Hinkelammert

  • 06.09.91

    Turmbau zu Babel, Babylonische Sprachverwirrung: Herrendenken (Astronomie, Sternendienst, Idolatrie, Tempelwirtschaft), Ursprung des Begriffs; verwirrende Gewalt der Reflexionsbegriffe (Taumelkelch, „kein Glied nicht trunken“); Ursprung und Charakter der „sumerischen“ (chaldäischen) Sprache (Grundlage der semitischen und anderen Sprachen), Abtrennung der „Hebräer“ (Abraham aus Ur in Chaldäa). Woher kommen die Philister, Amalekiter, Hetiter bei Abraham, wie kommt Abraham noch Ägypten; welche Bedeutung haben die Könige um Sodom und Gomorra (mit den 318 Kriegern des Abraham, der Geschichte um Lot und den Untergang Sodoms und Gomorras); wer ist Sara (steckt Sara in Israel)?
    Terach, der Vater Abrams, zog mit Abram, Lot und Sarai von Ur in Chaldäa nach Haran, Abram mit Sarai und Lot nach dem Tode Terachs von Haran nach Kanaan.
    Abraham schickt seinen Knecht in „seine Heimat zu seiner Verwandschaft“, nach „Mesopotamien, in die Stadt Nahors“, um von dort eine Frau (Rebekka) für seinen Sohn Isaak zu holen (Gen 244;10). Rebekka war „die Tochter des Aramäers Betuel aus Paddan-Aram, eine Schwester des Armäers Laban“ (Gen 2520)
    Lot ist ein Sohn Harans (des Bruders von Abram und Nahor) sowie ein Bruder der Milka (der Frau des Nahor und Großutter der Rebekka und des Laban, sowie Urgroßmutter der Lea und Rahel) und der Jiska (Gen 1129).
    Was bedeutet der Name Lot (Involutus: der in Dunkel Gehüllte; Colligatus: der Gebundene, Gefesselte; Abram: Pater excelsus, Abraham: Pater multitudinis)? Lots Weib ist namenlos, von ihr wird nur gesagt, daß sie im Anblick der Katastrophe zur Salzsäule erstarrt. Aber sie gehört (über die Moabiterin Rut) mit in die Ahnenreihe Davids und Jesu (vgl. Tamar, Rut, Lots Weib und die Töchter Lots).
    Gibt es einen Zusammenhang des sowjetischen Totenkults (Lenin-und Stalin-Mausoleum: Pyramiden, pharaonischer Charakter des Sowjet-Marxismus) mit der Instrumentalisierung des Marxismus (Projektion ins Vergangene, Anpassung an das Gesetz der kapitalistischen Welt, Enttäuschung der Parusie-Erwartung, Subsumtion unter die christologische Bekenntnislogik)? Gilt eigentlich die vor dreißig Jahren diskutierte Konvergenztheorie immer noch (liegt Babylon im Westen)?
    Zur Ursprungsgeschichte der Welt (babylonische Sprachverwirrung, Ursprung des Staates und der Philosophie, Name und Begriff) vgl. F.J. Hinkelammert: Der Glaube Abrahams und der Ödipus des Westens (Münster 1989), insbesondere sein Gesetzes-Verständnis (Gesetz = Inbegriff der Welt; die erste nicht antisemitische Paulus-Interpretation). Die nach meiner Kenntnis beste Kritik der Opfertheologie.
    Hinkelammerts Begriff der „normativen Ethik“ (der Gesetzes-Ethik) entspricht genau der Kritik der moralischen Urteilslust („der Ankläger hat immer Unrecht“). Sie folgt einem Begriff des Sündenfalls, der „Erbschuld“, die an der „Erkenntnis des Guten und Bösen“ sondern orientiert, die traditionelle christliche Lehre von der Übertragung der Erbschuld durch Sexualtät (und von der Verdammung der sexuellen Lust) korrigiert.
    Zum „pathologisch guten Gewissen“ sh. S. 43. Daß diese Sünde ohne Schuldbewußtsein „keine persönliche Sünde“ ist (ebd.), weist zurück auf den Ursprung und die Bedeutung des theologischen Person-Begriffs (die Möglichkeit des „pathologisch guten Gewissens“, die moralische Desensibilisierung, ist dem theologischen Personbegriff, genauer: der theologischen Sanktionierung des juristischen Personbegriffs, zu danken: das paulinische „Gesetz“ ist durch den Person-Begriff ins Trinitäts-Dogma, ins Zentrum der orthodoxen Theologie eingewandert).

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