Der Gedanke an den Tod wird dadurch nicht schwerer, daß auch ich sterben muß, und er wird nicht leichter, weil auch alle anderen sterben müssen.
Der gewöhnliche Faschismus, das ist dieses Sich-weg-Ducken, der Gedanke, Hauptsache, es trifft nicht mich. Der reale Faschismus ist das Vorbildsterben: der Held (Heideggers Eigentlichkeit als Vorlaufen in den Tod oder Hitlers Selbstmord, bei dem man nicht recht weiß, hat er damit sein Volk bestraft, oder hat er ihm den Weg frei gemacht ins Wirtschaftswunder, sofern nicht ohnehin beides eins ist: das Wirtschaftswunder die Strafe Hitlers).
Spinnen am Morgen bringt Kummer und Sorgern, Spinnen am Abend: erquickend und labend. Darauf scheint sich die neudeutsche Sprache zu beziehen, wenn sie von Spinnern spricht und damit alle meint, die sich die Idee der Humanität nicht aus dem Kopfe schlagen können.
Kann es sein, daß der jetzt international finanzierte Versuch der Entwicklung eines Fusionsreaktors nur deshalb möglich ist, weil die Bedeutung des Prinzips der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit bis heute nicht begriffen ist. Vorab zu widerlegen wäre die halbempirische Formel von Weizsäckers über die solare Energieerzeugung.
Die Unfähigkeit zu trauern und der geheime Triumph über den Tod der anderen. Nach Elias Canetti ist der Sieger der Überlebende. Das Erstaunen darüber, daß Juden nach dem Kriege ihr Überleben als Schuld empfanden, ist nur solange verständlich, wie man selber den Tod der anderen als Entlastung erfährt.
Es war der Schlaf der Apostel in Gethsemane, gegen den Jesus das Wort „Wachet und betet“ richtete.
Max Horkheimer, der am 16. März 1937 in einem Brief an Walter Benjamin geschrieben hatte: „Die Feststellung der Unabgeschlossenheit ist idealistisch, wenn die Abgeschlossenheit nicht in ihr aufgenommen ist. Das vergangene Unrecht ist geschehen und abgeschlossen. Die Erschlagenen sind wirklich erschlagen …“ (Klaus Körner: Verlorenes nur was uns bleibt, in: Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, Leipzig 1992, S. 147), hat in einem Seminar nach dem Kriege an das ungeheure Gewicht der Frage erinnert, ob auf dem Leichenberg, den uns die Geschichte hinterlassen hat, der Gedanken an die richtige Gesellschaft überhaupt noch möglich sei.
Horkheimer
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24.07.92
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02.04.92
Der Personbegriff ist eine Emanation der Scham, mit der die Menschen nach dem Sündenfall auf die neue Fähigkeit reagiert haben, sich selbst von außen zu sehen (als „persönlich“ wird alles empfunden, was an die Scham rührt). Als Personen befinden sie sich endgültig hinter ihrem eigenen Rücken (Zusammenhang mit dem Ursprung der Sexualmoral). Oder anders: Die Person ist der Statthalter der Welt (und die Scham Index der Schuld der Welt) im eigenen Innern. So klärt sich auch der historische Zusammenhang der Person mit der Maske (deren Vorläufer und Modell waren die Opfer), sowie der genetische Zusammenhang des Personbegriffs mit dem Ursprung der Trinitätslehre und des Dogmas und mit dem Ödipuskomplex (mehr noch als der angebliche „Sexualismus“ Freuds war die instinktive Erfahrung, daß das Konzept vom Ödipuskomplex an die Wurzeln des kirchlich-christlichen Selbstverständnis rührte, Grund der kollektiven Entrüstung, die die Psychoanalyse ausgelöst hat).
Mit der Vorstellung des unendlichen Raumes wird die Immanenz als Schuldzusammenhang irreversibel und unentrinnbar. Es bleibt nur der Wille zur Macht, der bewußtlos schon den Ursprung und die Struktur des Dogmas beherrschte.
Drei Bedeutungen des Prinzips der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit:
– selbstreferentielle Beziehung zum Inertialsystem,
– exzentrischer Status des Inertialsystems (äußerliche Beziehung zum Objekt),
– Neubestimmung des Status der naturwissenschaftlichen Erkenntnis und ihrer Beziehung zum Objekt.
Die Kopenhagener Schule ist der lebendige Beweis für die Gültigkeit des Satzes vom Balken und vom Splitter (Inertialsystem als Balken im eigenen Auge).
Industrialisierung der Splitterproduktion: Inertialsystem, Geld und Bekenntnis als Balken. Aufzulösen nur durch die siebenfache Umkehr?
Eine Volkskirche ist nur als Bekenntniskirche vorstellbar und ist insoweit zwar real, aber eine contradictio in adjecto. Es gehört zu den Symptomen der Hilflosigkeit der Kirchen gegen den Nationalsozialismus, daß ausgerechnet eine „Bekennende Kirche“ zum Symbol des Widerstands gegen den Faschismus geworden ist.
Der Fall Drewermann ist nur ein Symptom dafür, welch entsetzliche Verwirrung im Prozeß des Zerfalls der autoritären Strukturen in der katholischen Kirche um sich greift:
– als Unfähigkeit der Theologen, das reale Wahrheitsmoment in der kirchlichen Tradition noch wahrzunehmen, und
– als Unfähigkeit der Kirche, mit solchen Konflikten umzugehen.
Die Grundversuchung ist heute die Versuchung zur Komplizenschaft; sie hat ihren Ursprung im pseudotheologischen Kontext von Rechtfertigung und Bekenntnis.
Empörung als Unterhaltung: „Kritische Sendungen“ sind affirmativ, weil sie nur der Empörung ein Ventil (und dem Zuschauer das gute Gefühl, sich selbst durch Empörung seine Moral und seine Unschuld zu beweisen) verschaffen, aber nichts ändern. Das Ganze erinnert mich an Habermas, der sich (gegen Benjamin, Horkheimer und Adorno) durch sein Bekenntnis zur Unabänderlichkeit der Natur das Alibi des Kontemplativen verschafft hat, nicht mehr im Ernst an eine Änderung der Dinge denken zu müssen. Heute ist die Empörung zur Grundlage der Zustimmung geworden. Empörung ist der Genuß des Zuschauers an der Folter (er entspricht dem Genuß des Voyeurs an der Pornographie und dem Beifall im Konzert). Nicht gegen das Unrecht, sondern gegen die Ohnmacht, in die einen der Anblick des Unrechts versetzt, gilt es anzugehen. Aber ist dieser Kampf gegen die Ohnmacht am Ende doch nur noch mit Hilfe der Theologie (mit der Hilfe dessen, was Benjamin die „göttliche Gewalt“ genannt hat), möglich? Jede andere Gewalt – insbesondere die der „Medien“, die an die Bedingungen der Öffentlichkeit (des Andersseins) gebunden bleibt – bleibt in das Unheil verstrickt und reproduziert es. „Allein den Betern kann es noch gelingen …“: aber anders als es das fromme Gemüt sich vorstellen kann. Erst wenn das Gebet zur Gewalt wird … Oder: Wie ist es möglich, die Politik Gottesfurcht zu lehren? Und: Ist die Abschaffung der Folter erst nach (oder zusammen mit) der Änderung auch der Natur möglich? (Sieg Hitlers in der Fernseh-Demokratie? Erst die Ästhetisierung der Wirklichkeit durchs Fernsehen verwischt jene Differenz, die Grenzen in Politik und Recht allein möglich macht: Bedingung des Friedensvertrags, Neugründung des Rechts.) -
10.02.92
Der Habermassche Begriff des „kommunikativen Handelns“ kommt erst zu seiner Wahrheit, wenn er die sprachliche Struktur z.B. der Gewalt, des Lachens, des Raumes, des Geldes, der Mathematik und zusammen damit die Beziehung von Schuld und Sprache (den Kern des dialogischen Verhältnisses, das nach Levinas ein unaufhebbar asymmetrisches ist) mit reflektiert. Nicht der Konsens, sondern die Versöhnung ist das zentrale Sinnesimplikat der Wahrheit. Der Hinweis auf die argumentative Struktur des kommunikativen Handelns vergißt, auf welche Probleme die Beweislogik führt, wie tief die argumentative Struktur der Sprache durch ein paranoides Element vergiftet ist (vgl. hierzu die kantische Antinomie der reinen Vernunft, Hegels „Reflexionsbegriffe“, auch die List der Vernunft). Wenn Habermas den Frankfurtern „negativistische Verfallstheorien“ (sic: der Plural steht so bei Habermas, T.u.K., S. 145) nachsagt, wenn er, was bei Horkheimer und Adorno – und darin ist ihr Denken in der Tat eines – als philosophische Erkenntnis auf die Struktur der Welt sich bezieht, zu ihrer subjektiven Meinung, zu einer Art Bekenntnis, macht, dann hat er den Kern z.B. der Dialektik der Aufklärung nicht begriffen oder inzwischen vergessen.
Zur Asymmetrie des dialogischen Prinzips: Genau das ist der parvus error in principio (qui magnus est in fine): die Symmetrisierung, die „der subjektiven Form der äußeren Anschauung“, dem Erkenntnis-Apriori des Raumes und dem dadurch determinierten Begriff des philosophischen Subjekts, der auch den Begriff und das Verständnis der Sprache verhext, sich verdankt, die gleiche Symmetrisierung, die dann bei Hegel in dem Satz „Das Eine ist das Andere des Anderen“ zum Grund der „sprachlichen Intersubjektivität“ wird, zugleich aber den Wahrheits- und Erkenntnisbegriff zur Unkenntlichkeit entstellt, zum Einfallstor des Mythos in die Philosophie geworden ist (bis hin zur Hellenisierung des Christentums, zur Wiederkehr der mythischen Gewalt in der Orthodoxie und im Dogma).
Woran die habermassche Philosophie ebenso krankt wie die an ihn sich anschließenden Theologien, ist die Unfähigkeit, die Kritik der Naturwissenschaft und der Theologie, die nur zusammen geleistet werden können, mit in ihren Begriff aufzunehmen.
Der Begriff „negativistische Verfallstheorien“ (Habermas) gehört, wie mir scheint, in den Zusammenhang des Begriffs „Nestbeschmutzung“. Nicht die Welt ist schlimm, sondern der, der sie als schlimm denunziert. Es gibt auch einen Welt-Nationalismus. Damit scheint auch die bloß doch emotionale Reaktion der Habermas-Gruppe auf die Postmoderne zusammenzuhängen (wobei H. die Wadenbeißerei seinen Schülern überläßt). Habermas scheint den Blick in den Abgrund nicht zu ertragen, der in Derridas Grammatologie, im Levinasschen Begriff der Asymmetrie, in Lyotards Analyse des Auschwitz-Syndroms und der Beweislogik sich eröffnet. Im Anblick dieses Abgrunds wäre die Kommunkationstheorie nicht mehr zu halten. Deshalb leugnet H. die Realität diese Abgrunds und denunziert den Blick als verantwortungslos, wenn nicht paranoid. Aber mit diesem taktischen und strategischen Gebrauch dessen, was Hegel die List der Vernunft genannt hat entzieht er der argumentativen sprachlichen Intersubjektivität die Grundlage.
Abgedeckt wird die Habermassche Kommunikationstheorie durch das Ausblenden der Natur und durch Adaptation jenes Weltbegriffs, dessen prädikativer Ursprung in der Tat der Grund der Kommunikationstheorie ist.
Am Begriff des Logozentrismus, den Habermas durch Hinweis auf seinen faschistischen Gebrauch abwehrt, läßt sich der Komplex aufs schönste nachweisen. Unter Logozentrismus verstehen alle die Fähigkeit, die Wahrheit durch prädikative Urteile auszudrücken. Und dieser Logozentrismus wird dann in den Logosbegriff der Theologie hineinprojiziert, in dem er in der Tat seit Beginn des Dogmatisierungsprozesses enthalten ist. Was hier geschehen ist (und bis heute nachwirkt), ließe sich am Bekenntnisbegriff aufs schönste demonstrieren. Der biblische Logosbegriff selber aber steht in einem ganz anderen Kontext, der vergessen ist und heute insbesondere unter dem Rätselbild der Natur zu reflektieren wäre. Die christologische Struktur des Naturbegriffs (die der Vergöttlichung des Opfers) gibt darauf einen sehr deutlichen Hinweis. Der Logosname im Johannes-Evangelium steht in eindeutiger Beziehung zur „Übernahme der Sünde der Welt“, und d.h. er steht im Kontext nicht des Begriffs, sondern der Namenlehre (der jüdischen Traditon, nicht der griechischen).
Es ist eigentlich doch erstaunlich, daß die Dialektik der Aufklärung bis heute nicht zum Anlaß genommen wurde, die Beziehung von Mythos und Philosophie in der Geschichte ihres griechischen Ursprungs einmal konkret aufzuzeigen und nachzuweisen. Die Entwicklung des Mythos in der griechischen Geschichte hat der Entstehung der Philosophie vorgearbeitet (durch die Entfaltung der Schicksalsidee), und der griechische Begriff des Mythos ist singulär und kein allgemeiner Obegriff für andere Mythologien, z.B. die altorientalischen, die einer anderen Konstellation, einem anderen Kontext angehören. Hier handelt es sich sogar umgekehrt um eine inverse Geschichte zur griechischen, die dann in der jüdischen Prophetie ihren Umkehrpunkt findet (in der Kritik der Idolatrie, des Sternendienstes und der Opferreligion, im „stammelnden“ Konzept der jüdischen Tradition).
Das „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ hat die Kirche zum Objekt, die die Nachfolge der Richter Jesu angetreten hat.
Die Verdrängung der Probleme der Beweislogik hängt damit zusammen, daß man die Probleme der (überlebensnotwendigen) Gemeinheitslogik nicht sehen will (oder, weil man sich selbst im Wege steht, nicht sehen kann). Der Ursprung dieses Problems scheint im Konzept der Habermasschen Habilitationsarbeit (Strukturwandel der Öffentlichkeit) zurückzureichen. Deren Thema wäre Anlaß gewesen, den Zusammenhang des Öffentlichkeitsbegriffs mit dem Syndrom der Gemeinheitslogik aufzuzeigen (Problem der Medien, der Wissenschaft, der Politik): Funktion der Dialektik des Sein für Andere(s); Begriff, Funktion und Geschichte der Scham (des Nichtöffentlichen, des Intimen, Privaten; reale und metaphorische Funktion der Sexualität und der Sexualmoral; Schamgrenze gegenüber der Theologie; Bedeutung des Antlitzes: von Angesicht zu Angesicht), Geschichte und Bedeutung des Objektivationsprozesses.
Der Raum ist auch über die mathematische Anwendung hinaus die subjektive Form der äußeren Anschauung: Begriff der Weltanschauung. Die objektivierende, verdinglichende und instrumentalisierende Logik ist von diesem Konzept der nicht mehr hinterfragbaren subjektiven Form der äußeren Anschauung nicht zu lösen. Und darin liegt ihre selbstreferentielle Begründung: in diesem pragmatischen, herrschaftsbegründenden Aspekt. Das hat sich vergegenständlicht und verselbständigt im Weltbegriff. Die Vorformen des Weltbegriffs, die Geschichte seines Ursprungs, sind in der Prophetie benannt als Idolatrie, Sternendienst und Opferreligion. Das prophetische „Nicht Opfer, sondern Barmherzigkeit“ trifft die christliche Opfertheologie (das christliche Dogma) im Kern; es gilt auch im Hinblick auf die zivilisationsbegründende Verinnerlichung des Opfers (Reflex der Vergegenständlichung der Natur).
Das Konzept der Säkularisation aller theologischen Gehalte führt nicht (wie das naturwissenschaftliche Erkenntniskonzept) zu haltbaren Resultaten, die man „schwarz auf weiß besitzen und getrost nach Hause tragen kann“, sondern ist ständig neu zu leisten. Das ist das entscheidende Argument gegen das christliche Orthodoxie- und Dogmenverständnis. -
31.12.91
„Alle Menschen streben nach dem Wissen“, weil sie die Ungewißheit des Nichtwißbaren (und der potentiellen Schuld), der Zukunft, nicht ertragen können. Das deutsche Versicherungswesen ist gerade keine „Solidarhaftung“, sondern einerseits ein Netz, durch das zu viele hindurchfallen, und anderseits ein Abwälzen der Last auf die Nachfahren, die Zukunft, die gleichsam apriori in Schuldhaft genommen wird: ein Exkulpationssystem.
Wer Wahrheit an die Kommunikation bindet, bindet sie an die Beweislogik, mit all den Folgen, die sich daraus ergeben (Freispruch der Gemeinheit).
Im Zusammenhang der Hegelschen Beziehung von Volksgeist und Weltgeist müssen die Volksgeister (die Nationen) sterblich sein: deshalb ist der Idealismus antisemitisch.
Das „die Erde bringe hervor“ bedeutet, daß die Pflanzen und die Tiere nicht unmittelbar von Gott geschaffen wurden (ausgenommen die großen Seetiere).
Ist der Ort der erschaffenen „großen Seetiere“ das Wasser über oder das unter dem Firmament?
Das Schicksal ist das gesichtslose Anlitz der Natur.
Grundlage des liberum arbitrium (der Wahlfreiheit) sind das Geld und der Raum (und ihre „Freiheitsgrade“), wobei das Geld die Beschränkung auf drei Dimensionen aufhebt (das Geld korrespondiert dem „Wert“, dem Gewicht der Einzeldinge; Zusammenhang des Wertgesetzes mit dem Gravitationsgesetz: was ist hier die Sonne?).
Die Entstehung der Schrift (Säkularisation des Bildes), der Ursprung des Geldes (des Wertgesetzes) und die Entstehung des Weltbegriffs (der Raumvorstellung) sind Teile eines Prozesses.
Derrida: Grammatologie, S. 173: Rousseau, der Christologe des modernen Naturbegriffs. Oder: Rousseau, die Krise der Schrift und der Rückfall in die Barbarei. (In Derrida explodiert die Rousseausche Revolte der Natur – vgl. hierzu Horkheimer.)
Die Stimme bewegt nicht die Natur, wohl aber die Ökonomie.
Seit dem Ende des letzten Krieges herrscht in Deutschland ein geradezu wütender Rechtfertigungszwang.
Zum Begriff der Offenbarung: Der brennende Dornbusch ist der Inbegriff (das Außenbild) der Apokalypse. Im Prozeß der Weltbildung wird die Offenbarung apokalyptisch.
Liegt die Schuldknechtschaft (der Ursprung der hpr) vor dem Ursprung der Kriege (dem Ursprung des Handels und der Schrift)? Wann und wo ist erstmals von Kriegen die Rede? (Alle Kriege zielen auf Eroberungen: gibt es auch Erunterungen?)
Ist die nordafrikanische Vätertheologie (der Ursprung der lateinischen Theologie in Nordafrika) punisch, hängt sie mit der Geschichte der Phönizier, mit der Erfindung der alphabetischen Schrift zusammen? -
21.11.91
Bekenntnis (Hypostasierung des Raumes, Logik des Geldes) = Isolationshaft des Geistes.
Daß der Himmel sich wie eine Buchrolle aufrollt, ist ein Bild für die Auflösung des Objektivierungsmechanismus, der uns von der Vergangenheit trennt, sie uns gegenständlich macht. Und das wird sein, wenn wir die Sprache beherrschen und nicht mehr die Sprache uns.
Der Durchbruch der naturwissenschaftlichen Aufklärung ist erfolgt, als es gelang, den Raum gegen die theologische Metaphorik abzuschirmen, ihn davon abzutrennen und die theologische Metaphorik als bloß subjektiv und bloße Anthropozentrik zu diskriminieren. Die Raummetaphorik konnte allerdings nicht ganz zum Verschwinden gebracht werden: Die Unterscheidung von oben und unten ist geblieben; sie hat die Erinnerung daran erhalten, daß die Abstraktion von der theologischen Metaphorik nur dem Herrendenken zugute gekommen ist.
Zur Unterscheidung von Im Angesicht und Hinter dem Rücken: sie paßt genau zu dem Hinweis Horkheimers, es sei eigentlich unvorstellbar, daß auf dem riesigen Leichenberg, den die Vergangenheit uns hinterlassen hat (gleichsam auf dem Rücken der Leiden der Vergangenheit), einmal die richtige Gesellschaft errichtet werden könne.
Die Subjektivierung der theologischen Metaphorik, die zusammenging mit der Derealisierung und Subjektivierung der „sekundären Sinnesqualitäten“, hat der Gemeinheit den Weg frei gemacht.
Das, was Levinas (gegen Buber, aber auch gegen den pseudotheologischen Begegnungsbegriff) die Asymmetrie der Ich-Du-Beziehung genannt hat, läßt sich demonstrieren am Verhältnis von Subjekt und Objekt im Raum.
Kant hat dem sokratischen daimon dingfest gemacht im System der transzendentalen Ästhetik und Logik (insbesondere der Raum erfüllt präzise die Funktion des diabolos gegen die Sprache: er macht das Objekt namenlos).
Nach Ebach ist die Wendung Im Angesicht sowohl auf Gott als auch auf den Feind bezogen: Ist nicht darauf das Gebot der Feindesliebe anzuwenden? Erscheint uns das Antlitz Gottes nicht prima facie im Gesicht des Feindes?
Entkonfessionalisierung der Kirchen heißt: aus den Gestalten der selbstverschuldeten Entfremdung der Kirchen heraustreten, sich befreien.
Das Trägheitsprinzip im Inertialsystem entspricht der Winkelfunktion im Raum (Zusammenhang mit dem Verfahren der Begriffsbildung); es bezieht – ähnlich wie die Winkelfunktion die räumlichen Dimensionen – die Zeit und die Materie in ein gemeinsames metrisches System mit ein. Die Konstituierung des Trägheitsprinzips hat das Relativitätsprinzip zur Voraussetzung. -
14.11.91
Horkheimers Bemerkung (in: Die Juden und Europa, geschrieben 1939), daß „die Sphäre der Zirkulation … ihre ökonomische Bedeutung“ verliere und „die berühmte Macht des Geldes … im Schwinden begriffen“ sei, ist wahr und unwahr zugleich. Die „zunehmende Ausschaltung des Marktes“ und die Rückkehr zum archaischen Raub ist nicht einfach des Gegenteil des „gerechten Tauschs“, sondern dessen andere Seite; und die Sphäre der Zirkulation hatte ihre „ökonomische Begründung“ nur im Rahmen des Scheins, den das Tauschprinzip selbst erzeugte, zu dessen Erhaltung es aber immer schon der (schließlich staatlich monopolisierten) Gewalt bedurfte. Dieser Schein besteht weiter und verbirgt wie eh und je hinter seiner Fassade die Geschichte der Opfer und den realen Schuldzusammenhang (Rohstoffe: Ausbeutung der Dritten Welt, Krise des Energie- und des Agrarsektors; Arbeitskraft: dank der Instrumentalisierung der Arbeitslosigkeit entfällt die Notwendigkeit der Zwangsarbeit; Verschuldung/Gewalt: Arbeitslosigkeit drinnen und Verschuldungskrise draußen sind nur gegen Unwägbarkeiten abzusichern durch Produktion von realem Vernichtungspotential, dessen Höhe der der Gesamtverschuldung – dem hierdurch erzeugten potentiellen Vernichtungspotential – entsprechen muß).
Wie hängt das E = m.c2, die Äquivalenz von Masse und Energie, mit der Gewalt, die der mathematische Raum gegen die Dinge repräsentiert, zusammen?
Die Gewalt des realen Schuldzusammenhangs läßt sich an der der Exkulpationskräfte, der Rechtfertigungszwänge, messen. Diese verhexen jegliches Bewußtsein: die Erkenntnis, das Wissen und die Logik, durch die Begründung und die Gewalt des Bekenntniszwangs.
Gibt es Untersuchungen über die kabbalistische Zahlenmystik und über die Planeten- und Engellehre? -
06.11.91
Was bedeutet Diachronie: Kann es nicht sein, daß eine Kritik der homogenen Zeit auch die Möglichkeit mit erwägen muß, daß es (in der Folge des griechisch-neutestamentlichen Äonenbegriffs) zeitliche Real-Konstellationen gibt, die zerstört, unkenntlich gemacht werden, wenn man ihre Momente an realhistorische Abläufe bindet (historische Bibel-Kritik); oder daß es einen „Fundamentalismus“ gibt, der der faschistischen Konsequenz dadurch entgeht, daß er von einer chronologischen Anbindung der biblischen Texte (aus rational belegbaren Gründen) Abstand nimmt (Frage: Wer war Abraham? – „Ehe Abraham ward, bin ich“: Zusammenhang mit der „Übernahme der Schuld der Welt“ und der logostheologischen Präexistenz „vor Erschaffung der Welt“ – nicht vor der Erschaffung von Himmel und Erde. – Wirft das nicht auch ein neues Licht auf das Lachen Abrahams und Saras und auf den Schrecken Isaaks? – Zusammenhang der toledot: Schöpfungsgeschichte und Genealogien – und Trinitätslehre: toledot zum Mythos, zur „ewigen Wiederkehr des Gleichen“ umgebogen?).
Horkheimers Wort vom Christentum als der menschenfreundlichsten Religion, „aber sind keine schlimmeren Untaten als im Namen dieser Religion geschehen“, findet hier seine Begründung, ebenso die These, daß es ein der Welt angepaßtes Christentum ohne Antisemitismus nicht geben kann.
Der Kampf der Kirche gegen die Abtreibung, der ohne Rücksicht auf die Probleme, die die Frauen selbst damit haben, geführt wird, wird deshalb so wütend geführt, weil er an das andere Abtreibungs-Trauma des Bekenntnisses rührt: an die Abtreibung der Wahrheit aus Furcht vor den messianischen Wehen in der Phase der frühkirchlichen Anpassung an die Welt und des Dogmatisierungsprozesses (das Dogma als Wechselbag: Remythisierung durchs Trinitätsdogma und durch Christologie und Opfertheologie; das Bekenntnis als Narbe). Der Kampf wird an der Grenze der Selbstverfluchung und nicht zufällig (in der Tradition des Antijudaismus) mit dem emotional hochbesetzten Mordvorwurf geführt.
Sind die apokalyptischen Siegel, mit deren Lösung die Wehen beginnen, die Sakramente? Und sind die Sakramente (zunächst das Symbolum, das Bekenntnis) Zeichen der „Bindungen“, mit denen die Kirche auf Erden wie im Himmel bindet?
Oder haben die sieben unreinen Geister, von denen Maria Magdalena befreit wurde, etwas mit den sieben Siegeln der Apokalypse zu tun?
Fragen:
– Gibt es eine Untersuchung über die Geschichte des Bekenntnisbegriffs?
– In welchem Zusammenhang taucht der Weltbegriff im NT auf? – In der Geheimen Offenbarung ist Jesus Herr der Welt, Gott Herr der Schöpfung.
– Weshalb ist das NT in Griechisch geschrieben, und warum gibt es in ihm dann einen Brief an die Hebräer?
– Wer sind die Hebräer, und weshalb heißt die hebräische Sprache die hebräische? Gibt es sprachlichen und/oder realen Zusammenhang zwischen den Hebräern und den Barbaren?
– Ist die Bezeichnung für Welt in Joh 129 kosmos?
Das Subjekt des jesuanischen „Ich bins“ ist der genaue Gegensatz, der Gegenpol zum transzendentalen Subjekt Kants.
Indem Kant Raum und Zeit zu subjektiven Formen der Anschauung macht, trennt er die äußere von der inneren Anschauung, zerstört er den objektiven Anteil der Erinnerung und damit den Grund der Sprache (macht er das Objekt namenlos).
Verräterisch der in der marxistischen Tradition übliche Begriff des „Allseitigen“: Er bewirkt, daß die Dinge von allen Seiten, d.h. immer nur von außen, hinter ihrem Rücken betrachtet werden; Anpassung an den Erkenntnis-Status der Physik. Naturwissenschaftliche, d.h. objektivierende und instrumentalisierende Erkenntnis ist „allseitige“ Erkenntnis. Eliminiert wird der eigene Blick der Dinge, das, was sie ausdrücken, ihre Sprache.
Es ist Gottestrug und es zieht zwangsläufig den Gottesbeweis und die Theodizee nach sich, wenn die Theologie sich den innertrinitarischen Prozeß als das selige Leben Gottes in sich selber vorstellt. In Wirklichkeit ist es das selbstentfremdete Leben eines Organismus, in dem kein Glied nicht trunken ist. Es ist der Zornesbecher.
Die Genealogie Kains kommt in der Genealogie des Set noch einmal, aber in veränderter Konstellation vor: was bedeutet diese Veränderung?
Man muß einmal die Hegelsche Kriegslehre mit der kantischen vergleichen, um den Abgrund zu erkennen, der beide Philosophien trennt.
Der Marxsche Satz, wonach die Hegelsche Philosophie vom Kopf auf die Füße zu stellen ist, bezeichnet das richtige Problem, ist aber nicht dessen Lösung. Es ist das Problem der Umkehr, das Marx dann mit dem Revolutionsbegriff auch wieder verfehlt. -
02.11.91
„Kritik der toten Natur“: Hier wurde ein zentrales Thema der heute möglichen Naturphilosophie mehrfach verfehlt.
– Nicht „die tote Natur“, sondern ihr Begriff wäre der Kritik zu unterziehen (nicht das Proletariat, sondern das System, das es dazu macht).
– Die „tote Natur“, oder die Natur im Zustand der vollendeten Naturbeherrschung, ist ein Deckbild der toten Gesellschaft; und die notwendige Kritik beider schließt die Kritik ihrer Genesis: die der Herrschaftsgeschichte mit ein. Es gibt keine „tote Natur“ außerhalb der Naturbeherrschung und keine Naturbeherrschung ohne Herrschaft in der Gesellschaft.
– Wer die Erfahrungen der Opfer zum Sprechen bringen will, muß die stumme Erfahrungsschicht mit zum Sprechen bringen, die uns in der „äußeren Natur“ vor Augen steht. Ist die Natur stumm, weil sie tot ist, oder erscheint sie uns (zwangsläufig und ohne daß eine Alternative sich konstruieren oder benennen ließe) als tot, weil sie stumm ist?
– Man kann keine Herrschaftskritik betreiben, ohne die Geschichte der Naturbeherrschung und deren Objekt mit einzubeziehen.
– Begriffliche Schneisen schlagen: Gibt es eine Definition des Naturbegriffs? Die einfachste, auf die sich das Problem heute zu reduzieren scheint, ist die, die die Definition des Weltbegriffs mit einschließt: Der Begriff der Welt bezeichnet das Resultat des Säkularisationsprozesses, den Inbegriff der Herrschaftsgeschichte, dessen (in der hegelschen Philosophie sich begreifende) begriffliche Seite, der Naturbegriff im gleichen Prozeß die Objektseite (daher rühren die hegelschen Schwierigkeiten, die Natur als „Entäußerung der Idee“ zu fassen, die ihn dann zwingen zuzugeben, daß sie „den Begriff nicht halten kann“; die Natur kann ihn aufgrund der Logik ihres Begriffs nicht halten: das Objekt ist als apriorischer Gegenstand des Begriffs dazu verurteilt, den Begriff nicht halten zu können). Die Begriffe Welt und Natur sind außerhalb der Herrschaftsgeschichte ohne Bedeutung, sie bezeichnen in ihr die begriffliche (die Subjekt-) und die Objekt-Seite als getrennte Wesenheiten. Sie sind Totalitätsbegriffe, die den Herrschaftszusammenhang stabilisieren.
– Liegt es nicht in der Konsequenz der Dialektik der Aufklärung, die Beziehung zwischen der Geschichte der Naturbeherrschung und den geschichtlichen Katastrophen endlich wahrzunehmen (die moderne naturwissenschaftliche Aufklärung beginnt mit der Hexenverfolgung und endet mit Auschwitz)?
Das Urteil, die Ontologie (Natur und Welt) und der Turmbau zu Babel.
Der Übergang vom uneigentlichen zum eigentlichen Dasein bedarf in der Tat nur der Entschlossenheit, in der Sache sind beide nicht zu unterscheiden. Und damit scheint es zusammenzuhängen, daß der Begriff des Asozialen heute die Extreme der Gesellschaft trifft, nämlich sowohl die, die ganz unten, wie die, die ganz oben sind. Seit Kopernikus und Newton sind die ganz oben von denen ganz unten nicht mehr zu unterscheiden.
Heute traut sich niemand mehr, das Wort vom „beschränkten Untertanenverstand“ auszusprechen; dafür läuft die gesamte Politik sprachlich auf zwei Ebenen: es gibt den esoterischen Innenraum, in den niemand hineinblickt, der der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, während der Bereich der Darstellung nach außen, der Öffentlichkeit, auf die von der Bekenntnislogik beherrschten Mechanismen der Massenkommunikation abgestellt ist.
Es hätten eigentlich alle erschrecken müssen, als in einem sozialdemokratischen Parteiprogramm der Begriff „Vertrauensbildende Maßnahmen“ auftauchte (und das in der gleichen Phase, in der von den Notstandsgesetzen und dem Radikalenerlaß über den Nachrüstungsbeschluß bis zur Terrorismusbekämpfung der Graben zwischen realer Politik und Öffentlichkeit vertieft, ausgebaut und befestigt wurde).
Es ist ein allgemein bekannter Grundsatz: Wer in der Politik mitmacht, macht sich die Finger schmutzig, und den Luxus, unschuldig zu bleiben, kann sich niemand mehr erlauben.
Das Gebot „Du sollst nicht lügen“ ist nur dort sinnvoll, wo die Sprache noch fähig ist, die Wahrheit auszudrücken. (Die Menschen wollen glauben, daß die Politiker die Wahrheit sagen, lieber verdrängen sie die Realität).
Die Physik schirmt die Natur ab gegen die Sprache.
Hat die Abfolge der drei Leugnungen eine Beziehung zur Trinität: erinnert die Selbstverfluchung nicht an die Sünde wider den Heiligen Geist? Entscheidend ist, daß das Hinter dem Rücken steigerungsfähig ist (bis hin zur Selbstverfluchung). -
20.09.91
Theorie des Feuers (gibt es in der Schrift eine Erinnerung an den Ursprung des Gebrauchs des Feuers?).
Off 1318: Hode hä sophia estin. ho echon noun psäphisato ton arhithmon tou thäriou. arhithmos gar anthropou estin. kai ho arhithmos autou hexakosioi hexäkonta hex. – Ist es die Zahl eines oder des Menschen? Weisheit und Verstand werden dann in Off 179 zitiert und erläutert: auf Rom bezogen.
Der Drache, das Tier aus dem Meere und das Tier vom Lande: wie verhalten sich diese drei zur Struktur von Herrschaft, Schuld und Verblendung?
Die Schrift macht das hic et nunc gegenstandslos und das Eine zum Anderen des Anderen (oder sie befreit den Gegenstand vom hic et nunc, von seinem Namen, und begründet die verandernde Kraft des Seins).
Der Fisch ist ein Christus-Symbol (ichthys = iesous christos theou uios sotär), aber ebenso das Lamm (der Widder?). Jedoch der Fisch aufgrund seines Namens, das Lamm, weil es stumm zur Schlachtbank geführt wird. Das Lamm liefert Wolle und Fleisch, die Kuh Milch und Fleisch, das Schwein nur Fleisch (das Schwein wird durch Domestizierung nackt).
Gibt es eine Evolutions-Synopse, die die Erdentwicklung, die Entwicklung der Pflanzen und die der Tiere synoptisch, in ihrem gleichzeitigen Verlauf, darstellt?
Die Sonne beherrscht den Tag und das Jahr, der Mond die Nacht und den Monat.
Der Sabbat ist der Tag des Saturn, nicht der Sonne. Der Sonnentag ist der erste Tag, der der Erschaffung des Lichts. Die Wochentage, die auch mit dem Schöpfungswerk (dem Hexaemeron) zusammenhängen, stammen wahrscheinlich aus dem Sternendienst, sie orientieren sich an den „Planeten“, den beweglichen Sternen:
– Sonne
Licht (Tag und Nacht)
– Mond
Gewölbe mitten im Wasser, scheide Wasser von Wasser (Himmel)
– Merkur
Wasser sammle sich, das Trockene werde sichtbar (Land, Meer)
das Land lasse Grün, Pflanzen mit Samen, Bäume mit Samen und Früchten wachsen (das Land brachte … hervor)
– Jupiter
Lichter am Himmelsgewölbe, um Tag und Nacht zu scheiden (als Zeichen und zur Bestimmung von Festzeiten, Tagen und Jahren); Gott machte die beiden großen Lichter (das größere soll über den Tag, das kleinere über die Nacht herrschen) und die Sterne; Gott setzte die beiden Lichter ans Himmelgewölbe (sie sollen über die Erde hin leuchten, über Tag und Nacht herrschen, Licht von der Finsternis scheiden)
– Mars
das Wasser wimmele von lebendigen Wesen, Vögel über der Land am Himmelsgewölbe; Gott schuf …; Gott segnete sie (fruchtbar, vermehren, bevölkern)
– Venus
das Land bringe alle Arten von lebenden Wesen hervor (Vieh, Kriechtiere, Tiere des Feldes).
Laßt uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich, sie sollen herrschen über Fische des Meeres, Vögel des Himmels, das Vieh, die ganze Erde und alle Kriechtiere auf dem Land. Gott schuf … (als sein Abbild, als Abbild Gottes, als Mann und Frau). Gott segnete (seid fruchtbar, vermehrt euch, bevölkert die Erde, macht sie euch untertan, herrscht über Fische, Vögel, Tiere). Nahrungsgebot (vegetarisch).
So wurden Himmel und Erde vollendet und ihr ganzes Gefüge.
– Saturn
Gott vollendet das Werk, das er geschaffen hatte.
ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte.
segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig, denn an ihm ruhte Gott, nachdem er … geschaffen hatte.
Hängt die Finsternis (die Scheidung des Lichts von der Finsternis) mit dem Gravitationsfeld zusammen? Und hängt die Mathematik mit den Zeugungen zusammen?
Wehalb durfte am Freitag kein Fleisch, wohl aber Fisch gegessen werden (Venus/Drachen: apokalyptisches Mahl des Leviatan)? Der Freitag ist der Tag der Kreuzigung, der Donnerstag der des Abendmahls.
Zum Zeichen des Tieres an Hand und Stirn: Was bedeuten Hand und Stirn? (Off 1316ff; zu Zeichen vgl. Gen 415, 912; zu Hand Deut 68; zu Stirn Ez 94 und Off 94).
Er ging hinaus und weinte bitterlich: das Weinen ist Trauerarbeit. Das Weinen bezieht sich auf den Trotz, in der Geschichte der drei Verleugnungen auf den in der Selbstverfluchung sich vollendenden Trotz. Das Weinen ist Ausdruck der Einsicht und des Bekenntnisses: Ja, das bin ich gewesen, das habe ich getan.
Wenn ich noch die Zeit und die Kraft dazu hätte, würde ich gerne
– einen Kommentar zur Hegelschen Logik schreiben. Arbeitstitel: Die Hegelsche Logik und das Inertialsystem.
– Oder eine Kritik der Heideggerschen Philosophie. Arbeitstitel: Die Fundamentalontologie oder das Herrendenken als Selbstverfluchung.
Kann es nicht sein, daß ebenso wie Abraham in der Genealogie vor die Könige (mit dem Einschub der Parodie auf beide: das Richterbuch) gesetzt wird, auch die Schöpfungsgeschichte, das Hexaemeron, im Rahmen der (nachdynastischen) Auseinandersetzung mit dem Sternendienst, an den Anfang gesetzt wurde?
Welche Rolle spielen eigentlich Lot, Ismael und Esau in der Vätergeschichte?
Ist Melchisedech, der „König von Salem“, ein Nachfahre des David? Welche Abraham-fremden Vorfahren gibt es in der Genealogie Davids (und Jesu): die Frauen?
– Tamar die Kanaaniterin (Mutter des Perez),
– Rahab die Frau aus Jericho (Mutter des Boas),
– Rut die Moabiterin (Mutter des Obed),
– Batseba die Hethiterin (Mutter des Salomo)?
Schon der Vorläufer des Personbegriffs, die hypostasis (das hypokeimenon oder die Substanz), das Zugrundeliegende, der Träger der Eigenschaften (wie die Person Träger des damit neutralisierten Namens ist) ist vom Bekenntnisbegriff (und der Bekenntnislogik, die die Logik der Verdinglichung ist) nicht zu trennen. Das Bekenntnis drückt genau die Trennung des Subjekts vom Prädikat, des Trägers (Dings) von seinen Eigenschaften aus; diese Trennung ist der Grund der Verdinglichung, sie verwandelt die dann sich bildende Beziehung in eine Schuldbeziehung. So zieht der Personbegriff auch den Namen in diese Schuldbeziehung mit herein (und neutralisiert seine benennende Kraft, verwandelt ihn in einen singulären Begriff: in eine singuläre Eigenschaft, die die Person dingfest macht; im Spitznamen drückt sich diese verdinglichende, fertigmachende Gewalt als Gelächter, deren letztes Objekt die Person ist, aus).
Empörung gibt es nur im Kontext der Personalisierung (Personalismus und Wertethik). Grundsatz der Personalisierung: An sich ist die Welt in Ordnung, aber leider gibt es ein paar Bösewichter (Prinzip der Idolatrie: Vergöttlichung der Bösewichter).
Personalismus und Wertethik ratifizieren die Zerstörung der Idee des Glücks. Benjamins Satz „Glücklich ist, wer seiner selbst ohne Schrecken inne wird“ bezieht sich auf ein Selbst, das sich allein im Angesicht Gottes konstitituiert.
Der Personalismus ist ein Ableger der christlichen Sexualmoral, die ihn zugleich stabilisiert; diese ist der Grund dessen, was seitdem „persönliche Verantwortung“ heißt: Zentrum einer Moral, die als Urteilsnorm das moralische Urteil durch Setzung des korrespondierenden Objekts: der Person, konstituiert. Hier liegt der Grund und der Ursprung des historischen Verdrängungsprozesses, Produkt einer auf den ersten Blick geringfügigen Verschiebung: der Vorstellung, die Erbsünde werde durch die Sexuallust (anstatt durch durch die sexualmoralische Urteilslust) auf die nachfolgenden Generationen übertragen. Das einzige Gegenmittel ist das Nachfolgegebot, das dem sexualmoralisch begründeten Feinddenken den Boden entzieht. (Zusammenhang von Sexualmoral, Objektivation und Verdinglichung, Personalisierung und Verinnerlichung des Opfers, Verschiebung des Mitleids vom Opfer aufs Selbst). Neubestimmung des Schuldbegriffs im Kontext des Nachfolgegebots (Befreiung vom Projektionszwang).
Personalisierung ist die letzte Möglichkeit, unter Verkennung der realen Beziehungen zwischen Welt und Person (der Weltgrundes der Person) Rachephantasien auszuleben. Die Verdrängung der Frage, was nach dem revolutionären Akt kommt, brutalisiert den revolutionären Akt, macht ihn terroristisch; ihr subjektiver Grund sind Heile-Welt-Phantasien (das Unheil kann nur von Bösewichtern kommen: so aber hat’s seit je die Kirche gelehrt). Die Säkularisierung der falschen Theologie, die Beibehaltung des Bekenntnisprinzips (mit Feinddenken, Ketzerverfolgung und -nicht zuletzt – Frauenfeindschaft) ist nur ein Indiz dafür, wie tief das christliche Erbe sitzt, wie sehr es uns in Fleisch und Blut übergangen ist; sie ist aber nichts weniger als eine geglückte Aufhebung des falschen Christentums. Der Atheismus, die Gottesleugnung, ändert die Welt nicht, versperrt nur der Reflexion die letzte Chance, das Moment der Unwahrheit im Weltbegriff zu begreifen.
Der Personbegriff drückte einmal die Anerkennung durch andere aus, die Hegel zufolge im Kampf um Leben und Tod errungen wurde und (ebenso wie das Eigentum, die Rechtsfähigkeit) die Person zur Person machte; in der verwalteten Welt ist die Person zum Knoten im Netz geworden, in dem sie gefangen ist und aus dem sie nicht mehr herauskommt: ist sie zu einer bloßen Funktion des Staates geworden, dessen Gewaltmonopol sie hilflos ausgeliefert ist, sofern sie nicht durch Eigentum geschützt ist. In dem Schimpfwort „diese Person“, das seinen logischen Ort im nachbarlichen Gerede hat, drückt sich die Wahrheit der vorfaschistischen Wertethik aus: als Person ist sie ungeschützt den Werturteilen ihrer Umwelt ausgeliefert; ohne Personbegriff kein Feinddenken: Horkheimers Wort über die Ambivalenz des Christentums gründet im christlichen Gebrauch des Personbegriffs (ohne den Personbegriff in der Trinitätslehre würde es keinen Grund für Apologetik und Theodizee geben; die damit systemlogisch verbundene Gottesidee ist ohne verteidigendes, apologetisches Denken nicht zu halten: Umkehrung der so neutralisierten Idee des Heiligen Geistes; es ist nicht unwichtig zu wissen, daß Tertullian, der den Personbegriff in die lateinische Theologie eingeführt hat, Jurist war: der Gedanke ist nicht abzuweisen, daß der Personbegriff hier nur noch das gemeinsame Verfügungsrecht der drei göttlichen Personen über die eine Wesenheit, die homoousia, ausdrückt).
Der Bekenntnisbegriff sowie Form und Inhalt des christlichen Dogmas bilden ein System, das jedoch nur dann zu begreifen ist, wenn das System als ganzes gleichsam als sein eigener Umkehrpunkt begriffen wird. Die Bekehrung dieses Systems, seine Rettung vor dem Instrumentalismus, läßt sich begründen aus dem Nachfolgegebot; ihre Realisierung wäre die Wahrheit des Satzes „Schwerter zu Pflugscharen“.
Gegen Heinsohn: Das Opfer ist kein Mittel der Katastrophenbewältigung, sondern eines der Schuldbewältigung: es will (wie das Experiment in der Physik) eine Untat durch Wiederholung ungeschehen machen. Und die Idolatrie (auch der Sternendienst und das Bilderwesen) ist ein Mittel der Komplizenschaft: der Rechtfertigung von Herrschaft.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Bezeichnungen Barbaren und Hebräern? Wenn, dann würde das genau die Differenz zwischen der hellenischen und der israelitischen Tradition ausdrücken: der Unterschied zwischen der projektiven Fremdbezeichnung und der reflexiven Selbstbezeichnung (sie „lebten als Fremde im Lande“ – ist der „hebräische Sklave“ ein „fremder“ Sklave?). Ist die Teilung bei Eber die zwischen Hellenen (im weitesten Sinne) und „Barbaren/Hebräern“ (der erste historische Ausdruck der Klassengesellschaft), die Teilung, in der sich die Hebräer auf der anderen Seite wiederfinden (und „Abraham der Hebräer“ sollte „ein Segen für die Völker“ werden)? Der verzweifelt scharfsichtige Nietzsche hatte Recht: die jüdisch-christliche Religion ist eine Sklaven-Religion (aber der „Wille zur Macht“ ist die falsche, die faschistische Konsequenz daraus: jedoch die einzige, wenn die jüdisch-christliche Tradition verworfen wird). Die Söhne Ebers waren Peleg (Teilung) und Joktan, Peleg gehört zum Stammbaum Jesu. Zwischen den Genealogien Joktans (Gen 1026) und Pelegs (Gen 1118) liegt der Turmbau zu Babel (Gen 111ff).
Nochmal zu den Söhnen Ebers: Ist der Teil der Nachkommenschaft Ebers, der vor der Sprachverwirrung benannt wird und wohl im Arabischen wohnt, eine Abspaltung, in der sich die Ursprache (die Sprache vor der Sprachverwirrung) erhalten hat? Oder hat Eber mit Abraham und seine Söhne mit den Söhnen Abrahams (und insbesondere Joktan mit Ismael) zu tun (wo sind ihre Siedlungsgebiete: die Söhne Joktans von Mescha, wenn man über Sefar kommt, bis ans Ostgebirge – Gen 1030 – und die Söhne Ismaels von Hawila bis Schur, das Ägypten gegenüber an der Straße nach Assur liegt – Gen 2518; ist nicht die Jakobsleiter in der Jakobsgeschichte das Gegenstück zum Turmbau von Babel)?
Die barbaroi sind die „Stammelnden“, nur die Hellenen sind sich selber verständlich. Ist nicht in der Prophetie der „Taumelkelch“ ein Bild für das, was im Hellenismus (im griechischen Mythos und in der Philosophie, in dem, was Nietzsche im Dionysischen, der Innenseite des Apollinischen, begriffen hat) dann sich entfaltet? Im Hegelschen Absoluten, in dem „kein Glied nicht trunken ist“ (vgl. hierzu auch Kants Antinomien der reinen Vernunft und Hegels Bemerkungen dazu), kehrt das wieder. In der philosophisch instrumentierten Trinitätslehre ist dieser „Taumelkelch“ ins Christentum eingewandert. Und der zentrale Begriff war wohl der der homoousia, den Konstantin in Nizäa durchgesetzt hatte.
Das Stammeln der Barbaren ist in der Schrift Wort geworden. Und die Aufgabe der historischen Bibelkritik scheint es zu sein, die Bibel aus ihrer falschen Verständlichkeit in dieses Stammeln zurückzuübersetzen, aus dem heraus sie vielleicht einmal wirklich verstanden werden kann. (Ist Hebräisch eine Objektsprache? Und verweist die Unterscheidung von Hellenen und Barbaren auf den Turmbau zu Babel?)
Die Sprache des NT ist Griechisch: die damalige „Weltsprache“ und die Sprache der Philosophie. Aber das neutestamentliche Griechisch ist weder das eine noch das andere, es stammelt gleichsam in beiden Sprachen. Zu begründen ist das neutestamentliche Griechisch eigentlich nur durchs Nachfolge-Gebot: als ein erster Versuch, in der Sprache der Welt die Schuld der Welt auf sich zu nehmen. So hat es auch sprachlich die Gestalt des Gottesknechts angenommen (Jes 421-9, 491-7, 504-11, 5213-53).
In Heideggers Fundamentalontologie wird der Taumelkelch zur Droge; davon ist die Kirche süchtig geworden.
Maß, Zahl und Gewicht (Waage): sind das nicht Raum, Zeit und Materie (vgl. Hegels Logik, Quantität)?
Zu Maß, Zahl und Gewicht (die Produkte der Abstraktion und des Vergleichens, von Augustinus als Hinweis auf die Trinitätslehre verstanmden): Liegt der Ursprung des „Gewichts“ im Geldwesen (das Geld als Einheit von schwerer und träger Masse; babylonische Tempelwirtschaft und Astronomie / Astrologie, Schuldknechtschaft; moderne Astronomie und Gravitationslehre als Stabilisator der Mechanik; Kopernikus und Newton waren Münzbeamte)?
Die Welt, auch die physikalische, ist die Wolfswelt.
Der „Schrecken Isaaks“ ist der Schrecken des „Er lacht“. Die tiefe Zweideutigkeit, die Dämonie des Lachens, in dem Freude und Hohn kaum voneinander sich trennen lassen, klingt hier an. Zuletzt erscheint das in der verkehrten (unbekehrten, mit dem christlichen Begriff der Sexualmoral zusammenhängenden) Vorstellung des Augustinus, daß zur Glückseligkeit der Seligen im Himmel der Anblick der Leiden der Verdammten in der Hölle gehört. Hier ist einer der christlichen Ursprünge des Faschismus; hier sind die Seligen im Himmel schon auf der Bahn zum KZ-Wächter. In jeder Law and Order-Mentalität steckt etwas davon.
Der positivistische Ansatz in Loretz‘ Hebräer-Buch hängt nachweislich zusammen mit der Unfähigkeit, das Moment der Gemeinheit im wissenschaftlichen Objektivismus (und in der vergesellschafteten Welt) zu reflektieren.
Die Josephs-Geschichte beschreibt den Vorgang der ursprünglichen Akkumulation des Kapitals im Kontext des Staatskapitalismus, während die ökonomisch-religiösen Institutionen in Babylon solche der Privatwirtschaft gewesen zu sein scheinen. Das Königtum und die Tempelwirtschaft sind Instrumente eines Handelsbürgertums, das so die Grundlagen des Handels: das Geld und das Vertragswesen, absicherte (dagegen ist der Dekalog von Grund auf antikapitalistisch).
Pyramide und Mausoleum: Zusammenhang von Staatskapitalismus und Totenkult.
Der Ursprung der Idee, die Welt müsse zivilisiert werden, ist griechisch (Alexander); und der Ursprung der Idee, sie müsse befriedet werden, römisch (Cäsar / Augustus). Beides kehrt wieder in der spätchristlichen Verbindung von Mission und Kolonialismus (die Asylanten von heute sind die Nachfahren der Hebräer).
Ebenso, ja mehr noch wie im Wörterbuch steckt die Weltgeschichte in der Grammatik (Genitiv / Dativ; mit dem Ablativ verschwindet der Sprachgrund der Gnadenlehre). Der Weltbegriff selber ist Teil einer grammatischen Struktur, eines grammatischen Konstrukts, des gleichen Konstrukts, durch das der Begriff in der Sprache verankert wurde (das prädikative Urteil, die damit zusammenhängenden Strukturen der Deklination und Konjugation), während die Mathematik sich aus der Sprache und gegen die Sprache entfaltete (Beziehung von Mathematik und prädikativem Urteil; Verstärkung der Gewalt des prädikativen Urteils durch die Mathematik: Was bedeutet der Begriff Mathematik?).
Die Metaphysik setzt die Physik, die Gegenstandswelt, voraus. Deren Konstruktion setzt wiederum die Astronomie voraus.
Die Heideggersche Philosophie ist ein Reflex der verdinglichten Objektwelt: die auftrumpfende Ohnmacht des Subjekts, der zwangshaft sich selbst reflektierende Instrumentalismus, der das Bewußtsein, Instrument zu sein (der „Uneigentlichkeit“), unter taktischer Verwendung der selber instrumentalisierten Bekenntnislogik (des Dezisionismus) zur „Eigentlichkeit“ aufspreizt. -
13.09.91
Bekenntnis- und Beweislogik: Zusammenhang durch das gemeinsame Moment des „Nicht-erwischt-Werdens“; darin ist der ungeheure Wert der „Tatsachen“ (die durch ihre Beweisbarkeit, nicht durch ihre objektive Realität definiert werden) für das moderne Bewußtsein begründet. Die Beweislogik beherrscht sowohl das Recht wie auch die Wissenschaft, insbesondere die Naturwissenschaft. Sie verweist die Wahrheit auf den Weg des geringsten Widerstands, konstituiert zugleich den Konnex von Objektivation und Instrumentaliserung (Schuld und Sühne; Projektion ins Vergangene und Verfügbarkeit). Zu den Grundlagen der Beweislogik gehört das Prinzip der Intersubjektivität: daß der Beweis durch jeden nachvollziehbar sei. (Auch das Bekenntnis gehorcht der Beweislogik; allerdings auf der Grundlage einer zukünftigen Vergangenheit: dem „Ihr werdet es erfahren“. Die Zeitdifferenz muß zwischenzeitlich überbrückt werden durch Glauben und Hoffnung. Vgl. hierzu Hinkelammerts Reflexionen über den Zusammenhang des Opfers mit der Beweispflicht, der der Opfernde – im Christentum die Kirche – sich selbst unterwirft: Wenn das Opfer und sein mythischer Begründungszusammenhang sinnvoll sein soll, muß das intendierte Ziel: die Vernichtung Trojas, erreicht oder ins Unerreichbare prolongiert werden. In den gleichen Zusammenhang gehören das von Lyotard analysierte Konstrukt des vollkommenen Verbrechens, das nicht mehr aufzuklären ist, weil alle Beweise vernichtet wurden: Auschwitz – das Patriarchat?.)
Beweislogik und Bekenntnislogik gehören zusammen mit Welt und Natur, Begriff und Objekt. (Frauen sind im Patriarchat nicht bekenntnisfähig und unterwerfen sich – wie die „verstockten“ Juden – nicht der Beweislogik, sie sind nicht zeugungsfähig -weder biologisch noch rechtlich. Frauen sind auch nicht erbfähig.)
Zur Dialektik der Beweislogik: nach Horkheimer ist der Antisemit unbelehrbar.
Es ist eine notwendige Konsequenz aus der Beweislogik, wenn Gemeinheit kein strafrechtlicher Tatbestand ist, wie auch das Bekenntnis keine Absicherung gegen Gemeinheit enthalten kann („Heute ist schon jeder Katholik so schlau wie früher nur ein Kardinal“), für beliebige Zwecke nutzbar ist: Universal-Instrument, zusammen mit der Entdeckung des Raumes und der Erfindung des Geldes die größte Erfindung der Menschheit, aber zugleich ein Mittel zur Selbstzerstörung der Sprache und zur Abschaffung der Wahrheit, die beide nicht der Beweislogik unterliegen (Gott aber kennt die innersten Regungen des Herzens).
Das mittelalterliche sic et non und die Ausbildung der Beweislogik.
Der Intention nach ist jedes Verbrechen ein vollkommenes Verbrechen (jeder geht davon aus, daß er nicht erwischt wird). Und es sind nur die Dummen, denen es nicht gelingt. Und diese Dummheit wird bestraft.
Wie hängen das Bekennen, das Beweisen und die Zeugenschaft zusammen? Ist der Vaterschaftsbeweis der erste Beweis, und ist das Zeugnis der Frauen vor diesem Hintergrund nicht akzeptabel (vgl. die Geschichte der Thamar)?
Bezeugt sich das Bekenntnis selbst (vgl. die Jesus-Worte hierzu)?
Glauben und Wissen.
Womit handeln die Banken? die Frage wird beantwortbar, wenn man weiß, wie der Kredit mit dem Credo zusammenhängt (und wenn man weiß, weshalb es eine Banco di Spiritu Santo gibt). -
28.08.91
Die Begriffe Welt und Natur sind der gegenständliche Reflex der Klassengesellschaft.
Jesus hat nicht die Schuld der Natur, sondern die der Welt auf sich genommen. Eben das aber ist die Voraussetzung für die Befreiung der Natur (die Welt ist Subjekt, die Natur Objekt des Schuldzusammenhangs).
Die Welt ist der Inbegriff als Herrschaftsmittel in der Auseinandersetzung mit der Natur.
Zu Horkheimers „Aufstand der Natur“: Gibt es auch einen Aufstand der Welt, oder ist die Welt die Bank, die immer gewinnt?
Das zeitliche Moment im Weltbegriff, das Rosenzweig durch Begriffe wie Vorwelt und Überwelt und Schelling mit dem Begriff Weltalter zu fassen versucht, wird immer noch am genauesten durch den alten Begriff des Äons, des Zeitalters, ausgedrückt.
Paradigmenwechsel?
Drückte in der puritanischen Askese sich das Bild vom Ehrlichen Kaufmann aus? War sie nicht auch eine der Ursachen der Hexenverfolgung?
Das Schnüffeln und Pinkeln der Hunde ist der genaue terminus ad quem des zudringlichen Geschwätzes.
Zu Theweleit: Die grandioseste aller Männerphantasien ist die Naturwissenschaft.
Beziehung der Sprache zum Objekt: das sprechende Objekt (der Ausdruck), die benennende Kraft der Sprache (Adam), das Beim-Namen-Rufen (die Erlösung). Die Benennung der Tiere durch Adam war „unerhört“, es war ein Stück Willkür darin; er hat nicht die Tiere sprechen lassen, deshalb hat er keinen Partner gefunden. Die Benennung war die Fixierung auf einen zugleich instrumentalen und emblematischen Grundzug, auf einen bestimmten Charakter. Seitdem sind alle Tiere bis in ihre psycho-physische Organisation hinein Charaktermasken. (Was drückt sich vor diesem Hintergrund in der biblischen Unterscheidung des Reinen und Unreinen aus? – Daß man kein Hunde- oder Schweinefleisch essen soll, scheint mir nachvollziehbar zu sein.)
Aus dem Tempel hat Jesus die Händler der Opfertiere und die Geldwechsler vertrieben. Sind die Opfertiere ein Hinweis auf den undurchschauten Zusammenhang von Arbeit und Ware (Arbeits-, Güter- und Geldmarkt). Zur Interpretation, zum Verständnis sind die beiden anderen Geschichten mit hinzu zu nehmen: die vom Verwalter des ungerechten Gutes und die Antwort auf die Frage nach der Steuerpflicht.
Zur ägyptischen Mythologie gehören die Mischwesen (aus Tier und Mensch), während in der babylonischen (wie dann in der griechischen) Tiere und Menschen im allgemeinen streng getrennt sind.
Jedes Urteil trifft kraft seiner Allgemeinheit auch den Urteilenden: das ist der Grund des Satzes „Richtet nicht …“
Die Vorstellung des unendlichen Raumes repräsentiert die Expropriation der Natur. Der Reichtum der Welt ist nur die Kehrseite der Armut der Natur.
Zum Heinsohnschen Begriff der Schuldknechtschaft: die Nutzung der Ökonomie als Waffe gelingt nur vor dem Hintegrund einer der Wirtschaftskraft entsprechenden militärischen Macht.
Person ist ein Sein für andere, das sich als Persönlichkeit für sich setzt. (Woher kommt der Begriff „Leute“, und was bezeichnet er? Leute sind immer auch „meine Leute“, d.h. der Begriff bezeichnet ein Eigentums- und Herrschaftsverhältnis (ein verdinglichter Genitiv). Gehören Persönlichkeiten zu den Leuten?
Hat Hegel nicht schon auf den Zusammenhang der endlichen Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichts mit der Vergegenständlichung hingewiesen? Die Unterscheidung zwischen dem „eigentlich“ Realen und dem Uneigentlichen, die hier vielleicht anwendbar wäre, hilft nicht weiter, es sei denn, daß man akzeptiert, daß das Uneigentliche das Eigentliche ist: das Subjektive das Objektive. Wer davon ausgeht, daß die physikalische Realität das Eigentliche ist, entzieht den Instrumentalisierungsmechanismus der Reflexion, gibt dem Herrendenken das gute Gewissen (wie Heideggers Begriff der „Eigentlichkeit“).
Die subjektiven Formen der Anschauung, Ursprung und Medium des mathematischen Objektivitätsbegriffs, erlauben unsere Herrschaft über die Dinge nur insoweit, wie sie uns selber beherrschen. -
30.05.91
Gegen die rabbinische Lehre vom bösen Trieb steht im NT das Gebot der Nachfolge, der Übernahme der Schuld der Welt; weiterhin: „Seht ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe; deshalb seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben“; ebenso das Gebot der Feindesliebe; aber das ganze zusammen mit dem Verbot, das Unkraut vor der Zeit auszureißen.
Grund dieser Differenz ist der Umkehrpunkt, der in der Zeitenwende erreicht ist: das römische Imperium, die hierdurch im Ansatz realisierte Einheit der Welt, die zur Folge hat, daß es diese unmittelbare Beziehung nicht mehr gibt, daß alles vermittelt ist, daß in die Begriffe des Individuums, der Person, dann des Subjekts und des Objekts, die Geschichte der ganzen Welt mit eingeht. Die Beziehung zum Anderen, zum Objekt ist durch die ganze Weltgeschichte, durch die Struktur der Gesellschaft vermittelt (und diese Vermittlung heißt in der Schrift „Babel“?). Hier liegt der Grund für die leichte Veschiebung vom Konzept des bösen Triebs zu den utopischen, scheinbar unrealisierbaren moralischen Forderungen des Christentums, aber das mit der Folge, daß diese utopischen moralischen Forderungen dann wirklich zur Utopie verkommen sind, während in der Praxis und im Dogma die Rückkehr erfolgte zu jener Pseudo-Unmittelbarkeit, die den Inhalt vernichtet hat und durch den Schein einer Erlösung ohne Umkehr absolut böse geworden ist.
Horkheimers Bemerkung, daß es keine menschenfreundlichere Religion gibt, als das Christentum, aber auch keine, in deren Namen so schlimme Untaten begangen worden sind, hat genau hier ihren Grund.
Aber was ist dann im Islam passiert?
Der Begriff der Umkehr hat einen moralischen und einen zeitlichen Sinn. Umkehr leitet ihre Notwendigkeit daraus ab, daß im historischen Prozeß die vergangene Zukunft und die zukünftige Vergangenheit korrelativ immer weiter anwachsen. Wenn die Vergangenheit die Zukunft endgültig überformt: das wäre die Hölle. Die Gemeinheit ist genau die prophylaktische und präzise Anpassung an diese Hölle (deshalb ist sie leichter begründbar als das Gutsein): das Herrendenken.
Zum Zeitsinn der Umkehr: Das verinnerlichte Opfer ist das Opfer der Erinnerung. Und das ist der Preis für das Bewußtsein, wie weit wir es doch gebracht haben, der Preis für die installierte und kaum noch wegzuarbeitende generelle Empörung, die die westliche Zivilisation insgesamt mittlerweile kennzeichnet.
Der Objektbegriff ist der Korken auf der Flasche, in die wir den Geist eingesperrt haben.
Ist Hiob ein Araber; wer sind dann die drei Freunde des Hiob?
Die gesamte Physik ist eine Veranstaltung zur Erhaltung des Inertialsystems.
Ungeklärt ist eigentlich immer noch das Verhältnis der Lichtgeschwindigkeit zur Gravitation.
Den ruhenden Raum, der die Dinge nicht affiziert, in dem sie unberührt sich aufhalten, gibt es nicht. Genau das ist die Gewalt die den Dingen angetan wird, wenn wir sie „hinter ihrem Rücken“, im Verhältnis der „reinen Äußerlichkeit“, unter „Laborbedingungen“ erforschen.
Zur speziellen Relativitätstheorie Einsteins: die Zeitdilatation und die mit ihr systematisch verbundene Längenkontraktion sind richtungsbezogen, nicht objektbezogen.
Das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit macht das Moment der Gewalt kenntlich, das im Inertialsystem steckt. Dagegen hat Einstein Zeit seines Lebens aufbegehrt, während die, die aus der Quantenphysik glaubten, philosphischen Honig schlecken zu können, in Wirklichkeit nur die Ideologie zur Anpassung an die Gewalt geliefert haben (und zum Teil aus diesem Grund fromm geworden sind: religiös, ohne die Last der Umkehr auf sich nehmen zu müssen).
Strukturalismus und Dekonstruktivismus haben ihr Vorbild in der protestantischen Bibelkritik und Exegese. Das, was diese mit biblischen Texten anstellt, haben die Franzosen dann generell auf Literaturkritik, Schriftkritik, Sprachkritik ausgedehnt.
Wichtiger als die Suchen nach Autor, Quellenschriften, Sinn scheint mir die Untersuchung des Sprachgestus, z.B. der Wendung „Spruch des Herrn“ oder dessen, was die Exegeten den poetischen Teil im Jeremias nennen: eine Sprachgestalt, in der der Autor sich gleichsam kleinmacht, in der er fast nicht mehr vorkommt, während in den Prosatexten bereits moderne Subjektivität sich ankündigt, der Autor sozusagen als transzendentales Subjekt zu diesem Text dazugehört.
Die heutige Neigung, Prophetie als „gefährlichen Text“ zu begreifen, müßte um ein geringes korrigiert werden, um der Wahrheit näher zu kommen. Gefährlich ist nicht die Prophetie, sondern ihre Nichtwahrnehmung, die dann zu Folgen wie Auschwitz führt.
Bileams Esel: Welche Bewandnis hat es überhaupt mit dem Esel in der Schrift, z.B. damit, daß der Messias auf einem Esel nach Jerusalem hereinreitet?
Die historisch-kritische Untersuchung der Bibel ist als deren Neutralisierung tendentiell antisemitisch. Der Gegenstand der Bibelkritik, das was durch Bibelkritik freigelegt werden soll, sollte nicht das Unvermögen, sondern die Kraft des biblischen Autors sein.
Das Gebot der Feindesliebe wird durch zugrundegelegtes Harmoniebedürfnis nicht erfüllt, sondern unterwandert. Die Aufhebung der Feindschaft gibt es nicht, wer sie anstrebt, intendiert die Vernichtung des Feindes.
Welche Aggressionen in der Exkulpierungssucht schlummern, läßt sich an manchen neudeutschen Bewegungen studieren.
Am Beispiel des Kruzifixes ließe sich leicht die Bedeutung des Bilderverbots (und die Folgen seiner Übertretung) nachweisen.
Die christliche Tradition dringt noch durch in der Politik unserer Bekenntnis-Parteien, die die Bekenntnislogik (z.B. das Personalisierungssyndrom) nutzen, um dahinter ihre dann nicht mehr kritisierbare Politik zu treiben.
Der transzendentale Idealismus ist die babylonische Gefangenschaft der Theologie (und die negative Dialektik ist ein Äquivalent des Prinzips der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit; sie verhält sich zur Hegelschen Dialektik wie das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindkeit zum begrifflichen Kontinuum der Physik).
Die Sonne beherrscht den Tag, der Mond die Nacht, aber die Erde bewegt sich (mit den Planeten) um die Sonne, der Mond um die Erde. Stellenwert von Wachen, Schlaf und Traum?
Der Logos und die Vergöttlichung des Opfers (oder das Opfer und die Sprache): Die benennde Kraft der Sprache ist allein wiederzugewinnen im Rahmen der Nachfolge; jeder Versuch, das im Rahmen einer Opfertheologie zu instrumentalisieren, führt in die Dialektik des Richten und Gerichtet-Werdens. Das instrumentalisierte Opfer verhext die Sprache, das reflektierte Opfer erneuert sie: Das „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer“ war der Systemgrund der Prophetie.
Was ist der Unterschied zwischen den Pluralformen Elohim, Haschamajim und Sefirot, Sabaot?
Die sogenannten Anthropomorphismen in der Schrift, die im Übrigen dazu ja erst vor dem Hintergrund des „naturwissenschaftlichen Weltbildes“ geworden sind, sind die eigentliche Erfahrungsquelle der Theologie. Wer diese Erfahrungsquelle verschüttet, läßt die Theologie verdorren, schickt sie in die Wüste, zu der die Welt geworden ist.
Hat Velikovskys Venus-Katastrophen-Theorie einen ähnlichen Stellenwert und eine ähnliche Bedeutung wie Freuds psychoanalytischer Mythos von der Brüderhorde und der Tötung des Urvaters?
Das Problem der Gemeinheit in der Justiz ist aus beweislogischen Gründen nicht aufhebbar.
Stammheim und Velikovskys Venus-Katastrophen-Theorie: Die Selbstmorde in Stammheim waren vielleicht tatsächlich Selbstmorde; aber gleichwohl waren sie auch Morde: induziert (und auch zu verantworten) durch das Verhalten des Staates, durch die Art, wie die Verfolgung, die Ermittlungen und die Verfahren durchgeführt worden sind. Die Katastrophen-Theorie erinnert an die Mord-Theorie insofern, als beide nicht nur Tatsachen-Fragen, sondern auch Schuldfragen beantworten sollen; beide dienen auch der Entlastung, der Exkulpation (und es gibt kein beweglicheres Element als die Schuld).
Kommt nicht bei Velikovsky und bei Heinsohn (in Abhängigkeit von der Geschichte der Ökonomie) die Rechtsgeschichte zu kurz? Hängt das zusammen mit der Unfähigkeit, das Katastrophische, die Einbrüche in der Gesellschaftsgeschichte zu begreifen. Kriege und andere Katastrophen sind oft nur Folgen von gesellschaftlichen Gewichts- und Gesteinsverschiebungen, von Umschichtungen, Verspannungen, die in normalen, „friedlichen“ Zeiten eingetreten sind, aber mit den damals zur Verfügung stehenden rationalen Methoden nicht zu bewältigen waren.
Gilt das „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun“ auch für die gesamte nachfolgende Täter-Gemeinde: die Kirche?
Zu den grammatischen Strukturen der alten Sprachen: Gab es im Griechischen auch einen Vokativ? Und im Hebräischen?
Der „Aufsatz“, diese Einübung in Heuchelei, ist etwas für Pfarrer, Richter und Lehrer. Themen wie „Der Wald im Spätherbst“ oder „Mein schönstes Ferienerlebnis“ waren Aufgaben, in denen der Schüler zeigen sollte, ob er gelernt hatte „sich auszudrücken“. Er mußte fähig sein, sich selbst ohne reale Objektvorgabe auszuquetschen. Und es waren die gleichen Lehrer, die dann am Ende mit der Frage „Was wollte der Dichter damit sagen“ jede Beziehung zur Literatur im Ansatz zerstörten. Richter, die die Anwendung der Gemeinheit narrensicher machen, Pfarrer, die den Atheismus unter dem Vorwand der Religion lehren, und Lehrer, die die Bildung so substituieren, daß sie danach nicht mehr vorkommt: das sind wohl im Augenblick die perversesten Berufe.
Ulrich Sonnemanns „Land der unbegrenzten Zumutbarkeiten“, das die Sachverhalte sehr präzise beschrieben hat, ist möglicherweise deshalb bei den Lesern nicht angekommen, weil der Systempunkt, daß nämlich Gemeinheit kein strafrechtlicher, sondern nur ein theologischer Tatbestand ist, nicht deutlich genug angesprochen wurde.
Sonnemanns Aufforderung, mit den Ohren zu denken, wäre dahin zu ergänzen: und mit den Augen zu hören (in den Dingen zu lesen). Das würde etwas wie ein mimetisches Sehen voraussetzen und mit einschließen, etwas, das bisher nur einmal in der Geschichte aufgetreten ist, in der Frühphase der Entwicklung der Schrift. Wie verhält sich die Geschichte der Schrift zu den kulturellen und politischen Entwicklungen der Völker: Welcher Phase gehört die arabische Schrift an; was drückt sich in der chinesischen, in der indischen, in der ägyptischen Schrift aus; wie verhalten sich Keilschrift und Buchstabenschrift, welche Schrift hatten die Babylonier? Gibt es Objektschriften (China, Ägypten: Vorrang der Substantive), Prädikatschriften (Indien, Arabien: Vorrang der Verben)? Hängt die Entwicklung der Buchstabenschrift mit dem Bilderverbot zusammen, welche Auswirkung hatte die Einführung der Majuskel in der deutschen Schrift?
Wenn die Bibel das Wort Gottes ist, dann kann sie nicht nur auf Vergangenheit sich beziehen, dann muß sie eine Gegenwartsbedeutung haben. Konsequenz: das typologische Schriftverständnis?
Drückt in der Unterscheidung zwischen starker und schwacher Deklination sich der Unterschied zwischen dem Subjekt und seiner Vergegenständlichung, und im Verfall der schwachen Deklination (in Verbindung mit dem Verfall des Konjunktivs) eine Auswirkung des Objektivationsprozesses aus, ein Verfall des Humanen, eine Folge des „Hinter-dem-Rücken-Redens“, des Geschwätzes?
Was ist an Spenglers Hinweis, daß die Wikinger, die Normannen das Rechnungswesen und die Buchhaltung eingeführt haben? (etwa S. 1010/20?)
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