„Der orientalische Staat ist daher nur lebendig in seiner Bewegung, welche, – da in ihm nichts stät und, was fest ist, versteinert ist, – nach außen geht, ein elementarisches Toben und Verwüsten wird; die innerliche Ruhe ist ein Privatleben und Versinken in Schwäche und Ermattung.“ (Hegel, Rechtsphilosophie, S. 355) Hier, im Entstehungsprozß der „Welt“, ist der Staat noch (nach innen und nach außen) ein Natur- und Gewaltverhältnis, welches die Griechen dann im projektiven Begriff der Barbaren nach außen projizieren, indem sie das Gewaltverhältnis selber als Vernunft verinnerlichen, sich zu Herren dieses Gewaltverhältnisses machen. Das Gelingen drückt sich im Begriff der Welt aus. Heute, da die Verhältnisse des „äußeren Staatsrechts“, die Hegel zufolge Natur- und Gewaltverhältnisse geblieben sind, über die nicht mehr zu domestizierende Ökonomie im Innern der Staates sich reproduzieren (der Weltbegriff zu Protest geht, Außengewalt und Innenrecht trübe sich vermischen, der Begriff an der dezisionistisch-autoritären Gestalt der Souveränität zerbricht, der „Rechtsstaat“ als Ausnahmezustand sich etabliert – vgl. Carl Schmitt), sind wir zu Akteuren des gleichen Weltuntergangs geworden, gegen den wir zugleich (als bloße Zuschauer) uns selbst verblenden. Rückfall in den orientalischen Staat: in die „inner-liche Ruhe“ der Idiotie des Privatlebens, „Versinken in Schwäche und Ermattung“.
Auch das ist Erbe der Hegelschen Philosophie (oder ihr prophetischer Gehalt): daß im Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus die Nationalismen aufbrechen mit z.T. barbarischer Gewalt. Der Zusammenhang von Marktwirtschaft und Nationalismus läßt sich erkennen an dem Zusammenhang von Geldwertstabilität und Außenhandelsbilanz, an dem gleichen Zusammenhang, der die westliche (insbesondere aber die deutsche) Wirtschaftspolitik bestimmt, und der Hegels Satz, „daß bei dem Übermaße des Reichtums die bürgerliche Gesellschaft nicht reich genug ist, … dem Übermaße der Armut und der Erzeugung des Pöbels zu steuern“ (Rechtsphilosophie, S. 245), auf die fatalste Weise bewahrheitet: Die Wirtschaftspolitik des Westens begreift deshalb in erster Linie die Steuerung der Armut als ihren Export nach außen (ähnlich wie zur gleichen Zeit der Antisemitismus als Israel- / Palästinenserproblem in den vorderen Orient exportiert wurde).
Hat die Schöpfung etwas mit den Wassern oberhalb und unterhalb des Firmaments zu tun? – Vgl. die biblischen Brunnengeschichten (Rebekka, Rahel, die Samariterin und das „lebendige Wasser“).
Die Christologie hat etwas mit dem Versuch, den Logos zum Verstummen zu bringen, zu tun, ihn in einen Heros umzumünzen (der dem Stern der Erlösung zufolge stumm ist).
Die Eucharistie und das falsche Gedächtnis, oder genauer: als Verhinderung des Gedächtnisses und damit als Gericht. Das ist der Sinn des Satzes „Wer es unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich das Gericht“.
Zur Sexualmoral: Verworfen ist nicht die sexuelle Lust an sich, sondern die Lust an der Gewalt in der sexuellen Lust, der Sexismus. Die christliche Sexualmoral züchtet den Vergewaltiger. Daran hat sich entzündet, was Nietzsche den Willen zur Macht genannt hat: das stumme Genießen.
Das Angesicht ist immer das Angesicht des Andern, das eigene sieht man nur im Spiegel, und da seitenverkehrt (und d.h.: nicht ohne die Vertauschung von Rechts und Links). Hinter dem Rücken und im Spiegel: das sind die beiden Vertauschungen von Vorn und Hinten und von Rechts und Links. Gibt es in der Schrift einen Hinweis auf den Spiegel (Narziß ist einer der Ursprünge der Philosophie)? Vgl. 1 Kor 1312: „Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht“, und insbesondere Jak 123: „Wer das Wort nur hört, aber nicht danach handelt, ist wie ein Mensch, der sein Gesicht im Spiegel betrachtet“.
Der Spiegel (oder die Reflexion) gehorcht dem Gesetz des Raumes, er macht alles seitenverkehrt (vgl. die „verandernde Kraft des Seins“). Die Physik sieht alles von hinten und zugleich spiegelverkehrt (Zusammenhang von Stoß und Reflexion).
Wer sich selbst im Angesicht der Andern sieht, d.h. wer sich der Welt anpaßt, sieht sich selbst nicht mehr.
Das Wahrnehmen des Angesichts des Andern ist die Umkehr; insofern ist die Aufmerksamkeit das natürliche Gebet der Seele.
Die Schule als Recyclings-, als Abfallproduktions- und -verwertungsanlage (zum geschichtsphilosophischen Stand des Wissens).
Die Begriffe Natur und Welt enthalten als Totalitätsbegriffe einen terroristischen Anteil.
Es gibt weder eine Geschichtstheologie, noch eine Heilsgeschichte. Wenn die Philosophie innerhalb der Theologie ihren Platz finden soll, dann weder unter dem Begriff der analogia entis, noch als ancilla theologiae, sondern allein unter dem Begriff des Millenariums, der Bindung des Satans. Mit der Kraft zu lösen (mit ihrer Umkehr) könnte die Kirche endlich auch den noch unverbrauchten Gnadenschatz freisetzen.
Die Hauptresultate der Einsteinschen Theorien liegen in ihren Ansätzen, nicht ihren Ergebnissen: im Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit und dessen Beziehung zum Inertialsystem und im Konzept der Identität von träger und schwerer Masse (Bindung des Trägheitsprinzips an die Gravitation, vergleichbar dem Zusammenhang von Tauschprinzip und Schuldknechtschaft).
Die Bindung des Tauschprinzips an die Schuldknechtschaft ist der Grund, weshalb man die Geschichte des Militärs und der Rüstung an der Geschichte der Banken wird messen können.
Die Israel-Theologie der Marquardt u.a., aber auch die Antizionismus-Darstellung Heinsohns, übersieht, daß wir das Problem produziert haben: Haben wir da nicht auch ein Stück Mitverantwortung für jene, denen wir es aufgeladen haben, für die Palästinenser?
Heinsohn
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13.04.92
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10.04.92
In seiner Antisemitismus-Studie übersieht Heinsohn offensichtlich, welche Bedeutung diese gesellschaftlichen Gesteinsverschiebungen, die die Entstehung der Hochkulturen begleiten, für die Geschichte des Bewußtseins haben; hier rächt es sich, daß er beispielsweise den Ursprung der Schrift und die Entwicklung der Sprachen aus seinen Überlegungen ausschließt. Die Darstellung der „Reaktionen der Betroffenen“ auf die „kosmischen Katastrophen“ (S. 31) behandelt diese Reaktionen so, als könnten sie sich auch heute – nach der Ausbildung des Welt- und Naturbegriffs – so abgespielt haben. Daß es eine Geschichte des Bewußtseins gibt, die mit der der Sprachen aufs engste verknüpft ist, scheint außerhalb seines Gesichtskreises zu liegen. Daß es sich hier um vorödipale Zeiten handelt, daß die Bewußtseinsidentität noch nicht vorausgesetzt werden darf, daß das Bewußtsein erst mühsam beginnt, sich aus den mythischen Zwängen zu befreien und welche Rolle dabei die Struktur der Sprachen und die Entwicklung der Schrift, der Ursprung des Privateigentums und des Geldes, die Entstehung des Rechts, aber auch die Institutionen der Religion und der embryonalen politischen Strukturen, insbesondere die Institution des Königtums, spielen, scheint ihn nicht zu interessieren. Daß z.B. erst in den indogermanischen Sprachen über die grammatischen Innovationen, insbesondere die Futurbildungen als Voraussetzung des objektiverenden, hypostasierenden Denkens, ein Weltbewußtsein sich bildet, dessen Vorläufer Mythos, Idolatrie und Opfer sind, die dann – paradigmatisch in der griechischen Philosophie und in deren Konsequenz in der christlichen Theologie – durch Verinnerlichung (durch den ödipalen Prozeß hindurch) zur Grundlage des zivilisatorischen Bewußtseins werden, entgeht ihm. In diesem Zusammenhang – und jedenfalls nicht nur in dem des Interesses an der Voraussage von Naturkatastrophen (vgl. S. 43) – wäre z.B. das Orakelwesen (das in Griechenland ganz erheblich zur Durchbildung der Sprache und zur Entstehung der Philosophie beigetragen hat) zu diskutieren. Velikovsky und seine Adepten lösen keine Rätsel, sondern schürzen neue (oder genauer: machen sie kenntlich). Die monokausale Ableitung des Neuen aus Naturkatastrophen verkennt, daß es auch gesellschaftliche Naturkatastrophen (zu denen Heinsohn selber mit seiner Geldentstehungstheorie entscheidende Hinweise gegeben hat) gibt; und hier scheint mir, stellt sich ernsthaft die Frage: handelt es sich bei dem Zusammentreffen kosmischer und gesellschaftlicher Naturkatastrophen (die formal dem Leibnizschen Begriff der prästabilisierten Harmonie zu entsprechen scheinen) um reinen Zufall, oder gibt es dazwischen auch vermittelnde Agentien?
