Die Dreidimensionalität des Raumes begründet seine redundante Struktur und damit die Identität des Objekts, des Urteils und des Begriffs.
Die subjektiven Formen der Anschauung sind das Instrument der Beelzebubisierung, sie begründen das Reich, das mit sich nicht uneins ist: die Einheit des Herrendenkens.
Die Farben sind aus den Konstruktionen der elektrodynamischen Objektivation und Instrumentalisierung des Lichts nicht rekonstruierbar. Im Seitenblick auf die Farben, im Blick von außen, verschwindet ihre Qualität (die Schmerzen des Andern sind beschreibbar, sie können „nachgefühlt“ werden, sind aber kein Inhalt meiner Empfindung).
Die Erlösung ist nicht identisch mit der Freiheit von Schuldgefühlen. Beide, die Freiheit von Schuldgefühlen wie auch die „Schuldgefühle“ selber, sind generell pathologisch. Nur dem, der die Sünden (die er vergeben kann) vergibt, werden die Sünden vergeben.
Ist nicht die Lehre von der ewigen Wiederkunft ein Versuch, die Idee der Auferstehung zu retten, auch wenn die Vergangenheit irreversibel ist?
Wie hängt der Begriff der Schwere der Schuld mit der Einstein’schen Identität von träger und schwerer Masse (und der Bogen in den Wolken mit dem Gravitationsgesetz) zusammen? Gründet nicht die Beziehung der Farbe zu den Manifestationen seiner elektrodynamischen Objektivation (seiner Instrumentalisierung) in der Beziehung zur Schwere? Und ist diese Instrumentalisierung nicht der genaueste Ausdruck der Hegel’schen List der Vernunft? Sind die subjektiven Formen der Anschauung das Instrument der List der Vernunft?
Das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit und das Problem der Konstituierung der elektrodynamischen „Erscheinungen“ (ist nicht der Korpuskel-Welle-Dualismus die Widerlegung des naiven Realismus der Mikrophysik?).
Die spezielle Relativitätstheorie ist selber noch abstrakt: Konstant ist nicht die Lichtgeschwindigkeit, sondern die Relation, die sich darin ausdrückt. Und kann es nicht sein, daß diese Relation (der „Wert“ der Lichtgeschwindigkeit) selber noch eine abhängige Variable ist?
Ist nicht die von Heisenberg und Weizsäcker nach dem Krieg etablierte Legende ein Paradigma des kollektiven Verdrängungsprozesses in Deutschland?
Der erste Ausdruck der List der Vernunft war der unbewegte Beweger des Aristoteles, der dann bei Hegel als die Idee des Absoluten sich enthüllte. Zwischen Aristoteles und Hegel liegt der gesamte Prozeß der europäischen Aufklärung, der die Geschichte der christlichen Theologie und die der Naturwissenschaften mit einschließt.
Drücken nicht Lev 2619 und Dt 2823 die beiden Aspekte des Inertialsystems aus:
– den Himmel über euch will ich wie Eisen machen und die Erde wie Erz, und
– der Himmel über deinem Haupt wird ehern sein und die Erde unter dir von Eisen?
Vgl. hierzu Lev 26 und Dt 28 im ganzen.
Wenn die Erde zum festen Boden wird, wird der Himmel zum Schicksal, zur Feste des Himmels.
Die Philosophie ist das work in progress der Instrumentalisierung des Schicksals, der Instrumentalisierung des Himmels.
Vor eine Theorie des Namens wäre das Motto: in philosophos, vor eine Theorie des Angesichts: in theologos, und vor eine Theorie des Feuers: in tyrannos zu setzen.
Der azurne Himmel des Tages und der Sternenhimmel der Nacht: die von beiden Seiten beschriebene Buchrolle.
Das Anschauen ist der Grund (und das Instrument) der Gewalt der Objektivierung.
Am Anfang des Christentums steht ein Urschisma (die Abgrenzung gegen die Juden) und eine Urhäresie (die Gnosis).
So wie der Staatsschutz die RAF, so braucht der nur verdrängte Antisemitismus den Netanjahu.
Stehen nicht
– das Sacharja-Wort „Wer euch antastet, tastet seinen Augapfel an“ (28) und
– der letzte Satz des Jakobusbriefs „Wer einen Sünder von seinem Irrweg bekehrt, der wird seine Seele vom Tode retten“ (520)
in einer merkwürdigen Beziehung? Auf wen beziehen sich die Possessivpronomen vor Augapfel und Seele?
Es gibt ein starkes Selbstmordmotiv, wonach einer mit einem Selbstmord Menschen, die ihm nahe sind, bestrafen möchte. Hierbei geht der Selbstmörder davon aus, daß der Tod nicht der Tod des Andern ist, sondern ein Tod für andere. Diese Instrumentalisierung, die eines der stärksten Selbstmordmotive ist, ist das Grundmodell und das Paradigma des Schuldverschubsystems.
Ist nicht das exemplarische Beispiel des logischen Schlusses ein Paradigma der Beziehung der Philosophie zum Schuldverschubsystem:
Alle Menschen sind sterblich;
Sokrates ist ein Mensch;
Also ist Sokrates sterblich?
Die Philosophie hat das indogermanische grammatische Perfekt ratifiziert: Sie hat die Vollendung durch den Tod ersetzt. Gegen diesen Schluß richtet sich der letzte Satz des Jakobusbriefs.
Die Bekenntnislogik steht unterm Bann der List der Vernunft. Die List der Vernunft hat das Bekenntnis aus dem Bereich der Logik des Namens in den des Begriffs übertragen. Der Preis war die Vergöttlichung des Jesus im Sinne der Idolatrie.
Das Gebot gründet im Angesicht; zum Gesetz wird es hinter dem Rücken.
Im Namen erinnere ich das Angesicht.
Goethe-Denkmal: Das Bild begründet das Gesetz.
Die Mathematik hat die Transformation des Angesichts ins Bild (des Gebots in das Gesetz) automatisiert. Das Inertialsystem totalisiert diese Transformation. Dazu braucht der Raum seine drei Dimensionen.
Wird dieser Transformationsprozeß nicht täglich in der Dämmerung, im Sonnenuntergang sinnlich erfahrbar?
„Es ward Abend und es ward Morgen, ein erster (zweiter etc.) Tag.“ Davor steht der Satz „Und Gott sah, was er gemacht hatte, und siehe, es war gut“. Wenn beide Sätze getrennt werden, was steht dazwischen? Am zweiten Tag, an dem das „… es war gut“ fehlt, steht vor dem „Es ward Abend …“: „Und Gott nannte die Feste Himmel“.
Wie hängen Nacht und Tag (das Sechstagewerk) – auch Mond und Sonne, die über die Nacht und den Tag herrschen – mit dem „der ich schaffe die Finsternis und bilde das Licht“ zusammen?
Vermag die Kraft der Reflexion auch die Planetenbahnen, die „Wege des Irrtums“, zu durchdringen? Liegt es an ihr, dem Himmel die Freude der Bekehrung des einen Sünders zu bereiten? Planeten sind Urteilszentren; auf sie bezieht sich die Kraft der Reflexion.
Ist die Merkaba der Verführung der Größe erlegen, der gleichen Verführung, die fürs Christentum vom Staat ausgegangen ist? Im Islam hat die Staatsverführung als „Religion“ sich verselbständigt.
Sind die Merkaba, die Kabbala und Sabbatai Zwi der Schlüssel zum Verständnis der korrespondierenden Entwicklungen im Christentum?
Rede ist organisiertes Geschwätz. Die Rede zielt auf Wirkung, nicht auf Erkenntnis.
Wäre nicht die Geschichte der Auseinandersetzung mit den Häresien neu zu schreiben: ausgehend von der Erkenntnis, daß die Orthodoxie in dieser Geschichte immer genau das rezipiert hat, was sie formell verurteilt? Das aber heißt, daß es heute keine größere Gefahr, häretisch zu werden, mehr gibt als die in der Bemühung, die Gefahr der Häresie zu vermeiden.
Zu Jak 219: Heute haben die Dämonen gelernt, auch das Zittern noch zu vermeiden (es auf die Dinge zu übertragen).
Heisenberg
-
7.4.1997
-
19.3.1997
Wie hängt die Verdrängung des Vergangenen mit der Exkulpationsautomatik der subjektiven Formen der Anschauung (des Inertialsystems) zusammen? Die Leugnung der Asymmetrie begründet die Gewalt des Todes, definiert die Todesgrenze. Die Verführungskraft der Sprache steckt u.a. in den Adjektiven.
Zum letzten Abschnitt in „Heisenbergs Krieg“: Liegt nicht das Problem Heisenberg auf einer anderen Ebene, kommen nicht Goudsmit und Bush der Sache näher, wenn sie auf das „Stümperhafte“, auf das deutsche Organisationsgesetz, auf die Struktur des ganzen Apparats verweisen? Liegt das Problem nicht einer Struktur, die heute auf anderer Stufe wiederkehrt: in den in dieser Struktur liegenden Verführungen zur Verantwortungslosigkeit, die vom deutschen Nationalismus (der heute auch formell „die Welt“, „das Ausland“, zum Vorbild und zum Maß seines Handelns nimmt) nicht zu trennen zu sein scheint. Wichtig sind nicht die Ziele, die man anstrebt, sondern wichtig allein ist der Schein, den das Handeln nach außen erzeugt, sind die Exkulpations- und Rechtfertigungsmechanismen, die das Handeln beherrschen; wichtig ist in einer Welt, in der alle ihre Pflicht tun, aber keiner mehr weiß, was er tut, die Entlastung, das Streben, nicht verantwortlich gemacht werden zu können, ein, wie es scheint, insbesondere in Deutschland zentrales handlungslogisches System (Habermas‘ Begriff des „kommunikativen Handelns“ zielt auf die Explikation dieser Handlungslogik). Diese Entlastung ist eines der seine Verführungsgewalt begründenden Effekte des Nationalismus. Wichtig sind die Rechtfertigungs- und Exkulpationsmechanismen, die der Nationalismus (wie die Bekenntnislogik, die ihm zugrundeliegt) bereitstellt. Der Nationalismus macht die Welt zum Subjekt, das Subjekt zum (tendentiell paranoiden) Objekt dieser Welt. Das „reinste Gewissen der Welt“ (Heisenberg) ist das gewissenlose Gewissen. Es gehört in den gleichen logischen Zusammenhang wie das „Am deutschen Wesen muß die Welt genesen“ und der wilhelminische Begriff der „Weltgeltung“ (der übrigens auch der Name einer deutschen Zündholzmarke war). Die Fixierung aufs Ausland nach dem Kriege, deren Angelpunkt der Begriff der Kollektivscham war, war eigentlich nur die genaue Umkehrung der nationalsozialistischen Feindbild-orientierten Eroberungspolitik, die seit je das dem Feind unterstellte Handeln zur Norm des eigenen Handelns gemacht hat, den Feind als Alibi für die eigene politisch-moralische Enthemmung gebraucht hat.
Rekonstruktion der Logik des Geldes: Wie hängt die „Globalisierung“ (das Ende der Nationalökonomie und die Vorherrschaft der Betriebswirtschaft) mit dem Ursprung – des Handels im Fernhandel (gemeinsamer Ursprung von Ware und Sklaven), – der Geld- und Tempelwirtschaft in der den unterworfenen Völkern auferlegten Tributzahlung und – des Instituts der Schuldknechtschaft zusammen? Die Freisetzung der Marktgesetze vollendet die Geschichte der Gewalt, die mit dem Ursprung des Staates sich entfaltet und am Ende den Staat von innen zerstört. Das Geld hat die Vorstellung des unendlichen Raumes, in dem seine Logik sich spiegelt, begründet und stabilisiert. -
16.3.1997
Das Private und das Öffentliche sind die beiden Brennpunkte der elliptischen Wege des Irrtums.
Meint Thomas Powers wirklich, es handle sich um bloß mangelnde Sensibilität, wenn Heisenberg niederländische Physiker nach seinem Besuch in den Niederlanden im Oktober 1943 in einem offiziellen Bericht an den damaligen Reichserziehungsminister und wenige Monate später zusätzlich bei den deutschen Besatzungsbehörden in Holland denunziert (Heisenbergs Krieg, S. 452)?
Macht diese „Unsensibilität“ nicht, was Goldhagen den eliminatorischen Antisemitismus der Deutschen nannte, verständlich: den Rachetrieb der Empfindlichen? Bei Thomas Powers kann man die Verstrickungen der Physik (paradigmatisch der „Kopenhagener Schule“) in die Katastrophen dieses Jahrhunderts studieren. Die SS hatte Nils Bohr liquidieren lassen wollen, die amerikanischen Geheimdienste Heisenberg.
Der Dingbegriff ist das Produkt der Instrumentalisierung (die der Ziele anderer als Mittel sich bedient). Das Feuer ist ein Reflex (die Rückseite?) der Instrumentalisierung (als Werkzeuge erfunden wurden, wurde auch das Feuer entdeckt).
In die RAF kann ich mich insoweit hineinversetzen, als sie von der Erfahrung geprägt war und davon ausgehen mußte, daß das, was sie tat, nur Wut provozieren konnte. Allein die Präventivwut der RAF ist mir unverständlich (daß sie mit dem Kollektiv der Wütenden sich gemein gemacht hat, in das Kontinuum der Wut sich hat hereinziehen lassen). Diese Präventivwut hat dazu beigetragen, die Wut der anderen Seite zu legitimieren. So ist heute die Wut zum alles beherrschenden Klima geworden. Es gibt keine Wut, die nicht kollektive Züge trägt, die nicht der Absicherung durch andere bedarf. Wut ist die Substanz der Bekenntnislogik. Empörung ist ein Wutventil, in der sie sich selbst genießt; Empörung verstärkt die Wut.
Der Ansatz zur Lösung des Problems des Lichts liegt in der Feststellung, daß die physikalische Richtung des Lichts seiner sinnlichen Richtung (der Richtung des Blicks) exakt entgegengesetzt ist. Ist das Auge des Polyphem die erste Gestalt der subjektiven Form der äußeren Anschauung? Blick und Gegenblick bedürfen zweier Augen, der Blick des Einäugigen (der Blick Polyphems) ist seelenlos. Das wirkliche Sehen ist reflektierendes Sehen, es hat die Sprache in sich; die subjektive Form der äußeren Anschauung abstrahiert von dieser Reflexion, sie abstrahiert von der Sprache. (Was ist mit den Augen von Sabine Christiansen und Ulrich Wickert?)
Neoliberalismus: Was hat es mit den noctium phantasmata, den Schreckbildern der Nacht (Vesper-Hymnus), auf sich. Sind nicht die schlimmsten Schreckbilder der Nacht die, deren Urheber sie selber nicht mehr wahrnehmen, weil sie sie auf die Andern verschieben? -
15.3.1997
Gezählt, gewogen und zu leicht befunden: Entlastung durch Schuldverschiebung (Rechtfertigung, Abwehr und Projektion). Sind Hörner ein Symbol für Rechtfertigung, Abwehr und Projektion?
Der Sündenfall des Christentums war die Urteilsmagie, die dann zwangsläufig des Staats zur eigenen Legitimation bedurfte. Die magische Gewalt, die der Urteilsmagie zugrundeliegt (die dem Urteil Realität verschafft und den Weltbegriff konstituiert), ist das Gewaltmonopol des Staates.
Die Vorstellung, daß die Wahrheit eine Qualität des Urteils ist, ist mit der Philosophie (mit der Subjektivierung der Schicksalsidee) entsprungen. – Damit kam die Wahrheit von Anfang an in Deubels Küche.
Sind nicht die beiden aristotelischen Definitionen des Menschen, das zoon nous echon und das zoon politikon, identisch, ist nicht diese Vernunft die instrumentelle Vernunft?
Das urteilende Wesen ist ein sehr empfindliches Wesen. Erst die Fähigkeit zur Reflexion des Urteils transformiert die Empfindlichkeit in Sensibilität.
Der Begriff des „Überzeitlichen“, der die Urteilssphäre konstituiert, ist die Pforte der Hölle.
Urteilslust: Die „unbedingte Verurteilung“ des Faschismus ist der Zeugungsakt, über den der Faschismus sich reproduziert.
Hat Schieferstein vielleicht tatsächlich seine politischen Grundüberzeugungen durch sein Hobby: als Bienenzüchter, gewonnen?
Die allseitige Reflexionsunfähigkeit ist der Grund der Wahrnehmungsunfähigkeit, der Blindheit.
Die These, Heisenberg sei während des Krieges in Deutschland geblieben, um die Wissenschaft für die Nachkriegszeit zu retten, ist abenteuerlich, sie ist wirklich eine Legende. Eine Legende, die unter Berücksichtigung der Umstände schwer nachvollziehbar ist. Die Version Nils Bohrs über seine Begegnung mit Heisenberg im Jahre 1941 (im Jahr der Siegeseuphorie in Deutschland) ist zweifellos plausibler als die Version, die Heisenberg dieser Begegnung nachträglich zu geben versucht hat.
Es gibt Erfahrungen, die einen wie ein Hammer treffen, wie ein betäubender Schlag, von dem man sich erst erholt, wenn es einem gelingt, diesen Schlag durch Reflexion aufzuarbeiten.
Ist der Engel, mit dem Jakob gerungen hat, der gleiche Engel, der Abraham daran gehindert hat, seinen Sohn zu opfern, und ist das der Engel, der anderen später im Traum erscheint? Und ist es der Engel, der in den Apokalypsen als angelus interpres auftritt?
Werden heute Engel nicht mit Kuscheltieren verwechselt? Und sind die Kuscheltiere die Nachfahren der Schutzengel?
Bergleute gehören zu den Mythen meiner Kindheit. (Die Vorstellung, daß Menschen, die ich kannte, in Bergwerken arbeiten mußten, war für mich schrecklich, aber die Tatsache, daß „unter Tage“ gearbeitet wurde, hat mein Weltverständnis geprägt.) -
9.3.1997
Die Nachkriegsgeneration: Kinder der Dingwelt.
Selbstverdinglichung, der Versuch, die Last, die auf uns liegt, durch Abwälzung auf andere (durchs Schuldverschubsystem) zu reduzieren, potenziert die Last.
Rechts und Links nicht unterscheiden können: Die Umkehr wird in der Regel auf die Beziehung zwischen vorn und hinten (im Angesicht und hinter dem Rücken) oder oben und unten (Gott und Kreatur) bezogen, nicht auf die von rechts und links (über die ich, wie es scheint, nichts vermag). Rechts und Links: Diese Umkehr wäre die Bekehrung des Andern, ein Motiv, das die Kirchen – über das Verfahren der Mission – zu willigen Helfern des Imperialismus gemacht hat. Aber gibt es nicht auch das andere Motiv, daß, wer einen Sünder vom Weg des Irrtums bekehrt, seine eigene Seele rettet, und daß über die Bekehrung des einen Sünders größere Freude in den Himmeln herrscht als über 99 Gerechte?
Hängt die Blut-Symbolik (das Abwaschen der Sünde, das Reinwaschen der Kleider durchs Blut des Lammes, aber auch die Blut-Symbolik in der Thora und bei den Propheten) mit diesem Rechts-Links-Paradigma zu tun? Ist sie vielleicht nur so vom Schein der Metzgertheologie zu befreien? Liegt hier die Lösung des Rätsels des Rassismus (das selbst bei Rosenzweig in einer Weise anklingt, die nach Auschwitz unerträglich geworden ist)? Liegt an der Frage der Unterscheidung von Rechts und Links die Umkehr Gottes (die Möglichkeit einer Theologie im Angesicht Gottes)? Unsere eigene Seele ist in den Wegen des Irrtums des Sünders (in den subjektiven Formen der Anschauung, in der Logik des Geldes und in der Bekenntnislogik) mit gefangen.
Oh wie gut, daß niemand weiß, daß ich Rumpelstilzchen heiß: Enthält das Gespräch, das Heisenberg im Krieg mit Nils Bohr geführt hat, den Schlüssel zum Verständnis des Versuchs, nach dem Krieg eine „einheitliche Weltformel“ zu entwickeln? Hat sich das nationalistische Erbe in diesen hilflosen Versuch, Einstein zu übertrumpfen, zurückgezogen, verkapselt und in einen Objektivismus entstellt, der seitdem endgültig nicht nur die Naturwissenschaften, sondern die Welt verhext?
Stand der Aufklärung: Heute reden alle übereinander, weil sie die allgemeine pathologische Empfindlichkeit daran hindert, mit einander zu sprechen. Selbst die Theologie ist zur „Rede von Gott“ verkommen.
Am Beispiel des Begriffs der Empfindung wäre nachzuweisen, daß der historische Subjektivierungsprozeß (die Rückseite des Objektivierungsprozesses) ein Vergiftungsprozeß ist. Der Begriff der Empfindung verweist auf die pathologisierende Gewalt der Aufklärung, die zu reflektieren wäre. Statt dessen haben die Nachfolger der kritischen Theorie die Dialektik der Aufklärung liquidiert.
Hängen nicht die Objekte der Subjektivierung: Empfindung, Kritik und Schuld, wie der Verblendungs-, Schuld- und Herrschaftszusammenhang mit einander zusammen?
Gesellschaftskritik als Waffe ist ein Instrument der Potenzierung des Kritisierten, Gesellschaftskritik hat nur ein Recht als Mittel der Reflexion.
Die Subjektivierung der Empfindungen, der Meinungen und der Schuldgefühle sind Attribute der Feindbildlogik.
Hat nicht Paul Watzlawik zum Gespräch zwischen Heisenberg und Bohr ein aufhellendes Beispiel geliefert, das nur den einen Mangel hat, das es nur die Psychologie, nicht die Logik dieses Gesprächs beleuchtet?
Verstricken sich nicht die „Alternativen“, die außerhalb des Systems (in der Natur oder in der Religion) die Nischen einer „heilen Welt“ suchen, eben damit in den Netzen des Systems? Sie möchten dem Schuldzusammenhang nur entrinnen, anstatt der Mühe sich zu unterziehen, ihn durch Reflexion zu sprengen.
„In vierzig Tagen wird Ninive zerstört“: Liegt der Unterschied zwischen Jonas und Tobias vielleicht nur in dieser Frist?
Ersetzt nicht der Begriff der Buße, und zwar schon im Namen der lateinischen paenitentia, die Umkehr durch die Selbstbestrafung, durch die Verinnerlichung von Herrschaft? Buße ist gnadenlos.
Drückt nicht in der Darstellung der Buße im Buch Jona in der Tat die Unfähigkeit, Rechts und Links zu unterscheiden, sich aus?
Haben Rechts und Links mit Tod und Auferstehung zu tun, und die Unterscheidung von Rechts und Links mit der Umkehr Gottes?
Es gehört zur Logik der Unsterblichkeitslehre, daß sie mit dem eigenen Tod den der Anderen verharmlost, in Kauf nimmt, daß sie hilft, den Verdrängungsprozeß gegen die Vergangenheit zu legitimieren: die Finsternis zu befördern. Ist die Finsternis das Licht der Aufklärung (der Begriff der Klarheit erinnert an die klaren Verhältnisse, die das Feindbild hervorbringt)?
Zur Geschichte der Aufklärung gehört das Bild der Wilden wie zum Ursprung der Philosophie das der Barbaren. Sind die Wilden das Produkt der Hellenisierung der Barbaren, die nur durchs Christentum möglich war?
Ist der Streit in der Prozeßgruppe ein nachträglicher Sieg Hembergers und Schiefersteins, eine Folge der Unfähigkeit, das, was im Prozeß passiert ist, zu reflektieren? Und macht uns nicht unsere Empfindlichkeit zu Marionetten des Systems, zu willigen Vollstreckern der BANK, DIE IMMER GEWINNT? -
8.3.1997
Bezeichnet die „Venuskatastrophe“ einen Vorgang, zu dem der Ursprung des Staates (der Organisation einer Gesellschaft von Privateigentümern), die Objektivation der Sternenwelt (die Trennung von Natur und Welt) und die Freigabe der Sexualität (der gemeinsame Ursprung der Ehe und der Prostitution) gehören? Die Begründung der Astronomie, die Vergegenständlichung der Sternenwelt, ist ein Teil der Herrschaftsgeschichte. Hängt nicht die Venuskatastrophe mit dem Ursprung der Sexualmoral als Urteilsmoral, insgesamt mit der Entfaltung der Urteilslogik, zusammen?
Bereschit: Wer den zeitlichen durch den logischen Anfang (den Ursprung) ersetzt, gerät in den Bann der Elementarmächte.
Geschaffen wurde nicht die Welt: Dann nämlich würde im Staat Gott sich manifestieren.
Geoffenbart wurde kein Wissen, auch nicht ein durch den Glauben vermitteltes: Dann wäre die Offenbarung ein Reflex der Subjektivität, den sie in Wahrheit sprengt.
Und erlöst wird nicht die Natur, sondern Erlösung ist die Erlösung vom Bann der Natur.
Gegen die Kollektivscham gilt: Nicht Scham, sondern Trauer.
Zum Problem der Errichtung eines Holocaust-Denkmals wäre der sanfte Hinweis notwendig, daß Auschwitz kein Heldenfriedhof ist. Begründen und verkörpern in Deutschland Denkmäler nicht doch seit je nur Tabus (seit es Goethe-Denkmäler gibt, wird Goethe in Deutschland nicht mehr gelesen), und hat Mihm, als er sich auf die „Kriegerwitwen“ berief (gibt es auch Autofahrerwitwen, Katastrophenopfer-Witwen), nicht so etwas wie die unsäglichen „Kriegerdenkmäler“ gemeint?
Hängt nicht der Korpuskel-Welle-Dualismus wie auch die damit verbundene Heisenberg’sche Unbestimmtheitsrelation und die Bohr’sche Komplementarität mit der Doppelfunktion der Lichtgeschwindigkeit zusammen, die sowohl auf die einzelne Bewegungsrichtung des „Lichtstrahls“ als auch auf die Ausbreitung des Lichts im ganzen Raum (in alle Richtungen des Raums gleichzeitig) sich bezieht? Dem einzelnen Lichtstrahl korrespondiert die korpuskulare Interpretation, die Ausbreitung in einem dreidimensionalen Raum erzwingt das Bild der wellenförmigen Bewegung. Gründet nicht das individualisierende Moment (die Atomvorstellung und ihre Durchorganisation) in dieser Doppelfunktion, die dann auch den zentralen Konstanten, dem Planck’schen Wirkungsquantum und der elektrischen Elementarladung, zugrundeliegt?
Sind die Maxwellschen Gleichungen ein Äquivalent des Relativitätsprinzips? -
7.3.1997
Rührt nicht der Haß auf die Prostituierten u.a. daher, daß sie für sich das Recht in Anspruch nehmen, über ihren Körper (der im Kontext der patriarchalischen Zivilisation das Eigentum des Mannes ist) selber zu verfügen?
Objektivierung und Instrumentalisierung: Grundlage der gesellschaftlichen Institutionen ist die Austauschbarkeit von Mitteln und Zwecken (Institutionen sind Mittel, die sich selbst zum Zweck geworden sind, ein eigenes Selbsterhaltungsprinzip gewinnen und so zum Subjekt werden). Instrumentalisierung ist die Verwandlung von Zwecken in Mittel, in den Institutionen werden Mittel zu Zwecken. Das transzendentale Subjekt ist das autonome, sich selbst Zwecke setzende Subjekt: So wird ihm die Welt zur instrumentalisierten Welt, zu einem Ensemble von Mitteln seiner Selbsterhaltung. Ist das transzendentale Subjekt nicht ein erkenntnistheoretischer Reflex der Institutionen (der „juristischen Personen“), deren erste der Staat (die Nation) ist? Was bedeutet dann die Verrottung des Staates für die Konstruktion des Subjekts?
Steckt nicht die ganze Kritik der Astronomie (und der Chemie?) in der Einsicht, daß es im Kontext der mathematischen Naturerkenntnis zum Inertialsystem keine Alternative gibt?
Der Himmel ist sein Thron, die Erde der Schemel seiner Füße: Heißt das nicht u.a.,
– daß es kein endgültiges Eigentum an der Erde gibt, und
– daß die Mißachtung dieses Satzes den Namen Gottes angreift?
„Heldenfriedhöfe“: Die nationalsozialistische Parole „Blut und Boden“, die die „Heiligung“ des eroberten Landes durch das Blut der Gefallenen beschwört, leugnet den Gottesnamen, sie ist blasphemisch.
Die CDU in Frankfurt wird die Ausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung über die Beteiligung der Wehrmacht an den nationalsozialistischen Verbrechen boykottieren. Hierzu der Fraktionsvorsitzende der CDU im Frankfurter Stadtparlament, Bernhard Mihm: Die Ausstellung stelle „eine ganze Generation an den Pranger“: „Wie soll ich das einer Kriegerwitwe sagen?“ (FR von heute) Sollte man nicht auch einer Kriegerwitwe die Wahrheit sagen, daß es für den „Heldentod“ ihres Mannes keine moralische Begründung mehr gibt (und nie eine gegeben hat)? Gehört nicht die Wahrheit zum Begriff der Menschenwürde? (Ich möchte nicht wie ein Psychopath angesehen werden, den man auf seinen Zustand nicht ansprechen darf, weil man seine Unberechenbarkeit fürchten muß. Aber ist das nicht die Selbsterfahrung der Deutschen heute? Wer heute noch vom „gesunden Nationalismus“ redet, ist aus dem Wahn nie herausgetreten.)
Der Faschismus hat die mythische Schicksalsidee auf ihren mörderischen Kern reduziert. In jedem Tauschakt, in jedem Erwerb fremder Güter steckt die Erinnerung an den Mord (den Mord, der im Menschenopfer einmal vollzogen und in der Institution des Königtums erinnert wurde). Über den Namen der Barbaren, der diesen Mord intellektualisiert hat, ist die Feindbildlogik in den Erkenntnisprozeß eingedrungen.
Ist nicht der Weltbegriff (als Inbegriff des mathematischen Ganzen der Erscheinungen) der mit Blut und Gewalt gesättigte „feste und Grund und Boden“ der Eigentümer, ein Reflex des staatlichen Gewaltmonopols? Die Festigkeit und Stabilität des Weltbegriffs, die die Natur zur Natur gerinnen läßt, verdrängt die historischen Gesteinsverschiebungen, die diesen Gerinnungs- und Kristallisationsprozeß begleiten, sie entrückt sie der Wahrnehmung, macht sie unkenntlich und unsichtbar.
Es ist die gleiche Sonne, die Homer und auch uns bescheint, aber die Sonne Homers, die Sonne Newtons und die Sonne von Weizsäckers sind nicht die gleiche Sonne.
Heute ist die Natur zum Inbegriff der positivistischen Verwirrung geworden.
Weiblich und männlich: Hängt nicht die instrumentalisierte Betroffenheit der Sabine Christiansen mit dem dummen Witz zusammen, mit dem Ulrich Wickert am Ende der Tagesthemen, vorm Wetterbericht, die Erinnerung an die vorangegangenen Informationen verwischt?
Als Habermas vor der Natur als Block kapitulierte, die Erinnerung an die historischen Gesteinsverschiebungen, die an der Geschichte des Naturbegriffs sich ablesen lassen, verdrängte, hat er die Grundlage für seine Kommunikationstheorie geschaffen, die unterm des heutigen Naturbegriffs steht.
Kann es sein, daß der Traum in der Bibel die Natur repräsentiert: das durchs Herrendenken Verdrängte? Kunst ist bewußte, kontrollierte Traumarbeit, und das Eingedenken der Natur im Subjekt ist Kunstkritik (und nicht so etwas wie das „Eingedenken der gequälten Natur“).
Ist Heisenbergs „einheitliche Weltformel“ der Versuch einer nachträglichen Legitimierung seines Nationalismus? -
6.3.1997
Thomas Powers „Heisenbergs Krieg“ ist in Wirklichkeit Heisenbergs Legende: Es ist schon erstaunlich, wie dreist der Nationalismus Heisenbergs (und der Antisemitismus E. v. Weizsäckers) heruntergespielt wird, so als sei es normal, angesichts der Vertreibung der jüdischen Kollegen, des Kriegs und des Genozids nationalgesinnt zu sein, und als sei es verständlich, wenn Heisenberg den Anstand im faschistischen Deutschland erst in dem Augenblick als bedroht ansieht, als es um die eigene Karriere (um die Berufung auf den Lehrstuhl Sommerfelds in München) geht. Da sieht er selbst in dem Versuch, Himmler einzuschalten, noch kein Problem. Andererseits trägt Powers doch sehr dick auf, wenn er die Bemühungen in den USA, nach Hahns Entdeckung der Atomspaltung die Möglichkeiten einer militärischen Nutzung der Atomenergie auszuloten, als gierig und irrational beschreibt (und auf die Sensibilisierung der Emigranten, die Art und Ausmaß der Nazigefahren am eigenen Leibe erfahren haben, für eine mögliche deutsche Bedrohung nicht eingeht), während beispielsweise ein mindestens vergleichbarer Hinweis Weizsäckers an das Heereswaffenamt auch im unmittelbaren Anblick der Gefahr eines von Deutschland ausgehenden neuen Weltkrieges für ihn nur normal ist.
So läßt sich denn auch die in der Tat unsägliche Rolle Philip Lenards und Johannes Starks und der „deutschen Physik“ als Alibi verwenden, um die wirkliche Beziehung der „seriösen“ deutschen Physiker wie Heisenberg und Weizsäcker, um von Pascual Jordan zu schweigen, zu Einstein nicht aufklären zu müssen. Dabei wäre es an der Zeit, einmal im Ernst zu untersuchen, welche ideologische Rolle die sogenannte „Kopenhagener Schule“ (die seit je Nils Bohr nur als Alibi benutzt hat) im faschistischen Deutschland (und in der Folgezeit) wirklich gespielt hat.
Adornos Satz „Das Ganze ist das Unwahre“ ist der fundamentale Einspruch gegen das Herrendenken. Den gleichen Sachverhalt hat Rosenzweig in seiner Kritik des All zu formulieren versucht. Es ist der Einspruch gegen einen Universalismus, für den die Totalität zur Verfügungsmasse geworden ist. Der Satz „Das Ganze ist das Unwahre“ hält die Idee der Versöhnung bis ins Innere des Gedankens (und d.h. auch: bis in den Kern der Natur) offen. Die Idee einer Zukunft, die nicht unter die Vergangenheit subsumiert ist, ist anders nicht mehr zu halten.
Kritik der Naturwissenschaft oder
– der Seitenblick, in dem Natur als Natur überhaupt erst sich konstituiert, oder
– Kritik der zukünftigen Vergangenheit oder
– der asymmetrische Wahrheitsbegriff (Name und Begriff).
Die kantische Frage, wie es möglich ist, daß Raum und Zeit als subjektive Formen der Anschauung gleichwohl objektiv sind, erstreckt sich heute auf Natur und Geschichte insgesamt.
Der terminus ad quem der resurrectio naturae ist die Erkenntnis des Namens. Natur steht unterm Bann der Feindbildlogik. Deshalb gehörten zum Selbstverständnis des Hellenismus als Projektionsfolie die Barbaren.
Die modernen Naturwissenschaften (deshalb ist der Begriff der naturwissenschaftlichen Erkenntnis emotional so hoch besetzt) haben die Idee der Erlösung und damit die Wurzel des Christentums selber angegriffen und säkularisiert. Bezieht sich das Wort „Was ihr auf Erden lösen werdet, wird auch im Himmel gelöst sein“ auf dieses dem Begriff der naturwissenschaftlichen Erkenntnis innewohnende Problem? Steckt darin nicht die Lösung des Problems des zweiten Tags (zur Feste des Himmels fehlt der Satz „und er sah, daß es gut war“)?
Die Kritik der Naturwissenschaften ist von dem Problem der Kritik der politischen Ökonomie und dem der Kritik der Bekenntnislogik nicht zu trennen. Verweisen die „Völker, Nationen und Sprachen“ in den Apokalypsen auf diese Konstellation (vgl. auch das Wort über Assur, Ägypten und Israel in Jes 1925)?
Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist: Ist das Geld nicht ein „außenpolitisches“ Institut, ein Mittel der Tributerhebung, damit aus seiner eigenen Logik heraus ein kaiserliches Institut (Dareiken)?
Kann es sein, daß die karolingische Münze, die als Beweis für die Existenz des karolingischen Reiches angesehen wird, als Schlußstein zu den Fälschungen gehört, die das mittelalterliche Imperium legitimieren sollten: daß sie „Falschgeld“ ist? War dieses Geld ein Instrument der Selbstbegründung der Reichsidee und des Kaisertums?
Aus welcher Zeit stammt das Attribut „der Große“, auf wen wurde es angewandt (von Alexander über Karl bis zum preußischen Friedrich) und was drückte in diesem Attribut sich aus?
Das Traumproblem in der Schrift scheint darauf hinzudeuten, daß der Joseph in den Evangelien vielleicht doch etwas mit dem gleichnamigen Sohn Israels etwas zu tun hat? -
15.6.96
Als Hegel die Antinomien der reinen Vernunft aus der transzendentalen Ästhetik in die transzendentale Logik transformierte, hat er die Logik ästhetisiert. Die Spuren davon sind in der Hegelschen Logik nachzuweisen, insbesondere im Stellenwert und in der Funktion des Begriffs des Scheins, aber auch im Konzept der „List der Vernunft“ und nicht zuletzt in der Idee des Absoluten selber. So ist die Hegelsche Logik zur dialektischen Logik geworden.
Sind nicht die von Daniel Goldhagen herausgearbeiteten Elemente des deutschen Vernichtungs-Antisemitismus in Strukturen aufzuweisen, die den Faschismus deshalb überlebt haben, weil er nie wirklich aufgearbeitet worden ist, insbesondere in der schrecklichen Neigung der Deutschen, sich ständig in den Augen der anderen (des „Auslands“) zu sehen? Dem entsprechen die öffentlichen Reaktionen auf Anschläge auf Ausländer, an denen ein deutscher Innenminister nur schlimm fand, daß sie „im Ausland“ einen so schlimmen Eindruck machen? (Wenn es das Ausland nicht gäbe, dann dürften wir’s?) Die Taten selbst und ihre entsetzlichen Folgen wurden nicht einmal wahrgenommen. Seitdem laufen alle Meldungen über Anschläge auf Wohnungen, in denen Ausländer wohnen, solange die Täter noch nicht ermittelt wurden, mit der stereotypen Erklärung, „ausländerfeindliche Motive“ seien nicht erkennbar.
Nach 68 haben wir eine Form der Auseinandersetzung mit dem Faschismus gefunden, die es nicht mehr nötig hat, wirklich an die Wunde rühren. Auch das ist ein Resultat der „68er Bewegung“, die aus dem Bann der Logik ihrer Eltern nie herausgetreten ist.
Hat die Grundthese Daniel Goldhagens nicht schon in den „Minima Moralia“ gestanden: in dem Hinweis auf das Gespräch im Eisenbahnabteil, das in seiner Konsequenz auf einen Mord hinausläuft? Diese Gespräche gibt es auch heute noch, nur daß niemand mehr die Sensibilität aufweist, die die Voraussetzung wäre, um die Konsequenzen dieser Gespräche noch wahrzunehmen.
Was hat Jean Amery, Primo Levi, Paul Celan in den Selbstmord getrieben, wenn nicht die Erfahrung, daß die schrecklichen Erinnerungen am steinernen Herz der Gegenwart abgeprallt sind, die Öffentlichkeit nicht erreicht haben?
Es gibt einige Lieblingsvokabeln der deutschen Medien, an denen man das demonstrieren kann. Dazu gehört das Adjektiv „selbsternannt“, auch der Hinweis von Autoren, die mit dem Faschismus sich befassen, daß es ihnen nicht darauf ankäme, „das Entsetzen zu konservieren“. Hier trifft sich die prinzipielle Gehorsamsbereitschaft gegenüber dem Bestehenden mit dem drohenden Hinweis, daß man auf die Gefühle derer, die den Schrecken und das Entsetzen nicht mehr loswerden (die sie „konservieren“), keine Rücksicht mehr zu nehmen braucht. So wurden die letzten, die sich noch erinnerten, unter Quarantäne gestellt, als wären sie Aussätzige.
Haben die Emotionen, die das Stichwort „Rinderwahnsinn“ provoziert, die nicht unbegründet sind, nicht auch etwas mit diesem verdrängten antisemitischen Bodensatz zu tun?
Die antisemitische Tradition wurde u.a. konserviert durch eine Tradition, die von den Flüchtlingswitzen nach dem Krieg bis hin zu den Türkenwitzen der 80er Jahre reicht, bevor diese Tradition dann in einer manifesten Ausländerfeindschaft explodierte. Es gibt in der Tat einen Zusammenhang zwischen dem Antisemitismus und einer Witz-Tradition, zu der auch die an Stammtischen wie in der Politik allgegenwärtigen sexistischen Zoten gehören, an denen die Mechanismen der Demütigung des Opfers und der Komplizenschaft der Lachenden sich demonstrieren lassen.
Dazu gehört auch eine Logik, die in völliger Umkehrung der Grundsätze der Gastfreundschaft davon ausgeht, daß Fremde als „Gäste“ in Deutschland sich anzupassen haben.
Wer an diese Dinge erinnert, wird prompt darauf hingewiesen, daß es diese Dinge doch nicht nur in Deutschland gibt, sondern auch in den USA, in Frankreich, in Polen und wer weiß, wo sonst noch. Als ob das eine Entschuldigung wäre.
Sind nicht Vorurteile generell synthetische Urteile apriori, und ist nicht eines der ersten das antisemitische Vorurteil? Das kantische „Ich denke, das alle meine Vorstellungen muß begleiten können“ ist zum logischen Repräsentanten des Kollektivs, des Nationalismus und seiner Derivate geworden.
Mit dem Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit hat Einstein die Lichtgeschwindigkeit und den ganzen Bereich der Erscheinungen, auf den sie sich bezieht, von der empirischen auf die systemische Ebene verschoben. Es war die besondere Leistung der „Kopenhagener Schule“, daß sie, indem sie Einstein für veraltet erklärte, diese Einsicht verdrängt hat. Das gilt vor allem für ihre deutsche Version, für die Gruppe um Heisenberg und Weizsäcker. So brauchten sie sich um die Irritationen der speziellen Relativitätstheorie nicht mehr zu kümmern, ersparten sich aber zugleich die Peinlichkeiten der „deutschen Physik“.
Wird nicht heute das Konzept der Gewaltenteilung dadurch obsolet, daß die Gewalt, um deren Teilung es geht, aus der Politik in die Ökonomie gerutscht ist? Gesetzgebung, Verwaltung und Richten: Heute vereinigt sich das in der Gewalt, die im Tauschprinzip (im Wertgesetz, in der normativen Gewalt des Marktes) sich verkörpert.
Ist nicht die Gewaltenteilung ein Säkularisat der Trinitätslehre und durch sie vorbereitet? Und hängen nicht beide auf eine unterirdische Weise mit der Dreidimensionalität des Raumes, mit den Verdrängungsprozessen, in denen dieses Konstrukt sich konstituiert, zusammen: mit der Abstraktion von den qualitativen Differenzen der räumlichen Dimensionen? -
25.2.96
Der Universalismus heute ist nicht der theologische, es sei denn der der Verwüstung.
Das Korrelat des Weltbegriffs ist die Selbsterhaltung. Die Welt ist zur Welt erst in einer Gesellschaft geworden, zu deren Grundlagen die Organisation des Privateigentums und der Selbsterhaltung, mit einem Wort: der Staat, gehört. Deshalb ist der Kern des Weltbegriffs nicht die Vernunft, sondern das Tier.
Sind die beiden apokalyptischen Tiere, das Tier aus dem Meer und das Tier vom Lande, nicht das Römische Reich und – in dieser Folge – die Philosophie, die Kirche und die Aufklärung?
Welches sind die Zeichen, auf die Jesus verweist, als er sagte: „So erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung naht“ (Lk 2128)?
– „Es werden Zeichen eintreten an Sonne und Mond und Sternen
– und auf Erden Angst der Völker, sodaß sie sich nicht zu raten wissen vor dem Tosen und Wogen des Meeres;
– Menschen werden den Geist aufgeben vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen werden;
– denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
– Und dann wird man den Sohn des Menschen auf einer Wolke kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit.“
Die Selbstlegitimierung des Bestehenden gründet darin, daß der Objektivierungsprozeß (der wissenschaftliche Erkenntnisprozeß) von der gleichen Logik geleitet wird, die sich als Herrschaftslogik in der Geschichte der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der Natur herausgebildet und in den Institutionen des Staates, der Wirtschaft und des Rechts auskristallisiert hat.
„Die Etappen des Weltgeistes folgen nach Hegel einander mit logischer Notwendigkeit, keine kann übersprungen werden. Marx ist ihm darin treu geblieben. Die Geschichte wird als unverbrüchliche Entwicklung vorgestellt. Das Neue kann nicht beginnen, ehe seine Zeit gekommen ist. Aber der Fatalismus beider Denker bezieht sich, merkwürdig genug, bloß auf die Vergangenheit. Ihr metaphysischer Irrtum, daß die Geschichte einem festen Gesetz gehorche, wird durch den historischen Irrtum aufgehoben, daß es zu ihrer Zeit erfüllt sei. Die Gegenwart und das Spätere stehen nicht wieder unter dem Gesetz. Es hebt auch keine neue gesellschaftliche Periode an. Fortschritt gibt es in der Vorgeschichte. Er beherrscht die Etappen bis zur Gegenwart. Von geschichtlichen Unternehmungen, die vergangen sind, mag sich sagen lassen, daß die Zeit nicht reif für sie gewesen sei. In der Gegenwart verklärt die Rede von der mangelnden Reife das Einverständnis mit dem Schlechten. Für den Revolutionär ist die Welt schon immer reif gewesen. … Er ist mit den Verzweifelten, die ein Urteil zum Richtplatz schickt, nicht mit denen die Zeit haben. Die Berufung auf ein Schema von gesellschaftlichen Stufen, das die Ohnmacht einer vergangenen Epoche post festum demonstriert, war im betroffenen Augenblick verkehrt in der Theorie und niederträchtig in der Politik.“ (Horkheimer: Der autoritäre Staat. Schwarze Reihe Nr. 3, Amsterdam 1968, S. 58f) Daß die „Logik der Geschichte“ nur post festum sich demonstrieren lasse, daß sie niemals prognostische Qualität gewinnt, ist vielleicht die entscheidende Einsicht, die auch in die Interpretation der Naturwissenschaften einschlägt.
Waren nicht alle Kosmologien auf den jeweiligen Stand der gesellschaftlichen Naturbeherrschung bezogene Legitimationstheorien? Deshalb war Prophetie als Kritik des Götzendienstes die Kritik dieses Legitimationsverfahrens. Und das Bilderverbot bezieht sich auf die Götzen und auf die „Weltbilder“ der Naturwissenschaften zugleich.
Das Inertialsystem ist das Referenzsystem aller naturwissenschaftlichen Begriffe, Gesetze und Erscheinungen. Diese Eigenschaft des Inertialsystems wird durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit nicht aufgehoben. Das Inertialsystem wird zwar durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit systemisch berichtigt, aber diese Berichtigung wird greifbar nur in Erscheinungen, die wiederum das unberichtigte Inertialsystem als Referenzsystem voraussetzen, in einer Gruppe von Bestimmungen, die an den Begriffen, Gesetzen und Erscheinungen als dingliche Eigenschaften sich manifestieren. Ebenso wie eine empirische Bestimmung zum Kern einer systemischen Korrektur des Systems geworden ist, manifestiert sich das korrigierte System in einer Gruppe empirischer Erscheinungen. Dazu gehören die universalen Naturkonstanten der Mikrophysik (insbesondere das Plancksche Wirkungsquantum und die elektrische Elementarladung), aber auch strukturelle Eigenschaften wie der Korpuskel-Welle-Dualismus oder die (Heisenbergsche) „Unbestimmtheitsrelation“.
Die Lichtgeschwindigkeit bezieht sich auf die Richtungen im Raum, auf ihre physikalische Realität, die sich von ihrer mathematischen unterscheidet. Nur die mathematische Richtung enthält die Reversibilität, ihre Umkehrbarkeit, als ein konstitutives Moment in sich, es ist die gleiche Gerade, in der die beiden Gegenrichtungen aufeinander sich beziehen. Der Lichtstrahl, der die Gerade beschreibt, ist hingegen nicht nur idealiter, in der Richtungsintention, sondern real von seiner Umkehrung unterschieden: Die Umkehrung eines Lichtstrahls ist ein anderer Lichtstrahl; nicht nur sein Richtungssinn, sondern auch sein Zeitsinn ist dem des ersten Lichtstrahls entgegengesetzt. Was ist das für eine Bewegung, auf die sich die Geschwindigkeit des Lichts bezieht?
Weltanschauungen sind das Problem der zweiten Generation.
Die Verwandlung von Kritik in Meinung (die Neutralisierung der Kritik) ist ein Produkt der Verdinglichung. Meinungen lassen sich (auf dem Markt der Meinungen: in der Öffentlichkeit) vertreten, sie sind vererbbar, sie können erworben oder ausgetauscht werden, sie unterliegen dem Tauschprinzip, sie sind das Eigentum dessen, der sie hat (und aufgrund dieser Eigentumsbeziehung nicht mehr einsichtig). Als Meinung wird die Kritik gleichsam zur Ware, die nach Subsumtion unter die Logik des Tauschprinzips auf einen Zirkulationsprozeß zurückweist, dessen nähere Analyse den „Geisteswissenschaften“ obliegt: Kritik wird zur Meinung durch Eliminierung des Moments der Einsicht, aus der jede Kritik hervorgeht, auf die sie sich beruft, an die sie appelliert; deshalb ist jede Meinung über die Zwischenstationen ihrer Herkunft zurückzuverfolgen zu ihrem Ursprung, dem sie ihr Echtheitssiegel verdankt.
Ist nicht die Meinungsfreiheit auch ein Instrument zur Zerstörung der Kritik?
Wo findet in den Konstellationen der drei Subjektivierungsphasen (der Verkürzung und Subjektivierung der sinnlichen Qualitäten in Empfindungen, der Kritik in Meinungen und der Reflexion in Schuldgefühle) der philosophische Gebrauch des Wertbegriffs seinen logischen Ort? Werte sind instrumentalisierte und vergesellschaftete Urteile, der Wert einer Sache ist die automatisierte Kurzfassung eines Werturteils über die Sache.
Sind die Schuldgefühle nicht das Pendant der Empfindungen im Bereich der zweiten Natur?
Matthäus zitiert das Wort „Barmherzigkeit, nicht Opfer“ (Hos 66) an zwei Stellen (913 und 127), die erste bezieht sich auf den Umgang Jesu mit den „Zöllnern und Sündern“, die zweite auf die Heiligung des Sabbat (nach dem Ährenessen der Jünger). -
29.4.1995
Thales hat recht: Alles ist ist Wasser; aber wurden diese Wasser nicht durch die Feste (die Gott dann Himmel nannte) in die oberen und unteren Wasser geschieden? Die Wasser oben und die Wasser unten: Sind das Prophetie und Philosophie, oder (unterm Bann der Philosophie) deren Spiegelung in den Begriffen Welt und Natur (die infolge dieser Spiegelung: nämlich aufgrund der damit verbundenen Seitenvertauschung, Rechts und Links nicht mehr zu unterscheiden fähig sind)?
Hitler war nicht der Antichrist, aber die Generalprobe (Karl Thieme): Mit der Verweltlichung der Welt ist in der Theologie eine Scheidung eingeleitet worden, die bis heute nicht begriffen worden ist, nämlich die Scheidung der theologischen Gehalte von der Herrschaftsmetaphorik, mit der sie durch die Tradition verschmolzen sind. Im Faschismus hat die religiöse Herrschaftsmetaphorik (die heute in den großen Buch-Religionen selber im Fundamentalismus sich zu reetablieren sucht) von ihrem theologischen Grunde sich gelöst und sich verselbständigt. Ist es nicht selber wiederum erschreckend, daß die Kirchen bis heute nicht fähig waren, im Faschismus das Spiegelbild ihrer eigenen Herrschaftsverstrickung zu erkennen (weil sie dem Schrecken davor nicht glaubten standhalten zu können)?
War nicht Adam Urheber und Zeuge jenes Teils der Schöpfung, der unter dem Namen des Sündenfalls überliefert worden ist?
Nirgends drücken die Rechtfertigungszwänge drastischer sich aus, als in dem Satz: Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Dieser Satz gehört in den gleichen Zusammenhang wie der Wunsch der Kinder, nicht so zu werden wie ihre Eltern (oder auch wie das Argument: wenn mich meine Kinder einmal fragen: warum hast du nichts getan, dann will ich darauf antworten können). Das „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“ gehört zu einer Logik, der zufolge nicht die Tat, sondern das Erwischtwerden (durch die Außenstehenden: das „Ausland“, oder durch die Nachgeborenen: die Kinder oder die „Geschichte“) das Schlimmste ist.
Die List der Vernunft, das mögliche Urteil über das Handeln (die Rücksicht auf die Wahrnehmung der Anderen) zur Richtschnur des Handelns zu machen und durch die Antizipation dieses Urteils sich unangreifbar zu machen, steht unter dem Gesetz der Logik der Scham. (Hat diese Scham nicht etwas mit dem Schatten zu tun, den z.B. in den Naturwissenschaften das Inertialsystem auf die Dinge wirft?)
Zu den logischen Partikeln gehören auch das Und, das Oder, das Entweder/oder, das Aber, das Sowohl-als-auch, aber auch die Relativpronomen (als Derivate des bestimmten Artikels). Eines der verhängnisvollsten logischen Partikel ist das Ja, aber („Ich habe ja nichts gegen die Ausländer, aber …“).
Hat das Unkraut in den Evangelien die gleiche Bedeutung wie die Dornen und Disteln in der Geschichte vom Sündenfall (und in den Anspielungen darauf in der ganzen hebräischen Bibel)? Stammen nicht die Unkrautvernichtungsmittel von dem gleichen Hersteller, der auch das Gas für Auschwitz geliefert hat?
Ist nicht der private Atombunker, den C.F. von Weizsäcker sich vor Jahren gebaut hat, fast schon der Beweis dafür, daß das Wort von der zivilen Nutzung der Atomkraft eine Rechtfertigungslegende der deutschen Atomphysiker nach dem Kriege war (der dann gelungene Versuch, von ihrer Beteiligung an der Entwicklung der Bombe in Deutschland abzulenken: vgl. die unterschiedlichen Versionen des Heisenberg-Besuchs bei Nils Bohr während des Krieges und die Folgen dieses Besuchs)? Aber hat dieser moralische Rechtfertigungslegende dann nicht auch ganz wesentlich zur Legitimation der „zivilen Nutzung“ der Atomkraft (deren Probleme doch eigentlich von Anfang an offen zutage lagen) beigetragen? Sind nicht unter dem Gesichtspunkt des Rechtfertigungszwangs die AKW’s mit Stammheim, Bad Kleinen (Hogefeld-Prozeß), Startbahn 18 West (und Startbahn-Prozeß) und schließlich mit der Entwicklung im Vatikan unter Johannes Paul II und Ratzinger vergleichbar?
War nicht schon die Weizsäckersche Formel der Sonnenenergie ein technischer Beitrag zur Entwicklung der Bombe?
Die Entwicklung der AKW’s (der „zivilen Nutzung“ der Kernenergie), die Ereignisse in Stammheim, an der Startbahn, in Bad Kleinen u.ä. sind Belege dafür, daß am Ende die Version als historische Wahrheit sich durchsetzt, die im Interesse der Herrschenden liegt. Und ist die „historische Wahrheit“, wenn man von ihrem Rechtfertigungszweck absieht, nicht fast schon gleichgültig: Werden diese Dinge nicht in jeder Version zu Belegen für die Wirksamkeit der geradezu irren und selbstzerstörerischen Logik des Rechtfertigungszwangs auf beiden Seiten und zu Instrumenten der Verhinderung einer Erinnerungsarbeit, die den freien Blick auf die Dinge überhaupt erst ermöglicht? -
18.12.93
Das Absolute und das Relative sind Reflexionsbegriffe: das Absolute ist Produkt der Abstraktion von der eigenen Relativität: von der Verstrickung in den Schuldzusammenhang (Korrelat des Naturbegriffs). Als Produkt des Exkulpationstriebs und des Rechtfertigungszwangs ist das Absolute der hypostasierte Abstraktionsprozeß: das Ding an sich, Reflex des hypostasierten Subjekts. Der Abstraktionsprozeß, der mit dem Objektbegriff seinen Stützpunkt in der Welt errichtet hat, hat die Welt durch den Objektbegriff überhaupt erst zur Welt (zu einer durchs Feindesland verhexten Wolfswelt: „Seht ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe“) gemacht. Es gibt kein Absolutes ohne zugehörige Wolfswelt (ohne zugehöriges Feindbild), an dem die eigene Schuld projektiv gerächt wird (und ohne zugehörige Exkulpationsautomatik: ohne Naturbegriff).
Absolut im strengen Sinne sind nur die subjektiven Formen der Anschauung, insbesondere der Raum (und als seine Reflexionsform das „Überzeitliche“): er entzieht sich der immanenten Kritik, wird reflexionsfähig erst im Kontext der Umkehr (und der Idee des Ewigen).
Die Idee der Wahrheit ist nicht leer, aber der Begriff einer absoluten Wahrheit ist eine contradictio in adjecto: er relativiert die Idee der Wahrheit. Die Wahrheit hat einen Zeitkern (das Überzeitliche schließt wie der Prozeß der Dogmenbildung die Erinnerung und die Versöhnung aus: Substrat der Selbstverfluchung).
Gehören die Trinitätslehre, die Christologie und die Opfertheologie zur Geschichte des Absoluten (ist der Absolute Geist der zur Hölle abgestiegene Geist, das Hegelsche Absolute die trinitarische Einheit von Ankläger, Verwirrer und Subjektivität: Satan, diabolus und daimon)?
Der Geburtsfehler der Philosophie: Sie hat die an sich praktischen (durch Absolutierung) zu theoretischen Begriffen (die ethischen zu Weltbegriffen) gemacht und den Handelnden in die Position des Zuschauers gebannt: die Aufforderung zu handeln, die von den Dingen ausgeht, durch den Zuschauerbann (den Bann der Theorie) neutralisiert und storniert. Der Zuschauerbann ist der ästhetische Bann; deshalb beginnt die transzendentale Logik mit der transzendentalen Ästhetik. In dieser Ästhetik gründet auch die Kunstphilosophie, die heute unter dem Titel Ästhetik zusammengefaßt wird.
Der Begriff des Absoluten ist die Bedingung der Möglichkeit des Objektivierungsprozesses und der Grund des Weltbegriffs: die Sünde der Welt.
Hypostasierung und Personalisierung (die Formen der Verdinglichung) sind Emanationen des Absoluten.
Die Idee des Absoluten ist der Quellgrund der Leidenschaften: Hier entspringen die moderne Lyrik, der Liebesroman und das moderne Drama.
Die Ästhetik ist der Grund und die Folge der Todesweihe an den Dinge, aber „Stark wie der Tod ist die Liebe“. Kunst ist wie die Natur: nature mort (eine schöne Leiche).
Das Objektbegriff, das ad litteram und der Antisemitismus: Der Zusammenhang wäre nachzuweisen an der Geschichte des Paulinismus: an der Rezeption der paulinischen Gesetzeskritik, die, indem sie auf ein vorbezeichnetes identifizierbares Objekt, die „jüdische Gesetzesreligion“, bezogen wird, als Mittel der Selbstreflexion, der Kirchen- und Dogmenkritik, ausgeschaltet wird. Die Gefahr heute scheint darin zu liegen, daß über die christliche Opfertheologie (die Logik der Vergöttlichung des Opfers) Israel nach Auschwitz in die Opfertheologie mit hereingezogen wird und auf eine ähnlich neutralisierende Weise heiliggesprochen wird, wie man im Anfang auch am Jesus (und an der jüdischen Tradition, in der er steht) das Beunruhigende durch Vergöttlichung neutralisiert hat. Die Kirche als Israel: das war ebenso wenig wie die Erwählung des Volkes Israel ein (den Juden geraubtes) Privileg, sondern ein Maß, an dem die Kirche ebenso wie das historische Israel sich muß messen lassen. Die Einschränkung der Prophetie auf die Juden (im Kontext ihrer „Erfüllung“ in Jesus) war die erste in der Kirchengeschichte der drei Leugnungen. Wenn die Kirche Israel ist, ist sie Objekt der Prophetie (steht sie unter ihrem Gericht), und nur als Objekt der Prophetie ist sie auch Israel.
Melchisedek, der König von Salem, opferte Brot und Wein und war der erste Empfänger des Zehnten.
Liegt nicht die Bedeutung (und die emotionale Besetzung) der herrschenden antiken Chronologie darin, die Objektbindung biblischer Texte abzusichern, sie gegen jeden realen prophetischen Gebrauch abzuschirmen? Ist sie nicht in der Tat fundamentalistisch (und der Grund jeden Fundamentalismus, auch des jüdischen und islamischen)?
Das Bild, daß der Himmel sich aufrollt wie eine Buchrolle, ist eine apokalyptische Beschreibung des Ursprungs der Schrift.
Die Welt brennt, und die Banken unterhalten und schüren das Feuer.
Seit wann hat es die jüdischen „Hoffaktoren“ gegeben, und welche Aufgabe und Funktion hatten sie?
Der Korpuskel-Welle-Dualismus, die Heisenbergsche Unbestimmtheitsrelation und das Bohrsche Komplementaritätsprinzip beschreiben den gleichen Sachverhalt.
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