Kanthers entlarvende Entgleisung: sein Wort von der Hetze (die von Seiten der Hessischen Landesregierung oder des Bundesrates gegen die Asylpolitik des Bundes betrieben werde), über die gestern in der Hessenschau berichtet wurde, wird in der FR von heute nicht erwähnt.
„Kriegsgräberfürsorge“. Was ist das, was die Deutschen nicht vergessen können; wird nicht mit den „Kriegsgräbern“ nicht etwas ganz anderes gepflegt: ein Rachepotential, das aus einer „Heldenverehrung“ erwächst, aus der Erinnerung an „Opfer“, die eigentlich Täter waren, aber als Opfer erinnert werden, das nicht umsonst gewesen sein darf? Das Selbstmitleid der Täter, die keinen Erfolg hatten, deckt die Schreie der wirklichen Opfer zu, macht sie unhörbar. Und die Erinnerung an die Täter rechtfertigt nachträglich ihre Untaten. Soll es wirklich so weit kommen, daß eines Tages die Täter an den Schreien der Opfer sich rächen?
Ist der Titel kyrios, Herr, einer, der nur für die Apostel gilt (und für die „apostolische“ Kirche)? Er knüpft an an ein Verständnis der Auferstehung, das der Nachfolge den Weg versperrt.
Die Verinnerlichung des Opfers und die Spiritualisierung des Martyriums sind zwei Seiten ein und derselben Sache, ihr gemeinsames Produkt ist der Confessor, die Verkörperung der Bekenntnislogik. Zum Confessor gehört die Virgo; beide weisen zurück auf ihren gemeinsamen Ursprung im Martyrium, im Blutzeugnis: Die Virgo ist das Bild des Opfers, das als Opfer, durchs Nichthandeln, unschuldig ist, während der Confessor als Täter zwar in den Schuldzusammenhang sich verstrickt, aber durchs Bekenntnis aus dem Bann der Schuld sich zu lösen vermeint: sich selbst als unschuldig erfährt. Das Bekenntnis des Glaubens (das nicht identisch ist mit dem Bekenntnis des Namens, das zur Nachfolge gehört) ist ein umgekehrtes Schuldbekenntnis, ein bindendes, kein lösendes. Gründet nicht in dieser Konstellation, die am Bild der Unschuld anstatt an der Idee der Befreiung sich orientiert, die Bedeutung und Funktion der Sexualmoral, die als Ersatz für die Reflexion von Herrschaft eintritt, zugleich aber die Reflexion selbst für Herrschaftszwecke instrumentalisiert (das Produkt der für Herrschaftszwecke instrumentalisierten Reflexion ist die transzendentale Ästhetik, sind die „subjektiven Formen der Anschauung“ Kants und deren transzendentallogische Äquivalente: das Geld und die Bekenntnislogik)?
Der Faschismus ist auch ein sprachlogisches Problem, das nur zu lösen ist im Kontext der Heiligung des Gottesnamens.
Geld
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14.11.95
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31.10.95
Das Geld, das Inertialsystem und die Bekenntnislogik sind die Grundlage des Bewußtseins, der Trennung des Bewußtseins vom Unbewußten.
Der biblische Begriff der Erlösung ist an die Verwandschaftsordnung gebunden. Dadurch, daß Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, durch den Sohn zum Vater aller geworden ist, wird auch die biblische Erlösungsordnung, in der der Nächstverwandte den Verwandten, der unten ist, löst, auf alle übertragen. Deshalb sind die Verwandten Jesu nicht seine Mutter, seine Schwestern oder Brüder, sondern die, die den Willen des Vaters tun. Und diese Erlösungsordnung ist nicht spirituell oder sakramental, sondern sehr materiell.
Der Weltbegriff und in seinem Kern der Objektbegriff (der Dingbegriff) verdanken sich in ihrem Ursprung der Konvertibilität von Mitteln und Zwecken. Modell des Objektbegriffs ist das zum Selbstzweck gewordene Mittel. Der Primat und die Herrschaft des Kausalitätsprinzips gründet in dieser Hypostasierung der Mittel, in dem logischen Vorrang, den sie damit gegen die Zwecke gewinnen. Das Kausalitätsprinzip selber ist ein Mittel der Instrumentalisierung, in deren Bannkreis alle Zwecke zu bloß subjektiven Zwecken werden, die per List in den objektiven Zusammenhang der Kausalitätsordnung (ins Reich der Erscheinungen) überführt werden.
Das Geld, das Inertialsystem, die Bekenntnislogik sind reine Mittel. (Das Geld ist die Inkarnation der List der Vernunft, die Verkörperung der Logik der Hypostasierung der Mittel und der Instrumentalisierung fremder Zwecke.)
Die Verdinglichung ist ein Instrument der List der Vernunft. Der Genitiv im Begriff der List der Vernunft ist ein genitivus subjectivus und objectivus zugleich: Die Vernunft ist ebensosehr Uhrheber wie Opfer dieser List.
Das Frontdenken ist ein Produkt des verdinglichenden Denkens. So verfängt es sich in der Logik des gleichen Systems, gegen das es kämpft, und wird, ohne es noch wahrnehmen zu können, dessen Opfer. Das Frontdenken ist der agent provocateur des Feindes.
Eine Revolution, die auf Änderung der Verhältnisse (und nicht auf Identitätserhaltung der Revolutionäre) abzielt, muß fähig sein, auch die Logik zu reflektieren. Für Marx war die Logik Hegels wichtigstes Buch; aber wäre diese Logik nicht endlich auf ihren aktuellen Stand zu bringen?
Botschaft und Nachricht: Eine Informationsgesellschaft, die nur noch Perspektiven aufs Urteilen, keine mehr aufs Handeln eröffnet, verfängt sich in den Verstrickungen ihrer eigenen Logik.
Die Aufklärung hat die Magie und den Mythos nicht nur überwunden, sondern mit ihrer „Widerlegung“ zugleich auch das verdrängt, wovon sie das falsche Bewußtsein waren. Das Verhältnis gleicht nicht zufällig dem der dogmatischen Theologie zu den Häresien. -
26.10.95
„Kickerinnen erfüllen ihre Pflicht souverän“: Überschrift zum Bericht über einen Sieg der deutschen Frauen-Nationalmannschaft über die Slowakei (FR von heute). – Bei Kant war die Pflicht ein Ausfluß des autonomen Gewissens, ihr Rechtsgrund das moralische Gesetz in mir. Hier ist die Pflicht die Pflicht zu gewinnen, die alle Verlierer (und mit ihnen alle, die nicht dazugehören, von den Armen über die Behinderten bis hin zu den Fremden) zu Pflichtvergessenen macht. Aber es gibt keine Gewinner ohne Verlierer, nur darf man zu diesen nicht gehören. Das ist die Botschaft dieser Überschrift.
Die Medien verhalten sich zur Realität wie zur Natur oder zur Vergangenheit, die auch dem ändernden Eingriff entzogen sind. Die Realität ist als Gegenstand der Information bloßes Objekt des Wissens. Sie läßt sich nicht ändern, nur noch „bewerten“, das aber heißt: als Instrument der Verurteilung der Schuldigen nutzen. Deshalb sind die eigentlichen Gegenstände der Medien das Verbrechen und die Korruption. Was die Realität zu etwas Unveränderlichem (und d.h. zum Gegenstand der Information) macht, ist in der Natur der Raum, in der Ökonomie das Geld (als abstrakter Repräsentant des Eigentums anderer), in der Politik die Gewaltstruktur des Staates, in der Religion die Bekenntnislogik.
Gibt es Geld, das niemandes Eigentum ist, das niemandem gehört? Wer ist der Eigentümer des Geldes, das die Bundesbank druckt, lagert und verwaltet, bevor sie es herausgibt? Gewinnt das Geld seine Funktion, Eigentum zu repräsentieren, erst im Umlauf, im Gebrauch?
Ignaz Bubis hat in diesen Tagen den Versuch, die Verbrechen der Nazizeit zu erklären, mit der Bemerkung zurückgewiesen, daß das Erklären der Verbrechen dahin tendiert, sie auch zu rechtfertigen. Aber wird mit dem Erklären, das auch den Versuch zu begreifen berührt, nicht auch das Lernen ausgeschlossen? Und hat nicht, wer Kritik der Vergangenheit mit ihrer Verurteilung verwechselt, Angst davor, daß sich wirklich etwas ändert? Der Versuch, die Greuel zu begreifen, kann vor der Normalität heute nicht halt machen (aber kein Zweifel: es gibt auch ein Erklären, das der Absicht folgt, diese Normalität nicht in Frage zu stellen, den kritischen Impuls stillzustellen).
Die Mechanik, deren Aufgabe es war, das Referenzsystem der naturwissenschaftlichen Erkenntnis zu begründen und zu entfalten, mußte insbesondere von zwei materiellen Eigenschaften abstrahieren: von der Schwere und vom Licht. Erst Newton ist es gelungen, mit dem Gravitationsgesetz und in seiner Optik das Verdrängte ins neue System zu integrieren.
Die kopernikanische Wende ist das Gegenstück zur ursprünglichen Akkumulation des Kapitals.
Sind die Schwerkraft und das Licht invers aufeinander bezogen, und kann man sagen, daß die Philosophie einmal unterm Zeichen des Lichts, die Prophetie unter dem der Schwerkraft (dem sie ihre Einsichten abgewonnen hat) angetreten ist?
Welche Bedeutung hat es, wenn die Gravitationstheorie ihrem ursprünglichen Konzept zufolge eine Fernwirkungstheorie ist, die Elektrodynamik hingegen (wie die Mechanik) auf räumlich unmittelbar verknüpfte Ereignisse und Prozesse sich bezieht.
Haben die Christen nicht schon viel zu lange das von ihnen so genannte Alte Testament als eine Selbstdenunziation der Juden verstanden? Da waren die Autoren der Kirchengeschichte von Eusebius his heute schlauer.
Erinnerungsarbeit bereitet die Auferstehung der Toten vor (praeparatio resurrectionis mortuorum: Abbau der Sperren, die der Auferstehung im Wege stehen).
Im Protokoll des Pfarrgemeinderats vom 12.9.95 wird gegen das Kirchen-Volksbegehre eingewandt, daß der wichtigste Punkt, die Ausbreitung des Glaubens, nicht angesprochen werde. Wäre nicht der wichtigste Punkt die Ausbreitung der Erlösung, die dann allerdings die Rückübersetzung der kirchlichen Drohbotschaft in die urspüngliche Frohbotschaft voraussetzen müßte: die Ausbreitung des Evangeliums, nicht des Glaubens?
Aus dem gleichen Protokoll: „… damit sich dieser (sc. der neue Pfarrgemeinderat) diesem Thema annimmt.“ Nach Wahrig muß hier eindeutig der Genitiv stehen („damit sich dieser dieses Themas annimt“). Der Dativ ist ein Produkt der Medienlogik, in der auch eine Handlungsanweisung nicht mehr als Handlungsanweisung, sondern nur als Information darüber erscheinen darf. Die Bedeutung verschiebt sich vom „Sich-einer-Sache-Annehmen“ (mit dem Genitiv), das die Bearbeitung der Sache, ein Handeln, mit einschließt, auf das „Sich-einer-Sache-Widmen“ (mit dem Dativ), das die Sache als vorgegeben und unveränderlich hinnimmt, darüber kritiklos („wertfrei“) berichtet, informiert. Nur der Journalist ist so selbstlos: er widmet sich der Sache, der er sich annimmt (sofern er die ungeheuerliche grammatische Logik, die in dieser Wendung steckt, überhaupt noch begreift; sie paßt nicht mehr in einen Weltbegriff, der aufgrund der Logik der Medien Information und Wissen strikt von Meinung und Handeln zu trennen gezwungen ist). Ich glaube, von Hajo Friedrich stammt der Satz, daß ein Journalist sich nicht mit einer Sache gemein machen dürfe, auch nicht mit einer guten Sache. Wenn der Hogefeld-Prozeß keine Öffentlichkeit mehr hat, so hängt das hiermit zusammen: Dieser Sache müßte man sich annehmen, man dürfte sich ihr nicht mehr nur widmen. Mit dieser Sache müßte man sich gemein machen.
Auch ein Beitrag zum „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ (dessen Folgen in der gleichnamigen Arbeit von Habermas sich ablesen ließen, in der dann die Weichen für seine spätere Kommunikationstheorie, die die kritische Theorie kastriert hat, bereits gestellt worden sind): Schließt die eigene Logik der Medien politische Kritik nicht schon im Ansatz aus, enthält die Verpflichtung auf „wertfreie Information“ nicht eine Handlungsanweisung, die der Gemeinheit den Weg freimacht? Dem Satz, daß Gemeinheit kein strafrechtlicher Tatbestand ist, hat, bevor er zu einem juristischen Satz geworden ist, schon ein logischer Sachverhalt zugrunde gelegen, der zu den Grundlagen des Weltbegriffs gehört. Es ist nicht nur eine Gesinnungsfrage, wenn die Medien wie die Justiz in der Regel auf dem linken Auge blind sind. Die Wahrheit hat einen Kern, der einsehbar, aber nicht beweisbar ist (darin liegt der logische Vorteil der Gemeinheit, die diesen einsehbaren Kern der Wahrheit leugnen kann, ohne fürchten zu müssen, widerlegt zu werden: Gemeinheit ersetzt Einsicht durchs Vorurteil). -
25.10.95
Die Verluste, die den spekulativen Gewinnen gegenüberstehen, werden nicht von denen getragen, die sie eigentlich verantworten müßten. Die wirklichen Verlierer sind die, die in der Folge solcher Spekulationen den Verlust ihres Arbeitsplatzes fürchten müssen, ihn im Ernstfall verlieren (Metallgesellschaft, AEG, Volkswagen).
Der Vorstellung des leeren Raumes korrespondieren in der Ökonomie die Schulden, im Ernstfall die Besitzlosigkeit, die Armut. Der Begriff des horror vacui gründet in dieser Beziehung. Wenn Kant den ontologischen Gottesbeweises durch den Hinweis widerlegt, daß 100 gedachte Gulden den Beutel nicht füllen, so trifft das genau diesen Sachverhalt. Der Begriff des Nichts in der Lehre von der creatio mundi ex nihilo gewinnt Bedeutung nur, wenn er auf diesen Zusammenhang der Vorstellung des leeren Raumes (die bei Kant als subjektive Form der Anschauung sich erweist) mit dem Begriff der Armut sich bezieht (vgl. die „Geldschöpfung“ der Banken). Der Satz aus Hegels Rechtsphilosophie, daß die bürgerliche Gesellschaft bei all ihrem Reichtum nicht reich genug sei, der Armut und der Erzeugung des Pöbels zu steuern, drückt diesen Zusammenhang aufs genaueste aus. Vor diesem Hintergrund erweist sich die Beziehung der kopernikanisch-newtonschen Wende in der Astronomie, zur ursprünglichen Akkumulation des Kapitals und zum politischen Absolutismus als Ausdruck einer gemeinsamen Logik.
