Harlan

  • 16.2.1997

    Wie hängen die drei Leugnungen Petri und die drei Versuchungen Jesu mit den drei „Abmessungen“ des Raumes zusammen?
    War nicht der Veit Harlan-Film „Opfergang“ eine Parabel für den in den Abgrund rasenden Zug: Eine Parabel für das „Erbarmen“ mit denen, die in diesem Zug um keinen Preis die Wahrheit zur Kenntnis nehmen wollen? Und ist nicht die Geschichte vom Rabbi und dem Reichen eine Parabel fürs Christentum, das dem untergegangenen Reich sein Pferd wiedergegeben hat und jetzt als Herold vor ihm herrennt?
    Die, die daneben sitzen und sich auf die Sache nicht einlassen, sind es, die mir vorhalten, ich hielte mich raus.
    Der Weltbegriff präsentiert die Schöpfung in einer Verfassung, in der sie einen Herrn braucht, das aber zugleich leugnet.
    „Unterwürfigkeit“ ist nicht an sich schlecht, sondern nur als Instrument des Herrendenkens. Das Tabu über die Unterwürfigkeit führt in den Zwang, jede Situation zu meiden, in der man unterwürfig sein muß; das aber ist der direkte Weg ins Herrendenken. Der Vorwurf der Unterwürfigkeit trifft den Barmherzigen.
    Der Rabbi in der Geschichte vom Rabbi und dem Reichen nimmt den Schein der Unterwürfigkeit in Kauf, behält aber den Kopf oben, während der Opfergang nur die Schuldreflexion verdrängt.
    Ist nicht Daniel der Hinweis darauf, daß das Sich-in-den-Andern-Hineinversetzen etwas anderes ist als das Sich-mit-ihm-Identifizieren? Nur wer in den Andern sich hineinversetzen kann (wer ihn versteht), lernt sich selbst verstehen. Aber ist nicht das der – auch gewollte – Effekt der subjektiven Formen der Anschauung, daß sie genau von diesem Sich-in-den-Andern-Hineinversetzen dispensiert und so den Weg zu seiner Instrumentalisierung freimacht? Darin gründet die Fernsehsucht.
    Die subjektiven Formen der Anschauung sind der Grund des Rangordnungsdenkens (und der Identifizierung). Wie hängt das Rangordnungsdenken, das Denken in hierarchischen Ordnungen, mit dem Fleischessen zusammen?
    Mein ist dein, und dein ist dein: Ist das nicht der Schlüssel zum Materiebegriff? Das Sich-den-Kopf-anderer-Leute-Zerbrechen ist dagegen die genaue Umkehrung dieser Logik, es geht von dem Grundsatz aus: „Mein ist mein, und dein ist mein“. Ist nicht der Begriff des Seins die Neutralisierung des Problems?

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