Natur und Welt sind durch die Urteilsform an einander gebunden und von einander getrennt: Natur ist der Inbegriff aller Objekte von Urteilen, Welt der Inbegriff aller Urteile über Objekte. Der unreflektierte Gebrauch dieser Begriffe (ihr Gebrauch im Kontext der Selbsterhaltung, dem Grund der Urteilsform) verfällt ihrem Bann: er macht die Gemeinheit des Urteils unsichtbar. Naturphilosophie, die ihren Zusammenhang mit dem Weltbegriff, dem Prinzip der Selbsterhaltung, nicht reflektiert, verfehlt ihr Objekt.
Raum und der Ursprung des Scheins (der Gemeinheit): Der Raum ist durch die Neutralisierung des Richtungsmoments (durch die Mathematisierung der Winkelfunktionen oder durch die Neutralisierung der Teleologie und Instrumentalisierung des Zweckbegriffs: durch die selbstverschuldete Unfähigkeit, rechts und links: Zweck/ Grund und Ursache, zu unterscheiden) zur Basis und zum Medium der Instrumentalisierung geworden: Grund der
– Verdinglichung des Objekts,
– der Neutralisierung des Namens sowie
– der Zerstörung der argumentativen Kraft der Sprache;
Herrschaft des Gravitationsgesetzes.
Traum, Symbolbildung, Verschiebung und Projektion: So hängen der Traum und die Vorurteilsmechanismen mit dem Raum zusammen. In dem Verhältnis von Verschiebung und Projektion steckt das Relativitätsprinzip. Und die transzendentale Logik ist eine Logik des Vorurteils (der synthetischen Urteile a priori); sie schließt u.a. die Verteidigung des anderen aus (Konstruktion des Selbstmitleids; Zusammenhang mit dem autoritären Charakter: Ausschluß der Verteidigung in Terroristenprozessen; Verteidiger „Organ der Rechtspflege“). Die Bekenntnislogik beschreibt den gesellschaftlichen Kontext des Vorurteils.
Raum und Umkehr: Die Vertauschung von vorn und hinten und von rechts und links zieht die Vertauschung von oben und unten nach sich. Das „hinter dem Rücken“ (Verwechslung von vorn und hinten) und der Verzicht auf Barmherzigkeit (Verwechslung von rechts und links), mit einem Wort die wölfische Welt und ihr Grund, das Selbstmitleid, unterwerfen die obere Welt der unteren: begründen die Niedertracht und die Gemeinheit, mit einem Wort: den autoritären Charakter. Projektion und Verschiebung gehören zusammen wie die Unfähigkeit zur Verteidigung des anderen mit dem autoritären Charakter (beide wurzeln im Selbstmitleid, in der Erfahrung des „Schreckens um und um“). – Konstruktion der Materie (Ursprung des Inertialsystems) und Rekonstruktion der Sprache (Zusammenhang der Konjugationen mit den Deklinationen) – Der Logos und die Übernahme der Schuld der Welt?
Wer einen Menschen tötet, zerstört nicht eine Welt, er zerstört seine eigene Welt (die sprachlichen Wurzeln seiner eigenen Welt). Kain wurde „unstet und flüchtig“ (wie der Dornstrauch in der Jotam-Fabel).
Ist das Opfer Abels das Opfer des Wortes, mit dem Adam die Tiere benannt hat? (Vgl. den „Duft des Wortes“ im Sohar, S. 33)
Kabbala
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22.12.91
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18.12.91
Ist das Relativitätsprinzip, die Bewegung des Raumes in sich selber, ein letztes, domestiziertes Echo des Pneuma?
Das Pneuma hängt mit Wind, Wolken und Gewitter (Blitz und Donner) zusammen, auch damit, daß der Menschensohn „auf den Wolken“ wiederkommen wird, ebenso mit der Wolken- und Feuersäule. Demnach wäre denn das Inertialsystem auch real die Verkörperung der Sünde wider den Heiligen Geist.
Kann es sein, daß die Bedeutung der Buchstaben (Aleph, Beth, Gimel, Daleth, He) auch für ihre Ursprungsgeschichte nicht ganz unerheblich ist? Ist in der Bibel eine Erinnerung an den Ursprung der Schrift enthalten? Der Dekalog wurde auf Steintafeln eingegraben, also wohl in Keilschrift? Welches sind die technischen Voraussetzungen der Buchstabenschrift, und wer hat dann das Buch erfunden? Wie heißt der einzelne Buchstabe auf hebräisch (die Bezeichnung für das Buch ist sefer)?
Ist nicht der Regenbogen ein gegenständliches Äquivalent des durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit berichtigten Relativitätsprinzips?
Ist die schechina die Herrlichkeit Gottes, oder wie hängt sie damit zusammen?
Empörung und Fall, Materialisierung und Ursprung des moralischen Urteils, sind korrelative Begriffe.
Nur Gott darf sagen: Seid barmherzig, wie ich barmherzig bin. Wenn der Täter vom Opfer Barmherzigkeit (Vergebung) fordert (oder die Kirche in einer blasphemischen Anwendung des Bußsakraments den Tätern ohne Befragung der Opfer deren Barmherzigkeit zuspricht), so heißt das Gott versuchen.
Die Selbstverfluchung der Kirche läuft über die projektive Verurteilung der andern und die ausbeutende Selbstidentifizierung mit dem Opfer. Sie ist zwangsläufig und systembedingt mit der Geschichte der Leugnungen verbunden (sind nicht in der Geschichte der drei Leugnungen die „Umstehenden“ die Welt, und sind die beiden letzten Leugnungen – nach dem Urschisma der ersten Leugnung – nicht fortschreitende Weigerungen, die Schuld der Welt auf sich zu nehmen: Identifikationen mit dem Aggressor, Folgen des Rechtfertigungszwangs?).
