„Männer beten für das Ende der Sünder; Frauen für das der Sünde – nur so geschieht die Umkehr der Sünder.“ (b Ber 10a, zit. nach L. Schottroff, S.170, Anm. 269) – Ist das Patriarchat der genaueste Ausdruck der Logik der Schrift?
Die Schrift ist das Medium des Denkens anderer; darin aber gründet die Logik des Urteils, die mit der Schrift entspringt und im Weltbegriff sich entfaltet. Kern der Logik der Schrift ist die Urteilsform. Die Unfähigkeit zu kritischer Kommunikation gründet in der autoritären Beziehung zur Schrift, in der die Schrift (und mit ihr die Welt) anstatt zum Feld der Suche nach der Wahrheit, zum Urteil über den Lesenden/Hörenden („Gehorchenden“) wird. Die erste vergegenständlichte Gestalt der autoritären Beziehung zur Schrift (die erste Objektivierung der Urteilsform) war die Schicksalsidee, während die Prophetie die Kritik der Logik der Schrift in der Schrift gegen die Schrift entfaltet („Spruch des Herrn“). Die zweite Gestalt war der Dingbegriff: Die Objektvorstellung gründet in der Logik der Schrift.
Kreuzweg: Grundlage der Instrumentalisierung des Kreuzestodes in der Opfertheologie war die Ausblendung des politisch-ökonomischen Hintergrunds und die Fixierung auf das physischen Ereignis.
Die Philosophie ist die Protokollführung der Herrschaftsgeschichte.
Wäre nicht das prophetische Votum für die Armen und die Fremden heute zu ergänzen durch das Votum für die Frauen? Nur: Während das Votum für die Armen und die Fremden gleichsam ein allgemein-menschliches Votum ist, ist das Votum für die Frauen in erster Linie die eigene Sache der Frauen. Gibt es hier einen Zusammenhang mit dem Becher der Unzucht der Hure Babylon?
Mit dem Staub, aus dem Adam geworden ist, und zu dem er wieder werden wird, nährt sich die Schlange: Sie nährt damit ihre Klugheit (sie war das klügste aller Tiere des Feldes)?
Ist nicht der Inhalt des Spekulativen bei Hegel das Selbst: Ist das Absolute nicht der an der Logik der Welt sich spiegelnde Narziss, der autistische Gott?
Haben die Hegelschen Volksgeister nicht eine Affinität zu den Arten der Tiere, die nach Hegel ein Beweis dafür sind daß die Natur „den Begriff nicht halten“ kann?
1 Kön 13: Eine hochsymbolische Geschichte (von den beiden Propheten). Beziehungen zum Buch Jonas?
Ist die Flexion (Deklination und Konjugation) der Gegenstand der Reflexion?
Durch das System der Deklinationen wird das Wort unter die Herrschaft des Inertialsystems gebeugt (wird die Welt zu „alle(m), was der Fall ist“).
Zum bestimmten Artikel: Ist der bestimmte Artikel (die demonstrative Beziehung des Begriffs auf sein Objekt) nicht überhaupt der Katalysator der Deklination? Und gehört nicht zu dem et haschamajim w’et ha’arez im ersten Satz der Genesis das tohu wa bohu im zweiten Satz?
Sprache und Schrift: Verdankt sich nicht die grammatische Durchbildung und Artikulation der Sprache der Schrift? So ist die hochdeutsche Sprache durch die Bibelübersetzung Luthers entstanden (und in unvergleichlicher Weise theologisch instrumentiert worden).
Die res der lateinischen Sprache ist die res publica. Erst mit der lateinischen Sprache hat die griechische Naturphilosophie ihr Objekt verloren, das sie dann als Theologie wiedergefunden zu haben glaubte. Unterm Zwang der Logik des Weltbegriffs und der Bekenntnislogik ist sie zur Quelle der modernen Naturwissenschaften geworden.
Erinnert Hegels Begriff des Prozesses nicht sowohl an das procedere, den Fortschritt, als auch an das juristische Verfahren der Urteilsfindung (mit Ankläger, Angeklagtem, Verteidiger, Zeugen und Richter)? Der juristische und der szientifische Beweis haben nicht zufällig den gleichen Namen.
Hegels Hinweis auf die Doppelbedeutung des Wortes Geschichte begründet seine Prämisse, daß es Geschichte erst seit der Geschichtsschreibung gibt. Was als Geschichte vergegenständlicht wird, ist durch die Schrift „ursprünglich“ objektiviert worden: Die Schrift ist der erste Zeuge der historischen Taten und Ereignisse (dem später erst die anderen, dinglichen Zeugnisse der Architektur, der Kunst und der Archäologie zur Seite gestellt werden).
Bezeichnen die Objekte der Schöpfung: die Himmel und die Erde, die großen Seetiere und am Ende die Menschen, nicht drei Stufen einer Schöpfung, die insgesamt als Abfolge von Katastrophen und Rettungen zu begreifen wäre (und nicht als souveräne Tat eines gewaltigen, allmächtigen Schöpfers)?
Die drei Leugnungen sind Stufen der Identifikation mit dem Aggressor (die drei Katastrophen, die der Menschwerdung: der Erscheinung des Menschensohns, vorausgehen): Insofern haben sie etwas mit der Beziehung von Lachen und Weinen (er ging hinaus und weinte bitterlich) zu tun.
Hat Behemoth etwas mit der Geschichte der Hysterie (Christina von Braun: Nicht-Ich) zu tun (das vom Pharao gejagte Chaos-Tier mit im Sklavenhaus heimatloser Barmherzigkeit)?
Das Gebot der Barmherzigkeit reinigt die Liebe von ihrer Ohnmacht gegen die Verführung durchs Selbstmitleid (im Wunsch geliebt zu werden erstickt die Fähigkeit zu lieben).
Greuel am heiligen Ort: Die homousia ist die Nadel, mit der der zarte Schmetterling der Gotteserkenntnis aufgespießt, hinter Glas gesetzt und (als verdinglichte Trinitätslehre) dem blinden Anschauen preisgegeben worden ist.
Sind die subjektiven Formen der Anschauung nicht Produkte der Potenzierung der Verstockung: das eiserne anstelle des hölzernen Jochs (Jeremias und Hananja)? Vgl. das Stichwort „eisern“ in der Stuttgarter Wortkonkordanz, Bibel von A – Z.
Das Joch symbolisiert sowohl die Last der Herrschaft als auch die des Begriffs: vgl. im NT auch das Kreuz und die Sünde der Welt (Mt 1129.30, Mt 1038 und 1624, Joh 129). Der Weltbegriff „befreit“ von der Last des Joches durchs Schuldverschubsystem (der Weltbegriff ist der Inbegriff der vergesellschafteten Welt). Dagegen richtet sich das Wort von der Sünde der Welt, das zum Nachfolgegebot gehört. Für diese Last gilt das Wort: Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht. Vgl. Rosenzweig: Nur wer die Last auf sich nimmt, befreit sich von ihr.
Herrschaftskritik eröffnet die Erinnerungsfähigkeit und sensibilisiert zugleich (erlöst die Moral vom Bann der Moral).
Gerichtssprache und Hoffnungssprache sind ineinander verschlungen: Die Hoffnung für die einen ist das Gericht über die andern. Hierzu gehört eine Vorstellung des Jüngsten Gerichts, in der es als Gericht der Barmherzigkeit über das gnadenlose Weltgericht zu begreifen wäre. (Vgl. Schottroff, S. 230)
Die Kopenhagener Schule ist die apokalyptische Weiterbildung der Einsteinschen Prophetie.
Das Buch des Lebens: Heißt das nicht, daß wir am Ende in der Natur das entschlüsselte Buch der Geschichte lesen werden?
Der Weltbegriff, Korrelat des Selbsterhaltungsprinzips und Produkt seiner Logik, rückt die Armen, die Fremden und die Frauen ins Dunkel, er ästhetisiert die Geschichte, transponiert sie in den Kontext des Inertialsystems, dem er durchs Relativitätsprinzip verbunden ist, durch das der logische Rahmen der Gegenwart zum Existenzrahmen der so ästhetisierten Geschichte (die Geschichte selbst zu einem Gegenstand der Vorstellung) wird. Der Weltbegriff immunisiert die Geschichte gegen die Erinnerung.
Einstein
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11.9.1994
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8.9.1994
Ist der demagogische Trick Kohls nicht vorgebildet in der Geschichte der Physik: Die Kopenhagener Schule, die selber nach Einstein die Physik wieder ins Paradigma der Naturbeherrschung zurückgebogen hat, hat sich zugleich in der Öffentlichkeit immer als „Überwindung“ der klassischen Physik, zu der sie dann insbesondere Einstein hinzugerechnet hat, präsentiert, und den Preis der Rückkoppelung (die Unbestimmtheitsrelation und den Korpuskel-Welle-Dualismus als Komplementaritätsprinzip) als besonderen Gewinn sich selbst und den anderen eingeredet. Das wirklich Neue bei Einstein wurde damit der Reflexion entzogen. War nicht die Kopenhagener Schule, insbesondere ihr deutscher Teil, auf eine subtilere Weise antisemitisch als die ominöse „Deutsche Physik“?
Gibt es eine (nationale oder weltanschauliche) Identität ohne Bekenntnislogik, und d.h. ohne eingebautes Feindbild? Ist nicht die politische Theologie Carl Schmitts (mit der Grundlage des Freund-Feind-Denkens) die genaueste Entfaltung der Bekenntnislogik? Und sind nicht Skinheads und Hooligans die letzten Confessoren?
Hat Jesus nicht tatsächlich den Teufel mit Beelzebub ausgetrieben, und zwar genau mit der gleichen Logik, mit deren Hilfe er den Vorwurf zu widerlegen versucht (ein Reich, das in sich uneins ist, …)?
Die Bekenntnislogik ist der Kelch von Getsemane.
Der Begriff der „zeitlosen Wahrheit“, Grundlage der Trennung von Natur und Welt, setzt voraus, daß es zur Vergangenheit des Vergangenen keine Alternative gibt.
Zu Weigels Satz (in einem Brief an den WDR zur Lotto-Satire), daß er zwar Humor verstehe, aber …, fehlt die Ergängzung, die man wird hinzudenken müssen: Das Verständnis endet, wenn er selbst zum Objekt des „Humors“ wird. Dann ist er nur noch beleidigt. Hat nicht der Humor überhaupt eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Duftmarken-Setzen der Hunde. Mit Humor werden Herrschaftsbezirke abgesteckt. Opfer des Humors sind in der Regel die, die aus der Gemeinschaft der Lachenden ausgeschlossen (oder zur Identifikation mit dem Aggressor gezwungen) werden sollen (Frauen, Juden, Ausländer). Der Humor hat die gleiche logische Struktur wie das Vorurteil und die Bekenntnislogik, wie er auch die gleiche Funktion hat: Gemeinschaftsstiftung durch gemeinsames Lachen: durch Identifikation des gemeinsamen Objekts. Auch der Antisemitismus ist eine Variante des Humors. Deshalb ist Humor nur erträglich, wenn er die Reflexion auf diese Struktur in sich mit hereinnimmt: als schwarzer Humor.
Kein Bekenntnis ohne eingebautes Feindbild, wobei die logische Leistung des Lachens in seiner identitätsstiftenden Kraft liegt: Die Identität des Feindes wird durchs Lachen konstituiert. Repräsentant dieses Lachens im Subjekt ist die, die Objektvorstellung begründende, subjektive Form der äußeren Anschauung: der Raum.
Hängt es nicht mit der inneren Logik des Gebots der Feindesliebe zusammen, wenn Jesus nicht gelacht hat?
Weshalb wird das Lächeln der Babys als süß empfunden? Ist es nicht eigentlich etwas Schreckliches: Das Lächeln ist nicht freundlich. Beim Lächeln (auch dem archaischen Lächeln frühgriechischer Statuen, dem Seligkeits-Lächeln mittelalterlicher Skulpturen, dem Lächeln der Mona Lisa) ist der Schrecken nicht zu übersehen, der im instrumentalisierten keep smiling, im Lächeln der Verkäuferin, im cheese-Grinsen, als Raubtier-Lächeln erkennbar wird. Ist nicht das Lächeln der Babys das erste Zeichen der Selbstinstrumentalisierung, Folge der Erfahrung, daß diese Geste von den „Bezugspersonen“ honoriert wird? Wieviel objektive Ohnmachts- und Gewalterfahrung steckt schon in diesem Lächeln? Und ist das Süße an diesem Lächeln nicht die Süße der eigenen Macht- und Gewalterfahrung, die durchs Kind so bestätigt wird (Zusammenhang mit der Logik der Scham)?
Kann es sein, daß der Adressat des archaischen Lächelns das sich zur objektiven Gewalt kontrahierende Schicksal des mythischen Zeitalters, der Adressat des mittelalterlichen Lächelns der Seligen die Gottes- und Subjektvorstellung war, die der Verinnerlichung der Scham sich verdankt. Ist das Lächeln nicht der früheste Ausdruck der paranoischen Ansteckung, die zu den Grundlagen der zivilisierten Welt gehört? Aufgetragen ist dieses Lächeln auf die Folie des verzweifelten Weinens.
Haben die Wolken des Himmels, auf denen der Menschensohn erscheinen wird, etwas mit den Wolken, die die ausziehenden Israeliten durch Wüste geführt haben, mit den Wolken am Berge Sinai, dann mit den Wolken der Herrlichkeit Gottes über der Lade im Allerheiligsten des Tempels, zu tun: mit der Schechina?
Gegenstand der modernen Entzauberung der Welt war der katholische Mythos, der selber schon ein Produkt des gleichen Inertialsystems war, dem er dann zum Opfer gefallen ist.
Jesu Wort an den Schächer am Kreuz: Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein, ist noch unerfüllt. Dieses Heute ist noch nicht eingetreten.
Der Sprach- und Symbolgrund der Barmherzigkeit ist die Gebärmutter. Aus welchem Sprachgrund stammt die Gerechtigkeit?
Hat nicht die Anthropomorphismus-Kritik das weibliche Element (die Barmherzigkeit) aus Gott ausgetrieben?
Die Philosophie hat die Sinnlichkeit aus dem Himmel (aus Wasser und Feuer) ausgetrieben, die Naturwissenschaften haben sie aus der Erde ausgetrieben. Das erste war die Folge der Verinnerlichung der Schicksalsidee, das zweite die der Verinnerlichung der Scham.
Wenn die Grenze zwischen Innen und Außen eine transzendentallogische Grenze ist, die begründet ist in der Grenze zur Vergangenheit, ist es dann nicht notwendig, das Schicksal der Geschichte des Klassenkampfes, die nicht nur in der Außenwelt sich abspielt, im Innern der Menschen zu untersuchen, die Fortsetzung dieser Geschichte in der Geschichte seiner Verinnerlichung weiter zu verfolgen? Vermittelndes Glied ist der Mechanismus der Identifikation mit dem Aggressor; zur Geschichte der Verinnerlichung des Klassenkampfes gehört die Geschichte seiner Verdrängung. Diesem Aspekt kommt ein anderer entgegen: die Einsicht, daß der Begriff der Verdrängung nicht mehr auf die Psychologie sich einschränken läßt, daß er durch einen objektiven, historisch-gesellschaftlichen Begriff der Verdrängung, zu dem die Geschichte des Mythos und der Aufklärung gehört, zu ergänzen ist.
Werbung und Propaganda, als Formen der technischen Anwendung der Psychoanalyse, haben diesen objektiven Begriff der Verdrängung (den sie ausbeuten und verstärken) zur Grundlage (Zusammenhang mit der Bekenntnislogik).
Dignum et justum est: Hat das dignum, das dann mit würdig übersetzt wurde, etwas mit der Barmherzigkeit zu tun? Und wie verhält sich das dignum et justum (würdig und gerecht) zum juristischen billig und recht (wie verhalten sich dignum, würdig und billig zueinander)? -
4.9.1994
Das Haus des Seins, oder der pharaonische Aspekt der Ontologie.
Hat das Tier aus dem Meer etwas mit der Entnationalisierung der Ökonomie (insbesondere auch des Banken- und Finanzwesens) zu tun?
Hinweis hierzu: Wenn das Eigentum zu den Organisationsgrundlagen des Staates gehört, d.h. wenn es nur national sich definieren läßt (deshalb sind die Fragen der Staatsbürgerschaft und der Währungshoheit so wichtig), und wenn außer- und zwischenstaatliche Verhältnisse nach Hegel Naturverhältnisse sind, was bedeutet das dann für die Logik der Entnationalisierung der Ökonomie: für die „vagabundierenden“ Verschuldungs- und Verarmungsprozesse, die den Realitätskern des „vagabundierenden Geldes“ ausmachen? Steckt hier nicht ein Hinweis auf den Ursprung der Nomaden (auf den Zusammenhang ihrer Entstehung mit gesellschaftlichen Naturkatastrophen)? Und liegt hier nicht der eigentliche Grund für die Notwendigkeit der Reflexion des Weltbegriffs (mit dem der Staat, der heute chaotisiert wird, immer schon mit gedacht wird)?
Ist nicht die Beziehung von Handel und Kredit in ihrem Ursprung durch den Fernhandel vermittelt (in dem Finanzierungssystem des antiken Seehandels), und liegt hier nicht der Ursprung des apokalyptischen Symbols vom Tier aus dem Meer (vgl. die Könige, die Kaufleute und die Schiffsführer in der Johannes-Apokalypse)?
Ding und Sache: Hat die begriffliche Trennung ihre Vorgeschichte in einer nationalen: in der sprachlogischen Differenz zwischen dem griechischen chräma (Ding, Geld) und der römischen res (Sache)?
Heute gewinnt Hegels Satz, daß die bürgerliche Gesellschaft bei all ihrem Reichtum nicht reich genug ist, um der Armut und der Erzeugung des Pöbels zu steuern, erstmals globale Bedeutung.
Ist nicht die in der Jona-Geschichte angedeutete innere Differenzierung der „Buße“ (der Umkehr), die in der Logik ihrer Durchführung sich anzeigt, wichtig: Sie beginnt mit der Buße des Volkes, von dem sie ausgeht; die Kunde davon dringt bis vor den König von Ninive, der sie dann zu seiner Sache macht, indem er selber Buße tut und zugleich das Volk und das Vieh zur Buße aufruft.
Hängt es nicht mit ihrem Ursprung in Rechtfertigungszwängen und in der Logik des Schuldverschubsystems zusammen, wenn Weltanschauungskriege seit dem „Krieg gegen den Bolschewismus“ Vernichtugnskriege sind?
Was hat es eigentlich mit dem Pharao, der nichts von Joseph wußte (in der Vorgeschichte der Versklavung der Hebräer), auf sich? Die Josephs-Geschichte läßt als Geschichte der ursprünglichen Akkumulation unter den Bedingungen des pharaonischen Staatskapitalismus, aus dem dann das Sklavenhaus Ägypten geworden ist, begreifen. Die hebräischen Sklaven aber wurden eingesetzt beim Bau der Vorratsstädte Pithom und Ramses.
Wurde nicht auch im stalinistischen Rußland der Archipel Gulag eingeläutet durch die Enteignung der Kulaken?
Daß Geschichte jeweils aus dem Gesichtswinkel des Siegers geschrieben wird, ist ebenso wie die Rechtsblindheit des Rechts keine Frage der Gesinnung, sondern eine der Logik. Aus beiden Verstrickungen und Zwängen kann man nur durch (Schuld-)Reflexion sich befreien, zu deren vorrangigen Objekten die Geschichte und das Recht gehören.
In den Fundamenten des Staats steckt der Mord, so wie in den Fundamenten des Christentums das Kreuzesopfer. Während der Staat die Erinnerung an den Mord unmittelbar verdrängt, verdrängt die Kirche die Erinnerung an den Kreuzestod durch seine instrumentalisierende Vergegenständlichung: durch Ritualisierung (so wappnet sie sich zugleich gegen den Vorwurf der Verdrängung). Die Verdrängungskräfte, die der Staat benötigt (so daß der Pharao an Joseph nicht mehr sich erinnert), liefert das Christentum mit der Opfertheologie (und deren theologischer Absicherung durchs Gesamtsystem des Dogmas).
Es war, wenn nicht der Trick, so doch der logische Effekt der Rezeption des Weltbegriffs, daß mit ihr die Herrschaftskritik aus der theologischen Reflexion ausgeblendet wurde. Mit dem Weltbegriff wurde die Herrschaftslogik rezipiert. Hierdurch ist der Herrschaftskelch (der Taumelbecher und der Kelch des göttlichen Zorns) zum Becher der Unzucht geworden.
Die Ablösung des Geldgeschäfts von seinem investiven Realgrund, seine Rückkoppelung an die abstrakten Formen der Geldvermehrung (vom Börsengeschäft bis zur Devisenspekulation), ist eine logische Folge der Transnationalisierung des Geldgeschäfts, der Überschreitung der nationalen Eigentumsgrenzen. Hat die Logik dieser Rückkoppelung etwas mit der Logik der Selbsterzeugung der subjektiven Form der äußeren Anschauung (der Form des Raumes, die so als grenzenlos sich entfaltet und allem, was in den Raum fällt, die Logik der Instrumentalisierung, die Herrschaftslogik einprägt) zu tun? Wird hier nicht dem Taumelbecher, dem Kelch des göttlichen Zorns, die Unzucht als zusätzlicher Inhalt hinzugefügt?
Nebukadnezar vergißt den Traum, der Pharao vergißt den Traumdeuter. Die anderen Könige haben Eigennamen, sie heißen Abimelech oder Nebukadnezar; nur der König Ägyptens hat einen zweiten Titel, Pharao, aber in der Regel keinen Eigennamen (z.B. in der Abraham-Geschichte und in der Vorgeschichte des Exodus; welche Ausnahmen gibt es, und bei welcher Gelegenheit werden sie genannt?). Kann dieser zweite Titel nicht bedeuten, daß des Pharaos nicht mehr gedacht werden soll?
Die Israeliten haben den Namen Pharaos verdrängt, die Christen den Namen Ägyptens (Mizrajim) und den Gottesnamen. Wird nicht in Apokalypse der Name Ägyptens mit Sodom und Gomorrha und mit dem Ort, an dem der Herr gekreuzigt wurde, zusammengebracht?
Im Christentum hat nicht Gott, sondern nur Jesus einen Namen.
Erinnert nicht der Gebrauch des hebräischen Gottesnamens in der Bibelwissenschaft an die Friedhof- und Gräberschändungen der Nazis? Soll nicht in beiden Fällen – nach dem Modell der in peer-groups üblichen Logik von „Mutproben“ – der Nachweis geführt werden, daß nichts passiert?
Ich kann mir Bücher nicht vom Leibe halten, ich wühle mich durch sie hindurch in der Hoffnung, mich irgendwann in ihnen wiederzufinden.
Einstein war der erste Physiker, der ein mimetisches Erkenntnismodell in die Physik hereingebracht hatte, das dann insbesondere durch die Kopenhagener Schule mit einem Tabu belegt worden ist (die metaphysischen Qualität, die der „Unbestimmtheitsrelation“ oder oder dem Komplementaritäts-Prinzip beigelegt wurden, gründet in diesem gleichsam exorzistischen Tabu. Das Paradigma „moderne“ gegen „klassische“ Physik, das auch gegen Einstein gerichtet war, ist nicht zufällig zum Modell modischer Religionskonzepte (und zu einer theologischen Traditions-Vernichtungs-Maschine) geworden.
Hat nicht die F.D.P. durch ihren neoliberalen Ideologiebegriff – ähnlich wie der Geldmarkt im gleichen Kontext den Produktivitätsbezug – die Bodenhaftung verloren?
Wie bezieht sich der Geldvermehrungs-Mechanismus, der die wirtschaftliche Rationalität (im Sinne Max Webers) begründet, auf die Logik der Selbsterzeugung des Raumes (Begründung des kopernikanischen Systems)? -
30.8.1994
Kann Kohl sich noch darauf herausreden, daß auch er nicht weiß, was er tut? Wüßte er es wirklich nicht, weshalb begleitet er dann jede Gemeinheit der Tat mit einem Dementi des Worts? Er weiß, daß die Rede von Ossis und Wessis diskriminierend ist, zum politischen Sprengstoff zu werden droht; aber er redet so wie nur ein Wessi redet. Die Reflexion bleibt abstrakt, sie erreicht nicht mehr das praktische Gewissen (der Grund hierfür wurde gelegt, als der Logos zum Logos wurde). Liegt hier nicht der Grund der allgemeinen Überzeugung, daß Reden nichts hilft? Grund ist die Unfähigkeit zur Reflexion der Urteilsform (des Weltbegriffs).
Rom hat den Logos gekreuzigt.
Die Geschichte der drei Leugnungen ist die Geschichte der Selbstzerstörung der Sprache.
Ist nicht Luthers sola scriptura eine Konsequenz aus dem augustinischen ad litteram, wird es nicht durch dieses Schriftverständnis verhext?
Kranken nicht unsere Diskurs- und Kommunikationstheorien an der Unfähigkeit, die Urteilsform, die Urteilslogik, zu reflektieren? Sie haben den erkenntniskritischen Teil der kantischen Philosophie ad acta gelegt, verdrängt, damit aber die gesellschaftskritischen Konsequenzen aus der kantischen Erkenntniskritik entschärft. Liefert nicht der Jakobus-Brief den entscheidenden Hinweis auf den Schuldzusammenhang von Sprache und Welt, auf den gleichen Schuldzusammenhang, den die Philosophie und ihrer Folge die Wissenschaft seit je zu neutralisieren versucht, um sich zugleich umso tiefer in den Schuldzusammenhang zu verstricken? Adorno hat recht, wenn er darauf hinweist, daß es keine Position außerhalb der Welt gibt: die Vergegenständlichung der Welt steht selber unter dem Gesetz der Logik der Welt.
Nur wer die Last (die Sünde der Welt) auf sich nimmt, anstatt sie durch Vergegenständlichung zu verdrängen, befreit sich von ihr.
Wissenschaft heute: das in Angst vor der Schlange erstarrte Kaninchen.
Hat das Christentum mit dem Begriff des Zeugens nicht die aufgedeckte Blöße ins Zentrum ihrer Theologie: in die Trinitätslehre mit hereingenommen? Die Barmherzigkeit des Vaters kommt im Dogma nicht vor. Ist das nicht ebenso eine Konsequenz der Bekenntnislogik wie die Opfertheologie?
Liefert Heinsohns Geldtheorie nicht auch einen Beitrag zum Verständnis des Ursprungs des Bußsakraments (und des katholischen Mythos insgesamt)?
Stimmt es daß das mit „klug“ übersetzte hebräische Wort in Gen 31 auch mit „nackt“ übersetzt werden kann, daß die Schlange nicht nur „klüger“, sondern auch „nackter“ war als die Tiere des Feldes? Aber stimmt dann der Komparativ? Ist diese Klugheit die Klugheit der Schamlosigkeit?
Steckt nicht die Geschichte der Zeit in der Geschichte von der Sonnenuhr zur Quarzuhr? Und haben nicht Einstein und Planck den Schlüssel des Abgrunds verfügbar gemacht? Was hat der Schlüssel des Abgrunds mit der Pforte der Hölle zu tun?
Die subjektiven Formen der Anschauung als Produkt der Abstraktion vom Gesehenwerden (von der Scham) sind das Instrument des Aufdeckens der Blöße und der Abstraktion vom Angesicht Gottes. Entspringt die Nacktheit erst mit der Logik der Schrift?
Die Logik der Schrift ist der Quellpunkt der Wolfswelt, der Gemeinheit, die sich selbst nicht begreift.
Die indogermanische Sprache als Produkt der Identifikation mit dem Aggressor.
Sind die Winde nicht ein gemildertes Feuer, das dann in Gewittern als Blitz hervorbricht? Haben die vier apokalyptischen Reiter etwas mit den vier am Euphrat gebundenen Winden zu tun? -
29.8.1994
Die Logik der Schrift ist die Logik der verandernden Kraft des Seins; sie ist die Grundlage sowohl der drei kantischen Totalitätsbegriffe als auch der daraus entfalteten idealistischen Systeme.
Durch die Schrift verändert sich die Beziehung der Sprache zur Zeit und zum Objekt (zu dessen Konstituentien die Vergegenständlichung der Zeit gehört) sowie der Begriff des Subjekts.
Die Logik der Schrift neutralisiert das Geschlecht der zweiten Person: die Sprache wird zölibatär (in der hebräischen Sprache behauptet sich die Sprache gegen die Logik der Schrift, während im Griechischen die Logik der Schrift als Sprachlogik sich entfaltet: in der Grammatik).
Das subjektive Korrelat der Logik der Schrift ist die Bekenntnislogik (zu deren Vorgeschichte der Name der Barbaren gehört).
Mit dem „Seid klug wie die Schlangen“ rechtfertigt und relativiert Jesus den Gebrauch der griechischen Sprache.
Aus dem Bann der Urteilslogik heraustreten, heißt, als erstes begreifen, daß die Sprache der Welt nicht äußerlich ist, daß sie zu den Konstituentien des Weltbegriffs gehört, daß sie nicht nur Schriftsprache ist.
Die Logik der Schrift ist ein Produkt der Herrschaftsgeschichte und in sie verflochten (verstrickt).
Es ist die Logik der Schrift – und nicht erst die Philosophie -, die den Tod verdrängt, indem sie ihn in ihre Struktur mit aufnimmt und so neutralisiert (die Schrift – und hier gründet ihre Beziehung zum Inertialsystem – ist die Todesgrenze).
Die Logik der Schrift begründet die Idee der Wissenschaft und trennt Natur und Welt. Sie ist der Grund, aus dem das Reich der Erscheinungen hervorgeht.
Ist nicht Matthäus der apokalyptische Evangelist, während Johannes Evangelist und Apokalyptiker in getrennten Rollen ist?
Die Logik der Schrift rührt an den Himmel, aber nur an die Seite des Wassers; die Seite des Feuers ist nur durch die Kritik der Logik der Schrift hindurch zu erkennen. Die getrennte Konstituierung der Logik der Schrift gründet im Sündenfall. Symbol der Logik der Schrift ist die Schlange, die auf dem Bauche kriechen und Staub fressen soll (und am Ende der Drache: was bedeuten dann die sieben Köpfe und zehn Hörner?).
Die Logik der Schrift, das Opfer und die Idee der Stellvertretung: die Begründung der Hierarchie. Verantwortung wird durch Delegation zur Unkenntlichkeit neutralisiert. Im Bereich der delegierten Verantwortungen (der Kompetenzen- und Zuständigkeitsregelungen) weiß niemand mehr, was er tut. Die Gemeinheit hat delegierte Verantwortung, das Prinzip der Stellvertretung, als Existenzgrund.
Das Fernsehen, oder über den Zusammenhang von Erwählung und Delegation.
Wer das Transzendentale mit der Transzendenz verwechselt, macht Gott zur Exkulpationsmaschine und zum Garanten der Verdinglichung.
Dimitte nos debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris: Ist das nicht ein Erkenntnisprinzip, die Warnung vor dem projektiven Anteil in jeder urteilenden Erkenntnis?
Im Allerheiligsten wurde die Tafel mit den Geboten Gottes aufbewahrt: War darin nicht der Gottesname verschlüsselt gegenwärtig (und war deshalb der Tempel das Haus Seines Namens)?
War auch der zweite Tempel das Haus Seines Namens?
Adornos Texte unterscheiden sich von anderen philosophischen Texten, daß jeder Satz die Reflexion der Logik der Schrift in sich enthält.
Sind nicht die Confessiones, die des Augustinus wie auch die Rousseaus, Versuche, aus dem Versteck, der die Schrift auch ist, herauszutreten?
Die Bedeutung des Prinzips der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit liegt u.a. darin, daß es im Zentrum der Physik den Punkt bezeichnet, der die Grenze der Logik der Schrift markiert.
Längenkontraktion und Zeitdilatation gründen in den Gleichungen der Lorentz-Transformation. Aber ist in der Struktur dieser Gleichungen – ähnlich wie in der Struktur der Exponentialfunktion im Planckschen Strahlungsgesetz – nicht ein Moment enthalten, das auf die Orthogonalitätsstruktur verweist, sie in die physikalische Dynamik mit einbezieht? Oder genauer: Ist nicht die Beziehung der elektrodynamischen zu den mechanischen Prozessen (der Strahlungsprozesse zu den kinetischen Vorgängen) eine orthogonale?
Woher kommt das Suffix -ment (Parlament, Dokument), und was bedeutet es? Sind nicht die Prä- und Suffixe und das Gesamtsystem der Flexionen die Repräsentanten des Inertialsystems in der Logik der Schrift? Die Objektivation insgesamt verdankt sich der Logik der Schrift: Diese begründet die gleiche Distanz, die als Distanz zum Objekt durch die Distanz vermittelt ist, die – nach der Dialektik der Aufklärung – der Herr durch den Beherrschten gewinnt. -
28.8.1994
Was bedeutet eigentlich Hegels Satz, daß „Geschichtserzählung mit eigentlich geschichtlichen Taten und Begebenheiten gleichzeitig erscheinen“, d.h. daß Geschichte erst durch die Geschichtsschreibung zur Geschichte wird (sh. Vernunft in der Geschichte, S. 164), mit dem Schluß: „.. die bei ihren vernünftigen Gesetzen und Sitten zugleich äußerliche Existenz des Staates ist eine unvollständige Gegenwart, deren Verstand zu ihrer Integrierung des Bewußtseins der Vergangenheit bedarf“? Rührt diese Konstellation nicht an den Kern des Problems der Logik der Schrift?
Vgl. hierzu Hegel, Philosophie der Geschichte, S. 112-114, 206, 227, 243.
Erst die Taufe der Vergangenheit, die die Dinge durch die Logik der Schrift erfahren, macht sie zu Dingen. Grammatik und Mathematik sind durch die Logik der Schrift aufeinander bezogen. Ist nicht das Prinzip der Zahlen in der gleichen Struktur vorgebildet, die auch das Neutrum begründet, nämlich in der Subsumtion der Zukunft unter die (ideelle) Vergangenheit, die der (realen) Vergangenheit, indem sie sie von der Gegenwart ausschließt, überhaupt erst ihre verdinglichende Gewalt verleiht?
Welche Konsequenzen ergeben sich, wenn man Hegels Bemerkung über den Zusammenhang von Geschichte und Geschichtsschreibung auf den Golfkrieg oder auf den Jugoslawien-Konflikt (und auf die Rolle der Medien, der „Öffentlichkeit“, in beiden) anwendet: Gehört nicht die Vorbereitung und Begleitung dieser Konflikte in der Öffentlichkeit zu ihren Ursachen und zu den Bedingungen ihres Verlaufs: Produzieren hier nicht erstmals die Nachrichten die Ereignisse, von denen sie berichten? Beides sind in hohem Grade Medien-Ereignisse.
Die Kritik der politischen Ökonomie ist heute zu einer verzweifelten Wissenschaft geworden, aber das ist kein Grund, sie nicht weiter zu betreiben.
Fortschritt der Erkenntnis: Sind es nicht die Kräfte, die im Innern des historischen Prozesses walten, die der Erkenntnis ihre Objekte zuführen.
Der Kelch, von dem Jesus wünschte, er möge an ihm vorübergehen: war das nicht die griechische Sprache, in der das Christentum auf den Weg geschickt worden ist? Und gilt nicht auch hier: Nomen est omen; ist der Name des Paulus nicht ein Hinweis darauf, daß das von ihm begründete Christentum im Namen des Saulus auf den Weg geschickt worden ist, nicht im messianischen Namen Davids (vgl. die Saulus-/David-Geschichte)?
Steht nicht die historisch-kritische Bibelwissenschaft unter dem Gesetz der Logik der Schrift; wird nicht durch die Logik der Schrift genau das ausgeblendet, worauf es eigentlich ankäme? So, wie schon Augustinus in seinem Genesis-Kommentar durch das „ad litteram“ den prophetisch-symbolischen Teil des Textes ausgeblendet hat.
Im Bußsakrament hat die Kirche auch noch das Lösen zu einem Teil des Bindens gemacht (es steht in der Entwicklung der Theologie an der Stelle, an der in der Geschichte der Naturwissenschaften das Trägheitsprinzip steht und in der Geschichte des Kapitalismus die Lohnarbeit). Ein spätes Echo dieses Vorgangs ist die Wiedereinbindung der durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit geöffneten Naturerkenntnis in die Geschichte der gesellschaftlichen Naturbeherrschung durch die Kopenhagener Schule (Wiedereinbindung der Kritik des Inertialsystems ins Inertialsystem). Das Bußsakrament ist eine Station auf dem Wege von der Erfindung des Begriffs zum Naturverständnis der Kopenhagener Schule.
Partizipieren die sieben Sakramente nicht an der Logik der Schrift, gehören sie nicht zur Urgeschichte des Weltbegriffs? Die sieben Siegel sind die sieben Siegel des Buches, das zu öffnen wäre: Daß der Himmel wie eine Buchrolle sich aufrollt, heißt das, daß er zur Rolle sich zusammenrollt (zum Buch wird), oder daß er sich aufrollt (das Buch sich öffnet)?
Bei welchen der zehn Plagen Ägyptens nennt Moses Gott den Gott der Hebräer, und wann nennt er den Gottesnamen (JHWH)? -
23.8.1994
Ist die Logik der Schrift idealistisch und männlich: die Sünde der Welt?
Die Existenz der Kirche ist der Beweis dafür, daß die Sünde wider den Heiligen Geist in dieser Welt nicht vergeben wird.
Die Vorstellung einer homogenen Zeit ist ein Produkt des Seitenblicks; zu ihrer Ursprungsgeschichte gehört die Geschichte der Verinnerlichung des Schicksals und der Scham. Hiermit hängt es zusammen, wenn in der Johannes-Apokalypse die prophetische Verknüpfung des Taumelbechers mit dem Kelch des göttlichen Zorns ergänzt wird durch den Unzuchtbecher. Dokumentiert wird diese Geschichte in der Geschichte des Ursprungs der Raumvorstellung, in dem Prozeß, in dem der Raum zur subjektiven Form der äußeren Anschauung geworden ist (von der griechischen Winkelgeometrie, der Entdeckung der Orthogonalität, zum modernen Inertialsystem). Es sind die subjektiven Formen der Anschauung, die zur Bindung der Erkenntnis an die Urteilsform keine Alternative mehr zulassen, und die dann das Sprachverständnis bis in den Kern verhext haben (Trennung der Welt da draußen von der Sprache in meinem Kopf, die doch diese Welt da draußen zugleich fürs Bewußtsein organisiert: das Kelch-Symbol und sein Sprachgrund).
Liegt nicht das Problem der Blutsymbolik im Problem des Kelchs. Wenn das Blut in den Taumelkelch, in den Kelch des göttlichen Zorns mit hereingenommen wird (wenn es zu den subjektiven Formen der Anschauung und zum Reich der Erscheinungen keine Alternative mehr gibt), wird dieser Kelch zum Becher der Unzucht. Darauf bezieht sich das Paulus-Wort, daß, wer diesen Kelch unwürdig trinkt, sich das Gericht trinkt: Die Opfertheologie hat den Kelch des göttlichen Zorns zu einem Becher der Unzucht gemacht. Die Sünde der Welt reicht bis in den Kern der christlichen theologischen Tradition herein.
Daß der Menschensohn zur Rechten des Vaters sitzt, heißt das nicht, daß die Erfüllung des Wortes und die Befreiung der göttlichen Barmherzigkeit zusammenfallen?
Die Reflexion der Sexualmoral, die mit Adornos erstem Gebot der Sexualmoral: der Ankläger hat immer unrecht, beginnt, führt unmittelbar in die Herrschaftskritik: in die Heiligung des Gottesnamens.
Beim gegenwärtigen Stand der Aufklärung gibt es zu Jer 3134 keine Alternative mehr. Zielt nicht Reinhold Schneiders „Allein den Betern kann es noch gelingen“ auf dieses Ziel, auf die Erfüllung des Wortes; und enthält es nicht die einzig noch zulässige Version des Gebets?
Was die drei jüdischen Heroen der Wissenschaftskritik, Marx, Freud und Einstein, verbindet (und das „Scheitern“ in ihren Konstrukten vorprogrammiert), ist ein positivistisches Moment:
– bei Marx der Rekurs aufs Tauschprinzip, ohne das die Kapitalismuskritik nicht möglich gewesen wäre,
– bei Einstein der Rekurs aufs Relativitätsprinzip, ohne den das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit nicht formulierbar gewesen wäre, und
– bei Freud die Verwerfung des Gedankens an die Realität der Erinnerung von Frauen und Kindern an sexuellen Mißbrauch; nur so war es möglich, das Hysterie- und damit das Neurose-Konzept der Psychoanalyse auf eine „solide“ begriffliche Grundlage zu stellen.
Bezeichnet nicht der Naturbegriff die sieben Plagen und der Weltbegriff die sieben Donner (die Johannes nicht aufschreiben durfte)?
Hätte Hegel den Übergang vom Sein zum Nichts anstatt als Werden als Vergehen begriffen, so wäre die Hegelsche Logik schon an ihrem Ende gewesen. Aber war das nicht die Situation, in der Heidegger sich vorfand, der versucht hat, diesem Vergehen dadurch zu entkommen, daß er es zur Zeit neutralisierte? Und ist nicht Heidegger, im Gegensatz zu Hegel, der ein sehr protestantischer Philosoph war, ein sehr katholischer Philosoph? Hegel war der Philosoph des Taumelbechers und des Bechers des göttlichen Zorns, Heidegger der des des Bechers der Unzucht.
Verhalten sich nicht Eigentlichkeit und Uneigentlichkeit bei Heidegger wie das Vorhandene und das Zuhandene oder wie Unmittelbarkeit und Reflexion? Die Eigentlichkeit ist die starr festgehaltene Unmittelbarkeit, die Uneigentlichkeit die gleiche Eigentlichkeit als Gegenstand der Reflexion, und das Ganze nur ein taktisches Verfahren, das Objekt der Ontologie dadurch emphatisch aufzuheizen, daß es der Reflexion entzogen wird, und so die Ontologie gleichsam unangreifbar zu machen (Konstruktion des automatisierten Denkverbots).
Die christliche Idee der Liebe ist zu einem Attribut des Herrschafts- und Besitztrieb geworden, wie auch die Bekenntnislogik Gott selbst zum Gegenstand dieses Herrschafts- und Besitztriebs gemacht hat (Domestikation Gottes durchs Opfer: Religion als Religion für andere).
Wenn im neuen Weltkatechismus von der „Natur des Menschen“ gesprochen wird – und es wird sehr oft davon gesprochen -, dann folgt mit Sicherheit eine Gemeinheit, deren einziger Zweck darin besteht, das Vormundschaftsrecht der Kirche abzusichern.
Hegel hat den Bann des Weltbegriffs reflektiert, er hat ihn nicht gelöst.
Sind nicht die sogenannten Anziehungskräfte Produkte der Zeitdilatation, der Relativierung der Gleichzeitigkeit.
Reversibel sind die Richtungen des Raumes nur für die Reflexion, nicht real.
Die Finsternis über dem Abgrund ist der Gegenstand der Trauerarbeit (und die Trauerarbeit die Tätigkeit des über den Wassern brütenden Geistes).
In ihrer gegenwärtigen Phase produziert die Aufklärung das Chaos, aus dem die zuküntige Welt zu erschaffen wäre. Oder anders: Heute produziert die Lokomotive den Abgrund, auf den sie mit wachsender Geschwindigkeit zurast. Gilt hierfür das Wort, daß die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden? -
17.8.1994
Die Schrift entnimmt die Sprache dem flüchtigen Hauch der Stimme und konserviert sie. Aber was die Schrift konserviert, ist die vergangene Sprache.
Wenn Stephanus den Himmel offen sah, während Paulus in den dritten Himmel entrückt war, drückt sich darin nicht die Beziehung beider zur Schrift aus.
Wie würde das NT aussehen, wenn man es chronologisch ordnen würde (der Tod des Stephanus liegt vor den paulinischen Briefen, aber die Apostelgeschichte, die darüber berichtet, nach ihnen)?
Unterstellen die Bezeichnungen Altes und Neues Testament nicht einen doppelten Todes- und Erbschaftsfall, und liegt nicht der erste Fehler in der Bezeichnung Altes Testament (die den Bund Gottes mit Abraham und dem Volk Israel in die Vergangenheit rückt)?
Einsteins Raum: Die Naturwissenschaften insgesamt gründen im objektivierenden Seitenblick (ihre Gegenständlichkeit gründet in der Beziehung von Rechts und Links). Durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit wird die Beziehung zu der durch die intentio recta definierten Dimension (zur Unmittelbarkeit des realen Sehens) und durch die Allgemeine Relativitätstheorie zur Dimension oben/unten rekonstruiert. Das Von allen Seiten der Naturerkenntnis (das den Naturbegriff begründet) kontrahiert sich zum Hinter dem Rücken, während das Hinter dem Rücken der Grund ist, aus dem die Umkehrung, die Vertauschung von Oben und Unten hervorgeht. Ist das die Nacht, die den Hahnenschrei und das Erscheinen des Morgensterns erwartet?
Wer sein Leben retten will, wird es verlieren: Der schärfste Eiwand gegen das Christentum.
Die narrative Theologie, die Haggada, bedarf zu ihrer Ergänzung der Halacha.
Die Urteilsform grenzt die Barmherzigkeit aus, so wie die Form der Anschauung mit dem Gesehenwerden die Erinnerung ans Angesicht Gottes ausblendet.
Gezeugt nicht geschaffen: Erst das Dogma hat das phallische Moment am Vatergott hervorgehoben und die Erinnerung an das „Seid barmherzig wie euer Vater im Himmel barmherzig ist“ verdrängt. -
15.8.1994
Ohne das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit, das ins Nebeneinander ein Nacheinander hineinbringt, würde es kein räumliches Maß geben.
Ist nicht die aristotelische Logik eine geometrische (flächenbezogene) Logik, die Hegelsche Logik hingegen eine Logik des Raums, des Inertialsystems?
Die indogermanischen Sprachen, das indogermanische System der Konjugationen, setzen die Vergegenständlichung und Instrumentalisierung der Zeit voraus.
Hat nicht das Rosenzweigsche Bild der Umkehr, die Aufschließung der verschlossenen Elemente des Mythos, etwas mit dem Versuch, das Zeitkontinuum zu sprengen, zu tun? Vor diesem Hintergrund erweist sich die Sprache als Morgengabe des Schöpfers an die Schöpfung.
Aus den Neuen Testament wird ein Neuer Bund, wenn wir die Vergangenheit nicht mehr als tot und uns als die Erben dieser toten Vergangenheiten begreifen. Fürs Neue Testament gilt das Wort: Laßt die Toten ihre Toten begraben (Lk 960). – Worauf bezieht sich das „Zurückblicken“ in Lk 962 („Niemand, der die Hand an den Pflug legt und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes“)?
Auch die Idee des Absoluten ist – wie die Begriffe des Ganzen und der Teile, der Kraft und ihrer Äußerungen, des Innen und des Außen – ein Reflexionsbegriff: er ist vom Begriff des Relativen nicht zu trennen. Es gibt keine absolute Wahrheit; das heißt aber nicht, daß es keine Wahrheit gibt, sondern nur, daß es in dem Bereich, in dem man von Absolutem sprechen kann, im Bereich des Urteils, keine Wahrheit gibt. Zur Idee der Wahrheit gehört die Reflexion der Urteilsform, die Reflexion des Schuldzusammenhangs dazu, aus dessen Verstrickung die Idee der Wahrheit, die die Idee der Versöhnung mit einschließt, zu befreien ist.
Das Absolute ist zwar nicht der Gordische Knoten, wohl aber das Resultat des Durchschlagens des Gordischen Knotens. Die erste objektive Gestalt des Absoluten war Newtons absoluter Raum.
Zu den drei evangelischen Räten:
– der Gehorsam, der eigentlich das Hören meint, ist die Befreiung vom Bann des Sehens, der Anschauung;
– die Keuschheit die Befreiung vom Bann der Herrschaft, der Bekenntnislogik;
– die Armut die Befreiung vom Bann des Geldes.
Die „Versöhnung über den Gräbern“ ist eine, die die Gräber endgültig schließen und zugleich die Gespenster bannen möchte.
Das tode ti ist die Sammlung der Stecknadeln, mit denen die Schmetterlinge aufgespießt werden (die Orthodoxie als Schmetterlingssammlung).
Für die Prophetie waren nur der Taumelbecher und der Kelch des göttlichen Zorns assoziierte Symbole; die Johannes-Apokalypse hat den Becher der Unzucht, der Hurerei hinzugefügt. Liegt hier die Ermächtigung zur materialistischen Bibel-Lektüre?
Fundamentalismus: Unfähigkeit zur Reflexion der Logik der Schrift. (Die Logik der Schrift transformiert das Verhältnis von vorn und hinten in das von links und rechts, die Unittelbarkeit in das der Reflexion.) Ist der Fundamentalismus das Tier vom Lande (es hat zwei Hörner wie das Lamm und redet wie der Drache)? -
14.8.1994
Die Beziehung des Dings zu seinen Eigenschaften ist ein Reflex der Eigentumsbeziehungen, in denen das Ding sich konstituiert.
Die Anschauung begründet das Gesetz der Eigentumsbeziehungen.
Was du schwarz auf weiß besitzt, kannst du getrost nach Hause tragen: Heute wird es per Fernsehen farbig ins Haus geliefert, und die Menschen ersticken unter der ihnen abgenommenen Last.
Das Stalinsche Konzept vom Sozialismus in einem Land ist gescheitert, übrig geblieben ist nur das Prinzip des einen Landes: der Nationalismus oder die Bekenntnislogik.
Gibt es eigentlich ein Äquivalent der Bekenntnislogik im Dingbegriff? – Wenn die Verdinglichung undurchdringlich und unaufhebbar wird, gibt es keine Alternative mehr zur Bekenntnislogik; dann gibt es nur noch die geschlossene Front der Richtenden und die kollektiven Rechtfertigungszwänge. Die Urform der Rechtfertigungszwänge aber ist die Form des Raumes, die Orthogonalität (im Bereich der Lehre die Orthodoxie). Darin gründet die logische Gewalt der Raumvorstellung und des Dogmas.
In der Kollektivschuld-Diskussion war die Reflexion nahe an der Erkenntnis dieses Zusammenhangs; sie ist noch einmal abgewehrt worden durch die Erfindung der Kollektivscham.
Der Ursprung der Raumvorstellung ist dokumentiert in dem Satz: Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren.
Kann es sein, daß das Rätsel der Blutsymbolik sich löst im Namen des Blutackers: hakeldama. Darin steckt adama, der Acker, aus dem Adam, der Mensch, gebildet ist. – Erinnert nicht die faschistische Formel „Blut und Boden“ an den Blutacker?
Wo liegt der Unterschied zwischen dem Verrat und der dreifachen Leugnung? Welche Jünger werden in der Abendmahlsgeschichte genannt (neben Judas und dem Jünger, den der Herr liebte), und an welchem Zeichen wird der, der Ihn verrät, erkannt („der, welcher mit mir die Hand in die Schüssel taucht“)?
Es gibt kein Gerede, das nicht Ausdruck von Rechtfertigungszwängen ist; auf dem Feuer des Geredes werden die Vorurteile ausgekocht.
Zur Logik der Schrift: Erst die Schrift konstituiert Öffentlichkeit. Und das immanente telos der Öffentlichkeit ist das Inertialsystem, das die Dinge entblößt.
Die Entblößung hat mit der Subsumtion unter die Vergangenheit, mit dem prädikativen Urteil zu tun. – Das Prädikat ist die säkularisierte Prophetie.
Philosophie heute, ist das nicht der Versuch, die Niagara-Fälle hochzuschwimmen?
Verhält sich das Werk Kafkas zur Logik der Schrift wie das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit zum Inertialsystem?
Kritik der Linguistik oder die Logik der Schrift.
Heiligung des Gottesnamens: Die Logik der Schrift verwandelt jeden Namen, auch den Gottesnamen, in eine Objektbezeichnung; deren Repräsentant in der Bibel ist elohim, der gleiche Name, mit dem auch die Götter der Völker benannt wurden. Das Tetragrammaton, das nicht ausgesprochen werden durfte (und im Christentum, entsprechend der Vokalisierung nach adonai, mit „Herr“ übersetzt wurde, bevor es in den Namen Jehovas oder Jahwähs von der Logik der Schrift eingeholt wurde), war die Selbstbezeichnung Gottes, das Subjekt des prophetischen Worts („Spruch des Herrn“). – Entsprach nicht dieser Selbstbezeichnung Gottes die Fremdbezeichnung des Volkes: Hängt das Tetragrammaton mit dem Namen der Hebräer, der zugleich der Name des Volkes und der Name seiner Schrift war, zusammen (Abraham war ein Hebräer, und Moses berief sich beim Pharao auf den „Gott der Hebräer“)? Bezeichnen die Gottesnamen in der Bibel nicht unterschiedliche Stellungen zur Objektivität, die nur gemeinsam den Gottesnamen bilden, der die Erkenntnis besiegelt und dessen Heiligung den Juden wie den Christen geboten wurde? -
11.8.1994
Wie verhalten sich das Beschaffen und die Beschaffenheit zum Erschaffen?
Wer hat eigentlich aus der kantischen Erkenntnis, daß das An sich der Dinge unerkennbar ist, die Dinge-an-sich gemacht? Diese Bezeichnung aus der Hegelschen Logik kommt so bei Kant nicht vor.
Ist die Eucharistie-Verehrung, ihr Öffentlichkeitscharakter, die Quelle des Barock, und das Barock der Ursprung der Reklame? Hängt es damit zusammen, wenn – Adorno zufolge – die Reklame den Tod verschweigt?
Fronleichnam, oder über das Verhältnis der Dinge an sich zu den Formen der Anschauung (Transsubstantiation; praestet fides supplementum, sensuum defectui).
Ist nicht Kants Philosophie eine Fronleichnams-Philosophie: Im Kontext der Anschauung sind die Dinge an sich selbst nicht erkennbar.
Was drückt sich in für die Portrait-Malerei konstitutiven Unterscheidung des en face vom Profil aus? – Bei der erkennungsdienstlichen Behandlung finden beide Sichtweisen Anwendung. Hat die Seitenansicht, das Profil, mit dem Charakter und der Individualität zu tun, während das „Angesicht“ (der Anblick von vorn) auf das Verhältnis von Strenge und Güte verweist.
Die diskriminierende Judentracht (der Judenhut und der gelbe Fleck) ist in der gleichen Phase eingeführt worden, in der die Lehre vom Fegefeuer feste Strukturen gewann (1180/1190). War nicht das Fegefeuer in der Realität eines für die Juden? Und ist nicht auch in dieser Hinsicht die Lehre vom Fegefeuer durch Auschwitz, das die Hölle war, widerlegt worden?
Nach Einstein ist die Vorstellung eines unendlichen Raumes nicht mehr zu halten. Und die kantischen Antinomien der reinen Vernunft, gegen die Hegel alle List der Vernunft aufbringen muß, um diese Spur zu tilgen: sind sie nicht der erste Hinweis in der Philosophie auf die sieben Siegel?
Ist mit der Vorstellung der Tiefenzeit nicht eigentlich die Zukunft (und nicht die Vergangenheit) gemeint? Sie soll die Nähe des Himmelreichs aus dem Blickfeld rücken. Die Vorstellung der Tiefenzeit ist ein Konstituens der Vorstellung des unendlichen Raumes: des Kelches, dessen Inhalt das All geworden ist (endet nicht die Phänomenologie des Geistes mit dem Hinweis auf den Kelch?).
Mit der kopernikanischen Wende haben wir den Kelch wirklich getrunken.
Beim Abendmahl waren nur seine Jünger und keine Frauen anwesend. Kann das damit zusammenhängen, daß der Kelch nur für den männlichen Teil der Jüngerschaft bestimmt war, während den Frauen die Salbung zugesprochen wurde?
Kann man heute noch an einen Gott glauben, der uns freispricht, der uns rechtfertigt, ohne daß die Welt sich ändert?
Sind nicht alle logischen und metaphysischen Kategorien, ist nicht die ganze Hegelsche Logik determiniert durch die Logik der Schrift?
Wie hängt der Ursprung des Neutrum mit der Neutralisierung der Geschlechtsbezogenheit der zweiten Person zusammen? Liegt hier nicht der grammatische Ursprung der Hysterie?
„Spruch des Herrn“: In diesem Wort benennt sich Gott: das Wort Gottes. Und dieses Wort ist der Blitz in den Wolken der Logik der Schrift.
Die Logik der Schrift zerstört den Namen durch Neutralisierung. Grund dieser Neutralisierung ist die veränderte Beziehung der Schrift zu Zeit: das Verschwinden der Gegenwart. Darauf bezieht sich das Bilderverbot und das Gebot der Heiligung des Gottesnamens.
Liegt der paulinischen Theologie nicht die Saulus-Geschichte zugrunde, wird sie nicht in dem Namenswechsel Saulus/Paulus so zitiert, als ob Rom (Paulus) das Erbe des Saulus antritt? -
7.8.1994
Die Gründung der Universitäten liegt in der welthistorischen Konsequenz der Logik der Schrift; aber welches reale Bedürfnis, welches objektive Problem liegt der Geschichte der Universitätsgründungen zugrunde? Das Hauptinteresse scheint (zunächst) bei den Kirchen zu liegen, die an der Erhaltung einer geschichtlichen Erinnerung, die ihre Existenzgrundlage ist, interessiert ist: Essentiell (auch für den Namen der Universität) ist eine damit vorgegebene Beziehung zur Vergangenheit; erst durch die Kirche war die universale Vergegenständlichung der Vergangenheit (deren logische Struktur im Dogma sich reflektiert) möglich. Hiermit hängt es zusammen, daß erst im Kontext der Universitätsgründungen die Kirche als Schrift- und Bekenntnisreligion sich begreifen und konstituieren konnte. Der Theologiebedarf der Kirche war ein wesentliches Teil ihres Selbstverständnisses. Zur Fortpflanzung des Lichts im Raum: Wird das Licht vom Objekt angezogen oder aus seiner Quelle herausgeschleudert? Gilt die Erscheinung der Fortpflanzung des Lichts im Raum nicht nur für die Seitenansicht des Lichts (in der Rechts-Links-Beziehung)? Rührt nicht das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit an den Umkehrpunkt der Naturwissenschaften? Die Unterscheidung der vier Richtungen im Raum (vorn und hinten, rechts und links; Licht und Finsternis, Gericht und Barmherzigkeit) läßt sich präzise demonstrieren: im Kontext des Prinzips der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit (im Kontext der Konstituierung des physikalischen Objekts).
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie