Zivilisation mit dem Ursprung von Mechanismen erkauft, die inzwischen in der Lage sind, diese Zivilisation in den Abgrund zu befördern?
    Wer den Antisemitismus durch den Begriff des Rassismus zu einer Weltanschauung macht, verharmlost ihn nicht nur, er bestätigt ihn damit zugleich. Er trägt zu seinem Überleben bei, indem er ihm die Würde einer logischen Konsistenz verleiht, die er nicht hat. Der Antisemitismus ist der reinste Ausdruck eines in Aggression und Vernichtungsdrang umschlagenden Rechtfertigungszwangs (und damit dann ein machtpolitisches Instrument zur Enthemmung und Entfesselung dieser Aggression und dieses Vernichtungstriebs). Er enthält kein „theoretisches“ Element, das ihn auf der Theorie-Ebene kritikfähig machen könnte, er ist nur durch Reflexion aufzulösen.
    Elefantengedächtnis: Wer Erinnerungen, die ihm unangenehm sind, verdrängt hat, hat dafür andere Dinge, die er nie vergessen wird.

  • 24.10.1996

    Auch wer Probleme hat, wenn er das politische Selbstverständnis der RAF mit ihren Taten in Zusammenhang bringen will, wird gleichwohl darauf bestehen müssen, daß dieses politische Selbstverständnis auch in der juristischen Aufarbeitung der Taten mit reflektiert wird.
    Wenn Einstein auch die Fallbewegung als Trägheitsbewegung (für die das Relativitätsprinzip gilt, begreift und davon ausgeht, daß im Innern eines frei fallenden (außer Kontrolle geratenen) Fahrstuhls nicht erkennbar ist, ob der Fahrstuhl ruht oder in freiem Fall sich bewegt, abstrahiert er dann nicht von dem Gefühl der Schwere, das in einem (in einem Schwerefeld) „ruhenden“ Fahrstuhl gleichwohl die Schwere fühlbar ist: Es bedarf des „freien Falls“, um dieses Gefühl gegenstandslos zu machen. Verweist dieser Tatbestand nicht auf den Unschuldstrieb, der, wenn er seine Erfüllung sucht, eigentlich den Zustand des „freien Falls“ sucht, den Moment der Katastrophe, die er zu verdrängen sucht? (Ist nicht die Bewegung der Ökonomie, wenn sie nach dem Konzept des Neoliberalismus rein dem eigenen Bewegungsgesetz folgt, eine Bewegung des freien Falls?)
    Wie hängt das Allgemeine Relativitätsprinzip, die Unterscheidung des Leichten und des Schweren, mit dem Satz von Rind und Esel (Joch und Last – auch Wasser und Feuer?) zusammen? Ist nicht das Leichte das Korrelat des Jochs, das man andern auferlegt? Hat der Hinweis auf das Feuer im 1. Petrusbrief etwas mit der Logik des Leichten (mit dem noch Aristoteles das Feuer zusammenbringt) zu tun, ist das Feuer, dem am Ende der Drache, der Satan und der Tod überantwortet werden, die Innenseite des Leichten, eine Folge des Unvermögens, in andere sich hineinzuversetzen, der leere Kern des Herrendenkens?
    Enthält nicht die Allgemeine Relativitätstheorie eine Staatstheorie, verweist sie nicht auf die Sphäre des Politischen, während die Spezielle Relativitätstheorie auf die der Ökonomie, auf die Logik des Tauschs, verweist? Wittgensteins Satz, daß die Welt alles ist, was der Fall ist, rückt die Welt in eine konstitutive Beziehung zum Staat.
    Läßt die Beziehung von Spezieller und Allgemeiner Relativitätstheorie, als die Beziehung von Tauschprinzip und Macht, an der Beziehung von Merkur und Sonne (oder an der von Merkur und Jupiter) sich demonstrieren?
    Wer einer Sache die Grundlage entzieht, überantwortet sie dem freien Fall.
    Haben die Versuche, die Theologie von der Lehre von der Erbsünde zu befreien, nicht doch sehr viel mit den Verhältnissen im Innern von Einsteins Fahrstuhl, der außer Kontrolle geraten ist, zu tun?
    Ist das Konstrukt des Falles nicht in der Geschichte vom Sündenfall aufs genaueste beschrieben?
    Der letzte Satz in der Entgegnung auf Horst-Eberhard Richter, erinnert an eine Bemerkung, die Georg Lukacs zuerst auf Schopenhauer, später dann auf Adorno bezogen hat, das Wort vom „Grand Hotel Abgrund“ (vgl. Lukacs: Theorie des Romans, Neuauflage 1962, S. 17). Ich meine, die Konstellation, die Lukacs damals bezeichnen wollte, wird genauer getroffen, wenn man das Bild vom ortsfesten Hotel und dem Abgrund daneben dynamisiert und durch das eines Luxuszugs, der auf den Abgrund zurast, ersetzt.
    Die Feindbildlogik ist die Folge eines kollektiven Unschuldstriebs, aus dessen Konstruktion die Elemente dieser Logik sich herleiten lassen:
    – Unfähigkeit, Schuldgefühle durch Reflexion aufzulösen, Abwehrmechanismus,
    – Empörung (automatisierte Verurteilungslogik),
    – Schuldentlastung durch Schuldverschiebung, Exkulpation durch Empörung, moralische Enthemmung durchs Feindbild,
    – identitäts- und gemeinschaftsstiftend in einer Welt, die sich immer mehr der Paranoia angleicht, die sie doch zugleich falsch abbildet,
    – Feindbild und Gegenfeindbild, Feindbild-Clinch, symbiotische Feindbindung; so werden beide Seiten zu Symptomen des Problems als dessen Lösung sie sich selbst verstehen,
    – Verwechslung und Austauschbarkeit von Solidarität und Komplizenschaft,
    – Faschismus-Schock, „Kollektivscham“ (Neutralisierung der Schuld durch Verrechtlichung),
    – Exzesse der Gemeinheit.
    Die Feindbildlogik ist die Mutter des Vorurteils, das in diesem Prozeß über die Schwächen der Beweisführung hinweghelfen wird.
    Sind nicht beide Seiten in den RAF-Prozessen Opfer eines schrecklichen Irrtums, und ist es nicht dieser spiegelbildliche Irrtum, die sie wie in einem Clinch an einander fesselt?
    Der Staat, den die Staatsschutzsenate schützen, ist der gleiche Staat, dessen Anwälte die Ankläger sind; deshalb sind beide in Staatsschutzprozessen nur noch schwer zu unterscheiden. Dieser Staat ist der Kern des Unschuldgenerators, der das eigentliche Objekt des Staatsschutzes ist.
    Ist nicht die Konstruktion von Staatsschutzsenaten ebenso pervers wie der Zustand des Staates, der sie hervorgebracht hat.
    Ist nicht der höhnische und zynische Ton, mit dem die Bundesanwaltschaft die VerteidigerInnen, die Mutter der Angeklagten, die Zuschauer und auch einen Zeugen, wenn seine Aussage nicht in ihr Konstrukt paßt, angreift, eigentlich ein Indiz dafür, daß sie mit dem Rücken zur Wand steht? Nur ist zu befürchten, daß das Gericht sich selbst in der gleichen Situation sieht und am Ende ein Solidaritäts-Urteil fällen wird, das dann aber nur noch wenig mit der Angeklagten zu tun haben wird. Der Eindruck ist ohnehin kaum noch abzuweisen, daß die Dauer des Verfahrens kein Indiz der Gründlichkeit des Verfahrens, sondern nur eine Konzession an eine Öffentlichkeit sein wird, die nicht merken soll, daß es eigentlich ein kurzer Prozeß war, daß das Urteil schon im Voraus feststand.
    Auch wer den Terrorismus für einen verhängnisvollen Irrtum hält, wird gleichwohl in den dadurch verhexten Texten der RAF Elemente entdecken können, deren Vedrängung ebenso verhängnisvoll wäre.
    Zur Kritik des Weltbegriffs gehört das Bewußtsein, daß die Grenzen des Bewußtseins, die diese Kritik überschreiten möchte, eins sind mit den Grenzen des Weltbegriffs, um deren Kritik es geht.
    Auch Hegels Begriff des Weltgerichts gründet in einem justitiellen, nicht aber in einem theologischen Gerichtsbegriff.
    Ist nicht die Öffentlichkeit gleichursprünglich mit dem Recht? Waren nicht die Foren, die dann zu Märkten geworden sind, ursprünglich Gerichtsstätten (vgl. auch den Namen der ekklesia und den auf die Versammlung im Tor verweisenden hebräischen Ursprung dieses Namens, auch die Wortgeschichte von Ding)?
    Der Satz, daß Gott ins Herz der Menschen sieht, gehört auch zu den Sätzen, die nicht im Indikativ, sondern im Imperativ stehen.
    Die Sprache, nicht jedoch die Kunst, rührt an den Grund der Schöpfung. Die Kunst rührt an den des Staates und der Welt.
    Wer die apokalyptische Stimmung mit dem Hinweis auf die Atombombe zu begründen versucht, blendet genau die Sphäre aus, in der die Apokalypse in der Lage wäre, sich als Lichtquelle zu erweisen.
    Verschiebt Jürgen Ebach nicht den Grund und die Bedeutung des hebräischen Namens der Barmherzigkeit ins Neutrische, wenn er sie anstatt auf die Gebärmutter auf den Unterleib bezieht?
    Zur Verharmlosung der Unterscheidung von Rechts und Links gehören die Einfügungen in den Text durch Jürgen Ebach, das „noch“ im letzten Satz des Buches Jona und das „nämlich“ in den beiden Wiederholungspassagen, bei der Umkehr Ninives und beim Ärger des Jonas.
    Nach dem Geist der Utopie stand Ernst Bloch vor der Frage, ab er das symbolische und metaphorische Sprachverständnis, in dem der Geist der Utopie geschrieben wurde, ins Realsymbolische hereintreiben oder zur Rhetorik entmächtigen sollte. Er hat sich für die Rhetorik entschieden, und das in der Folge der materialistischen Wendung seiner Philosophie. War nicht Benjamins Hinweis auf den buckligen Zwerg in der ersten seiner Geschichtsphilosophischen Thesen eine Antwort an Ernst Bloch?
    Läßt sich nicht am Kyffhäuser der Unterschied zwischen Sage und Mythos verdeutlichen? Während der Mythos unter offenem Himmel sich entfaltet, gehört zu den Bedingungen der Sage eine caesarisch bestimmte Welt, in der der Himmel durch Herrschaft verdunkelt ist. In Babylon ist der Mythos zur Sage geworden: Gilgamesch war der erste Sagenheld. Und in Babylon ist die Prophetie zur Apokalypse geworden.
    Ist nicht alles Mitleid heute verhext? – Aber gleichwohl darf man es nicht preisgeben.

  • 20.09.1996

    Das Credo kennt keinen Schöpfer (creatorem), nur den Macher des Himmels und der Erde, aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge (factorem caeli et terrae, visibilium et invisibilium); auch der Sohn wird „erzeugt, nicht gemacht“ (genitum non factum). Die Schöpfung (das creare, das dem biblische bara entspricht) kommt im Credo nicht vor. War das der Preis für die Opfertheologie, für die „Funktion“ des Bekenntnisses und seiner Logik im historischen Objektivationsprozeß, der den Schöpfungsbegriff neutralisiert (sind das Verschweigen der Schöpfung und die Opfertheologie der Keim der „subjektiven Formen der Anschauung“ und des Inertialsystems in der Theologie, eines Naturbegriffs, der der Erinnerung, dem Eingedenken und schließlich der Idee der Auferstehung, den Weg verstellt)? Der mittelalterliche Lösungsversuch, die creatio mundi ex nihilo, der den Knoten nur durchschlagen, nicht gelöst hat, war ungeeignet, wie anhand der Analyse des nihil leicht sich nachweisen läßt: Die Ersetzung der Schöpfung durchs Machen (und Zeugen) zieht zwangsläufig die Frage nach dem Woraus nach sich, der das „ex nihilo“ den Mund verstopft.
    Wenn der Sohn „gezeugt nicht gemacht“ ist, so ist damit die Schöpfung eigentlich nicht ausgeschlossen.
    Das Verschweigen der Schöpfung und die Logik der Opfertheologie, die Konstituentien des Dogmas und der Bekenntnislogik, sind antisemitisch.
    Das Nichts ist wie das Sein eine Reflexionskategorie: Es repräsentiert die Vorstellung einer ursprünglichen Vergangenheit (einer Vergangenheit, die jeder möglichen Gegenwart vorausgeht), die dann (wie im Inertialsystem) auch die Zukunft unter sich subsumiert. Dieses Nichts transformiert die Idee des Ewigen in die des Überzeitlichen, den Namen in den Begriff; es verdrängt die Erinnerung an den Zeitkern der Wahrheit: ans Wort.
    In einer Welt, die aus dem Nichts erschaffen und durch das Sühneleiden des Gottessohns entsühnt ist, gibt es keine Erlösung, nur eine Rechtfertigung.
    Hat das Dogma nicht recht: Der Vater suspendiert den Schöpfer, er ist in der Tat nur der Macher und Erzeuger. Der Richter aber ist der Sohn, der Geist der Verteidiger? Und was bedeutet es in diesem Zusammenhang, wenn der Sohn zur Rechten des Vaters sitzt?
    Der Sturm und die Winde: Sind das nicht Abkömmlinge des Geistes, der weht, wo er will? – Haben nicht die Geschichten von Jesus auf dem Meere mit der Jonas-Geschichte zu tun?
    Was hat die Buchung mit dem Buch und mit der Logik der Schrift zu tun? Waren nicht die ersten Schriftdokumente Buchungsdokumente?
    Worauf bezieht sich der Begriff des Unsichtbaren in den Glaubensbekenntnissen? Das Bekenntnis gründet im Sehen, nicht (wie das Sch’ma Jisrael) im Hören. Israel ist das Subjekt des Hörens, nur die Kirche ist ins Sehen verstrickt.
    Haben nicht die Engel (die Cherubim und Seraphim, die Engel und Erzengel, die Throne, Herrschaften und Mächte) in der dogmatischen Theologie herrschaftsgeschichtliche und kosmische Bedeutung?
    Zu der frühchristlichen Engellehre vergleiche die Formeln in den Praefationen:
    – Per quem maiestatem tuam laudant Angeli, adorant Dominationes, tremunt Potestates. Caeli caelorumque Virtutes ac beata Seraphim socia exsultatione concelebrant.
    – Et ideo cum Angelis et Archangelis, cum Thronis et Dominationibus cumque omni militia caelestis exercitus hymnum gloriae tuae canimus, sine fine dicentes: …
    – Quam laudant Angeli atque Archangeli, Cherubim quoque ac Seraphim: qui non cessant clamare quotidie, una voce dicentes: …
    – Sed et supernae Virtutes atque angelicae Potestates hymnum gloriae tuae concinunt, sine fine dicentes: …
    Wer waren die Emmaus-Jünger? Soll nicht einer von ihnen der (Johannes) Markus gewesen sein, der gleiche, der bei der Gefangennahme Jesu, um sich selbst zu retten, (wie Joseph bei der Frau des Potiphar) seinen Mantel zurückließ, und in dessen Haus der Raum war, in dem das Abendmahl begangen wurde und nach der Himmelfahrt die Jünger versammelt waren?
    Schrecken und Urteil: Die Philosophie ist den Schrecken des Schicksals entronnen, indem sie über das Schicksal sich erhob und (mit Hilfe des Urteils, des Begriffs) den Schrecken von sich auf die Dinge ableitete. Hat nicht die Philosophie die Unterwelt geschaffen, in die Jesus nach dem Kreuzestod hinabgestiegen ist? Die Theologie hat diese Geschichte im Topos des Sündenfalls zu reflektieren versucht.
    Wäre es nicht die Aufgabe der Theologie, die „Rücksichtslosigkeit“ des Systems, die in Hegels Idee des Weltgerichts sich vollendet, endlich zu reflektieren? Ist nicht eine Theologie im Angesicht Gottes die einzige Möglichkeit, den Imperativ in Jak 520 zu erfüllen (und alles andere nur gut gemeint)?
    Hängt das „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ mit dem Rechts und Links nicht unterscheiden können zusammen? Und war das nicht das Grundproblem des Dogmatisierungsprozesses: Sie haben nicht gewußt, was sie taten? Und ist nicht das „Rechts und Links nicht unterscheiden Können“ der Boden, auf dem die Geschichte der Verhärtung des Herzens Pharaos sich abspielt?
    Rechts und Links nicht unterscheiden können, heißt das nicht: Sich und den Andern nicht unterscheiden können, die Asymmetrie nicht wahrnehmen; ist es nicht das Prinzip der Universalität?
    So wie die Umkehr des Volkes und dann die Umkehr des Königs, der das Volk und das Vieh zur Umkehr aufruft, zwei getrennte Aktionen sind, beziehen sich auch die Fragen Gottes am Ende, ab Jona zu recht erzürnt sei, auf zwei (durch den Rizinus-Strauch) sich unterscheidende Sachverhalte. Das „nämlich“, mit dem Jürgen Ebach die zwei Situationen jeweils zu einer zusammenziehen möchte (Kassandra und Jona, S. 109 und 113), ist das nicht Ausdruck der Unfähigkeit, Rechts und Links zu unterscheiden?
    Beitrag zur Geschichte der Urteilslogik: Rührt die Kinderfeindschaft heute nicht aus dem Rechtfertigungszwang, der in den Kindern die eigenen Richter erkennt? Darauf bezieht sich der Satz von der Bekehrung der Väter zu ihren Kindern.

  • 19.09.1996

    Sind wir nicht selber Opfer der gleichen Verurteilungslogik, die wir zur Selbstentlastung auf andere anwenden, ohne sie zu durchschauen?
    Das Zeichen des Jonas: Ist nicht das Christentum die Flucht nach Tarschisch und die Kirche das Fluchtschiff?
    Empfindlichkeit und Sensibilität: Wer anderen Empfindlichkeit vorwirft, ist unsensibel. Es gibt keine unmittelbaren Empfindungen (außer der des Schmerzes), jede Empfindung ist in sich selbst vermittelt. Die Empfindung setzt die Abstraktion von dem, was sie begründen soll, von der sinnlichen Erfahrung, deren Außer-Kraft-Setzung, voraus (aus den Empfindungen läßt die sinnliche Wahrnehmung ebenso wenig sich rekonstruieren wie das Licht aus den Maxwellschen Gleichungen). Das gilt auch für den erkenntnistheoretischen Gebrauch dieses Begriffs, der zusammen mit den modernen Naturwissenschaften entstanden ist. Empfindlichkeit ist ein Reflex der Ohnmacht gegen das Urteil der anderen („Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten, daß sie nackt waren“); sie ist ein Reflex der Ohnmacht gegen die Gemeinheit, die das Urteil nach außen (auf das Objekt, über das es ergeht, ohne daß es fähig wäre, in diesem Urteil sich selbst wiederzuerkennen) ausstrahlt. In der Empfindung, die selbst blind, ohne Erkenntniskraft ist, erfährt sich das Subjekt als Objekt, als Ding unter Dingen. Die Empfindung ist der Reflex des mechanischen Stoßes im Subjekt (der Begriff verhält sich zum logischen Objekt wie der Stoß zum mechanischen Objekt).
    Jak 520: Der Grund der Auferstehung Jesu liegt in Maria Magdalena, die er von den sieben unreinen Geistern befreite (nicht in Petrus, der ihn dreimal verleugnete).
    In der Ursprungsgeschichte des Symbolums hat die Kirche das Evangelium in ein System von Pflichten transformiert. Mit dem Symbolum ist auch der Glaube in Pflicht mit hereingenommen worden (und so in dem spezifisch christlichen Sinne zum Glauben überhaupt erst geworden).
    Hat das Hören etwas mit der Gravitation und das Sehen mit der Mechanik und der Elektrodynamik (als Repräsentanten der Unmittelbarkeit und der Reflexion) zugleich zu tun (ist die Gravitation das Produkt der Abstraktion vom Hören, die Mechanik und die Elektrodynamik das der Abstraktion vom Sehen)? – Nach dem Fall gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren.
    Nackte Tatsachen: Das Objekt der Gemeinheit ist nackt.
    Die 120 000, die Rechts und Links nicht unterscheiden können, und soviel Vieh: Ist das nicht das Bild des Sünders, mit dessen Bekehrung vom Weg des Irrtums man die eigene Seele vom Tod errettet? Hat nicht Gott, als er Ninives sich erbarmte, sich selbst gerettet?
    Zu Ebach: Nicht Knüpfungen, sondern Lösungen? Verbleibt nicht „Kassandra und Jona“ im Kontext des durchschlagenen Knotens?
    Die kantischen Antinomien der reinen Vernunft rühren an die Gottesnamen, auf die dem Sohar zufolge die sechs Richtungen des Raumes versiegelt sind.
    Menetekel: Kant hat gegen die Antinomien der reinen Vernunft nur die Hoffnung gesetzt (und mit Recht im Hinblick auf ihre Auflösung zu leicht befunden), den einzigen Grund der Hoffnung aber aus dem Blick verloren: die Barmherzigkeit. Haben ihn die subjektiven Formen der Anschauung geblendet?
    Allein im Kontext des letzten Satzes aus dem Jakobusbriefes läßt die Gnadenlehre sich verständlich machen. Gibt nicht der Jakobusbrief, den Luther verworfen hat, die Antwort auf seine Frage: „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott“? Jeder andere Gnadenbegriff ist autoritär und führt in eine politische Theologie, in der am Ende Staat und Kirche nicht mehr sich unterscheiden lassen. Aber der Kirchenstaat ist ebenso falsch wie die Staatskirche (ist nicht heute die Gefahr der Staatskirche größer als die eines Kirchenstaats, insbesondere nachdem Staat und Ökonomie ihre eigene Theologie entwickelt haben, gegen die die orthodoxe Tradition der Theologie als zusehends ohnmächtiger sich erweist?).
    Ist nicht die Ökonomie das Tier aus dem Wasser und der Staat das Tier vom Lande (der falsche Prophet), und ergänzend: repräsentiert nicht die Ökonomie die Natur und der Staat die Welt?
    Vgl. hierzu den paulinischen Naturbegriff, wonach
    – „die Natur selbst (uns lehrt), daß, wenn ein Mann lange Haare trägt, es eine Schmach für ihn ist, wenn aber eine Frau lange Haare trägt, es eine Ehre für sie ist“ (1 Kor 1114f), oder
    – wenn er Heiden „von Natur Unbeschnittene“ nennt (Röm 227).
    Rührt nicht diese Assoziation von Natur und Konvention an die logischen Wurzeln des Naturbegriffs?
    Die Geschichte der nachkantischen Systeme des deutschen Idealismus ist die Geschichte der Wendung der Kritik ins Affirmative.
    Mit Kopernikus wurde die Orthodoxie in die Orthogonalität (aus der sie einmal hervorgegangen ist) zurückgenommen: Das Inertialsystem ist die letzte, sich selbst begründende Gestalt des Dogmas.
    Die Geschichte der drei Leugnungen sprengt den Bann der Identität, dem auch die Bekenntnislogik noch unterliegt.
    Die subjektiven Formen der Anschauung (und in ihrer Folge das Inertialsystem) suspendieren die Schuldreflexion: Haben sich nicht im Faschismus die Energien in einer Explosion entladen, die zur Verdrängung der Schuldgefühle gebraucht wurden (kann es sein, daß es in der Alten Welt eine ähnliche gesellschaftliche Naturkatastrophe gegeben hat, der die Heinsohn-Gruppe heute eine reale Naturkatastrophe substituieren möchte)? Läßt sich nicht der Faschismus als das Produkt eines übermächtigen Rechtfertigungszwangs begreifen, des Triebs, um jeden Preis den öffentlichen Schein des guten Gewissens hervorzubringen, und sei es über die Vernichtung derer, in denen man glaubte, die Urheber aller Schuldgefühle zu erkennen, der Juden?
    Die Eltern ehren heißt nicht, ein gutes Bild von ihnen haben, sie um jeden Preis rechtfertigen, sondern es heißt, ihnen die Ehre zu geben, sie auch dort noch zu verstehen, wo sie uns verletzt haben; sie nicht zu verurteilen, dabei jedoch auch die Schrecken der Kindheit nicht zu verdrängen.

  • 18.09.1996

    Wer bereschit, das erste Wort der Schrift, anstatt mit „im Anfang“ mit „im Prinzip“ übersetzt (Ton Veerkamp?), bringt zwar eine notwendige Korrektur, aber verschiebt er das Problem nicht doch nur von der zeitlichen (naturalen) auf die logische (weltliche) Ebene, transportiert er es nicht aus der transzendentalen Ästhetik in die transzendentale Logik, mit der Gefahr der Vergöttlichung des transzendentalen Subjekts?
    Erfüllt der gegenwärtige Weltzustand nicht die Voraussetzungen, auf die das Wort sich bezieht, daß der Vater am Ende, wenn der Sohn ihm alles unterworfen hat, alles in allem sein wird?
    Ist das Heideggersche „Dasein“ nicht ein Produkt der subjektiven Formen der Anschauung, das alte tode ti, nach seiner philosophie- und wissenschaftsgeschichtlichen Transformation und nach Verdrängung des Bewußtseins seiner Ursprungsbedingungen (vergleichbar der Geschichte des „Seins“ nach der Hypostasierung des Begriffs und der Abspaltung vom Possessivpronomen der dritten Person singular männlich)?
    Ist nicht das Begreifen ein instrumentalisiertes Besitzergreifen (nach Abstraktion vom Besitzer)?
    Wäre es nicht Aufgabe der Erinnerungsarbeit, die Abstraktions-und Verdrängungsschritte, die unser Bewußtsein konstituieren, zu rekonstruieren? Und ist nicht die Geschichte der Verhärtung des Herzens Pharaos ein Spiegel der Ursprungsgeschichte dieses Bewußtseins?
    Läßt sich das Johannes-Evangelium in Beziehung setzen zur Geschichte der Verhärtung des Herzens Pharaos (und hat der Kreuzestod etwas mit dem Opfer zu tun, das den Ägyptern ein Greuel ist)? Entspricht nicht das erste Wunder Jesu (bei der Hochzeit zu Kana) der ersten der ägyptischen Plagen?
    An welchen ägyptischen Plagen hat Aaron Anteil, sind es nicht fast die gleichen, in denen auch die ägyptischen Zauberer vorkommen (1 – 4 <!> u. 6; die Zauberer dagegen 1 – 3 u. 6)?
    Welche Motive bleiben unerledigt: die Prophetenschaft Aarons, das Opfer (das den Ägyptern ein Greuel ist)?
    Der Versuch, die Geschichte der Verhärtung des Herzens Pharaos zu entschlüsseln, gelingt nur als Selbstversuch. Und beschreibt nicht diese Geschichte aufs genaueste die Genesis des Irrwegs des Sünders, an dessen Bekehrung die Rettung der eigenen Seele gebunden ist? Allein an diesem Modell, nicht aber an der verkürzten und egozentrischen Lehre von der Unsterblichkeit der Seele, läßt sich das Problem der Gnade demonstrieren: die Bekehrung des Sünders ist nicht erzwingbar, sie liegt nicht in unserer Macht, aber gleichwohl können wir nicht davon lassen. Jede Zwangsbekehrung ist eine verzweifelt-hybride Leugnung der Gnade. Selbst, was in der Moderne Mission heißt, hat etwas von dieser Zwangsbekehrung an sich, gleichgültig, ob durch den Appell an die Übermacht der „westlichen Welt“, für die das Christentum heute steht, oder durch die Mittel, die von denen der Reklame allzu oft nicht zu unterscheiden sind (jede Reklame intendiert die Heiligung des Markennamens und die Bekehrung des Konsumenten zu dem im Markennamen gegenwärtigen Warengott – hat nicht Ludwig Ehrhard gelegentlich von der „Sünde wider den Geist der Marktwirtschaft“ gesprochen?).
    Bekehrung: „ginosketo hoti ho epistrepsas hamartolon ek planes hodou autou …“ (Jak 520).
    Reinhart Staats weist darauf hin, daß die Opfertheologie, die Lehre vom Sühnetod Jesu, westlichen Ursprungs ist, daß erst seit Tertullian das pro nobis an das crucifixus angehängt wurde (vgl. S. 160). Liegt hier nicht der sprach- und bekenntnislogische Kern der von Tertullian geprägten lateinischen Begrifflichkeit der Theologie (bis hin zum Gebrauch des Personbegriffs in der Trinitätslehre)? Diese Begrifflichkeit aber hat dann die Sprache und die Logik der westlichen Philosophie nach dem Ende des Mittelalters geprägt.
    Das Subjekt ist zum erkenntnistheoretischen Subjekt in dem Augenblick geworden, in dem es sich selbst zum Objekt geworden ist (durch präventive Mimesis ans Objekt die Konstituierung des Objektbegriffs vorbereitet hat). Das aber ist allein über die subjektiven Formen der Anschauung, die nicht nur die Objektvorstellung, sondern mit ihr auch das Selbstverständnis des Subjekts determinieren, gelaufen. Mit der Vergesellschaftung von Herrschaft, und d.h. mit der Aufrichtung der Grenzen zwischen Subjekt und Objekt (mit den subjektiven Formen der Anschauung, die diese Grenzen definieren), wurden diese Grenzen zugleich aufgehoben, ist das Subjekt zu einem Teil der Objektwelt geworden.
    Jürgen Ebach, dem zur Apokalypse nur die atomare Drohung, nicht aber die faschistische einfällt, wäre darauf hinzuweisen, daß er damit bereits von einer Entlastungslogik Gebrauch macht, die in Deutschland nie, auch nicht von der 68er Bewegung (die raf eingeschlossen), durchbrochen worden ist. Deshalb hat Daniel Goldhagen die deutsche Öffentlichkeit so unvorbereitet und so empfindlich getroffen.
    Der kopernikanische Blick auf die Welt entspricht dem Blick des Historikers auf die Geschichte: Der vergegenständlichende Blick ist der Seitenblick, der Blick der Selbstobjektivierung, des Aus-sich-Heraustretens und Sich-von-außen-Sehens. Das Medium dieser Bewegung ist räumlich und zeitlich zugleich: Das Verhältnis der Äußerlichkeit, das der Raum herstellt, ist tingiert durch die Logik der Projektion ins Vergangene. Wenn der Historiker die Vergangenheit vergegenwärtigt, so projiziert der Naturwissenschaftler das Gegenwärtige in die Vergangenheit. Erst diesem Blick eröffnen Raum und Zeit sich ins Unermessliche, werden sie zum Maß der Dinge, das selber jedem Maß sich entzieht.
    Alle Chronologie-Konstrukte (die historischen wie die naturwissenschaftlichen) sind Rechtfertigungskonstrukte, die dazu dienen, die Gegenwart gegen die Schuldreflexion zu immunisieren (sie gegen den Anblick Gottes abzuschirmen). Das Inertialsystem ist atheistisch.
    Die Reversibilität aller Richtungen im Raum ist ein Konstrukt, das zunächst nur auf die mathematische Form des Raumes sich bezieht; hier liegt einer der Gründe Kants, den Raum als subjektive Form der Anschauung zu bestimmen. Realität hat die Reversibilität gewonnen
    – in der Mechanik, in der Bestimmung der Stoßprozesse, bei denen Richtung und Gegenrichtung (in der zur Fallrichtung senkrechten Ebene) dynamisch nicht unterscheidbar sind, sodann
    – im Gravitationsgesetz, die auch den Fall, die Beziehung von Oben und Unten unter dieses Gesetz subsumierte;
    – mit der Elektrodynamik wurde diese Reversibilität auf die Zeit übertragen, die Zukunft endgültig unter die Vergangenheit subsumiert.
    Erst zu den Maxwellschen Gleichungen gehört das Inertialsystem.
    Die Vergegenständlichung der Vergangenheit läßt die Zukunft nicht unberührt: Durch Antizipation ihrer Vergangenheit macht sie die Zukunft für Herrschaft verfügbar. Der Satz aus der Dialektik der Aufklärung, daß die Distanz zum Objekt vermittelt sei durch die Distanz, die der Herr durch den Beherrschten gewinnt, hat sowohl gesellschafts- als auch wissenschaftskritische (und in dem Sinne „naturwissenschaftliche“) Bedeutung.
    Merkwürdig, daß wir für die Physik (im Kontext der Naturbeherrschung) den griechischen Naturbegriff verwenden, im Kontext der Ästhetik und der Theologie hingegen den lateinischen. Hätte ein Buch wie das des Johannes Scottus Eriugena (de divisione naturae) auch über die physis geschrieben werden können? Gehört nicht der Standardtitel der Vorsokratiker (peri physeos) in einen andern sprachlogischen Zusammenhang? Sind nicht der „natürliche Ort“ und „das Leichte“ des Aristoteles nur im Kontext der physis denkbar (während im Naturbegriff das ortlose Inertialsystem und die universale Schwere bereits mitgesetzt sind und in der lateinischen Theologie ihre sprachlogischen Entsprechungen haben)? Für die Griechen ist die Welt ein geschmückter Leib (kosmos), für die Römer ein gereinigtes All (mundus).
    War die Arena das Konzil der Märtyrer, die real den wilden Tieren ausgesetzt wurden, in denen sie das Römische Imperium erkannten? Und waren die Konzilien domestizierte Arenen (in denen der physische Kampf durch den geistigen ersetzt wurde und die Märtyrer, nach Identifikation mit dem Aggressor und Partizipation an der Macht, zu Bekennern geworden sind)?
    Wenn die „Einheit des Reiches“ zu den Charakteristika des Reiches des Beelzebub gehört (während das Reich des Vaters viele Wohnungen hat), hat dann die Kirche nicht in der Tat in den Konzilien (in der Geschichte des Glaubensbekenntnisses, in der sie immer wieder die Autorität der Kaiser in Anspruch genommen hat) versucht, den Teufel mit Beelzebub auszutreiben?
    Bezeichnet nicht das ex nihilo in der Schöpfungslehre den Akt der Verdrängung, und wäre nicht gerade dieses nihil endlich zu reflektieren? Was übrigens Kant als erster getan hat, als er eine begriffliche Differenzierung des nihil (in der Kritik der reinen Vernunft) vorlegte. Diese Differenzierung ist dann bei Hegel in der Einheit von Sein und Nichts untergegangen, die dem Begriff des Negativen diese unendlich schwere Bedeutung verliehen hat (es zur treibenden Kraft seiner Dialektik, der Logik, gemacht hat). Erst Franz Rosenzweig, der das Nichts als ein Nichts des Wissens (als seine innere Grenze, und damit als ein dreifaches Etwas) zu bestimmen versucht hat, hat das Problem einer Lösung nähergebracht. Erst Franz Rosenzweig hat die Grenze der Erkenntnis ins Wissen verlegt, das Nichtwissen als ein konstitutives Element des Wissens, das durch Erkenntnis aufzuheben wäre, begriffen.
    Als die Deutschen nach dem Krieg unisono verkündeten, sie hätten „von nichts gewußt“, haben sie das Wissen selbst zu einem Instrument der unglaublichsten Verdrängung gemacht. Der Satz wird wahr, wenn man dieses Nichts substantivisch nimmt: davon nämlich haben sie (sehr wohl) gewußt.
    Gibt es nicht drei Demonstrativpronomina zum Nichts: dieses, jenes und das andere Nichts, und haben diese drei etwas mit Rosenzweigs Gott Mensch Welt zu tun?
    Ein „pflichtbewußter Hund“, der einen Ast im Maule schleppt (und so davon abgehalten wird, Spaziergänger anzufallen): Sind es nicht generell die Pflichtbewußten, die – unter dem Zwang ihrer Pflicht – nicht mehr wissen, was sie tun?

  • 17.09.1996

    Die ins Autoritäre transformierte Fassung des achten Gebots: „Du sollst nicht lügen“ verletzt das authentische Gebot: „Du sollst kein falsches Zeugnis geben wider deinen Nächsten“, indem sie die Reflexion auf den Andern aus dem Gebot ausblendet; sie versperrt der Gotteserkenntnis den Weg und unterbindet die Heiligung des Gottesnamens an der Wurzel.
    Rind und Esel: Mit der Bindung der Wahrheit an den Objektbegriff (an die „Übereinstimmung von Begriff und Gegenstand“) wird das dialogische Element ausgeschieden, damit aber auch die Fähigkeit zur Schuldreflexion, die von der im Objektbegriff installierten Verurteilungsautomatik aufgesogen wird; die Intention der Versöhnung, ohne die die Wahrheit nicht zu denken ist, wird neutralisiert. Die dem Objektbegriff inhärierende Verurteilungsautomatik (der Rechtfertigungstrieb) ist ein Teil der den Objektivationsprozeß vorantreibenden Triebkräfte. Sie macht das Denken, indem sie es ans Urteil bindet, zum Instrument seiner eigenen Isolationshaft: jeder Ausbruchsversuch prallt an der Härte des Objekts ab. (Staatsanwälte und Richter in Staatsschutzprozessen sichern mit dem Staat, den sie schützen, die Härte und Unverletzlichkeit eines Bewußtseins, das am Objektbegriff seine Norm hat; sie schützen mit dem Staat den Objektbegriff <dem Repräsentanten des Eigentumsbegriffs im Bewußtsein> vor kritischer Reflexion.) Die Geschichte der Verhärtung des Herzens Pharaos ist ein Teil der Geschichte der Konstituierung des Objektbegriffs (Mizrajim ist sowohl das Sklavenhaus als auch der Eisenschmelzofen).
    Das rechtskräftige Urteil stellt die „Übereinstimmung von Begriff und Gegenstand“, zu deren Konstituentien somit das Gewaltmonopol des Staates gehört, her.
    Das Zeichen des Jona: Ist nicht jedes Gebet ein Gebet im Bauche des großen Fisches? Und sind nicht Leviathan und Behemoth im Buch Jona in dem großen Fisch, der Jona vor den Wogen des Meeres rettet, und im Vieh, das an der Umkehr Ninives teilnimmt, präsent? Deshalb genügt die Umkehr des Volkes alleine nicht, auch der König und das Vieh müssen umkehren (was für den König bedeutet, daß er keiner mehr ist: Gott gedenkt der Menschen, die Rechts und Links nicht unterscheiden können, und des Viehs, nicht aber des Königs).
    Hoffnung für Jona findet ihren Ausdruck erst in den letzten Versen des Jakobusbriefs: „Wer einen Sünder von seinem Irrweg bekehrt, der wird seine Seele vom Tode retten und eine Menge Sünden zudecken.“ (520) – Dieser Satz geht einen entscheidenden Schritt über das ezechielische „dixi et salvavi animam meam“ hinaus: Es genügt nicht mehr, es nur gesagt zu haben, hier wird die Rettung der Seele an die Bekehrung des Sünders gebunden. Und ist das nicht ein Zeichen der Äonenwende: Den Christen ist der Erfolg (der von der nicht erzwingbaren Umkehr des Andern abhängt) nicht mehr gleichgültig. Nur: Die „Mission“, die „Bekehrung der Völker“, ist nicht schon dieser Erfolg; die Mission hat nur die 99 Gerechten hervorgebracht, aber den einen Sünder vergessen (bezieht sich hierauf nicht die Geschichte von den sieben unreinen Geistern, die im zweiten Petrusbrief nachhallt – sh. Mt 1245/Lk 1126 und 2 Pt 220)?
    Die Wege des Irrtums, das sind die Wege derer, die nicht mehr wissen, was sie tun (und gibt es nicht heute schon zu viele, die – wie Hitlers willige Vollstrecker – alle ihre Pflicht tun, aber nicht mehr wissen, was sie tun?). Karl Thiemes Wort, daß Jesus das erste Opfer war, das nicht mehr um Rache zum Himmel schreit, kommt der Sache mit dem Kreuz sehr viel näher als die ganze Opfertheologie, es sei denn, daß es endlich gelingt, diese Bitte (die Barmherzigkeit für die, die Rechts und Links nicht unterscheiden können) in das Verständnis der Opfertheologie mit hereinzunehmen und so die Opfertheologie zu einem Instrument der Transformation des Rachetriebs in Barmherzigkeit zu machen („Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer“).
    Beispiele für das Wort von den Wegen des Irrtums sind sowohl die Verwaltungen (sind alle hierarchisch organisierten Institutionen) als auch die „Wege der Planeten“ (die in der frühmittelalterlichen Theologie einmal zur Legitimierung hierarchischer Ordnungen gedient haben).
    Die Fähigkeit zur Schuldreflexion ist von den Strategien der Schuldvermeidung zu unterscheiden. Die eine ist befreiend, die andere führt über die Verurteilungslogik in die Verstrickungen hinein, in das projektive, vergegenständlichende, dem Rechtfertigungszwang unterworfene Erkenntnismodell. Die Unterscheidung hängt zusammen mit der des Namens vom Begriff und der der Idee des Ewigen vom Überzeitlichen.
    Die Unterscheidung von Grund und Ursache verweist auf den Zeitkern der Wahrheit. Ökonomie und Naturwissenschaft begründen die Universalität des Kausalitätsprinzips, in deren Kontext Gründe (wie die „sekundären Sinnesqualitäten“) subjektiv und gegenstandslos werden. Gründe verweisen auf ein teleologisches Moment, das im historischen Objektivationsprozeß sich verflüchtigt hat.
    Was hat die Seinsfrage mit der Judenfrage zu tun? Ist Heideggers Fundamentalontologie der Holocaust der Philosophie? Vgl. die „Jonafragen“ bei Ebach (Kassandra und Jona, S. 154).
    Zum Gravitationsgesetz gehört die Vorstellung des „absoluten Raums“, zu den Maxwellschen Gleichungen das Inertialsystem.