Sind die Konnotationen des Begriffs der Herrlichkeit („Herr“) auch im Begriff des kabod schon enthalten? – „Herrlichkeit“ und „Frau Welt“: Was bedeutet ist, wenn das Weibliche (in der Kabbala die linke Seite) mit dem Weltlichen in eins gesetzt wurde? -
13.12.91
Man muß den Satz Wittgensteins „Die Welt ist alles, was der Fall ist“, wenn man ihn verstehen will, umkehren: Alles, was der Fall ist, ist die Welt. Das „alles, was der Fall ist“ ist Subjekt und „die Welt“ Prädikat.
Beim Turmbau zu Babel wurde der Name durchs Prädikat ersetzt. Begriffliches Denken ist prädikatives Denken; in der Mathematik wird nicht nur der Name, sondern auch das Urteilssubjekt durchs Prädikat ersetzt: Grundlage der Mathematik ist die Substitution der Einheit von Subjekt und Prädikat, die orthogonale Beziehung der Dimensionen im Raum, die dann auch die Materie und die Zeit in eine gleichsam orthogonale Beziehung zum Raum rückt. Diese Einheit von Subjekt und Prädikat, genauer ihr Schein, ist vermittelt durch die Substantivierung des Prädikats (des „Seins“), die selber der vollständigen Ausbildung der Konjugationen, insbesondere den Futurbildungen sich verdankt. Zusammenhang mit der Konstituierung der Welt, dem Objektivations- und Säkularisationsprozeß (geschichtsphilosophische Konnotationen einer historischen Grammatik)?
(Ist es denkbar, daß es eine reale Beziehung der Toten zur toten Natur gibt: daß das Opfer zu den Konstituentien des Inertialsystems gehört – einschließlich der realen Opfer der Hexenverfolgung?)
Hegels Geschichtsphilosophie ist eine Philosophie der Weltgeschichte, d.h. Hegel macht das Prädikat zur Totalität und als Totalität zum Subjekt der Geschichte. Aber was Hegel hier zum Subjekt der Geschichte macht, ist das entfremdete Prinzip der Subjektivität („der Geist, der draußen ist“ – Sohar, S. 179). Die Welt wird zum Subjekt der Geschichte als Inbegriff des anklagenden und richtenden Prinzips, der scheidenden und verdrängenden (verschiebenden und projektiven) Kraft.
Was bedeutet der Satz (Mt 63): „Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte Hand tut“: Es soll nicht in der Öffentlichkeit geschehen („laß es also nicht vor dir herposaunen“), sondern im Verborgenen („dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten“): Die linke Hand repräsentiert die Öffentlichkeit („alle Welt“)!
„Alle Welt“: das sind die nicht widerlegbaren Urteile aller (Bekenntnis- und Beweislogik).
Gibt es Berührungspunkte zwischen dem haggadischen Teil der Kabbala und dem Märchen (Zusammenhang der Motive: König, Prinz, Prinzessin, Hexe, Zauberer)?
Zur Kritik der Fundamentalontologie: „Nur nicht mehr an das denken,/ was meine Seele so betrübt,/ doch auf den Sinn des Seins/ Gedanken und Gefühle lenken,/ auf das, was einst ich so geliebt.“ SS-Sturmbannführer Viktor Arajs, 1979 wegen gemeinschaftlichen Mordes an 13 000 Menschen zu lebenslänglicher Haft verurteilt, in einem im „Rundbrief für den Freundeskreis“ (Nr. 2/1986) veröffentlichten Gedicht (zitiert nach Ernst Klee: Persilschein und falsche Pässe, Frankfurt 1991, S. 117).
Ist die kopernikanische Theorie ein Pendant des Hexenhammers?
Den Himmel aufspannen: erinnert das nicht an den Spannungsbogen in der Musik (an Glenn Goulds Einspielung des Wohltemperierten Klaviers oder an Bredels Schubert) und an die Spannung im Roman?
Das Gewaltmonopol des Staates zerstört die argumentative Kraft der Sprache.
Gibt es einen sprachlichen Zusammenhang zwischen Mizrajim (Ägypten) und den Mizwot (den Geboten)?
Sind in der Geschichte der raf Ulrike Meinhof und Holger Meins nicht doch von Gudrun Ensslin und Andreas Baader zu unterscheiden?
Der Begriff des Nichts ist durch das Geld (das den Dingen von außen, durch ihre Beziehung zum Tausch, Realität verleiht) und durch die Vorstellung des Raumes vermittelt (durch die Vorstellung des „leeren Raumes“, in den die Dinge von außen, aus dem „Nichts“ hereinkommen). Aber dieses Nichts ist Statthalter der verdrängten Wahrheit.
Der Sündenfall ist ein Vorgang in der Sprache („Die Welt ist alles, was der Fall ist“) und erst danach ein Vorgang in der Geschichte. Darin gründet die Bedeutung des Gebets.
Der Atheismus ist eine notwendige Folge aus dem Schein der Unkritisierbarkeit der Bekenntnislogik. Atheismus unausweichliches Produkt des Herrendenkens; einzige Absicherung gegens Herrendenken ist die Theologie.
Magie und Verzweiflung (Sprache und Sexualität): Verknüpfung von Magie und Religion nur unter dem Vorzeichen der Sexualmoral, nicht des Sprachdenkens (Katharer und Ursprung der Kabbala); Personalismus als Konkretismus im sexualmoralisch definierten Kontinuum. Golem Deckbild der Erlösung. Grenze der Magie: der Golem kann nicht sprechen (in der Schöpfungsgeschichte bara dreimal: Himmel und Erde, die großen Seeungeheuer, der Mensch). Golem und Alchemie (Goldmachen).
Differenz zwischen Held und Messias (Jesus ein Held?).
Sintflut und Grenze zwischen Vorwelt und Welt. „…, daß es das Ich ist, welches die Flut bringt“ (Sohar, S. 119). Zusammenhang mit der Änderung des Nahrungsgebots (Erlaubnis Fleisch zu essen), dem Noachidischen Bund, dem Regenbogen (Farben in der Schrift?).
Die Barbarei beginnt, wenn die Bekenntnisse zu Zeichen der Komplizenschaft, wenn sie indifferent gegen die Welt und zugleich austauschbar werden (Hexenhammer und Bekenntnis: Hexe wird man durch den Teufel; zuerst Abschwören des Bekenntnisses, dann die Teufelsbuhlschaft; schwarze Messen; Zusammenhang mit der Vorgeschichte der Katharer? Affinität des Protestantismus? Sprachmagie und Teufelsbuhlschaft: hieros gamos und Sternendienst; Zusammenhang zwischen Hexen und dem Herrn der Tiere, dem wilden Heer).
Wir leben in einer gemeinsamen Welt, aber wir sehen sie gemeinsam nur durch die Sprache.
Hängt der exzessive Gebrauch von Prä- und Suffixen mit der Akkusativierung der Sprache, mit ihrer Instrumentalisierung und Verwandlung in eine Herrensprache zusammen?
Die Umkehr ist nicht das Ziel, sondern der Anfang.
Der Eid als Selbstverfluchung.
Zu Elias als Bote des Messias sh. Maleachi.
Nicht die Unterscheidung von Innen und Außen (Hellenen und Barbaren, Guten und Bösen; Basis der kontemplativen Beziehung zur Objektivität), sondern die von „Im Angesicht“ und „Hinter dem Rücken“ (Israeliten und Hebräer; Grundlage der praktisch-moralischen, der messianischen Beziehung zur Objektivität): die Hereinnahme der Beziehung aufs Andere ins Denken ist das Tor zur Theologie (der Satz gilt auch gegen die Verinnerlichung der gesellschaftlichen Kritik: Intersubjektivität, der Beweis durch Unwiderlegbarkeit, ist gegen Gemeinheit nicht gefeit).
Die Mechanik ist deshalb die Kerndisziplin der gesamten Physik, weil sie die Beziehungen der Dinge auf die rein äußerliche Beziehung des Stoßes reduziert. Die hier gewonnenen Begriffe und Strukturen sind Ursprung und Maß der gesamten naturwissenschaftlichen Erkenntnis (Raum: von allen Seiten von außen). Hier ist auch die Vorstellung begründet, daß nur Nahwirkungen, Wirkungen durch Berührung, als Erklärung zugelassen, Fernwirkungen hingegen vom Grundsatz her ausgeschlossen sind. Daher hatte die Physik ihre Probleme sowohl mit der Gravitationstheorie (Descartes‘ Versuch, den Fall aus den Trägheitskräften der Zentrifugalbewegung herzuleiten) als auch mit der Optik und der Elektrodynamik (Ätherhypothese).
Materie keine extensive, sondern intensive Größe, über die Begriffe der Dynamik mit dem Inertialsystem und seiner Metrik verbunden.
Die toledot sind der Zentralbegriff einer Einheit von Geschichts- und Naturphilosophie (und was heißt „von Geschlecht zu Geschlecht“?).
Wer der Gottesfurcht zu entkommen versucht, verletzt die Thora. Die Gottesfurcht ist der genaueste Begriff für die Beziehung zur hebräischen Schrift. Und die Gottesfurcht ist das Ende der Herrenfurcht: der Furcht vor der Welt, vor dem Urteil der Welt.
Ist nicht die griechische Metaphysik nur eine vergeistigte Form des Sternendienstes, und die aristotelische noesis noeseos, das Denken des Denkens, ein Abbild des sinnlosen Kreisens der Planeten? Nicht zufällig hat die Aristoteles-Tradition den intellectus agens in der Mondsphäre lokalisiert. Und die Kugel als Modell der Vollkommenheit ist einsichtig nur im Rahmen des Innen-Außen-Gegensatzes.
Gott hat auch die Welt erschaffen, aber erst am fünften Tag, als er die „großen Seeungeheuer“ schuf (erschaffen sind Himmel und Erde, die großen Seeungeheuer und die Menschen). Mir scheint, es ist kein Zufall, wenn die Geschichte der Philosophie mit Thales, mit dem Satz „Alles ist Wasser“, beginnt und mit einer Gestalt des Absoluten endet, in dem kein Glied nicht trunken ist.
Im Licht der Sprache sehen lernen!
„Ein anderer aber, einer seiner Jünger, sagte zu ihm: Herr, laß mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben. Jesus erwiderte: Laß die Toten ihre Toten begraben.“ (Mt 821f) -
19.09.91
Ideologie und Fundamentalismus: O.Loretz nennt ideologisch, was dem wissenschaftlichen Weltverständnis widerspricht und (wie dann auch Heinsohn) fundamentalistisch, was die historisch-wissenschaftliche Bibel-Kritik nicht akzeptiert (vgl. seine Ausführungen zu H.H.Rowley, S. 217ff).
Das „Urteil der Geschichte“: Ist das nicht das Urteil des Historikers, das seine Objektivität anhand von Kriterien gewinnt, die denen des Inertialsystems in den Naturwissenschaften vergleichbar sind (Zentrum: Chronologie, Datierung; aber wie kommt das Wertmoment in dieses „Urteil“).