Das Vakuum, die Vorstellung des leeren Raumes (die subjektive Form der äußeren Anschauung), und deren gesellschaftliches Korrelat, die Schulden und die Armut, sind das genaue Korrelat des Kelch-Symbols.
Zur gesellschaftlichen Funktion des Raumes, der subjektiven Form der äußeren Anschauung, gehört es, alle Dinge eigentums- und tauschfähig zu machen. Die subjektiven Formen der Anschauung sind die Statthalter des Staates im Subjekt.
Verhält sich nicht die schwere zur trägen Masse wie das Geld zur Ware? Und in welcher Beziehung stehen das Ätherproblem und seine Konkretisierung: der Korpuskel-Welle-Dualismus und dessen statistische Interpretation, zum Problem der Tätigkeit der Banken und des Buchgelds?
Wenn Dirk Baecker die Risiken zum eigentlichen Objekt des „Handels“ der Banken, zur Ware, mit der die Banken handeln, macht, so verweist das genau auf das Schuldenverschubsystem, die Fähigkeit, diese Risiken so zu handeln, daß sie die Banken selbst nicht treffen, nicht an ihnen hängen bleiben. Die Tätigkeit der Banken gehört zum Apparat der Umverteilung des „Reichtums“ und der Erzeugung der Armut.
Ist nicht die der katholische Heiligen-Mythos ein Produkt der Verdinglichung und Personalisierung des Gebots der Heiligung des Gottesnamens?
Der Weltbegriff, der alles, was er begreift, eigentumsfähig macht („säkularisiert“), gehört zum Staat, weil der Staat als Organisation einer Gesellschaft von Privateigentümern sich konstituiert. Dagegen ist das Heilige das Nicht-Eigentumsfähige: Ziehe deine Schuhe aus, denn hier ist heiliger Boden.
Hat die Erbsünde nicht etwas mit der Sünde der Welt zu tun: Was mit der Erbsünde sich vererbt, ist die instrumentalisierende Gewalt und sind die darin gründenden logischen Verstrickungen des Weltbegriffs (unter dessen Bann das Tier steht).
Die Gemeinschaft der Heiligen ist eine Gemeinschaft, deren Mitglieder aus den realen und logischen Verstrickungen des Eigentums sich gelöst haben. Deshalb gehört das Armutsgebot zu den evangelischen Räten. -
21.10.95
Gründen nicht die räumlichen Beziehungen von vorn und hinten, rechts und links sowie oben und unten in einer innerzeitlichen Beziehung: sind sie nicht räumliche Spiegelungen der Asymmetrie von Vergangenheit und Zukunft? Die Vergegenständlichung der Zeit, die Vorstellung eines Zeitkontinuums entspricht dem (räumlichen) Seitenblick auf die Zeit.
Hat das Wort „eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit“ etwas mit der Formel der Summenzahlen: (n + n2)/2 zu tun? Und ist diese Formel ein Symbol des Inertialsystems: der Beziehung der Fläche und ihrer Norm (n2 + n) zur halbierten (um die Zukunft verkürzten) Zeit?
Der Begriff (oder die Herrschaftsverhältnisse, die er abbildet) hat ein Elefantengedächtnis, er vergißt nichts.
Ist das Ich die Spur einer Verletzung, deshalb ist es vom Rachetrieb nicht zu trennen? Vor diesem Hintergrund wird das „Mein ist die Rache, spricht der HERR“ verständlich.
Das Ich hat sich im Kontext der philosophischen Unsterblichkeitslehre gebildet, zu der in ihrer konsequentesten Fassung die Lehre von der Hölle dazugehört. Die Unsterblichkeitslehre war ein Nebenprodukt der Verinnerlichung der Schicksalsidee. Ist das Ich das verinnerlichte Schicksal für andere (das Feuer der Hölle)?
Die Bubersche Theologisierung des Personalpronomens ist der kürzeste Weg in den Mythos. Anders verhält es sich mit dem Namen: Kinder nennen sich, bevor sie lernen „ich“ zu sagen, mit ihrem Namen.
Die in der Nazizeit verbreiteten Denunziationen waren ein Beweis dafür, daß die Totalisierung der Verhältnisse nicht vollständig gelungen war. Erst nach dem Krieg wurde die denunziatorische Beziehung zu anderen (als Solidarität der Denunzianten, Grundlage der Leugnung des Geschehenen) so verinnerlicht, daß es der Praxis der Denunziation nicht mehr bedurfte. Die Kollektivschuld-Debatte und ihre fatale Lösung durch den Begriff der Kollektivscham gehören in diesen Zusammenhang.
Mit der Bekenntnislogik ist das pharisäische Prinzip, die Heuchelei, mit der Opfertheologie das sadduzäische Prinzip, das Herrendenken, in die Theologie mit aufgenommen worden.
Repräsentieren im Planetensystem Jupiter und Mars den Nominativ und den Akkusativ, Merkur und Venus hingegen den Genitiv und Dativ?
Geld, Handel und Herrschaft: Die Nahrungsvorräte, die in den Tempeln aufbewahrt waren (den Nachfolgern der Josephschen Getreidelager), wurden zuerst kapitalisiert (Tempelschatz), dann kommerzialisiert (der Tribut, die Erfindung des Rechts und des Geldes). Die erste Handelsware waren Sklaven: zu der in Kriegen gemachte Beute gehörten die Gefangenen (die als Sklaven verkauft wurden). Dagegen richtete sich das Institut des Banns: Es durfte keine Beute genommen, kein Gefangener zum Sklaven gemacht werden. Den Gefangenen gleichgestellt waren die in Schuldknechtschaft geratenen Armen (die so zu Sklaven geworden sind).
Der Objektbegriff ist ein deiktischer Begriff, sein grammatischer Repräsentant ist der bestimmte Artikel, der das Nomen zum Substantiv gemacht hat. Der Objektbegriff ist das gegenständliche Korrelat oder, wenn man will, die Projektionsfolie der intentio recta (die intentio recta aber, der ausgestreckte Zeigefinger, ist ein optischer Imperativ: „da!“, „siehe!“). In Heideggers Da-Sein begreift sich das Subjekt als Objekt. -
10.10.1995
Jörg Huffschmid weist in einem Beitrag für den Informationsdienst Weltwirtschaft und Entwicklung (Sonderdienst Nr. 8/95) darauf hin, daß der Handel mit Waren und Dienstleistungen nur etwa 1 – 5 % der Devisenmarktumsätze (Termin-, Zins- und Währungsspekulationen) ausmacht. Der Umfang des Devisenmarktgeschäfts steigt relativ und absolut ständig. Das Geschäft ist zentriert in den Banken und den Börsen, greift aber inzwischen über auf Großunternehmen, die ihre eigenen Devisengeschäftabteilungen eingerichtet haben (AEG: Bank mit Elektroabteilung; Genossenschaften: Bank und Warengeschäft; Spezialfall Getreidehandel: Becher, Bremen). Hat die Beziehung von Geld- und Warenbewegung etwas mit der speziellen Relativitätstheorie Einsteins zu tun, mit der dem Relativitätsprinzip zugrundeliegenden Vorstellung der Äquivalenz von Objekt- und Systembewegung (Definition des Trägheitsbegriffs)? Ist die Vorstellung, man könne das („unmoralische“) Devisengeschäft zugunsten des („moralischen“) realen Geschäfts (der verwendungs-, nicht gewinnorientierten Ausrichtung des Kapitalverkehrs am Güter- und Arbeitsmarkt) durch fiskalische Maßnahmen („Tobin-Tax“) eindämmen, nicht insoweit naiv, als das „moralische“ Problem des Kapitalismus nicht im Gewinn, sondern in der unvermeidlichen Verknüpfung des Reichtums mit der Erzeugung von Armut liegt? Liefert nicht erst dieser Zusammenhang einen Hinweis auf die Logik dieser Verknüpfung, die nicht technisch, nur politisch auflösbar ist?
Jörg H. vermutet den Hauptwiderstand gegen eine Regulierung der Finanzmärkte mit Hilfe von Steuern in den „Gewinninteressen des Bankensektors“. Das ist nur die halbe Wahrheit. Ist nicht viel wichtiger ein wirtschaftliches Interesse der Nation, für das das Schlagwort „Standort Deutschland“ steht; gehen die Kosten des liberalisierten Devisenmarktes nicht zu Lasten der währungsschwachen Länder; und sind nicht die währungsstarken Länder (G 7!) existentiell daran interessiert, auf diesem Wege ihre Außenhandelsbilanz (und damit ihre Währung) zu stabilisieren? Nur: die Stabilisierung der Außenhandelsbilanz auf diesem Wege stürzt die Außenwelt in die Schuldenabhängigkeit, sie bereitet draußen das Terrain für Billigproduktionsbedingungen, und sie eröffnet damit die Wege für den Reimport der Armut (für Massenarbeitslosigkeit, Lohndruck, Kürzung der Sozialleistungen): für einen Armutskrise, die die ganze Welt ergreift.
Hat die Bank (deren Name sowohl den Ort des Geldgeschäfts als auch ein zum Sitzen geeignetes Möbelstück bezeichnet) etwas mit dem Himmel zu tun: „Der Himmel ist Sein Thron, die Erde der Schemel Seiner Füße“? Die Bank ist der Thron des Mammon, der die Kinder seiner Diener frißt.
Modell der Projektion: Wie gehen Banken, die doch selber die Schuldner ihrer Einleger sind, mit ihren Schuldnern um?
Ist nicht die Beziehung des Rechts zu den Sanktionen, die ihm Realität verleihen (zur Strafe), das gesellschaftliche Äquivalent der Orthogonalität, die die Keimform der naturwissenschaftlichen Gesetze ist? In welcher Beziehung steht das Opfer zur Strafe?
Der Beschluß des 5. Senats des OLG Frankfurt zum Antrag Hubertus Janssens (zu seiner Bitte um Genehmigung eines von Birgit Hogefeld gewünschten seelsorglichen Gesprächs) behandelt den Antragsteller nur noch als Objekt: Der Beschluß ist nicht an ihn, sondern über ihn ergangen. Nur so vermag sich das mit diesem Beschluß auch dem ganzen Prozeß zugrundeliegende Freund-Feind-Denken selbst zu begründen. Aber auch nur so ließ sich die argumentative Kraft des Antrags außer Kraft setzen (das macht die „Gründe“ des Beschlusses zugleich so hilflos). -
8.10.1995
Die Wendung, daß eine Sache gegenstandslos (geworden) sei, ist aufschlußreich: Entsteht das steinerne Herz nicht genau dort, wo die Barmherzigkeit gegenstandslos wird? Die Logik, die die Barmherzigkeit gegenstandslos macht, ist erstmals in der Kritik der reinen Vernunft zum Gegenstand der Untersuchung geworden.
Der Begriff der Erkenntnis ist heute auf einem Felde angesiedelt, auf dem die Theologie nur verlieren kann. Da hilft keine Apologetik mehr. Nicht auf die Verteidigung der Theologie kommt es an, sondern auf verteidigendes (parakletisches) Denken als Organ der Theologie.
Die Hoffnung, daß das Problem des Faschismus auf biologischem Wege, durch Aussterben der Nazis, sich löst, trügt nicht nur, sondern ist selbst ein faschistisches Konstrukt. Es gibt keine Gnade der späten Geburt. Und das Grauen, das der Faschismus benennt, ist eins, das erst in zweiter Linie von Personen ausgeht. Der Faschismus pflanzt sich über Strukturen fort.
Der alte deutsche Rechtsgrundsatz „mitgefangen, mitgehangen“ lebt in den Terrorismusprozessen wieder auf. Es erübrigt sich, Birgit Hogefeld auch nur eine der Taten, deretwegen sie angeklagt ist, nachzuweisen, sie ist schon durch ihr Bekenntnis zur raf überführt. Die Kritik des Begriffs der Kollektivschuld und seine Ersetzung durch den der Kollektivscham hat das zugrundeliegende Problem nur verdrängt, nicht gelöst. Die verdrängte Kollektivschuld kehrt hier in veränderter Konstellation (in instrumentalisierter Gestalt) wieder (und wie wirkt sich diese veränderte Konstellation auf die Kollektivscham, die Zwillingsschwester der Kollektivschuld, aus?).
Hitler als Generalprobe: zum historischen Faschismus gehört das Radio, mit dem Fernsehen hat er sich nicht in der Substanz, wohl aber in seinen Erscheinungsformen verändert; Hinweis auf eine Geschichtsphilosophie des Hörens und Sehens?
Drei Formen der transzendentalen Ästhetik:
– Raum und Zeit: die Naturwissenschaften subsumieren das Vorn unter das Hinten,
– das Geld: der Kapitalismus subsumiert die rechte unter die linke Seite, und
– die Bekenntnislogik: das Dogma und die Opfertheologie subsumieren die obere unter die untere Welt.
In jedem Falle wird die Zukunft unter die Vergangenheit subsumiert.
Die Vorstellung des unendlichen Raumes lebt davon, daß es Unterstellungen und Formen des Verdachts gibt, die sich nicht widerlegen lassen. Das heißt nicht, daß sie wahr sind. Die Materie ist der apriorische Gegenstand des Verdachts, der Raum die hypostasierte Form der Unterstellung.
Das Dogma hat die Idee der Ewigkeit in den Begriff des Überzeitlichen transformiert. Zu den Rahmenbedingungen dieser Transformation gehören das Urschisma, die Bekenntnisform der Orthodoxie und die Verurteilung der Häresien. So ist es zur Ursprungsgestalt des Inertialsystems geworden. Das Inertialsystem ist eine Metamorphose des Dogmas. Die innere Beziehung des Dogmas zur Zeit ist ein Teil seiner weltkonstituierenden Funktion.
Gutachten: Die Wahrnehmung, daß Gemeinheit kein strafrechtlicher Tatbestand ist, reicht weit über den Bereich des Strafrechts hinaus; sie bindet den Wahrheitsbegriff an die Prinzipien der Beweislogik und an die Urteilsform, sie ist die Grundlage der indikativischen Fassung des Wahrheitsbegriffs und gehört so zu den gemeinsamen Prämissen sowohl der dogmatischen Theologie, des Begriffs der Orthodoxie, als auch des Begriffs wissenschaftlicher Erkenntnis und Objektivität. Gemeinheit aber ist allein in theologischem Kontext bestimmbar, im Bereich der Gotteserkenntnis: sie trennt das strenge Gericht von der Barmherzigkeit. Wer die Gemeinheit ins Unerkennbare verschiebt – und das ist die Existenzbedingung des Staates -, macht die Barmherzigkeit gegenstandslos („Beweis“: die Verhältnisse in den Knästen, aber auch vor Gericht, insbesondere im Staatsschutzbereich). Der logische Kern des Dogmas ist nicht zufällig die Opfertheologie. Aber auch gegen das Dogma gilt der prophetische (und prophetische Erkenntnis begründende) Satz: Barmherzigkeit, nicht Opfer.
Was heißt und woher kommt der Begriff „infam“? Nach Kluge stammt es aus der gleichen Wurzel wie „diffamieren“ (verunglimpfen; von fama, ‚Gerede, Gerücht‘). Das Präfix in- bezeichnet (bei Adjektiven) sowohl die Negation (indiskret) als auch das ‚hinein‘ (instituieren). Infam ist der als wahr unterstellte Verdacht (der das Angesicht Gottes gegenstandslos macht: es gibt kein Herz, in das nur Gott sieht, kein An-sich der Dinge). -
21.9.1995
Die griechische verhält sich zur hebräischen Sprache wie die Logik der Schrift zum Wort (oder wie das Überzeitliche zum Ewigen: wie der Begriff zum Namen).
Banken und Kredite (das Medium des spekulativen Geldgeschäfts) sind das ökonomische Korrelat des Relativitätsprinzips. Die Mechanik ist eine durch den Kapitalismus (durchs Wertgesetz) vermittelte Gestalt der Naturerkenntnis.
Ist die elektromagnetische Masse kreditierte Masse?
Das Bewußtsein der Konsumenten (der von der aktiven Teilnahme an der Produktion Ausgeschlossenen) verharrt auf dem Stand der Mechanik. Durch den Kauf beweist sich der Konsument seine Bewegungsfreiheit in dem durchs Tauschprinzip definierten Raum (die Bewegungsfreiheit des Autos im Straßenverkehr).
Öffentlichkeit ist ein Reflex des Außen im Innern des Staates; deshalb hätte der Staat gern eine domestizierte Presse. (Wenn der Staat das Tier aus dem Meere ist, dann ist die „Öffentlichkeit“ das Tier vom Lande: der falsche Prophet. Verweist nicht das Genitiv/Dativ-Problem auf den Ursprung dieses Tieres? Und sind nicht Philosophie und Wissenschaften Teil der Vor- und Ursprungsgeschichte der Öffentlichkeit, des Tieres vom Lande? Und ist nicht die Kritik der reinen Vernunft eine der ersten Gestalten der Selbstreflektion dieses Tieres?)
Ist nicht das Wort Jesu gegen das Schwören (Mt 534ff) auch gegen die Kirche gerichtet? Der Zusatz „… vielmehr sei eure Rede: Ja, ja – nein, nein, und was darüber ist, ist vom Bösen“ wäre genauer zu prüfen. Nicht gemeint sein kann das positivistische Verständnis des Satzes, seine Anwendung in den Fangfragen, mit denen die Differenzierung abgewehrt und diskriminiert werden soll. Beachte, daß es nicht heißt: Eure Rede sei Ja oder Nein; die Verdoppelung (Ja, ja – nein, nein) und das fehlende „oder“ sind ein Hinweis.
Die Orthogonalität ist das Resultat des Durchschlagens des gordischen Knotens; aber genau dieser Knoten wäre zu lösen.
Zum Problem des Ursprungs des Objektbegriffs gehört der Hinweis, daß der Handel (und mit ihm der Begriff der Ware, der zu den Modellen des Objektbegriffs gehört) seinen Ursprung im (zunächst auch räuberischen) Außenhandel hat. Und zur Ursprungsgeschichte des Handels gehört mit einer ersten Waren, dem Sklaven, auch der Krieg, die Beute, der Tribut und, als deren Reflex im Innern, die Schuldknechtschaft und das Geld (das nicht im Tausch entspringt, sondern ihn begründet). Hängen nicht auch das Inzestverbot und die Exogamie mit dieser Ursprungsgeschichte des Objektbegriffs zusammen?
Die Bekenntnislogik gründet in dem Schein, man könne durch die Verurteilung einer Sache (einer Häresie wie auch einer unmoralischen Handlung) sich selbst freisprechen.
Ist nicht das Licht der Erlösung, von dem Adorno am Ende der Minima Moralia spricht, das Licht der Welt, das man nicht unter den Scheffel stellen soll? Der Scheffel über dem Licht aber hat den Vorteil, daß er erlaubt, ihn als Grenze zwischen Innen und Außen, zwischen Licht und Finsternis, zu nutzen (das Licht zu instrumentalisieren). Dann ist alles, was drinnen ist, Licht, und alles, was draußen ist, Finsternis. Ist nicht die Kirche („extra ecclesiam nulla salus“) durch die Bekenntnislogik zum Scheffel über dem Licht geworden? -
8.9.1995
Anblick und Angesicht: Die subjektiven Formen der Anschauung trennen den Anblick vom Angesicht (das Sehen vom Hören), fundieren und fixieren die intentio recta, verdrängen jede Erinnerung an eine Alternative dazu. Das Angesicht (Verkörperung des Gegenblicks und Widerpart des Anblicks) bezeichnet einen sprachlichen Sachverhalt. Es wird repräsentiert sowohl vom Angesicht Gottes als auch vom Angesicht der Kinder. „Wissende“ Kinder (Kinder ohne Angesicht) sind Kinder, deren Vertrauen in die Welt enttäuscht wurde (Schule in der verwalteten Welt drohen zu Produktionsstätten „wissender“ Kinder zu werden; im Angesicht der Kinder leben heißt, die Welt so hell machen, daß Kinder in ihr nicht mehr endgültig enttäuscht werden können. Kinder weinen, bevor sie sprechen (Kindern das Weinen verbieten heißt, sie am Sprechenlernen hindern; Jungen dürfen nicht weinen: mit der Erinnerung ans Weinen wird der Sprachgrund, die erkennende Kraft des Namens, gelöscht, hier entspringt das Lachen, Produkt der verdrängten Erinnerung an das Angesicht im Lächeln des Kindes); Erwachsene lachen, wenn sie aufhören zu sprechen: durchs Lachen (durchs schallende Gelächter) schaffen sie eine Gemeinschaft von Stummen, die eine Bekenntnisgemeinschaft ist; Lachen ist die Ursprungsgestalt der Bekenntnislogik, ihr genauester Ausdruck (mit Feindbild, Ketzerverfolgung und Frauenfeindschaft). Jedes Bekenntnis (und das drückt in dem durch seine Beziehung zum Bekenntnis definierten Begriff des Glaubens sich aus) ist ein Auslachen dessen, was es als seinen Inhalt ausgibt (sh. den Streit um das Kruzifixurteil, in dem alle Heuchler sich zusammenfinden). In der Konsequenz seiner eigenen Logik ist der Glaube blasphemisch.
Die indoeuropäischen Sprachen haben das Lachen (und damit die Bekenntnislogik) zum Grund ihrer sprachlogischen Organisation gemacht (das Substantiv ist das ausgelachte Nomen – der bestimmte Artikel im Hebräischen mit dem sprchlichen Ausdruck des Lachens identisch -, die letzte Konsequenz aus dem Neutrum, an dessen Ursprung und Geschichte die der indoeuropäischen Sprachen sich erkennen läßt; das symbolische Korrelat des Neutrum in der Schrift ist die Schlange). So sind die indoeuropäischen Sprachen zu Herren-, zu Männer- und zu Weltsprachen geworden. – Was heißt im Anblick dieser Sprachlogik „Heiligung des Gottesnamens“?
Die Bildung des Neutrum gründet in der Vergegenständlichung der Vergangenheit (in der Bildung der grammatischen Vergangenheitsform, die dann die Bildung der Futur- und Präsensformen nach sich zieht: in der Vorstellung des Zeitkontinuums). Hier – durch die reflexive Gewalt des Gerichts über die Vergangenheit, die die Richtenden unter das Gericht der Vergangenheit stellt – entspringt zusammen mit dem Begriff des Wissens der Objektbegriff (und in seiner Folge das Substantiv, als Form der Vergewaltigung des ausgelachten Namens).
Hören und Sehen: Die Beziehung von Wasser und Feuer im Namen des Himmels gründet in der sprachlogischen Beziehung des Namens zur Vergangenheit. Durch die Subsumtion der Dinge unter die Vergangenheit, durch die sie zu Objekten des Wissens werden, wird die erkennende Kraft des Namens (das „Feuer des Himmels“) gelöscht. Wer den Himmel offen sieht, sieht in einen Raum, der erst mit der Sprengung der Formen der Anschauung sich öffnet: in einen Raum, dessen Form in der Kraft des Namens sich bildet und öffnet.
Hören (nicht Gehorsam), Armut und Keuschheit: Die erkennende Kraft des Namens wird durch die subjektiven Formen der Anschauung, durch die Eigentumslogik (die als dessen innerstes Prinzip den Staat begründet und beherrscht) und durch die Bekenntnislogik (die die Idolatrie, die Religionen, begründet) gelöscht.
Der Satz aus der Dialektik der Aufklärung, daß „die Distanz zum Objekt … vermittelt (ist) durch die Distanz, die der Herr durch den Beherrschten gewinnt“, wäre dahin zu ergänzen, daß diese Distanz seit ihrem Ursprung in bestimmbaren Institutionen sich verkörpert, selber dingliche Form annimt: im Tempel, im Geld und in der Schrift. Alle drei Institutionen haben einen gemeinsamen Ursprung und erzeugen selber ihren gemeinsamen Grund: den Staat.
– Der Tempel, die Konzentration des Göttlichen an einem Ort, war auch ein Mittel des Kampfes gegen die Magie, ein Instrument der Entzauberung der Welt (die in dieser Entzauberung als gegenständliche Welt sich konstituiert);
– das Geld, das im Kontext der Schuldknechtschaft und nicht im Tausch entspringt (wie auch das Inertialsystem zwar in der Analyse der Stoßprozesse sich bewährt, aber ohne die Ordnung des heliozentrischen Systems, das im Gravitationsgesetz seine Begründung findet, nicht sich herausgebildet hätte) war das erste Instrument, das Herrschaftsbeziehungen in sachliche, gegenständliche, selber wieder beherrschbare Beziehungen von Dingen („Waren“) transformiert;
– und die Schrift, die die Sprache über das Hören, über ihren affektiven und dialogischen Ursprung hinaustreibt, ihre objektivierende Gewalt (und die dieser Gewalt fundierende, sie unterstützende sprachlogische Struktur: die durchgebildete Grammatik) begründet, hervorbringt und stabilisiert, eröffnet damit den herrschaftsgeschichtlichen Prozeß. -
3.9.1995
Leiden nicht alle christlichen Bibel-Übersetzungen daran, daß sie zwangshaft die Spuren der Herrschaftskritik verwischen müssen? Eines der Mittel dieser Spurenverwischung war die Übersetzung der Prophetie in den historischen Indikativ: die Transformation des „Alten Testaments“ ins Vergangene (das traditionelle christliche Verständnis der „Erfüllung der Prophetie“ in Christus war die Voraussetzung). So hat der „Gott der Liebe“, der die Herren exkulpiert, den „Gott der Rache“, der sich der Erniedrigten annahm, besiegt. Der Tag des Ewigen war nahe, aber er wurde vertagt.
Der Begriff wendet die Schulderfahrung, die im Namen laut wird, nach außen, projiziert sie ins Objekt, das in dieser Projektion sich konstituiert. Natur und Welt sind die Repräsentanten der externalisierten Sünde und Schuld.
Der Gott der Liebe ist nicht der Barmherzige: Die Barmherzigkeit ist nicht der Widerpart (die „abstrakte Negation“) der Rache, sondern Resultat ihrer Umkehr.
Die Dinge beim Namen nennen, Roß und Reiter nennen: Heißt das nicht, den Schuldigen benennen? Ist die benennende Kraft der Sprache nicht ein Teil des Schuldverschubsystems? Und sind Roß und Reiter (die vier apokalyptischen Reiter) nicht das Gegenstück zum Wagen (Ez und Hoh)?
Ist das gerade Bein des Cherubs (Ez 1) ein nicht gebeugtes Knie? Was hat das gebeugte Knie mit der Orthogonalität und mit der Orthodoxie zu tun?
Schuldverschubsystem und Opferfalle: Heute wollen alle geliebt werden. Heißt das nicht, daß sie Herrschaftskritik nur solange bereit sind zu akzeptieren, wie sie selbst als Opfer von Herrschaft betroffen sind?
Hat Jesus nicht das Feuer schon vom Himmel geholt, und brennt es nicht bereits: als Feuer der Hölle in der Phantasie der Gläubigen? War nicht die Hölle das Produkt projektiver Verarbeitung der Verdrängungsmechanismen, die dann in den Naturwissenschaften, die mit der Hölle auch den Himmel beseitigt haben, sich entfalteten: eine Vorstufe des Inertialsystems?
Wenn die Sintflut die Materialisierung der Dinge (das gegenständliche Korrelat der Ich-Bildung) symbolisiert, ist dann nicht die Vorgeschichte mit den Adamstöchtern und den Gottessöhnen Symbol der Ich-Bildung? Ist hier die erste Stelle, an der das Attribut „schön“ erscheint? (Die Adamstöchter waren „schön von Aussehen“, während es von Rahel, Joseph und Esther heißt, sie seien „schön von Gestalt und schön von Aussehen“.) Wie verhält sich die Schönheit (des Geschaffenen) zur Herrlichkeit (Gottes)? Ist nicht das Bild des Gottesknechts das Gegenbild des Schönen („weder Gestalt noch Schönheit“, Jes 532)?
Kultur für alle? Sollte nicht das dumme Staunen vor den „Kulturgütern“ endlich ein Ende haben?
Von Kindern, die schlimme, nicht mehr verarbeitungsfähige Erfahrungen hinter sich haben, sagt man, sie sähen „wissend“ aus. Die tiefe Verzweiflung in diesem Wort hallt nach im indoeuropäischen Begriff des Wissens und in der Sprachlogik, die er begründete.
Als Brecht das Ausrauben einer Bank mit dem Gründen einer Bank verglich und dieses für wirksamer hielt, war er der Sache näher als er wußte.
Bierzeltmusik ist die Vorstufe des Gejohles auf dem Fußballplatz. (Fundamentalismus: Gibt es nicht auch das Gottgejohle, das seit je das Pogrom, den Terror, ankündigt?)
Wichtiger als den Staat zu zwingen, sein faschistisches Gesicht zu zeigen, wäre es, der Kirche den Spiegel vorzuhalten, um dem Gottesgejohle, der Wurzel des Faschismus, die Möglichkeit zu geben, in der Selbsterkenntnis sich aufzulösen.
War nicht die raf ein Harakiri-Unternehmen von Anfang an, das Verliebtsein in die Opferrolle (mit durchaus religiösen Wurzeln)?
Die Parole des real existierenden Sozialismus: „Von der Sowjet-Union lernen heißt siegen lernen“, war die Parole des Staates, nicht die des Sozialismus. Sie bezeichnete genau den faschistischen Kern dieses Staates. Nicht mehr an der Spitze des Weltgeistes, sondern bei den Verlierern sind die Kräfte freizumachen, die das Ganze zu ändern vermöchten.
Von der raf lernen heißt, es anders machen, heißt verlieren lernen.
Walter Benjamins Satz, Gott sei der Ernährer der Menschen, der Staat ihr Unterernährer, wird wahr erst, wenn Gott aus den Verstrickungen des Staates sich befreit: Auch für Gott ist der Staat der Unterernährer.
Ein Christentum, das begreift, daß der Prozeß der Aufklärung sein Werk ist, das darin sich wiedererkennt, vermöchte den Prozeß der Aufklärung über sich selbst hinauszutreiben. Adornos Konzept einer vollständigen Säkularisation aller theologischen Gehalte ist als ein selber theologisches Konzept zu begreifen: Theologie im Angesicht Gottes ist die Auflösung der Religion durch Selbstaufklärung, ihre vollständige Säkularisierung. Die Säkularisierung aller theologischen Gehalte beginnt damit, daß die Theologie aus dem Bann des Weltbegriffs heraustritt, sich von ihm durch Reflexion des Weltbegriffs befreit.
Den kritischen Naturbegriff Kants durch die Kritik des Weltbegriffs (durch die Reflexion der Vorgeschichte) ergänzen und fundieren.
In Auseinandersetzungen mit meinem Vater habe ich gelernt, daß ich gegen ihn nur eine Chance hatte, wenn ich in seiner Sprache mit ihm sprach: in der Sprache der Religion. Hieraus habe ich meine ersten theologischen Erfahrungen und Einsichten gewonnen.
Zur Kritik der Astrologie, des Planetensystems: Zentral wäre die Einsicht, daß das Inertialsystem in der Sonne (im Sonnensystem) sich verkörpert. Die Sonne ist das „anschauende“ (und deshalb in sich selbst blendende) Licht, der Mond die Abstraktion vom Gegenblick. Die verschiedenen Gestalten des verdrängten Gegenblicks sind der König (Jupiter), der Feind (Mars), die Frau (Venus) und das Geld (Merkur). Hat die Stelle im Hohenlied, an der es heißt „schön wie der Mond, rein wie die Sonne, furchtbar wie Heerscharen“ (610, vgl. auch 64: „Schön bist du, meine Freundin, wie Thirza, lieblich wie Jerusalem, furchtbar wie Heerscharen“) etwas mit dieser Konstellation zu tun?
Thirza war nach der Reichsteilung zunächst Hauptstadt des Reiches Israel (Vorläufer von Samaria, das von Omri als neue Residenz erbaut wurde). Was haben Thirza und Jerusalem mit Mond und Sonne zu tun?
Adidas oder die Instrumentalisierung der transzendentalen Logik in der Reklame: Das Ende des Geschmacks, der ästhetischen Urteilsfähigkeit, das in dem Satz „Über Geschmack läßt sich nicht streiten“ sich ankündigte, wird durch die Markenbindung ratifiziert: Die Markenbindung enthebt von der Last des eigenen Urteils, macht über den Markennamen auch den Geschmack zu einem Teil der Bekenntnislogik, zu einer durchs Wertgesetz determinierten Anschauungssache. Die objektive Wertphilosophie Schelers gehörte zu den Wegbereitern der Markenbindung. -
11.8.1995
Zur Kritik der platonischen Idee des Guten: Ist diese Idee nicht durch ihre Beziehung zur Subjektivität (das Gute ist immer ein Gutes für jemanden) zu unterscheiden von der prophetischen Utopie: Wenn Friede und Gerechtigkeit sich küssen. Der Baum der Erkenntnis ist der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Mit der Idee des Guten ist nur der Nationalismus zu begründen, der Staat.
Das Gute ist schon in der Genesis aufs Sehen bezogen (und Gott sah, daß es gut war): Dazu gehört dann das spätere „Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren“.
Worauf bezieht sich der Name im „Geheiligt werde Dein Name“? Es ist der im Vaterunser (wie im gesamten Neuen Testament) nicht genannte Name des Vaters, nicht der Vatername.
Der „Weltuntergang“ der Apokalypse bezeichnet die Welt als Untergang, das katastrophische Moment in der Ursprungs- und Entfaltungsgeschichte des Weltbegriffs, nicht den „Untergang“ einer bestehenden Welt. Das ist schon die (angsterzeugende statt -verarbeitende) Fehlinterpretation der Apokalypse durch die Herrschaftsreligion, Produkt der projektiven Verarbeitung der Apokalypse. Die Konstituierung des Weltbegriffs ist der Weltuntergang. Und die Welt, die alles ist, was der Fall ist, ist das Bild des vollendeten Weltuntergangs.
Der Weltbegriff und die Feigenblattsprache der Theologie.
Die Botschaft der Welt oder der Ursprung der Bekenntnislogik: Man darf kein Verlierer sein, und: Mit Verlierern darf man kein Mitleid haben. Das aber heißt: Auch mit sich selbst darf ein Verlierer (und das sind eigentlich alle) kein Mitleid haben. Wer schon kein Gewinner ist, sollte sich wenigstens in den Gewinner einfühlen, mit ihm sich identifizieren. Damit aber sind das Feindbild (der Antijudaismus), das Verrätersyndrom (die Ketzerverfolgung) und die Frauenverachtung (die Hexenverfolgung) vorprogrammiert. Wer die Katastrophe, selbst ein Verlierer zu sein, verdrängt, macht sie damit erst zur Katastrophe. Und der Barmherzige, der in die Verlierer sich einfühlt, wird stellvertretend selber als Verlierer verfolgt. Als „heile Welt“ gilt eine Welt, in der nichts mehr an das Verdrängte erinnert.
Politische Ökonomie: Der Exodus aus dem Sklavenhaus Ägypten gehört zur Vorgeschichte des Königtums, des Hauses Israel und Juda, die babylonische Gefangenschaft, die Etablierung der Weltreiche, zur Ursprungsgeschichte der „jüdischen Religion“: der Prophetie, des Weltbegriffs, der Geldwirtschaft und des Staates.
Nach Polanyi liegt der Ursprung des Handels im Außenhandel, im Naturverhältnis der Völker untereinander. Durch den Handel dringt eine Konstellation, die ihre Wurzeln in den Außenbeziehungen der Völker, in der „Außenpolitik“, hat, ins Innere der Staaten ein: die Konstellation von Sklaventum, Schuldknechtschaft, Tempelwirtschaft und Geldwirtschaft (Anfänge der Subsumtion des Geldes, von Grund und Boden und der Menschen unters Tauschprinzip). Wird heute – mit in der globalen Schuldenkrise – nicht die Armut in die gleiche Bewegung (in den gleichen Strudel) hereingezogen? Und ist diese politisch-ökonomische Geschichte nicht zugleich der Grund der Bewußtseinsgeschichte, und sind beide nicht durch die Sprache und durch deren Beziehung zum Gottesnamen mit einander verbunden?
Die Unendlichkeit ist das Resultat der Division durch Null. Die Division durch Null, die Null als Nenner, ist das logische Prinzip des Raumes, der Beziehung der Dimensionen des Raumes (der Orthogonalität). Haben die Nichtse im Stern der Erlösung etwas mit diesen Nullen zu tun?
Ist das N-ich-ts, das isolierte, aus der dialogischen Beziehung der Sprache und des Sehens herausgelöste Ich (worauf beziehen sich das Präfix N und das Suffix ts, das pluralisierte deiktische t)? -
6.8.1995
Die Sklaverei ist eine Vorstufe des Handels und der Geldwirtschaft. Die ersten Waren waren die bei Eroberungen erbeuteten Gefangenen. Zur Schöpfung gehört die Folge von Katastrophe und Rettung, erst das Christentum war die Rettung als Katastrophe. Zur Kritik des Tauschprinzips: Der Faschismus verweist auf ein ungelöstes Problem in der Marxschen Kapitalismuskritik. Die Identität des Objekts gründet in der Identität des Vergangenen: Das Wasser unter dem Himmel sammle sich an einem Ort, daß das Trockene sichtbar werde (Gen 19). – Aber verweist nicht die Einsteinsche Zeitdilatation, die auf die Richtungen im Raum getrennt sich bezieht, darauf, daß es diese Identität des Vergangenen nicht gibt? Die Zeitdilatation bezieht sich auf die Grenze zu einer Vergangenheit, die insgesamt nicht ist: auf das Moment des Nichtseins an der Vergangenheit. Zum Begriff des Gesetzes (des Inertialsystems): Verweist nicht die Gesetzesbindung der Verwaltung darauf, daß auch die Verwaltung eine Art Gericht ist: ein Standgericht, das seine Urteile unmittelbar vollstreckt? Die hoheitliche Tätigkeit des Beamten, deren Modell die Tätigkeit der Polizei ist, bezeichnet den Anteil der Verwaltung an einer richtenden Tätigkeit, zu der es in der Regel keine Verteidigungsmöglichkeit mehr gibt. Verwaltungsgerichte sind Revisionsgerichte. Für die einen ist das Recht ein Mittel der Selbsterhaltung, ein Instrument der Berechenbarkeit und Beherrschung gesellschaftlicher Prozesse, für die anderen ist es bloß Schicksal. Durch die Naturschutzmaßnahmen im Mönchbruch werden auch Handlungen als Vergehen definiert, die nicht die Natur, sondern nur die Allmachtsphantasien und das Gesetzesverständnis der Verwaltung berühren. Haben die Israeliten in den Geschichten der Eroberung Kanaans vielleicht erlittene Erfahrungen als eigene Handlungen beschrieben, um so diese Erfahrungen bearbeiten zu können? Ist nicht die ganze Schrift Erinnerungsarbeit (und kein normativer Text)? Sind die „drei Abmessungen“ des Raumes (wie Kant sie nannte) auf die Trinitätslehre versiegelt? Der Staat nimmt die Sünde der Welt hinweg: er erlaubt es seinen Bürgern, ihren Rachetrieb in der Justiz und in den Knästen auszuleben und nimmt die Schuld daran auf sich. So entsühnt er die Welt. Ding und deutsch: Wie hängt die Verdinglichung mit dem Nationalismus (in der Religion: mit dem Fundamentalismus) zusammen? Der Nationalismus ist (wie der Fundamentalismus) ein Schutz vor der Wahrnehmung der logischen Konsequenzen der Verdinglichung: ein Instrument der Verblendung. Ich bin gekommen, Feuer vom Himmel zu holen, und ich wollte, es brennte schon. Ist dieses Feuer das Symbol des Gegenblicks, das die Formen der Anschauung durchbrechende Element (das Feuer im hebräischen Namen des Himmels)? Und ist dieses Feuer die Verkörperung des „Wer“ (und das Wasser die des „Was“)? Und sind nicht die Formen der Anschauungen die logischen Formen des Deiktischen (der Grund des Heideggerschen „Daseins“)? War die Heinsohnsche Revision der Chronologie nur möglich bei gleichzeitiger Abstraktion von der Bedeutung dieser Revision für die Gegenwart? Das heißt: War sie nur möglich unter den Bedingungen des Konkretismus („Venus-Katastrophe“)? Wie hängt im christlichen Begriff der Liebe das passive, das Ich erweckende und konstituierende Element der Empfindung mit dem aktiven Element der tätigen Liebe (der Barmherzigkeit) zusammen? Liegt nicht dazwischen die Passion und Auferstehung? Zu Ez 412ff: Zu den Attributen der Hölle gehörte in der christlichen Tradition immer auch der Gestank. Der Gestank destruiert und vertreibt die Erinnerung. Haben das Riechen und der Geruch (die göttliche Wahrnehmung der Gebete der Heiligen) etwas mit dem ruach zu tun? Hängt nicht die Beziehung von Kot und Geld mit dieser die Erinnerung destruierenden und vertreibenden Gewalt zusammen? Steckt in der Menschenkot-Stelle bei Ezechiel nicht auch noch die Beziehung zur Geschichte des Opfers: zur Ablösung der Erstgeburt des Menschen durch das Rind (nicht der Armen: die wird ausgelöst durch die Taube, die dann zum Symbol des Heiligen Geistes geworden ist)? Das Exil hat den genealogischen und kollektiven Schuldzusammenhang gesprengt, die Verantwortung individualisiert. Der gesprengte Schuldzusammenhang reproduziert sich im Kontext des „dixi et salvavi animam meam“: Die individualisierte Verantwortung ist auf das Ganze bezogen. Gründet nicht die Kommunikationstheorie in der Trennung der Sprache von ihrer erkennenden Kraft, in der Aufzehrung ihres eigenen Grundes? Das war erst möglich im Banne einer vom Neutrum beherrschten Sprachlogik. Ist nicht die Hegelsche Philosophie, wie an der Dialektik von Herr und Knecht in der Phänomenologie des Geistes nachzuweisen wäre, „kanaanäisch“ (Gen 925)? In der Marxschen Transformation der Hegelschen Dialektik drückt sich das im Paradigma des Tauschprinzips aus. Vergewaltigung: Ist nicht die Orthodoxie (das Dogma, das Bischofsamt und das kirchliche Lehramt) eine Verletzung des Rates der Keuschheit, die auch durchs Zölibat nicht aufzuheben ist?
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie