Übersehen wir nicht zu leicht, daß die Steigerung der Lebenserwartungen bei uns mit dem Kindersterben in der Dritten Welt zusammenhängt? Und sehen wir nicht allzu leicht davon ab, daß unsere Exportüberschüsse die Kehrseite der wachsenden Verschuldung der armen Länder sind? Sind die Banken nicht in der Tat zu hocheffektiven Verschuldungsmaschinen geworden? Wehe denen, die in ihre Mühlen hineingeraten.
Die Liebe unterscheidet sich von der Barmherzigkeit durch ihre Folgenlosigkeit.
Der Satz, daß Heidegger den Geburtsfehler der Philosophie zu ihrem einzigen Inhalt gemacht hat, drückt einen allgemeinen Sachverhalt aus: Heute rücken fast alle gesellschaftlichen Prozesse und Entwicklungen in den Sog einer vergleichbaren Konstellation (von der Geschichte der Religionen über die der Banken, des Staats, des Privateigentums, der Sprache und der Schrift, bis hin zu den Naturwissenschaften). Das gilt für alle Emanationen der Herrschaftsgeschichte, als deren Innenseite die Geschichte der Verinnerlichung der Scham sich erweist.
Verweist nicht das Problem der Beziehung von Einzelnem und Allgemeinen, das am sprachlichen Verhältnis des Femininum zum Plural sich demonstrieren läßt, auf die Struktur und das Problem der Scham? Ist nicht die Scham (das Sich-durch-die-Augen-der-anderen-Sehen) die Grenze zwischen dem Im Angesicht und dem Hinter dem Rücken? Nacktheit ist die Überformung des Angesichts durch das Hinter dem Rücken (die Fotographie ist nackt). Hier gründet die Logik, die nach theologischer Tradition den Sündenfall mit dem Ursprung von Tod und Krankheit verbindet.
Aber ist die Scham nicht auch das Element, in dem der logische Zusammenhang von Sexualität und Politik gründet (als Urteilsmoral ist die Sexualmoral ein Bestandteil der autoritären Politik). Die Fähigkeit zur Reflexion der Scham ist die Bedingung der Möglichkeit von Sensibilität. Der Weltbegriff ist der Inbegriff der Schamlosigkeit, der Grund des verdinglichenden Denkens, das apriori schamlos ist. Schamlosigkeit ist der Grund des Begriffs der trägen Masse (die „aufgedeckte Blöße“), und Schamlosigkeit macht blind und lahm.
Als das Christentum sich aus dem Bereich der prophetischen Herrschaftskritik herausgeschlichen hat, hat es die Erfüllung des Wortes mit der Erfüllung der Schrift (die Frucht des Feigenbaums mit dem Feigenblatt) verwechselt.
Die Instrumentalisierung des Kreuzestodes durch die Opfertheologie (und in seiner Folge die Verinnerlichung der Scham) ist der Quellpunkt der Geschichte der modernen Aufklärung. Durch diese Konstellation unterscheidet sich die moderne Aufklärung von ihrem griechischen Ursprung.
Die Differenz zwischen 666 und 618 ist 48 (4 x 12). Das Tier aus dem Wasser ist eine Emanation des Drachen, mit dem es die Zahl der Hörner und der Köpfe gemeinsam hat, während das Tier vom Lande, das zwei Hörner hat wie ein Lamm, aber redet wie ein Drache, aus der Differenz zwischen der Erfüllung der Schrift und der des Wortes erwächst. Im Kontext der Logik der Schrift wird das homologein zum Bekenntnis (dem Emmanuel Levinas Schamlosigkeit attestiert), während es eigentlich die Erfüllung des Wortes (das „Bekenntnis des Namens“: die Nachfolge) meint.
Heidegger
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4.10.1994
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19.9.1994
Das Lachen ist die Finsternis über dem Abgrund wie auch die dem Feind zugewandte Seite der Bekenntnislogik, die mit dem Feindbild zugleich den Inhalt des Bekenntnisses stabilisiert (Beziehung zur Opfertheologie). Das Lachen gehört ebenso wie die hierarchische Grundordnung, zu der es gehört, zu den Konstituentien einer durch Gewalt bestimmten Welt. Das Lachen steht in einem Systemzusammenhang mit dem Problem der Souveränität (Carl Schmitt); es definiert die Grenze zwischen dem Eigentlichen und dem Uneigentlichen, die Bei Heidegger als Produkt einer reinen Dezision („Entschlossenheit“) sich erweist. Das Stück Irrationalität, die Lücke, die das Lachen (der Dezisionismus) überbrücken soll, ist die systemische Lücke der Beweislogik. Nicht zwar überbrückt, wohl aber ausgelotet wird diese Lücke durch die theologische Idee der Barmherzigkeit, ohne die es eine Schöpfungslehre und die Lehre von die Lehre von der Auferstehung nicht gibt: sie sprengt den Natur- und Weltbegriff, indem sie die Trennung beider, die der eigentliche Grund des Lachens ist, aus dem Bann des Absoluten erlöst. Während im Schrecken (im „Grauen um und um“) die Schrift sich erfüllt, erfüllt sich das Wort in der Erlösung von diesem Bann. Die gesamte christliche Tradition hat die Erfüllung des Wortes mit der Erfüllung der Schrift verwechselt: Diese Verwechslung war der Kelch, von dem Jesus wünschte, er möge an ihm vorübergehen.
Man kann Carl Schmitt nicht widerlegen, wenn man die Lücke, die er mit seinem Begriff der Souveränität zu schließen versucht, bloß leugnet (vgl. Krockow).
Der Paulinismus hat mit dem Namen des Gesetzes (der in der Logik der Schrift gründet), die Erinnerung an die Lehre (die Voraussetzung der Erfüllung des Worts) gelöscht und nur deren Leichnam, das Dogma und die Eucharistie, übrigbehalten.
Hat Joachim Ritter nicht recht, wenn er das Lachen als ein Ingrediens des Weltbegriffs begreift? Das Lachen ist das Instrument der Trennung von Welt und Natur: Mit dem Lachen hält die Welt sich die Natur vom Leibe. Die Sprache bewegt sich nur noch in der zweiten Natur der Subjektivität, sie reicht an die erste nicht mehr heran (wie in Habermas‘ Kommunikationstheorie).
Aber Ritters Begriff der Subjektivität ist das Zeichen der Kapitulation vor der sprachfremden Objektivität, des Verzichts darauf, diese Objektivität mit der Vernunft zu durchdringen.
Joachim Ritter übersieht den blutigen Ernst des Lachens, seine doppelte Beziehung zum Mord, in dem es sowohl gründet als auch endet.
War nicht das homerische Lachen der Götter Ausdruck der Auseinandersetzung mit dem Schicksal: die Subjektivierung des Lachens war ein Nebeneffekt der Verinnerlichung des Schicksals (und des Ursprungs einer Gottesidee, zu der die Vorstellung gehört, daß Gott seiner nicht spotten läßt: Modell des heute vergesellschafteten Instituts der „Majestätsbeleidung“).
Ist der Mond die astronomische Verkörperung des Lachens? Das würde begründen, weshalb Hunde den Mond anbellen. (Und der Zyklus der Frauen hängt mit dem Mondzyklus zusammen.)
Gibt es innersprachliches Äquivalent jener Engel-Kosmologie, die die Paulus-Briefe auszeichnet (und u.a. in der kirchlichen Liturgie, in der Präfation, erscheint)? Ist das kreisende Flammenschwert des Kerubs vorm Eingang des Paradieses die Verkörperung des Lachens (JHWH thront auf den Kerubim)?
Wenn Jesus nicht gelacht, dafür aber die Dämonen ausgetrieben hat, so ist das das genaueste Symbol der Erfüllung des Wortes.
In ihrer mystischen Tradition haben die Juden versucht, das Wort aus seiner Verstrickung in die Logik der Schrift zu befreien, während die christliche Tradition das Wort erneut der Logik der Schrift unterworfen hat.
Ist nicht das Deutsche die vollendete Entfaltung der Logik der Schrift? Und sind davon nicht die deutsche Klassik, die deutsche Musik und die deutsche Philosophie der vollendetste Ausdruck? Daß bei Schelling die Zukunft „geahndet“ wird (und nicht, wie es nach der Entfaltung des Weltbegriffs allein noch möglich ist, erinnert), ist hierzu ein Schlüsselwort: Spökenkieker mögen die Zukunft „ahnen“, geahndet wird nur die Schuld, in deren Zusammenhang die Zukunft mit dem entfalteten Weltbegriff irreversibel sich verstrickt.
Vgl. die Vermutung Gunnar Heinsohns, daß Darius (der Erfinder des gemünzten Geldes) der biblische Hammurabi ist (der erste, der das Recht der Logik der Schrift subsumiert, es zum Gesetz gemacht hat). Gegen das persischen Reich waren in der Tat das assyrische und das babylonische nur Vorstufen.
Hat der Ursprung und die Geschichte der Beichte etwas mit dem Ursprung und der Geschichte des Geldes (Heinsohn) zu tun? Auch hier wurde die Schuld in kleine Münze umgeformt, die am Ende als ganze eingefordert werden wird (Ursprung und Geschichte der Schuldknechtschaft, Geschichte der Banken).
(Liegt „meiner“ Interpretation der Geschichte der drei Leugnungen die matthäische Version zugrunde?)
Das typologische Schriftverständnis müßte im Kontext einer Kritik der Philosophie (einer Kritik der Geschichte der Logik der Schrift) sich sprachlogisch begründen lassen.
Nur die Schriftreligionen sind Weltreligionen.
Heute machen sich die Bücher mit dem Weltgericht gemein (mit wenigen Ausnahmen). Der Hegelsche Weltgeist ist das durch die Logik der Schrift gekreuzigte, gestorbene und begrabene Wort.
Mit dem Übergang vom Märtyrer zum Confessor, der dann die Geschlechtertrennung der Heiligen (den Ursprung der „Virgo“) nach sich gezogen hat, ist das Zeugnis der Wahrheit, das vorher das des Martyriums war, vergeistigt worden zur confessio: Hierdurch ist die Wahrheit in die Logik der Schrift zurückgenommen, in ein Herrschaftsmittelt umgeformt (und patriarchalisiert) worden. Die Logik der Schrift ist die Logik der Instrumentalisierung (oder auch die Logik der Vergegenständlichung, des Weltbegriffs).
Reflektieren nicht die Grammatiken allesamt den Punkt, an dem die Sprachen zu Schriftsprachen geworden sind?
Das Substantiv ist der Verdunkelungspunkt der Grammatik, das schwarze Loch, das alle Erkenntniskraft der Sprache in sich aufsaugt und nicht mehr herausläßt.
Wie kommt es, daß in den modernen romanischen Sprachen (mit Ausnahme des Rumänischen) tendentiell das Neutrum wieder entfällt?
Gründet das Neutrum in der Angleichung von Ja und Nein (Ursprung der Reflexionsbegriffe).
Gehört nicht zur Bekenntnislogik als ihr Kern das Opfer der Vernunft? Der Ausgleich ist das Feindbild (Ursprung des Weltbegriffs).
Korruption und Verschwendung der Regierenden steigen mit der Not des Volkes.
Ist nicht jeder Staatskapitalismus zum Untergang verurteilt, sobald er beginnt, die agrarische Produktion zu vergesellschaften; liegt nicht hier die Quelle der Paranoia aller „sozialistischen“ Diktaturen, und gründet nicht hier der Mechanismus, der sie zwingt, am Ende von der eigenen Substanz zu leben? Und sind das nicht zugleich drastische Beispiele für die Folgen der Bekenntnislogik, die unvermeidbar waren, nachdem Kritik in ein Herrschaftsmittel verwandelt (der historische Materialismus zur Ideologie) wurde: für die Folgen Instrumentalisierung der Sprache, der Trennung einer sprachfreien Realität von der subjektivierten Sprache?
Der Wohlgesonnene ist für den Nationalgesinnten ein Sympathisant.
Der Staat gründet im Urteil, und das Gewaltmonopol des Staates ist das Prinzip der Selbstzerstörung der Sprache.
Der Grund, aus dem jede Ästhetik erwächst, ist die Reflexion. Auf diesem Boden von „realer Gegenwart“ zu sprechen (George Steiner) heißt: den Schein hypostasieren.
Der Satz „Das Eine ist das Andere des Andern“ fixiert mit der Konsequenz, die Hegel daraus zieht, den Blick des Anklägers und treibt die Barmherzigkeit aus (die jeder Ankläger mit den Dämonen verwechselt). Die Welt ist der Inbegriff der verandernden Kraft, und deren Repräsentanten im Subjekt sind die subjektiven Formen der Anschauung (und deren objektiver Grund wiederum ist die Logik der Schrift).
Zu Begriff der Spekulation: Das Subjekt, das sich in der entfalteten Reflexion zu verlieren droht, bedarf des Absoluten als eines Spiegels, in dem es sein Selbst entdeckt und wiedergewinnt. Dieses Absolute ist Subjekt, Gegenstand und Produkt der Spekulation. Der Grund, aus dem es hervorgeht und erwächst, ist der Schein. Bezieht sich hierauf nicht das Bild von der Konstellation Schlange, Adam und Staub (die Schlange frißt den Staub, den Adam produziert)? Der Dezisionismus, der nicht zufällig in der Lehre von der Souveränität gründet, ist das unfreiwillige Schuldeingeständnis des Absoluten. Und die Idee des Absoluten ist das Denkmals des philosophischen Erbes der Theologie. Durch die Idee des Absoluten ist die Theologie auf eine höchst ironische Weise zur Magd der Philosophie geworden.
Kopernikanisches System und Fernsehen: Das Inertialsystem ist die Schaubühne, auf der wir Autor, Regisseur und Schauspieler in einem sind, nur daß wir es am Ende als Zuschauer nicht mehr merken.
Verkehrte Welt: Der Weltbegriff ist die Einheit der Gegenständlichkeit des Wissens mit der Subjektivität der Natur. -
10.9.1994
Jüngstes Gericht: Wenn Recht „im Namen des Volkes“ gesprochen wird: Werden wir dann nicht in Solidarhaftung genommen und zu Komplizen aller Urteile gemacht, die heute gesprochen werden? Und gehört es nicht zu den Grundüberzeugungen der chrisstlichen Lehre, daß wir dafür einmal zur Rechenschaft gezogen werden?
„Vielmehr, wenn dein Feind hungert, so speise ihn, wenn er dürstet, so tränke ihn; denn wenn du dies tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.“ (Röm 1220) Löst diese Logik (der Instrumentalisierung der Barmherzigkeit zur Waffe) sich nicht auf, wenn ich begreife, daß, was ich meinem Feinde tue, ich mir selber antue? So bezieht sich auch die Sündenvergebung in erster Linie auf den, der vergibt; ob dem, dem die Vergebung gilt, die Sünden wirklich vergeben sind, liegt nicht in der Macht des Vergebenden.
Zu Duchrows „ein Zeichen geben“: Wer ist der Adressat dieses Demonstrativums? Der Grund dieser Frage liegt tiefer: Im Deutschen unterscheidet sich der bestimmte Artikel vom unbestimmten durch das demonstrive Element (ähnlich wie im Griechischen, nur daß hier der Nominativ mask. und fem. ausgenommen sind). Auch hier ist zu fragen: Wer ist der Adressat dieses Demonstrativums? Ist es nicht die Welt. Auch wenn ich ein Zeichen gebe: Gebe ich es dann nicht der Welt. Ist hier nicht der Ursprung der Bekenntnislogik (die das Bekenntnis anstatt auf Gott, auf die Welt bezieht)? Mit dem deutschen Substantiv (oder dem Objektbegriff, der ihm entspricht) dringt die Logik des Weltbegriffs in den Kern der Sprache und macht sie verstummen. Mit dem grammatischen Begriff des Substantivs (der in der deiktischen Struktur des bestimmten Artikels im Deutschen gründet) wird die Sprache ins Herz getroffen: sie hat’s nicht überlebt. Liegt nicht der Unterschied zwischen dem hebräischen ha, das in dem griechischen ho/ha (Nom. mask./fem.) nachklingt, und den deiktischen Bildungen des Neutrum und der Kasus im Griechischen, und dann den bestimmten Artikeln im Deutschen generell, genau in diesem demonstrativen (objektivierenden) Element, während die hebräische Gestalt des Artikels (die an der Deklination des Nomens nicht teilhat) die benennende und vergegenwärtigende Kraft des Namens unangetastet läßt. Das ha lebt vom Hauch der Sprache, es unterscheidet sich vom deiktisch bestimmten Artikel im Griechischen und insbesondere im Deutschen wie der reflektive Name der Hebräer vom projektiven (diskriminierenden) Begriff der Barbaren, die beide nur durch Inversion (durch Umkehr) auf einander sich beziehen.
Läßt sich nicht am Griechischen nachweisen, daß das deiktische Element über die Kasusbildungen (über den Akkusativ) und dann übers Neutrum in den bestimmten Artikel hereingekommen ist? Erst im Deutschen (das aus dem Akkusativ sich entwickelt hat) durchdringt und überwuchert dieses deiktische Element – und mit ihm die logische Gewalt des Neutrum – die ganze Sprache (vgl. Heideggers Begriff des „Daseins“, den er als „Sein des Da“ definiert, das dann bei ihm an die leere Stelle des vergangenen philosophischen Subjekts tritt): Der Akkusativ wird zur Grundfigur des Nomens in der Sprache. Ist es in diesem grammatisch-logischen Kontext begründet, wenn im Deutschen die bestimmten Artikel des Femininum mit denen des Plural identisch sind?
Im Griechischen und im Lateinischen gibt es nach dem sprachlichen Geschlecht getrennte Pluralformen; nur im Deutschen fällt die Deklination des bestimmten Artikels femininum singular mit dem allgemeinen Artikel des Plural zusammen.
Zur Genesis der deiktischen Struktur des bestimmten Artikels im Neutrum. Die Sprachlogik, der der Ursprung des Neutrum sich verdankt, entfaltet sich zusammen mit der Trennung von Bewußtem und Unbewußtem. Konstitutiv für die Genesis des Unbewußten ist die Schuldgrenze, die das Unbewußte gegen das Bewußtsein abschirmt (und das Bewußtsein zu einer Funktion der Selbsterhaltung macht). Ist nicht das Demonstrativum und in seiner Folge das Neutrum das Vehikel des Schuldverschubsystems (des projektiven Erkenntnisbegriffs), in dem diese Schuldgrenze gründet? Und gründet nicht das Demonstrativum im Akkusativ?
Ebenso wie die hebräische Sprache im Kern eine „hebräische“ (die Sprache der Fremden im Lande) ist, ist die deutsche eine deutsche, eine „völkische“ Sprache; eine Sprache, die die zivilisationsbegründende Distanz zu den Barbaren reflexiv gegen sich selber kehrt: Ausdruck und Organ des Hasses der Welt.
Wenn der bestimmte Artikel im Lateinischen wieder verschwindet, so hängt das mit der (auf Alexander zurückweisenden) caesarischen Logik der lateinischen Sprache zusammen: Nicht mehr das Denken, der Philosoph, sondern die Gewalt, der Staat, ist zum Subjekt der Sprache geworden (die lateinische Philosophie verliert mit der Objektbezogenheit ihr Subjekt, sie wird Rhetorik). Das transzendentale Subjekt der Philosophie verlagert sich in den Herrn der Welt: in den Herrscher des Römischen Reiches. Das Demonstrativum wird dem Subjekt (und damit der Sprache) enteignet, vom Staat übernommen (es wird zur Urteilsgeste in der Arena). Erst in diesem Kontext werden die Subjekte zu Personen (zu Objekten des Rechts). Ist nicht das Lateinische die Vollendung der Sprache der Objektivität, deren realsymbolischer Kern der Staat ist. Erst die modernen Sprachen rebellieren gegen diese Objektivität, gegen die sie das Recht der Subjektivität behaupten, zu dessen Ausdruck sie geworden sind.
Die griechische Sprache ist eine Ding-Sprache, die lateinische eine Sprache der Sache; erst im Deutschen wurden beide vereinigt durch die Trennung von Ding und Sache. Ist eine ähnliche Ableitung des Griechischen aus zwei vorausgehenden Sprachen, die als Natur- und Welt-Sprache zu bestimmen wären, möglich?
Hat die Kirche nicht ihre ratio essendi verloren, als sie auf das Latein verzichtete?
Die Wahrheit ist kein Gegenstand der Philosophie, sonder der Motor ihrer Kritik (und hat die Kritik der Philosophie etwas mit der Entfesselung der vier Winde vom Euphrat zu tun?).
Wenn die Schlange das Symbol des Neutrum ist, ist dann das Auf-dem-Bauche-Kriechen die Entsprechung des Demonstrativum (der intentio recta, der Fixierung aufs Objekt)? Der Objektbegriff (in der Grammatik das Substantiv) ist das sich auf sich selbst sich beziehende deiktische Element (steckt in dem dreifachen „sich“ ein Hinweis auf die Dreidimensionalität des Raumes?).
Ist nicht das deiktische Element des bestimmten Artikels im Deutschen ein anderer Ausdruck für das „von allen Seiten hinter dem Rücken“?
Ist der lateinische Vokativ der Nachfolger des personalen Nominativ im Griechischen, sein spätes Echo dann das expressionistische „Oh Mensch“? Gibt es eine Genealogie, die vom hebräischen ha über das griechische ha/ho zum lateinischen und dann deutschen oh führt? Kann es sein, daß diese Genealogie ein Licht auf die Urgeschichte des bestimmten Artikels wirft: Ist das hebräische ha ein Echo des Lachens, das als identitätsstiftendes Element ins Wort mit eingeht; und klingt nicht dieses Lachen im Griechischen im femininen Artikel noch nach, während es im maskulinen Artikel ins staunende ho/oh übergeht? Aristoteles hat das Staunen als Ursprungs-Affekt der Philosophie erkannt; aber dieses Staunen entringt sich mit der gleichen Kraft dem Schrecken der Erfahrung, im Namen Objekt des Lachens zu sein (und instrumentalisiert diese Erfahrung, z.B. im projektiven Namen der Barbaren), wie die Philosophie durch die Verinnerlichung der Gewalt des mythischen Schicksals (durch Instrumentalisierung dieser Gewalt zum Begriff) dem Mythos sich entringt. Erst die römische Person ist fähig, mit stoischer Apatheia (die bei den Vornehmen im magischen Schutz des Geschlechternamens sich verkörpert, im späteren Bürgertum im Familiennamen) ihren Namen zu tragen.
Im Staunen wird der Schrecken gebannt, Objekt des Schicksals zu sein; aus dem Staunen haben die Mathematik, die Begriffe und die subjektiven Formen der Anschauung sich entwickelt, die diesen Schrecken auf die Dinge ableiten (vgl. das Lachens Abrahams und Saras und den Schrecken Isaaks).
In Ps 3521ff, 4016, 704, Ez 253, 262, 362 wird das Lachen durch Verdoppelung des ha ausgedrückt. Hier lachen die, „die mir grundlos feind sind, …, die mich ohne Ursache hassen“ (Ps 3521), „die sich meines Unglücks freuen“ (Ps 4016 u. 704), die Ammoniter (Ez 253), Moab (262) und „der Feind“ (362).
Im Griechischen ist es der Mann, der lacht. Objekte des Lachens sind die Frauen und die Fremden. Das jüdische Votum für die Fremden kehrt den Bann gegen das Lachen.
Löst sich das Rätsel der Apokalypse nicht erst dann, wenn wir die apokalyptischen Symbole: den Drachen, die Hure Babylon und die Tiere, nicht mehr nach dem Modell des projektiven Erkenntnisbegriffs der Philosophie nach draußen projizieren, sondern uns selbst in ihnen wiedererkennen (war nicht Luther, als er in Rom die Hure Babylon erkannte, nahe daran)?
Hat nicht der Begriff der Zeugung die Trinitätslehre zum Becher der Unzucht gemacht? Wie hängen erzeugen, bezeugen und überzeugen zusammen? Welche genaue Bedeutung hat das mit Zeugen übersetzte Wort in dem Psalm-Vers 27: „filius meus es tu, hodie genui te“? Ist dieses „genui te“ so geschlechtseindeutig, wie es dann in der Trinitätslehre erscheint? Wie verhält sich dieses (männliche) Zeugen zur Barmherzigkeit, die in der Gebärmutter sich verkörpert (Seid barmherzig, wie euer Vater im Himel barmherzig ist, Lk 638, aber vgl. Mt 548)?
Gründet nicht das Präfix be- (und mit ihm das englische „to be“) im deiktischen Element der Sprache? (Deshalb fällt der bestimmte Artikel im Englischen nicht unters Gesetz der Deklination.)
Wie unterscheidet sich die Erlösung von der Befreiung?
Ist nicht der Raum die deiktische Totalität, und zwar als objektlos gewordene Totalität (der Raum ist an sich leer)?
Salomo hat dem Namen Gottes ein Haus gebaut; Jesus wollte, als er zum Vater ging, uns im Himmel eine Wohnung bereiten. Ist diese Wohnung im Himmel nicht ein anderer Ausdruck für das Buch des Lebens, in dem alle unsere Taten verzeichnet sind, und das am Ende aufgeschlagen wird: Und wird nicht dieses Buch aufgeschlagen, wenn am Ende der Himmel sich aufrollt wie ein Buch (wird nicht der Baum des Lebens vom Anfang am Ende zum Buch des Lebens, das sich öffnet, wenn die Logik der Schrift gesprengt wird)?
Das gesamte Problem der Theologie liegt in der Beziehung der Person zum Angesicht. Der paulinische Hinweis, daß wir jetzt „wie im Spiegel“ erkennen, findet seine Verkörperung in der Trinitätslehre, die nur als Konstrukt der Spekulation sich begreifen läßt. Und ist nicht das homousia der Versuch, der Spekulation den Schein der unmittelbaren Realität zu geben? An diesem Punkt ist die Idee der Umkehr (und mit ihr die Gottesfurcht) aus der Gotteserkenntnis herausgenommen worden. Und ist es nicht die homousia, die die „Zeugung“ zur Blasphemie gemacht hat (indem sie das praktische Moment, die Beziehung auf die Armen und die Fremden, aus der Gotteserkenntnis herausgenommen, die Bindung der Theologie an die Ontologie begründet, sie zu einer Sache der Kontemplation, des reinen Zuschauens gemacht hat)?
Liegt der Gründungsakt des Fernsehens in der Trinitätslehre?
Die Reflexion des Weltbegriffs gründet in der Fähigkeit zur Schuldreflexion; nur durch diese Fähigkeit unterscheidet sich der Mensch vom Tier (das in seine Welt gebannt bleibt). Die Verdrängung der Schuldreflexion (zu der das opfertheologische Konstrukt von der Entsühnung der Welt Geburtshilfe geleistet hat) bezeichnet den Ursprungspunkt des apokalyptischen Tieres (dessen Ursprung und Geschichte von Ursprung und Geschichte des Weltbegriffs nicht zu trennen ist). Hierauf bezieht sich die apokalyptische Ergänzung des Taumelbechers und Kelchs des göttlichen Zornes zum Becher der Unzucht.
Läßt nicht die dreifache Gestalt des Tieres (als Drache, als Tier aus dem Meere und als Tier vom Lande) aus dieser Konstellation sich herleiten? Erst wenn man das Tier vom Lande begreift, wird man auch die Zahl des Tieres (die die Zahl des Tieres aus dem Meere ist) begreifen.
Vom Fortschritt wird man heute nur noch reden dürfen, wenn man das Wachsen des katastrophischen Potentials mit einbezieht. -
3.9.1994
Vergangene Arbeit und die Arbeit anderer sind austauschbar: Ausbeutung ist das Sparen aus den Taschen anderer.
Physis und natura: Bei den Griechen waren die Bürger die Erzeuger, bei den Römern die Erzeugten des Staates (und die Konsumenten seiner Leistungen).
Die Exkulpationsautomatik verdrängt nur die Schuld, löst sie nicht auf; deshalb erzeugt und verstärkt sie den Rachetrieb (Ursprung des Feindbildes und der Bekenntnislogik).
Zur Säkularisation aller theologischen Gehalte:
– Das KZ war eine Säkularisation der Hölle, und die Knäste und die psychiatrischen Anstalten sind es immer noch;
– die rechtsextremistische Gestalt der Gewalt ist ein Produkt der Säkularisation der Bekenntnislogik, der Antisemitismus eine Gestalt der Säkularisation der Opfertheologie.
Heideggers „Haus des Seins“ steht in der Tradition der Pyramiden, es ist ein Haus des Todes, zu dem das „Vorlaufen in den Tod“ logisch dazugehört. So ist es das genaue Gegenstück, und zugleich eine entsetzliche Parodie des Hauses, das Salomo dem Namen Gottes errichtet hatte. Der Satz „Laßt die Toten ihre Toten begraben“ gilt auch für die Fundamentalontologie. Ähnlich, aber in einem sehr viel differenzierteren Sinne, gilt das auch für die Philosophie Hegels: Hegels Logik ist das Mausoleum des Namens. Die Vorarbeit dazu hat die Bekenntnislogik geleistet (die aus dem Bekenntnis des Namens das Glaubensbekenntnis gemacht hat).
Das Haus des Seins ist die zusammengeschrumpfte, ontologisierte und instrumentalisierte Gestalt der transzendentalen Logik.
Wie wir’s machen, machen wir’s falsch: Die Aufarbeitung, die nach dem Ende des Faschismus notwendig gewesen wäre (und versäumt wurde), versuchen wir heute an der DDR-Vergangenheit nachzuholen. Aber sind die Verhältnisse vergleichbar? Wäre hier nicht etwas anderes vorrangig gewesen, nämlich praktische Hilfe, praktische Solidarität? Und wird das jetzt Versäumte nicht wieder ideologisiert? Man hat ja den Sündenbock: die marode Wirtschaft des SED-Staates, der man auch die Folgen der eigenen Veräumnisse jetzt anlasten kann. Die ökonomische Katastrophe, in die die fünf neuen Länder und die Menschen in diesen Ländern jetzt geraten, ist deshalb nicht so schlimm, weil sie gleichzeitig als ideologische Waffe (als Waffe gegen den Sozialismus) nutzbar ist. Zusätzlich werden die alten Vorurteile mobilisiert, um ganz sicher zu gehen, daß ja niemand auf die falschen (d.h. die richtigen) Gedanken kommt.
Christliche Ursprünge der Hegelschen Philosophie: Gründet nicht die Hegelsche Staatsmetaphysik in der Instrumentalisierung des Satzes „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“?
Mit den subjektiven Formen der Anschauung, insbesondere mit der Raumvorstellung, verankert sich die Urteilsform in der Objektivität. Erst als die Vorstellung des unendlichen Alls sich durchgesetzt hat, wurde die Welt draußen von der Sprache in unserem Kopf endgültig geschieden (wurde der Weg frei gemacht für den Kapitalismus).
Gehört nicht das Privateigentum an Grund und Boden, deren Subsumtion unters Tauschprinzip, zu den Grundvoraussetzungen einer staatlich organisierten Gesellschaft? Und war das nicht die Grundlage des Kolonialismus: Eigentum an Grund und Boden gibt es nur in staatlich organisierten Gesellschaften; jedes andere Land ist herrenloses Gut, das mit der Aneignung durch einen Staat von jedem Bürger dieses Staates privat angeeignet werden kann. (Bedeutung dieses Zusammenhangs für eine Theorie des Krieges, Anwendung auf die Vorgänge in den Folgestaaten Jugoslawiens.)
Hängt die Nichtannahme des Opfers Kains vielleicht mit dem vegetarischen Charakter dieses Opfers zusammen? Vegetabilien (die Früchte des Feldes) sind Symbole einer herrschaftsfreien Gesellschaft; deren Opfer aber wäre dann das Symbol der Leugnung der Idee einer herrschaftsfreien Gesellschaft. Ist es nicht diese Leugnung, die den Weg frei macht zum ersten Mord?
Das Tieropfer Abels hingegen gehört in die Geschichte der Rücknahme der Sünde Adams, der Sünde der Welt. Korrelat des Weltbegriffs ist wie der Staat (der Schöpfer und Erhalter der Welt), so insbesondere das Tier. -
2.9.1994
Die Geschichte, der Raum und das Vergessen. Der Raum neutralisiert die Zeit, macht die Geschichte zum Steinbruch, in dem man sich beliebig bedienen kann. Geschichtliche Taten und Ereignisse werden einander äußerlich und austauschbar, vergleichbar den gegen Raum und Zeit neutralisierten „Erfahrungen“ in den Laboratorien der Naturwissenschaften.
Die Bekenntnislogik schließt eine eingebaute Exkulpationsautomatik mit ein; deren Kern ist das Schuldverschubsystem, durch das die Bekenntnislogik mit dem Schuldbekenntnis verbunden ist. Ist die Exkulpationsautomatik die transzendentale Ästhetik zur Bekenntnislogik?
Kein Bekenntnis ohne Feindbild: Das Gebot der Feindesliebe ist ein durchschlagender Einwand gegen Dogma und Bekenntnislogik.
Die moderne Praxis kirchlicher Architektur, Innenwände wie die Außenwand zu gestalten, drückt aufs genaueste die Beziehungen der Gläubigen zu ihrer Kirche aus: Sie sind zugleich drinnen und draußen, die Innenwelt hat der Außenwelt, und die Außenwelt der Innenwelt sich angeglichen. Die Differenz ist getilgt, beide sind ununterscheidbar geworden, damit aber ist die Außenwelt zur Norm der Innenwelt und die Innenwelt vollends barbarisch geworden. Ist das nicht die logische Folge und die fatale Erfüllung der inneren Säkularisationsgeschichte: der Geschichte der Verweltlichung, Produkt der verandernden Kraft, die als das bewegende Zentrum der Säkularisationsgeschichte sich erweist.
Mit dieser Beziehung von Innen und Außen hängt es zusammen, daß, was Karl Rahner einmal die absolute Zukunft genannt hat, nicht mehr in der Zukunft, sondern in der Vergangenheit liegt. Quellpunkt der verandernden Kraft ist die Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit, die sie nur noch in den vergangenen Hoffnungen erfahrbar macht. Die Wiedererweckung der vergangenen Hoffnung ist der Beginn der Auferstehung.
Eine logische Studie: Hängt der demagogische Trick Kohls, die Gemeinheiten, die er von sich gibt, zugleich zu dementieren und seinem politischen Gegner anzuhängen, nicht mit der Logik seines Geschichtsbegriffs (und dieser mit Hitlers Begriff der Vorsehung) zusammen? Die gleiche Logik macht ihn unfähig, die Untaten von Rostock, Mölln, Solingen anders als durch den Blick des „Auslands“, und d.h. als „Schande“ wahrzunehmen. Es ist dieser Blick, der insgeheim die Zustimmung zu den Dingen, von denen er sich verbal distanziert, signalisiert.
Der Slogan „Bewahrung der Schöpfung“ bleibt falsch, solange er nur auf die äußere Natur sich bezieht (ist nicht die Ökologie-Diskussion u.a. auch ein Produkt des Schuldverschubsystems, dient sie nicht auch der Ablenkung von den heranreifenden gesellschaftlichen Naturkatastrophen, gehört sie nicht in den Bereich der Exkulpationsstrategien?).
Erinnert nicht das Wort „Gottesfrage“ (Duchrow/Veerkamp) fatalerweise an die Seins- oder die Judenfrage (generell an Heideggers Begriff der Frage)?
Joh 129 stellt den Aktualitätsbezug des Wortes (des Logos), seine Beziehung zur Prophetie, her: durch die Hereinnahme der Schuld-Reflexion.
Zu Jürgen Ebachs Hinweis auf das „es rächt sich“ ist an den Gebrauch dieser Wendung in der Nachkriegszeit, nach Bekanntwerden der organisierten Judenvernichtung durch die Nazis, zu erinnern: Fromme Katholiken waren überzeugt: „Das wird sich einmal rächen“. Aber das wurde schnell vergessen; statt dessen sollen die sogenannten „Rachepsalmen“ aus dem kirchlichen Brevier herausgenommen worden sein. War die Erinnerung an die Schuld so nahe gerückt, daß sie unerträglich wurde (wird man nicht daran zweifeln dürfen, ob der Abschaffung der Todesstrafe wirklich nur „humane“ Motive zugrundelagen)?
Über den nationalen Ursprung der Transzendentalphilosophie: Die Begriffe historisch und empirisch waren einmal gleichbedeutend; das Historische war das Empirische und umgekehrt. Dagegen enthält der deutsche Begriff der Geschichte eine Verschiebung, der mit der Wortbedeutung, die ans neutrale, subjektlose Geschehen (das ontologische Sein) erinnert, zusammenhängt. Die Geschichtsphilosophie ist eine Es-Philosophie; und Hegels Bemerkung, daß das Wort Geschichte sowohl die historischen Taten und Ereignisse als auch die Geschichtsschreibung (die sie zu historischen Taten und Ereignissen erst macht) bezeichnet, weist auf das Zentrum des Neutralisierungsprozesses (und auf die in ihm wirkenden Kräfte, auf seine sehr spezifisch deutsche Logik) hin.
In Spinozas Deus sive Natura steht dieser Deus fürs Absolute, für den Gott der Philosophen: für den Schatten, den das Subjekt auf Gott wirft.
Das reale Objekt der Sexualmoral wäre (wenn man sie auf ihre herrschaftskritischen Ursprünge zurückführt) die Mordlust, nicht die Sexuallust. Hier gründet das Wahrheitsmoment der Lustfeindschaft. -
25.8.1994
Hat die Sintflut etwas mit dem Ursprung und der Ausbreitung des Selbstmitleids, das, wenn es einen überfällt, auch die ganze Objektwelt überschwemmt, zu tun?
Feminismus: Die Rache der Virgo am Confessor.
Muß man eigentlich wirklich den Gedanken abwehren, daß Maria Magdalena die „große Sünderin“ war?
Es gibt zwei Gestalten des Bekenntnisses: das Bekenntnis des Namens und das projektive Bekenntnis, das „Glaubensbekenntnis“. Zum projektiven Bekenntnis gehört insbesondere das Feindbild.
Die Bekenntnislogik (die Logik des projektiven Bekenntnisses) hängt zusammen mit der Logik der Philosophie, des projektiven Erkenntnisbegriffes, der mit der Philosophie entsprungen ist und in den Naturwissenschaften sich vollendet. Nicht zufällig ist der Konfessionalismus in der gleichen Phase entstanden, in der auch die modernen Naturwissenschaften entstanden sind.
Verweist nicht der Name Joseph (des Vaters Jesu) eher auf ephraimitische Herkunft als auf davidische? Und haben die Träume des Joseph (bei der Schwangerschaft Mariens, vor der Flucht nach Ägypten) nicht auch einen systemischen Hintergrund? Erscheint nicht Joseph, ohne mit Namen genannt zu werden, letztmals bei der Wallfahrt nach Jerusalem, und verweist hier nicht Jesus erstmals auf seinen „Vater im Himmel“ (vgl. auch den Namenswechsel Saulus/Paulus nach dem Besuch bei dem Römer Paulus in Zypern), während die Distanzierung von der Mutter und den Geschwistern später erfolgt? Heißt es nicht auch hier: Und Maria bewahrte alles in ihrem Herzen?
Hat Jesus mit der Bar Mizwa den realen durch den himmlischen Vater ersetzt?
Ist nicht der Satz, daß die Deutschen heute vom Christentum Abschied nehmen, ohne Trauerarbeit zu leisten, konkreter zu fassen: Die Kirche nimmt Abschied von ihrer Tradition, ohne Trauerarbeit zu leisten? Daher die Polarisierung in Fundamentalisten und Liberale. Aufgrund der nicht geleisteten Trauerarbeit ist die Liturgische Bewegung zu einem Bastelkurs verkommen (nach dem Prinzip „Do it yourself“). Die Denaturierung der Tradition zu beliebig verfügbarem und verwertbarem Material bleibt unreflektiert.
Staats- und Herrschaftskritik ist heute ohne die Kritik der Naturwissenschaften, insbesondere ohne eine Kritik ihrer Ursprungsgestalt: der Astronomie, nicht mehr möglich.
In welcher Beziehung stehen das Tier aus dem Meer und das Tier vom Lande zum Drachen?
– Das Tier vom Meere hat wie der Drache zehn Hörner und sieben Köpfe, aber die Kronen sind beim Drachen auf den Köpfen, beim Tier vom Meere auf den Hörnern.
– Das Tier vom Lande hingegen redet wie ein Drache.
Das Tier vom Lande ist der falsche Prophet, das Tier vom Meere eine Verkörperung der Herrschaft (eine Folge von Königen).
Haben das Tier aus dem Meer und das Tier vom Land auch etwas mit der Symbolik von Brot und Wein zu tun (mit dem strengen Gericht und der Barmherzigkeit: mit ihrer Trennung)?
Ist es nicht ein Unterschied, ob die Schrift sich erfüllt, oder ob das Wort sich erfüllt? Im Christentum hat sich die Schrift erfüllt, nicht das Wort. Das Zeichen der Trennung von Schrift und Wort steckt in Joh 129. Zur Geschichte der Erfüllung der Schrift gehört der Kreuzestod und das Kelchsymbol, zur Erfüllung des Worts Joh 129 und die Auferstehung. Im Hinblick auf die Auferstehung trifft die Übersetzung mit „hinweggenommen“ zu, aber wurde diese Last nicht damit zur Rechten des Vaters deponiert?
Jede Gestalt der Verdinglichung, der Konkretismus und die Personalisierung sowie das Schuldverschubsystem insgesamt, steht unterm Symbol des Kelches.
Ist der Heilige Geist nicht nur im Rahmen der Logik des Adornoschen Satzes, wonach nur der Liebende sich geliebt weiß, zu verstehen: Nur der Tröstende wird getröstet, nur der Verteidigende wird verteidigt.
Es gibt ein deutsches Sprichwort, das in der Selbstanwendung zutrifft, während es in der Anwendung auf andere infam ist: Wer sich selbst verteidigt, klagt sich an. (Wie hängt dieser Satz mit dem andern zusammen: Nur wer die Last auf sich nimmt, befreit sich von ihr?)
Man kann Kant nur noch durch Hegel hindurch verstehen, wobei nur der wissenschaftskritische Teil der kantischen Philosophie (genauer der naturwissenchaftskritische Teil) durch Hegel nicht erledigt war und über Hegel hinausweist. Als Joachim Ritter vor etwa 40 Jahren in Münster glaubte, seinen neuen Kollegen Alfred Petzelt, der ein Schüler Hönigwalds war, gegen den „Vorwurf“, er sei Neukantianer, verteidigen zu müssen, ist mir zum erstenmal aufgegangen, daß in diesem Vorwurf eine möglicherweise antisemitische Tradition nachklang. Ich habe das damals schon mit der Wirkung und dem Einfluß Heideggers zusammengebracht. -
23.8.1994
Ist die Logik der Schrift idealistisch und männlich: die Sünde der Welt?
Die Existenz der Kirche ist der Beweis dafür, daß die Sünde wider den Heiligen Geist in dieser Welt nicht vergeben wird.
Die Vorstellung einer homogenen Zeit ist ein Produkt des Seitenblicks; zu ihrer Ursprungsgeschichte gehört die Geschichte der Verinnerlichung des Schicksals und der Scham. Hiermit hängt es zusammen, wenn in der Johannes-Apokalypse die prophetische Verknüpfung des Taumelbechers mit dem Kelch des göttlichen Zorns ergänzt wird durch den Unzuchtbecher. Dokumentiert wird diese Geschichte in der Geschichte des Ursprungs der Raumvorstellung, in dem Prozeß, in dem der Raum zur subjektiven Form der äußeren Anschauung geworden ist (von der griechischen Winkelgeometrie, der Entdeckung der Orthogonalität, zum modernen Inertialsystem). Es sind die subjektiven Formen der Anschauung, die zur Bindung der Erkenntnis an die Urteilsform keine Alternative mehr zulassen, und die dann das Sprachverständnis bis in den Kern verhext haben (Trennung der Welt da draußen von der Sprache in meinem Kopf, die doch diese Welt da draußen zugleich fürs Bewußtsein organisiert: das Kelch-Symbol und sein Sprachgrund).
Liegt nicht das Problem der Blutsymbolik im Problem des Kelchs. Wenn das Blut in den Taumelkelch, in den Kelch des göttlichen Zorns mit hereingenommen wird (wenn es zu den subjektiven Formen der Anschauung und zum Reich der Erscheinungen keine Alternative mehr gibt), wird dieser Kelch zum Becher der Unzucht. Darauf bezieht sich das Paulus-Wort, daß, wer diesen Kelch unwürdig trinkt, sich das Gericht trinkt: Die Opfertheologie hat den Kelch des göttlichen Zorns zu einem Becher der Unzucht gemacht. Die Sünde der Welt reicht bis in den Kern der christlichen theologischen Tradition herein.
Daß der Menschensohn zur Rechten des Vaters sitzt, heißt das nicht, daß die Erfüllung des Wortes und die Befreiung der göttlichen Barmherzigkeit zusammenfallen?
Die Reflexion der Sexualmoral, die mit Adornos erstem Gebot der Sexualmoral: der Ankläger hat immer unrecht, beginnt, führt unmittelbar in die Herrschaftskritik: in die Heiligung des Gottesnamens.
Beim gegenwärtigen Stand der Aufklärung gibt es zu Jer 3134 keine Alternative mehr. Zielt nicht Reinhold Schneiders „Allein den Betern kann es noch gelingen“ auf dieses Ziel, auf die Erfüllung des Wortes; und enthält es nicht die einzig noch zulässige Version des Gebets?
Was die drei jüdischen Heroen der Wissenschaftskritik, Marx, Freud und Einstein, verbindet (und das „Scheitern“ in ihren Konstrukten vorprogrammiert), ist ein positivistisches Moment:
– bei Marx der Rekurs aufs Tauschprinzip, ohne das die Kapitalismuskritik nicht möglich gewesen wäre,
– bei Einstein der Rekurs aufs Relativitätsprinzip, ohne den das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit nicht formulierbar gewesen wäre, und
– bei Freud die Verwerfung des Gedankens an die Realität der Erinnerung von Frauen und Kindern an sexuellen Mißbrauch; nur so war es möglich, das Hysterie- und damit das Neurose-Konzept der Psychoanalyse auf eine „solide“ begriffliche Grundlage zu stellen.
Bezeichnet nicht der Naturbegriff die sieben Plagen und der Weltbegriff die sieben Donner (die Johannes nicht aufschreiben durfte)?
Hätte Hegel den Übergang vom Sein zum Nichts anstatt als Werden als Vergehen begriffen, so wäre die Hegelsche Logik schon an ihrem Ende gewesen. Aber war das nicht die Situation, in der Heidegger sich vorfand, der versucht hat, diesem Vergehen dadurch zu entkommen, daß er es zur Zeit neutralisierte? Und ist nicht Heidegger, im Gegensatz zu Hegel, der ein sehr protestantischer Philosoph war, ein sehr katholischer Philosoph? Hegel war der Philosoph des Taumelbechers und des Bechers des göttlichen Zorns, Heidegger der des des Bechers der Unzucht.
Verhalten sich nicht Eigentlichkeit und Uneigentlichkeit bei Heidegger wie das Vorhandene und das Zuhandene oder wie Unmittelbarkeit und Reflexion? Die Eigentlichkeit ist die starr festgehaltene Unmittelbarkeit, die Uneigentlichkeit die gleiche Eigentlichkeit als Gegenstand der Reflexion, und das Ganze nur ein taktisches Verfahren, das Objekt der Ontologie dadurch emphatisch aufzuheizen, daß es der Reflexion entzogen wird, und so die Ontologie gleichsam unangreifbar zu machen (Konstruktion des automatisierten Denkverbots).
Die christliche Idee der Liebe ist zu einem Attribut des Herrschafts- und Besitztrieb geworden, wie auch die Bekenntnislogik Gott selbst zum Gegenstand dieses Herrschafts- und Besitztriebs gemacht hat (Domestikation Gottes durchs Opfer: Religion als Religion für andere).
Wenn im neuen Weltkatechismus von der „Natur des Menschen“ gesprochen wird – und es wird sehr oft davon gesprochen -, dann folgt mit Sicherheit eine Gemeinheit, deren einziger Zweck darin besteht, das Vormundschaftsrecht der Kirche abzusichern.
Hegel hat den Bann des Weltbegriffs reflektiert, er hat ihn nicht gelöst.
Sind nicht die sogenannten Anziehungskräfte Produkte der Zeitdilatation, der Relativierung der Gleichzeitigkeit.
Reversibel sind die Richtungen des Raumes nur für die Reflexion, nicht real.
Die Finsternis über dem Abgrund ist der Gegenstand der Trauerarbeit (und die Trauerarbeit die Tätigkeit des über den Wassern brütenden Geistes).
In ihrer gegenwärtigen Phase produziert die Aufklärung das Chaos, aus dem die zuküntige Welt zu erschaffen wäre. Oder anders: Heute produziert die Lokomotive den Abgrund, auf den sie mit wachsender Geschwindigkeit zurast. Gilt hierfür das Wort, daß die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden? -
16.8.1994
Ist nicht die christliche Lehre von der unsterblichen Seele nur wahr im Kontext der Lehre von der Auferstehung, und verhält sich nicht die Seele zur Auferstehung wie das Wort zu seiner Erfüllung?
Hat die Vorstellung, daß der Menschensohn auf den Wolken des Himmels wiederkommen wird, etwas damit zu tun, daß am Ende der Himmel wie eine Buchrolle sich aufrollen wird (und ist darin nicht das Problem der Logik der Schrift bezeichnet)?
Ist nicht die am zweiten Tag geschaffene Feste, die die oberen von den unteren Wassern trennt und dann von Gott Himmel genannt wird, das Realsymbol der Logik der Schrift?
Es hängt mit der Logik der Schrift und ihrer realsymbolischen Beziehung zum Himmel zusammen, wenn der Ursprung und die erste Entfaltung der Astronomie zu den historischen Konstituentien des Staates (der Organisation einer Gesellschaft von Privateigentümern) gehört. Haben die Wolken, auf denen der Menschensohn kommen wird, nicht auch eine politische Bedeutung?
Hat der Menschensohn in den Wolken etwas mit dem Bogen in den Wolken zu tun (Zusammenhang mit der Blutsymbolik)?
Die Heroen, die in der Schrift verewigt wurden, wurden an den Himmel versetzt (ihre säkularisierten Nachfahren sind die Stars).
Wissenschaftskritik: die Hysterie der Alma Mater und die Idee der Barmherzigkeit.
Jüdische Heidegger-Schüler waren Karl Löwith, Herbert Marcuse und Günther Anders (Stern), aber auch Hannah Arendt. Unterscheiden sie sich nicht doch erheblich von den Philosophen, die aus dem Neukantianismus kamen?
Das Absolute ist die projektiv verschobene Erinnerung an den verdrängten Tod (der gekreuzigte Gott).
Prophetie: der Blitz aus den Wolken der Logik der Schrift, ist das Gericht der Barmherzigkeit über das gnadenlose Weltgericht (das Votum für die Armen und die Fremden).
War nicht die falsche Übersetzung von Joh 129, zusammen mit der Opfertheologie und der Vergöttlichung Jesu, der Blitzableiter (die Selbstimmunisierung gegen die Prophetie)?
Hat Off 132 (Panther, Bär und Löwe) etwas mit Hos 137f (und Dan 74ff) zu tun?
Das Wort „Laßt die Toten ihre Toten begraben“ gilt für die ontologische Tradition unserer Theologie.
Die Philosophie, und in ihrem Kern die Ontologie, ist die institutionalisierte Verletzung des Bilderverbots. Sie gehorcht (und verfällt) der Logik der Schrift.
Tertullian hat das „homousia“ mit consubstantialis übersetzt. Aber sind das nicht zwei verschiedene Dinge: ob der Sohn das gleiche Wesen wie der Vater hat, oder ob Vater und Sohn eine gemeinsame Substanz haben? Hängt das zusammen mit anderen logisch-begrifflichen Verschiebungen, z.B. der von den hypokeimenoi zu den personae in der Trinitätslehre? Kann es sein, daß diese Verschiebungen mit den (die innere Logik und den Bedeutungszusammenhang der Begriffe verändernden) begrifflichen Verschiebungen von physis zu natura (und von kosmos zu mundus) zusammenhängen? Gründet die lateinische Version in einem Rechtsverhältnis (einem in Geburt oder Adoption begründeten Erbschaftsverhältnis) der Personen zur gemeinsamen Substanz, während die griechische Version auf die Mitteilung des eigenen Wesens an den Sohn durch Zeugung (auf eine gleichsam biologische Vererbung) zurückweist? Steht zwischen physis und natura, kosmos und mundus der Staat (das Römische Reich und die Substituierung der Kosmologie durch Politik)?
Wenn die Welt der Inbegriff aller Begriffe (und die Natur der Inbegriff aller Objekte) in Urteilen ist, das Ich aber „der reine Begriff selbst, der als Begriff zum Dasein gekommen ist“ (Hegel, Logik II, S. 220), wird dann nicht die Einheit der Welt durchs Du widerlegt? Ist der Weltbegriff monologisch und deshalb das Überzeugen unfruchtbar?
Ursprung des Neutrum: Hat die Trennung von Natur und Welt die Geschlechtsbezogenheit der zweiten Person gelöscht?
Alexander, Konstantin und die Dogmenentwicklung: Das Urteil zerschlägt den Knoten, der zu lösen wäre. -
10.7.1994
Kann es sein, daß der Melchisedek der Abraham-Geschichte (der König von Salem) schon den David meinte, und daß die biblischen Genealogien keine Ahnentafeln, sondern symbollogische Konstruktionen sind, die sich aufschlüsseln lassen, wenn man aufhört, die Alters- und Jahreszahlen chronologisch zu addieren? – Vgl. hierzu das „hodie genui te“ und das „Ehe Abraham ward, bin ich“. Das deiktische Element im bestimmten Artikel bindet die Sprache an das Gesetz der richtenden Erkenntnis; deshalb sind Griechisch und Deutsch die Sprachen der Philosophie. Kann es sein, daß das Präfix ha- im Hebräischen, dem dieses deiktische Moment fehlt, ein Namenspartikel ist, jedenfalls die substantivbildende Kraft, die dem bestimmten Artikel in den indogermanischen Sprachen zukommt, noch nicht hat. Aber erinnert dieses ha- nicht ans Lachen (an die Affinität des Namens zum Lachen, auch an die Benennung der Tiere durch Adam, der dann keine Hilfe in ihnen fand)?
Ist nicht die Pflegeversicherung ein Ersatz für die nicht gelungene Aufarbeitung der privaten und öffentlichen Vergangenheit, für die nicht geleistete Erinnerungsarbeit?
Das Für-sich-Sein entwickelt sich aus dem, was eine Sache für uns ist: aus ihrer Zuhandenheit, aus der Instrumentalisierung der Sache. Das Für-sich-Sein ist der Knoten der Selbstinstrumentalisierung. Ist nicht das Für die Dativ-Präposition (die Umkehr des Genitivs: der Besitzer des Hauses, ihm gehört das Haus)? Stehen nicht Nominativ und Akkusativ, und Genitiv und Dativ in einer Umkehrbeziehung, wobei im Neutrum Nominativ und Akkusativ, im Femininum Genitiv und Dativ als reversibel sich erweisen? (Im Hebräischen gibt es kein Neutrum und keinen Dativ. Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Neutrumsbildung, dem Dativ, der Bildung impersonaler Sätze und dem Ursprung des Passiv?) Verschwindet nicht schon bei Heidegger der Dativ, und bleiben dann nicht Genitiv und Akkusativ, Zu- und Vorhandenheit, zurück (Grund der Ontologie: Sie ersetzt das „gehören“ und den Dativ durch das „ist“ und den Genitiv, durch das „es gibt“ und durch das Possessivpronomen)? Deshalb hat die Unterscheidung des Genitivus subjektivus und objektivus für Heidegger eine so große Bedeutung (nachdem er den Dativ verschluckt hat). Raum und Deklination: Nominativ und Akkusativ (Ursprung des Neutrums) beziehen sich auf das Verhältnis von vorn und hinten (im Angesicht und hinter dem Rücken), Genitiv und Dativ auf das Verhältnis von Rechts und Links (Gericht und Gnade). Ist die Unterscheidung von vorn und hinten nicht auch der Grund des Weltbegriffs, und die von rechts und links der des Naturbegriffs? Deshalb gehört zur Definition des Naturbegriffs das „von allen Seiten hinter dem Rücken“ (die dritte Leugnung, oder die Mathematisierung der Sprache). Von allen Seiten hinter dem Rücken: das bezeichnet aufs genaueste den Grund der Scham. Die Unterscheidung von oben und unten (dem die von Objekt und Begriff, Natur und Welt, die „vier Himmelsrichtungen“, zugrunde liegen) ist der Grund des Wissens, das durch den Naturbegriff (von allen Seiten hinter dem Rücken, „Schrecken um und um“) „allseitig“ geworden ist. Der Funktion der Tragödie (der Schicksalsidee) für den Ursprung der alten Philosophie entspricht die des Inertialsystems (das Versinken in der Scham) für die neue: Das ist in der kantischen Philosophie, in der transzendentalen Ästhetik, im Konzept der subjektiven Formen der Anschauung, zum erstenmal erkannt (dann aber sogleich wieder vergessen, jedenfalls nicht begriffen) worden. Ist die Frau deshalb aus der Seite Adams genommen, weil sie ihm zur Seite stehen sollte (es fand sich keine Hilfe: alle Tiere waren Verkörperungen des Gerichts)? Entspricht nicht das Männliche der Trennung von vorn und hinten (Grund des Ursprungs des Neutrums), das Weibliche der Trennung von Rechts und Links (Ursprung des Messianischen)? Gibt es ein sprachliches Äquivalent der Feindschaft zwischen der Schlange und dem Weibe (dem Samen der Schlange und ihrem Samen: dem Menschensohn)? Im Buch Jona kommen keine Frauen vor; erst im Buch Tobit wird Sara von der Herrschaft des Dämonen Asmodai befreit (aber zuvor der Fisch gefangen und getötet, und dann Ninive zerstört). Auch die säkularisierte Welt ist ein Derivat des Christentums, wenn man will, eine christliche Konfession: Auch sie wäre zu entkonfessionalisieren. Der letzte Satz im Mt-Evangelium (1820): Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt (heos täs synteleias tou aionos). -
3.6.1994
Wie tief die Hegelsche Staatsmetaphysik verwurzelt ist, mag man daran erkennen, daß das Carl Schmittsche Konstrukt von Souveränität, Notstand und Führerprinzip sein Modell in der Hegelschen Rechtsphilosophie (278) hat. Genau diese Stelle ist der Beweis dafür, daß auch die Dialektik die Asymmetrie der Beziehung des Ich zu den Andern nicht aufhebt, sondern zugunsten der Andern (der Welt) neutralisiert.
Die Welt ist für jeden die Welt für die Anderen; das Anderssein der Andern (nicht zu verwechseln mit dem Fremdsein) begründet die Objektivität der Welt.
Zur logischen Äquivalenz von Individuellem und Allgemeinem (oder Problem einer Geisterlehre): Kann es nicht sein, daß, was hier ein Individuelles, dort ein Allgemeines, und das, was hier ein Allgemeines, dort ein Individuelles ist: daß die Einzelsterne Gattungen sind, und die Gattungen Geister? Liegt hier der logische Grund für die Konzeption des Tierkreises und der frühchristlichen Engellehre (auch der biblischen Himmelsheere und des göttlichen Hofstaates)? Dann wären die subjektiven Formen der Anschauung der genaue Reflex der christlich-mythischen Gestalten des Satan und des Teufels. Und was bedeutet dann die Entdeckung des Begriffs: war sie nicht der Anfang der Vertreibung der Engel? Oder anders: Greift hier nicht eine Art Umkehrung des Verhältnisses von Natur und Welt (Objekt und Begriff), so daß wir in der Tat nur durch unseren Beitrag zur Rettung der Welt hindurch gerettet werden können? Wirft das nicht ein neues Licht auf die paulinischen Archonten und auf den Namen des Fürsten dieser Welt?
War nicht der Kreuzestod die antizipierte Strafe für eine Untat, die erst folgte, oder ist er dazu erst durch die christliche Opferthologie geworden? Bezieht sich darauf nicht das jesuanische Kelchsymbol (in der Antwort an die Zebedäussöhne, in Gethsemane und in dem Hinweis an Petrus)?
Die Bemerkung, daß die Theologie heute „bekanntlich klein und häßlich“ sei, ist noch zu harmlos: Sie ist zur Stätte des Greuels der Verwüstung geworden.
Kann es sein, daß es deshalb keine Aktualisierung der Marxschen Kapitalismus-Kritik mehr gibt, weil niemand mehr fähig ist, in diesen Abgrund zu schauen?
War nicht die Vertreibung der Händler und Wechsler aus dem Tempel der letzte Akt des Kampfes gegen Kanaan, und enthält sie nicht den Hinweis, daß zur Theologie heute eine Geschichtstheologie der Banken gehören müßte? Die Befürchtung scheint nicht unbegründet, daß eine Kritik der Banken davon ausgehen müßte, daß es eine technische Lösung des Problems nicht gibt: Es gibt keine Alternative zu den bestehenden Institutionen, gleichwohl muß man dem, was ist, ins Auge sehen, – und es dann auch aussprechen: Ninive wird in 40 Tagen zerstört.
Der Sündenfall hat sehr viel mehr mit der Organisation und Entfaltung der Sprachen (Grammatik, Beziehung der Sprachen zur Mathematik und Ursprungsgeschichte des Neutrums) zu tun als mit der Sexualmoral.
Die besondere theologische Qualität der deutschen Sprache, die nicht zu leugnen ist, kann man an Begriffen wie „Fall“, an der Unterscheidung von Zorn und Wut (sowie Ding und Sache), auch an Begriffen wie Urteil und Empörung ermessen.
Zusammenhang der Urteilsform mit den subjektiven Formen der Anschauung: Ihr gemeinsamer Ursprung liegt in der Halbierung des Lichts. Das erste Urteil gründete in der Abstraktion vom Gesehenwerden. Insofern ist die Scham in die Konstruktion des Urteils mit eingegangen. Das Objekt ist ein Produkt der projektiven Verarbeitung der Scham; es ist die Scham vor vor dem leeren Blick des Allgemeinen, vor dem subjektlosen „Gesehenwerden“ durch den Begriff, die das Objekt gegen den Begriff zusammenschließt, durch die es gegen den Begriff sich vergegenständlicht (Genesis der Urteilsform). – Deshalb war der Heußsche Begriff der „Kollektivscham“ so verhängnisvoll: Er hat die Deutschen an den Blick „des Auslands“ gefesselt, in dem sie sich seitdem „spiegeln“. Die Fremdenfeindschaft heute ist ein ebenso ohnmächtiger wie vergeblicher Ausbruchsversuch.
Mit dieser Beziehung des Urteils zur Scham (der Verwechslung der Wahrheit mit der aufgedeckten Blöße) hängt der Ursprung der Sexualmoral zusammen.
Creatio mundi ex nihilo: Das Nichts, aus dem Gott die Welt erschaffen hat, ist das durch die Verdrängung der Scham erzeugte Nichts. Hier liegt der Ursprung des Idealismus. Und vor diesem Hintergrund gewinnt Heideggers Frage „Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts“ ihre ungeheuerliche Bedeutung.
Das Keuschheitsgebot, das sich auf diese Geschichte der Scham und des Urteils bezieht, gehört wirklich zu den Fundamenten der Theologie. Und der Greuel der Verwüstung ist das Produkt der vollständigen Entblößung (Philosophie heute wäre Reflexion des Ekels).
Wodurch unterscheiden sich Kohl, Hintze, Rühe, Seiters, Schäuble und Kanter von Kinkel, Frau Schwätzer, Rexrodt? Nur durch die Reflexion des Ekels hindurch, so scheint mir, läßt sich der Abgrund dieser Koalition noch ausmessen. Koalition der aussitzenden Gnade der späten Geburt mit den gnadenlosen Leistungsträgern: Und daneben eine SPD, die den Eindruck erweckt, daß ihr das imponiert.
In der Anmerkung zu 279 seiner Rechtsphilosophie gibt Hegel einen bedeutenden Hinweis auf den Zusammenhang des Begriffs mit der Schicksalsidee (Hinweis auf den Dämon des Sokrates) und auf den Hintergrund, auf den sich die Untersuchung von Marie Theres Fögen über die „Enteignung der Wahrsager“ bezieht. Hier übrigens auch das Wort von der „wüsten Vorstellung des Volkes“ (die „formlose Masse, die kein Staat mehr ist“). In Hegels Staatslehre steht der Monarch an der Stelle, an der in der Theologie das Opfer steht: als Verhinderer des Chaos.
Ist nicht der Zerfall der europäischen Agrarmarktordnung in den 70er, 80er Jahren (ähnlich wie die sogenannte Schuldenkrise der Dritten Welt) ein Menetekel für das Schicksal der Geldwirtschaft insgesamt: die Schrift an der Wand?
Ist die Hegelsche Philosophie nicht der Beweis für die Wahrheit der biblischen Überlieferung, daß außer Petrus nur die Dämonen den Gottessohn erkennen?
Wenn die Philosophie der Leib Christi ist, dann wäre heute die descensio ad inferos an der Zeit. Nicht auszuschließen, daß sie dort auf die Propheten trifft.
Gründet nicht die Erbaulichkeit im Selbstmitleid (in der Anwendung des Schuldverschubsystems aufs Opfersein, oder in der Verschiebung der Armut von der Realität draußen ins Selbstgefühl drinnen): In der Ersetzung der Nachfolge durch die Imitatio?
Daß der Terrorismus-Paragraph im Strafrecht nur ein Instrument zur Bekämpfung und Diskriminierung der Linken war, ist daran erkennbar, daß er bei den Nachfahren der größten terroristischen Vereinigung, die es in diesem Lande je gegeben hat, nicht greift.
In Westfalen sagt man statt „es ist egal“: et is een Dohn, es ist ein Tun. Das heißt: das eine Tun unterscheidet sich nicht von dem anderen, beide sind in ihren Folgen gleich.
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31.5.1994
Zu Heideggers Begriff des „Daseins“: Wird damit der Mensch nicht als einer definiert, auf den man zeigen kann? Vgl. hierzu Hegel: „Das Dasein ist als bestimmtes Sein wesentlich Sein für anderes.“ (Grundlinien der Philosophie des Rechts, 71, S. 78)
Ist es nicht komisch und blasphemisch zugleich, wenn dieser Papst seinen Badezimmer-Unfall und das daraus folgende Leiden theologisch aufwertet, und d.h. in letzter Instanz mit dem Kreuzestod auf eine Stufe stellt? Dies ist nun wirklich das Ende einer immer schon vom Selbstmitleid durchtränkten Leidensmystik, Korrelat einer Opfertheologie, gegen die an das Wort zu erinnern ist: Barmherzigkeit, nicht Opfer. Dieses Konstrukt steht in der kirchlichen Tradition der Vergesellschaftung des Staubes und Privatisierung der Wehen.
Wer Privatereignisse (und dazu gehört auch das „Sein“, wie überhaupt die Ontologie das Modell dieses Verfahrens bereitstellt) mit Bedeutungsmacht auflädt, ist in der Hybris gefangen: in der Hybris der Schamlosigkeit. Das Problem der Scham ist ein Problem des Takts, der Sensibilität (hier gründet die Logik des Greuels am heiligen Ort, des Greuels der Verwüstung). Das Werk der Verdrängung und des schlechten Gewissens, es gründet im Bereich des Schuldverschubsystems, zu dem die vom Tauschprinzip beherrschte (oder die staatlich organisierte) Welt geworden ist.
Hat die Zornesröte ihren Ursprung in der Schamröte, ist der Zorn die zum Handeln sich kontrahierende Scham?
Das Schuldverschubsystem, der zur Wut neutralisierte Zorn oder die transzendentale Logik des Geschwätzes (Hereinnahme des Objekts in die Urteilsform unterm Gesetz der subjektiven Formen der Anschauung).
Gräberschändung: Kontrafaktische Urteile sind taktlos (Emanationen der Wut); sie brauchen die Vergangenheit, die sich nicht wehren kann, als Projektionsfolie der eigenen Verdrängungswünsche und Rechtfertigungszwänge.
Geschichtsphilosophie: Dem Blitz des Matriarchats folgte der langanhaltende Donner des Patriarchats.
Aleph, Beth, Gimmel: Was haben der Ochse, das Haus und das Kamel miteinander zu tun (wo gibt es Kamele in der Bibel, wer waren die Midianiter, wer hat Joseph nach Ägypten gebracht)?
Gibt es eine Affinität der Logik der Schrift zum Symbol (oder zur Logik des Symbols) des Stiers?
Das Tier von der Erde hat zwei Hörner wie ein Widder und redet wie ein Drache: Ist das Gottessohn-Bekenntnis nicht auch das Bekenntnis der Dämonen, und ist Petrus, der Jünger, der auch dieses Bekenntnis ablegt, nicht auch der Einzige, zu dem Jesus sagt: Weiche von mir, Satan?
Wie verhalten sich die sieben Werke der Barmherzigkeit zur Lösung der sieben Siegel, und in welcher Beziehung stehen beide zu den sieben Sakramenten (zu den sieben Planeten)?
Die Befreiung Maria Magdalenas von den sieben unreinen Geistern: Ist das nicht ihre Befreiung von der kirchlichen Versteinerung der Herzen?
In welcher Beziehung steht das Verhältnis von Form und Materie zum Kelch und seinem Inhalt? Ist im Bilde des Kelches nicht doch alles eingeschlossen, was einen Inhalt hat: von Raum und Zeit (von den subjektiven Formen der Anschauung) über den Begriff bis hin zu den Gemeinschaften wie Kirche und Nation, alles, was sich äußerlich auf einen Inhalt bezieht? -
30.5.1994
Mit der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit (mit dem Inertialsystem) setze ich auch die Gegenwart als vergangen: Das ist die Voraussetzung des gesamten historischen Abstraktionsprozesses. (Der Historismus setzt die Ausdehnung des Raumes über das ganze Universum voraus: Das Interesse an der Astronomie ist das Interesse an der logischen Durchgestaltung des Natur- und Geschichtsverständnisses, es ist identisch mit dem Interesse des Staates an seiner Selbstbegründung, mit seinem Legitimationsintersse.) Der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit korrspondiert das Heideggersche Vorlaufen in den Tod“: Ich setze mich als gestorben (und mache so die Todesangst gegenstandslos).
Liegt die Unterscheidung zwischen Besitz und Eigentum nicht darin, daß der Begriff des Eigentums auf die Anerkennung durch andere (das Recht und den Staat) abzielt, während der Besitz nur das Nutzungsrecht des Dings bezeichnet?
Hängt das Suffix „-tum“ (in Eigentum, Reichtum, Christentum etc.) mit dem Ursprung des Dingbegriffs zusammen?
Wurde die Todesstrafe, als sie abgschafft wurde, nicht in das reine Funktionieren der gesellschaftlichen Mechanismen, aus denen es kein Entrinnen mehr gibt, verlegt (Vergesellschaftung als kalte Exekution der Todesstrafe)?
Zur Begründung der Sprachphilosophie gehört die Umkehr des Satzes „Der Ursprung ist das Ziel“: Das Ziel ist der Ursprung. Das Matriarchat liegt nicht vor dem Patriarchat, sondern ist ein Teil der in der Katastrophe des Ursprungs des Patriarchats aufblitzenden Utopie: Der Gedanke daran, daß es auch anders sein könnte.
Double-bind-Falle Dritte Welt: Wir zwingen ihr die Verhältnisse auf, die die Barbarei hervorrufen, die wir dann zugleich verurteilen.
Die Illusion, Richter über die Geschichte zu sein, gründet darin, daß wir uns selbst von den Untaten, die wir in der Vergangenheit verurteilen, heute durch Delegation an andere (an Gefängnisse, Schlachthäuser, Irrenhäuser und an die Diktaturen der Dritten Welt) freisprechen. Wir machen uns die Hände nicht mehr schmutzig.
Wir brauchen die Sünde der Welt nicht mehr „auf uns (zu) nehmen“, sie lastet auf unsern Schultern.
Sind wir nicht der Verführung erlegen, uns als „Spätgeborene“ als Erben derer, die je gesiegt haben, der Herrschenden, zu begreifen. So sitzen wir uns selber im blinden Fleck.
Kohl ist in der Tat ein Historiker, aber einer, der sein Handeln im Blick der „Geschichte“ (die einmal ihr Urteil fällen wird) sieht. Die Logik dieses Konstrukts ist der Grund seines politischen Handelns und seines demagogischen Talents. So einer kann in der Tat durch „reines Zusehen“ (durch Aussitzen) Politik machen und durch Zuwarten die Opposition in die Fallen locken, in denen er sie dann unschädlich machen kann. Kohl ist der zum reinen Punkt zusammengeschrumpfte und dann wieder aufgeblasene Hegel. Sein karrierewirksamste Qualifikation: Er beherrscht die Technik des kontrafaktischen Urteils.
Zum kontrafaktischen Urteil:
– Hegels Kritik des Sollens und der Satz aus der Rechtsphilosophie („das Wirkliche ist vernünftig …“),
– Nietzsches Essay „vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben“ (Kritik der Machtanbetung des Historikers, die Lehre von der ewigen Wiederkunft und vom Übermenschen),
– Benjamins geschichtsphilosophische Thesen,
– die Konversion Rosenzweigs (die Kritik des Historismus und der Stern der Erlösung),
– kontrafaktische Urteile und ideologische Geschichtsschreibung (Kollektivscham, Exkulpationsstrategien und Geschwätz),
– die Selbstverblendung der Politik in Deutschland (im „Land der unbegrenzten Zumutbarkeiten“), Kohls Demagogiekonzept und die Instrumentalisierung des kontrafaktischen Urteils: Ick bün all do.
Der, der wiederkommt, muß das unbedingt derselbe sein, der einmal da gewesen ist?
Die Materie ist der Reflex der Totalisierung des Raumes im Objekt (wie unterscheiden sich die Beziehungen der Zeit und der Materie zum Raum?).
Die Römer haben dem Staub den Namen der Mutter gegeben (Materie), damit jedoch die Erinnerung an die messianischen Wehen verdrängt. Aber diese „Mutter“ war tot, und so sind die Mütter zu Hexen, zu Herrscherinnen des Totenreichs, geworden.
Im Griechischen heißt die Materie „hyle“ (Holz, Wald); hängt das damit zusammen, daß der Naturbegriff im Griechischen auf das Zeugen anstatt auf die Geburt verweist? Im Christentum wurde das Zeugen in die Trinitätslehre mit hereingenommen und vergöttlicht.
Wenn die Propheten schon im Mutterschoß berufen waren, heißt das nicht auch, daß sie im Namen der Barmherzigkeit berufen worden sind? Wie diese Barmherzigkeit aussieht, ist der Verkündigungsgeschichte zu entnehmen, dem Magnificat („die Mächtigen stürzt er vom Thron“).
Was in der Sprachlogik des Hebräischen, in ihrer Grammatik, fehlt, erscheint in ihr als Symbol (die Schlange). Versuch, die griechische und die hebräische Sprache anhand des Modells dieser Beziehung zu vergleichen?
Die Heiligung des Gottesnamens setzt die Kritik des Dogmas (und der Bekenntnislogik) voraus und schließt sie mit ein.
Die subjektiven Formen der Anschauung sind die Pforten der Hölle. Gründet nicht
– der Raum in der Beziehung von Vorn und Hinten (in der Abstraktion vom Angesicht),
– das Geld in der von Rechts und Links (in der Abstraktion von der Barmherzigkeit) und
– die Bekenntnislogik in der von Oben und Unten (in der Abstraktion vom Himmel)?
Und bilden sie nicht genau in dieser Folge den Verblendungs-, Schuld- und Herrschaftszusammenhang?
Ist nicht durch den Begriff der Schöpfung im Deutschen die Schöpfungslehre zu einem Teil des Trinkens aus dem Kelch geworden, und ist dieser Schöpfungsbegriff nicht eher aufs Kreditwesen bezogen als auf die Theologie? Ist er nicht eine logische Konsequenz aus dem Weltbegriff (aus dem Begriff einer creatio mundi ex nihilo)? Aber: die Schöpfung ist geschaffen, nicht geschöpft (und die Erschaffung ist etwas anderes als die Erschöpfung). – Aus welchen sprachlichen Wurzeln stammen das hebräische bara, das lateinische creare und das griechische ktizo?
Die Kirche hat den Staub vergesellschaftet und die Wehen privatisiert (nach und aufgrund der Rezeption der griechischen Philosophie).
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