Wurden die Götter nach Einführung des Privateigentums durch die Statuen um ihre Opfer betrogen (vgl. Heinsohn, Antisemitismus, S.47)?
S. 54: Keine „wissenschaftlich begründete Religionsüberwindung“, sondern eine prophetische. Der Unterschied ist bestimmbar.
Im VIII. Kap., S. 72ff, führt Heinsohn den Antisemitismus allein auf seine theologischen Ursprünge zurück, ohne den Zusammenhang dieser Theologie mit dem Ursprung des Säkularisationsprozesses und des modernen Weltbegriffs zu begreifen. Aber hier wird es erst interessant. Washalb war beispielsweise der real existierende Sozialismus, insbesondere der Stalinismus, antisemitisch?
Es ist schon ein wenig irrsinnig, wie sich bei Heinsohn die Dinge zu einem System zusammenschließen: Die Naturkatastrophen-Theorie ist nur zu halten, wenn er die Befreiung vom Opfer im Atheismus terminieren läßt und diesen Atheismus in Widerspruch setzt zu den altorientalischen, heidnischen Hebräern, verbunden mit der These, daß erst das (erneut opfertheologische) Christentum monotheistisch geworden sei; so wie er auch schon in seiner Geldtheorie das gesellschaftskritische Element herausoperiert hat, so muß er hier den damit notwendig verbundenen szientifischen Antisemitismus der Wellhausen et al. mit rezipieren, und ihn dann in den Sack reinstecken, den er „Hebräer“ nennt. Zugleich muß er den „Juden“ die Schöpfungsidee nehmen, die doch die Prophetie, der die Absage ans Opfer sich verdankt, erst ermöglichte. Und seiner Geldtheorie das erkenntnis- und gesellschaftskritische Element, das zwangsläufig aus seinem Schuldknechtschaftskonzept folgt, und damit das Moment der Barmherzigkeit nehmen, dem doch die Absage ans Opfer sich verdankt. Zusammen damit muß er die Juden in die Nähe der Philosophen rücken (mit Hilfe des einen Theophrast-Zitats): das aber geht nur, indem er den Juden in ihrer eigenen hebräischen Vergangenheit das Barbaren-Äquivalent verschafft. Das Problem bleibt unlösbar, solange Heinsohn das im Begriff des Begriffs (und schließlich in dem der Welt) säkularisierte und zugleich verdrängte Exkulpations- (und Opfer-) Konzept nicht durchschaut. Inzwischen geht der Verdrängungsapparat, der dem Universums-Konzept zugrundeliegt, zu Bruch.
Der Weltbegriff konstituiert sich auf zwei Ebenen:
a. auf der des Ursprungs und der Stabilisierung des Begriffs (des Referenzsystems der Philosophie), und
b. auf der Ebene und im Rahmen der Stabilisierung der Produktions- und Austauschverhältnisse, des Ursprungs des Marktes, d.h. zusammen mit dem Ursprung des Rechtssystems, das das Privateigentum ermöglicht und garantiert.
Ebenso wie die Philosophie ist der Weltbegriff vom Ursprung, vom Bestehen und von der Geschichte des Privateigentums nicht zu trennen. Hinsichtlich eines jeden Sozialismus-Konzepts wäre festzuhalten: Vergesellschaftung ist ein „naturwüchsiger“ Prozeß und durch Verstaatlichung nicht zu humanisieren. Auch das staatliche Eigentum ist Privateigentum, wobei der Staat aus leicht durchschaubaren Gründen der dümmste (und der gemeinste) Privateigentümer ist.
Wodurch unterscheidet sich Moses von Hammurabi und Solon?
Gegen Adorno: Nicht das Eingedenken der Natur, sondern das der Ursprünge wäre als Ziel der Philosophie zu bestimmen. Von Adorno zu Habermas ist es in der Tat nur ein kleiner Schritt, aber einer in die falsche Richtung. Das Konzept des Eingedenkens der Natur ist Adornos säkularisierte Theologie.
Was bedeutet der Raum für das geschichtliche Eingedenken, für die Erinnerungsarbeit?
Zur biblischen Zoologie: Wie ist das mit den Schafen und Wölfen und Schlangen und Tauben?
Der neutestamentliche Begriff der Sünde der Welt bezeichnet das Konzentrat der Ursprungsgeschichte der Welt in Idolatrie, Sternendienst und Opferwesen. Auch das Menschenopfer steckt in den Fundamenten unseres Weltbegriffs. Daran erinnert der Kreuzestod (Problem der Ursprungsgeschichte der subjektiven Form der äußeren Anschauung: welches ungeheuerliche Problem hat Kant in diesem Begriff stillgestellt?).
Einige Bemerkungen zum Problem einer christlichen Theologie nach Auschwitz.
Der moderne Naturbegriff ist eine logische Konsequenz aus dem Weltbegriff.
Begriff und Institution der Diktatur hängt mit der Funktion des Prädikats im Urteil und mit der der Predigt im Christentum zusammen.
Bekenntnis und Dogma stammen aus der Sphäre des Rechts, oder sind Reflexionsbegriffe von Rechtsbegriffen.
Es gibt eingreifende Bedenken gegen die Vorstellung der Möglichkeit, das Recht mit den Mitteln des Rechts zu humanisieren. Vgl. den Zerfallsprozeß des Rechts im Gefolge der beiden Weltkriege, die Systemwidrigkeiten, die nicht mehr zu übersehen sind (fehlender Friedensvertrag, Anwendung des Strafrechts auf zwischenstaatliche Delikte, Verdrängung des Gemeinheitsproblems, Fortleben des „gesunden Rechtsempfindens“, d.h. des Rachemotivs im Rechtsstaat, Frage der Gewalt: Gewaltmonopol und Kampf gegen die Privatisierung der Gewalt; kann es sein, daß die Kritik an Carl Schmitt ihr Ziel erst erreicht, wenn sie das Recht selber trifft, dessen ungeheuerliche Systemlogik Carl Schmitt nur ausgesprochen hat – vgl. Walter Benjamins „Kritik der Gewalt“ und die Bemerkungen von Jaques Derrida dazu). -
07.04.92
Die Frage, „warum Juden als erste Geschichte schreiben“, beantwortet Heinsohn zurecht mit dem Hinweis auf die Geschichte der „Überwindung des Opfers“ (Gunnar Heinsohn: Die Sumerer gab es nicht, S. 130). Nur seine Theorie des Ursprungs der Opfer in „traumatisierenden Kollektiverlebnissen“ wäre ein wenig zurecht zu rücken: Mir scheint, allein aus Naturkatastrophen (Velikovskys Venus-Theorie) läßt sich die dramatische Religionsentwicklung in der Frühgeschichte nicht herleiten; die Form der Verarbeitung der Erfahrungen ist gesellschaftlich determiniert und wäre aus den den gesellschaftlichen Reproduktionsbedingungen und ihrem Widerschein in der subjektiven Erfahrung abzuleiten. Rätselhaft ist das Zusammenfallen der kosmischen und gesellschaftlichen Veränderungen (Ursprung des Privateigentums, der Städte, des Priester- und Königtums, der Opferreligionen, der Tempel, des Sternen- und Bilderdienstes, des Handels, des Militärs, des Geldes, der Schrift; Ursprung der Geschichtsschreibung in der patriarchalischen Genealogie).
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12.03.92
Heinsohn, S. 120f: Geld = zu verzinsende Schuld (Differenz ums Ganze bei Schuldner und Gläubiger). Freie Verkaufbarkeit von Boden und Arbeitskraft gehören zusammen; Grundlage der Ausbreitung der Geldwirtschaft, Konstituierung des Weltbegriffs. Nach Heinsohn ist das Geld die Ursache, nicht die Wirkung der Arbeitsteilung (paßt das nicht zur Theorie Sohn-Rethels wie die Vorderseite eines Blattes zu seiner Rückseite?).
Bestimmen nicht die alten Funktionen und Leistungen der Priester in den Tempeln/Depositenbanken immer noch das Priesterwesen, nur daß an die Stelle der realen Bankfunktionen deren symbolische Vergeistigung, Verinnerlichung getreten ist (bis hinein in die Opfertheologie. in die Logik, die Funktion und den Stellenwert des Bekenntnisbegriffs: das Symbolum war einmal der Kaufvertrag; und in den alten Tempeln wurden die Kaufverträge beglaubigt und deponiert; und schließlich: war nicht das Geld ein Instrument der Rationalisierung von Kaufverträgen)? – Notwendigkeit einer Geschichte der Banken für das Verständnis der Theologie.
Behemoth: Hängt der Name mit pecunia, mit Vieh als Wertmaß, zusammen?
Das „Joch des Ochsen und die Last des Esels“ (Scholem, S. 91 und einige Seiten später nochmal): Trägt der Ochs das Joch der Herrschaft, der Esel die Last der Schuld?
Leute, die „nicht zwischen ihrer rechten und linken Hand unterscheiden können und im Finstern gehen“ (S. 96). Dazu (zu Rechts und Links und den beiden Gestalten des Endes der Tage) siehe auch S. 107.
Anwendung des Satzes „Laßt die Toten ihre Toten begraben“ (Mt 9/10, einschließlich Kontext) auf die Erkenntniskritik.
Hängt der Begriff des Himmelreichs, der nur bei Matthäus vorkommt, mit einer leichten astrologischen Tendenz bei ihm zusammen (vgl. die Magier, die „seinen Stern“ gesehen haben)? -
11.03.92
Spiegelt das Buch der Richter nicht auch noch die von Heinsohn dargestellten Verhältnisse beim Übergang zum Privateigentum (vaterlose Männer, Leben als „Fremder im Lande“, Frauen aus anderen Stämmen/Völkern), von der Simson-Geschichte mit Dalila bis hin zum Frauenraub der Benjaminiten? Vgl. auch das Buch Ruth.
Die Schuldknechtschaft begründet den Weltbegriff (wie die Lohnarbeit den Kapitalismus; zum Weltbegriff gehört die freie Verkaufbarkeit des Bodens und der Arbeitskraft). Und der Welt- und der Naturbegriff sind als zirkuläre Begriffe Totalitätsbegriffe (redundante, sich durch Selbstreferenz selbstbegründende Begriffe).
Es ist bezeichnend für die Gesamttendenz der Arbeit Gunnar Heinsohns, daß er, während er korrekt das Tabu der Stammesgesellschaft und die Schuldknechtschaft dem bürgerlichen Privateigentum zuordnet, den Aufruhr, die Rebellion, der Feudalordnung zuweist. Historisch gehört der Aufruhr zur restituierten, durchs Privateigentum vermittelten Feudalherrschaft. Aufstände von Leibeigenen oder Sklaven hat es erst gegeben, nachdem sie im Herrn die institutionalisierte Aufruhr des „Eigentümers“ vor Augen hatten, die dann die Empörung und die Aufruhr in ihnen entzündete. Erst wo es Recht gibt, kann Unrecht wahrgenommen werden.
Der biblische Schöpfungsbericht ist keine Kosmogonie (er ist keine Grundlage für eine Staatsmetaphysik).
Kriege waren offensichtlich für die Generation, die die Arbeit der Bibelkritik geleistet hat, etwas so Selbstverständliches, daß sie z.B. nach dem Grund und nach der Notwendigkeit der fürchterlichen assyrischen Kriegsmaschine nicht glaubten fragen zu müssen. -
20.02.92
Die verstummen machende, demütigende Macht des Raumes: Außen und Innen sind Reflexionsbegriffe, nur daß mit der Vorstellung des unendlichen Raumes das Außen eine unendliche (insbesondere die Sprache zerstörende) Übermacht gewinnt. Diese Übermacht des Außen entspricht der des Todes (das Objekt dieser Übermacht ist ebenso wenig mehr erreichbar wie ein Toter); deshalb ist Naturphilosophie heute nur noch als (die vor vierhundert Jahren versäumte) Trauerarbeit möglich.
Stehen die sieben Tage (des Schöpfungswerks) eigentlich unbedingt in einer zeitlichen Folge? – Vgl. die sieben unreinen Geister.
Was bedeuten das koph und resch im Namen der Rotte Korach (Vorfahren der Sängergilde im Tempel von Jerusalem)?
Mit dem Hinweis auf die Schuldknechtschaft benennt Gunnar Heinsohn das Moment, das in der Tat geeignet ist, der Verwendung des Marxismus zu Herrschaftszwecken die Grundlage zu entziehen. Insoweit ist seine Kritik am Tauschprinzip-Paradigma begründet: Über das Tauschprinzip ist der Schein des technologischen Verständnisses des Marxismus begründet. Aber indem Heinsohn das Tausch-Paradigma ganz verwirft, bleibt er selbst in einem technologischen Verständnis der Schuldknechtschaft stecken und vermag den Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Naturkatastrophen nicht zu erkennen (nach Auschwitz wiederum vollends unverständlich); deshalb muß er konkretistisch auf Naturkatastrophen rekurrieren, um sich die altorientalische Geschichte verständlich zu machen. Die Schuldknechtschaft gehört zum Tauschprinzip wie die Gravitation zum Trägheitsgesetz (Naturgrund von Herrschaft).
Im Namen der Venus klingt heute noch der Grund nach für den prophetischen Zusammenhang von Sternendienst und Hurerei. Hier liegt auch der bis heute verborgene Grund der kirchlichen Sexualmoral. -
26.12.91
„Persönliche Rachsucht hält die Gefolgschaft und ihren Meister besser zusammen, als reinere Menschen durch ihre Leidenschaft jemals verbunden werden.“ (Heinrich Mann, S. 57f) Rachsucht bleibt immer straffrei, wenn sie auf Macht gründet und sich als Rechtstaat kostümiert. Sie ist der unsichbar gemachte Teil der Bekenntnislogik, der sich seit je am Abtrünnigen, am Verräter, an dem, der anders ist, ohne Skrupel ausleben darf. Die letzten Skrupel waren im Kampf gegen den inneren Schweinehund zu überwinden.
Das „renovabis faciem terrae“: schließt es nicht auch die Erneuerung des Antlitzes der Menschheit mit ein, die ein Teil der Erde ist.
Alle Theorien über den Ursprung der Schrift kranken daran, daß sie eine gleichsam technologische Lösung des Problems suchen; sie gehen vom Komplizierten zum Einfachen, vom Bild über die Silbe zum Buchstaben, aus dem die Wörter sich bilden lassen. Sie stehen unter dem Bann des kindlichen Lesenlernens. Dagegen käme es darauf an, die Schrift aus praktischen Konstellationen der frühgeschichtlichen Lebenswelt in den ersten politischen Gemeinwesen, aus gesellschaftlich-praktischen Lebensbezügen abzuleiten, ähnlich wie Gunnar Heinsohn das Geld aus dem Zusammenhang der Schuldknechtschaft abgeleitet hat. Voraussetzung wäre die Rekonstruktion eines vorödipalen Sprachverständnisses, eines Sprachverständnisses, das vor der Konstituierung der Ichidentität liegt.
Die Schrift und das Geld sind Herrschaftsmittel; beide haben ihren Ursprung in religiös-politischen Zusammenhängen. So wie im Mittelalter der Gebrauch des Geldes durch das Zinsverbot eingeschränkt war, so begründeten Schriftkenntnisse, die Tatsache, daß einer lesen konnte, den Verdacht, er sei ein Katharer, ein Ketzer. Auch über der Schrift lag ein Tabu, das in der Frühgeschichte der modernen Weltreligionen in der Kanonbildung (zusammen mit der Bildung der Ichidentität, für die sie das theologische Schema lieferte) und dann in der frühen scholastischen Wissenschaftsgeschichte u.a. im autoritären Schriftgebrauch, in der Form, in der Autoritäten zitiert wurden, sich zeigte. Die Schrift war ein Instrument in den Händen der Herrschaft und zugleich das Medium ihrer Vergesellschaftung. Die Gründung der Universitäten war ein Instrument der Herrschaftssicherung, ihr Ziel waren Einrichtungen zur Ausbildung des Herrschafts- und Verwaltungspersonals: die wichtigsten Fakultäten waren die theologischen und die juristischen.
Im Altertum gehörte die Schrift zum Geheim- und Spezialwissen im Bereich von Religion und Herrschaft. Schreiber und Einrichtungen zur Ausbildung von Schreibern gab es an Tempeln und Königshöfen. Was war das Besondere, das Abweichende, das dann bei den Phönikern, den Syrern, den Hebräern zur Ausbildung der alphabetischen Schrift geführt hat, deren Rezeption in Europa (bei den Griechen und Lateinern) dann die Entstehung einer bürgerlichen Literatur ermöglichte?
Hat die Gematria etwas mit der Geometrie zu tun, und hat die Schrift ihren Ursprung vor der Geometrie?
Was hat es zu bedeuten, wenn in der Kindheitsgeschichte Jesu (nach Matthäus; Lukas hat nur die Hirten- und Engelgeschichte) zuerst die Weisen aus dem Morgenlande kommen, dadurch aber die Flucht nach Ägypten ausgelöst wird, die dann die Exodusgeschichte zitiert. -
19.10.91
Wenn E. Morgan Kelley die Vermutung begründet, daß die Skythen „bei der Geburt der „teutschen“ Völker eine wichtige Rolle“ gespielt haben könnten (VORZEIT FRÜHZEIT GEGENWART 5/91, S. 56), und Gunnar Heinsohn glaubt, die biblischen Amalekiter als die Skythen identifizieren zu können (ebd. S. 46), war Haman dann Hitler, und sind dann die biblischen Aussagen über die Amalekiter auf die Deutschen zu beziehen?
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01.10.91
Zum Zusammenhang von „Schicksal“ und „schneiden“ (W.v.Soden, S. 168): Nachklang im „scheiden“ im biblischen Schöpfungsbereicht (Licht von der Finsternis, Wasser oben vom Wasser unten etc.)?
Die Kurzfassung des biblischen Schöpfungsberichts, wonach Gott die Erde gegründet und den Himmel aufgespannt hat, hat zweifellos sprachliche Wurzeln, ihr gegenständliches Korrelat ist sprachlicher Natur; ihr entspricht heute die Unterscheidung von
– Wissenschaft (Begründungs-Institution, Herrschaft des Kausalprinzips; Frühform: die „sumerischen“ Omina-Listen)
– und Kunst (vom langen Atem der ästhetischen Formbegriffs bis hin zur Technik der Erzeugung von Spannung, z.B. in Literatur und Musik <Lösung des Problems der U-Musik?>).
Der Unterschied zwischen Ästhetik und Kunstkritik (zwischen Adorno und Benjamin) hängt am Begriff der Autorität, die der Kunst beigemessen wird.
Vor dem Hintergrund des „aufgespannten“ Himmels gewinnt der Sternendienst, die Sternenreligion, im alten Orient seinen besonderen Stellenwert (die Sterne „bedeuten“, weil sie der Praxis nicht zugänglich sind, nur Gegenstand der Kontemplation; sie sind gleichsam Projektionen dessen, was der Himmel „bedeutet“: der absoluten Zukunft gegen das Vergangenheits- und Totenreich des Irdischen; Projektion nur möglich im Kontext der Ausbildung frühstaatlicher Herrschaftsstrukturen, die ebenfalls die <irdische> Zukunft beherrschbar machen sollen – Sternendienst und Sprache: ist die Sprache an der Astronomie zerbrochen <Turmbau zu Babel>? – Anwendung aufs Zeitalter der Raumfahrt?).
Jedes Opfer enthält ein Stück Magie: die Vorstellung, daß man (durchs Opfer) Einfluß nehmen könne auf das Handeln Gottes und auf das Schicksal der Natur; gegen diese Opfertheologie steht das paulinische: „Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. … Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, daß die ganze Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.“ (Röm 817ff; vgl. hierzu Gen 316 sowie auch Ps 10430). Der Weltbegriff als Inbegriff von Herrschaft (das Tauschprinzip) ist die Grundlage des Naturbegriffs als Inbegriff aller Objekte von Herrschaft (des Inertialsystems): Erst vor diesem Hintergrund wird das messianische „die Schuld der Welt auf sich Nehmen“ sinnvoll und verständlich.
Natur und Welt sind die Totalitätsbegriffe, die den realen Verblendungszuammenhang begründen, unter dessen Bann wir heute alle stehen. Dieser Bann ist ist für den, der ihn nicht durchstoßen kann, zirkulär, und d.h. ausweglos. Der Marxsche Satz, daß das Sein das Bewußtsein bestimmt und nicht das Bewußtsein das Sein, ist zu differenzieren (und zu berichtigen): das Sein, das das Bewußtsein bestimmt, ist ein auch durchs Bewußtsein bestimmtes Sein. Es ist – konkret – ein durch vergangenes Bewußtsein bestimmtes Sein, und die Gewalt dieser Vergangenheit ist die Last, die auf uns lastet. Der Stalinismus ist nichts anderes, als der Versuch, von dieser Differenzierung gleichsam den unerlaubten Gebrauch zu machen, nämlich mit Hilfe politischer Gewalt das Sein zu bestimmen, das dann das Bewußtsein der Menschen bestimmen soll. So wurde der Marxismus (durch Instrumentalisierung) zur Ideologie.
„Du hast unsere Sünden vor dich hingestellt; unsere geheime Schuld ist das Licht deines Angesichts“ (Ps 908): Erkennen wir sein Angesicht nur im Lichte unseres Schuldbekenntnisses? (Vgl. „Israel“ – Gen 3229ff)
Die Verwechslung von Virgo und Bekenner ist der Ursprung des pathologisch guten Gewissens (des Faschismus – Zusammenhang mit der weiblichen Sonne und dem männlichen Mond?). Die Ausländerfeindschaft ist eine direkte Folge der Veräußerung des Gewissens (ins Urteil des Auslandes, der Welt): sie glaubt durch den Mord an den Ausländern das eigene schlechte Gewissen beseitigen zu können.
Die Schöpfungsgeschichte zu Beginn der Bibel ist bereits prophetisch; sie steht nicht in Konkurrenz zu naturwissenschaftlichen Weltentstehungslehren. Aber sie benennt an der Natur deren Korrespondenz zur Prophetie. Das Chaos im Anfang der Schöpfung und die sechs Nächte, die die Schöpfungstage von einander trennen, haben – wie mir scheint – mit den sieben unreinen Geistern zu tun, die an zwei Stellen des NT erwähnt werden (zu Johannes vom Kreuz: es gibt nicht eine mystische Nacht der Erkenntnis, sondern sieben Nächte der Erkenntnis; und deren Hypostasen sind die sieben unreinen Geister, die bisher nur bei Maria Magdalena ausgetrieben wurden (d.h. Maria Magdalena ist die einzige, die die Umkehr vollzogen hat; darauf weist es hin, wenn sie als einzige im Heiligenkalender als Büßerin geführt wird, während umgekehrt dem Petrus, als Typos der Kirche, die dreimalige Leugnung vorausgesagt ist).
Die Vorstellung, daß Sternkatastrophen in der von Heinsohn u.a. vorgestellten Weise die gesellschaftliche Entwicklung bestimmt hätten, gleicht der, die die Geschichte der Aufklärung aus dem Erdbeben von Lissabon herleitet. Beide werden sinnvoll, wenn man unterstellt, daß die Geschichte der gesellschaftlichen Realität und des Bewußtseins in beiden Fällen soweit vorgearbeitet hatte, daß es „nur noch“ dieses äußeren Anstoßes bedurfte, um die entsprechenden geschichtlichen Wirkungen dann auszulösen. Nur als sinnliche Korrespondenz einer vorausgehenden gesellschaftliche Naturkatastrophe konnte die reale ihre geschichtliche Wirkung entfalten. Frage an Heinsohn: Warum muß man den Ursprung des Monotheismus und nicht den der Idolatrie erklären? -
27.09.91
Was steckt hinter der Erklärung zur Bezeichnung Seraphim, daß saraf „feurig, und d.h. giftig“ bedeute? Gehören der Chaosdrache und die Meeresungeheuer in das noch ungeschiedene Wasser (vor der Trennung durchs Firmament)? Ist die Schlange der aus den oberen Wassern gestürzte Drache (Venus, Luzifer), muß sie deshalb auf dem Bauche kriechen und Staub fressen, und verwandelt sich dadurch das unrsprünglich feurige Element in ein giftiges (Lösung des Rätsels der Chemie)?
Beelzebul, Herr der Fliegen: ist das nur ein Spottname, ein Spitzname, oder erinnert das doch an den Ursprung der Fliegen (Insekten); vgl. auch die ägyptischen Plagen, die Heuschrecken, Fliegen, Skorpione.
Silvia Schroer beruft sich zwar auf Elisabeth Schüßler-Fiorenza, übersieht dabei aber, daß das, was sie (und in mancher Hinsicht die feministische Beschäftigung mit der jüdischen Bibel überhaupt) macht, sich doch erheblich von der feministischen Exegese des NT unterscheidet: die Suche nach der matriarchalischen Schicht unterhalb des biblischen Patriarchats steht in der Tradition der protestantischen Bibelkritik; sie behandelt den monotheistischen Aufklärungsprozeß wie ein neutralisiertes Bekenntnis und gerät damit in den Bann der nationalistischen Geschichtsschreibung und in die Nähe des Antisemitismus. Grund ist, daß sie den Zusammenhang von neutralisiertem Bekenntnis (der Abschirmung des Bekenntnisses gegen seine gesellschaftlichen Voraussetzungen) und Sexismus nicht begreift, was zur Folge hat, daß ein Titel wie der von R. Radford Ruether: Frauen für eine befreite Gesellschaft, hier nicht mehr denkbar wäre; das utopische Element scheint ins sogenannte Alte Testament nicht mit herübergerettet werden zu können; deshalb wird hier alles zur Rechtfertigung (und damit zur Ideologie).
Wenn eine Rettung der Utopie möglich ist, dann über die Rettung und Kritik der Bilderwelt in der Apokalyptik; Voraussetzung wäre, daß das sprachliche Wesen der Bilder (Fall, Empörung, Umkehr) begriffen, ihre dingliche Gegenständlichkeit kritisiert wird. Die Hure Babylon ist das Patriarchat. Und die Bilder sind Elemente des kritischen Begriffs von Herrschaft.
Die Privatsphäre enthält die Erinnerung an den Tempel, und dieser die Erinnerung ans Paradies (Schutz der Scham). Vor den Toren stehen die Kerubim und das kreisende Flammenschwert. Ist aber das Paradies nicht auch der Uterus, und die Vertreibung aus dem Paradies die Geburt, auf die der Satz aus der Sündenfallgeschichte zu beziehen ist: Mit Schmerzen sollst du deine Kinder gebären? Die Geschichte der Vertreibung aus dem Paradies ist noch nicht abgeschlossen.
Gehören die beiden Geschichten nicht zusammen: Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, und: Mit Schmerzen sollst du deine Kinder gebären?
Läßt sich die Lücke, die das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit im Inertialsystem bezeichnet, nur durch ein System von Rotationen schließen (mit einem System innerer und äußerer Spannungen, vom Fall bis zu den elektrodynamischen Prozessen)?
Zu den kantischen Antinomien der reinen Vernunft: Der Rechtsstaat ist gegen das vollkommene Verbrechen (das mit den Mitteln der Beweislogik nicht mehr nachweisbar wäre) nicht zu sichern; und der technische und gesellschaftliche Fortschritt hat unter anderem zur Folge, daß die Möglichkeit und Chance des vollkommenen Verbrechens sich erhöht (bis hin zu dem Punkt, an dem der Rechtsstaat sich selbst als das vollkommene Verbrechen enthüllt).
Zusammenhang von Gemeinheitsautomatik und Paranoia: Ist nicht das Weltsystem soweit entwickelt, daß es aus sich selbst bereits die Paranoia erzeugt? Konstruktion der erfahrungsbildenden Kraft der Paranoia (ihrer transzendentalen Logik). Der Weltbegriff ist selber paranoid und deshalb Paranoia-erzeugend.
Die babylonische Sprachverwirrung endet im Schweigen Wittgensteins („die Welt ist alles, was der Fall ist“). Und das Schweigen Wittgensteins rührt an den Grund der seit der babylonischen Sprachverwirrung wirksamen Verdrängung.
Im Briefwechsel zwischen Hooke und Newton weist Hooke darauf hin, daß ein freier Fall aus großer Entfernung nicht direkt aufs Zentrum zuläuft, sondern generell eine Abweichung aufweist, die dann in eine elliptische Bahn übergeht (Ivo Schneider, S. 46). Läßt sich aus den Planetenbahnen Richtung und Geschwindigkeit der Ursprungsbahnen rekonstruieren (oder aus den Mond-, Sonne-und Planetenbahnen insgesamt deren Ursprungsbahnen)? – Newton selbst hatte angenommen, daß der Fall in Spiralbahnen übergeht: Hängt die Struktur der „Spiralnebel“, der Galaxien, mit dem astronomischen Dopplereffekt zusammen?
Gegen Marx weist Heinsohn zu Recht darauf hin, daß das Geld nicht gleichsam aus Vereinfachungsgründen, zur Erleichterung des Tauschhandels, erfunden wurde (Erfindung eines allgemeinen Tauschmittels, um nicht mehr Ochsen gegen Anzüge tauschen zu müssen), sondern das Geld war eine unzureichende Antwort auf eine gesellschaftliche Naturkatastrophe: auf die Probleme der Schuldknechtschaft als unbeherrschbar gewordene Folge der Einführung des Privateigentums.
Das Schicksal Jakobs bei seinem Onkel Laban ist das typische Schicksal eines Mannes, der in Schuldknechtschaft geraten ist und seine Schuld abarbeitet. Und der Verkauf des Erstgeburtsrechts von Esau an Jakob: Ist das nicht auch eine Abgeltung des Kinderopfers, das das Schicksal des Erstgeborenen war? Hatte nicht auch Esau einen Vorteil aus dem Verkauf des Erstgeburtsrechts? War es diese „Schuld“ des Erstgeborenen, die Jakob dann bei Laban abarbeiten mußte? Ist nicht der Götzendienst – so wie heute Religion generell – die Ideologisierung der Schuldknechtschaft: das Sich-Abfinden mit der Schuldknechtschaft (und der Kampf gegen die Idolatrie Grundlage und Folge des Aufbegehrens gegen das System der Schuldknechtschaft)?
Die Fleischtöpfe Ägyptens und die Hurerei Babylons sind zwei Seiten der gleichen Sache. Ägypten ist hierbei das erste naturwüchsige staatskapitalistische System, und die Geschichte des Ursprungs dieses Systems ist aufgezeichnet in der Josephsgeschichte in der Bibel.
In Ägypten sind es die Priester, die als einzige ihr Land behalten, in Israel die Leviten, die kein eigenes Land zugewiesen bekommen. Der Stamm Levi muß vielmehr von den übrigen Stämmen mit unterhalten werden, und die levitischen Städte werden dann zu Asylstädten in denen jene, die ohne eigene Schuld Mörder geworden sind, Asyl und vor der Blutrache Schutz finden können. -
20.09.91
Theorie des Feuers (gibt es in der Schrift eine Erinnerung an den Ursprung des Gebrauchs des Feuers?).
Off 1318: Hode hä sophia estin. ho echon noun psäphisato ton arhithmon tou thäriou. arhithmos gar anthropou estin. kai ho arhithmos autou hexakosioi hexäkonta hex. – Ist es die Zahl eines oder des Menschen? Weisheit und Verstand werden dann in Off 179 zitiert und erläutert: auf Rom bezogen.
Der Drache, das Tier aus dem Meere und das Tier vom Lande: wie verhalten sich diese drei zur Struktur von Herrschaft, Schuld und Verblendung?
Die Schrift macht das hic et nunc gegenstandslos und das Eine zum Anderen des Anderen (oder sie befreit den Gegenstand vom hic et nunc, von seinem Namen, und begründet die verandernde Kraft des Seins).
Der Fisch ist ein Christus-Symbol (ichthys = iesous christos theou uios sotär), aber ebenso das Lamm (der Widder?). Jedoch der Fisch aufgrund seines Namens, das Lamm, weil es stumm zur Schlachtbank geführt wird. Das Lamm liefert Wolle und Fleisch, die Kuh Milch und Fleisch, das Schwein nur Fleisch (das Schwein wird durch Domestizierung nackt).
Gibt es eine Evolutions-Synopse, die die Erdentwicklung, die Entwicklung der Pflanzen und die der Tiere synoptisch, in ihrem gleichzeitigen Verlauf, darstellt?
Die Sonne beherrscht den Tag und das Jahr, der Mond die Nacht und den Monat.
Der Sabbat ist der Tag des Saturn, nicht der Sonne. Der Sonnentag ist der erste Tag, der der Erschaffung des Lichts. Die Wochentage, die auch mit dem Schöpfungswerk (dem Hexaemeron) zusammenhängen, stammen wahrscheinlich aus dem Sternendienst, sie orientieren sich an den „Planeten“, den beweglichen Sternen:
– Sonne
Licht (Tag und Nacht)
– Mond
Gewölbe mitten im Wasser, scheide Wasser von Wasser (Himmel)
– Merkur
Wasser sammle sich, das Trockene werde sichtbar (Land, Meer)
das Land lasse Grün, Pflanzen mit Samen, Bäume mit Samen und Früchten wachsen (das Land brachte … hervor)
– Jupiter
Lichter am Himmelsgewölbe, um Tag und Nacht zu scheiden (als Zeichen und zur Bestimmung von Festzeiten, Tagen und Jahren); Gott machte die beiden großen Lichter (das größere soll über den Tag, das kleinere über die Nacht herrschen) und die Sterne; Gott setzte die beiden Lichter ans Himmelgewölbe (sie sollen über die Erde hin leuchten, über Tag und Nacht herrschen, Licht von der Finsternis scheiden)
– Mars
das Wasser wimmele von lebendigen Wesen, Vögel über der Land am Himmelsgewölbe; Gott schuf …; Gott segnete sie (fruchtbar, vermehren, bevölkern)
– Venus
das Land bringe alle Arten von lebenden Wesen hervor (Vieh, Kriechtiere, Tiere des Feldes).
Laßt uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich, sie sollen herrschen über Fische des Meeres, Vögel des Himmels, das Vieh, die ganze Erde und alle Kriechtiere auf dem Land. Gott schuf … (als sein Abbild, als Abbild Gottes, als Mann und Frau). Gott segnete (seid fruchtbar, vermehrt euch, bevölkert die Erde, macht sie euch untertan, herrscht über Fische, Vögel, Tiere). Nahrungsgebot (vegetarisch).
So wurden Himmel und Erde vollendet und ihr ganzes Gefüge.
– Saturn
Gott vollendet das Werk, das er geschaffen hatte.
ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte.
segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig, denn an ihm ruhte Gott, nachdem er … geschaffen hatte.
Hängt die Finsternis (die Scheidung des Lichts von der Finsternis) mit dem Gravitationsfeld zusammen? Und hängt die Mathematik mit den Zeugungen zusammen?
Wehalb durfte am Freitag kein Fleisch, wohl aber Fisch gegessen werden (Venus/Drachen: apokalyptisches Mahl des Leviatan)? Der Freitag ist der Tag der Kreuzigung, der Donnerstag der des Abendmahls.
Zum Zeichen des Tieres an Hand und Stirn: Was bedeuten Hand und Stirn? (Off 1316ff; zu Zeichen vgl. Gen 415, 912; zu Hand Deut 68; zu Stirn Ez 94 und Off 94).
Er ging hinaus und weinte bitterlich: das Weinen ist Trauerarbeit. Das Weinen bezieht sich auf den Trotz, in der Geschichte der drei Verleugnungen auf den in der Selbstverfluchung sich vollendenden Trotz. Das Weinen ist Ausdruck der Einsicht und des Bekenntnisses: Ja, das bin ich gewesen, das habe ich getan.
Wenn ich noch die Zeit und die Kraft dazu hätte, würde ich gerne
– einen Kommentar zur Hegelschen Logik schreiben. Arbeitstitel: Die Hegelsche Logik und das Inertialsystem.
– Oder eine Kritik der Heideggerschen Philosophie. Arbeitstitel: Die Fundamentalontologie oder das Herrendenken als Selbstverfluchung.
Kann es nicht sein, daß ebenso wie Abraham in der Genealogie vor die Könige (mit dem Einschub der Parodie auf beide: das Richterbuch) gesetzt wird, auch die Schöpfungsgeschichte, das Hexaemeron, im Rahmen der (nachdynastischen) Auseinandersetzung mit dem Sternendienst, an den Anfang gesetzt wurde?
Welche Rolle spielen eigentlich Lot, Ismael und Esau in der Vätergeschichte?
Ist Melchisedech, der „König von Salem“, ein Nachfahre des David? Welche Abraham-fremden Vorfahren gibt es in der Genealogie Davids (und Jesu): die Frauen?
– Tamar die Kanaaniterin (Mutter des Perez),
– Rahab die Frau aus Jericho (Mutter des Boas),
– Rut die Moabiterin (Mutter des Obed),
– Batseba die Hethiterin (Mutter des Salomo)?
Schon der Vorläufer des Personbegriffs, die hypostasis (das hypokeimenon oder die Substanz), das Zugrundeliegende, der Träger der Eigenschaften (wie die Person Träger des damit neutralisierten Namens ist) ist vom Bekenntnisbegriff (und der Bekenntnislogik, die die Logik der Verdinglichung ist) nicht zu trennen. Das Bekenntnis drückt genau die Trennung des Subjekts vom Prädikat, des Trägers (Dings) von seinen Eigenschaften aus; diese Trennung ist der Grund der Verdinglichung, sie verwandelt die dann sich bildende Beziehung in eine Schuldbeziehung. So zieht der Personbegriff auch den Namen in diese Schuldbeziehung mit herein (und neutralisiert seine benennende Kraft, verwandelt ihn in einen singulären Begriff: in eine singuläre Eigenschaft, die die Person dingfest macht; im Spitznamen drückt sich diese verdinglichende, fertigmachende Gewalt als Gelächter, deren letztes Objekt die Person ist, aus).
Empörung gibt es nur im Kontext der Personalisierung (Personalismus und Wertethik). Grundsatz der Personalisierung: An sich ist die Welt in Ordnung, aber leider gibt es ein paar Bösewichter (Prinzip der Idolatrie: Vergöttlichung der Bösewichter).
Personalismus und Wertethik ratifizieren die Zerstörung der Idee des Glücks. Benjamins Satz „Glücklich ist, wer seiner selbst ohne Schrecken inne wird“ bezieht sich auf ein Selbst, das sich allein im Angesicht Gottes konstitituiert.
Der Personalismus ist ein Ableger der christlichen Sexualmoral, die ihn zugleich stabilisiert; diese ist der Grund dessen, was seitdem „persönliche Verantwortung“ heißt: Zentrum einer Moral, die als Urteilsnorm das moralische Urteil durch Setzung des korrespondierenden Objekts: der Person, konstituiert. Hier liegt der Grund und der Ursprung des historischen Verdrängungsprozesses, Produkt einer auf den ersten Blick geringfügigen Verschiebung: der Vorstellung, die Erbsünde werde durch die Sexuallust (anstatt durch durch die sexualmoralische Urteilslust) auf die nachfolgenden Generationen übertragen. Das einzige Gegenmittel ist das Nachfolgegebot, das dem sexualmoralisch begründeten Feinddenken den Boden entzieht. (Zusammenhang von Sexualmoral, Objektivation und Verdinglichung, Personalisierung und Verinnerlichung des Opfers, Verschiebung des Mitleids vom Opfer aufs Selbst). Neubestimmung des Schuldbegriffs im Kontext des Nachfolgegebots (Befreiung vom Projektionszwang).
Personalisierung ist die letzte Möglichkeit, unter Verkennung der realen Beziehungen zwischen Welt und Person (der Weltgrundes der Person) Rachephantasien auszuleben. Die Verdrängung der Frage, was nach dem revolutionären Akt kommt, brutalisiert den revolutionären Akt, macht ihn terroristisch; ihr subjektiver Grund sind Heile-Welt-Phantasien (das Unheil kann nur von Bösewichtern kommen: so aber hat’s seit je die Kirche gelehrt). Die Säkularisierung der falschen Theologie, die Beibehaltung des Bekenntnisprinzips (mit Feinddenken, Ketzerverfolgung und -nicht zuletzt – Frauenfeindschaft) ist nur ein Indiz dafür, wie tief das christliche Erbe sitzt, wie sehr es uns in Fleisch und Blut übergangen ist; sie ist aber nichts weniger als eine geglückte Aufhebung des falschen Christentums. Der Atheismus, die Gottesleugnung, ändert die Welt nicht, versperrt nur der Reflexion die letzte Chance, das Moment der Unwahrheit im Weltbegriff zu begreifen.
Der Personbegriff drückte einmal die Anerkennung durch andere aus, die Hegel zufolge im Kampf um Leben und Tod errungen wurde und (ebenso wie das Eigentum, die Rechtsfähigkeit) die Person zur Person machte; in der verwalteten Welt ist die Person zum Knoten im Netz geworden, in dem sie gefangen ist und aus dem sie nicht mehr herauskommt: ist sie zu einer bloßen Funktion des Staates geworden, dessen Gewaltmonopol sie hilflos ausgeliefert ist, sofern sie nicht durch Eigentum geschützt ist. In dem Schimpfwort „diese Person“, das seinen logischen Ort im nachbarlichen Gerede hat, drückt sich die Wahrheit der vorfaschistischen Wertethik aus: als Person ist sie ungeschützt den Werturteilen ihrer Umwelt ausgeliefert; ohne Personbegriff kein Feinddenken: Horkheimers Wort über die Ambivalenz des Christentums gründet im christlichen Gebrauch des Personbegriffs (ohne den Personbegriff in der Trinitätslehre würde es keinen Grund für Apologetik und Theodizee geben; die damit systemlogisch verbundene Gottesidee ist ohne verteidigendes, apologetisches Denken nicht zu halten: Umkehrung der so neutralisierten Idee des Heiligen Geistes; es ist nicht unwichtig zu wissen, daß Tertullian, der den Personbegriff in die lateinische Theologie eingeführt hat, Jurist war: der Gedanke ist nicht abzuweisen, daß der Personbegriff hier nur noch das gemeinsame Verfügungsrecht der drei göttlichen Personen über die eine Wesenheit, die homoousia, ausdrückt).
Der Bekenntnisbegriff sowie Form und Inhalt des christlichen Dogmas bilden ein System, das jedoch nur dann zu begreifen ist, wenn das System als ganzes gleichsam als sein eigener Umkehrpunkt begriffen wird. Die Bekehrung dieses Systems, seine Rettung vor dem Instrumentalismus, läßt sich begründen aus dem Nachfolgegebot; ihre Realisierung wäre die Wahrheit des Satzes „Schwerter zu Pflugscharen“.
Gegen Heinsohn: Das Opfer ist kein Mittel der Katastrophenbewältigung, sondern eines der Schuldbewältigung: es will (wie das Experiment in der Physik) eine Untat durch Wiederholung ungeschehen machen. Und die Idolatrie (auch der Sternendienst und das Bilderwesen) ist ein Mittel der Komplizenschaft: der Rechtfertigung von Herrschaft.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Bezeichnungen Barbaren und Hebräern? Wenn, dann würde das genau die Differenz zwischen der hellenischen und der israelitischen Tradition ausdrücken: der Unterschied zwischen der projektiven Fremdbezeichnung und der reflexiven Selbstbezeichnung (sie „lebten als Fremde im Lande“ – ist der „hebräische Sklave“ ein „fremder“ Sklave?). Ist die Teilung bei Eber die zwischen Hellenen (im weitesten Sinne) und „Barbaren/Hebräern“ (der erste historische Ausdruck der Klassengesellschaft), die Teilung, in der sich die Hebräer auf der anderen Seite wiederfinden (und „Abraham der Hebräer“ sollte „ein Segen für die Völker“ werden)? Der verzweifelt scharfsichtige Nietzsche hatte Recht: die jüdisch-christliche Religion ist eine Sklaven-Religion (aber der „Wille zur Macht“ ist die falsche, die faschistische Konsequenz daraus: jedoch die einzige, wenn die jüdisch-christliche Tradition verworfen wird). Die Söhne Ebers waren Peleg (Teilung) und Joktan, Peleg gehört zum Stammbaum Jesu. Zwischen den Genealogien Joktans (Gen 1026) und Pelegs (Gen 1118) liegt der Turmbau zu Babel (Gen 111ff).
Nochmal zu den Söhnen Ebers: Ist der Teil der Nachkommenschaft Ebers, der vor der Sprachverwirrung benannt wird und wohl im Arabischen wohnt, eine Abspaltung, in der sich die Ursprache (die Sprache vor der Sprachverwirrung) erhalten hat? Oder hat Eber mit Abraham und seine Söhne mit den Söhnen Abrahams (und insbesondere Joktan mit Ismael) zu tun (wo sind ihre Siedlungsgebiete: die Söhne Joktans von Mescha, wenn man über Sefar kommt, bis ans Ostgebirge – Gen 1030 – und die Söhne Ismaels von Hawila bis Schur, das Ägypten gegenüber an der Straße nach Assur liegt – Gen 2518; ist nicht die Jakobsleiter in der Jakobsgeschichte das Gegenstück zum Turmbau von Babel)?
Die barbaroi sind die „Stammelnden“, nur die Hellenen sind sich selber verständlich. Ist nicht in der Prophetie der „Taumelkelch“ ein Bild für das, was im Hellenismus (im griechischen Mythos und in der Philosophie, in dem, was Nietzsche im Dionysischen, der Innenseite des Apollinischen, begriffen hat) dann sich entfaltet? Im Hegelschen Absoluten, in dem „kein Glied nicht trunken ist“ (vgl. hierzu auch Kants Antinomien der reinen Vernunft und Hegels Bemerkungen dazu), kehrt das wieder. In der philosophisch instrumentierten Trinitätslehre ist dieser „Taumelkelch“ ins Christentum eingewandert. Und der zentrale Begriff war wohl der der homoousia, den Konstantin in Nizäa durchgesetzt hatte.
Das Stammeln der Barbaren ist in der Schrift Wort geworden. Und die Aufgabe der historischen Bibelkritik scheint es zu sein, die Bibel aus ihrer falschen Verständlichkeit in dieses Stammeln zurückzuübersetzen, aus dem heraus sie vielleicht einmal wirklich verstanden werden kann. (Ist Hebräisch eine Objektsprache? Und verweist die Unterscheidung von Hellenen und Barbaren auf den Turmbau zu Babel?)
Die Sprache des NT ist Griechisch: die damalige „Weltsprache“ und die Sprache der Philosophie. Aber das neutestamentliche Griechisch ist weder das eine noch das andere, es stammelt gleichsam in beiden Sprachen. Zu begründen ist das neutestamentliche Griechisch eigentlich nur durchs Nachfolge-Gebot: als ein erster Versuch, in der Sprache der Welt die Schuld der Welt auf sich zu nehmen. So hat es auch sprachlich die Gestalt des Gottesknechts angenommen (Jes 421-9, 491-7, 504-11, 5213-53).
In Heideggers Fundamentalontologie wird der Taumelkelch zur Droge; davon ist die Kirche süchtig geworden.
Maß, Zahl und Gewicht (Waage): sind das nicht Raum, Zeit und Materie (vgl. Hegels Logik, Quantität)?
Zu Maß, Zahl und Gewicht (die Produkte der Abstraktion und des Vergleichens, von Augustinus als Hinweis auf die Trinitätslehre verstanmden): Liegt der Ursprung des „Gewichts“ im Geldwesen (das Geld als Einheit von schwerer und träger Masse; babylonische Tempelwirtschaft und Astronomie / Astrologie, Schuldknechtschaft; moderne Astronomie und Gravitationslehre als Stabilisator der Mechanik; Kopernikus und Newton waren Münzbeamte)?
Die Welt, auch die physikalische, ist die Wolfswelt.
Der „Schrecken Isaaks“ ist der Schrecken des „Er lacht“. Die tiefe Zweideutigkeit, die Dämonie des Lachens, in dem Freude und Hohn kaum voneinander sich trennen lassen, klingt hier an. Zuletzt erscheint das in der verkehrten (unbekehrten, mit dem christlichen Begriff der Sexualmoral zusammenhängenden) Vorstellung des Augustinus, daß zur Glückseligkeit der Seligen im Himmel der Anblick der Leiden der Verdammten in der Hölle gehört. Hier ist einer der christlichen Ursprünge des Faschismus; hier sind die Seligen im Himmel schon auf der Bahn zum KZ-Wächter. In jeder Law and Order-Mentalität steckt etwas davon.
Der positivistische Ansatz in Loretz‘ Hebräer-Buch hängt nachweislich zusammen mit der Unfähigkeit, das Moment der Gemeinheit im wissenschaftlichen Objektivismus (und in der vergesellschafteten Welt) zu reflektieren.
Die Josephs-Geschichte beschreibt den Vorgang der ursprünglichen Akkumulation des Kapitals im Kontext des Staatskapitalismus, während die ökonomisch-religiösen Institutionen in Babylon solche der Privatwirtschaft gewesen zu sein scheinen. Das Königtum und die Tempelwirtschaft sind Instrumente eines Handelsbürgertums, das so die Grundlagen des Handels: das Geld und das Vertragswesen, absicherte (dagegen ist der Dekalog von Grund auf antikapitalistisch).
Pyramide und Mausoleum: Zusammenhang von Staatskapitalismus und Totenkult.
Der Ursprung der Idee, die Welt müsse zivilisiert werden, ist griechisch (Alexander); und der Ursprung der Idee, sie müsse befriedet werden, römisch (Cäsar / Augustus). Beides kehrt wieder in der spätchristlichen Verbindung von Mission und Kolonialismus (die Asylanten von heute sind die Nachfahren der Hebräer).
Ebenso, ja mehr noch wie im Wörterbuch steckt die Weltgeschichte in der Grammatik (Genitiv / Dativ; mit dem Ablativ verschwindet der Sprachgrund der Gnadenlehre). Der Weltbegriff selber ist Teil einer grammatischen Struktur, eines grammatischen Konstrukts, des gleichen Konstrukts, durch das der Begriff in der Sprache verankert wurde (das prädikative Urteil, die damit zusammenhängenden Strukturen der Deklination und Konjugation), während die Mathematik sich aus der Sprache und gegen die Sprache entfaltete (Beziehung von Mathematik und prädikativem Urteil; Verstärkung der Gewalt des prädikativen Urteils durch die Mathematik: Was bedeutet der Begriff Mathematik?).
Die Metaphysik setzt die Physik, die Gegenstandswelt, voraus. Deren Konstruktion setzt wiederum die Astronomie voraus.
Die Heideggersche Philosophie ist ein Reflex der verdinglichten Objektwelt: die auftrumpfende Ohnmacht des Subjekts, der zwangshaft sich selbst reflektierende Instrumentalismus, der das Bewußtsein, Instrument zu sein (der „Uneigentlichkeit“), unter taktischer Verwendung der selber instrumentalisierten Bekenntnislogik (des Dezisionismus) zur „Eigentlichkeit“ aufspreizt. -
19.09.91
Ideologie und Fundamentalismus: O.Loretz nennt ideologisch, was dem wissenschaftlichen Weltverständnis widerspricht und (wie dann auch Heinsohn) fundamentalistisch, was die historisch-wissenschaftliche Bibel-Kritik nicht akzeptiert (vgl. seine Ausführungen zu H.H.Rowley, S. 217ff).
Das „Urteil der Geschichte“: Ist das nicht das Urteil des Historikers, das seine Objektivität anhand von Kriterien gewinnt, die denen des Inertialsystems in den Naturwissenschaften vergleichbar sind (Zentrum: Chronologie, Datierung; aber wie kommt das Wertmoment in dieses „Urteil“).
Bezeichnend, daß ein Historiker wie Oswald Loretz das reflexive Moment im Begriff der Hebräer nicht erkennt. Der biblische Autor bringt doch nichts anderes zum Ausdruck, als daß für ihn die Bezeichnung Hebräer eine Fremdbezeichnung ist; für ihn ist es die Bezeichnung, die die Ägypter und die Philister für die Israeliten (die sich selbst Israeliten nennen) verwenden. Der Fremdbezeichnung Hebräer entspricht die Selbstbezeichnung Israeliten. Diese reflexive Differenz zwischen den beiden Bezeichnungen wird dann in die Väter-, Exodus- und in die frühe Königsgeschichte zurückprojiziert. Zur Verdeutlichung der Differenz wird dann noch Abraham als Hebräer vorgestellt, während Israel als neuer Name Jakobs („Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen“) hier erst eingeführt wird. Beide, die reflexive Fremdbezeichnung als Selbstbezeichnung und die neue, theologisch fundierte Selbstbezeichnung, gehören zusammen als Momente des Erwählungscharakters dieses Volkes und als Selbstverständigungsgrund für den Monotheismus: den Kampf gegen Idolatrie und Opfer. Und könnte es nicht doch sein, daß in dieser doppelten Selbstbezeichnung auch die Erinnerung an eine historische Katastrophe enthalten ist, für die dann die ganzen Materialien zur Frage der Habiru zusätzlichen Stoff liefern. Ob diese Probleme, zu denen zentral die Folgen der Schuldknechtschaft zu gehören scheinen, sich allein hieraus erklären lassen, und ob nicht die gesamte Ursprungsgeschichte der Stadt mit Tempel- und beginnender Geldwirtschaft sowie mit Sternendienst und Astronomie mit aufzuarbeiten ist, scheint mir die Grundfrage zu sein, vor die der Datierung und der historischen Realität der biblischen Erzählungen dann doch wohl zurücktreten. Und sind es wenn nicht die gleichen, so doch vergleichbare Probleme, die auch den Untergang Roms bewirkt haben, und die im Zusammenhang mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Schuldenkrise) heute der gesamten Menschheit ins Haus stehen.
An der Schuldknechtschaft sind in der Alten Welt nur Einzelne zugrunde gegangen (die dann zu Hebräern sich zusammengeschlossen und überlebt haben), während mit der Zeitenwende das Römische Imperium zugrunde gegangen ist (dagegen haben die Christen sich als Kirche zusammengeschlossen: in ihr hat Rom überlebt); geht heute die Welt selber zu Protest?
Die Differenz zwischen Fremd- und Selbstbezeichnung ist eine Differenz, die sich durch den ganzen biblischen Text hindurchzieht (und die Anlaß gegeben hat, den biblischen Text auseinander zu dividieren und verschiedenen Quellen zuzuordnen). Hier kommt der historisch-kritischen Bibelwissenschaft ein Objektivitätsbegriff (und eine Beweislogik) in die Quere, der diese Reflexion nicht mehr zuläßt.
Es ist mehr als ärgerlich, weil es der Grund für so viele unproduktive Forschungsaufträge ist, wenn heute noch so viele Historiker sich als Geisteswissenschaftler verstehen und von dem Begreifen ökonomischer Zusammenhänge sich dispensiert fühlen.
In der Geschichte der historisch-wissenschaftlichen Bibel-Kritik greift die Geschichte der Verinnerlichung des Opfers auf den theologischen Gedanken über: so wurde die Theologie antisemitisch.
Die Bibel erinnert an eine Phase der Geschichte, in der die Privatgeschichte noch Weltgeschichte war. Der Säkularismus als Motor der Geschichte ist von der Theologie immer als Feind gesehen worden; der Preis war die christliche Sexualmoral.
Dient ein Großteil der Untersuchungen und der Argumentation von Loretz nicht dem Zweck, das Problem zu isolieren, es gegen seinen Kontext abzuschirmen. Denn nur unter dieser Bedingung lassen sich seine Thesen aufrecht erhalten, gelingt es, die Frage der Chronologie herauszuhalten und in jenen Denkgleisen fortzufahren, die einmal die nationalistische Geschichtsschreibung installiert hatte (Sprache =Volk = Nation = Staat).
Die Alternative Apellativum/Gentilizium ist falsch; oder in dem Sinne, wie es hier vorausgesetzt wird, sind die Hebräer kein Volk (ist die Bezeichnung kein Gentilizium).
Ps 88 (insbes. V. 6): hapsi = Freiheit der aus Schuldknechtschaft Entlassenen (vgl. Loretz: Habiru, S. 254ff). Freiheit im Totenreich.
…
5Ich zähle zu denen, die in die Grube fahren,
bin wie ein hilfloser Mann geworden.
6Wie die Toten bin ich frei (hapsu), wie die Durchbohrten, die im Grabe ruhenden,
deren du nicht mehr gedenkst,
sie sind ja deinem Walten entrückt.
…
11Tust du an den Toten Wunder,
stehn die Rephaim auf, dich zu preisen?
…
13Wird in der Finsternis dein Wundertun kund,
und deine Gerechtigkeit im Lande des Vergessens?
Die Übersetzung hps „Stoff“ (Loretz, S. 257) scheint mir nicht überflüssig, weil sie – wie das Totenreich an die vergegenständlichte Welt – (mit fast zwingender Systemlogik) an die Genesis des Materie-Begriffs (biblisch „Staub“: vgl. hierzu Gen 314,19) gemahnt.
Der Staub in der Sündenfall-Geschichte: sind das die Hebräer? Und ist der Staub der Abfall, der Rest, der übrigbleibt, nachdem die Welt durch die Mühle des Inertialsystems gedreht wurde? Und sind wir schließlich nicht selber dieser Staub, den wir, um die Schlange zu nähren, produzieren.
Die Hebräer haben von Anfang an den Götzendienst und die Opfer als Stabilisatoren des Herrendenkens begriffen und deshalb nicht mitvollzogen (außer in der reflektierten Gestalt: als Israel).
Gegen diese Objektivationsarbeit die Erinnerungsarbeit setzen. Das Ergebnis der Objektivationsarbeit ist hierbei zu nutzen: sie gibt der Erinnerungsarbeit Stoff, Anhaltspunkte und Fingerzeige.
Hat die Geschichte der Sara im Buch Tobit mit der Geschichte der Sara in der Patriarchengeschichte etwas zu tun? Hängt die Geschichte vom Dämon, der die Männer der Sara in der Hochzeitsnacht sterben läßt, mit Geschichte von der Unfruchtbarkeit der anderen Sara zusammen?
Ist der Übergang von Abram zu Abraham und von Sarai zu Sara ein sprachlicher Übergang? Was bedeutet das angehängte „i“ bei Sarai? (Vertritt dieses „i“ ein Personalpronomen, das bei dem neuen Namen entfällt? – Verzichtet Sara aufs Ich, oder wird ihr der Verzicht zugemutet, abverlangt?)
Ist die grammatische Differenz zwischen maskulinen und femininen Wörtern (insbesondere die maskuline Differenz und die feministische Einheit von Genitiv und Dativ) nur eine Eigentümlichkeit der indogermanischen Sprache? Anders: Ist die Differenz von Confessor und Virgo ein Strukturproblem der indogermanischen Sprache? Gehört es zum „Wesen“ des Christentums, daß es von der hebräischen Sprachstruktur sich lösen mußte, um den „Weltauftrag“ erfüllen zu können (und deshalb für Israel nicht mehr verständlich war)?
Das Christentum ist durch seinen Eintritt in die indogermanische Sprachwelt selber zum Opfer der babylonischen Sprachverwirrung geworden (steht das Christentum zum Römischen Reich wie Israel zu Babylon?).
Die Erfindung der Sumerer, ein Nebenprodukt der alttestamentlichen Wissenschaft, hat diese zugleich begründet und verwirrt (als späte Folge der babylonischen Sprachverwirrung, deren Erkenntnis sie zugleich verhindert und ermöglicht). Das Ergebnis dieser Verwirrung ist an Texten wie dem von Oswalt Loretz im Detail nachzuweisen.
Auch die Bibel ist einem Inertialsystem unterworfen, dessen gegenständliche und vergegenständlichende Kraft in der Chronologie begründet ist. Rosenzweigs Übersetzung des R (= Redaktor) mit Rabbenu (unser Lehrer) drückt das aufs genaueste aus.
Wer sich über die Bedeutung und die Tragweite der Kanonisierungsprozesse klarwerden will, sollte die Bedeutung und die Tragweite der kopernikanischen Wendung für die moderne Welt studieren.
Wenn Abraham (der Name) etwas mit den Hebräern zu tun hat, und Isaak (vielleicht auch Esau) mit Isa/Jesus, und beide mit der Beziehung von Moses und Joschua, wie verhält es sich dann mit Jakob/Israel (Sara)? Sara lachte, als ihr im Alter von neunzig Jahren ein Sohn angekündigt wurde; Jakob ist der einzige, der Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen hat (Moses nur hinter seinem Rücken wie Abraham).
Sonne, Mond und Sterne, oder das verdinglichte Licht und der Herrschaftsauftrag.
Sind die Fische nicht noch auf andere Weise stumm als die übrigen Tiere? Während die Stummheit der Tiere sonst mit dem Vorgang der Namengebung (der Menschwerdung Adams) zusammenzuhängen scheint, liegt die Stummheit der Fische davor; und es erscheint mehr als merkwürdig, daß zu den ältesten Lebewesen überhaupt die Haie gehören (sind die Haie Säugetiere?).
Ist das Tier vom Lande das durch Benennung durch den Menschen verletzte Tier, und das Tier aus dem Wasser der Schöpfungsdrache? (Bei welchem Tier braucht es Weisheit und Verstand, um seine Zahl – 666, die Zahl eines Menschen – zu entziffern?) Das Tier vom Lande ist von Gott gemacht (von der Erde hervorgebracht) und vom Menschen benannt, das Tier aus dem Wasser ist (wie Himmel und Erde und am Ende der Mensch) von Gott geschaffen.
Ob die Bibel in der Form, in der sie heute vorliegt, historisch wahr ist, ist eigentlich unerheblich. Franz Rosenzweigs Abwendung vom Historismus und Wiederentdeckung des Offenbarungsbegriffs ist ein erster Versuch, das zu begreifen. Nicht unerheblich (vielmehr von erheblicher geschichtsphilosophischer Bedeutung) ist, daß sie während der ganzen christlichen Geschichte als historische Wahrheit genommen worden ist (und hierbei eine Hilfe war, die Welt zu verstehen und in der Welt zu bestehen).
Der Personbegriff drückt zunächst einen ästhetischen und dann einen ökonomisch-juristischen Sachverhalt aus (Maske des Helden, Eigentümer, Träger des Namens und Subjekt der rechtlich-moralischen Zurechenbarkeit seiner Handlungen). Über dieses Vehikel ist – in der lateinischen Version – die Philosophie in die Theologie mit hereingenommen worden, die sie dann von innen zerstört hat (oder nur verpuppt?). Durchs Medium der philosophischen Reflexion hat die christliche Theologie sich entfaltet, wurde sie zugleich neutralisiert, unschädlich gemacht. (Das Dogma hat die Theologie unter Langzeit-Narkose gesetzt.)
Persona als Maske des Helden: Hängt das auch mit dem Ursprung des Geldes zusammen (Tragödie als Urform der Selbstreflexion des Kapitalismus)? Vgl. die Goldmaske des Priamus und Jesu Antwort auf die Steuerfrage („Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist“).
Der antike Begriff des Äons, der insbesondere in der apokalyptischen Literatur erscheint, hier vor allem durch Tiere symbolisiert wird, drückt genau die verschiedenen Gestalten der Weltverständnisse (die verschiedenen gesellschaftlichen Inertialsysteme) aus. Kann es sein, daß diese Äonenlehre zusammenhängt mit der kabod-Theologie, mit der an der Herrlichkeit Gottes sich orientierenden Theologie (die Lade im Tempel, Ezechiel, die Kerubim mit den die Äonen symbolisierenden Gesichtern – auch mit dem kreisenden Flammenschwert -, zuletzt die Merkaba-Mystik)? War diese Theologie das theologische Äquivalent des heidnischen Sternendienstes (und deshalb Herrschaftsmystik)? – Dagegen war die spätere Kabbala Schem-Mystik, Namens-Mystik.
Das Relativitätsprinzip ist gleichsam ein mimetischer Akt, in dem sich das Bewußtsein dem Inertialsystem gleichmacht (zugleich sich in seine Gewalt begibt). Das Entscheidende am Relativitätsprinzip ist, daß die Bewegung des Objekt gleichgesetzt wird einer Bewegung des Raumes. Diese Gleichsetzung ist eine Nivellierung der Subjekt-Objekt-Beziehung. Das Subjekt ist im gleichen System auch Objekt; aufgrund des Relativitätsprinzips sind beide austauschbar. Damit hängt es zusammen, daß der Inhalt der physikalischen Erkenntnis sprachlich fast nicht mehr zu vermitteln ist. Im Rahmen des „naturwissenschaftlichen Weltbildes“, zu dem es keine Alternative mehr zu geben scheint, sind die sinnlichen Empfindungsqualitäten, von der Farbe rot bis zur Sexuallust inmommunikabel geworden.
Wenn die Physik Ausdruck der Natur ist, dann ist eine Vergewaltigung Ausdruck der Frau (dazu wird sie dann ja auch in Strafrechtsverfahren in der Regel gemacht).
Bei der Erschaffung der Pflanzen und der Tiere wird unterschieden zwischen dem Wachsenlassen und dem Hervorbringen; beidemale ist die Erde das Subjekt.
Theologische Texte, deren Verständnis und Auslegung dem Indentitätsprinzip unterworfen wird (mit dem wir das Denken abschaffen, weil wir die Objektivität zum Herrn über das Denken machen), werden vergewaltigt.
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