  • 16.09.1996

    Bezeichnen der Schurz aus Feigenblättern und der Rock aus Fellen Stufen der Sprachentwicklung? Und schließt die Übersetzung des Gebotes „Du sollst kein falsches Zeugnis geben wider Deinen Nächsten“ in das Gebot „Du sollst nicht lügen“ nicht die Konsequenz mit ein, daß jeder (insbesondere aber die Kinder, an die das Gebot in erster Linie gerichtet zu sein scheint) in voller Nacktheit sich zeigen soll? Diese Fassung des Gebots ist obszön, in ihr enthüllen sich die, die Gebrauch von ihr machen, als Voyeure. Dieses Gebot perhorresziert die Phantasie, damit aber die Fähigkeit der Kinder, mit der Welt sich auseinanderzusetzen, es macht sie wehrlos. Das „Du sollst nicht lügen“ hängt mit der Verurteilungslogik zusammen.
    Welche Logik steckt in dem Ausdruck „unverschämt“? Logik ist Sprachlogik, zu deren Elementen nicht nur die sprachimmanenten Momente gehören, wie Wortbedeutung und deren Varianten, die Grammatik und die Satzbildung, sondern ebensosehr die Sprachsituation (es gibt keine herrschaftsfreie Kommunikation). Für sich genommen sind die sprachimmanenten Elemente der Sprachlogik technische Elemente. Wer der Reflexion dieser technischen Elemente nicht fähig ist, ist kommunikationsunfähig, bleibt bloßes Objekt der Verurteilungsautomatik (verschämt und gehorsam).
    „Unverschämt“ ist ein eliminatorischer Begriff. (Kafkas Brief an seinen Vater läßt sich als ein zwangsläufig hilfloser Versuch verstehen, sich gegen den Vorwurf der Unverschämtheit zu wehren.)
    Zum Keuschheitsgebot: Hängt die Befreiung des Katholizismus vom Bann nicht davon ab, ob es gelingt, die Sexualmoral als eines der Produkte der Verdrängung der Sprachreflexion (als Nebenprodukt der Dogmatisierung) zu begreifen? Die indikativische Sexualmoral (die Sexualmoral als Gesetz) ist der Kern des Schuldverschubsystems.
    Jürgen Ebachs Bemerkung zu dem Abschnitt aus dem Minima Moralia „Herr Doktor, das ist schön von Euch“, daß Adorno „zuletzt das Leben selbst aus dem Blick verliert“ (Kassandra und Jona, S.66), habe ich zunächst nicht verstanden. Diese Bemerkung entzündet sich an dem Satz Adornos: „Noch der Baum, der blüht, lügt in dem Augenblick, in dem man sein Blühen ohne den Schatten des Entsetzens wahrnimmt …“. Aber wird dieser Satz, in dem „Natur“ zum Spiegel der Katastrophe wird, in deren Anblick er geschrieben wurde, nicht der gleichen (vergewaltigenden) Logik unterworfen, die auch das Verhältnis des Dogmas zu den biblischen Texten, aus denen es einmal „abgeleitet“ wurde, beherrscht? Die Bemerkung, daß Adorno „das Leben selbst (was immer in diesem Kontext darunter verstanden werden mag, H.H.) aus dem Blick verliert“, wenn er sein Entsetzen über den Autismus der Bäume ausdrückt, die weiterhin blühen, als wäre nichts geschehen, wenn das Grauen die Welt überfällt, erinnert mich an den neudeutschen theologischen Slogan von der „Bewahrung der Schöpfung“, der eigentlich die „Natur“ und mit ihr die Herrschaftslogik, das steinerne Herz der Welt, meint, in deren Kontext Natur sich konstituiert.
    Was symbolisieren Bäume? Gibt es nicht einen Zusammenhang zwischen dem, was man den deutschen Charakter nennen könnte, und der deutschen Waldreligion? Bäume sind aufrecht, trotzen dem Unwetter und allen Stürmen, vor allem aber sind sie im wörtlichsten Sinne verstockt und der Empathie völlig unfähig (hängt nicht die Erkenntnis des Guten und Bösen mit der Verstockung zusammen?). Bonifatius hat zwar die heilige Eiche gefällt, aber, wie es scheint, gefruchtet hat’s nichts.
    Durch ihre Verstockung (als Holz) werden die Bäume zum Grundmaterial der Möbel und des Feuers. Im Griechischen ist hyle der Name der Materie. Läßt sich der Kohle und dem Erdöl auch eine geschichtstheologische Bedeutung abgewinnen? Gehört nicht zur Geschichte der Verwendung des Baumes der Pfahl, die Säule, die Statue?
    Hängen hyle und physis sprachlogisch auf ähnliche Weise zusammen wie materia und natura, und liegt nicht dazwischen die Verstockung des Herzens (physis ist männlich, natura weiblich)?
    Ist es nicht an der Zeit, die Geschichte der Verstockung des Herzens Pharaos endlich einmal genauer sich anzuschauen? Die Verstockung des Herzens Pharaos steht in Abhängigkeit von seiner Entscheidung, das Volk nicht ziehen zu lassen.
    Ist nicht die Geschichte der Verhärtung des Herzens Pharaos eine Abfolge von Symbolen, die sexueller, sprachlicher und herrschaftsgeschichtlicher Natur zugleich sind? Aber erst Babylon hat den hieros gamos vollzogen (hierauf verweist der apokalyptische Unzuchtsbecher).
    Wie im Himmel, so auf Erden: Als Gott am zweiten Tag die Feste schuf, die er dann Himmel nannte, hat er mit dieser Feste die oberen von den unteren Wassern getrennt. Von den Wassern unter dem Himmel heißt es dann am dritten Tag, daß sie an einem Ort sich sammeln, damit das Trockene sichtbar werde. Entspricht dem etwas bei den „oberen Wassern“? Ist der Gottesname der „eine Ort“, an dem diese Wasser sich sammeln sollen, und steckt das hinter dem Gebot der Heiligung des Gottesnamens? Ist nicht der biblische Schöpfungsbericht (eigentlich die ganze Thora) „kos-mogonisch“ (weltbegründend) und prophetisch (himmelaufspannend) zugleich, und verleiht das der Thora das Übergewicht über die Prophetie?
    Tenach: Ist nicht in der Tora (im „Gesetz) vereint, was in den Nebiim (Propheten) und Ketubim (Hagiographien) getrennt ist?
    Die Differenz von Rind und Esel ist die Differenz von Gesetz und Gebot (Joch und Last).
    Es gibt keine Kollektivschuld, aber es gibt nur die eine Chance, den Wiederholungszwang zu brechen, wenn durch Erinnerungsarbeit die Sünde der Welt reflektierbar gemacht ist. Und ist das nicht die Geisttaufe?
    Die Entlastungskonstruktionen, die mit der Historisierung des Holocaust als Zugabe (aufgrund der Logik der Historisierung) sich einstellen, haben die Deutschen endgültig zu einem Volk von Zwangsneurotikern gemacht.
    Behemoth: Ist das nicht ein Abstraktum die Gehölz, und kann man es nicht mit Getier übersetzen?
    Die Schrift ist ein durchsichtiger Körper, aber man muß lernen, mit den Ohren zu sehen, um hindurchblicken zu können. Aber es ist das Inertialsystem, es sind die subjektiven Formen der Anschauung, die die Ohren verstopfen. Die kantische Philosophie ist das Gegenteil einer dogmatischen Philosophie, sie ist der Beginn der Reflexion des Grundes, aus dem der Dogmatismus erwachsen ist.
    Sollte man im Credo nicht das visibilium et invisibilium, das Sichtbare und das Unsichtbare, durch das Erhörte und das Unerhörte ersetzen?
    Der Himmel ist ein plurale tantum. In der Schrift steht der Himmel im Plural. Das Einheitsprinzip dazu: Ist das nicht die Einzigkeit Gottes, die Einheit des Gottesnamens.
    Das aufgedeckte Antlitz wird aufgedeckt durch das Leuchten seines Angesichts.
    Die Erde ist kein Planet. Haben nicht die Planeten etwas mit den subjektiven Formen der Anschauung zu tun: der Saturn mit der Form der inneren Anschauung, die anderen sechs Planeten mit den sechs Enden der Richtungen des Raumes, der Form der äußeren Anschauung?
    Kommt nicht das Konstrukt aus dem Sohar, daß die Enden der Richtungen des Raumes auf göttliche Namen versiegelt sind, der Astrologie auf eine gefährliche Weise nahe? Und bezeichnet nicht Maria Magdalena, die von den sieben unreinen Geistern befreit wurde, den neutestamentarischen Einspruch gegen die Astrologie?

  • 09.08.1996

    Rasenpflege: Der Historiker läßt über die Vergangenheit Gras wachsen.
    Die Frankfurter Schule hat es nie gegeben; was so heißt, ist die organisierte Selbstverleugnung der Frankfurter Schule.
    Historismus als Instrument der Entlastung: Darin gründete die Nähe der historischen Bibel-Kritik zum Antisemitismus.
    Hier gilt das Gleiche, das auch für Teile der Zeitgeschichtsforschung gilt, die automatisch: durch die Objektivierung und Historisierung des Geschehenen, zur Selbstentlastung beiträgt; das Entscheidende (das, was am Vergangenen nicht vergeht: das Objekt des Eingedenkens) ist nicht objektivierbar, fällt durch die Maschen.
    Karl Thieme hat einmal gegen von Ranke darauf hingewiesen, daß die Frage, „wie es denn eigentlich gewesen ist“, das „Was“ unterschlägt: Zum Es wird neutralisiert, worauf es ankommt: Zu erkennen, was geschehen ist? Wird nicht durchs Verfahren der Objektivierung die Geschichte auf die Geschichte der Sieger, auf Herrschaftsgeschichte reduziert, ist deshalb alle Geschichtsschreibung nationalistisch?
    Die unsägliche Diskussion, ob es zur „Endlösung der Judenfrage“ einen Befehl Hitlers gegeben habe, war schon von der Intention (vom Beweisanliegen) her obsolet. Die Alternative, unter der sie steht, war falsch: Entweder war Hitler der Verantwortliche (und alle anderen haben nur Befehle ausgeführt), oder es war ein automatischer Ablauf (und alle Beteiligten nur Rädchen in einer ohne ihr Wissen und ihren Willen ablaufenden Maschinerie).
    Zum Problem der „Identitätsbildung“, das Jörg Rüsen anspricht: Entzieht das Geschehene nicht diesem Problem generell den Boden? Wer nach Auschwitz noch davon ausgeht, daß Geschichte dazu beitragen könne, das Problem der nationalen Identität der Deutschen zu lösen, leugnet Auschwitz.
    Verhalten sich nicht die Kritiker Goldhagens wie die Eltern, die bestimmte Fragen ihrer Kinder nur noch als unverschämt empfinden? Und was die Kritiker an diesem Buch so ärgert, ist ihr wohl nicht unbegründeter Eindruck, daß es solche, von ihnen als unverschämt empfundene Fragen auslöst. Damit scheint der Eindruck des „Fürsorg-lichen“, Pädagogischen, um nicht zu sagen der Bevormundung, zusammenzuhängen, den der Tonfall bei fast allen Kritikern erweckt, so als müßten die kranken Leser vor schädlichen Einflüssen in Schutz genommen werden. Fast möchte es scheinen, als sei nicht der Autor, sondern als seien die Leser die Adressaten dieser Kritiken, die vor einer möglichen Ansteckung gewarnt werden sollen, und denen man vorsorglich einige Verhüterli anbietet.
    Gibt diese Art der Kritik nicht Anlaß, über das Problem der Metaphorik noch einmal nachzudenken? Es gibt eine Art der Metaphorik, die einer verdeckten Strategie gehorcht (der Rückschluß auf Rechtfertigungszwänge, von denen eine vergleichbare kommunikationslogische Wirkung ausgeht, ist naheliegend): Umgangssprachlich scheint das gemeint zu sein, wenn man sagt, daß einer „durch die Blume“ spricht. Hier ist die Sache, über die gesprochen wird, nicht die Sache, die gemeint ist, weil diese Sache nicht offen ausgesprochen werden kann. Wer das nicht durchschaut und meint, es ginge um die Sache, über die gesprochen wird, sitzt schon in der Falle drin.
    Kehrt hier nicht ein Rätsel der Theologie-Geschichte wieder, ein Rätsel, das aus der Dogmen-Geschichte, der Geschichte der „Widerlegung“ und Verurteilung der Häresien bekannt ist: Es gibt weite Bereiche, in denen es Theologen wie Historikern auf Genauigkeit gar nicht so sehr ankommt. Aber an welchen Punkten wird’s ungemütlich, wann und wo wird’s ernst, werden die Fragen und die Urteile rigide?
    Wem der Schrecken so in die Glieder gefahren ist, daß er davon nicht loskommt, kennt die Erfahrung, daß es Punkte gibt, an denen er auf Abwehr und Schweigen, wenn nicht auf Wut stößt. Das Problem der Historiker ist es, daß diese Vergangenheit nicht vergangen ist, sich nicht in die Objektivität der Vergangenheit bannen läßt (sind die Historiker die „Toten, die ihre Toten begraben“, und kann man diesem Satz in diesem Zusammenhang vielleicht doch noch einen positiven Sinn abgewinnen? Repräsentieren die Väter in den Evangelien die Geschichte? Ist der Satz nicht auch anwendbar auf die Kirche?).
    Gibt es nicht wirklich so etwas wie die Tücke oder die Rache des Objekts; und gehört nicht Hegels „Weltgericht“ – als Totalität der logisch durchorganisierten Rache des Objekts – in diesen Zusammenhang? Ist nicht Hegels Weltgericht ein spätes Echo der Gewalt, die die Schöpfung einleitet und das tohuwabohu und die Finsternis über dem Abgrund hervorruft? Und ist das Jesaja-Wort „Ich bin der Herr und keiner sonst, der ich das Licht bilde und die Finsternis schaffe, der ich Heil wirke und Unheil schaffe, ich bin’s, der Herr, der dies alles wirkt“ (457) ein Hinweis auf den Schöpfungs-Rhythmus von Katastrophe und Rettung? Und ist nicht die Bedingung der Rettung die Wahrnehmung der Katastrophe (vgl. Jürgen Ebachs Hinweis zu Lots Weib; gibt es hier nicht einen Zusammenhang mit der merkwürdigen Rolle der Väter in den Evangelien?). Unterscheidet sich nicht die Apokalypse von der Prophetie durch die „Wahrnehmung der Katastrophe“? – Die Zuschauer sind die Väter und die Richter, während Mütter die Mitleidenden, die Barmherzigen sind.
    Wäre es nicht sinnvoll gewesen, in die „Versuche, die RAF zu verstehen“ auch Texte der Mütter oder überhaupt einer Frau mit aufzunehmen? – Bemerkenswert, daß der Senat in keinem Falle etwas gegen Ausfälle von Seiten der Anklagevertreter gegen Prozeß-Besucher, gegen die Mutter der Angeklagten oder zuletzt gegen einen Zeugen eingegriffen hat, während er jeden Versuch, die Vorgänge in Bad Kleinen aufzuklären, rigoros unterbunden hat, und daß, obwohl er die Anklage gegen Birgit Hogefeld wegen Beteiligung am Mord an dem GSG-9-Beamten Newrzella trotz offenkundiger Widersinnigkeit zugelassen hat, eine Anklage, zu deren Hintergrund die Kenntnis des gesamten Vorgangs in Bad Kleinen gehört, nicht nur das isolierte Faktum eines bis heute nicht nachgewiesenen „Mords“ (die Tatsache, daß das Gericht sich diesen Mord sehr gut vorstellen kann, ist noch kein Beweis). Hätte dieser Senat nicht auch die Chance, sich auf die friedenstiftende Kraft des Rechts zu besinnen? Statt dessen hat er die Verhandlung in ein Kant-Seminar umfunktioniert: in eine praktische Übung zur Frage der Konstruktion synthetischer Urteile apriori, in deren Kontext schon Kant zufolge die Dinge, wie sie an sich sein mögen, nicht erkennbar sind. Auch die Philosophie hat nicht nur seit je den Tod verdrängt, sie hat auch das Mitleid, die Fähigkeit, in andere sich hineinzuversetzen, nie gekannt (der Kampf der Philosophie gegen das Vorurteil, war ein Kampf gegen die Vorurteile, die dem reibungslosen Ablauf des Geschäfts und dem Prinzip der Selbsterhaltung im Wege standen). Die Philosophie hat seit je das Urteil zum Maß der Wahrheit gemacht, sie hat von der Hemmung des Urteils durch das Mitleid und das verteidigende Denken seit je abstrahiert.
    Hat das „Laßt die Toten ihre Toten begraben“ etwas mit Adam, dem Staub und der Schlange zu tun?
    Kann es sein, daß das Symbol der Taube, die das Opfer der Armen war, auch in der Geschichte von der armen Witwe, die ihr letztes Scherflein in den Opferstock wirft, noch nachklingt? Ist nicht der Heilige Geist der Inbegriff und die letzte Verkörperung des Satzes „Barmherzigkeit, nicht Opfer“? Vgl hierzu noch einmal die Geschichte mit Zacharias: Er brachte das Rauchopfer dar (das die „Gebete der Heiligen“ symbolisiert), als der Engel Gabriel ihm die Geburt des Johannes ankündigte; und die andere Geschichte: Was geschah, als nach der Geburt Jesu die Tauben geopfert wurden (die Geschichten mit Simeon und Anna, der Tochter Penuels, aus dem Stamme Asser, „etwa 84 Jahre alt“)?
    Zur Rekonstruktion des Antisemitismus wäre es wichtig, den logischen Zusammenhang zu begreifen, der den modernen Nationalismus mit dem Rassismus verbindet. Der Nationalismus, selber ein Produkt des Weltbegriffs und der säkularisierten Bekenntnislogik, ist der Nährboden des Antisemitismus, die Umschlagstelle des Schuldverschubsystems, der das projektive Moment im rassistischen Antisemitismus logisch begründet.

  • 7.3.96

    Wer den Terrorismus aufarbeiten will, muß den Schrecken aufarbeiten, aus dem er hervorgegangen ist. Auf keinen Fall aber sollte man die Urheber des Schreckens zu Richtern über ihre Opfer machen. Spielt hier nicht der Modernisierungsprozeß, der der Faschismus auch war, mit herein: Was im Faschismus naturwüchsig war (das „gesunde Volksempfinden“), ist zu einem technischen Instrument geworden: zum Rechtspositivismus.
    Ist nicht die gegenwärtige ökonomische Entwicklung die höhnische Verwirklichung dessen, was Marx einmal intendiert hatte. Auch die Privatisierung ist eine Form der Vergesellschaftung. Der Staat ist längst abgestorben, er weiß es nur noch nicht: er verrottet und verfault.
    Die Erfahrung, aus der der verzweifelte Genius der Kritischen Theorie hervorgegangen ist, daß nämlich das Proletariat nicht mehr das Subjekt der Revolution ist – eine Erfahrung, die bis zu Marcuse die Reflexion durchzieht und beherrscht -, gründet in diesem Sachverhalt. Sie hängt zusammen damit, daß die subjektlose Form der Vergesellschaftung der Produktionsmittel Teil einer allgemeinen Proletarisierung ist: Auch die, die an den Hebeln der Macht sitzen, sind Lohnabhängige. Die Ökonomie ist der Feuerofen, in dem die Barmherzigkeit verbrennt; und das Leiden daran wird solange der Grund des Faschismus bleiben, wie es sich nicht selbst begreift, wie es nur den Weg der projektiven Verarbeitung kennt.
    Georg Büchners Frage: Was ist das, was in uns mordet, stiehlt, hurt und lügt, drückt das aufs genaueste aus. Gibt es noch eine Möglichkeit, dieses Marionettenspiel, in dem wir nur noch Puppen in den Händen und an den Fäden einer subjektlosen Regie sind, zu begreifen?
    Der strafrechtliche Tatbestand des Mords läßt sich aus dem mosaischen Gebot „Du sollst nicht töten“ nicht ableiten. Der Mord ist kein Tat-, sondern ein Täterdelikt: Strafrechtlich verfolgt wird der Mörder, nicht der Mord, verfolgt wird die Person, die sich ein Recht anmaßt, das der Staat als sein eigenes begreift und um keinen Preis aufgeben kann, an dem er sein Monopol nicht aufgeben will und auch nicht kann: das Recht zu töten. Der biblische Gründungsakt des Staates ist der Brudermord Kains an Abel. Jürgen Ebach hat darauf hingewiesen, daß der Fluch „Unstet und flüchtig sollst du sein auf Erden“ ein sprachliches Echo hat in der Jotham-Fabel, in der Charakterisierung der „wurzellosen“ Königsherrschaft „Soll ich … hingehen, über den Bäumen zu schweben?“ (J.Ebach: Ursprung und Ziel, S. 59) Kain ist der Gründer der ersten Stadt, der er den Namen seines Erstgeborenen (Henoch!) gibt (Gen 417), während zur Zeit, da der Erstgeborene Seths geboren wurde, erstmals der Name Gottes angerufen wird (Gen 426).
    War das Ziel des historischen Objektivationsprozesses die Neutralisierung der Prophetie (die Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit, die Neutralisierung der vergangenen Zukunft)? Ist der Historismus aufgrund seiner eigenen Logik antisemitisch?
    Der Begriff der Gesinnung gehört zu Bekenntnislogik; jede Gesinnung ist nationalistisch (wohlgesonnen ist in allem das Gegenteil von national gesinnt).
    Gibt es einen sprachlogischen Zusammenhang von Sonne und Sinn (gesonnen/gesinnt, Sinnlichkeit)? Ist die Feminisierung der Sonne im Deutschen in dieser sprachlichen Konstellation begründet (Reflex des männlich-heroischen Sinns)?
    Ist nicht die Suche nach dem Sinn der Versuch, der zweiten Natur eine Sonne einzubilden? Der Sinn lebt (wie die Gesinnung) von der Bekenntnislogik, die ebenso zwangshaft wie vergeblich versucht, sich als Zentrum zu etablieren.
    Hat das lateinische sol etwas mit solus zu tun; welche Wurzeln hat helios; steckt im hebräischen schemesch schem, der Name? Und gibt es neben Sonne/Sinn auch die Beziehung von Sonne und Sohn (vgl. im Englischen son und sun, aber auch sin, die Sünde)?

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