Bezeichnend, daß ein Historiker wie Oswald Loretz das reflexive Moment im Begriff der Hebräer nicht erkennt. Der biblische Autor bringt doch nichts anderes zum Ausdruck, als daß für ihn die Bezeichnung Hebräer eine Fremdbezeichnung ist; für ihn ist es die Bezeichnung, die die Ägypter und die Philister für die Israeliten (die sich selbst Israeliten nennen) verwenden. Der Fremdbezeichnung Hebräer entspricht die Selbstbezeichnung Israeliten. Diese reflexive Differenz zwischen den beiden Bezeichnungen wird dann in die Väter-, Exodus- und in die frühe Königsgeschichte zurückprojiziert. Zur Verdeutlichung der Differenz wird dann noch Abraham als Hebräer vorgestellt, während Israel als neuer Name Jakobs („Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen“) hier erst eingeführt wird. Beide, die reflexive Fremdbezeichnung als Selbstbezeichnung und die neue, theologisch fundierte Selbstbezeichnung, gehören zusammen als Momente des Erwählungscharakters dieses Volkes und als Selbstverständigungsgrund für den Monotheismus: den Kampf gegen Idolatrie und Opfer. Und könnte es nicht doch sein, daß in dieser doppelten Selbstbezeichnung auch die Erinnerung an eine historische Katastrophe enthalten ist, für die dann die ganzen Materialien zur Frage der Habiru zusätzlichen Stoff liefern. Ob diese Probleme, zu denen zentral die Folgen der Schuldknechtschaft zu gehören scheinen, sich allein hieraus erklären lassen, und ob nicht die gesamte Ursprungsgeschichte der Stadt mit Tempel- und beginnender Geldwirtschaft sowie mit Sternendienst und Astronomie mit aufzuarbeiten ist, scheint mir die Grundfrage zu sein, vor die der Datierung und der historischen Realität der biblischen Erzählungen dann doch wohl zurücktreten. Und sind es wenn nicht die gleichen, so doch vergleichbare Probleme, die auch den Untergang Roms bewirkt haben, und die im Zusammenhang mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Schuldenkrise) heute der gesamten Menschheit ins Haus stehen.
An der Schuldknechtschaft sind in der Alten Welt nur Einzelne zugrunde gegangen (die dann zu Hebräern sich zusammengeschlossen und überlebt haben), während mit der Zeitenwende das Römische Imperium zugrunde gegangen ist (dagegen haben die Christen sich als Kirche zusammengeschlossen: in ihr hat Rom überlebt); geht heute die Welt selber zu Protest?
Die Differenz zwischen Fremd- und Selbstbezeichnung ist eine Differenz, die sich durch den ganzen biblischen Text hindurchzieht (und die Anlaß gegeben hat, den biblischen Text auseinander zu dividieren und verschiedenen Quellen zuzuordnen). Hier kommt der historisch-kritischen Bibelwissenschaft ein Objektivitätsbegriff (und eine Beweislogik) in die Quere, der diese Reflexion nicht mehr zuläßt.
Es ist mehr als ärgerlich, weil es der Grund für so viele unproduktive Forschungsaufträge ist, wenn heute noch so viele Historiker sich als Geisteswissenschaftler verstehen und von dem Begreifen ökonomischer Zusammenhänge sich dispensiert fühlen.
In der Geschichte der historisch-wissenschaftlichen Bibel-Kritik greift die Geschichte der Verinnerlichung des Opfers auf den theologischen Gedanken über: so wurde die Theologie antisemitisch.
Die Bibel erinnert an eine Phase der Geschichte, in der die Privatgeschichte noch Weltgeschichte war. Der Säkularismus als Motor der Geschichte ist von der Theologie immer als Feind gesehen worden; der Preis war die christliche Sexualmoral.
Dient ein Großteil der Untersuchungen und der Argumentation von Loretz nicht dem Zweck, das Problem zu isolieren, es gegen seinen Kontext abzuschirmen. Denn nur unter dieser Bedingung lassen sich seine Thesen aufrecht erhalten, gelingt es, die Frage der Chronologie herauszuhalten und in jenen Denkgleisen fortzufahren, die einmal die nationalistische Geschichtsschreibung installiert hatte (Sprache =Volk = Nation = Staat).
Die Alternative Apellativum/Gentilizium ist falsch; oder in dem Sinne, wie es hier vorausgesetzt wird, sind die Hebräer kein Volk (ist die Bezeichnung kein Gentilizium).
Ps 88 (insbes. V. 6): hapsi = Freiheit der aus Schuldknechtschaft Entlassenen (vgl. Loretz: Habiru, S. 254ff). Freiheit im Totenreich.
…
5Ich zähle zu denen, die in die Grube fahren,
bin wie ein hilfloser Mann geworden.
6Wie die Toten bin ich frei (hapsu), wie die Durchbohrten, die im Grabe ruhenden,
deren du nicht mehr gedenkst,
sie sind ja deinem Walten entrückt.
…
11Tust du an den Toten Wunder,
stehn die Rephaim auf, dich zu preisen?
…
13Wird in der Finsternis dein Wundertun kund,
und deine Gerechtigkeit im Lande des Vergessens?
Die Übersetzung hps „Stoff“ (Loretz, S. 257) scheint mir nicht überflüssig, weil sie – wie das Totenreich an die vergegenständlichte Welt – (mit fast zwingender Systemlogik) an die Genesis des Materie-Begriffs (biblisch „Staub“: vgl. hierzu Gen 314,19) gemahnt.
Der Staub in der Sündenfall-Geschichte: sind das die Hebräer? Und ist der Staub der Abfall, der Rest, der übrigbleibt, nachdem die Welt durch die Mühle des Inertialsystems gedreht wurde? Und sind wir schließlich nicht selber dieser Staub, den wir, um die Schlange zu nähren, produzieren.
Die Hebräer haben von Anfang an den Götzendienst und die Opfer als Stabilisatoren des Herrendenkens begriffen und deshalb nicht mitvollzogen (außer in der reflektierten Gestalt: als Israel).
Gegen diese Objektivationsarbeit die Erinnerungsarbeit setzen. Das Ergebnis der Objektivationsarbeit ist hierbei zu nutzen: sie gibt der Erinnerungsarbeit Stoff, Anhaltspunkte und Fingerzeige.
Hat die Geschichte der Sara im Buch Tobit mit der Geschichte der Sara in der Patriarchengeschichte etwas zu tun? Hängt die Geschichte vom Dämon, der die Männer der Sara in der Hochzeitsnacht sterben läßt, mit Geschichte von der Unfruchtbarkeit der anderen Sara zusammen?
Ist der Übergang von Abram zu Abraham und von Sarai zu Sara ein sprachlicher Übergang? Was bedeutet das angehängte „i“ bei Sarai? (Vertritt dieses „i“ ein Personalpronomen, das bei dem neuen Namen entfällt? – Verzichtet Sara aufs Ich, oder wird ihr der Verzicht zugemutet, abverlangt?)
Ist die grammatische Differenz zwischen maskulinen und femininen Wörtern (insbesondere die maskuline Differenz und die feministische Einheit von Genitiv und Dativ) nur eine Eigentümlichkeit der indogermanischen Sprache? Anders: Ist die Differenz von Confessor und Virgo ein Strukturproblem der indogermanischen Sprache? Gehört es zum „Wesen“ des Christentums, daß es von der hebräischen Sprachstruktur sich lösen mußte, um den „Weltauftrag“ erfüllen zu können (und deshalb für Israel nicht mehr verständlich war)?
Das Christentum ist durch seinen Eintritt in die indogermanische Sprachwelt selber zum Opfer der babylonischen Sprachverwirrung geworden (steht das Christentum zum Römischen Reich wie Israel zu Babylon?).
Die Erfindung der Sumerer, ein Nebenprodukt der alttestamentlichen Wissenschaft, hat diese zugleich begründet und verwirrt (als späte Folge der babylonischen Sprachverwirrung, deren Erkenntnis sie zugleich verhindert und ermöglicht). Das Ergebnis dieser Verwirrung ist an Texten wie dem von Oswalt Loretz im Detail nachzuweisen.
Auch die Bibel ist einem Inertialsystem unterworfen, dessen gegenständliche und vergegenständlichende Kraft in der Chronologie begründet ist. Rosenzweigs Übersetzung des R (= Redaktor) mit Rabbenu (unser Lehrer) drückt das aufs genaueste aus.
Wer sich über die Bedeutung und die Tragweite der Kanonisierungsprozesse klarwerden will, sollte die Bedeutung und die Tragweite der kopernikanischen Wendung für die moderne Welt studieren.
Wenn Abraham (der Name) etwas mit den Hebräern zu tun hat, und Isaak (vielleicht auch Esau) mit Isa/Jesus, und beide mit der Beziehung von Moses und Joschua, wie verhält es sich dann mit Jakob/Israel (Sara)? Sara lachte, als ihr im Alter von neunzig Jahren ein Sohn angekündigt wurde; Jakob ist der einzige, der Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen hat (Moses nur hinter seinem Rücken wie Abraham).
Sonne, Mond und Sterne, oder das verdinglichte Licht und der Herrschaftsauftrag.
Sind die Fische nicht noch auf andere Weise stumm als die übrigen Tiere? Während die Stummheit der Tiere sonst mit dem Vorgang der Namengebung (der Menschwerdung Adams) zusammenzuhängen scheint, liegt die Stummheit der Fische davor; und es erscheint mehr als merkwürdig, daß zu den ältesten Lebewesen überhaupt die Haie gehören (sind die Haie Säugetiere?).
Ist das Tier vom Lande das durch Benennung durch den Menschen verletzte Tier, und das Tier aus dem Wasser der Schöpfungsdrache? (Bei welchem Tier braucht es Weisheit und Verstand, um seine Zahl – 666, die Zahl eines Menschen – zu entziffern?) Das Tier vom Lande ist von Gott gemacht (von der Erde hervorgebracht) und vom Menschen benannt, das Tier aus dem Wasser ist (wie Himmel und Erde und am Ende der Mensch) von Gott geschaffen.
Ob die Bibel in der Form, in der sie heute vorliegt, historisch wahr ist, ist eigentlich unerheblich. Franz Rosenzweigs Abwendung vom Historismus und Wiederentdeckung des Offenbarungsbegriffs ist ein erster Versuch, das zu begreifen. Nicht unerheblich (vielmehr von erheblicher geschichtsphilosophischer Bedeutung) ist, daß sie während der ganzen christlichen Geschichte als historische Wahrheit genommen worden ist (und hierbei eine Hilfe war, die Welt zu verstehen und in der Welt zu bestehen).
Der Personbegriff drückt zunächst einen ästhetischen und dann einen ökonomisch-juristischen Sachverhalt aus (Maske des Helden, Eigentümer, Träger des Namens und Subjekt der rechtlich-moralischen Zurechenbarkeit seiner Handlungen). Über dieses Vehikel ist – in der lateinischen Version – die Philosophie in die Theologie mit hereingenommen worden, die sie dann von innen zerstört hat (oder nur verpuppt?). Durchs Medium der philosophischen Reflexion hat die christliche Theologie sich entfaltet, wurde sie zugleich neutralisiert, unschädlich gemacht. (Das Dogma hat die Theologie unter Langzeit-Narkose gesetzt.)
Persona als Maske des Helden: Hängt das auch mit dem Ursprung des Geldes zusammen (Tragödie als Urform der Selbstreflexion des Kapitalismus)? Vgl. die Goldmaske des Priamus und Jesu Antwort auf die Steuerfrage („Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist“).
Der antike Begriff des Äons, der insbesondere in der apokalyptischen Literatur erscheint, hier vor allem durch Tiere symbolisiert wird, drückt genau die verschiedenen Gestalten der Weltverständnisse (die verschiedenen gesellschaftlichen Inertialsysteme) aus. Kann es sein, daß diese Äonenlehre zusammenhängt mit der kabod-Theologie, mit der an der Herrlichkeit Gottes sich orientierenden Theologie (die Lade im Tempel, Ezechiel, die Kerubim mit den die Äonen symbolisierenden Gesichtern – auch mit dem kreisenden Flammenschwert -, zuletzt die Merkaba-Mystik)? War diese Theologie das theologische Äquivalent des heidnischen Sternendienstes (und deshalb Herrschaftsmystik)? – Dagegen war die spätere Kabbala Schem-Mystik, Namens-Mystik.
Das Relativitätsprinzip ist gleichsam ein mimetischer Akt, in dem sich das Bewußtsein dem Inertialsystem gleichmacht (zugleich sich in seine Gewalt begibt). Das Entscheidende am Relativitätsprinzip ist, daß die Bewegung des Objekt gleichgesetzt wird einer Bewegung des Raumes. Diese Gleichsetzung ist eine Nivellierung der Subjekt-Objekt-Beziehung. Das Subjekt ist im gleichen System auch Objekt; aufgrund des Relativitätsprinzips sind beide austauschbar. Damit hängt es zusammen, daß der Inhalt der physikalischen Erkenntnis sprachlich fast nicht mehr zu vermitteln ist. Im Rahmen des „naturwissenschaftlichen Weltbildes“, zu dem es keine Alternative mehr zu geben scheint, sind die sinnlichen Empfindungsqualitäten, von der Farbe rot bis zur Sexuallust inmommunikabel geworden.
Wenn die Physik Ausdruck der Natur ist, dann ist eine Vergewaltigung Ausdruck der Frau (dazu wird sie dann ja auch in Strafrechtsverfahren in der Regel gemacht).
Bei der Erschaffung der Pflanzen und der Tiere wird unterschieden zwischen dem Wachsenlassen und dem Hervorbringen; beidemale ist die Erde das Subjekt.
Theologische Texte, deren Verständnis und Auslegung dem Indentitätsprinzip unterworfen wird (mit dem wir das Denken abschaffen, weil wir die Objektivität zum Herrn über das Denken machen), werden vergewaltigt. -
21.05.91
Zur Systemlogik des Bekenntnisses gehört die Heuchelei: daß die, die das Bekenntnis fordern, selber nicht bereit sind, sich daran zu halten. Bekenntnisse sind Bekenntnisse für andere. Der Bekenntniszwang nimmt zu mit der Ohnmacht: deshalb ist er innerhalb der Linken stärker als bei den Rechten. Die CDU ist eine Bekenntnis-Partei, weil sie eigentlich kein Bekenntnis mehr braucht. Die Verflechtung von politischer und wirtschaftlicher Macht enthebt jene, die diese Macht in Händen halten, von jeder Verpflichtung (vgl. die Papstgeschichte des frühen Mittelalters). Der Bekenntniszwang wird nur in Gefahrensituationen aktuell (in Situationen, in denen der instrumentelle Gebrauch geboten ist): hier wird das Bekenntnis wieder zur Waffe, zum Mittel der Diskriminierung, der taktischen oder strategischen Nutzung des Feindbildes.
Gott gründete die Erde und spannte den Himmel auf: hat er den Himmel mit den Sternen am Firmament befestigt? Und Paulus war ein Zeltmacher. – Gegründet werden Städte, Staaten, Unternehmungen, Firmen, Institutionen; Grund sind teleologische Vorstellungen, Zwecke, Ziele, Ideen als Ursachen. Gründen ist eine technische Organisation von Mitteln zu bestimmten, vorgegebenen Zwecken: Zusammenhang mit der Selbsterhaltung, dem Realitätsprinzip.
Prophetisches Bilder-Lexikon: die Erde gründen, den Himmel aufspannen, Dornen und Disteln, den Geist ausgießen, Tiere, Völker, Bäume etc.
Bezieht sich das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit auf den ganzen Raum oder (als Maß einer Bewegung im Raum) jeweils nur auf eine bestimmte Richtung des Raumes: sind die Längenkontraktion und die Zeitdilatation richtungsabhängig (auf den Bewegungssinn bezogen)? Bedeutet das, daß die Beziehung der Zeit zum Raum nicht mehr diesen Totalitätscharakter hat, sondern gleichsam individualisierend vorgestellt werden muß? Was ist hiernach noch gleichzeitig? Ist nur noch der „Lichtstrahl von innen“ das Moment der Gegenwart im Raum, und die Gleichzeitigkeit (als subjektiver, mit dem Inertialsystem als objektiv gesetzter Schein) hiervon zu unterscheiden? Die Lichtgeschwindigkeit gehört zu einem Vorstellungssystem, in dem der Lichtstrahl gleichsam von außen gesehen, vergegenständlicht wird, und erst in diesem Zusammenhang als eine zeitlich bestimmte Bewegung erscheint. (Falsche Interpretation der Zeitdilatation: sie kann nie auf ein ganzes Objekt bezogen werden. Man altert nicht langsamer, wenn man mit einer Geschwindigkeit nahe der Lichtgeschwindigkeit durchs Weltall fliegt.)
Die Lichtgeschwindigkeit ist nicht das Maß einer Objektbewegung im Raum, sondern das einer Raumbewegung im Objekt.
Verletzen die „Schwarzen Löcher“ nicht das Gesetz der Energie-Erhaltung?
Schlaf: das Untertauchen ins Gegenständliche, Subjektlose; deshalb: Wachet und betet. Die Physik ist der Traum des Verstandes, die Theologie das Aufwachen.
Paulus heißt auch Saul; kam nicht David nach Saul?
Heinsohn weist auf den astronomischen Ursprung des Pentagramm hin: auf den Zusammenhang mit der Planetenbahn der Venus, die in genau acht Jahren fünfmal die Sonne umkreist, bezogen auf die Erde demnach ein Pentagramm beschreibt. Das Pentagramm ist der Drudenfuß: gibt es dazu eine keltische Erklärung?
Gemeinheit ist kein psychologischer, sondern ein objektiver Begriff; oder genauer: ein Begriff für einen objektivitätsbegründenden Sachverhalt. Die Erfahrung der Gemeinheit läßt drei Reaktionen zu:
– man wird selber gemein;
– man wird depressiv;
– man weigert sich, auch gemein zu werden.
In der dritten Verleugnung wird die Kirche selber zur Schule der Gemeinheit. Es ist die Phase der Selbstverfluchung.
Aufklärung beruht auf der Verinnerlichung des Opfers und der Vergeistigung der Idololatrie.
Abraham (seine Nachkommenschaft ist so groß wie die Zahl der Sterne am Firmament), Isaak und Jakob und die zwölf Stämme Israels: der „Schrecken Isaaks“ („Er lacht“), das Lachen Abrahams und Saras, Jakob: „Gott schützt“ und „Er betrügt“.
Zu Jakobs Kampf mit dem Engel: Gibt es eine andere Stelle, an der die Hüfte vorkommt? Hat die Hüfte etwas mit der Lende oder mit der Rippe zu tun?
In welcher Beziehung stehen die zwölf Apostel zu den zwölf Stämmen Israels, den zwölf Söhnen Jakobs (den zwölf Tierkreiszeichen)? An welcher Stelle stehen respektive Petrus, Johannes, Judas?
Die Sonne herrscht über den Tag, der Mond über die Nacht.
Zu den frühgeschichtlichen „Naturkatastrophen“ vgl. die Geschichte von den Urkönigen (Könige von Edom) in der Kabbalah?
Zu den Königen von Edom: Hatte jeder eine Stadt gegründet? Wieviel Städte waren es?
Woher stammen die Galiläer; gibt es einen Zusammenhang mit dem Stamme Dan?
Steiner, S. 262; Kunst als Gegenschöpfung, S. 265; S. 268
Das objektbezogene Lachen ist anders als das befreiende Lachen (ebenso das feindbildbezogene Zwangs-Bekenntnis anders als das befreiende Bekenntnis).
Zwischen dem An-sich und dem Für-uns ist ein Bruch, der sich dialektisch nicht auflösen läßt. Das An-sich wird in Dialektik hereingezogen durch das entfremdete Subjekt-Objekt: als ein Für-uns.
Durch das „es gibt“ wird die Frage „Gibt es Gott“ blasphemisch. Für dieses Es gibt es keinen Gott. Dieses Es ist Statthalter der Totalitätsbegriff Welt und Natur, die sich dem historischen Prozeß verdanken, die Subjektivität zum Ursprung haben, deshalb atheistisch sind.
Zur Genesis des Objektbegriffs: Die Billardkugel, die Erde, die Sterne, die Sonne, das Opfer, das Objekt des Lachens, das Schicksal, das Urteil, das Richten, der Begriff/das Urteil/der Schluß, der Säkularisationsprozeß, die Profangeschichte: Herrschaftsgeschichte und Geschichte der Auseinandersetzung mit der Natur, Subjekt und Empörung, Objekt und Instrumentalisierung, Mittel und Zweck, Grund und Begründetes.
Es ist der zugleich festgehaltene und geopferte Objektbegriff, der die Hegelsche Logik begründet. Die Verinnerlichung des Opfers hat ihr gegenständliches Korrelat im Opfer des Objekts: im Antisemitismus und in der Frauenfeindschaft. Geopfert wird die Klage (Rahel weint um ihre Kinder) und die Barmherzigkeit.
Jeder Mensch ist Ursprung eines Inertialsystems: Zusammmenhang mit den Fixsternen?
Spr 1519: Der Weg der Faulen (der Trägen?) ist wie ein Dornengestrüpp, …: Kritik des Inertialsystems.
Zur Mechanik, zur Realitätserfahrung am Widerstand des Objekts: der Boden ist der Widerstand gegen den Fall (Blut und Boden).
Zur Dialektik der Scham: Wer selber vor Scham sich verstecken (in den Boden versinken) möchte, respektiert nicht mehr die Scham der anderen (nimmt sie nicht mehr wahr?). Zusammenhang mit der Dialektik der Schuld. -
14.10.90
Zur Pseudonymität der jüdischen Apokalyptik vgl. R.H.Charles (in Koch: Apokalyptik, S. 173ff); Anwendung auf Kabbalah (Apokalyptik/ Prophetie: Mystik/ Rabbinische Tradition).
Neubestimmung des Verhältnisses von Philosophie und Theologie: Philosophie ist der verinnerlichte Intimfeind der Theologie; ihre Kritik wird als Selbstkritik, wenn nicht als Nestbeschmutzung erfahren. Es gibt allerdings auch keinen Weg an der Philosophie vorbei, sondern nur durch ihre Kritik (ihre genaueste Kenntnis) hindurch. In dieser neubegründeten Theologie erfüllt sich auch die Philosophie. Das „bis an die Grenzen der Welt“ gilt nicht nur in seiner extensiven (geographischen), sondern auch in der intensiv-qualitativen (geschichtlich-gesellschaftlichen) Bedeutung (im Hinblick auf die fortschreitende Säkularisation).
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09.08.89
Die Welt (Korrelat des Realitätsprinzips) ist durch die besondere Beziehung von Allgemeinem und Besonderem, die sie repräsentiert, bezogen auf das Selbsterhaltungsprinzip (objektiv: das Tauschprinzip); dieses ist der Kristallisationskern, an den die Begriffe und Anschauungen, die die Welt konstituieren, anschließen. Zugleich damit wird jedoch alles, was nicht in das System paßt, was durchs Sieb fällt, ausgeschlossen, insbesondere Güte, Mitleid, Empathie. Die Welt repräsentiert eine Gestalt der Realitätswahrnehmung und -erkenntnis, genauer: ein Begriffssystem, das die Wahrnehmung im vorhinein strukturiert und bestimmt, das insbesondere Anklage und Gericht kurzschließt und jede Verteidigung als „Rechtfertigung“ ideologisiert. Die Welt ist der Inbegriff aller Objekte des Herrendenkens. Insoweit ist die Welt die Sünde wider den Heiligen Geist, und der Vulgärbegriff der Ideologie der Kern der zugrunde liegenden Abwehrreaktion.
Die Welt als ein System des Zerfalls von Sprache durch Logik ist Grund und Medium der Subjektivität, gesellschaftlich des Nationalismus (als kollektive Gestalt von Subjektivität). Es ist kein Zufall, daß Deutschgesinnte in der Regel Probleme mit der deutschen Sprache haben.
v. Rad: Wie kann man noch 1957(!) eine „Theologie des Alten Testamentes“ schreiben, ohne auch nur mit einem Wort Auschwitz und den Holocaust (die Shoah) zu erwähnen? – Kann man den „sinnlich-übersinnlichen“ Gehalt, der nicht nur unmittelbar auf die Liebe, sondern ebenso auf ihre Derivate zu beziehen ist (Beispiel: Dornen, Dornbusch, Dornenkrone), so einfach als „vagen Symbolismus“ abtun (und dagegen auf dem historischen Realgehalt bestehen, dem dann jedoch nur noch eine Theologie abzugewinnen ist, die nicht mehr harmlos ist). Kann man eine „Theologie des Alten Testamentes“ schreiben, ohne die jüdische Tradition (die Kabbala) zu kennen? Hier kann man mit Händen greifen, welchen verhängnisvollen Einfluß eine unaufgeklärte naturwissenschaftliche Aufklärung auf die historische Aufklärung hat. (Zusammenhang der großen protestantischen Tradition der Bibelkritik mit der Rechtfertigungslehre?)
Das Christentum ist keine Siegesreligion: Es sollte skeptisch machen, daß die Dogmengeschichte auch eine Geschichte der jeweils Siegenden ist, mit der Zusammenfassung der Siege im Triumphalismus Roms. Sicher waren die Unterlegenen nicht jedesmal die Besseren; aber ist die Vorstellung so abwegig, daß mit der Abtrennung der Häresien jedesmal auch ein Teil der (zu früh und deshalb unreif hervorgetretenen) Wahrheit abgetrennt, ausgeschieden und verdrängt wurde? Eine unter diesem Aspekt geschriebene Geschichte der Häresien wäre zweifellos einer der wichtigsten Beiträge zur Selbstverständigung der Theologie (vgl. z.B. Elaine Pagels Darstellung der Gnosis oder auch Thomas‘ und Mussners Beiträge zu einer christlichen Theologie des Judentums, die freilich zu revidieren wären anhand Radford Ruethers „Brudermord und Nächstenliebe“ und der weitergehenden Konsequenzen daraus).
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14.07.89
Mathematik und Sprache: Das Verhältnis der Mathematik zur Sprache drückt sich nicht in der „Grammatik (Logik) der Mathematik“, sondern allein im Übergang im Objekt (als Übergang von der Mathematik zur Sprache): in der Schöpfungslehre aus. Hier (und nur hier) läßt sich der erkenntnistheoretische Sinn des theologischen (nicht bloß moralischen) Begriffs der Umkehr demonstrieren. Der Weltbegriff und der naturwissenschaftliche Objektbegriff stehen außerhalb (nämlich diesseits) des theologischen Erkenntnisbereichs, nur durch ihre Kritik hindurch läßt sich der theologische Erkenntnisbereich rekonstruieren. (Chemie = domestizierte Alchimie; der Elektromagnetismus – die Instrumentalisierung von Licht und Feuer – hat den qualitativen Naturbegriff zum Verschwinden gebracht, die spezielle Relativitätstheorie mit dem Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit den Grund der Möglichkeit der Instrumentalisierung/Domestizierung der Natur benannt; die genaue Analyse der Planckschen Strahlungsformel, die gleichsam das Feuer dingfest macht, müßte das konkretisieren. Atomphysik/-technik = Spiel mit dem Feuer.)
Hängen die Schöpfungstage mit dem Planetensystem zusammen (die Benennung der Wochentage scheint darauf hinzudeuten)? Gibt es in der Kabbalah oder in der frühchristlichen Engellehre Hinweise auf solche Zusammenhänge?
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie